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Auto und Architektur - Wohnbau - TU Wien

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Während seine Anhänger Le Corbusiers städtebauliche Ideen<br />

oft zur Routine erstarren ließen, reagierte er selbst bei verschiedenen<br />

Bauaufgaben flexibel. So muss ihn der Besuch der<br />

von Giacomo Matte-Trucco 1923 in Turin-Lingotto errichteten<br />

Fiat-Fabrik mit ihrer Renn- <strong>und</strong> Teststrecke auf dem Dach<br />

(Abb.17, 18) zu spektakulären Viaduktarchitekturen inspiriert<br />

haben, die auf ihren Dächern <strong>Auto</strong>bahnen trugen.<br />

Die unter dem Einfluss der Futuristen stehende Fiat-Fabrik, ein über 500 m langer, fünfgeschoßiger<br />

Stahlbeton-Skelettbau, galt zu ihrer Zeit sogar als Herausforderung für die amerikanische<br />

<strong>Auto</strong>industrie. (36) Die Produktionsvorgänge im Inneren liefen von unten nach oben ab.<br />

Die Endmontage erfolgte im obersten Stock, bevor die Fahrzeuge auf dem Dach Probe gefahren<br />

wurden. Diese Symbiose von Bauwerk <strong>und</strong> Straße, die Matte-Trucco für den einmaligen<br />

Zweck dieser spezifischen Aufgabe entwickelt hatte, versprach Le Corbusier eine Lösung der<br />

urbanen Katastrophen in Städten Nordafrikas <strong>und</strong> Südamerikas zu sein.<br />

Anlässlich eines Besuches in Turin plädierte er in einem Artikel der<br />

italienischen Monatszeitschrift „Quadrante" dafür, die Idee, <strong>Auto</strong>s auf<br />

der obersten Ebene von Gebäuden fahren zu lassen, auf den Städtebau<br />

zu übertragen. „Der Augenblick ist gekommen, den Bau der Städte mit<br />

demselben Glauben, demselben Mut, derselben Kühnheit zu beginnen,<br />

wie sie die Fiat-Chefs gezeigt haben."( 37) Fotographien zeigten den<br />

<strong>Auto</strong>begeisterten am Steuer eines Fiat Bililla-Spider auf der Rennbahn<br />

der Fiat-Fabrik, die er zuvor auch schon in „Vers un Architecture"<br />

abgebildet hatte.(Abb.19)<br />

Zwischen 1929 <strong>und</strong> 1939 schlug er für Städte wie Algier (Abb.20, 21)<br />

Montevideo, Sao Paolo <strong>und</strong> Rio de Janeiro als Stahlbetongerüste konzipierte<br />

Viadukte vor, über die Stadtautobahnen fuhren <strong>und</strong> in die Wohnungen<br />

hätten eingebaut werden sollen. Bald schlangen sie sich der bewegten<br />

Topographie der Städte folgend der Küstenlinie entlang, bald<br />

verliefen sie in Form von Achsenkreuzen.<br />

Auch wenn diese Projekte mit komplizierten Systemen von Auf- <strong>und</strong><br />

Abfahrten wirklich funktioniert hätten <strong>und</strong> somit mit einem Schlag - so<br />

wie es sich Le Corbusier vorgestellt hatte - die Wohnungsnot beseitigt<br />

<strong>und</strong> eine völlige Neuordnung des Verkehrssystems gebracht hätten, die<br />

von den bandartigen Hochhäusern zerteilten existierenden Städte wären<br />

damit ein für allemal dem Untergang preisgegeben gewesen. Sie wären<br />

an ihren Verkehrsnöten <strong>und</strong> an den nach unten fallenden Emissionen<br />

buchstäblich erstickt.<br />

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