Technische Analyse - Infoboard
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RohstoffmonitorMÄRKTE & ZERTIFIKATE | 05/2010<br />
Foto: www.wikipedia.de<br />
Prognose<br />
Was dann passieren kann, hat der Preisrückgang<br />
im Jahr 2008 gezeigt: Binnen<br />
weniger Monate fi el der Ölpreis auf ein<br />
Viertel des Rekordniveaus von Mitte<br />
2008.<br />
Ölangebot mehr als ausreichend. Mit<br />
einem ähnlich dramatischen Einbruch<br />
rechnen derzeit zwar nur wenige Experten.<br />
Doch angesichts drohender konjunktureller<br />
Rückschläge dürften die Ölpreise<br />
unter Druck bleiben. „In letzter Zeit haben<br />
die Anleger zu sehr die Bedeutung<br />
Asiens für den Ölpreis betont. Wir müssen<br />
uns nun aber ins Gedächtnis rufen, dass<br />
auch die nordatlantischen Ökonomien für<br />
den Ölpreis wichtig sind. Und sowohl in<br />
Nordamerika wie auch in Europa sieht es<br />
fundamental nicht so gut aus“, so etwa<br />
die Einschätzung von Ben Westmore von<br />
der National Australia Bank in Melbourne.<br />
Ein Indiz dafür, dass der Markt derzeit<br />
ausreichend mit Öl versorgt ist, liefern<br />
die US-Rohöllagerbestände, die sich im<br />
Mai mit 365 Millionen Barrel auf einem<br />
Fünfjahreshoch befanden. Die US-Nachfrage<br />
nach Rohöl hat sich in den vergangenen<br />
Monaten zwar wieder deutlich erholt,<br />
ist aber immer noch erheblich niedriger<br />
als in den Jahren 2007 und 2008.<br />
Keine gemeinsame Angebotspolitik.<br />
Als Belastung für den Ölpreis erweist sich<br />
zudem, dass es um die Förderdisziplin der<br />
OPEC nicht zum Besten steht. Der Iran und<br />
Angola etwa halten sich nicht an die ihnen<br />
zugewiesenen Quoten. Sie produzieren<br />
mehr Öl als sie sollen, um ihre maroden<br />
40<br />
Kartell verliert an Einfl uss:<br />
OPEC-Zentrale in Wien.<br />
Staatskassen aufzufüllen. Laut der Internationalen<br />
Energieagentur (IEA) werden<br />
die Ende 2008 von der OPEC beschlossenen<br />
Förderkürzungen nur noch zu 55<br />
Prozent umgesetzt. Täglich werden fast<br />
2 Millionen Barrel „über Plan“ gefördert.<br />
Und weiterer Spielraum nach oben wäre<br />
vorhanden. Die IEA geht von mindestens<br />
6 Millionen Barrel freien Tageskapazitäten<br />
aus, auch wenn die Produktion seit zwei<br />
Jahren insgesamt gedrosselt wurde.<br />
Hinzu kommt, dass das Öl kartell<br />
ohne hin tendenziell an Einfluss und<br />
Macht verloren hat. Große<br />
Öl förderländer wie Russland<br />
gehören der Organisation<br />
gar nicht an. In den<br />
vergangenen Monaten<br />
pumpte Moskau täglich über 10 Millionen<br />
Barrel in seine Pipelines. Die IEA erwartet<br />
für 2010 einen täglichen Ausstoß<br />
der Nicht-OPEC-Staaten in Höhe von<br />
52,2 Millionen Barrel. Das entspräche<br />
einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr<br />
um 0,7 Millio nen Barrel. Damit droht jede<br />
Ermahnung der OPEC an ihre Mitglieder,<br />
sich an die zugewiesen Quoten zu<br />
halten, ins Leere zu laufen. Denn warum<br />
sollte man sich etwa in Tehe ran freiwillig<br />
Entwicklung am Erdölmarkt<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
an „künstliche“ Grenzen halten, während<br />
Moskau die Ölproduk tion nach oben<br />
fährt und das Geschäft macht? Eine<br />
Frage, auf die die OPEC nur schwerlich<br />
eine Antwort fi nden dürfte.<br />
Berücksichtigt man die aktuelle<br />
Angebots- und Nachfragesituation bei<br />
Öl, dann fällt es schwer, für das laufende<br />
Jahr eine positive Ölpreisprognose<br />
abzu geben. Einerseits ist ausreichend<br />
Öl vorhanden, andererseits dürfte sich<br />
die Nachfrage eher schwach entwickeln.<br />
Auf einen Nachfragerückgang werden<br />
die Anbieter kaum mit einer<br />
deutlichen Förderkürzung<br />
reagieren können; dazu<br />
fehlt es den Produzenten an<br />
Einigkeit. Tendenziell ist in<br />
den kommenden Monaten also eher von<br />
seitwärts tendierenden bis schwächeren<br />
Ölpreisen auszugehen.<br />
Ein Blick auf die Situation am Futures-<br />
Markt bestätigt diese Einschätzung. Derzeit<br />
hat sich dort die Contango-Situa tion<br />
etwas verstärkt. Das ist ein Hinweis darauf,<br />
dass die Marktteilnehmer den Preis vorteil<br />
einer raschen Lieferung von Rohöl gering<br />
einschätzen. Sie tun dies, weil sie die<br />
Marktpreise als stabil erachten.<br />
Mio. Barrel pro Tag USD je Barrel<br />
65<br />
03.2001 03.2002 03.2003 03.2004 03.2005 03.2006 03.2007 03.2008 03.2009 03.2010<br />
Erdölnachfrage (linke Skala) Erdölangebot (linke Skala) Ölpreis Marke Brent (rechte Skala)<br />
Es wird zuviel Öl produziert<br />
„Die Märkte dürften<br />
eher seitwärts bis<br />
schwächer tendieren.“<br />
Eine Überversorgung zeigt sich im ersten Quartal 2010: 1,5 Millionen Barrel zuviel pro Tag und die hohen Lagerbestände<br />
in den USA verdeutlichen das Überangebot und den Nachfragerückgang beim Schwarzen Gold. Für dieses<br />
Jahr rechnen Experten daher mit einem Seitwärtstrend beim Ölpreis.<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
Quellen: OECD, IEA, Bloomberg; Stand: Juni 2010<br />
Die Performance in der Vergangenheit ist kein verlässlicher<br />
Indikator für die künftige Wertentwicklung.<br />
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