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Auto und Architektur - Wohnbau - TU Wien

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Herbert Keck<br />

<strong>Auto</strong> <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong><br />

Zur Geschichte einer Faszination<br />

Dissertation ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades<br />

eines Doktors der technischen Wissenschaften.<br />

eingereicht an der Technischen Universität <strong>Wien</strong><br />

Fakultät für Raumplanung <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong><br />

Der <strong>Auto</strong>mobilist, der mit seinen Gedanken ganz woanders, z.B. bei seinem schadhaften Motor<br />

ist, wird sich an die moderne Form der Garage besser gewöhnen, als der Kunsthistoriker, der<br />

sich vor ihr anstrengt, nur ihren Stil zu ergründen."<br />

Walter Benjamin<br />

1


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

Einleitung<br />

1. Die <strong>Auto</strong>mobilisierung<br />

2. Das <strong>Auto</strong> im Wandel des Verhältnisses von <strong>Architektur</strong><br />

<strong>und</strong> Maschine - Die Vorläufer der Moderne<br />

2.1 Der <strong>Auto</strong>mobilentwurf im Jugendstil<br />

2.2 Die „Maschinenästhetik" des Deutschen Werkb<strong>und</strong>es<br />

2.3 Der Futurismus <strong>und</strong> die Schönheit der Geschwindigkeit<br />

3. Das <strong>Auto</strong> als Liebkind der Moderne<br />

3.1 Le Corbusier <strong>und</strong> das <strong>Auto</strong><br />

3.1.1 Häuser wie <strong>Auto</strong>s<br />

3.1.2 Die Villa Savoye - Das <strong>Auto</strong> determiniert die Gestalt des Gebäudes<br />

3.1.3 Le Corbusiers <strong>Auto</strong>entwurf<br />

3.1.4 Le Corbusiers Städtebau<br />

3.2 Der <strong>Auto</strong>mobilentwurf von Adolf Loos<br />

3.3 Walter Gropius <strong>und</strong> Buckminster Fuller als <strong>Auto</strong>konstrukteure:<br />

Adler-Kabriolett versus Dymaxion Car<br />

4. Das <strong>Auto</strong> <strong>und</strong> die Kritik an der Moderne<br />

4.1 Buckminster Fullers Dymaxion-Haus<br />

4.2 Die Moderne <strong>und</strong> die Technologie<br />

5. Das amerikanische Maschinenzeitalter<br />

5.1 Art Deco<br />

5.1.1 Das Chrysler Building<br />

5.2 Die Überproduktion an <strong>Auto</strong>s <strong>und</strong> ihre Folgen - Streamline<br />

5.3 Streamline: Technischer Terminus - Metapher der Bewegung<br />

<strong>und</strong> des Fortschritts<br />

5.3.1 Die Stromlinienform im <strong>Auto</strong>mobilbau<br />

5.3.2 Die amerikanischen Produktdesigner<br />

5.3.3 Streamline-<strong>Architektur</strong><br />

5.3.4 Erich Mendelsohn <strong>und</strong> die Stromlinie<br />

5.3.5 Das Pan Pacific Auditorium<br />

5.3.6 Die Weltausstellung in New York: Die Welt der Streamline<br />

5.4 Kritik an der Streamline<br />

5.4.1 Rudolph M. Schindler über <strong>Auto</strong>mobildesign<br />

5.4.2 F.L. Wrights Einstellung zur Maschine im allgemeinen <strong>und</strong><br />

zum <strong>Auto</strong> im Besonderen<br />

5.4.3 Die Rolle des <strong>Auto</strong>s im gewandelten Verhältnis zur Maschine<br />

6. Das <strong>Auto</strong> als Auslöser antiurbaner Tendenzen - Die<br />

„automobile" Stadt<br />

6.1 F.L. Wright: <strong>Auto</strong>mobil versus Wolkenkratzer<br />

6.2 Broadacre City<br />

6.3 Die Charta von Athen<br />

6.4 Die "autogerechte" Stadt<br />

6.5 Die <strong>Auto</strong>bahn als Raum- Zeit- Kontinuum<br />

6.6 Los Angeles: Die erste <strong>Auto</strong>-Stadt<br />

7. Die „automobile" Gesellschaft<br />

7.1 Mobile Homes<br />

2


7.2 Das Mobilitätsideal Buckminster Fullers<br />

7.3 Mobile Home Courts als neue Siedlungsmuster<br />

8. Der Commercial Strip - Die Straße des <strong>Auto</strong>mobilzeitalters<br />

8.1 Billboards<br />

8.2 Der Strip von Las Vegas<br />

8.3 „Enten" <strong>und</strong> „dekorierte Schuppen"<br />

9. Das <strong>Auto</strong> als "Initiator" neuer Geb„udetypen<br />

9.1 Tankstellen<br />

9.2 Motels: Mit dem <strong>Auto</strong> bis ans Bett<br />

9.3 Drive-ins: Konsum vom <strong>Auto</strong> aus<br />

9.3.1 <strong>Auto</strong>kinos <strong>und</strong> Drive-in-Kirchen<br />

9.3.2 Drive-in-Restaurants<br />

9.4 Parkbauten: Häuser für <strong>Auto</strong>s<br />

9.4.1 Parkbauten in Verbindung mit anderen Bautypen<br />

10. Das Ende einer Liaison<br />

11. <strong>Auto</strong> <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong> heute<br />

12. Literaturverzeichnis<br />

13. Abbildungsverzeichnis<br />

3


Vorwort<br />

Zur Erklärung, warum ausgerechnet ein Assistent an einem Institut, das sich vor allem mit<br />

<strong>Wohnbau</strong> beschäftigt, eine Dissertation zum Thema "<strong>Auto</strong> <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong>" schreibt, sei darauf<br />

hingewiesen, wie sehr das <strong>Auto</strong> nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern auch Bestandteil des<br />

Wohnens ist. Vielleicht ist das <strong>Auto</strong> der intimste Wohnraum überhaupt. Inmitten der Öffentlichkeit<br />

gehört er ganz dem Insassen. Wahrscheinlich deckt der „<strong>Auto</strong>raum" ein archaisches<br />

Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Sicherheitsbedürfnis ab. Er ist Blechkleid <strong>und</strong> Urhütte zugleich. Im <strong>Auto</strong>raum kann<br />

man viele menschliche Bedürfnisse befriedigen: Arbeiten, Schlafen, Lieben - <strong>und</strong> kann zudem<br />

noch blitzschnellen Ortswechsel vornehmen. Ist in Zukunft eine deutliche Ausweitung der<br />

Büro- <strong>und</strong> Wohnfunktion des <strong>Auto</strong>s zu erwarten? Dafür spräche der Erfolg des <strong>Auto</strong>telefons.<br />

Viel eindeutiger als beim Wohnen ist die Entscheidung über eine bestimmte <strong>Auto</strong>marke eine<br />

kulturelle Status- <strong>und</strong> Rollendefinition. Jeder wohnt, aber seine gesellschaftliche Position definiert<br />

er mit der Markenwahl seines <strong>Auto</strong>s. Am Ende steht das bekannte Bild vom erfolgreichen<br />

japanischen Manager, der genug Geld hat, sich eine Garage leisten zu können. Als Höhepunkt<br />

einer Wohnungsbesichtigung wird der Besucher in die Garage geführt, wo ein blank geputzter<br />

BMW als Statussymbol gelagert ist. In Ergänzung zur Wohnung wird die Garage zu<br />

einem Zimmer mit Möglichkeitswert.<br />

4


Einleitung<br />

Vom „<strong>Auto</strong>mobil", mit dem der hüftlahme Schmied bei Homer in<br />

seiner Werkstatt umherfuhr (1), war es ein langer Entwicklungsweg,<br />

den der „Selbstfahrer" zurücklegen musste, um für die Menschen<br />

jenes Verkehrsmittel zu sein, mit dem die „völlige Unabhängigkeit<br />

von Zeit <strong>und</strong> Ort, das individuelle Verkehrsbedürfnis... <strong>und</strong> im<br />

Menschen ein Gefühl des ungeb<strong>und</strong>enen Seins" (2) verwirklicht<br />

wurde.<br />

Trotz zunehmend realistischer Einschätzung müssen wir uns des bis dato immer noch beinahe<br />

ungebrochen hohen Stellenwerts des <strong>Auto</strong>mobils in unserer Gesellschaft bewusst sein, eine<br />

Tatsache, die den französischen Philosophen Roland Barthes zu der Bemerkung veranlasste:<br />

„Ich glaube, dass das <strong>Auto</strong> heute das genaue Äquivalent der großen gotischen Kathedralen ist.<br />

Ich meine damit, eine große Schöpfung der Epoche, die mit Leidenschaft von unbekannten<br />

Künstlern erdacht wurde <strong>und</strong> in ihrem Bild, wenn nicht überhaupt im Gebrauch von einem<br />

ganzen Volk benutzt wird, das sich in ihr ein magisches Objekt zurüstet <strong>und</strong> aneignet." (3)<br />

Barthes schrieb diese Zeilen anlässlich der Vorstellung der Citroen DS 19 im Jahr 1957<br />

(Abb.1.) Für ihn gehörte das <strong>Auto</strong> zu den "Mythen des Alltags."<br />

Seit Beginn der Industrialisierung wurde keine andere Maschine so mit positiven Affekten aufgeladen<br />

wie das <strong>Auto</strong>mobil. Stets war es mehr als bloßes Fortbewegungsmittel, also nicht nur<br />

<strong>Auto</strong> als Werkzeug, sondern immer auch <strong>Auto</strong> als Kultgegenstand. Adorno sah gar "die einstweilen<br />

erst implizite <strong>Auto</strong>religion, mit Ford für Lord <strong>und</strong> dem Zeichen des Modells T für das des<br />

Kreuzes" (4) heraufdämmern. Psychologisch ist sie wahrscheinlich erklärbar, diese eigentümliche<br />

Symbiose des <strong>Auto</strong>fahrers mit seinem Gefährt, diese merkwürdige Ausgrenzung des<br />

Privaten inmitten des öffentlichen Raums, die das Wageninnere darstellt.<br />

Das <strong>Auto</strong> brachte auch neue Erlebnismöglichkeiten. Die von den<br />

Futuristen gepriesene "Schönheit der Geschwindigkeit" ist nicht<br />

die Geschwindigkeit allgemein, sondern explizit das Rasen eines<br />

„im Wind heulenden <strong>Auto</strong>mobils." (5) (Abb.2) Diese Empfindung,<br />

„Herr über die Geschwindigkeit zu sein, versprach Entfaltung<br />

persönlicher Freiheit <strong>und</strong> verschaffte sie doch nur als Fiktion<br />

der Unbeschränktheit. Ein technischer Apparat schien der<br />

Verfügung zugänglich, erlebbar als Instrument oder gar als<br />

Spielzeug. Der französische Architekt Paul Virilio schrieb dazu:<br />

„Die Bewegung beherrscht das Ereignis. Die Geschwindigkeit<br />

verwandelt die Erscheinungen, indem sie eine Durchscheinung<br />

bewirkt; mit der Fahrbeschleunigung entsteht ein Schein, der<br />

einer Augentäuschung gleicht." (6) Virilio verglich eine <strong>Auto</strong>fahrt mit dem Ablaufen eines<br />

Films. Durch den Tritt auf das Gaspedal scheinen vorerst unbewegte Gegenstände mit heftiger<br />

Bewegung angetrieben zu werden. Mit Hilfe des Lenkrades <strong>und</strong> der Bedienungshebel könne<br />

der <strong>Auto</strong>fahrer Serien von Szenen der Geschwindigkeit gestalten, die sich im durchsichtigen<br />

Bildschirm der Windschutzscheibe abspielen, um alsbald in der Heckscheibe zu verschwinden.<br />

Versucht man sich ein Überblick über die umfangreiche Literatur zum Thema „<strong>Auto</strong>" <strong>und</strong><br />

„<strong>Auto</strong>design" zu verschaffen, so fällt auf, dass darin formalästhetische Aspekte sowie die<br />

Folgen der Massenmotorisierung für Stadt <strong>und</strong> Landschaft weitgehend ausgeklammert bleiben<br />

oder nur am Rande erwähnt werden. Die Veröffentlichungen beschränken sich auf Typen-,<br />

Marken-, <strong>und</strong> Firmengeschichten. Produktionstechnische, konstruktive sowie ökonomische<br />

Daten <strong>und</strong> Angaben stehen dabei im Mittelpunkt, ihre Einbettung in gesamtgesellschaftliche<br />

Zusammenhänge unterbleibt. <strong>Auto</strong>mobilgeschichte ist auf reine Technikgeschichte reduziert.<br />

Das Thema „<strong>Auto</strong>" bleibt andererseits auch weitgehend von der Kunstwissenschaft ausgeklammert.<br />

Eine Ausnahme bildet ein von Erwin Panofsky, einem der bedeutendsten Kunstgeschichtler<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, veröffentlichter Aufsatz über den Rolls-Royce-Kühler, anhand<br />

5


dessen er die Übernahme eines <strong>Architektur</strong>motivs durch die <strong>Auto</strong>mobilindustrie<br />

aufzeigte <strong>und</strong> somit die Abhängigkeit der Karosserieform von anderen<br />

Kunstgattungen angedeutet hat. (Abb.3)<br />

Mögen <strong>Auto</strong> <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong> zwar auf den ersten Blick nichts oder nur wenig<br />

miteinander zu tun haben, stellten sich bei näherer Betrachtung zahlreiche<br />

Affinitäten heraus, die zum Gegenstand der vorliegenden Arbeit wurden <strong>und</strong> im<br />

Folgenden überblicksmäßig aufgezeigt werden sollen.<br />

Von Anfang an war das <strong>Auto</strong> als Symbol des Fortschritts <strong>und</strong> allgemeiner Zugänglichkeit<br />

ehemaliger Luxusgüter <strong>und</strong> neu-zeitlicher Mobilität im Mittelpunkt des Interesses der Architekten-Avantgarde<br />

gestanden. Für viele war es Vorbild für eine Industrialisierung des Bauens.<br />

Für manche war die Faszination, die von ihm ausging, so stark, dass sie selbst daran gingen,<br />

<strong>Auto</strong>entwürfe zu zeichnen, von denen einige sogar gebaut wurden. (s.Kap. 2,3,4)<br />

Hin <strong>und</strong> wieder wurde das Vorbild „<strong>Auto</strong>" allzu wörtlich genommen, was auf die <strong>Architektur</strong><br />

übernommene <strong>Auto</strong>-Motive deutlich beweisen. Es finden sich sogar Gebäude, die selbst Geschwindigkeit<br />

suggerieren sollen, die den Eindruck erwecken, jederzeit losfahren zu können.<br />

(s.Kap.5)<br />

Das <strong>Auto</strong> kreierte auch gänzlich neue Bautypen, die erst erf<strong>und</strong>en werden mussten, um <strong>Auto</strong>s<br />

versorgen <strong>und</strong> unterbringen zu können. Verschiedene Gebäudetypen passten sich auch der<br />

Nutzung durch <strong>Auto</strong>fahrer an, die so manche Tätigkeit verrichten wollten, ohne das <strong>Auto</strong> verlassen<br />

zu müssen. (s.Kap.9)<br />

Um dem immer größer werdenden Wunsch nach Mobilität genüge zu tun, „kreuzte“ man <strong>Auto</strong>s<br />

mit Häusern. Wohnmobile, die je nach Betrachtungsstandpunkt als "bewohnbare <strong>Auto</strong>s" oder<br />

als "fahrbare <strong>Architektur</strong>" angesehen werden können, begannen vielerorts das Eigenheim zu<br />

ersetzen. (s.Kap.7)<br />

Vor allem an den <strong>Auto</strong>straßen in den USA wandelte sich auch das Aussehen stationärer Gebäude.<br />

Die <strong>Architektur</strong>sprache wurde zeichenhafter, leichter lesbar bei höherer Geschwindigkeit.<br />

Vielfach wurde <strong>Architektur</strong> durch Hinweistafeln verstärkt. Eine Vergröberung des Maßstabes<br />

lässt sich beobachten. Fassaden verkürzen sich bei der Betrachtung in Sek<strong>und</strong>enbruchteilen,<br />

Details werden nicht mehr wahrgenommen. Der menschliche Maßstab des Fußgängers<br />

wurde zunehmend vom mechanistischen der Maschine verdrängt. (s.Kap.8)<br />

Vor allem hatte das <strong>Auto</strong>mobil seine Auswirkungen auf die Entwicklung der Städte. Es förderte<br />

deren Ausbreitung in der Fläche. Manche Architekten nahmen es zum Anlass, gänzlich neue<br />

Stadtkonzeptionen zu entwickeln. (s.Kap.6)<br />

Die vorliegende Arbeit ist ein Versuch, all diese Zusammenhänge aus der Sicht des Architekten<br />

<strong>und</strong> nicht etwa aus der des Technikers, Kunsthistorikers oder Verkehrsplaners darzulegen. Die<br />

inzwischen offenk<strong>und</strong>ige stadt- <strong>und</strong> Umwelt zerstörerische Wirkung des <strong>Auto</strong>mobils kann freilich<br />

nicht übersehen werden. Diesbezügliche Lösungsansätze sollen im Rahmen dieser Arbeit<br />

nur gestreift werden. Im Wesentlichen soll - chronologisch geordnet - der Zeitabschnitt von<br />

der Erfindung des <strong>Auto</strong>mobils an bis zu seiner Infragestellung Anfang der 70er Jahre behandelt<br />

werden, als die von <strong>Auto</strong>mobilen ausgehende Faszination noch ungebrochen war.<br />

6


1. Die <strong>Auto</strong>mobilmachung<br />

Die vorindustrielle, ständisch-feudale, agrarische Gesellschaft war weitgehend immobil. Verkehrsträger<br />

war bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert in der Hauptsache der Mensch mit seinen bescheidenen<br />

Hilfsmitteln, dem Tragtier oder dem Karren bzw. dem Wagen mit Zugtieren. Reittiere,<br />

Sänften <strong>und</strong> Wagen konnten wohl die Beschwerlichkeiten der Reise mildern, aber nicht<br />

wesentlich verkürzen. Die Lebensbereiche der Menschen waren somit eng mit ihren Arbeitsbereichen<br />

verb<strong>und</strong>en. Die Fußgängergeschwindigkeit von 4 bis 6 km/h bestimmte den<br />

innerstädtischen Verkehr der alten Städte. Diese Gr<strong>und</strong>lagen des Verkehrs <strong>und</strong> damit seine<br />

Leistungsfähigkeit blieben viele Jahrh<strong>und</strong>erte unverändert. Die Versuche, diese durch Maschinen<br />

zu steigern, wie z.B. die Konstruktion eines Wagens mit Federantrieb durch Leonardo da<br />

Vinci um 1500, scheiterten vorerst am Stand der Produktionskräfte. Erst im 19.Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

waren die Entwicklung der Gesellschaft <strong>und</strong> das Niveau der Technik so weit fortgeschritten,<br />

dass es möglich war, in bescheidenem Umfang mehr Menschen <strong>und</strong> Güter über weite Strecken<br />

mit weniger Energie zu transportieren. Um die Mitte des 18.Jahrh<strong>und</strong>erts fuhren in Paris die<br />

ersten technisierten Verkehrsmittel. Es waren dampfbetriebene Omnibusse, die wegen ihrer<br />

niedrigen Beförderungskapazität <strong>und</strong> ihrer Abhängigkeit vom Zustand der Straßen auf Schienen<br />

gestellt wurden. Unter dem Einfluss des Liniennetzes der Eisenbahn <strong>und</strong> des schnellen <strong>und</strong><br />

verhältnismäßig bequemen Massentransportes veränderte sich das überkommene Erscheinungsbild<br />

der Städte. Die Trennung in Wohn- <strong>und</strong> Arbeitsstätten war damit vollzogen. Die<br />

alten Denkmodelle von der Fußläufigkeit der Städte waren zerstört, lange bevor das <strong>Auto</strong>mobil<br />

erf<strong>und</strong>en wurde.<br />

Noch war man allerdings auf Massenverkehrsmittel angewiesen, die auf bestimmten Strecken<br />

zu festgesetzten Zeiten fuhren <strong>und</strong> somit dem Fahrgast bestimmte Einschränkungen auferlegten.<br />

Die ersten Schritte, dieses Manko zu überwinden, wurden in den 80er Jahren des 19.Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

getan, als es Carl Friedrich Benz (1885) <strong>und</strong> Gottlieb Daimler (1886) voneinander<br />

unabhängig gelang, den bislang durch Leuchtgas betriebenen, 1876 von Nikolaus Otto entwickelten<br />

Verbrennungsmotor auf Benzin umzustellen <strong>und</strong> ihn als Antrieb für ihre damals noch<br />

Kutschen ähnelnden Fahrzeuge zu verwenden.<br />

Den entscheidenden Schritt ins <strong>Auto</strong>mobilzeitalter tat aber<br />

erst Henry Ford, als er 1913 sein berühmt gewordenes<br />

Modell T (Abb.4) auf dem ersten Fließband erzeugen ließ.<br />

Vorerst begann es mit der Idee seiner Ingenieure, Zündapparate<br />

zur Montage auf ein Fließband zu stellen, das an<br />

den Arbeitern vorbeigerollt wurde. Brauchte man bis dahin<br />

zwanzig Minuten, um eine Zündung herzustellen, waren<br />

jetzt nur noch fünf Minuten nötig. Dieses Produktionskonzept<br />

wurde bald auf die gesamte <strong>Auto</strong>mobilfabrikation<br />

Fords übertragen. (Abb.5) Während 1914 noch 300.000<br />

Stück des Modells T hergestellt wurden, produzierte die<br />

Firma 1923 über zwei Millionen. Insgesamt wurde bis 1927 die unglaubliche Stückanzahl von<br />

15.400.000 hergestellt. (7) War die erste Industrialisierungsphase auf<br />

den Einsatz der Dampfmaschine in der Produktion <strong>und</strong> im Verkehrswesen<br />

zurückzuführen, wurde die zweite Industrialisierungsphase vor<br />

allem in den USA von der massenhaften Erzeugung des <strong>Auto</strong>mobils<br />

getragen.<br />

Gemeinhin gilt Henry Ford als Erfinder der Massenproduktion auf dem<br />

Fließband. Seine Idee basierte jedoch auf Zeit- <strong>und</strong> Bewegungsstudien<br />

des Arbeitsvorgangs von Frederick Winslow Taylor, die dieser<br />

schon 1903 in seiner Schrift „Shop Management" veröffentlichte. (8)<br />

In den 20er Jahren war das Fordsche Montageband Hauptbestandteil<br />

beinahe der gesamten amerikanischen <strong>Auto</strong>mobilindustrie. Die Fließbandfertigung<br />

beinhaltete einerseits die Zerlegung der Arbeit in Einzelleistungen,<br />

trennte körperliche von geistiger Arbeit <strong>und</strong> förderte<br />

andererseits die Standardisierung der Einzelstücke, was zur Verkür-<br />

7


zung der Montagezeiten <strong>und</strong> zur Verbilligung des Endproduktes führte. Hatte man 1909 für ein<br />

Modell T noch 850 Dollar bezahlen müssen, so sank der Preis bis 1923 auf 290 Dollar. (9) Bei<br />

gleichzeitigem Anstieg der Löhne <strong>und</strong> Verkürzen der Arbeitszeit stieg in Amerika die Nachfrage<br />

nach <strong>Auto</strong>mobilen beträchtlich. Der Umstand, dass das <strong>Auto</strong> bald für jeden durchschnittlich<br />

Verdienenden erschwinglich wurde, führte zu einem Ansteigen des Kraftfahrzeugbestandes<br />

von 8.000 <strong>Auto</strong>mobilen im Jahr 1900 auf 2.300.000 im Jahr 1915. 1920 gab es mehr als 10<br />

Millionen auf Amerikas Straßen. (10)<br />

2. Das <strong>Auto</strong> im Wandel des Verhältnisses von <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Maschine - Die Vor-<br />

läufer der Moderne<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklung der <strong>Architektur</strong> im 20.Jahrh<strong>und</strong>ert war die Integration von Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technik in den Bereich des Bauens. Trotz Voranschreitens der industriellen<br />

Revolution hatte man etwa bis zur Jahrh<strong>und</strong>ertwende in „<strong>Architektur</strong> als Kunst" <strong>und</strong> „<strong>Architektur</strong><br />

als Zweck" unterschieden, hatte Bautechnik streng von Bauästhetik getrennt <strong>und</strong> industriell<br />

hergestellte Produkte nachträglich mit aus der Baugeschichte entlehnten Formen dekoriert.<br />

John Ruskin, William Morris <strong>und</strong> die Arts-and-Crafts-Bewegung wandten sich zwar erstmals<br />

gegen "industrielle Kunstimitation", neue Herstellungstechniken <strong>und</strong> damit Maschinenproduktion<br />

lehnten sie jedoch ab. (11)<br />

2.1 Der <strong>Auto</strong>mobilentwurf im Jugendstil<br />

Auch die Künstler des Jugendstils sprachen sich gegen historisierende<br />

Stilformen aus, hielten aber an der traditionellen<br />

„ästhetischen“ Zielsetzung fest. In ihrer Hoffnung<br />

auf völlige Durchdringung des Lebens mit der Kunst trat<br />

der Gebrauchswert ihrer Produkte oft in den Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Davon zeugt auch ein 1907 von Joseph Maria Olbrich,<br />

1867-1908, in den Kurvaturen des Jugendstils gezeichneter,<br />

kutschenähnlicher Karosserieentwurf für die <strong>Auto</strong>firma<br />

Opel. (Abb.6) Olbrich war der erste in einer ganzen Reihe von Architekten, die an <strong>Auto</strong>mobilentwürfen<br />

gearbeitet haben. Produziert wurden allerdings die wenigsten, genauso wenig<br />

wie Olbrichs Entwurf. Interessant erscheint jedoch Olbrichs Beteiligung am Entwicklungsprozess<br />

eines <strong>Auto</strong>mobils an sich, weist dies doch darauf hin, dass zu dieser Zeit - etwa zwanzig<br />

Jahre nach der Erfindung des <strong>Auto</strong>s - die Karosserie bereits im Mittelpunkt gestalterischer Bemühungen<br />

gestanden haben muss <strong>und</strong> das noch dazu unter Zuhilfenahme eines Jugendstil-<br />

Architekten.<br />

2.2 Die "Maschinenästhetik" des Deutschen Werkb<strong>und</strong>es<br />

Waren Forderungen nach der Einheit von Form <strong>und</strong> Zweck zwar schon von vorausgegangenen<br />

Kunsterneuerungsbewegungen erhoben worden, betrachteten erst die Vertreter des 1907<br />

gegründeten, aus Industriellen, Politikern <strong>und</strong> Architekten bestehenden Deutschen Werkb<strong>und</strong>es<br />

die Formen der Maschinenproduktion erstmals als stilbildend <strong>und</strong> sprachen von „Maschinenästhetik."(12)<br />

Um Technik <strong>und</strong> Kunst zu einer unlösbaren Einheit zu verschmelzen, wollten<br />

Künstler ästhetisch befriedigende Prototypen schaffen, die von der Industrie anschließend für<br />

eine breite Käuferschicht produziert werden sollten. Eine auf geometrischen <strong>und</strong> stereometrischen<br />

Gr<strong>und</strong>formen basierende, „maschinengerechte" Produktsprache wurde von den jüngeren<br />

Mitgliedern angestrebt. Die Verkleidung der Funktionen mit ornamentlosen Karosserien, die<br />

das Erscheinungsbild der <strong>Auto</strong>mobile in den 20er Jahren bestimmen sollte, beruhte weitgehend<br />

auf Entwürfen des Deutschen Werkb<strong>und</strong>es, vor allem auf denen von Ernst Neumann. Er<br />

hatte bereits 1914 auf die Bedeutung der Aerodynamik hingewiesen. (13)<br />

8


2.3 Der Futurismus <strong>und</strong> die Schönheit der Geschwindigkeit<br />

Der Beitrag der italienischen Futuristen zur Entwicklung<br />

der modernen Formgebung bezog sich mehr auf eine<br />

geistige Einstellung denn auf formale <strong>und</strong> technische<br />

Anwendung. Sie verherrlichten die Schönheit der Maschinen<br />

<strong>und</strong> berauschten sich an der Geschwindigkeit<br />

der modernen Verkehrsmittel. Vor allem das <strong>Auto</strong>mobil<br />

wurde für sie zum Symbol des neuen = dynamischen<br />

Zeitalters. Bereits im Prolog des 1909 vom Dichter<br />

Tommaso Filippo Marinetti verfassten <strong>und</strong> in Le Figaro<br />

veröffentlichten Gründungsmanifests der Futuristen<br />

wurde ausführlich <strong>und</strong> lebendig ein <strong>Auto</strong>rennen durch<br />

die Vorstädte Mailands beschrieben - eine der frühesten<br />

Würdigungen der Freuden des <strong>Auto</strong>fahrens in der europäischen<br />

Literatur. „Ich riss den Wagen der Länge<br />

nach herum, wie ein wütender H<strong>und</strong>, der versucht, sich<br />

selbst in den Schwanz zu beißen; da kamen, mitten auf<br />

meiner Fahrtroute, zwei Radfahrer schaukelnd auf mich<br />

zu, verwirrend wie zwei gleichstark überzeugende Argumente.<br />

Ich bremste so stark, dass der Wagen sich zu<br />

meinem Ärger überschlug <strong>und</strong>, mit seinen Rädern in der<br />

Luft, im Graben landete." (14)<br />

Auf den Prolog folgten elf Programmpunkte. Der vierte ist von allen der Wichtigste. „4. Wir<br />

stellen fest, dass der Glanz der Welt durch eine Schönheit neuer Art bereichert worden ist: die<br />

Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Motorhaube mit Auspuffrohren wie mit<br />

feuerspeienden Schlangen geschmückt ist, so ein drohender Rennwagen, der wie ein Maschinengewehr<br />

ratternd dahinbraust, ist schöner als die geflügelte Nike von Samothrake." (15)<br />

Diese Gegenüberstellung von traditioneller Kulturvorstellung <strong>und</strong> moderner Zivilisationserrungenschaft<br />

stimulierte geradezu die Auseinandersetzung mit den Kräften <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

der industriellen Umwelt heraus, die von den Futuristen als neuer kultureller Faktor erkannt<br />

wurde. Zu erwähnen bliebe noch der in Punkt 5 angehobene Lobgesang auf das dynamische<br />

Erlebnis des <strong>Auto</strong>mobilismus. „5. Wir wollen eine Hymne auf den Mann am Steuerrad anstimmen,<br />

dessen ideale Achse durch den Mittelpunkt der Erde geht, die auf ihrer Planetbahn<br />

ihre R<strong>und</strong>en dreht." (16) (Abb.7)<br />

Alsbald übertrugen sich futuristische Ideen auf Malerei <strong>und</strong> Plastik, in deren Werken für die<br />

neuen Stimuli wie Geschwindigkeit, Dynamik, künstliches Licht, Stahl <strong>und</strong> schnelle <strong>Auto</strong>fahrten<br />

symbolische Äquivalente gesucht wurden. Obwohl futuristische Architekten nur in einigen, die<br />

Stadt als dynamischen Verkehrsmechanismus heroisierenden Zeichnungen von Antonio Sant'<br />

Elia, einem Fre<strong>und</strong> Marinettis, existierte, waren seine in einer Art Botschaft als Einleitung einer<br />

1914 gezeigten Ausstellung mit dem Titel "Citta Nuova" veröffentlichten Ideen von großer<br />

Tragweite. In ihr fanden sich genauso Forderungen nach neuen Vorbildern wie auch nach<br />

neuen Materialien <strong>und</strong> Konstruktionsmethoden. Der von Marinetti geprägte Vergleich von <strong>Auto</strong><br />

<strong>und</strong> Nike fand in Sant' Elias' Forderung: „...das futuristische Haus muss wie eine gigantische<br />

Maschine sein" eine weitere Zuspitzung. (17)<br />

3. Das <strong>Auto</strong> als Liebkind der Moderne<br />

Rationale Methoden, technische Baustoffe <strong>und</strong> ein von der Maschinenproduktion bestimmtes<br />

Ideal sind maßgebend für die Entwicklungsformen der <strong>Architektur</strong> in den ersten drei Jahrzehnten<br />

des 20.Jahrh<strong>und</strong>erts. Was die Architekten der Moderne wünschten, fanden sie bei<br />

dem Antipoden der Natur, der Technik. In der Welt der Maschinen schien Zuverlässigkeit,<br />

Effizienz <strong>und</strong> Präzision zu herrschen, verrichtet durch Geräte von denen damals die Faszination<br />

9


exotischer Formen ausging. Schon um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende war die Begeisterung für<br />

Ozeandampfer, Lokomotiven <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>s allgemein, sie galt aus Ausweis für Progressivität.<br />

Diese anfänglich naiv scheinende Begeisterung trug jedoch die Wurzeln jener sich später<br />

entwickelnden funktionalistischen Denkweise, deren Vorbilder die Maschinen waren, bereits in<br />

sich. 1924 schrieb Ludwig Hilberseimer: „Der Architekt muss sich in Übereinstimmung mit den<br />

Gr<strong>und</strong>sätzen der Ingenieure befinden, deren Schöpfungen: Maschinen <strong>und</strong> Schiffe, <strong>Auto</strong>s <strong>und</strong><br />

Flugzeuge, Kräne <strong>und</strong> Brücken, immer durch den Geist der Zusammengehörigkeit verb<strong>und</strong>en,<br />

Ausdruck eines gemeinsamen Willens sind."(18) J.J.P. Oud setzte diese Gedanken weiter fort:<br />

„Die Exaktheit des rein technischen Produkts, welche wir bew<strong>und</strong>ern (<strong>Auto</strong>, Dampfer,<br />

Instrumente usw.) solle Vorbild sein für eine Reorganisation des Bauens in dem Sinne, dass<br />

die an ein Bauwerk zu stellenden Anforderungen genauso exakt zu fixieren seien <strong>und</strong> dass sie<br />

mit den neuesten Materialien, Konstruktionen <strong>und</strong> Arbeitsverfahren verwirklicht werden<br />

sollen..."(19)<br />

3.1 Le Corbusier <strong>und</strong> das <strong>Auto</strong><br />

Moderne Verkehrsmittel sind auch von Walter Gropius, Henry van de Velde, Moholy-Nagy,<br />

Tatlin <strong>und</strong> anderen Architekten als vorbildlich angesehen worden. Bei keinem anderen jedoch<br />

manifestierte sich die Vorliebe für die Maschinenkunst auf derart tiefgreifende Weise wie bei Le<br />

Corbusier (1887-1965). Ähnlich wie es Sant'Elia vor ihm getan hatte, postulierte er in seinem<br />

berühmten, 1923 erschienen Buch „Vers un Architecture": "Das Haus ist eine Maschine zum<br />

Wohnen".(20) Damit meinte er eine auf das Wesentliche reduzierte Wohnform, die frei war<br />

von überflüssigem Wirrwarr der bürgerlichen Wohnhäuser jener Zeit <strong>und</strong> geprägt von der<br />

Sparsamkeit <strong>und</strong> Klarheit industrieller Fertigung. Obgleich er in „Vers un Architecture" auch<br />

anderen modernen Fortbewegungsmitteln wie Schiffen <strong>und</strong> Flugzeugen gleichermaßen ihren<br />

Platz einräumte, galt Le Corbusiers wahre Vorliebe den <strong>Auto</strong>s. Bei ihm, der selbst einen Voisin<br />

fuhr, fanden sich alle wesentlichen Motive für das <strong>Auto</strong>-Engagement der Avantgarde. Den<br />

Vergleich zwischen Haus <strong>und</strong> Maschine konkretisierte Le Corbusier, indem er ihn auf eine ganz<br />

bestimmte Maschine einschränkte: „Eines Tages wurde uns deutlich, dass das Haus wie ein<br />

<strong>Auto</strong> sein konnte."(21)<br />

3.1.1 Häuser wie <strong>Auto</strong>s<br />

Zwischen 1920 <strong>und</strong> 1922 hatte er, beeinflusst vom Vorbild der <strong>Auto</strong>mobilindustrie <strong>und</strong> unter<br />

dem Eindruck von Henry Fords <strong>Auto</strong>biographie (22) stehend, Typenhäuser für eine „architektonische<br />

Massenproduktion" entwickelt."...; Häuser müssen in einem Stück aufgestellt werden;<br />

ihre Einzelteile müssen in einer Fabrik von Maschinen hergestellt <strong>und</strong> dann auf dem Fließband<br />

zusammengesetzt werden, so wie Ford seine Wagen montiert."(23) Wie bereits erwähnt, produzierte<br />

Ford seit 1913 sein weltweit erfolgreiches T-Modell, die so hässliche wie zuverlässige<br />

Tin Lizzy, am Fließband. Auf dem Höhepunkt des Erfolges verließ alle vierzig Sek<strong>und</strong>en ein<br />

fertiger Wagen das Montageband. In Europa war Andre Citroen der erste Fabrikant, der die<br />

Fließbandfertigung einführte. Auf diesen berief sich Le Corbusier, als er seine prototypischen<br />

Häuser in einem bewussten Wortspiel „Citrohan" taufte, „um nicht zu sagen, Citroen. Mit<br />

anderen Worten, ein Haus wie ein <strong>Auto</strong>." (24)<br />

Le Corbusiers <strong>Auto</strong>-Begeisterung ist bezeichnend für den Enthusiasmus, mit dem die Avantgarde<br />

das <strong>Auto</strong>mobil begrüßte. Anders als bisherige Häuser waren <strong>Auto</strong>s Produkte, die rationalen<br />

Fertigungskriterien zu verdanken waren <strong>und</strong> schon deshalb als Symbole der Modernität<br />

gelten konnten. Wo immer es Le Corbusier <strong>und</strong> anderen Architekten der Moderne auf die Befriedigung<br />

von Massenbedürfnissen ankam, wurde immer wieder der Vergleich mit dem <strong>Auto</strong><br />

zugunsten einer Industrialisierung des Bauens herangezogen. Die Konstruktionselemente<br />

sollten standardisiert <strong>und</strong> vorgefertigt, auf Vorrat produziert <strong>und</strong> auf Abruf bereitgehalten werden.<br />

Durch hohe Stückzahlen sollte es bei einem Minimum an Aufwand zu einem Maximum an<br />

Leistung kommen. „Das Haus wird nicht mehr dies schwerfällige Ding sein, das den Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

trotzen will <strong>und</strong> das nur als Protzobjekt zum Prahlen mit dem Reichtum fungiert: es<br />

wird ein Werkzeug sein, genauso, wie das <strong>Auto</strong> ein Werkzeug geworden ist.“ (25)<br />

10


Natürlich enthielt der Wunsch nach einer Industrialisierung des Hausbaus auch eine stark<br />

ästhetische Komponente. Nicht die Fertigungsmethoden der <strong>Auto</strong>mobilindustrie waren das<br />

alleinige Vorbild Le Corbusiers, er pries auch die funktionelle Schönheit des <strong>Auto</strong>mobils. In<br />

„Vers un Architecture" räumte er dem <strong>Auto</strong> neben dem Flugzeug <strong>und</strong> dem Dampfer ein eigenes<br />

Kapitel ein. (26) Fabrikate aus der reichen Produktpalette der 20er Jahre: Delage, Hispano-Suiza,<br />

Bignan, Bellanger <strong>und</strong> Voisin durften neben Abbildungen antiker Tempel paradieren.<br />

Dabei fand er an den <strong>Auto</strong>s nicht etwa Motorzylinder, Keilriemen <strong>und</strong> Ventilatoren faszinierend,<br />

er begeisterte sich weniger für die Maschinen selbst als für die Hüllen, in denen sie<br />

steckten, „einfache Gehäuse, die freien Raum für unendlich vielfältige Organe bieten." (27)<br />

Zwar bildete er auch den Schnitt einer Brems-vorrichtung ab, seine besondere<br />

Zuneigung galt aber den leichten, makellosen, glänzenden Gehäusen<br />

der Fahrzeuge, denen ebensolche Gehäuse der <strong>Architektur</strong> entsprechen<br />

sollten. In seinen Citrohan-Entwürfen finden wir sie in übertragenem<br />

Sinne wieder: Weiß verputzte Kisten mit flachen Dächern <strong>und</strong><br />

rechteckigen Industriefenstern, mit zweigeschossigen Wohnräumen ohne<br />

tragende Zwischenwände, auf Stelzen stehend, zwischen denen die<br />

<strong>Auto</strong>s parken konnten. (Abb.8)<br />

Die Prägnanz der industriellen Fertigung war in den Augen Le Corbusiers mit<br />

der Exaktheit von Profilen griechischer Tempel vergleichbar. Diese Gleichsetzung<br />

von Maschinenkunst <strong>und</strong> Klassik fand in „Vers un Architecture" im<br />

Kapitel über <strong>Auto</strong>s ihren Höhepunkt, wo Bilder eines Tempels in Paestum <strong>und</strong><br />

des Parthenon auf gegenüberliegenden Seiten mit einem Humber-<strong>Auto</strong>mobil<br />

von 1907 <strong>und</strong> einem Delage von 1921 konfrontiert werden. (Abb.9) „Deshalb<br />

wollen wir hier Parthenon <strong>und</strong> <strong>Auto</strong> nebeneinander vorführen, damit man<br />

versteht, dass es sich um zwei Ausleseprodukte auf zwei verschiedenen Gebieten<br />

handelt, das eine vollendet, das andere auf der Bahn des Fortschritts.<br />

Dies adelt das <strong>Auto</strong>! Wir brauchen mithin nichts anderes zu tun, als unsere<br />

Häuser <strong>und</strong> Paläste mit den <strong>Auto</strong>s zu vergleichen. Und da stimmt es eben<br />

nicht mehr, da stimmt überhaupt nichts mehr. Wir haben eben keinen Parthenontempel."<br />

(28)<br />

Zweck dieser Gegenüberstellung war es, eine Analogie von klassischer <strong>und</strong><br />

industrieller Formgebung im Sinne der Perfektionierung eines Typus herzustellen,<br />

beide gleichsam als Ausleseprodukte der Standardisierung. Zu bemerken<br />

ist allerdings, dass es sich bei den abgebildeten <strong>Auto</strong>s keinesfalls um<br />

Standardtypen im Sinne von Fords berühmtem Modell T handelte, sondern<br />

eher um handgefertigte Fahrzeuge der Luxusklasse. Würde man die Gleichsetzung<br />

von <strong>Auto</strong>s <strong>und</strong> Häusern unter dem Aspekt der Weiterentwicklung auf<br />

Le Corbusiers eigene Bauten übertragen, wäre das Maison Citrohan wahrscheinlich<br />

eine Art Paestum oder Humber-<strong>Auto</strong>mobil im Vergleich zur Villa<br />

Savoye, die er zehn Jahre später schuf.<br />

3.1.2 Die Villa Savoye - Das <strong>Auto</strong> determiniert<br />

die Gestalt des Gebäudes<br />

Die 1929-31 entstandene Villa Savoye in Poissy bei<br />

Paris, ein auf Stützen gestellter, von horizontalen<br />

Fensterbändern umlaufener Quader, gilt als gebautes<br />

Manifest der Prinzipien Le Corbusiers: Ein dem<br />

Verkehr vorbehaltenes Erdgeschoß, vom Erdboden<br />

abgehobenes Wohnen im Obergeschoß, ein Dachgarten<br />

als begehbarer Raum. (Abb.10-12)<br />

11


Der Zugang zum Gebäude hat den Charakter, als würde<br />

man von Le Corbusier in ein Zeremoniell des technischen<br />

Zeitalters eingeführt werden. Das <strong>Auto</strong> fährt unter dem an<br />

drei Seiten zurückgesetzten Obergeschoß vor. Zwischen<br />

den Stützen <strong>und</strong> dem gekurvten, größtenteils verglasten<br />

Erdgeschoß ist gerade Raum für die <strong>Auto</strong>zufahrt. Am<br />

Scheitelpunkt der Kurve liegt der Eingang. Die Insassen<br />

werden so an der Hauptachse des Hauses abgesetzt, bevor<br />

der Chauffeur den Wagen, der Kurve folgend, auf einem<br />

der drei offenen Garagenplätze, die diagonal unter<br />

dem Haus angeordnet sind, abstellt.<br />

Zwar hatte G.Th.Rietveld das gleiche Thema, nämlich die<br />

Unterbringung von Personen <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>s in ein <strong>und</strong> dem<br />

selben Gebäude bei seiner „Garage mit Wohnung für den<br />

Chauffeur" in Utrecht (Abb.13) bereits 1927/28 ähnlich<br />

gelöst, indem er den Chauffeur mit seiner Familie über der<br />

Garage wohnen ließ, so lässt sich von Le Corbusier behaupten,<br />

er habe die geschoßweise Funktionstrennung<br />

regelrecht zelebriert.<br />

Erstmals in der Baugeschichte hat das <strong>Auto</strong>mobil die<br />

Ausbildung eines Baukörpers mitdeterminiert. In Le<br />

Corbusiers Beschreibung findet sich ein anschauliches<br />

Bild seiner Absichten: „Man erreicht den Eingang<br />

mit dem <strong>Auto</strong>. Der kleinste Wendekreis eines<br />

Wagens ergab die Dimensionen des Hauses. Das<br />

<strong>Auto</strong> biegt unter den Stützen ein, fährt an den Bedienstetenräumen<br />

entlang, kommt in der Mitte an<br />

der Tür zur Eingangshalle an, fährt in die Garage<br />

oder weiter zur Ausfahrt. Das ist der Gr<strong>und</strong>gedanke."<br />

(29)<br />

Wie wichtig für Le Corbusier die Zufahrt mit dem<br />

<strong>Auto</strong> gewesen sein musste, beweist auch die Tatsache,<br />

das er im Bereich der Garage geradezu<br />

leichtfertig Stützenauswechslungen in Kauf nahm,<br />

da die Regelmäßigkeit des Stützensystems <strong>und</strong><br />

funktionelle Anforderungen einander offenbar widersprachen,<br />

obwohl er in seinen „Fünf Punkten zu<br />

einer neuen <strong>Architektur</strong>" gerade die Regelmäßigkeit des Stützenrasters zum unumstößlichen<br />

Prinzip erhoben hatte. (30)<br />

3.1.3 Le Corbusiers <strong>Auto</strong>entwurf<br />

Nach diesem eindrucksvollen Engagement für das <strong>Auto</strong> in der<br />

<strong>Architektur</strong> erscheint es nun nicht mehr weiter verw<strong>und</strong>erlich,<br />

dass sich Le Corbusier, zusammen mit seinem Bruder <strong>und</strong><br />

Partner Pierre Jeanneret 1928 daran begab, seinerseits einen<br />

Wagen zu entwerfen. (Abb.14) Dabei wurde - wie konnte es<br />

bei Le Corbusier anders sein - das Funktionskonzept völlig<br />

neu durchdacht, so dass ein Fahrzeug entstand, das sich von<br />

den gängigen Vorstellungen jener Zeit stark unterschied. Der<br />

Motor wurde nach hinten verlegt, die Hinterräder verschwanden<br />

in der spitz zusammenlaufenden Karosserie. Die Vorderpartie war keilförmig gedacht. Das<br />

<strong>Auto</strong> entsprach jenem günstigen Windverhalten, über das sich Le Corbusier bereits in „Vers un<br />

Architecture" (31) Gedanken gemacht hatte.<br />

12


3.1.4 Le Corbusiers Städtebau<br />

So groß die Anziehungskraft des Designprodukts <strong>Auto</strong> auf die Architekten der Moderne (allen<br />

voran Le Corbusier) war, erst das <strong>Auto</strong> als urbanistischer Faktor ließ sie zu selbstherrlichen<br />

Utopisten werden. Das <strong>Auto</strong> hatte die Stadt verändert <strong>und</strong> würde sie weiter radikal verändern.<br />

So viel stand bereits damals fest.<br />

Die Invasion des <strong>Auto</strong>mobils, die auf Le Corbusier so umstürzend gewirkt haben muss, dass er<br />

nach ihr die ganze Epoche als "Zeitalter des <strong>Auto</strong>mobils" (32) benannt hat, veranlasste ihn<br />

1925, Pläne zu einer Totalsanierung des Pariser Zentrums auszuarbeiten. Darin forderte er,<br />

die Stadtmitte bis auf wenige Sehenswürdigkeiten abzureißen <strong>und</strong> durch 200 m hohe Hochhäuser<br />

inmitten großer Freiflächen zu ersetzen, die genug Platz ließen, Paris auf <strong>Auto</strong>bahnen<br />

mit Rennwagengeschwindigkeit durchqueren zu können. „Wohin eilen die <strong>Auto</strong>mobile? Ins<br />

Zentrum! Es gibt keine befahrbare Fläche im Zentrum. Man muss sie schaffen. Man muss das<br />

Zentrum abreißen", lauteten seine entwaffnenden Schlussfolgerungen. (33)<br />

Einen Sponsor für das gewagte Unternehmen fand Le Corbusier in<br />

der französischen <strong>Auto</strong>mobil- <strong>und</strong> Flugzeugfirma Voisin, die infolge<br />

Produktionsrückganges in die Bauwirtschaft eingestiegen war. Wie<br />

es dazu gekommen war, erklärte er wie folgt: „Da es das <strong>Auto</strong>mobil<br />

war, das die jahrh<strong>und</strong>ertealten Gr<strong>und</strong>lagen des Städtebaues umgestürzt<br />

hatte, so fasste ich den Plan, die <strong>Auto</strong>mobil-Fabrikanten für<br />

die Errichtung des Pavillon de l'Esprit Nouveau auf der Inter-nationalen<br />

Ausstellung der schmückenden Künste zu interessieren, weil<br />

dieser Pavillon den Problemen der Wohnung <strong>und</strong> des Städtebaues<br />

gewidmet werden sollte. Ich habe die Leiter der Firmen Peugeot,<br />

Citroen, Voisin aufgesucht <strong>und</strong> ihnen gesagt: Das <strong>Auto</strong>mobil hat die<br />

Großstadt getötet. Das <strong>Auto</strong>mobil muss die Großstadt retten. Wollen<br />

sie Paris einen Plan „Peugeot", „Citroen", „Voisin" von Paris schenken? ....Herr Mongermon,<br />

der Direktor der „Aeroplanes G. Voisin (<strong>Auto</strong>mobile)“, übernahm ohne zu zögern das<br />

Patronat für die Studien über das Großpariser Zentrum, <strong>und</strong> der Plan, der daraus erwuchs,<br />

heißt demnach Plan „Voisin" von Paris". (34) (Abb.15)<br />

In der Tat bot Le Corbusiers radikaler Umgestaltungsvorschlag mit seinen Rollbahnen <strong>und</strong> vielgeschoßigen<br />

Kreuzungsbauwerken <strong>und</strong> einem Flugplatz inmitten von Hochhäusern für einen<br />

Kraftfahrzeug- <strong>und</strong> Flugzeugproduzenten genügend Anlass zu wohlwollender Förderung. Ähnlich<br />

wie bei der 1922 entstandenen „Ville Contemporaine" (Abb.16) <strong>und</strong> der „Ville Radieuse"<br />

von 1930 lag auch dem Plan „Voisin" der technische Fortschritt als alleiniger Maßstab im<br />

Städtebau zugr<strong>und</strong>e. Neue Techniken wie Stahl- <strong>und</strong> Stahlbetonkonstruktionen <strong>und</strong> vor allem<br />

das Verkehrsmittel <strong>Auto</strong>mobil ermöglichten eine hoch verdichtete Bebauung in Form von<br />

Hochhäusern zugunsten weiträumiger Freiflächen. Der Straßenverkehr sollte mit Hilfe von<br />

Pilotis der Fußgängerzirkulation enthoben werden. Überhaupt wollte Le Corbusier den ganzen<br />

Erdboden der Stadt freihalten, da sich auch die Bauten auf Stützen erhoben. „Die Straße existiert<br />

nicht mehr. Die <strong>Auto</strong>straße wird sie ersetzen." (35) Das von Le Corbusier so verehrte <strong>Auto</strong>mobil<br />

hatte die Straße in ihrer bisherigen Form eliminiert <strong>und</strong> sie zum reinen Verkehrsträger<br />

umfunktioniert.<br />

13


Während seine Anhänger Le Corbusiers städtebauliche Ideen<br />

oft zur Routine erstarren ließen, reagierte er selbst bei verschiedenen<br />

Bauaufgaben flexibel. So muss ihn der Besuch der<br />

von Giacomo Matte-Trucco 1923 in Turin-Lingotto errichteten<br />

Fiat-Fabrik mit ihrer Renn- <strong>und</strong> Teststrecke auf dem Dach<br />

(Abb.17, 18) zu spektakulären Viaduktarchitekturen inspiriert<br />

haben, die auf ihren Dächern <strong>Auto</strong>bahnen trugen.<br />

Die unter dem Einfluss der Futuristen stehende Fiat-Fabrik, ein über 500 m langer, fünfgeschoßiger<br />

Stahlbeton-Skelettbau, galt zu ihrer Zeit sogar als Herausforderung für die amerikanische<br />

<strong>Auto</strong>industrie. (36) Die Produktionsvorgänge im Inneren liefen von unten nach oben ab.<br />

Die Endmontage erfolgte im obersten Stock, bevor die Fahrzeuge auf dem Dach Probe gefahren<br />

wurden. Diese Symbiose von Bauwerk <strong>und</strong> Straße, die Matte-Trucco für den einmaligen<br />

Zweck dieser spezifischen Aufgabe entwickelt hatte, versprach Le Corbusier eine Lösung der<br />

urbanen Katastrophen in Städten Nordafrikas <strong>und</strong> Südamerikas zu sein.<br />

Anlässlich eines Besuches in Turin plädierte er in einem Artikel der<br />

italienischen Monatszeitschrift „Quadrante" dafür, die Idee, <strong>Auto</strong>s auf<br />

der obersten Ebene von Gebäuden fahren zu lassen, auf den Städtebau<br />

zu übertragen. „Der Augenblick ist gekommen, den Bau der Städte mit<br />

demselben Glauben, demselben Mut, derselben Kühnheit zu beginnen,<br />

wie sie die Fiat-Chefs gezeigt haben."( 37) Fotographien zeigten den<br />

<strong>Auto</strong>begeisterten am Steuer eines Fiat Bililla-Spider auf der Rennbahn<br />

der Fiat-Fabrik, die er zuvor auch schon in „Vers un Architecture"<br />

abgebildet hatte.(Abb.19)<br />

Zwischen 1929 <strong>und</strong> 1939 schlug er für Städte wie Algier (Abb.20, 21)<br />

Montevideo, Sao Paolo <strong>und</strong> Rio de Janeiro als Stahlbetongerüste konzipierte<br />

Viadukte vor, über die Stadtautobahnen fuhren <strong>und</strong> in die Wohnungen<br />

hätten eingebaut werden sollen. Bald schlangen sie sich der bewegten<br />

Topographie der Städte folgend der Küstenlinie entlang, bald<br />

verliefen sie in Form von Achsenkreuzen.<br />

Auch wenn diese Projekte mit komplizierten Systemen von Auf- <strong>und</strong><br />

Abfahrten wirklich funktioniert hätten <strong>und</strong> somit mit einem Schlag - so<br />

wie es sich Le Corbusier vorgestellt hatte - die Wohnungsnot beseitigt<br />

<strong>und</strong> eine völlige Neuordnung des Verkehrssystems gebracht hätten, die<br />

von den bandartigen Hochhäusern zerteilten existierenden Städte wären<br />

damit ein für allemal dem Untergang preisgegeben gewesen. Sie wären<br />

an ihren Verkehrsnöten <strong>und</strong> an den nach unten fallenden Emissionen<br />

buchstäblich erstickt.<br />

14


Wie lange Le Corbusiers städtebaulichen Vorstellungen<br />

Nachwirkungen zeigten, beweist eine aus den 1960er<br />

Jahren stammende Studie des englischen Glass Age<br />

Development Committee mit dem vielsagenden Namen<br />

„Motopia". Sie sah als Stadtstruktur ein Verkehrsgerüst<br />

mit rechteckiger Gr<strong>und</strong>form vor, das aus Hochstraßen<br />

mit darunterliegenden Park- <strong>und</strong> Fußgängerebenen<br />

sowie Wohnungen <strong>und</strong> Läden bestand. Die<br />

Kreuzungspunkte waren - auf typisch englische Art -<br />

als riesige Kreisverkehrslösungen ausgebildet.<br />

(Abb.22)<br />

3.2. Der <strong>Auto</strong>mobilentwurf von Adolf Loos<br />

Welche Faszination das <strong>Auto</strong> auf viele Architekten der<br />

damaligen Zeit ausgeübt haben muss, beweist auch eine<br />

von Adolf Loos 1923 angefertigte Skizze, die einen<br />

<strong>Auto</strong>mobilentwurf für Lancia - jener Firma, die 1922 die<br />

selbsttragende Karosserie entwickelt hatte - zeigt, bei<br />

dem er eine im heutigen <strong>Auto</strong>mobilbau gebräuchliche<br />

Keilform vorwegnahm. (Abb.23) Sie entstand aus der<br />

Unterbringung von drei hintereinander liegenden Sitzreihen<br />

<strong>und</strong> dem gleichzeitigen Bedürfnis, auch den hinten<br />

sitzenden Passagieren Gelegenheit zur Sicht nach vorne<br />

zu geben. Diese erhielten eine zusätzliche Windschutzscheibe,<br />

die den Wagen „terrassiert" erscheinen ließ. Ein<br />

weiteres Vorausgreifen im <strong>Auto</strong>mobilbau stellte die damals<br />

noch nicht übliche Verbreiterung des Wagenkörpers<br />

zwischen den Achsen dar. Die zur Produktionsvereinfachung<br />

- wie Loos meinte - größtenteils kantig gedachte<br />

Karosserieform stellte sich nachträglich allerdings als<br />

Trugschluss heraus, erzielt man doch mit in zwei Richtungen<br />

gebogenen Blechen eine größere Steifigkeit bei geringerem Konstruktionsgewicht. So<br />

kommt es, dass der Loos-Entwurf etwas an die in den späten 1930er Jahren gebauten, gepanzerten<br />

Militärautos erinnert, deren Aussehen freilich aus der wesentlich dickeren Blechstärke<br />

resultierte. Der Loos-Entwurf wurde allerdings genauso wenig gebaut wie der einige Jahre<br />

später entworfene Wagen von Le Corbusier.<br />

3.3 Walter Gropius <strong>und</strong> Buckminster Fuller als <strong>Auto</strong>konstrukteure: Adler-Kabriolett<br />

versus Dymaxion Car<br />

Besser erging es dem ehemaligen Bauhaus-Direktor Walter Gropius (1883-1969). 1929 erhielt<br />

er von den Adler-<strong>Auto</strong>mobilwerken in Frankfurt am Main den ungewöhnlichen Auftrag zu mehreren<br />

<strong>Auto</strong>-Modellen, von denen zwei, ein zweitüriges Kabriolett (Adler 6) <strong>und</strong> eine viertürige<br />

Limousine (Adler 8) in den Jahren 1930 <strong>und</strong> 1931 tatsächlich gebaut wurden. (Abb.24-27)<br />

Diese gerade klassischen Kreationen, weitgehend dekorlos, der Logik des rechten Winkels, der<br />

Diagonale <strong>und</strong> des Kreises folgend, waren aus den glatten<br />

Flächen stereometrischer Gr<strong>und</strong>formen zusammengesetzt <strong>und</strong><br />

vorzugsweise weiß, der Lieblingsfarbe der modernen<br />

<strong>Architektur</strong>, lackiert. Gropius formulierte seine ästhetischen<br />

Intentionen wie folgt: „das maß der schönheit eines automobils<br />

hängt nicht von der zutat an schnörkeln <strong>und</strong> zierat ab,<br />

sondern von der harmonie des ganzen organismus, von der<br />

logik seiner funktionen. der inneren wahrhaftigkeit, der<br />

knappen, phrasenlosen, der funktion entsprechenden<br />

durchbildung aller seiner teile zu einem vollendeten<br />

15


technischen organismus, muss auch die gesamterscheinungsform<br />

des autos entsprechen. die sichtbare außenform hat also<br />

ästhetisch gesprochen genau so zu funktionieren wie der technische<br />

apparat. die reine, edle form ist ein ergebnis der planmäßigen<br />

beseitigung alles unnötigen aufwandes an energie,<br />

masse, gewicht <strong>und</strong> zierat. ein moderner gebrauchswagen soll<br />

technisch vollendet, schön <strong>und</strong> billig sein. dieses ziel kann nur in<br />

engster arbeitsdurchdringung maßgeblicher technischer, gestalterischer<br />

<strong>und</strong> kaufmännischer kräfte erreicht werden."(38)<br />

Trotz ansehnlicher Bauart nehmen sich Gropius'<br />

<strong>Auto</strong>entwürfe freilich ein wenig altertümlich aus,<br />

vergleicht man sie mit dem etwa zur gleichen Zeit entstandenen Dymaxion<br />

Car des amerikanischen Konstrukteurs <strong>und</strong> Erfinders Richard Buckminster<br />

Fuller (1895-1986). (Abb.28) Abgesehen von einigen technischen Verbesserungen<br />

im Chassis, Motor <strong>und</strong> Getriebe, an deren Entwicklung Gropius freilich<br />

nicht beteiligt war, waren an den beiden Adler-Modellen nur die erstmals<br />

eingebauten Liegesitze innovativ. Ansonsten zeigten sie keinerlei Fortschritt<br />

gegenüber den in Le Corbusiers "Vers un Architecture" abgebildeten<br />

Karosserien.<br />

Fullers Beschäftigung mit dem <strong>Auto</strong>mobilbau hingegen blieb nicht an der oberflächlichen Behandlung<br />

eines Formenkleides, das die technischen Einrichtungen verbarg, stehen. Das<br />

Dymaxion Car war das Ergebnis umfassender technologischer Bemühungen <strong>und</strong> wurde mit<br />

Hilfe von Spezialisten für die einzelnen technischen Details entwickelt. Das technologische<br />

Gr<strong>und</strong>prinzip (Dymaxion = Dynamik plus maximale Effizienz) bestand darin, „dass der größte<br />

Nutzen mit der geringsten Energie <strong>und</strong> Materialaufwendung nur dann erreicht werden kann,<br />

wenn alle technischen Mittel <strong>und</strong> Methoden lückenlos angewendet werden." (39)<br />

Das Dymaxion-<strong>Auto</strong> stellte im Gr<strong>und</strong>e die Adaption<br />

eines Flugzeugrumpfs samt Fahrwerk für den<br />

Straßenverkehr dar. Seine Konstruktionsmerkmale<br />

waren: Drei Räder, Heckmotor mit Kraftübertragung<br />

auf die zwei Vorderräder, Lenkung mit dem Hinterrad,<br />

aerodynamische Karosserie aus Aluminium. Mit<br />

einem serienmäßigen 90PS-Ford-V8-Motor konnte<br />

das <strong>Auto</strong> ca. 200 km/h erreichen. Von der anfänglichen<br />

Idee, eine Art Flugzeugauto mit Düsenantrieb<br />

zu bauen, hatte Fuller schließlich abgelassen.<br />

Das Dymaxion Car diente vor allem Schauwerbezwecken.<br />

1933 wurde es auf der Chicagoer Weltausstellung<br />

gezeigt. Die Serienfertigung scheiterte<br />

jedoch am Widerspruch zwischen Fullers logistischem<br />

Transportideal <strong>und</strong> den tatsächlichen Verkehrsverhältnissen,<br />

an einem individualisierten<br />

Massenverkehr, dessen treibende Kraft eine absatzorientierte<br />

<strong>Auto</strong>mobilindustrie ist, für die modische<br />

Aufmachung eines Modells mehr zählt als die Erhöhung<br />

des Gebrauchswerts.<br />

16


4. Das <strong>Auto</strong> <strong>und</strong> die Kritik an der Moderne<br />

4.1 Buckminster Fullers Dymaxion-Haus<br />

Im Gr<strong>und</strong>e war Fullers <strong>Auto</strong>entwurf nichts anderes als die<br />

„Mobilisierung" seines 1928 entstandenen Dymaxion-Hauses.<br />

(Abb.29) Während für die europäischen Architekten der Avantgarde,<br />

allen voran Le Corbusier, der Ruf nach der Wohnmaschine<br />

vorerst eine mutige Wohnmaschine wirklich zu bauen. Sie<br />

bestand aus einem von einer doppelten Plastikhaut umschlossenen,<br />

hexagonalen, die Aufenthaltsräume enthaltenden Ring,<br />

der von einem zentralen Mast, der als Tragstütze zugleich die<br />

gesamte Infrastruktur des Hauses enthielt, mit Hilfe von Drähten<br />

in einer Speichenrad ähnlichen Konstruktion abgespannt war.<br />

Im Gegensatz zu den poetischeren Ausdrucksformen des technischen Zeitalters, wie sie häufig<br />

in den Bauten der europäischen Avantgarde der 1920er Jahre zu finden waren, stellte Fullers<br />

Patent eine Wohnmaschine im wörtlichen <strong>und</strong> nicht im übertragenen Sinne dar. Das Dymaxion-Haus<br />

war dem <strong>Auto</strong> zweifellos näher verwandt als Le Corbusiers Bauten, die, obwohl<br />

gerade dieser diese Analogie wiederholt forderte, niemals technisch ausgereift waren. Im<br />

Gegensatz zu den Vertretern der europäischen Moderne, die sich größtenteils damit begnügten,<br />

die häuslichen Dienstleistungsvorrichtungen entsprechend der vormechanischen Zeit im<br />

Hause zu verteilen, betrachtete Fuller all diese Ausrüstungsstücke als zusammengehörig.<br />

Folgerichtig brachte er sie daher gemeinsam im Zentrum des Hauses unter, von wo sie ihre<br />

Dienstleistungen in die umliegenden Räume verteilten. In Buckminster Fullers Schriften finden<br />

sich Passagen, die dieses Manko der europäischen Moderne aufdeckten. „...das Bauhaus <strong>und</strong><br />

der Internationale Stil benutzten die normalen Installationsanlagen <strong>und</strong> wagten sich nur<br />

insoweit vor, als sie die Hersteller dazu bewogen, die Griffe an den Verschlussvorrichtungen<br />

<strong>und</strong> Leitungshähnen in ihrer Oberflächengestaltung abzuändern <strong>und</strong> auch die Farbe, Größe<br />

<strong>und</strong> Anordnung der Fliesen abzuwandeln. Der Internationale Bauhausstil kümmerte sich nicht<br />

um die unter der Maueroberfläche liegende Installation..., er untersuchte niemals das Problem<br />

der sanitären Anlagen als Ganzes...; kurzum, er kümmerte sich nur um Probleme, die Veränderungen<br />

an der Oberfläche von Endprodukten betrafen, <strong>und</strong> diese Endprodukte waren von<br />

Natur aus untergeordnete Funktionen einer in technischer Hinsicht veralteten Welt." (40)<br />

4.2 Die Moderne <strong>und</strong> die Technologie<br />

Fullers Vorgangsweise beim Entwurf war hauptsächlich die eines Konstrukteurs<br />

<strong>und</strong> weniger die eines Architekten. Die formale Gestaltung<br />

des Dymaxion-Hauses war vor allem das Resultat funktioneller <strong>und</strong><br />

konstruktiver Überlegungen. Auch wenn Vincent Scully eine gewisse<br />

Ähnlichkeit mit den Zelten der nomadisierenden Indianer Nordamerikas<br />

erkannt haben will (41), war es doch im wesentlichen als abstrakte,<br />

technische Installation zum Wohnen gedacht, ohne den Anspruch,<br />

ein Objekt für ästhetische Betrachtungen zu sein, wie das von den<br />

europäischen Architekten der Moderne angestrebt wurde. (Abb.30)<br />

Um ihren Bauten ein Image des Maschinenzeitalters zu geben, scheuten diese nicht davor<br />

zurück, vor allem Schiffsmotive auf die <strong>Architektur</strong> zu übertragen. (42) Das Schiff, Ausdruck<br />

eines funktionierenden Gemeinwesens auf minimierter Fläche, musste sowohl als gesellschaftliches<br />

als auch als ästhetisches Vorbild herhalten. Das <strong>Auto</strong>mobil hingegen, Symbol für<br />

individuelle Mobilität, schien dafür weniger geeignet. Le Corbusier hatte aber auch nie gefordert,<br />

Häuser müssten wie <strong>Auto</strong>s aussehen, wohl aber sollten sie wie diese entworfen<br />

werden (43).<br />

Le Corbusier zog <strong>Auto</strong>mobile immer dann zum Vergleich heran, wenn er seine "Typen-Theorie"<br />

begründen wollte. (Abb.31) Verglichen mit den am Vorbild der Pferdedroschke orientierten<br />

Karosserien aus der Frühzeit des <strong>Auto</strong>mobilbaus schienen ihm die zeitgenössischen Produkte<br />

17


einen Endzustand erreicht zu haben, ein Trugschluss, dem jede Gegenwart<br />

gern erliegt. Die funktionellen Anforderungen <strong>und</strong> der wirtschaftliche<br />

Konkurrenzdruck hätten in einer Art darwinistischem<br />

Ausleseprozess Endformen <strong>und</strong> Typen herauskristallisiert. Offenbar<br />

hatte er jedoch übersehen, dass jede Entscheidung zugunsten stabilisierter<br />

Typen unweigerlich den Stillstand technologischer Entwicklungsprozesse<br />

bedeuten würde. Der technische Fortschritt impliziert<br />

ständige Erneuerung <strong>und</strong> unaufhaltsame Tendenz zu sich immer<br />

schneller vollziehenden Veränderungen. Da sich die Massenproduktion<br />

laufend an einen sich ununterbrochen verändernden Markt anpassen<br />

muss, kann sie gar nicht an unveränderten Typen <strong>und</strong> Normen festhalten.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> konnte die Anbiederung der modernen<br />

<strong>Architektur</strong> an die Technologie nur solange gut gehen, als man <strong>Auto</strong>s<br />

noch mit dem Parthenon vergleichen konnte, die Struktur von Flugzeugen<br />

elementaren Kompositionen ähnelte <strong>und</strong> der Oberbau von<br />

Schiffen noch akademischen Gestaltungsprinzipien folgte.<br />

Wenn die Avantgarde sich für das <strong>Auto</strong> begeisterte, so hatte sie als Gegenstand ihrer Zuneigung<br />

ein Produkt erwählt, das früher als viele andere Produkte Design als Hülle verstand.<br />

Die für die Fortbewegung entscheidenden Antriebselemente wurden unter dem Blechkleid<br />

verborgen, das zwar Kriterien wie Aerodynamik, Festigkeit <strong>und</strong> Bedienungskomfort zu<br />

gehorchen hatte, aber der Gestaltung trotzdem weitgehend freie Hand ließ. Die elektrischen<br />

Geräte der letzten Jahrzehnte, von der Waschmaschine <strong>und</strong> dem Kühlschrank bis zur Großrechenanlage,<br />

setzten fort, was das <strong>Auto</strong> mit seiner versteckten inneren Mechanik begonnen<br />

hatte, den Trend zum Fassadendesign, der allen Forderungen der Altfunktionalisten nach einer<br />

Übereinstimmung von Innen <strong>und</strong> Außen Hohn spricht. Der Parthenon, dessen Bauglieder die<br />

Lastabtragung nicht nur darstellen, sondern auch ausüben, war insofern ein viel funktionalistischeres<br />

Gebilde als die Delages, Hispano-Suizas <strong>und</strong> Bignans, die Le Corbusier damit<br />

zusammen abbildete.<br />

Spätestens zu Beginn der 1930er Jahre, als man wegen<br />

der gesteigerten Leistungskraft der Fahrzeuge gezwungen<br />

war, sämtliche Bestandteile in einer kompakten,<br />

stromlinienförmigen Hülle unterzubringen, riss die<br />

Verbindung zwischen Moderne <strong>und</strong> der Technologie ab.<br />

Der Burlington Zephyr (Abb.32), ein bei der 1934 in<br />

Chicago stattfindenden Weltausstellung gezeigter<br />

stromlinienförmiger Zug, das Chrysler Modell Air Flow<br />

von 1934 (Abb.33), die Heinkel He 70 <strong>und</strong> die Boeing<br />

247 D gehörten bereits einer Welt an, die sich im Vergleich<br />

zu den ein Jahrzehnt früher entstandenen Konstruktionen<br />

radikal verändert hatte. Ihnen gegenüber<br />

muteten die in „Vers un Architecture" abgebildeten<br />

Flugzeug- <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>modelle geradezu veraltet an.<br />

Es gibt zwar a priori keinen erkennbaren Gr<strong>und</strong> dafür,<br />

dass die <strong>Architektur</strong> diesen Entwicklungen Rechnung zu<br />

tragen gehabt hätte. Man hätte aber erwarten können,<br />

dass die Moderne, die so enge Bindungen zur Technologie<br />

vorgegeben hatte, zumindest Ansätze zu Umwälzungen<br />

zeigen würde. Gropius' Karosserieentwurf ist symptomatisch<br />

für das Unvermögen der damaligen Architekten-Avantgarde,<br />

die sich zu dieser Zeit abspielende Revolution<br />

im Fahrzeugbau überhaupt zu erkennen. Sie<br />

verharrte vielmehr in einem missverstandenen Funktionalismus,<br />

dem das additive Konzept des Karosseriebaus<br />

mit seiner Ablesbarkeit der Bauteile am meisten entsprach.<br />

Buckminster Fuller hingegen stellte seine Be-<br />

18


echtigung, abschätzend über den Internationalen Stil zu urteilen, mit seinem Dymaxion Car<br />

unter Beweis, das - zumindest ebenso fortschrittlich wie der Air Flow - von einer geistigen<br />

Beherrschung der Technologie zeugte, wie sie dem Internationalen Stil nicht gelungen war.<br />

Die Moderne war, so gesehen, an ihrem Anspruch gescheitert, die <strong>Architektur</strong> des Maschinenzeitalters<br />

zu sein. Die Behauptung von Henry-Russell Hitchcock <strong>und</strong> Philip Johnson 1932<br />

(44), nun endlich den diesem Zeitalter adäquaten Stil gef<strong>und</strong>en zu haben, war nur insofern<br />

korrekt, als es sich um einen Stil handelte, der aus einer ziemlich oberflächlichen Betrachtung<br />

der technischen Revolution entstanden war <strong>und</strong> der <strong>Auto</strong>mobile, Flugzeuge <strong>und</strong> Schiffe als<br />

neue ästhetische Gegenstände ansah, die man ohne wirkliches technisches Verständnis nur zu<br />

kopieren brauchte.<br />

Es lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen, ob die Wurzeln des Versagens der<br />

Moderne demnach vielleicht doch in ihr selbst lagen. Außer Zweifel haben aber die Ereignisse<br />

im Deutschland der 1930er Jahre die weitere kontinuierliche Entwicklung verhindert.<br />

5. Das amerikanische Maschinenzeitalter<br />

Unsere Aufmerksamkeit wendet sich nun den Vereinigten Staaten zu, die von der europäischen<br />

Avantgarde in teilweise romantischer Verklärung als das gelobte Land der Technisierung<br />

angesehen wurden. Überall fuhren dort <strong>Auto</strong>mobile auf eigens für sie geschaffenen Schnellstraßen<br />

<strong>und</strong> eleganten Brückenkonstruktionen. Amerika sei das Land der Geschwindigkeit,<br />

wurde immer wieder berichtet. Die seit den 1920er Jahren motorisierte amerikanische Gesellschaft<br />

bekannte sich zum „image of motion", das einerseits der Ideologie der Go-West-<br />

Bewegung entsprach, andererseits der freien Marktwirtschaft. Nachdem der 1.Weltkrieg die<br />

Modernisierungen des Produktionsapparates bereits beträchtlich beschleunigt hatte, erfuhren<br />

die Produktionskapazitäten in den 20er Jahren eine weitere Steigerung, nicht zuletzt weil ein<br />

gewaltiger <strong>und</strong> anscheinend unerschöpflicher Binnenmarkt zur Verfügung stand. Die Ausweitung<br />

der Industrialisierung in den USA war eng mit dem Aufschwung der <strong>Auto</strong>mobilindustrie<br />

verb<strong>und</strong>en. Die <strong>Auto</strong>mobilisierung entwickelte sich zum „Motor" der Industrialisierung. Betrug<br />

der Bestand an Kraftfahrzeugen 1910 lediglich 500.000, stieg er bis 1930 auf 26.000.000. Auf<br />

jeden fünften Einwohner kam damals bereits ein <strong>Auto</strong>. Die wachsende Verfügbarkeit von Maschinen<br />

wie <strong>Auto</strong>s für Privatpersonen kennzeichnete den Eintritt der Vereinigten Staaten ins<br />

Maschinenzeitalter.<br />

5.1 Art Deco<br />

Bis auf wenige Ausnahmen, wie Louis Sullivan <strong>und</strong> F.L. Wright, interessierten sich die wenigsten<br />

amerikanischen Architekten für die Auswirkungen der Technisierung. „Hören wir auf die<br />

Ratschläge der amerikanischen Ingenieure, aber hüten wir uns vor den amerikanischen<br />

Architekten," schrieb damals Le Corbusier in „Vers un Architecture". (45) Die in Europa<br />

bew<strong>und</strong>erten Wolkenkratzer traten schon allein wegen der in New York seit 1916 geltenden<br />

Zonierungsgesetze nicht als die kompromisslosen Geometrien auf, die der neuen, von der<br />

Moderne geforderten Ästhetik entsprochen hätten. Gestaffelte Baumassen, über <strong>und</strong> über mit<br />

Zierrat dekoriert, machten das Manhattan der beginnenden 1920er Jahre zu einer Art<br />

historischen Märchenpark. Die Teilnahme europäischer Architekten am Wettbewerb der<br />

Chicago Tribune (1922) <strong>und</strong> die Pariser Exposition des Arts Decoratifs (1925) öffneten<br />

allmählich den Blick der Amerikaner für die neuen Materialien (Chrom, Stahl, Bakelit) <strong>und</strong> die<br />

Formen des „Neuen Bauens", die sie freilich nicht mehr im Sinn sozialer Zielsetzungen <strong>und</strong><br />

gesellschaftspolitischer Utopien übernahmen <strong>und</strong> weiter verwendeten.<br />

Unter dem Eindruck der Massenfabrikationen, der Reklame, der bewussten Förderung des<br />

Konsumdenkens, der neuen schnellen Kommunikations- <strong>und</strong> Verkehrsmittel wie Radio, Telefon<br />

<strong>und</strong> <strong>Auto</strong>mobil <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen wirtschaftlichen Expansion kam es zur „Befreiung"<br />

der Gebrauchskunst. Dabei ging es in erster Linie um die stilistische Verpackung <strong>und</strong> um die<br />

symbolische Funktion der Bauwerke im Stadtbild. Formen <strong>und</strong> Materialien wurden rein<br />

dekorativ verwendet. Bezeichnenderweise hieß der sich aus Elementen des Art Nouveau, des<br />

Futurismus <strong>und</strong> der Moderne zusammensetzende Stil Art Deco. Seine auf dem Geschmack der<br />

19


Masse berechnete Wirkung widerspiegelte die Hektik <strong>und</strong> Vitalität der<br />

Epoche treuer <strong>und</strong> direkter als die reinen Schöpfungen der klassischen<br />

Moderne.<br />

5.1.1 Das Chrysler Building<br />

Vor allem wurden Erscheinungsdetails der <strong>Auto</strong>s als Symbole für<br />

Mobilität <strong>und</strong> Mechanismus in die programmatische <strong>Architektur</strong>sprache<br />

aufgenommen. Das vielleicht schönste Beispiel dafür stellt<br />

das Chrysler Building in New York dar, das William van Alen zwischen<br />

1928 <strong>und</strong> 1930 entwarf. (Abb.34) Das 320 m hohe Gebäude, das für<br />

kurze Zeit das höchste der Welt war, ist mit den vielfältigsten „automobilen"<br />

Motiven dekoriert. Es erhebt sich silbergrau über einer Basis<br />

von 20 Geschoßen. Der mittlere, 168 m hohe Abschnitt verjüngt sich<br />

nach einem Rücksprung zu einem Helm aus Edelstahl mit schuppenförmig<br />

angeordneten Fenstern. Die Haut des Turmes ist mit dunkelgrau<br />

glasierten Ziegeln verkleidet, die sich gegen die silbrigen Flächen<br />

abheben. In der Mitte der Fassade sind die Fenster so angeordnet, das<br />

sie die Vertikalität in der gesamten Höhe des Schaftes betonen <strong>und</strong> in<br />

einem kreisförmig gebogenen Mittelstück enden, als wollten sie Bewegungen<br />

der Aufzüge verdeutlichen, die im Inneren auf- <strong>und</strong> abwärts<br />

eilen.<br />

Für unsere Betrachtungen erscheint im Besonderen der in reichlichem Maße vorhandene Bauschmuck<br />

erwähnenswert. Das Gebäude besitzt Backsteinfriese mit stilisierten <strong>Auto</strong>mobilen, an<br />

den Ecken des 40.Geschoßes sind vier gigantische Chrysler-Kühlerfiguren aus Aluminium angebracht.<br />

Ein Fries abstrahierter <strong>Auto</strong>s mit riesigen Bolzen aus Chromnickelstahl <strong>und</strong> Radkappen<br />

unterhalb horizontal gezogener Kotflügelmuster umzieht das Gebäude im 13. Stockwerk.<br />

Das Firmenzeichen der Firma Chrysler kehrt in der Backsteinverkleidung <strong>und</strong> am<br />

Fahnenmast wieder. An der Basis der Krone stoßen vier kolossale amerikanische Adler wie<br />

Wasserspeier in den Himmel vor. Die Botschaft des Bauwerks war die Glorifizierung des<br />

amerikanischen Ingenieursgeistes im Allgemeinen <strong>und</strong> Chryslers Produktion von <strong>Auto</strong>mobilen<br />

im Besonderen. Es zelebrierte den durch Eigeninitiative erreichbaren Aufstieg im amerikanischen<br />

Wirtschaftssystem.<br />

5.2 Die Überproduktion an <strong>Auto</strong>s <strong>und</strong> ihre Folgen - Streamline<br />

Das Chrysler Building wurde zu einer Art Schwanengesang Amerikas vor der Weltwirtschaftskrise.<br />

Die Expansionsphase der amerikanischen Wirtschaft zwischen 1910 <strong>und</strong> 1920, die<br />

primär von der <strong>Auto</strong>mobilindustrie getragen wurde, fand im Börsenkrach von 1929 ihren jähen<br />

Abschluss. Infolge Marktsättigung war es zu einer Überproduktion der <strong>Auto</strong>mobilindustrie, die<br />

weitreichende Folgen haben sollte, gekommen. Zahlreiche Betriebe mussten schließen oder<br />

wurden von den großen Konzernen übernommen. In Detroit verloren 350.000 von 475.000<br />

<strong>Auto</strong>mobilarbeitern ihren Arbeitsplatz. (46) Die Produktion ging um 25-30% zurück. Die<br />

Abhängigkeit vieler Zulieferfirmen in der Stahl-, Glas-, Gummi- <strong>und</strong> Farbenindustrie führte zu<br />

einer Wirtschaftskrise größten Ausmaßes.<br />

Das diese Katastrophe nicht von allzu langer Dauer sein würde, bewies John D. Rockefeller,<br />

indem er 1931 mit dem nach ihm benannten Center in New York eine antizyklische Spekulation<br />

bis dahin unbekannten Ausmaßes wagte. Diese <strong>und</strong> andere private Investitionen<br />

empfand die amerikanische Öffentlichkeit als Bestätigung von Franklin D. Roosevelts Politik<br />

eines neuen Anfangs, des New Deal (1935-41). In den folgenden Jahren versuchte sich die<br />

amerikanische Wirtschaft aus der Krise herauszuarbeiten. Durch verstärkte Mechanisierung<br />

<strong>und</strong> Rationalisierung der Produktion trieben die Unternehmen die Modernisierung weiter voran,<br />

um die Herstellungskosten zu senken. Um den Absatz zu stimulieren, wurden bewusst ästhetische<br />

Mittel für Aufmachung <strong>und</strong> Erscheinung der Artikel eingesetzt. Formale Innovationen<br />

20


dienten in erster Linie der Verkaufsförderung. Ließen die Verkaufszahlen nach, wurde bei<br />

weitgehender Beibehaltung des Innenlebens die Aufmachung des Produkts geändert. Die<br />

Verführungskünste der Werbung, die nicht mehr bloß Hinweise auf die Qualität <strong>und</strong> den Preis<br />

der Waren gab, sondern mit Hilfe der Psychologie Wunschvorstellungen zu wecken versuchte,<br />

trugen ihren Teil dazu bei, aus Amerika eine Konsumgesellschaft zu machen. Sinclair Lewis<br />

schrieb 1922 in seinem Roman „Babbitt", einer satirischen Hymne auf das Maschinenzeitalter:<br />

„Hatte Babbitt als Knabe gewünscht, Präsident zu werden, wünschte sich sein Sohn Ted einen<br />

Zwilling-Sechs-Zylinder-Packard <strong>und</strong> eine anerkannte Position unter dem Motoradel". (47)<br />

Der ungebrochene Glaube an den technischen Fortschritt, an die Überwindung der Wirtschaftskrise,<br />

hätte nicht besser ausgedrückt werden können als mit dem Schlagwort „Streamline".<br />

5.3 Streamline: Technischer Terminus – Metapher der Bewegung <strong>und</strong> des<br />

Fortschritts<br />

Im technischen Sinn ist die Stromlinie jene Kurve, deren Tangenten an jedem Punkt die<br />

Flussrichtung der Teilchen des Mediums angeben, durch das sich die Kurve bewegt. Die<br />

Stromlinienform wird angewandt, um festen Körpern (<strong>Auto</strong>s, Flugzeuge, Schiffe) einen<br />

möglichst geringen Widerstand beim Penetrieren von Wasser oder Luft zu ermöglichen. (48)<br />

Die schnell mobil gewordenen Amerikaner verstanden die Stromlinie aber auch sehr bald als<br />

symbolische Form, als Ausdruck <strong>und</strong> formales Ergebnis der wirtschaftlichen Krise in den<br />

1930er Jahren <strong>und</strong> deren Überwindung. Natürlich soll nicht bestritten werden, das die aerodynamisch<br />

günstigste Form im Fahrzeugbau eine höhere Geschwindigkeit erlaubte, doch<br />

wichtiger als das Erzielen der möglichen Höchstgeschwindigkeit war es, Geschwindigkeit<br />

formal zum Ausdruck zu bringen, Schnelligkeit durch Form zu symbolisieren. Man wollte die<br />

Dynamik der Materie darstellen, wie sich Materie durch Geschwindigkeit in Energie verwandelt,<br />

in Ströme, durch die die Form bestimmt wird. Die Stromlinienform hatte den Charakter einer<br />

Metapher der Bewegung <strong>und</strong> versinnbildlichte darüber hinaus Freiheit, Erfolg <strong>und</strong> Modernität.<br />

Von der amerikanischen Öffentlichkeit wurde bald alles, was stromlinienförmig war, mit<br />

modern gleichgesetzt. Dies war der Ursprung des Begriffes „Streamline Moderne". Die Kunst<br />

war zu einer Quelle der Fortschrittsbestätigung geworden.<br />

In der Stromlinienform konkretisierte sich die Sehnsucht der Zeit nach einem neuen Sinnbild.<br />

Sie lässt sich wohl auch als Kompensationsform verstehen, täuschte die „<strong>Auto</strong>nomie des<br />

Schönen" doch über die tatsächliche ökonomische <strong>und</strong> gesellschaftliche Misere hinweg. Die<br />

Popularität der Streamline offenbarte das Bedürfnis der Massen, die sozialen Konflikte in der<br />

Zeit der Wirtschaftskrise zu mildern, sich - vergleichsweise - genauso elegant durch die Probleme<br />

der Zeit zu bewegen wie ein tropfenförmiges <strong>Auto</strong>mobil durch die Straßen der Stadt.<br />

Die Erwartungen der Öffentlichkeit <strong>und</strong> die Bedürfnisse verschmolzen zu einem alles umfassenden<br />

Design, das mit seiner Glätte <strong>und</strong> seinem Glanz den Hoffnungen der Bevölkerung<br />

Ausdruck verlieh.<br />

5.3.1 Die Stromlinienform im <strong>Auto</strong>mobilbau<br />

Obwohl die Stromlinienform erstmals im Eisenbahnbau in größerem Umfang Verwendung fand<br />

(Burlington Zephyr, 1933), weist sie auch automobile Vorläufer auf.<br />

Hierzu zählten die zigarrenähnlichen Rennwagen um 1900 <strong>und</strong> Prototypen<br />

von Alfa Romeo 1913/14. (Abb.35)<br />

In den 1930er Jahren erkannte die <strong>Auto</strong>mobilindustrie die Werbewirksamkeit<br />

der neuen Stromlinie. Zwar hatten Windkanalversuche ergeben,<br />

dass ein ei- bzw. tropfenförmiges Fahrzeug aufgr<strong>und</strong> seiner minimierten<br />

Oberfläche den geringsten Luftwiderstand aufweisen müsste<br />

- ein Faktum, auf das auch Le Corbusier 1922 in „Vers un Architec-<br />

21


ture" hingewiesen hatte (49), aber infolge mangelnder Akzeptanz des<br />

Publikums in seiner reinen Form niemals realisiert werden konnte.<br />

„Eier auf Rädern", wie sie von den Verkaufsabteilungen der <strong>Auto</strong>mobilfirmen<br />

spöttisch bezeichnet wurden, waren höchstens als Ausstellungsobjekte<br />

zu gebrauchen. Tropfenautos mit Heckantrieb wie<br />

Norman Bel Geddes' Motor Car Number 8 (1932) (Abb.36) <strong>und</strong> Buckminster<br />

Fullers Dymaxion Car (1934) gingen - weil zu radikal - nie in<br />

Serie.<br />

Bereits 1926 hatte General Motors seine „Art and Color Section" eingerichtet, um durch Styling<br />

<strong>und</strong> jährlichen Modellwechsel der zweckgerechten, aber freudlos schwarzen Tin Lizzy des Konkurrenten<br />

Ford den Garaus zu machen. Ford, der Anfang der 1920er Jahre über 55 Prozent<br />

des amerikanischen <strong>Auto</strong>mobilmarktes erobert hatte, musste seine Marktanteile bis 1927 infolge<br />

Sättigung der Nachfrage auf weniger als 30 Prozent schwinden sehen. Daraufhin ließ er<br />

die Produktion seiner Ford-T-Modelle, die bereits beim 15 millionsten Exemplar angelangt war,<br />

stoppen, als er erkennen musste, wie wichtig ein dem Zeitgeschmack entsprechendes Design<br />

geworden war. Die Herausbildung von Typen, auf die sich Le Corbusier berufen hatte, war<br />

nicht mehr gefragt. Was zählte, um weiter verkaufen zu können, war die Beherrschung des<br />

Zyklus der Moden mit Modellen.<br />

Hauptkennzeichen der <strong>Auto</strong>mobilkarosserien in den 1930er Jahren war vor allem die Zusammenfassung<br />

der einzelnen Karosserieelemente in Gestalt eines einheitlichen Blechkleides. Mit<br />

ihren abgeschrägten Frontpartien, den langen geschwungenen Kotflügeln <strong>und</strong> dem Fließheck<br />

wirkten die <strong>Auto</strong>s dynamisch, also auch im Stillstand wie in Bewegung.<br />

Das Modell Air Flow der Firma Chrysler, 1934, (Abb.33) war das erste, jemals in Serie produzierte<br />

stromlinienförmige <strong>Auto</strong>, wenngleich Zugeständnisse hinsichtlich der Verkaufbarkeit<br />

gemacht werden mussten. Chrysler erkor ausgerechnet Norman Bel Geddes, den Schöpfer des<br />

tropfenförmigen Motor Car Number 8, zum Paten des Modells. Geddes' 1932 erschienenes<br />

Buch „Horizons"(50), gewissermaßen das Manifest der Streamline, war zwar von nachhaltigem<br />

Einfluss auf das amerikanische Produktdesign, er selbst war jedoch mit seinem radikalen<br />

<strong>Auto</strong>mobilentwurf an den Gesetzen des Marktes gescheitert. Heute würden wir den Air Flow als<br />

gelungene Mischung zwischen dem ab 1936 produzierten 2CV von Citroen <strong>und</strong> dem parallel<br />

dazu in Deutschland entwickelten Volkswagen bezeichnen. Obwohl der Air Flow kommerziell<br />

nicht sonderlich erfolgreich war, erschien er doch hinsichtlich seines Aussehens außerordentlich<br />

fortschrittlich. Man war vom funktionalistischen, gleichsam aus Einzelteilen zusammengesetzten<br />

Karosseriedesign zugunsten einer kompakten Form abgekommen. Eingebaute Kotflügel,<br />

in die erstmals die Scheinwerfer integriert waren, ein in die Motorhaube übergehender<br />

Kühlergrill <strong>und</strong> das kurze Heck gaben dem Wagen nicht nur ein aerodynamisches, sondern ein<br />

geradezu modernes Aussehen.<br />

Das erfolgreichste <strong>Auto</strong> in Stromliniendesign war allerdings der von<br />

Gordon Buerig 1936 entworfene Cord 810. (Abb.37) In seiner Gr<strong>und</strong>form<br />

einem von Walter Dorwin Teague 1932 entworfenen Prototypen<br />

(Abb.38) nicht unähnlich, besaß er zum Unterschied von diesem bereits<br />

versenkbare Scheinwerfer. Der bislang aufgesetzt gewesene Kühlergrill<br />

wurde durch jene waagrechten Chrombänder ersetzt, die ein<br />

Markenzeichen der Streamline werden sollten.<br />

Gegen Ende der 1930er Jahre griff die Streamline auf alle Sektoren des<br />

Transportdesign über. Die von Raymond Loewy entworfenen Greyho<strong>und</strong>-Busse,<br />

1940, (Abb.39) <strong>und</strong> der aluminiumverkleidete, bis heute<br />

in Verwendung stehende Airstream-Wohnwagen, 1940, (Abb.40) von<br />

Wally Byam wurden zu legendären Symbolen amerikanischer Mobilität<br />

<strong>und</strong> Reiselust.<br />

22


5.3.2 Die amerikanischen Produktdesigner<br />

Die im vorhergehenden bereits mehrmals erwähnten Protagonisten der<br />

Streamline-Ära, Raymond Loewy, Norman Bel Geddes, Walter Dorwin<br />

Teague <strong>und</strong> Henry Dreyfuss - um nur einige zu nennen - waren keine<br />

Konstrukteure im herkömmlichen Sinne mehr. Mehr oder weniger unabhängig<br />

vom Produktionsprozess <strong>und</strong> von der technischen Weiterentwicklung<br />

entwarfen sie die Verpackung <strong>und</strong> Aufmachung der Produkte.<br />

Raymond Loewy beklagte schon Ende der 20er Jahre die Diskrepanz<br />

zwischen der „überragenden Qualität vieler amerikanischer Produkte<br />

<strong>und</strong> ihrer unförmigen, schwerfälligen, ja hässlichen <strong>und</strong> schreienden<br />

Aufmachung." (51) Loewy <strong>und</strong> die anderen Designer überzeugten verschiedene<br />

Unternehmer davon, dass die Wettbewerbsfähigkeit ihrer<br />

Erzeugnisse entscheidend vom Design abhänge <strong>und</strong> mit formalen<br />

Neuerungen Bedarf geweckt werden könne. Damit setzte eine „Expansion<br />

des Design" ein, die mit der Zeit alle Bereiche der amerikanischen<br />

Alltagskultur durchdrang. über Loewy schrieb die New York Times, er<br />

hätte die Verkaufskurve mancher Produkte „streamlinisiert". (52) Die<br />

Designer, Kinder der amerikanischen Depression, bildeten den Schlussstein<br />

jener vom Deutschen Werkb<strong>und</strong> geforderten <strong>und</strong> von den Vertretern<br />

der englischen Arts-and-Crafts-Bewegung gefürchteten Verbindung<br />

von Kunst <strong>und</strong> Industrie.<br />

Die neuen Designer mussten Künstler, Architekten <strong>und</strong> Organisatoren zugleich sein. Aus den<br />

unterschiedlichsten Berufen kommend - Loewy war Modezeichner, Bel Geddes Bühnenbildner<br />

<strong>und</strong> Schaufensterdekorateur <strong>und</strong> Teague Werbefachmann - unterwarfen sie sich der „Diktatur<br />

des Marktes". (53)<br />

Die Überwindung der Wirtschaftskrise am Anfang der 1930er Jahre war zum Gutteil ein Verdienst<br />

der Designer. Die Produkte müssen, um besser verkauft zu werden, billiger, leichter<br />

<strong>und</strong> entsprechend der Massenproduktion einfacher werden. Zu Beginn sprach man noch nicht<br />

von Streamline sondern von Redesign, im Sinne einer ästhetischen aber auch technischen<br />

Verbesserung der Produkte.( 54) Wie die bereits erwähnten Züge <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>mobile mussten<br />

sich auch bald Haushaltsgeräte dem Redesign unterwerfen. Die windschnittige Form, die im<br />

Fahrzeugbau zweifellos ihre Berechtigung hatte, wurde auf Haushaltsgeräte <strong>und</strong> Büromaschinen,<br />

die überhaupt nichts mit Geschwindigkeit zu tun hatten, übertragen. So gelangte der<br />

neue Stil gewissermaßen über die Garage durch die Hintertür in die Küche der amerikanischen<br />

Haushalte. Weitgehend stationäre Geräte wie Staubsauger, Toaster,<br />

Kühlschränke <strong>und</strong> Bügeleisen erweckten plötzlich den Eindruck, als<br />

würden sie jeden Moment losbrausen. Das Aussehen der zweiten Generation<br />

von Gebrauchsmaschinen in den bereits während der 1920er<br />

Jahre mechanisierten amerikanischen Haushalten wurde wegen seines<br />

„clean look" anfangs als „cleanlining", später als „streamlining" bezeichnet.<br />

(55)<br />

Ob es sich um die mit Emailblechen verkleideten Gasherde von<br />

Norman Bel Geddes für die Standard Gas Equipment Company, die<br />

Waschmaschinen von Henry Dreyfuss <strong>und</strong> die Kühlschränke mit<br />

<strong>Auto</strong>türgriffen von Raymond Loewy für Sears Roebuck oder die<br />

Staubsauger von Walter Dorwin Teague für Montgomery Ward<br />

(Abb.41) handelte, gehorchten die meisten Neugestaltungen doch<br />

demselben Prinzip. Ihr gemeinsames Merkmal war die Einführung<br />

einer Blechverkleidung, die dem Gerät eine einheitliche Form gab.<br />

Gewöhnlich bildete sie einen klar gegliederten Körper mit abger<strong>und</strong>eten<br />

Ecken, dem oft verzierende parallele Chrom- oder Aluminiumstreifen,<br />

ähnlich wie beim Cord 810, aufgesetzt waren. Entscheidender<br />

als diese Ausformung war aber der Gedanke der<br />

23


Verkleidung an sich. So wie es im Fahrzeugbau vorgemacht wurde,<br />

verschwanden technische, den Benutzer ohnehin nicht interessierende<br />

Details unter der Karosserie. Damit wurde die äußere Gestalt unabhängig<br />

vom technischen Innenleben <strong>und</strong> jederzeit der Mode gehorchend verwandelbar.<br />

Die von Designern wie Walter Dorwin Teague angestrebte Suche<br />

nach der Idealform war eine Illusion. Ähnlich Raymond Loewys jedes<br />

Jahr neu erscheinendem Studebaker-Modell (Abb.42) brachte die Industrie unaufhaltsam<br />

neue, technisch kaum <strong>und</strong> formal nur leicht veränderte Produkte auf dem Markt.<br />

5.3.3 Streamline-<strong>Architektur</strong><br />

In Schilderungen Loewys wird deutlich, dass der amerikanische Alltag<br />

allmählich vollständig sein Gesicht veränderte. (56) Es gab beinahe<br />

nichts mehr, was die besessenen Designer nicht „redesignten" oder<br />

„streamlinisierten". Loewy unterzog im Laufe seiner Karriere so nützliche<br />

Dinge wie Vervielfältigungsapparate, Kühlschränke, Staubsauger<br />

<strong>und</strong> Coca-Cola-<strong>Auto</strong>maten, aber auch Lokomotiven, Schiffe, <strong>Auto</strong>mobile,<br />

Bleistiftspitzer (Abb.43) <strong>und</strong> Zigarettenschachteln einer Neugestaltung.<br />

Wen nimmt es da noch w<strong>und</strong>er, dass sich die Streamline-<br />

Designer nun auch noch der <strong>Architektur</strong> bemächtigten. Was lag näher,<br />

als die Ideologie der Geschwindigkeit auch auf Gebäudetypen wie<br />

Tankstellen <strong>und</strong> Verkaufssalons zu übertragen, die aus dem Umfeld des <strong>Auto</strong>s stammten.<br />

Inspirationen holte sich die Streamline Moderne einerseits von den gekurvten Beispielen des<br />

Internationalen Stils, andererseits von denselben Maschinen, die die europäischen Modernen<br />

selbst inspiriert hatten - nur auf direktere Weise. Zusammen mit ihrem Verwandten, dem Art<br />

Deco, wurde Streamline zu einer populären Spielart der Moderne, gewissermaßen zu ihrem<br />

amerikanischen Kompromiss.<br />

So kam in den 1930er Jahren auch in der <strong>Architektur</strong> eine Kategorie<br />

hinzu, die ursprünglich nur in der Welt der <strong>Auto</strong>mobile <strong>und</strong> anderer<br />

Fahrzeuge zuhause war. Die Stromlinienform der windschlüpfigen,<br />

beinahe tropfenförmigen <strong>Auto</strong>s <strong>und</strong> der Lokomotiven, die Geschossen<br />

ähnlich sahen, hieß auf die <strong>Architektur</strong> übertragen: Glänzende, glatte<br />

Wandoberflächen, abger<strong>und</strong>ete Ecken, Bullaugenfenster, Glasziegel<br />

<strong>und</strong> fließende, meist horizontale Linien an den Fassaden. Die Gebäude<br />

der Streamline Moderne haben einen weit weniger offenen, sondern<br />

wesentlich massiveren Charakter als die der klassischen Moderne. Sie<br />

sind farbiger, eindeutiger symbolhaft <strong>und</strong> eher Verpackung. Ihr Äußeres<br />

wirkt wie mit einer <strong>Auto</strong>karosserie überstülpt, die selbst zum Bedeutungsträger wird.<br />

(Abb.44) Die Form folgt nicht mehr der Funktion, wie es Sullivan gefordert hatte, sondern der<br />

Bedeutung. Man signalisierte dem Betrachter, dass es sich um vorzüglich funktionierende<br />

Apparate handelte. Dabei ging es nicht um das Demonstrieren dieser Funktionen nach außen,<br />

vielmehr wurde verschlüsselt ausgesagt, dass die Baugestaltung modern, maschinenmäßig<br />

<strong>und</strong> folgerichtig auch solide war. Gewöhnlich vermieden die Streamline-Schöpfer den Einblick<br />

in die Gebäude. Die Technologie des Inneren sollte dem Betrachter verborgen bleiben, alles<br />

wurde mit einer engen „Fassadenhaut" überzogen. Lediglich Details wie Düsen, Rohre,<br />

Fahnenstangen, Relings, Gitterroste, Jalousien <strong>und</strong> Waggonfenster wurden appliziert.<br />

5.3.4 Erich Mendelsohn <strong>und</strong> die Stromlinie<br />

Parallelen zur Streamline-<strong>Architektur</strong> lassen sich nach<br />

Deutschland zurückverfolgen. 1924 bekam Norman Bel<br />

Geddes von Erich Mendelsohn(1887-1953), für den er<br />

1929 das Vorwort zu seinem Ausstellungskatalog<br />

schreiben sollte, eine Skizze seines berühmten Einstein-Turms<br />

(1920-1924) in die Hände, dessen monolithischer<br />

Baukörper eine expressive Form dynamisch-<br />

24


stromlinienförmigen Charakters hatte, weshalb Mendelsohn manchmal als Erfinder der Stromlinie<br />

angesehen wird.(Abb.45) In seinen späteren Bauten reduzierte er die eigenwillig modellierte<br />

Gestalt des Einstein-Turms auf mehr kontrollierbare Formengesetzlichkeiten, die der Dynamik<br />

des großstädtischen Lebensgefühls zum Ausdruck verhelfen sollten.<br />

Mendelsohn berief sich ausdrücklich auf die Bewegung des Stadtverkehrs,<br />

auf die fahrenden <strong>Auto</strong>s, um die durchziehenden horziontalen<br />

Linien an seinen Gebäuden zu erklären. Zum 1921-1923 erbauten Haus<br />

des Berliner Tageblatts (Abb.46) erklärte er bei einem Vortrag in<br />

Amsterdam: „Aber hier ist das Haus kein unbeteiligter Zuschauer der<br />

sausenden <strong>Auto</strong>s, des hin <strong>und</strong> her flutenden Verkehrs, sondern es ist<br />

zum aufnehmenden, mitwirkenden Bewegungselement geworden“, <strong>und</strong><br />

etwas später: „Indem es nämlich den Verkehr teilt <strong>und</strong> leitet, steht das<br />

Gebäude trotz aller Bewegungstendenz als unverrückbarer Pol in der<br />

Bewegtheit der Straße". (57) Die langgestreckten Horizontalen, die um<br />

viele seiner Baukörper herumgelegt sind, sollten den Bewegungsablauf<br />

der fahrenden <strong>Auto</strong>s in der Fassade aufnehmen <strong>und</strong> zwischen dem<br />

Geschehen im Stadtraum <strong>und</strong> dem Gebäude eine Entsprechung herstellen. An anderer Stelle<br />

des Vortrages hatte es geheißen: „Der Mensch unserer Zeit, aus der Aufgeregtheit seines<br />

schnellen Lebens, kann nur in der spannungslosen Horizontalen einen Ausgleich finden." (58)<br />

Obwohl Mendelsohns Bauten selbst zur Kurve im Straßenlauf werden <strong>und</strong> gewissermaßen als<br />

gebaute Leitschienen den Schwung des Gleitens <strong>und</strong> Strömens des Verkehrs betonen, verwendete<br />

er nie den Terminus „Stromlinie", sondern sprach stets von „dynamischer <strong>Architektur</strong>."<br />

(59) Die Übertragbarkeit der Stromlinienform als Ausdruck der Bewegungsgesetze von<br />

<strong>Auto</strong>s <strong>und</strong> Schiffen auf die <strong>Architektur</strong> hielt er für ein Missverständnis. „Ein völliges Verkennen<br />

des architektonischen Wesens also, diese Bewegungsgesetze auf die <strong>Architektur</strong> übertragen zu<br />

wollen." (60)<br />

Mendelsohn sah in der Dynamik den „logischen Bewegungsausdruck der den Baustoffen innerwohnenden<br />

Kräfte." (61) Diese Zug- <strong>und</strong> Druckkräfte seien innerhalb der Konstruktion - abgesehen<br />

von durch das Eigengewicht entstehenden Belastungen - solange in Ruhestellung, bis<br />

eine „äußere Kraft wie beispielsweise ein über eine Brücke fahrender Zug auf sie einwirkt.<br />

Während Molen relativer andauernder Belastung durch die Brandung ausgesetzt seien, könne<br />

man dies für die im modernen Verkehrstrom stehenden Gebäude nur im übertragenen Sinne<br />

verstehen. Niemals sollte jedoch ein Gebäude suggerieren, sich selbst in Bewegung setzen zu<br />

können, weil dies dem Charakter von <strong>Architektur</strong> an sich widerspräche. Freilich verloren die<br />

aerodynamischen Formen der <strong>Auto</strong>s, Schiffe, Lokomotiven <strong>und</strong> Flugzeuge auch in der Streamline-<strong>Architektur</strong><br />

ihre praktische Funktion - mit Ausnahme vielleicht bei der Abtragung der<br />

Windkräfte. Streamline hatte in erster Linie reinen Symbolcharakter. Sie war Ausdruck der<br />

Mobilität, der Geschwindigkeit <strong>und</strong> des technischen Optimismus des amerikanischen Maschinenzeitalters.<br />

5.3.5 Das Pan Pacific Auditorium<br />

Als eine der ersten "<strong>Auto</strong>-Städte" widerspiegelte Los Angeles die durch die<br />

Verwendung des <strong>Auto</strong>s als individuelles Verkehrsmittel geänderten Gewohnheiten<br />

<strong>und</strong> Kommunikationsformen im stromlinienförmigen Äußeren<br />

vieler Gebäude. Das 1935 von Walter Wurdeman <strong>und</strong> Welton Beckett erbaute<br />

Pan Pacific Auditorium (Abb.47) ist vielleicht der stärkste Ausdruck<br />

des damaligen Maschinenkults. Seine Form ähnelt einem riesigen, aus dem<br />

Windkanal stammenden <strong>Auto</strong>kühler. Vier grün-weiße Pylonen suggerieren<br />

große Motoren, die den Rest des Gebäudes voranzuziehen scheinen. Die<br />

kraftvollen, horizontalen Linien wetteifern mit den vertikalen Fahnenstangen<br />

<strong>und</strong> Masten. Wahrscheinlich war dieses Dekorationsmuster dem Kühlergrill<br />

einer Straßenlimousine abgeschaut. Das Pan Pacific Auditorium wird<br />

als klassisches Beispiel einer frühen <strong>Auto</strong>kultur-<strong>Architektur</strong> betrachtet,<br />

25


insbesondere unter Bedachtnahme der Tatsache, dass es sich dabei um ein Theater handelt,<br />

das damals ausschließlich mit dem <strong>Auto</strong> erreichbar war.<br />

5.3.6 Die Weltausstellung in New York: Die Welt der Streamline<br />

Die Ausbreitung der Streamline auf alle Bereiche<br />

des Design fand ihren Höhepunkt auf der<br />

New Yorker Weltausstellung 1939/40, als deren<br />

großer Förderer sich die <strong>Auto</strong>mobilindustrie herausstellte<br />

- <strong>und</strong> in deren Diensten die bekanntesten<br />

Designer ihrer Zeit standen. Für sie bildete<br />

die Weltausstellung das ideale Medium zur<br />

Darstellung ihrer Arbeit. Es sollte ein Gesamtkunstwerk<br />

entstehen, wodurch die Massen auf<br />

das unterhaltsamste von der Sache der Industrie<br />

<strong>und</strong> Technik überzeugt werden konnten.<br />

Trotz bevorstehendem Kriegseintritt der USA<br />

demonstrierte die amerikanische Wirtschaft noch einmal Optimismus <strong>und</strong> Stärke.<br />

Der Titel der Weltausstellung „Building the World of Tomorrow" wurde von der<br />

General Motors Company zum Anlass genommen, in ihrem Pavillon (Abb.48)<br />

die „Stadt der Zukunft" als Diorama wirklich zu bauen. Wie mit dem Entwurf<br />

für den Pavillon selbst wurde damit Norman Bel Geddes beauftragt. Sein<br />

„Futurama" (Abb.49) zeigte dem staunenden Publikum ein Amerika der<br />

Schnellstraßen <strong>und</strong> Stadtutopien wie es etwa um 1960 hätte aussehen können.<br />

Auf 3320 Quadratmetern waren eine Million Modellbäume gepflanzt <strong>und</strong><br />

eine halbe Million Modellbauten errichtet. Etwa 50.000 maßstäbliche<br />

<strong>Auto</strong>mobile <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>busse in Stromlinienform belebten die Straßen. (62)<br />

(Abb.50)<br />

Geddes' von Sant' Elia <strong>und</strong> Le Corbusier beeinflusste Vision von sechsstöckigen,<br />

vierspurigen, kreuzungsfreien Stadtautobahnen, die eine Wolkenkratzerstadt<br />

durchquerten <strong>und</strong> an jeder Straßenkreuzung von Fußgängerbrücken<br />

überspannt wurden, war natürlich auch ganz die Botschaft von General<br />

Motors. Das <strong>Auto</strong>mobil für jedermann sollte im Mittelpunkt des Lebens der<br />

Amerikaner stehen, die Umwelt entsprechend gestaltet werden. Obwohl in den<br />

1930er Jahren längst nicht alle Familien ein <strong>Auto</strong> besaßen, hatte es doch die<br />

Massenproduktion für viele erschwinglich gemacht. Die Designer hatten seine<br />

Sicher-heit <strong>und</strong> Bequemlichkeit erhöht - auf den Straßenbau hatten sie indes<br />

keinen Einfluss. So schlug Bel Geddes in seinem aus den Studien zum<br />

„Futurama" hervorgegangenem Buch „Magic Motorways", 1940, ein nationales<br />

<strong>Auto</strong>bahnsystem vor - es sollte erst 1956 ernsthaft in Angriff genommen<br />

werden. (63) Dass es ganz im Sinne der <strong>Auto</strong>mobilindustrie gewesen sein musste, anlässlich<br />

der Weltausstellung den Wunsch der Bevölkerung nach einer „autogerechten" Umwelt zu<br />

wecken, liegt auf der Hand. (64)<br />

Etwas nüchterner geriet der Pavillon der Ford Motor Company, den<br />

Walter Dorwin Teague entworfen hatte. Auf einer Art Hochbahn wurde<br />

man zu einer Probefahrt mit den neuesten Modellen von Ford, Mercury<br />

oder Lincoln eingeladen, während im Inneren eine Schau jeden Schritt<br />

bei der Produktion eines <strong>Auto</strong>mobils zeigte.<br />

Für die Chrysler Corporation entwarf Raymond Loewy einen Pavillon, der<br />

eine Ausstellung zum Thema „Verkehrswesen" enthielt. (Abb.51) In<br />

einem Kino konnte man dreidimensionale Filmvorführungen über die<br />

Montage eines <strong>Auto</strong>mobils betrachten, bevor man in einem von<br />

Chrysler-Klimaanlagen gekühlten Raum mit dem Namen „Frozen Forest"<br />

26


gelangte, in dem <strong>Auto</strong>s von Plymouth, Dodge, De Soto <strong>und</strong> Chrysler<br />

vorgeführt wurden. Zu guter letzt präsentierte Loewy Skizzen von<br />

futuristisch aussehenden, stromlinienförmigen <strong>Auto</strong>s (Abb.52) <strong>und</strong> ein<br />

phantasievolles Diorama veranschaulichte den Flug ins All.<br />

Die New Yorker Weltausstellung zeigte ein wieder erstarktes Amerika<br />

auf dem Höhepunkt der Technik- <strong>und</strong> insbesondere der <strong>Auto</strong>mobilbegeisterung.<br />

<strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Design wurden zu Werbeträgern. Ihr Stil -<br />

die Streamline - suggerierte den Glauben an die Beherrschung eines -<br />

in organischen Formen modellierten - mechanischen Universums.<br />

5.4 Kritik an der Streamline<br />

5.4.1 Rudolph M. Schindler über <strong>Auto</strong>mobildesign<br />

Anfang der 1940er Jahre, zu einer Zeit, als sich vor allem in Los Angeles stromlinienförmige<br />

Gebäude immer größer werdender Beliebtheit erfreuten, kam aber auch Kritik an der Streamline<br />

auf. Man warf ihr vor, sie wäre uniformierte Ästhetik <strong>und</strong> eine Ideologie des Kapitals,<br />

erdacht um die Macht der Unternehmer zu festigen. 1942 schrieb der 1913 aus Österreich<br />

emigrierte <strong>und</strong> seit 1920 in Los Angeles lebende Rudolph Schindler einen Artikel mit dem Titel<br />

„Postwar <strong>Auto</strong>mobiles", der erst 1947 in der Zeitschrift „Architect and Engineer" veröffentlicht<br />

wurde. (65) Darin ging Schindler auf das Problem des Industrial Design <strong>und</strong> der Streamline<br />

Moderne ein. Er wies darauf hin, dass sowohl <strong>Auto</strong>- als auch Bauentwürfe auf funktionalen<br />

Erwägungen basieren müssten. Wenn die Streamline-Architekten schon das <strong>Auto</strong> als Metapher<br />

heranzögen, dann hätten sie wenigstens erkennen müssen, wie unfunktionell <strong>Auto</strong>s zur<br />

damaligen Zeit waren. Das Dilemma der <strong>Architektur</strong> lag also - laut Schindler - in ihrem untauglichen<br />

Vorbild, dem <strong>Auto</strong>, begründet.<br />

Der Begeisterung der <strong>Auto</strong>mobildesigner, die manchmal auch Gebäudedesigner waren, stellte<br />

er kritische Anmerkungen entgegen. Wohl wissend um die einzigartige Entwicklung des Individualverkehrs<br />

in Los Angeles <strong>und</strong> um die darauf zurückzuführenden Veränderungen des Lebensstils,<br />

untersuchte er im folgenden alle Funktionen des <strong>Auto</strong>s - ohne Vorurteile <strong>und</strong> frei von<br />

den romantisierenden, das <strong>Auto</strong> als Technologiefetisch betrachtenden Vorstellung mancher<br />

Designer.<br />

Zunächst kritisierte Schindler die unnötige, im Stadtverkehr unpraktische<br />

Länge der zeitgenössischen <strong>Auto</strong>mobile. Er forderte kürzere Fahrzeuge,<br />

deren Radstand für Überlandfahrten mittels mechanischer Vorrichtung<br />

verlängert werden könnte. Die Beobachtung, dass die Umgebung, durch die<br />

<strong>Auto</strong>s fahren, gar nicht so symmetrisch sei, wie ihr Design zu sein vorgibt -<br />

links Gegenverkehr, rechts die Gehsteigkante - veranlasste ihn zu der<br />

Erkenntnis, dass auch <strong>Auto</strong>s unsymmetrisch konstruiert werden müssten.<br />

Man könnte beispielsweise die Ausstiegsmöglichkeiten an der „sicheren"<br />

rechten Seite entsprechend vergrößern. Hauptkritikpunkt war aber das<br />

übermäßige Gewicht der <strong>Auto</strong>s. Laut Schindler nütze die ganze Stromlinienform<br />

nur wenig, wenn das ganze Fahrzeug zu groß <strong>und</strong> zu schwer sei.<br />

Er schlug vor, die überdimensionalen Stoßstangen, deren Reparatur kostspielig<br />

sei, durch Gummipuffer zu ersetzen. Den geänderten Nutzungsmöglichkeiten<br />

der <strong>Auto</strong>mobile entsprechend, plädierte er für flexible, demontable<br />

Sitze, die es ermöglichen sollen, das <strong>Auto</strong> als Transportmittel für<br />

größere Güter, zum Schlafen <strong>und</strong> Essen <strong>und</strong> nicht zuletzt „for making love",<br />

zu verwenden. Um die Sicherheit zu verbessern, sollten allzu große<br />

Motorhauben, die die Sicht einschränken könnten, vermieden werden. Anstatt <strong>Auto</strong>s mit<br />

blendendem Chromzierrat zu versehen, sollte besser auf eine schon von weitem sichtbare<br />

Wagenfarbe geachtet werden.<br />

27


Schindler stellte die übermäßigen Bemühungen der Designer überhaupt in Frage, solange die<br />

funktionellen Probleme nicht gelöst seien. Den ohnedies hinkende Vergleich zwischen „progressivem"<br />

<strong>Auto</strong>design <strong>und</strong> moderner <strong>Architektur</strong> beschränkte er auf die nur zufällig ähnlichen<br />

Aufgabenstellungen - die Erfüllung funktioneller Anforderungen. Zwar konnte sich Schindler<br />

nie in die Reihe derjenigen Architekten einreihen, die selbst <strong>Auto</strong>s entwarfen, doch erscheint<br />

seine Beschäftigung mit dem Thema bemerkenswert, weil die weitere Entwicklung Schindler<br />

sehr viel später recht gab.<br />

Die 50er Jahre ließen die Design-Welle noch einmal überschwappen. Hauptkennzeichen<br />

des sogenannten „Traumwagenstils" (66) war ein aus reinem<br />

Repräsentationsbedürfnis entstandener, übertriebener Formalismus auf<br />

Kosten des tatsächlichen Gebrauchswertes. Die <strong>Auto</strong>s bekamen mächtige<br />

„Kühlergesichter" mit Stossstangenhörnern, überdachten Scheinwerfern<br />

<strong>und</strong> vergitterten Chromkühlern, die manchmal auch wie Flugzeugnasen<br />

aussahen (Studebaker Champion, 1951, Raymond Loewy). Die Kotflügel<br />

wurden zwar jetzt in die Karosserie integriert, waren aber noch durch den<br />

„Hüftknick" angedeutet <strong>und</strong> liefen vor allem bei den Cadillacs in keilförmigen<br />

Heckflossen aus (Abb.53, 54), die den amerikanischen <strong>Architektur</strong>kritiker<br />

Vincent Scully zu einem Vergleich mit den hinaufgezogenen Sätteln der<br />

Indianerpferde (Abb.55) veranlassten. (67) Er führte die formale Verwandtschaft<br />

auf die gemeinsame Verkörperung der amerikanischen Sehnsucht<br />

nach Entfernung, Weite <strong>und</strong> Mobilität zurück - zuerst mittels Pferd, dann<br />

mittels <strong>Auto</strong>.<br />

5.4.2 F.L. Wrights Einstellung zur Maschine im Allgemeinen <strong>und</strong> zum <strong>Auto</strong> im<br />

Besonderen<br />

Im folgenden wollen wir uns Frank Lloyd Wright (1867-1959) zuwenden, für den in den 30er<br />

Jahren nach einer Phase persönlicher Krisen <strong>und</strong> relativer Untätigkeit eine neue Schaffensperiode<br />

begann, die im Gebäude für die Johnson Wax Company ihren Höhenpunkt erreichte.<br />

Schon Wrights Bauten am Anfang dieses Jahrh<strong>und</strong>erts hatten eine veränderte Auffassung von<br />

<strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Technik signalisiert. Hatten die Architekten bis zu dieser Zeit in der Maschine<br />

ein notwendiges Übel gesehen, das keinen Platz in der <strong>Architektur</strong> haben könne, so entdeckte<br />

sie Wright damals als förderliches Werkzeug in der Hand des Architekten. Deshalb erscheint es<br />

keineswegs erstaunlich, dass Wrights Wohnhäuser seiner ersten Schaffensperiode mit den<br />

technischen Erfindungen jener Jahre in Verbindung gebracht wurden. Das E.A. Gilmore-Haus<br />

in Madison, Wisconsin, 1908, wurde „Flugzeug-Haus" (The Airplane House) genannt, wahrscheinlich<br />

im Hinblick auf die vom Boden abgehobene Lage des Wohnraumes. Das Hauptwerk<br />

Wrights der frühen Jahre, das Robie-Haus in Chicago von 1909, wurde wegen seines zentralen<br />

Schornsteins <strong>und</strong> des wie eine Kommandobrücke anmutenden Wohnraums als „Panzerkreuzer"<br />

(The Battle Ship) bezeichnet. (68)<br />

Im Gegensatz zur Erdgeb<strong>und</strong>enheit bisheriger Häuser wurden Wrights Bauten mit als funktional<br />

ausgesehen Fahrzeugen <strong>und</strong> ihrer durch Maschinenkraft bedingten Form verglichen. Darüber<br />

hinaus war durch technische Installationen wie Heizung, Beleuchtung <strong>und</strong> Garage mehr<br />

<strong>und</strong> mehr technische Apparatur in die Gesamtheit des Wohnzusammenhanges integriert.<br />

Beim Larkin-Verwaltungsgebäude in Buffalo, 1904 - wegen seiner verkehrsreichen Lage eines<br />

der ersten mit Klimaanlage - kam Wright selbst auf den Vergleich mit modernen Verkehrsfahrzeugen.<br />

Der Bau war für ihn „ein echter Ausdruck von Funktionsenergie im gleichen Sinne wie<br />

es beim Ozeandampfer, beim Flugzeug <strong>und</strong> beim <strong>Auto</strong> der Fall ist." (69)<br />

1930 artikulierte Wright seine Vorstellungen von <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Technik in seinen Vorlesungen<br />

in Princeton: „O ja, junger Mann, beachten Sie durchaus, dass ein Haus eine Maschine<br />

zum Darinleben ist, doch im gleichen Sinn ist ein Herz eine Saugpumpe. Der fühlende Mensch<br />

beginnt dort, wo diese Vorstellung vom Herzen aufhört. Beachten Sie wohl, dass ein Haus eine<br />

Maschine ist, in der man lebt, aber die <strong>Architektur</strong> beginnt, wo diese Vorstellung vom Haus<br />

28


aufhört. Alles Leben ist in rudimentärem Sinn Maschinerie, <strong>und</strong> trotzdem, Maschinerie ist das<br />

Leben von gar nichts. Maschinen sind nur wegen des Lebens Maschinen." (70)<br />

Genauso wie es Sant' Elia <strong>und</strong> Le Corbusier vor ihm getan hatten, stellte Wright eine Analogie<br />

zwischen Maschine <strong>und</strong> Haus her. Durch die anschließende Verallgemeinerung relativierte er<br />

sie aber sogleich <strong>und</strong> schwächte sie damit ab. Indem er alles Leben im übertragenen Sinne als<br />

Maschine bezeichnete, ließ er diese ihren Schrecken, aber gleichzeitig auch ihren Anspruch auf<br />

Verehrung verlieren.<br />

In seinem Buch „The Future of Architecture" (1953 herausgegeben, aber größtenteils bereits<br />

1930 geschrieben) sprach Wright von der Maschine als Widersacher der alten Ordnung. Vom<br />

Menschen schöpferisch eingesetzt, sei sie Knecht <strong>und</strong> Erlöser der neuen Ordnung. Über Flugzeuge,<br />

Dampfer <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>s schrieb er, dass sie umso schöner seien, je mehr sie aussehen wie<br />

das, was sie sind. Für Gebäude gelte dasselbe. (71) Den Versuch, Gebäude so aussehen zu<br />

lassen wie Dampfer, Flugzeuge oder <strong>Auto</strong>s, bezeichnete er schlichtweg als kindisch. (72) Obwohl<br />

im Text nie explizit ausgesprochen, wird sofort klar, dass es sich hier um eine massive<br />

Kritik an der zu dieser Zeit um sich greifenden Streamline Moderne handeln muss. Wright bemängelte<br />

vor allem, dass sie die bloße Imitation von Verkehrsfahrzeugen zum Inhalt habe,<br />

ohne wirkliches Verständnis für mechanische Prozesse zu zeigen. Dabei seien komplizierte<br />

Konstruktionen nötig, um die natürliche Einfachheit zu erhalten, die dann allerdings in oberflächlicher<br />

Dekoration erstarre. Sodann wies er zwar auf die Bedeutung von Maschinen hin,<br />

beschränkte aber ihre Verwendung auf den Bauprozess <strong>und</strong> verneinte eine mögliche Ähnlichkeit<br />

von Gebäuden <strong>und</strong> Maschinen. „Die Maschine - darin stimmen wir nun überein, nicht<br />

wahr? - sollte das Gebäude errichten, falls das Gebäude so beschaffen ist, dass die Maschine<br />

es natürlicherweise bauen kann; <strong>und</strong> dann baut sie es überaus gut. Doch deshalb ist es<br />

keineswegs nötig, zu bauen, als ob auch das Gebäude eine Maschine wäre - weil es nämlich<br />

nur in einem sehr niedrigen Sinn eine Maschine ist; in Wirklichkeit ist es keineswegs eine<br />

Maschine <strong>und</strong> ihr überhaupt nicht ähnlich. In diesem Sinn, eine Maschine zu sein, könnte es<br />

überhaupt keine <strong>Architektur</strong> ergeben!" (73)<br />

Wie wenig jedoch selbst der große F.L. Wright frei war von den Einflüssen<br />

seiner Zeit, beweist das 1936 begonnene <strong>und</strong> 1950 mit der<br />

Hinzufügung eines Labor-Turmes fertig gestellte Verwaltungsgebäude<br />

des Johnson-Wax-Chemie-Konzerns in Racine, Wisconsin.<br />

(Abb.56, 57) Das Hauptgebäude, ein bis auf hoch liegende Bänder<br />

aus Glasröhren völlig fensterloser, mit Backstein verkleideter Quader<br />

mit abger<strong>und</strong>eten Ecken <strong>und</strong> das Gebäude durchdringenden<br />

Aufbauten ist seines stromlinienförmigen Aussehens wegen den<br />

modernistischen Entwürfen eines Raymond Loewys nicht unähnlich.<br />

Im Gebäudeinneren setzt sich die Stromlinienform in den geschwungenen<br />

horizontalen Flächen <strong>und</strong> Brüstungen fort, bietet<br />

aber mehr als nur jene oberflächlichen, den Zeitgeist kennzeichnenden<br />

Effekte, sondern vermittelt darüber hinaus Solidität <strong>und</strong><br />

Formalität. Wright gelang mit dem Johnson Wax Building nicht<br />

nur eine Synthese von Technik <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong>, es kann auch als<br />

persönliche Interpretation des Streamline-Stils angesehen werden.<br />

5.4.3 Die Rolle des <strong>Auto</strong>s im gewandelten Verhältnis zur Maschine<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich im Laufe der 1930er Jahre ein deutlicher<br />

Wandel im Verhältnis zur Maschine, zur Technik im Allgemeinen, abzeichnete. Am Beginn des<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts hatten <strong>Architektur</strong>, Technik <strong>und</strong> Industrie begonnen einander zu durchdringen.<br />

Die Maschine war zum Symbol geworden, <strong>und</strong> Standardisierung <strong>und</strong> Mechanisierung waren die<br />

unausweichlichen Folgen. Noch 1928 hatten Hans Schmidt <strong>und</strong> Mart Stam „die Diktatur der<br />

Maschine" gefordert. (74)<br />

29


Um das Jahr 1930 wich die Verherrlichung <strong>und</strong> naive Idolisierung der Maschine, wie sie noch<br />

von den Futuristen <strong>und</strong> manchem Art-Nouveau-Künstler betrieben wurde, zugunsten einer gemäßigteren<br />

Neueinschätzung. Die im Vorhergehenden beschriebene Rolle F.L. Wrights als Integrationspersänlichkeit<br />

kann in diesem Zusammenhang nicht hoch genug eingeschätzt<br />

werden. Auch die Streamline trug ihren nicht unwesentlichen Anteil dazu bei. Stromlinienfahrzeuge,<br />

deren innerer Mechanismus mit Blech verkleidet war, frönten dem Geschwindigkeitsrausch<br />

der damaligen Zeit. Der Schrecken, den die ersten Dampflokomotiven <strong>und</strong><br />

<strong>Auto</strong>mobile verbreitet hatten, war längst vergessen. „Cleanshaven" (glattrasiert), wie es<br />

Walter Dorwin Teague ausdrückte (75), war die Form der neuen Industrieprodukte, die bald<br />

den Markt überschwemmten <strong>und</strong> die kompliziert aussehenden, manchmal sogar Furcht<br />

einflößenden Apparaturen ablösten. Design verstand sich gewissermaßen als Wiedergutmachung<br />

des von der industriellen Revolution verursachten Schadens. Mit der biomorphen<br />

Form der Streamline setzten die amerikanischen Designer die Erkenntnis durch, dass anstelle<br />

der Anpassung der menschlichen Form an die Maschine, die Maschinen auch eine dem Menschen<br />

angepasste Form annehmen könnten. Und wenn die Designer komplizierte technische<br />

Apparate in glatten Gehäusen verpackten, gaben sie auch der Vorstellung Ausdruck, die technische<br />

Zivilisation funktioniere beinahe automatisch. Nicht mehr nur ausschließlich in der Produktion<br />

verwendet, wurden Maschinen als Konsumgüter in Form von Haushaltsgeräten regelrecht<br />

„domestiziert". Man hatte gelernt mit Maschinen zu leben.<br />

Hauptursache für den in den 1930er Jahren stattfindenden Wandlungsprozesses aber war<br />

zweifellos die massenhafte Verbreitung des <strong>Auto</strong>mobils. Solange es in Händen weniger Privilegierter<br />

gewesen war, hatte man seine Bedienung noch Chauffeuren, deren gesellschaftlicher<br />

Status mit dem der Kutscher vergleichbar war, überlassen. Nun aber wurde die Benützung des<br />

<strong>Auto</strong>s - vor allem in den Vereinigten Staaten - für breiteste Bevölkerungsschichten zugänglich.<br />

Die psychologische Wirkung war tiefgreifend. Das Gefühl, eine Maschine mit erreichbarer<br />

Spitzengeschwindigkeit von 100 <strong>und</strong> mehr St<strong>und</strong>enkilometern selbst steuern zu können, unterschied<br />

sich wesentlich vom passiven Gefühl des Mitgenommenwerdens bei der Benützung<br />

von Massenverkehrsmitteln.<br />

6. Das <strong>Auto</strong> als Auslöser antiurbaner Tendenzen - Die „automobile" Stadt<br />

Neben der individuellen Mobilität ermöglichte das <strong>Auto</strong>mobil aber auch neue Lebens- <strong>und</strong><br />

Wohnweisen - wie beispielsweise ein attraktiveres Leben auf dem Lande. So wurde es in den<br />

1930er Jahren in den USA zum Mitauslöser einer Bewegung, deren Parole „Back to the land"<br />

lautete. Wie immer in Notzeiten waren während der Depression nach 1929 die Städte als Orte<br />

der Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Korruption in schlechten Ruf geraten. In eigentümlicher Parallele zu<br />

den großstadtfeindlichen Ideologien der europäischen Diktaturen stehend, richteten sich die<br />

Anstrengungen in den ersten Jahren der Roosevelt-Regierung auf das Land. Zu den Programmpunkten<br />

des New Deal gehörte die Aufwertung unterentwickelter Landesteile durch<br />

agrar- <strong>und</strong> energiepolitische Maßnahmen - wie z.B. Flussregulierungen, Bewässerungssysteme<br />

<strong>und</strong> Talsperrenbauten durch die Tennessee Valley Authority, Dezentralisierung der Industrie<br />

<strong>und</strong> die Gründung sogenannter Greenbelt Towns. Ebenezer Howards Gartenstadtidee feierte<br />

Wiederauferstehung. 1933 wurde mit der von Clarence Stein <strong>und</strong> Henry Wright geplanten<br />

Gartenstadt Radburn die erste „Gartenstadt des <strong>Auto</strong>mobilzeitalters" (76) fertig gestellt. Das<br />

hier angewandte Prinzip des kammartigen Ineinandergreifens der Wohn- <strong>und</strong> Sammelstraßen<br />

mit Fußgängerwegen blieb in seiner konsequenten Trennung von <strong>Auto</strong>- <strong>und</strong> Fußgängerverkehr<br />

lange Zeit vorbildhaft.<br />

6.1 F.L. Wright: <strong>Auto</strong>mobil versus Wolkenkratzer<br />

Zu diesen Tendenzen passte Frank Lloyd Wrights Comeback in den 1930er Jahren. 1932<br />

erschien sein Buch „The Disappearing City", in dem er seiner antiurbanen Haltung offen Ausdruck<br />

verlieh. Wright sah in der Großstadt einen Widerspruch zu den modernen Kommunikationsmitteln<br />

<strong>und</strong> der <strong>Auto</strong>mobilisierung. Solange noch keine raschen Transport- <strong>und</strong> Kommunikationsmittel<br />

existiert hätten - meinte er - wären Großstädte aus dem Zwang heraus<br />

30


entstanden, durch Intensität <strong>und</strong> Vielfalt menschlicher Kontakte jenen großen Bewegungsplatz<br />

zu schaffen, der materiellen Wohlstand <strong>und</strong> damit die Zivilisation überhaupt erst ermöglicht<br />

hatte. (77) Diese Zusammenballung hätte nun im Zeitalter der <strong>Auto</strong>mobilisierung ihre Bedeutung<br />

verloren, mehr noch, das veralterte Straßennetz der Metropolen stünde der Ausbreitung<br />

des modernen Verkehrs im Wege. Wright erkannte, dass Großstadt <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>mobilisierung<br />

einander diametral entgegen gesetzte Systeme seien. „Die Notwendigkeit errichtete<br />

die Großstadt, doch der große Dienst, der dem Menschen als Luxus von der Maschine erwiesen<br />

wird, wie sich an Elektrifizierung <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>mobilisierung zeigt, wird diese Notwendigkeit<br />

aufheben. Schon jetzt sieht man in dem inneren Konflikt zwischen der mechanistischen<br />

Vorrichtung des Wolkenkratzers <strong>und</strong> diesen wohltätigeren Erscheinungen Elektrifizierung <strong>und</strong><br />

<strong>Auto</strong>mobilisierung den Gewinner in dem Kampf zwischen dem habsüchtigen Wolkenkratzer<br />

<strong>und</strong> dem flinken <strong>Auto</strong>mobil - die Großstadt zerfällt dabei. Das ist nur einer der handgreiflichsten<br />

Beweise für ihre Auflösung." (78) Als direkten Gegenspieler des <strong>Auto</strong>s in der Stadt sah<br />

Wright den amerikanischen Wolkenkratzer, „der dem Beitrag des <strong>Auto</strong>s zur Großstadt entgegensteht<br />

<strong>und</strong> ihn abwürgt."(79) Für Wright stand die Senkrechte des Wolkenkratzers als<br />

Symbol der Spekulation <strong>und</strong> Ausdruck des Sieges der Maschine über den Menschen in krassem<br />

Gegensatz zu den sich in der Horizontalen ausbreitenden <strong>Auto</strong>s, die er als Befreier von der<br />

„Tyrannei des Wolkenkratzers" (80) sah.<br />

6.2 Broadacre City<br />

Als Resultat seines jahrelangen Reflektierens über das Problem, die<br />

technisierte Gesellschaft mit individueller Freiheit, die er in der Mobilität<br />

sah, in Einklang zu bringen, präsentierte Wright 1935 das Projekt<br />

seiner Broadacre City (Abb.58) im New Yorker Rockefeller Center. Die<br />

Jahre zuvor im Chicagoer Oak Park so meisterhaft interpretierte „Poetik<br />

der Suburbs" nahm nun in der Formulierung einer neuen Utopie<br />

Gestalt an. Dabei ging Wright von der Rastereinteilung des Mittleren<br />

Westens aus. Vier Quadratmeilen - über 1000 ha - wollte er urbanisieren,<br />

wobei jeder Familie mindestens 4000 m² Land zugeteilt werden<br />

sollte. Die Gemeinschaftseinrichtungen hätte er dezentralisiert auf<br />

dem Gelände verteilt. Wright war der Ansicht, <strong>Auto</strong> <strong>und</strong> Telefon würden<br />

eine Zentralisierung überflüssig machen. Die Technisierung ermögliche<br />

den Amerikanern die Rückkehr zu ihrer wahren Bestimmung:<br />

Eine Gesellschaft freier Individuen, die in einer ländlichen Demokratie<br />

lebt. Das <strong>Auto</strong>, Symbol individueller Freiheit, prägte die Struktur der<br />

Siedlung.<br />

Obwohl Wright sein Projekt merkwürdigerweise „Stadt" nannte, hatte<br />

es mit einer solchen nicht mehr viel gemein, handelte es sich doch um<br />

eine dezentralisierte Siedlungsform, deren Gr<strong>und</strong>einheit das Einfamilienhaus<br />

darstellte. Der Kontakt des Menschen mit der Natur sollte wiederhergestellt<br />

werden. Anstelle der Stadt als Organisationsform trat die<br />

„Stadtlandschaft", in der Wright sogar die von ihm so heftig bekämpften<br />

Hochhäuser zuließ. Obwohl Broadacre City wegen ihrer geringen<br />

Verdichtung ohne moderne Transport- <strong>und</strong> Kommunikationsmittel nicht<br />

denkbar gewesen wäre, hätte sie andererseits den Vorteil gehabt, in<br />

gewisser Hinsicht autark zu sein,<br />

zielt sie doch auf Integration von<br />

landwirtschaftlicher <strong>und</strong> industrieller Arbeit ab. Dies hätte<br />

Transportprobleme, wie sie bei der Versorgung von Großstädten<br />

auftreten, weitgehend reduzieren können. Wright<br />

war sich dem Problem der enormen Entfernungen<br />

bewusst, versuchte er doch Lösungen mit Hilfe von<br />

Hubschraubern in Form fliegender Untertassen (Abb.59)<br />

<strong>und</strong> Raddampfern ähnelnder <strong>Auto</strong>mobile zu entwickeln.<br />

(Abb.60)<br />

31


Broadacre City war das Gegenteil von Le Corbusiers Stadtentwürfen. Während dieser die<br />

Vorzüge der Gartenstadt auf die Großstadt übertrug, ging Wright den umgekehrten Weg. Er<br />

wollte die Einrichtungen des Stadtlebens, die elektrischen Kommunikationsmittel, die<br />

industrielle Produktion <strong>und</strong> vor allem das <strong>Auto</strong>mobil dem Lande zukommen lassen. Le<br />

Corbusier hatte mit Hilfe des <strong>Auto</strong>s die Stadt radikal <strong>und</strong> kollektiv ordnen wollen. F.L. Wright<br />

hingegen, gedachte mit dem <strong>Auto</strong> die entfremdende Konzentration der Metropolen überflüssig<br />

zu machen. Beide wollten im Gr<strong>und</strong>e ein <strong>und</strong> dasselbe: Die Wiederherstellung des Gleichgewichts<br />

mit der Natur. Für beide war das <strong>Auto</strong> das Mittel zur Erreichung ihres Zieles. Die von<br />

Le Corbusier angestrebte vertikale Verdichtung zugunsten weiträumiger Freiflächen war vom<br />

<strong>Auto</strong> genauso abhängig wie F.L. Wrights dünnbesiedelte, horizontale Stadtlandschaft. Zum<br />

einen war die Befreiung der Stadt von den Belästigungen des <strong>Auto</strong>verkehrs der Ausgangspunkt<br />

ihrer Planungen (LC: „Das <strong>Auto</strong>mobil hat die Stadt zerstört -"), zum anderen sahen sie<br />

im als fortschrittlich geltenden <strong>Auto</strong>mobil die allein selig machende Kraft der Erneuerung<br />

(„-das <strong>Auto</strong>mobil muss die Stadt retten"). Dabei verwechselten beide Ursache <strong>und</strong> Wirkung.<br />

Die Stadt wurde so zu einer Konsequenz des Verkehrs <strong>und</strong> nicht umgekehrt.<br />

6.3 Die Charta von Athen<br />

Das <strong>Auto</strong> wurde zur Ursache <strong>und</strong> Wirkung jener Funktionstrennung, die aus der Stadt<br />

separierte Teilbereiche machte. Weil es die rasche Überwindung großer Teilbereiche<br />

ermöglichte, konnten strikt voneinander abgegrenzte Wohn-, Arbeits- <strong>und</strong> Erholungszonen<br />

ausgewiesen werden. Diese rigorose Einteilung der Stadt machte allerdings eine weitere<br />

Funktion notwendig - die des Verkehrs. In der „Charta von Athen", dem Manifest moderner<br />

Architekten <strong>und</strong> Stadtplaner anlässlich des 4. Kongresses der CIAM („Congres Internationaux<br />

d'Architecture Moderne") im Jahr 1933, wurde dem Verkehr eine gleichrangige Position zugewiesen,<br />

als handle es sich dabei um eine gleichrangige Zweckbestimmung der Stadt, nicht um<br />

eine dienende Verknüpfung ihrer Funktionen. Beim Kongress hatte sich Le Corbusier mit seiner<br />

Verherrlichung des <strong>Auto</strong>verkehrs als Gr<strong>und</strong>lage großstädtischen Massenverkehrs durchgesetzt.<br />

Seine vom <strong>Auto</strong> geprägten stadträumlichen Visionen hatten den Mobilitätskult von<br />

Futuristen <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>industrie als stadtplanerisches Prinzip verankert. (81)<br />

6.4 Die „autogerechte" Stadt<br />

Der von Hans Bernhard Reichow stammende Buchtitel<br />

„Die autogerechte Stadt" wurde allerdings erst in den<br />

1950er Jahren zum Schlagwort. Man muss ihm zugute<br />

halten, dass er den Wiederaufbau der bombenzerstörten<br />

Städte zum Anlass nehmen wollte, sowohl für <strong>Auto</strong>s als<br />

auch für Fußgänger attraktive Verhältnisse zu schaffen.<br />

Dafür entwickelte er eine von organischen Vorbildern<br />

abgeleitete Theorie, der zufolge Straßen gleich „Kreislauforganen",<br />

gleich Adern von Blättern <strong>und</strong> Pflanzen <strong>und</strong><br />

wie „Blutkreisläufe" angelegt werden sollten. (82)<br />

(Abb.61) Die vorgeschlagenen Lösungen waren dem<br />

bereits erwähnten „Radburn-System" nicht unähnlich:<br />

Schnell- <strong>und</strong> Durchgangsstraßen waren von der Wohnbebauung<br />

getrennt, die Hausgruppen durch Sackgassen<br />

erschlossen <strong>und</strong> auf ihrer anderen Seite zu Grünflächen hin geöffnet. Das Ziel sollte eine<br />

„<strong>Auto</strong>stadt nach menschlichem Maß" (83) sein. In der Praxis entwickelten sich aus diesen<br />

wohlgemeinten Vorschlägen jene Platz greifenden, orientierungslosen Großsiedlungen <strong>und</strong><br />

Stadtautobahnen, die dem „lusthaften Fahren" (84) Vorrang vor allen anderen urbanen<br />

Lebensvorgängen einräumten.<br />

32


6.5 Die <strong>Auto</strong>bahn als Raum- Zeit- Kontinuum<br />

Sigfried Giedion, Historiker, Verfechter des Neuen Bauens <strong>und</strong> Generalsekretär der CIAM, pries<br />

die mit unseren Stadtautobahnen vergleichbaren Parkways <strong>und</strong> Freeways in den USA, die nach<br />

dem Federal-Aid Highway Act von 1921 entstanden waren. (85) Er war fasziniert von ihrer<br />

schwungvollen Linienführung, der ungehinderten Freiheit der Bewegung <strong>und</strong> vom ungestörten<br />

Verkehrsfluss. „Dem Fahrer wie dem Motor ist völlige Freiheit gegeben. Fährt man die sanften<br />

Abhänge hinauf oder hinunter, so erhält man das befreiende Empfinden, als sei man mit der<br />

Erde verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> schwebe doch über sie hin." (86) Für Giedion waren die Parkways Ausdruck<br />

jenes Raum-Zeit-Kontinuums, das in seinen Augen die wesentlichste Eigenschaft der<br />

modernen <strong>Architektur</strong> hätte sein sollen. „Das Raum-Zeit-Gefühl unseres Zeitalters kann selten<br />

so stark erfahren werden, wie am Steuerrad,..." (87) Die Verkehr erzeugende Wirkung solcher<br />

Schnellstraßen, ihren Barriereeffekt <strong>und</strong> den enormen Flächenverbrauch schien Giedion übersehen<br />

zu haben.<br />

Abgesehen von allen ästhetischen Reflexionen zu diesem Thema lässt sich eine neue Prämisse<br />

der Stadtplanung der damaligen Zeit ablesen: Zeitersparnis auf Kosten von Raumersparnis.<br />

Das <strong>Auto</strong>mobil hatte einen neuen Maßstab der Größenordnungen geschaffen. Seine Verwendung<br />

ließ Entfernungen <strong>und</strong> Räume schrumpfen. Durch Erhöhung der Geschwindigkeit verkürzten<br />

sich scheinbar die Entfernungen. Die aufgewendete Zeit wurde wichtiger als der<br />

durchmessene Raum. <strong>Auto</strong>bahnen <strong>und</strong> Freeways garantierten kürzere Fahrzeit, auch wo sie<br />

längere Wegstrecken erforderten. Hatten sich die Städte unter der Vorherrschaft der Eisenbahn<br />

noch entlang von Verkehrslinien entwickelt <strong>und</strong> waren an deren Haltestellen Subzentren<br />

entstanden, so förderte das <strong>Auto</strong> jetzt die Ausbreitung in der Fläche. Die gesamte Peripherie<br />

der Stadt wurde damit zum potentiellen Siedlungsbereich.<br />

6.6 Los Angeles: Die erste <strong>Auto</strong>-Stadt<br />

Los Angeles kann als klassisches Beispiel für den durch das <strong>Auto</strong>mobil<br />

ausgelösten Strukturwandel gelten. (Abb.62) Der aus <strong>Wien</strong> stammende<br />

Richard Neutra hatte bereits 1927 erkannt: „Demnach ist es das<br />

private, billige Motorfahrzeug..., das die echte Flächensiedlung in kalifornischem<br />

Stil zur Entfaltung bringt." (88) Der Umstand, dass sich<br />

das größte Wachstum von Los Angeles erst im <strong>Auto</strong>mobilzeitalter<br />

vollzog, führte dazu, dass die Stadtregion zur nordamerikanischen<br />

Großstadt mit der größten Flächenausdehnung wurde. Die „urbanized<br />

area" nimmt heute ein Areal von 2162 km² ein. (89)<br />

Die Stadt besaß ursprünglich ein vorzügliches Nahverkehrssystem, die<br />

Big Red Cars der Pacific Electric Railway, deren letzte Linie 1961 stillgelegt<br />

wurde. Während andere Großstädte schon sehr früh versuchten,<br />

ihre Verkehrsprobleme mit Hilfe von Massenverkehrsmitteln zu lösen,<br />

ging Los Angeles den umgekehrten Weg. Straßen- <strong>und</strong> Eisenbahnen<br />

wurden sukzessive stillgelegt oder von <strong>Auto</strong>mobil- <strong>und</strong> Zulieferfirmen<br />

aufgekauft <strong>und</strong> auf Busbetrieb umgestellt. 1916 besaß jeder 13.Einwohner<br />

ein <strong>Auto</strong>. 1925 entfiel bereits auf drei Einwohner ein <strong>Auto</strong>,<br />

doppelt so viel wie im amerikanischen Durchschnitt. (90)<br />

Ohne die Entscheidung für das <strong>Auto</strong> wäre das Wachstum, die Ausdehnung <strong>und</strong> die Besiedlungsform<br />

von Los Angeles nicht möglich gewesen. Das <strong>Auto</strong> erlaubte die Entwicklung neuer<br />

Wohngebiete, weitab von den Strecken der öffentlichen Verkehrsmittel. Die flächige Erschließung<br />

förderte die Besiedlung in Form riesiger Einfamilienhausgebiete. Heute macht deren<br />

Prozentsatz an der Gesamtzahl der Wohneinheiten 63,8% aus. In manchen Vororten ist er<br />

noch höher. (91) Das <strong>Auto</strong> war das einzig angemessene Verkehrsmittel für ein derartig nichtstädtisches<br />

Siedlungsmuster. Allerdings beschleunigte es die Zersiedlung umso mehr.<br />

33


Mit der Niederlage der Massenverkehrsmittel <strong>und</strong> dem Siegeszug des Individualverkehrsmittels<br />

<strong>Auto</strong> breitete sich Suburbia gleichförmig aus. Wie es F.L. Wright vorhergesehen hatte, förderte<br />

das <strong>Auto</strong> die Dezentralisierung. (92) Die ohnehin nie kräftig ausgeprägte Downtown verlor an<br />

Bedeutung <strong>und</strong> wurde als Wohnstandort unattraktiv. Immer mehr Menschen siedelten sich in<br />

endlosen Vorortsiedlungen an den sich immer mehr nach draußen verschiebenden Stadträndern<br />

an, was das Verkehrsaufkommen umso mehr steigerte. Die Massenmobilisierung zwang<br />

die Kommune zu aufwendigen Straßenbauprogrammen. 1940 wurde mit dem Bau der<br />

Freeways begonnen, die helfen sollten, Verkehrsstaus abzubauen, aber sie produzierten nur<br />

noch mehr Verkehr. Die neuen Straßen wurden auf reine Verkehrsbänder reduziert, auf denen<br />

öffentliches Leben nicht mehr stattfinden konnte. Im Jahr 1961, als Jane Jacobs ihr Buch vom<br />

„Tod <strong>und</strong> Leben großer amerikanischer Städte" schrieb, waren in Los Angeles fast 60 Prozent<br />

der innerstädtischen Fläche von Straßen <strong>und</strong> Parkplätzen beansprucht <strong>und</strong> 95 Prozent des<br />

gesamten Verkehrs wurde mit dem <strong>Auto</strong>mobil abgewickelt. „Vor ein paar Jahren noch wurden<br />

Parkplätze für zwei <strong>Auto</strong>s je Wohnung als großzügig betrachtet. Heute stellen die neuen<br />

Appartementhäuser in der Stadt je drei Parkplätze zur Verfügung, zwei je Haushalt <strong>und</strong> im<br />

Durchschnitt je einen zusätzlich für Besucher. Und das ist auch die Mindestzahl, die man in<br />

einer Stadt braucht, in der man kaum ein Päckchen Zigaretten ohne fahrbaren Untersatz<br />

erstehen kann." (93)<br />

Aus den Utopien F.L.Wrights <strong>und</strong> Le Corbusiers wurde „<strong>Auto</strong>pia", wie Los Angeles von Reyner<br />

Banham in seinem 1972 erschienenen Buch „Los Angeles: The Architecture of Four Ecologies"<br />

genannt wurde. Den Namen hatte er sich bezeichnenderweise von einer populären Vergnügungsbahn<br />

in Disneylands Tomorrowland geliehen. (94) Die Stadtentwicklung von Los Angeles<br />

entstammte zwar jener amerikanischen, die Großstadt ignorierenden Tradition, in der sich<br />

auch F.L. Wrights Broadacre City befand, in ihrer Maßlosigkeit kann sie aber höchstens als<br />

deren Zerrbild gesehen werden. Los Angeles wurde die erste <strong>Auto</strong>-Stadt der Welt. Nahezu ihr<br />

gesamtes Verkehrsaufkommen basiert heute auf dem privaten <strong>Auto</strong>mobil. Außer einem desolaten<br />

Busnetz existieren keinerlei Massentransportmittel. Das fast zweitausend Kilometer lange<br />

Netz der Freeways scheint das einzig erkennbare System zu sein, dass die Stadt zusammenhält.<br />

7. Die „automobile" Gesellschaft<br />

Die Abhängigkeit vom <strong>Auto</strong>mobil hatte neben urbanistischen auch<br />

gesellschaftliche Folgen. In Städten wie Los Angeles bestimmt das<br />

<strong>Auto</strong> den täglichen Lebensablauf der Menschen. Die geringe Dichte<br />

<strong>und</strong> die großen Entfernungen zwingen sie, viele St<strong>und</strong>en am Tag im<br />

<strong>Auto</strong> zu verbringen. Auch die Spielregeln des gesellschaftlichen<br />

Verkehrs sind aufs engste mit dem <strong>Auto</strong> verknüpft. Arbeiten <strong>und</strong><br />

Wohnen, Essen <strong>und</strong> Trinken sind genauso von Mobilität geprägt wie<br />

Einkaufen, Geselligkeit <strong>und</strong> Freizeitgestaltung. Vierzehn Mal ändern<br />

Amerikaner im Durchschnitt ihren Wohnsitz. In Los Angeles ziehen 85<br />

Prozent der 9 Millionen Einwohner jedes zweite Jahr einmal um. Und<br />

ungezählt sind diejenigen, die sich diese Mühe erst gar nicht machen,<br />

sondern gleich ins <strong>Auto</strong> ziehen - Mobilität zum Dauerzustand werden<br />

lassen. (Abb.63)<br />

7.1 Mobile Homes<br />

Hatten Wohnwagen ursprünglich dazu gedient, die erhöhte Nachfrage nach Unterkünften in<br />

Erholungsgebieten zu decken, wurden sie später in immer größerem Umfang zur Dauerwohnform.<br />

Fast ließe sich der Wohnwagen als eine besondere Art des Einfamilienhauses bezeichnen.<br />

Vincent Scully vermutete sogar, der Wohnwagen stelle überhaupt die Urform der Archi-<br />

34


tektur von morgen dar. (95) 1970 wurde der Anteil der „mobile homes" an der Gesamtzahl der<br />

Neubau-Wohnungen in den USA auf nicht weniger als ein Viertel geschätzt. (96)<br />

Die Vorteile gegenüber festen Eigenheimen liegen einerseits in der Umgehung mancher für<br />

den Hausbau geltenden Vorschriften, andererseits in der günstigeren Besteuerung der Wohnwagenbewohner.<br />

Von großer Bedeutung dürfte aber auch der Kostenfaktor bei der Anschaffung<br />

sein. Selbst ein luxuriös ausgestattetes Mobilheim kostet samt Möblierung weniger als<br />

das allereinfachste Einfamilienhaus - Gr<strong>und</strong>stückskosten erst gar nicht mitgerechnet.<br />

Obwohl das <strong>Auto</strong>mobil mit seinen schätzungsweise 10.000 Einzelteilen ein im Vergleich zum<br />

Haus kompliziertes technisches Gebilde darstellt, konnten seine Herstellungskosten durch<br />

hohe Stückzahlen <strong>und</strong> Fließbandfertigung drastisch gesenkt werden. Noch um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende<br />

kostete ein <strong>Auto</strong> annähernd so viel wie ein Einfamilienhaus. Das Bauen blieb hingegen<br />

bis zum heutigen Tage teuer. Bezeichnenderweise eroberten <strong>Auto</strong>mobilfirmen einen beträchtlichen<br />

Marktanteil der Bauwirtschaft, indem sie mobile Häuser herstellten, die auch als stationäre<br />

Zweit- <strong>und</strong> Erstwohnsitze genutzt werden konnten.<br />

Abgesehen von der Kostenseite ist es wahrscheinlich auch jenes tief verwurzelte, typisch<br />

amerikanische, aus der Ideologie der Westwanderung stammende Mobilitätsideal, das viele<br />

Menschen bis heute veranlasst, ortsungeb<strong>und</strong>en zu leben. Sowohl F.L.Wright als auch R. Buckminster<br />

Fuller verstanden Mobilität als Essenz gesellschaftlicher Freiheit. Doch war für Fuller<br />

Mobilität ein technisches Problem <strong>und</strong> kein gesellschaftspolitisches. Sobald die technische<br />

Lösung vorhanden sei, glaubte er, folge die gesellschaftliche nach. (97)<br />

7.2 Das Mobilitätsideal Buckminster Fullers<br />

Fullers Entwürfe waren stets von Ortsungeb<strong>und</strong>enheit gekennzeichnet. Das 1927-1929 ursprünglich<br />

für Katastropheneinsätze entwickelte Dymaxion-Haus war nur über einen zentralen<br />

Versorgungsmast, an dem es in einer an Speichenräder erinnernden Konstruktion aufgehängt<br />

war, mit dem Boden verb<strong>und</strong>en. 1936 entwarf er für das Dymaxion-Haus eine aus Leichtmetallelementen<br />

zusammengesetzte Sanitärzelle - das Dymaxion-Bad. Die <strong>Auto</strong>firma Dodge<br />

stellte davon 12 Einheiten her, die in der Serienproduktion nicht mehr als eine <strong>Auto</strong>karosserie<br />

kosten sollten. (98) Ein hausinternes Wasserkreislaufsystem hätte das Dymaxion-Haus unabhängig<br />

von Leitungsnetzen gemacht. Darüber hinaus sollte es sogar unabhängig von konventionellen<br />

Verkehrswegen sein. Als adäquates Verkehrsmittel für derart „autonomes" Wohnen<br />

entwarf Fuller 1932 ein Flug-Fahrzeug, wenig später sein bereits in Kapitel 3.3 erwähntes,<br />

berühmt gewordenes Dymaxion-<strong>Auto</strong>.<br />

Dem Konzept der Zusammenfassung von sämtlichen sanitären Installationen,<br />

Versorgungs- <strong>und</strong> Wirtschaftseinrichtungen folgte auch der<br />

Entwurf des <strong>Auto</strong>anhängers "Mechanical Wing". (Abb.64) Als von Haus<br />

<strong>und</strong> Fahrgestell unabhängige Versorgungseinheit enthielt er ein Dymaxion-Bad<br />

mit Abfallbeseitigungsanlage, eine Kücheneinheit <strong>und</strong> eine<br />

Energiezelle mit Dieselmotor.<br />

1944 realisierte Fuller die ersten Dymaxion-Häuser - allerdings<br />

in abgewandelter Form - als Notunterkünfte für die amerikanische<br />

Luftwaffe. Die Konstruktion der r<strong>und</strong>en Häuser war wie<br />

die von <strong>Auto</strong>karosserien selbsttragend. 1946 konnte Fuller die<br />

Flugzeugfirma Beech Aircraft Company für kurze Zeit dazu<br />

gewinnen, ihre Produktion auf die Erzeugung von Fertigteilen<br />

für <strong>Wohnbau</strong>ten umzustellen. Schließlich wurden in Wichita,<br />

Kansas, einige Prototypen gebaut. (Abb.65) Das Gewicht eines<br />

Hauses betrug 2,75 Tonnen (zum Vergleich: Ein konventionelles<br />

Haus wiegt ca. 700 Tonnen).<br />

35


Obgleich Fuller mit seinen ursprünglich als Ausstellungsbauten konzipierten geodätischen<br />

Kuppeln die modernen Nomaden der amerikanischen Hippie-Bewegung noch bis in die späten<br />

1960er Jahre hinein beeinflusste, wurden seine Ideen nie von der Mobilheim-Industrie aufgegriffen.<br />

Vielleicht lag es daran, dass Fullers Häuser nie wirklich mobil waren. Der Nachteil<br />

seiner technischen Konzeption lag in der Unbeweglichkeit. Auch hätte man nichts hinzufügen<br />

<strong>und</strong> nichts verändern können, ohne die Struktur der Häuser zu zerstören. Zwar leicht zu verpacken<br />

<strong>und</strong> zu verschicken sowie erstaunlich schnell auf- <strong>und</strong> abzubauen, waren sie trotzdem<br />

immobile Gegenstände geblieben.<br />

7.3 Mobile Home Courts als neue Siedlungsmuster<br />

Inzwischen wurde auch die mobilste aller Lebensformen<br />

institutionalisiert. Wohnwagensiedlungen wurden eingerichtet,<br />

in den USA als „mobile home courts", „trailer parks"<br />

oder „trailer camps" bezeichnet. (Abb.66,67) Sie bestehen<br />

aus durchschnittlich 100 Abstellplätzen samt Versorgungsanschlüssen<br />

sowie zentralen Gemeinschaftseinrichtungen.<br />

Gr<strong>und</strong>element der Siedlung ist der Wohnwagen, entweder<br />

die fest mit dem <strong>Auto</strong>chassis verb<strong>und</strong>ene Wohnzelle oder die<br />

abkoppelbare Wohneinheit auf eigenen Rädern. Es gibt<br />

Wohnwagen mit ausziehbaren Verlängerungsstücken <strong>und</strong> solche, die übereinander oder auch<br />

seitlich aneinander gekoppelt werden können, so dass der Innenraum erheblich vergrößert<br />

werden kann. (Abb.68)<br />

Standorte der „mobile home courts" sind meist die Stadtränder, wo sie zu<br />

einem nicht mehr fort zu denkenden Siedlungselement ge-worden sind. Da<br />

ein Stellplatz für den Wohnwagen zuzüglich der ihn umgebenden Freifläche<br />

kleiner sein kann als ein für ein festes Einfamilienhaus benötigtes Gr<strong>und</strong>stück,<br />

ergibt sich eine größere Dichte (25-30 Einheiten pro Hektar) als in<br />

Einfamilienhausgebieten. (99)<br />

Lange Zeit war es üblich, Stellplätze in Wohnwagensiedlungen<br />

lediglich zu vermieten, da von einem häufigen Ortswechsel<br />

auszugehen war. Im Lauf der Zeit hat sich aber eine<br />

hinreichend große Bevölkerungsschicht herausgebildet, die längere Zeit an einem<br />

Ort ansässig ist <strong>und</strong> trotzdem ein Mobilheim bevorzugt, so dass auch Stellplätze<br />

zum Erwerb angeboten werden. Der durchschnittliche Aufenthalt wird mit etwa 3<br />

1/2 Jahren angegeben. (100) Die Vermutung liegt nahe, vielen genüge schon das<br />

Gefühl, bei Bedarf mobil zu sein.<br />

In Europa dienen Wohnwagen bislang nur in vereinzelten Fällen als dauernder Wohnsitz. Vielfach<br />

sind allerdings Wohnwagenkolonien in Urlaubsgebieten entstanden <strong>und</strong> zu einem Problem<br />

des Landschaftsschutzes geworden.<br />

Bliebe noch die von Paul Rudolph 1970/71 in New Haven, Connecticut, ausgeführte<br />

Siedlung "Oriental Masonic Gardens"(Abb.69) zu erwähnen, die<br />

eine Umsetzung dieses Phänomens in Form vorgefertigter Raumzellen darstellt.<br />

Die zu kreuzförmigen Anordnungen zusammen gestellten 3,6 m<br />

breiten <strong>und</strong> bis 30 m langen Elemente geben der Anlage - trotz des eisen.bahnwaggonähnlichen<br />

Aussehens - den Charakter eines überdimensionalen<br />

„trailer camps". Mobil sind die Häuser allerdings genauso wenig wie es<br />

Fullers Häuser waren. Durch die Übernahme von Formen aus der Welt der<br />

Transportmittel wird Mobilität suggeriert. Andererseits haben „mobile home<br />

courts" anscheinend schon einen solch hohen Grad an Vertrautheit im amerikanischen<br />

Alltag erreicht, dass sie als Siedlungsmuster herangezogen<br />

werden können.<br />

36


8. Der Commercial Strip - Die Straße des <strong>Auto</strong>mobilzeitalters<br />

Stärker als in Europa <strong>und</strong> einseitiger auf die Bedürfnisse des früher einsetzenden <strong>Auto</strong>mobilzeitalters<br />

zugeschnitten, entstanden in den USA an den auf die Stadtzentren zuführenden<br />

Straßen langgestreckte Einkaufszeilen, denen Parkplätze vorgelagert wurden. Ladenzeilen mit<br />

der geringsten Variationsbreite des Angebots wurden als „automobile rows" bezeichnet. Ursprünglich<br />

blieb der Begriff lediglich auf den Verkauf neuer <strong>und</strong> gebrauchter <strong>Auto</strong>s beschränkt,<br />

später wurde er auf sämtliche Einrichtungen, die mit dem Verkauf, der Wartung <strong>und</strong> dem<br />

Parken von <strong>Auto</strong>mobilen in Zusammenhang standen, ausgeweitet. Hierzu gehörten Verkaufsräume<br />

<strong>und</strong> Abstellplätze der <strong>Auto</strong>händler, <strong>Auto</strong>reparaturwerkstätten, Verkaufsläden für <strong>Auto</strong>zubehör,<br />

Tankstellen sowie die mit diesen Einrichtungen verb<strong>und</strong>enen <strong>Auto</strong>abstellflächen.<br />

Schon während der 1920er Jahre begannen Handels- <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsunternehmer sich auf ihre mobil gewordene<br />

K<strong>und</strong>schaft einzustellen. Diese hatte sich bald daran<br />

gewöhnt, die täglichen Wege mit dem <strong>Auto</strong> zurückzulegen,<br />

zum Arbeitsplatz, ins Kino <strong>und</strong> ins Restaurant zu<br />

fahren, das <strong>Auto</strong> vor dem Kaufhaus abzustellen <strong>und</strong> die<br />

Einkäufe einzuladen, als Bankk<strong>und</strong>e an den Schalter <strong>und</strong><br />

als Hotelgast unmittelbar bis vor die Zimmertür zu gelangen.<br />

(Abb.70) Zumindest erwartete man ausreichend<br />

Parkraum vor den betreffenden Einrichtungen. Aus diesen<br />

Bedürfnissen entstanden im Lauf der Zeit völlig neuartige<br />

bauliche Gebilde. Zwischen die Unternehmen der <strong>Auto</strong>mobilbranche mischten sich andere,<br />

speziell dem <strong>Auto</strong>fahrer dienende Einrichtungen wie Restaurants, Bankfilialen, Kinos usw., die<br />

man ohne den Wagen verlas-sen zu müssen, benützen kann, <strong>und</strong> die deshalb als Drive-in-<br />

Restaurant, als Drive-in-Bank, Drive-in-Kino usw. bezeichnet werden. Bei einer solchen Durchmischung<br />

spricht man vom „commercial strip". (Abb.71) Zu einem weiteren bestimmenden<br />

Element des Strips wurde das Motel, eine typisch amerikanische Abwandlung des herkömmlichen<br />

Hotels <strong>und</strong> Anpassungsform des Beherbergungsgewerbes an den früh erreichten hohen<br />

Motorisierungsgrad.<br />

8.1 Billboards<br />

An den Ausfallstraßen entwickelten sich bandartig ganze Abschnitte<br />

von einem oder mehreren Baublöcken in Längserstreckung, in der<br />

Tiefe beschränkt auf <strong>Auto</strong>abstellplätze <strong>und</strong> eine einzige Häuserzeile,<br />

die nichts anderes aufzuweisen haben als die eben genannten Einrichtungen.<br />

Zuweilen sind auch einzelne Geschäfte oder kleine Einkaufszentren<br />

mit einer ganzen Ladenzeile zwischen die Tankstellen,<br />

Imbissstände <strong>und</strong> Motels eingestreut. Alle besitzen in reichlichem<br />

Maße <strong>Auto</strong>abstellflächen, die Gebäude sind deshalb oft von der<br />

Straße zurückgesetzt. Die traditionelle, geschlossene Bauflucht wird<br />

aufgegeben. Gehsteige fehlen meist. Auf Auslagen wird oft verzichtet.<br />

Im Vorbeifahren würden sie vom <strong>Auto</strong>fahrer ohnedies nicht<br />

wahrgenommen werden.<br />

Wohl aber muss der fahrende K<strong>und</strong>e von der Straße aus rechtzeitig auf das Vorhandensein<br />

einer bestimmten Einrichtung aufmerksam gemacht werden, um sein Tempo verlangsamen<br />

<strong>und</strong> rechtzeitig anhalten zu können. Dafür dienen an den Straßenrändern postierte, freistehende<br />

oder an Gebäuden montierte, großflächige Reklametafeln - sogenannte Billboards.<br />

(Abb.72) Der Name setzt sich aus den amerikanischen Wörtern „bill" für Plakat <strong>und</strong> „board" für<br />

den Bretterrahmen, auf den es geklebt wird, zusammen. (101) Von anderen Erscheinungsformen<br />

der Außenwerbung grenzen sich Billboards durch ihre genormten Formate ab. Man unterscheidet<br />

ca. 3,5 x 7,5 Meter große „poster panels", die gedruckte Plakate tragen von den in<br />

Studios bemalten ca. 4x14 Meter großen „painted bulletins". Die Abmessungen wurden von<br />

37


der „Outdoor Advertising Association of America" festgelegt, durch deren Richtlinien auch die<br />

Vermietung, Installation <strong>und</strong> Wartung der Tafeln geregelt wird.<br />

Zum Unterschied von Marketingformen anderer Massenmedien kursieren die Botschaften der<br />

Reklametafeln selbst nicht - der Markt bewegt sich an ihnen vorbei. Verkehrstechnische <strong>und</strong><br />

wahrnehmungspsychologische Untersuchungen legen den optimalen Standort hinsichtlich der<br />

Lesbarkeit, des Aufstellungswinkels <strong>und</strong> des übersichtlichsten Abstands zur nächsten Tafel in<br />

Abhängigkeit von der Geschwindigkeit fest. Wahrnehmungstempo <strong>und</strong> Distanzverhältnisse erzwingen<br />

ein Layout, das meistens durch extreme Vereinfachung <strong>und</strong> Verknappung der zu<br />

bermittelnden Botschaft gekennzeichnet ist.<br />

Billboards wenden sich an ein Publikum, das mit dem <strong>Auto</strong> unterwegs ist. Die Aufstellung der<br />

Tafeln, ihr Winkel zur Straße <strong>und</strong> ihr Abstand vom Boden werden durch den Blickwinkel des<br />

<strong>Auto</strong>fahrers <strong>und</strong> seiner Mitreisenden bestimmt. Der Blick durch das Wagenfenster erfasst die<br />

Werbetafeln selektiv - doch nur für eine kurze Zeitspanne, dann hat das nächste Billboard<br />

seine Chance. Der Abstand von einem Billboard zum anderen richtet sich nach der vorgeschriebenen<br />

Geschwindigkeit. Sechs Sek<strong>und</strong>en verbleiben durchschnittlich, um eine Botschaft<br />

wahrzunehmen.<br />

Aus der Frühzeit der Werbetafeln stammt ein Beispiel, das diesen Umstand ausgenützt hat,<br />

indem auf hintereinander postierten Plakaten Texte - der Reihe nach gelesen - einen Reim<br />

ergaben - vorausgesetzt, die Fahrer lasen ihn bei der für diese Strecke vorgeschriebenen<br />

Höchstgeschwindigkeit. Die Anzeigenserie der Firma „Burma Shave" (Abb.73) war somit eine<br />

Art literarischer Geschwindigkeitskontrolle mit eingebautem<br />

Werbeeffekt. Kevin Lynchs, Donald Appleyards <strong>und</strong> John R.<br />

Meyers in ihrem 1964 erschienenen Buch „The View from<br />

the Road" erhobene Forderung: „Der Straßenrand sollte wie<br />

ein faszinierendes Buch sein, das man beim Fahren lesen<br />

kann", ist hier wörtlich genommen. (102) Die <strong>Auto</strong>ren beschrieben<br />

die sinnlichen Erfahrungen während einer <strong>Auto</strong>fahrt<br />

als „eine Folge von Bildern vor den Augen eines eingeschlossenen,<br />

etwas ängstlichen <strong>und</strong> teilweise unaufmerksamen<br />

Publikums, dessen Sicht selektiv <strong>und</strong> auf einen<br />

engen Ausschnitt in der Bewegungsrichtung begrenzt ist."<br />

38


(103) Sie fanden heraus, dass sich mit zunehmender Geschwindigkeit der Blickwinkel immer<br />

mehr verengt, so dass wie mit Scheuklappen Objekte immer mehr von vorne (senkrecht zur<br />

Straße), kaum noch von der Seite (parallel zur Straße) gesehen werden. Einzelheiten werden<br />

dabei immer weniger wahrgenommen. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf entscheidungsrelevante<br />

Wahrnehmungen - auf Zeichen, die teils der Verkehrssicherheit dienen, teils<br />

aber auch zum Zweck kommerzieller Verführung eingesetzt werden können.<br />

8.2 Der Strip von Las Vegas<br />

Robert Venturi gebührt zusammen mit seiner Gattin Denise Scott<br />

Brown <strong>und</strong> Steven Izenour das Verdienst, erstmals das ästhetische<br />

Phänomen „commercial strip" analysiert <strong>und</strong> in den Mittelpunkt des<br />

<strong>Architektur</strong>interesses gebracht zu haben. Im Rahmen eines 1968<br />

durchgeführten Seminars mit Studenten der Yale University erarbeiteten<br />

sie eine Strukturanalyse von Las Vegas. Es war weniger jener Teil<br />

der Stadt um die Fremont Street, der am ehesten einer traditionellen<br />

Geschäftsstraße gleichkommt, welcher sie interessierte, sondern der<br />

Strip, den Las Vegas durchziehenden Abschnitt der Nationalstraße 91.<br />

(Abb.74) Hier fanden sie jene <strong>Architektur</strong> des mit Zeichen, Beschriftungen<br />

<strong>und</strong> Symbolen dekorierten <strong>und</strong> von <strong>Auto</strong>parkplätzen umgebenen<br />

Schuppens, der zum Kernstück ihrer <strong>Architektur</strong>theorie wurde.<br />

(104)<br />

Entlang des Strips von Las Vegas lässt sich exemplarisch der Verständigungsdrang der Zeichen<br />

beobachten, der ansatzweise schon in den alten Wildwest-Städten begann. Was aus der<br />

einfachen Holzhütte eine Bank oder einen Saloon machte, war der giebelartige Aufsatz, der<br />

mit einfachsten Dekorationsmitteln städtische Gebäudekonvention signalisierte. Die Scheinfassaden<br />

waren oft größer als die Gebäude selbst. In Las Vegas lösten sich die falschen Fassaden<br />

infolge der Geschwindigkeitszunahme des vorbeifahrenden Verkehrs gewissermaßen von den<br />

Gebäuden ab, die sich ihrerseits vom Highway hinter Parkflächen zurückzogen. Übrig blieben<br />

große, hoch aufragende Zeichen an der Straße, in den günstigsten Sichtwinkel zum Verkehr<br />

gestellt.<br />

Alle Eindrücke sind auf Perspektive <strong>und</strong> Geschwindigkeit<br />

des <strong>Auto</strong>s berechnet. Die <strong>Architektur</strong> am Strip ist zweitrangig<br />

<strong>und</strong> oft nichtssagend. Sie tritt hinter die Zeichen<br />

zurück, die als Vermittler zwischen ihr <strong>und</strong> dem einzigen<br />

Ordnungsprinzip - dem Highway - dastehen. Venturi<br />

machte die Größe der Zeichen von der erreichten Höchstgeschwindigkeit<br />

abhängig. (Abb.75) Je größer die Geschwindigkeit,<br />

desto größer die Zeichen, aber auch desto<br />

unwichtiger die <strong>Architektur</strong>. Die großen Entfernungen<br />

zwischen den Gebäuden entsprechen den Raum- <strong>und</strong> Geschwindigkeitsverhältnissen<br />

am Highway. Erst der Blick<br />

aus dem fahrenden <strong>Auto</strong> kann sie zusammenfassen. Die<br />

Frontfassaden werden aus dem herannahenden <strong>Auto</strong> allein der kurzen Distanz wegen verkürzt<br />

wahrgenommen. Wichtiger werden die Seitenfassaden, weil sie über eine längere Zeitspanne<br />

gesehen werden. Die Rückseiten der Gebäude allerdings bleiben völlig vernachlässigt <strong>und</strong><br />

unbeachtet der Wüste zugewandt. (Abb.76)<br />

Nähme man die Superzeichen weg, bliebe von Las Vegas <strong>und</strong> so mancher anderen<br />

amerikanischen Stadt nicht viel mehr als ein architektonisches Niemandsland.<br />

Ohne Zeichen würde die Kommunikation zwischen dem mobilen<br />

Publikum <strong>und</strong> der <strong>Architektur</strong> zusammenbrechen. Dazu Robert Venturi: „Und<br />

erst wenn überhaupt keine Gebäude mehr erkennbar sind, nämlich nachts,<br />

wenn man praktisch nur die hell erleuchteten Reklamezeichen sieht, hat man<br />

den Strip in seinem transparentesten Zustand vor sich." (105)<br />

39


8.3 „Enten" <strong>und</strong> „dekorierte Schuppen"<br />

Bisher war in den Ausführungen über den amerikanischen<br />

Strip ausschließlich von <strong>Architektur</strong> die Rede,<br />

bei der Zeichen die Rolle als Vermittler von<br />

Botschaften, die für den <strong>Auto</strong>fahrer von Interesse sein<br />

könnten, übernehmen. Die Gebäude selbst sind in<br />

ihrer Form direkt in den Dienst der Nutzung gestellt.<br />

Ihr Äußeres verrät nur wenig über ihren Inhalt. Auf<br />

ihre Zweckbestimmung hindeutende Hinweise sind<br />

davon unabhängig angefügt. Venturi spricht in diesem<br />

Fall von „dekorierten Schuppen". (106) (Abb.77)<br />

Andererseits entstand in den 1920er <strong>und</strong> 30er Jahren,<br />

um den Motorisierten ein attraktives Ausflugsziel bzw.<br />

den Reisenden willkommene Abwechslung auf den<br />

Langstrecken der Highways zu bieten, eine wahre Flut<br />

von figuralen Gebäuden. Sie tragen keine werblichen<br />

Zeichen mehr, sie stellen auch keine mehr neben oder<br />

vor sich auf, sie sind vielmehr selbst zum Zeichen<br />

geworden. Venturi nennt sie „Enten" (Abb.78) - zu<br />

Ehren des entenförmigen <strong>Auto</strong>-Restaurants „The Long<br />

Island Duckling" (Abb.79, 80), das Peter Blake in seinem<br />

Buch „God's Own Junkyard" (107) abgebildet hat. Bei dieser<br />

Art eines zur Skulptur gewordenen Hauses wird Konstruktion<br />

<strong>und</strong> innere Struktur durch eine alles zudeckende symbolische<br />

Gestalt bis zur Unkenntlichkeit verschleiert. Der<br />

Betrachter wird der Koordinierungsleistung zwischen Zeichen<br />

<strong>und</strong> baulichem Träger enthoben. Der Erkennungswert<br />

ist schneller <strong>und</strong> eindeutiger erfassbar als dies unter Zuhilfenahme<br />

eines Zeichens als vermittelndes Medium geschieht.<br />

Beide Typen hätten laut Venturi zwar ihre volle Berechtigung,<br />

in der Folge plädierte er jedoch - im Hinblick auf seine<br />

eigene <strong>Architektur</strong> - eher für den „dekorierten Schuppen."<br />

Die Teilnahme an der daraus resultierenden <strong>Architektur</strong>diskussion<br />

würde über den Rahmen der vorliegenden Arbeit<br />

weit hinausgehen, sodass wir uns beschränken wollen,<br />

lediglich darauf hinzuweisen, dass beide Typen Erscheinungsformen<br />

einer total auf das <strong>Auto</strong> bezogenen, kommerziellen<br />

Interessen untergeordneten <strong>Architektur</strong> darstellen.<br />

Beide haben sich der Kommunikationsgeschwindigkeit angepasst,<br />

die durch die bewegte <strong>und</strong> gleichzeitig beengte<br />

Sicht aus dem <strong>Auto</strong> diktiert wird.<br />

Venturis sicher polemisch gemeinte Aussage, „Mainstreet is<br />

almost alright", meint nur, dass die amerikanische Straßen-<br />

Szenerie mit ihrem visuellen <strong>und</strong> gestalterischen Chaos<br />

beinahe in Ordnung sei. Er wollte mit seiner Behauptung nur<br />

ausdrücken, dass es unsinnig sei, weiterhin den Utopien eines Le Corbusiers oder F.L. Wrights<br />

anzuhängen <strong>und</strong> zu glauben, dass die Stadt noch einmal <strong>und</strong> von Anfang an neu gebaut<br />

werden könne. Er forderte nichts anderes als die Alltäglichkeit der kommerziellen, von der<br />

Landstraße entliehenen Bauformen <strong>und</strong> ihre ästhetische Vielfalt in den Bereich der Kunstarchitektur<br />

aufzunehmen. Der Strip amerikanischer Ausprägung mit seinem Miteinander von<br />

„Enten" <strong>und</strong> „dekorierten Schuppen", seinen Gebäude-Inszenierungen <strong>und</strong> „roadside-events"<br />

sollte nicht länger als „Gottes eigene Schutthalde" (108) betrachtet werden, sondern als das<br />

akzeptiert werden, was er ist: Teilplanerisches, halb Zufälliges, willkürlich Zustandegekom-<br />

40


menes, eine Collage, eine Fülle von Botschaften <strong>und</strong> ein schneller Wechsel von Bildern <strong>und</strong><br />

Moden in Form austauschbarer Reklametafeln, standardisierter Tankstellen, Motels,<br />

Reparaturwerkstätten <strong>und</strong> Imbissbuden. Die <strong>Architektur</strong> am Strip wirbt für Produkte <strong>und</strong><br />

nimmt manchmal selbst die Form dieser Produkte an. Die Baukörper sind hinsichtlich ihrer<br />

Werbewirksamkeit formal gestaltet, so dass sie weithin sichtbar sind, d.h. dass sie binnen<br />

kürzester Zeit vom <strong>Auto</strong>fahrer unmissverständlich wahrgenommen <strong>und</strong> „gelesen" werden<br />

können.<br />

9. Das <strong>Auto</strong> als „Initiator" neuer Gebäudetypen<br />

Nachdem Henry Ford seine Landsleute durch die Fließbandproduktion von <strong>Auto</strong>s massenhaft<br />

mobil gemacht hatte, wurde das <strong>Auto</strong>mobil rasch zum Symbol von individueller Freiheit <strong>und</strong><br />

Unabhängigkeit. Die <strong>Architektur</strong> begann sich dem neuen Zeitgeist anzupassen, indem sie<br />

versuchte, dem wachsenden Verkehr <strong>und</strong> der erwachten Reiselust entgegenzukommen. Wie<br />

ein abstraktes Gitter legte sich das neue Straßennetz über dem amerikanischen Kontinent.<br />

Und entlang der Straßen rief das Verkehrssystem seine eigene Sek<strong>und</strong>ärarchitektur hervor:<br />

Tankstellen, Motels, Garagen, <strong>Auto</strong>kinos <strong>und</strong> die verschiedensten Drive-in-Einrichtungen<br />

schossen aus dem Boden. Dabei entstanden vielfach Gebäudetypen von extrem hohem<br />

Signalwert, bei denen <strong>Auto</strong>fahren, <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Kommerz gemeinsame Sache zu machen<br />

schienen.<br />

9.1 Tankstellen<br />

Tankstellen entstanden aus der unmittelbaren Notwendigkeit, die für die Benützung des <strong>Auto</strong>s<br />

unerlässliche Versorgung zu gewährleisten. Ihre Lage an Stadtausfahrten, Überlandstraßen<br />

<strong>und</strong> verkehrsgünstigen Punkten machte sie zu Elementen, die die durch die Motorisierung<br />

erlangte Freiheit zur schnellen Überwindung großer Distanzen durch Zwangspausen räumlich<br />

<strong>und</strong> zeitlich in bestimmte Abschnitte <strong>und</strong> Sequenzen einteilten. In den USA waren Tankstellen<br />

stets mehr als Stationen für kurze Tankstopps; oft waren sie nach vielen Kilometern die<br />

einzigen Orte, an denen sich Leute treffen konnten. Ihrer vorgeschobenen Lage wegen könnte<br />

man sie als Pionierbauten bezeichnen, als Oasen gleichende Versorgungsstationen, die eine<br />

Fortsetzung der Reise in jeder Hinsicht erst ermöglichen.<br />

Für F.L. Wright war die Tankstelle „der erste Akt der Dezentralisation." (109) In jeder einzelnen<br />

Tankstelle an den Überlandstraßen sah er die Tendenz zur Auflösung der Großstadt. „Die<br />

Tankstelle mit Service-Station ist der künftige Großstadt-Service im Embryonalzustand. Jede<br />

Tankstelle, die zufällig von Natur aus günstig liegt, wird ebenso von Natur aus zu einem Verteilungsmittelpunkt<br />

anwachsen", schrieb er. (110) Tankstellen seien Keimzellen für künftige<br />

Entwicklungen, sie könnten Zentren für ganze Wohngegenden werden.<br />

Für F.L.Wright war das <strong>Auto</strong> der größte Widersacher der Großstadt.<br />

Deshalb war es auch sein größter Verbündeter im Kampf gegen sie.<br />

Machte - seiner Meinung nach - das <strong>Auto</strong> die Großstadt unnötig, indem<br />

es die Dezentralisierung förderte, so schien ihm die Tankstelle - jener<br />

mit dem <strong>Auto</strong>mobil in unmittelbarstem Zusammenhang stehende Bautyp<br />

- am ehesten geeignet, Ausgangspunkt einer städtebaulichen Dezentralisation<br />

zu werden. Wie groß F.L.Wrights Interesse an diesem<br />

Bautypus war, beweist ein 1928 entstandener Entwurf für „standardisierte<br />

Benzintankstellen." (Abb.81)<br />

Die ersten Tankstellen waren noch einfache Schuppen <strong>und</strong> Baracken zum Schutz der Benzinpumpen<br />

gewesen. Mit einer Station der <strong>Auto</strong>mobile Gasoline Company, 1905 in St. Louis<br />

errichtet, <strong>und</strong> mit einer 1907 in Seattle von Standard Oil gebauten, seien nur zwei Beispiele<br />

genannt, die in Anspruch nehmen, die „ersten" gewesen zu sein. Zuvor war Benzin im Gemischtwarenhandel<br />

<strong>und</strong> in Werkstätten erhältlich, wo es mittels Kanister <strong>und</strong> Trichter abgefüllt<br />

werden musste. Schon während der ersten Phase des Tankstellenbaus etablierte sich der bis<br />

41


heute weitgehend unveränderte Typus: Ein großes, mehr oder minder freistehendes Dach, die<br />

Zapfsäulen darunter <strong>und</strong> ein kleines Gebäude, das von den Toiletten <strong>und</strong> einem Büro bis zu<br />

einer Werkstätte, einer Bar <strong>und</strong> einem kleinen Laden so gut wie alles enthalten kann - <strong>und</strong><br />

dessen Anschluss an das Dach entweder gar nicht versucht oder oft ziemlich unbeholfen gelöst<br />

ist. (111)<br />

Die Tankstelle gliedert sich in einzelne Bauelemente stark unterschiedlicher Dimension. Wenn<br />

die Zapfschläuche nicht wie in Japan vom Dach herabhängen, nehmen sich die konventionellen<br />

Zapfsäulen aufgr<strong>und</strong> ihrer geringen Höhe meistens ziemlich verloren aus unter dem mindestens<br />

vier Meter hohen Dach, das mehrere Funktionen erfüllt. In erster Linie schützt es die im<br />

Zentrum der Anlage stehenden wertvollen Zapfsäulen; in zweiter Linie den Tankwart <strong>und</strong> die<br />

<strong>Auto</strong>s während des Tankvorgangs; drittens wird das wegen seiner Größe weithin sichtbare<br />

Dach zum Signal für den <strong>Auto</strong>fahrer. Ähnlich den großen Reklametafeln<br />

die bei hohen Geschwindigkeiten gelesen werden müssen, tendieren<br />

Tankstellen dazu, größer zu sein als es ihre Funktion allein erfordern<br />

würde. Unter dem Dach entsteht jener gewaltige, offene Raum, der -<br />

bei Nacht fast sakral beleuchtet - zum Mittelpunkt des Geschehens<br />

wird, wahrend das eigentliche Gebäude schon allein wegen seiner<br />

geringen Höhe beinahe bedeutungslos wird.<br />

Typologisch lassen sich Tankstellen höchstens hinsichtlich ihrer<br />

Lagebedingungen unterscheiden. Es gibt Tankstellen mit einseitiger<br />

<strong>und</strong> solche mit zweiseitiger Zufahrt, Tankstellenkioske mit R<strong>und</strong>um-<br />

Tankbetrieb <strong>und</strong> Durchfahrtstankstellen - am zuvor besprochenen<br />

Gr<strong>und</strong>prinzip ändert das nur wenig. (Abb.82,83) (112)<br />

Bereits während der Anfänge des Tankstellenbaus erkannten die Ölgesellschaften<br />

die Werbewirksamkeit standardisierter Stationen. 1916 errichtete<br />

die Texas Company, später Texaco genannt, die erste ihrer<br />

standardisierten Tankstellen in Houston. 1918 folgte ihr die Magnolia<br />

Oil Company mit der Verwendung stets wiederkehrenden Formen, Zeichen,<br />

Farben <strong>und</strong> Logos in ganz Texas. (Abb.84) Ab diesem Zeitpunkt<br />

wurden Gleichförmigkeit, Wiedererkennbarkeit <strong>und</strong> Typisierung zu unentbehrlichen<br />

Gestaltungsmitteln beim Bau von Tankstellen. So wurde<br />

die Farbe der betreffenden Marke für den Betrachter fast wichtiger als<br />

die <strong>Architektur</strong> des Gebäudes selbst.<br />

Dennoch findet sich eine ansehnliche Anzahl von Tankstellenentwürfen, die aus der Hand bekannter<br />

Architekten stammen. Anfang der 1930er Jahre stürzten sich viele Entwerfer auf diese<br />

neuen Aufgaben, um ihre Aufgeschlossenheit gegenüber der Neuen Zeit zu bek<strong>und</strong>en. In<br />

Henry-Russell Hitchcocks <strong>und</strong> Philip Johnsons Ausstellung <strong>und</strong> Buchveröffentlichung „The<br />

International Style", einer Art Rechenschaftsbericht aus dem Jahr 1932, figurierten immerhin<br />

zwei Tankstellen inmitten der für heutige Begriffe wesentlich anspruchsvolleren Bauaufgaben.<br />

Gezeigt wird das Beispiel einer Dapolin-Tankstelle in Kassel, 1930 von<br />

Hans Borkowsky entworfen, mit einer dominanten, das ganze Gebäude<br />

zusammenfassenden Dachplatte, die auf abger<strong>und</strong>eten Glaswänden zu<br />

schweben scheint. (113) (Abb.85) Im Gegensatz dazu einige Seiten<br />

weiter - das Beispiel einer typisierten amerikanischen Tankstelle der<br />

Standard Oil Company in Cleveland, Ohio. Die 1931 von Clauss <strong>und</strong><br />

Daub entworfene Station mit K<strong>und</strong>enraum <strong>und</strong> Werkstatt in Form einer<br />

Schachtel ist eine aus einer Serie von vierzig Tankstellen. (Abb.86)<br />

Auf der Suche nach Bauformen holten sich amerikanische Tankstellen-<br />

Designer immer wieder Anleihen aus der Baugeschichte mehr oder<br />

weniger exotischer Länder. Tankstellen in der Form chinesischer Pagoden,<br />

griechischer Tempel, Schweizer Chalets oder spanischer Haziendas,<br />

zumindest aber im amerikanischen Kolonialstil oder im Western-<br />

Stil. Diese Aufzählung klingt jedenfalls nicht viel abenteuerlicher als<br />

42


die Forderung des Generalinspektors für das deutsche<br />

Straßenwesen anlässlich eines Wettbewerbes zur Gestaltung<br />

von Tankstellen für die Reichsautobahn (1935), zu dem auch<br />

Lois Welzenbacher eingeladen wurde, die Entwürfe hätten<br />

die Variationsmöglichkeiten zu berücksichtigen, die Gestaltung<br />

der Tankstellen dem jeweiligen Landschaftsbild<br />

anzupassen. (114) (Abb.87) Den Ölkonzernen waren Überlegungen<br />

dieser Art fremd bis unverständlich. Für sie zählte<br />

weder besondere Originalität noch irgendeine Anpassung an<br />

regionale Hausformen. Sie waren vielmehr am leicht wiederzuerkennenden<br />

<strong>und</strong> vereinheitlichten Erscheinungsbild ihrer<br />

Tankstellen interessiert.<br />

Gegen Ende der 30er Jahre wurde mit der Streamline ein<br />

neuer Stil gef<strong>und</strong>en, Tankstellen ein sauberes <strong>und</strong> fortschrittlicheres<br />

Image zu verleihen. Nachdem Texaco 1936<br />

bereits Arne Jacobsen mit dem Bau einer Tankstelle in<br />

Kopenhagen (Abb.88) betraut hatte, beauftragte die Firma<br />

im selben Jahr den für sein Streamline-Design bekannten<br />

Walter Dorwin Teague mit der Entwicklung eines Standard-<br />

Modells.(Abb.89) Bis 1937 entwarf Teague zwanzig Stationen<br />

für unterschiedliche Standorte. Es waren strahlend<br />

weiße Boxen aus emailliertem<br />

Blech mit großen, bündig sitzenden<br />

Tür- <strong>und</strong> Fensteröffnungen <strong>und</strong><br />

grünen Rahmen. Die Attika zierten<br />

drei umlaufende rote Streifen <strong>und</strong><br />

darüber die roten Sterne - das Firmenzeichen Texacos. Bis 1940<br />

wurden 500 Stationen dieser Art gebaut. Manche von ihnen kann<br />

man noch heute an Amerikas Highways sehen.<br />

Aus den 1940er Jahren sei noch eine von Frederick G. Frost entworfene,<br />

ungewöhnlich elegante Station für Mobil Oil erwähnt<br />

(Abb.90), bevor das Tankstellen-Design im Laufe der 50er Jahre -<br />

bis auf wenige Ausnahmen von Oskar Niemeyer in Brasilien, Raymond<br />

Loewy in Malaysia (Abb.91) <strong>und</strong> Lothar Götz in Deutschland<br />

(Abb.92) - in der allgemeinen Banalität der Nachkriegsmoderne<br />

stagnierte.<br />

Erst in den 1960er Jahren<br />

kam es durch das von<br />

Edward Ruscha publizierte<br />

Buch „Twenty-six Gasoline<br />

Stations" zu einer, wenn<br />

auch begrenzten, Wiederentdeckung<br />

des Themas.<br />

Ruscha zeigte darin Photographien<br />

von Tankstellen entlang der berühmt-berüchtigten Route 66 durch Kalifornien,<br />

Arizona, New Mexico, Texas <strong>und</strong> Oklahoma, die er anschließend auch auf Gemälden verewigte.<br />

Schließlich waren es R. Venturi, D. Scott Brown <strong>und</strong> S. Izenour, die in „Learning from Las<br />

Vegas" Tankstellen verschiedener Firmen in einer Gegenüberstellung unterschiedlicher Charakteristika<br />

analysierte <strong>und</strong> deren Bedeutung als konstituierendes Element des Strips erkannten.<br />

(Abb.93)<br />

43


9.2 Motels: Mit dem <strong>Auto</strong> bis ans Bett<br />

Genauso wie Tankstellen könnte man auch Motels als Nebenprodukte von Henry Fords<br />

Fließbändern sehen. (115) Übernehmen Tankstellen die für <strong>Auto</strong>s notwendige Versorgung,<br />

bieten Motels dem <strong>Auto</strong> fahrenden Gast eine adäquate Unterkunft. Oft befinden sich beide<br />

Einrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft, oft sind Tankstellen den Motels angegliedert,<br />

oder es wurden Motels bestehenden Tankstellen hinzugefügt.<br />

Obwohl man das Motel als ein für <strong>Auto</strong>reisende konzipiertes Spezialhotel ansehen kann, ging<br />

seine Entwicklung keineswegs, wie man annehmen könnte, vom Hotel aus. Die ersten Ansätze<br />

zu Motels lassen sich in das Jahr 1913 zurückverfolgen, als in Douglas, Arizona, Bergwerksunterkünfte<br />

in Räume zur Aufnahme von Gästen umgewandelt wurden. (116) Schon zu Beginn<br />

des Jahrh<strong>und</strong>erts erkannten die Amerikaner das Vergnügungspotential des <strong>Auto</strong>mobils <strong>und</strong><br />

unter anderem auch die Möglichkeit, mit ihm den Urlaub zu gestalten. Man ging für ein paar<br />

Wochen auf <strong>Auto</strong>tour. Bald stellten viele Gemeinden gratis Campingplätze zur Verfügung, um<br />

Gäste anzulocken. Später wurden „field stops" dieser Art mit Sanitäranlagen <strong>und</strong> elektrischem<br />

Licht ausgestattet <strong>und</strong> so - gegen entsprechende Platzmiete - in „auto camps" umgewandelt.<br />

Mitte der 1920er Jahre boten Privatvermieter die ersten Hütten für Reisende an, die auf Zelt<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Unannehmlichkeiten verzichten wollten. Ansammlungen mehrerer<br />

solcher Holzhütten, die dem Gast nur wenig mehr als ein Bett <strong>und</strong> ein Dach über dem Kopf<br />

boten, nannte man „cabin camps". Da waren die etwa zur gleichen Zeit entstandenen „motor<br />

courts" schon komfortabler. Sie bestanden zwar ebenfalls aus Holzhütten, enthielten jedoch<br />

bereits <strong>Auto</strong>einstellplätze, Bäder <strong>und</strong> manchmal auch Kochnischen.<br />

Der Unternehmer James Vail benützte 1925 als erster den Namen „Motel" für seinen Betrieb<br />

dieser Art in San Louis Obispo, Kalifornien. (118) Es ist anzunehmen, dass sich Motels aus den<br />

Motor Courts entwickelt haben. Nicht selten wurden anfangs beide Bezeichnungen nebeneinander<br />

verwendet. Im Allgemeinen aber unterschieden sich Motels von Motor Courts durch<br />

ihre kompakte, manchmal mehrgeschoßige Bauweise <strong>und</strong> durch ihr verbessertes Service. So<br />

fanden schon vor dem 2. Weltkrieg Swimmingpools allgemeine Verbreitung.<br />

In den späten 1920er Jahren gab es in den USA erst 600 Motels, 1939 bereits 13.500. Nach<br />

dem 2. Weltkrieg, als der beginnende Massenreiseverkehr mit einem massiven Straßenbauprogramm<br />

nach dem Federal-Aid- Highway Act von 1944 Hand in Hand ging, kam es zwischen<br />

1946 mit 20.000 <strong>und</strong> 1950 mit mehr als 50.000 zu einer Verdoppelung des Bestandes. (119)<br />

1950 benützten über 85% aller Reisenden in den USA das <strong>Auto</strong>mobil als Transportmittel.<br />

(120)<br />

Der Unterschied gegenüber herkömmlichen Hotels besteht darin, dass die dem Motel zugr<strong>und</strong>e<br />

liegende Einheit nicht mehr aus Zimmer <strong>und</strong> Bad besteht, sondern aus Zimmer, Bad <strong>und</strong><br />

<strong>Auto</strong>abstellplatz. (117) Man fährt bis vor die Zimmertüre, stellt dort seinen Wagen ab <strong>und</strong><br />

bringt mit wenigen Schritten sein Gepäck in die Unterkunft.<br />

44


Ein Vorzug des Motels besteht darin, dass sich der Gast nicht in das<br />

Gedränge innerstädtischer Straßen zu begeben braucht, sondern am<br />

Stadtrand direkt an der <strong>Auto</strong>straße für die Nacht unterkommen kann.<br />

Er soll seinen Wagen startbereit vor oder unter seiner Unterkunft abstellen<br />

können, was zur Folge hat, dass Motels entweder eingeschoßig<br />

aus einer Reihe aneinander gebauter oder in lockerer Bauweise einzeln<br />

stehender „units" (Abb.94) oder mehrgeschoßig aus einem erdgeschoßigen<br />

<strong>Auto</strong>abstell- <strong>und</strong> darüberliegenden Zimmergeschoßen<br />

bestehen.<br />

Vielfach findet der Gast weitere Einrichtungen vor als bloß ein sauberes Bett <strong>und</strong> ein Bad. Viele<br />

Motels verfügen über Swimmingpools, Wasch- <strong>und</strong> Reinigungsautomaten, manchmal über eine<br />

Sauna. Die hotelmäßige Führung ist weitgehend auf die Rezeption reduziert. An einem unpersönlichen<br />

Schalter bezahlt man im Voraus. In Motels wird erst gar nicht der Versuch unternommen,<br />

das Gefühl des Zuhause-Seins zu vermitteln. Mahlzeiten werden im Allgemeinen<br />

nicht geliefert, da man auf ein Publikum eingestellt ist, das nur einmal übernachtet. Selbst das<br />

Frühstück nimmt der Gast oft außerhalb ein, wenn sich nicht ein Restaurant oder eine Imbissstube<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft befinden.<br />

Da Motels meist auf weit weniger teurem Gr<strong>und</strong> stehen als Hotels, da weiters weniger Aufwand<br />

getrieben wird, sodass Motels weniger Personal benötigen, kommt der Gast in den<br />

Genuss günstigerer Preise. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Motels prototypisch all<br />

jene Eigenschaften in sich vereinigen, die charakteristisch sind für die meisten amerikanischen<br />

Erfindungen <strong>und</strong> Weiterentwicklungen auf dem Dienstleistungssektor: Funktionalität, Anonymität,<br />

Schnelligkeit, Rationalisierung <strong>und</strong> ein informelles Verhältnis zwischen Unternehmer <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>en.<br />

Typologisch betrachtet, gehören Motelbauten zu jenen Bautypen, bei<br />

denen mehr oder weniger gleiche Elemente aneinander gereiht<br />

werden. Die Variationsmöglichkeiten resultieren unter anderem aus<br />

dem Gr<strong>und</strong>stückszuschnitt, aus dessen natürlichen Gegeben-heiten,<br />

aus der Lage der Zufahrt <strong>und</strong> aus der angestrebten Dichte - die<br />

Bandbreite reicht von verstreut angelegten, eingeschoßigen Anlagen<br />

bis zu verdichteten mehrgeschossigen. Der linear gereihte Gr<strong>und</strong>typus<br />

(z.B. Raymond Loewy, The Thoroughbred Motel, Winchester,<br />

Kentucky, um 1950, Abb.95) findet sich in mannigfaltiger Abwandlung bis hin zu L- bzw. Uförmigen<br />

Anlagen mit Hofbildung (z.B. William B. Harvard, J.B.<br />

Dodd, Trails End Motel, Treasure Island, Florida, um 1950,<br />

Abb.96). In einzelnen Fällen wird die lineare Reihung im Gr<strong>und</strong>riss<br />

zickzackförmig aufgelöst, entweder<br />

um den Einheiten mehr Privatheit<br />

zu gewähren (z.B. Burton A. Schutt,<br />

Capitol Inn Motel, Sacramento, Kalifornien,<br />

um 1950, Abb.97) oder um<br />

die Aussichtsmöglichkeiten zu verbessern.<br />

Je weitläufiger das Areal <strong>und</strong> je geringer die angestrebte Dichte, desto<br />

mehr wird die lineare Reihung zugunsten freistehender Einheiten<br />

(einzeln oder gekoppelt) aufgegeben (z.B. Arthur T. Brown, Tucson-<br />

Biltmore Motel, Tucson, Arizona, um 1950, Abb.98).<br />

45


Je kleiner der Bauplatz <strong>und</strong> je größer die angestrebte Dichte, desto<br />

kompakter wird die Bauweise. Allerdings wird bei mehrgeschoßigen<br />

Motelanlagen die Unmittelbarkeit der <strong>Auto</strong>unterbringung aufgegeben.<br />

Um Platz zu sparen, parken die <strong>Auto</strong>s unter dem auf Stützen<br />

stehenden Gebäude (z.B. Charles R. Colbert, Motel de Ville, New<br />

Orleans, um 1950, Abb.99).<br />

Stilistisch betrachtet, lassen sich bei Motels ähnliche Tendenzen ablesen wie bei Tankstellen.<br />

Da ist zunächst das Gros der Anlagen, die in einer Art Folklore-Stil all das in sich zu vereinigen<br />

suchen, was gemeinhin unter Anpassung an die lokale Bautradition verstanden wird. Die<br />

baulichen Ergebnisse sehen manchmal so aus, als wären sie Stützpunkte für Reisende mit<br />

Pferd <strong>und</strong> Wagen <strong>und</strong> nicht mit dem modernen Transportmittel <strong>Auto</strong>mobil.<br />

Die verstärkte Reisetätigkeit führte sowohl zu einer Wiederbegegnung<br />

mit der Natur als auch zu einer Wiederentdeckung von Amerikas<br />

Pionierzeit. Dies zeigt sich nirgendwo klarer als in den Nachbildungen<br />

von Indianerzelten in Beton im Südwesten der USA. (Abb.100) „Damit<br />

war eine Form gef<strong>und</strong>en, die ursprünglich amerikanisch <strong>und</strong> zugleich<br />

eng mit der Romantik des Westens verknüpft war. Die Nacht in einem<br />

Tipi-Motel zu verbringen oder in einem Tipi-Dorf zu tanken, war hervorragend<br />

dazu geeignet, eine Verbindung herzustellen zwischen den<br />

nomadischen Plains-Indianern, dem nach Westen ziehenden Planwagen<br />

<strong>und</strong> dem <strong>Auto</strong> auf dem offenen Highway", schrieb der amerikanische<br />

<strong>Architektur</strong>kenner David Gebhard im Vorwort zu „California<br />

Crazy", jenem Buch das sich erstmals der zahlreichen architektonischen Kuriositäten an den<br />

kalifornischen Highways angenommen hat. (121) Neben den Zelten waren es „Blockhütten",<br />

„log cabins", die manchmal ebenfalls in Gussbeton ausgeführt waren. (Abb.101,102) Sie<br />

konnten nicht nur als Wohneinheiten von Motels dienen, sondern auch als Tankstellen oder<br />

Imbissstände.<br />

Andererseits nahmen sich aber<br />

auch der Moderne verpflichtet<br />

fühlende Architekten der Bauaufgabe<br />

Motel an. Einer von<br />

ihnen war Richard Neutra. Sein<br />

1968 in Malibu errichtetes, aus<br />

zwei parallelen Zeilen bestehendes<br />

Strandmotel Holiday<br />

House (Abb.103) mit seinen charakteristischen Dach- <strong>und</strong> Deckenüberständen <strong>und</strong> raumbreiten<br />

Fenstern ist mehr als nur eine Unterkunft für eine Nacht. Neutra konzipierte es als Ferienhotel<br />

für motorisierte Gäste.<br />

46


Vom Wright-Schüler John Lautner stammt ein in der Nähe von<br />

Palm Springs gelegenes, nach außen geschlossen wirkendes<br />

Motel (Abb.104), dessen Zimmern private, von der Wüste<br />

abgeschirmte Gartenhöfe zugeordnet sind.<br />

An Victor L<strong>und</strong>ys Warm Mineral Springs Inn, einem Motel in Venice, Florida, ist vor allem das<br />

konstruktive System bemerkenswert. (Abb.105) Eine aus Pilzstützen <strong>und</strong> höhenmäßig versetzt<br />

angeordneten Dach-schalen bestehende Primärkonstruktion mit verglasten Füllelementen<br />

verleiht dem Motel ein - vor allem nachts - transparent wirkendes Aussehen.<br />

War das Hotel eine Folgeerscheinung von urbaner Verdichtung, Eisenbahnbau <strong>und</strong> der Erfindung<br />

des Aufzugs gewesen <strong>und</strong> hatte sich in vertikaler Richtung entwickelt, so war das Motel<br />

ein Kind der Depression <strong>und</strong> der wachsenden Vorstädte, die auf das Verkehrsmittel <strong>Auto</strong><br />

angewiesen waren. Wie die meisten Bautypen, deren Entstehung mit dem <strong>Auto</strong> zu tun hatte,<br />

ist auch das Motel höhenmäßig beschränkt, seine Ausdehnung eher horizontal <strong>und</strong> seine Organisation<br />

dezentralisiert. Es war aber auch ein bauliches Resultat jener latenten Mobilitätsidee<br />

der Amerikaner, die in der Go-West-Bewegung der Pioniere <strong>und</strong> Siedler wurzelte <strong>und</strong> mit<br />

der Verbreitung des <strong>Auto</strong>mobils neu erwacht war. So könnte man das Motel vielleicht als Hybrid<br />

von Hotel <strong>und</strong> Wohnwagen bezeichnen. Manche Motellagepläne erinnern auch entfernt an<br />

Planwagenburgen des Wilden Westens - nur nicht mehr zum Schutz vor Indianer errichtet,<br />

sondern um ein gemeinsames Swimmingpool gruppiert.<br />

9.3 Drive-ins: Konsum vom <strong>Auto</strong> aus<br />

Wenn man in Motels mit dem Wagen zwar nicht direkt bis ans Bett, doch zumindest unmittelbar<br />

vor die Zimmertür gelangt, so kann man die verschiedenen Drive-in-Einrichtungen benutzen,<br />

ohne ihn überhaupt erst verlassen zu müssen.<br />

Ein 1933 in Camden, New Jersey, eröffnetes <strong>Auto</strong>kino war das erste Drive-in Amerikas, noch<br />

bevor die ersten Drive-in-Restaurants, - Banken, ja sogar - Kirchen auftauchten. (122) Ob es<br />

das tatsächliche Bedürfnis <strong>Auto</strong> fahrender K<strong>und</strong>en war, immer mehr Tätigkeiten vom <strong>Auto</strong> aus<br />

zu erledigen, oder ob es nur der unternehmerische Erfindungsgeist war, der Drive-ins entstehen<br />

ließ, bleibt ungeklärt. Tatsache ist jedoch, dass dem Begriff „Drive-in" bald eine solche<br />

Werbekraft innewohnte, dass auch andere Unternehmer ihre Einrichtungen so benannten,<br />

auch wenn sie lediglich ausreichend Parkmöglichkeiten anbieten konnten.<br />

So wurde „Drive-in" zu einem Sammelbegriff für all jene, zum Teil völlig unterschiedlichen Gebäudetypen,<br />

die im Gr<strong>und</strong>e nur drei Gemeinsamkeiten besitzen: Leichte Erreichbarkeit mit<br />

dem <strong>Auto</strong>, ausreichend Parkraum <strong>und</strong> ein Angebot von Serviceleistungen, die im oder vom<br />

<strong>Auto</strong> aus konsumiert werden können. Dabei handelte es sich weniger um Bautypen, die für die<br />

Benützung durch <strong>Auto</strong>fahrer modifiziert wurden, sondern größtenteils um neuartige bauliche<br />

Gebilde.<br />

47


Strenggenommen müssten auch Tankstellen <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>waschanlagen unter den Begriff „Drivein"<br />

fallen. Obwohl beide hinsichtlich ihrer Organisation manchen Drive-ins nicht unähnlich sind<br />

<strong>und</strong> diese in ihrer Entwicklung wahrscheinlich auch dementsprechend beeinflusst haben,<br />

wurden sie nie als solche bezeichnet, weil ihre Benützung mit dem <strong>Auto</strong> offensichtlich war <strong>und</strong><br />

keiner besonderen werbetechnischen Hervorhebung bedurfte.<br />

9.3.1 <strong>Auto</strong>kinos <strong>und</strong> Drive-in-Kirchen<br />

Im Falle der <strong>Auto</strong>kinos <strong>und</strong> der ihnen ähnlichen Drive-in-<br />

Kirchen lässt sich nur mehr bedingt von <strong>Architektur</strong> im herkömmlichen<br />

Sinne sprechen, weswegen sie im Folgenden<br />

auch nur kurz erwähnt werden sollen. Die Möglichkeit, Filmvorführungen<br />

<strong>und</strong> Gottesdienste vom <strong>Auto</strong> aus verfolgen zu<br />

können, machte Gebäude weitgehend überflüssig. Das <strong>Auto</strong><br />

übernahm die bisher von der <strong>Architektur</strong> ausgeübte Schutzfunktion<br />

gegenüber Witterungseinflüssen. Vom herkömmlichen<br />

Kino blieben lediglich eine nunmehr freistehende Filmleinwand,<br />

ein kleines Projektionsgebäude <strong>und</strong> ein bis zwei<br />

Kartenschalter übrig. Aus dem Kinosaal wurde ein bis zu<br />

1.000 Fahrzeuge fassender Parkplatz, der bogenförmig<br />

angelegt ist, um gleichmäßige Sicht zu gewährleisten. Die<br />

<strong>Auto</strong>s stehen nach hinten geneigt, um im Fond sitzenden<br />

Insassen besseren Blick zu verschaffen. Zwischen zwei im Abstand von 5 Metern stehenden<br />

Stützen, an denen Lautsprecher montiert sind, um ins Wageninnere genommen zu werden, ist<br />

jeweils Platz für zwei <strong>Auto</strong>s. (Abb.106)<br />

Eine ähnliche Anordnung von Parkplätzen findet sich auch bei Richard<br />

Neutras Garden Grove Community Church (1959) in Los Angeles, die<br />

hier nur aus dem Gr<strong>und</strong> Erwähnung finden soll, weil sie eine herkömmliche<br />

Kirche mit Drive-in-Funktion darstellt. Ein Freiluftauditorium für<br />

600 <strong>Auto</strong>s in Form eines Amphitheaters ergänzt das traditionelle, als<br />

Langhaus angelegte Gotteshaus. Durch Hörgeräte wie bei den <strong>Auto</strong>kinos<br />

wird der Gottesdienst akustisch, durch das Öffnen breiter Schiebetore<br />

im Bereich der Kanzel visuell übermittelt. (Abb.107,108)<br />

Die anfangs wegen ihrer schlechten Bild- <strong>und</strong> Tonqualität<br />

verteufelten Drive-in-Kinos erlebten nach dem 2. Weltkrieg,<br />

gleichzeitig mit der prosperierenden <strong>Auto</strong>industrie ihre Blütezeit.<br />

Ihre Anzahl stieg auf 4.700, vor allem in den klimatisch<br />

begünstigten Regionen der USA. Österreichs einziges Drivein-Kino<br />

in Groß-Enzersdorf wurde erst in jüngster Zeit zum<br />

größten <strong>Auto</strong>kino Europas ausgebaut. Zur Faszination von<br />

<strong>Auto</strong>kinos ist zu bemerken, dass das Erlebnis hinter dem<br />

Steuer eines fahrenden <strong>Auto</strong>s vergleichbar ist mit jenem in<br />

einer Kino-vorstellung. Beim Fahren wird die Windschutzscheibe<br />

zur Filmleinwand. Noch dazu kann auf die Geschwindigkeit,<br />

mit der der „Film" abläuft, mit dem Tritt auf das<br />

Gaspedal Einfluss genommen werden. Paul Virilio sprach in<br />

diesem Zusammenhang von der eigentlichen „siebten Kunst", der Kunst des Armaturenbretts.<br />

Der <strong>Auto</strong>fahrer besäße die Fähigkeit, unbewegte Gegenstände mit heftiger Bewegung antreiben<br />

zu lassen. (123) Für die kinematographische Wirklichkeitserfahrung, die das <strong>Auto</strong> bietet,<br />

ist das Kino geradezu ein Ersatz. Wahrscheinlich war sein Erfolg in den 1950er Jahren darauf<br />

zurückzuführen, dass es preiswerte Ersatzreisen bot, zu Zeiten, als Reisen noch nicht ohne<br />

weiteres für jedermann erschwinglich war.<br />

Die riesige Leinwand - inzwischen internalisiertes Symbol für <strong>Auto</strong>kino - übernahmen Robert<br />

Venturi <strong>und</strong> Denise Scott Brown bei einem Wettbewerbsprojekt für die National Football Hall of<br />

48


9.3.2 Drive-in-Restaurants<br />

Fame in New Brunswick, New York, 1967. (Abb.109) Auf einem<br />

überdimensionalen, dem Parkplatz zugewandten elektronischen<br />

Schirm, der die Außenfassade bildet, sollten berühmte Spiele der<br />

Fußballgeschichte abgespielt werden. Venturis <strong>Architektur</strong>theorie<br />

folgend, wäre in diesem Fall die Dekoration größer als der dazugehörige<br />

Schuppen gewesen.<br />

Wie bereits erwähnt, definiert der Begriff „Drive-in" keinen bestimmten Gebäudetypus, sondern<br />

allenfalls die Art der Benützung. Dasselbe gilt gleichermaßen für Drive-in-Restaurants.<br />

Vom Schnellimbissstand bis zum Restaurant umfasst der Begriff sowohl Gaststätten, bei denen<br />

ausschließlich im <strong>Auto</strong> gegessen wird, als auch andere, bei denen zusätzlich Sitzplätze innerhalb<br />

des Gebäudes angeboten werden. Auch sagt der Zusatz „Drive-in" bei einem Restaurant<br />

noch nichts darüber aus, ob es mit oder ohne Bedienung geführt wird. Zweifelsfrei steht<br />

jedoch die Entwicklung der Drive-ins eng mit der von Self-Service- <strong>und</strong> Fast-Food-Restaurants<br />

in Zusammenhang. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der wachsende Kraftwagenbestand,<br />

die Verkehrsballungen <strong>und</strong> die Parkplatznot dazu führten, dass <strong>Auto</strong>abstellmöglichkeiten<br />

außerhalb des Straßenbereichs zum wichtigsten Element der Drive-in-Unternehmen<br />

geworden sind. Unmittelbar an der Straße gelegen <strong>und</strong> mit ausreichendem Parkraum ausgestattet,<br />

konnte sich beinahe jede Einrichtung mit dem Beinamen „Drive-in" schmücken, um<br />

<strong>Auto</strong> fahrende K<strong>und</strong>schaft anzulocken.<br />

Beim „klassischen", am Anfang der 1930er Jahre entstandenen Drive-in-Restaurant fuhr man<br />

auf einen der überdachten, jedoch an den Seiten offenen Abstellplätze <strong>und</strong> bekam Getränke<br />

oder Mahlzeiten von - oft Rollschuh laufenden - Serviererinnen (carhops) auf einem Tablett<br />

geliefert, das an das offene Wagenfenster gehängt werden konnte. Speisen <strong>und</strong> Getränke<br />

konnten so im Wagen konsumiert werden.<br />

Der Streamline-Architekt Wayne McAllister fand dazu den geeigneten Bautyp.<br />

Um möglichst viele <strong>Auto</strong>s gleichzeitig bedienen zu können, musste das<br />

Gebäude r<strong>und</strong> sein, organisiert wie die Speichen eines Rades. Die „carhops"<br />

hatten so gleich lange Wege zu allen <strong>Auto</strong>s. Geschützt war man durch ein<br />

riesiges, stützenloses Vordach. Zentrale, überdimensionale - wenn auch<br />

konstruktiv nicht notwendige - Pylone machten McAllisters Drive-ins weithin<br />

sichtbar. (Abb. 110,111) Die <strong>Architektur</strong> solcher Essstationen für mobile<br />

K<strong>und</strong>schaft war stets von hohem Signalcharakter, entweder waren es „dekorierte<br />

Schuppen" mit aufgestellten Zeichen oder figurale Gebäude „in Form<br />

von..." (124) Bei letzteren ging es hauptsächlich um den überraschenden<br />

baulichen Einfall, der Werbewirksamkeit auch dort versprach, wo die Bauform<br />

noch gar nichts darüber aussagte, welche Produkte angeboten wurden.<br />

Venturis - bereits erwähntes – berühmtes Beispiel<br />

eines <strong>Auto</strong>-Restaurants in Form einer Ente<br />

lässt beispielsweise weniger Rückschlüsse auf<br />

das Angebot erahnen als ein mexikanisches<br />

Drive-in-Restaurant in Albuquerque in Form<br />

eines riesigen Sombreros. Hier wurden nicht -<br />

wie man auch annehmen könnte - Sombreros verkauft, sondern<br />

mexikanische Gerichte serviert. Nicht immer bedeutet das<br />

Zeichen auch direkt das Angebot, bisweilen vermittelt sich der<br />

Zusammenhang von Zeichen <strong>und</strong> Bezeichnetem erst durch<br />

angenommene Verhaltensweisen - die typische Kopfbedeckung<br />

wird mit der Qualität der mexikanischen Küche in Verbindung gebracht. (Abb.112)<br />

49


Während der Streamline-Ära assoziierte das Aussehen vieler Drive-ins -<br />

wie konnte es auch anders sein - Geschwindigkeit, ihre Formen waren<br />

denen moderner Transportmittel entlehnt. (Abb.113)<br />

Von keinem geringeren als Ludwig Mies van der Rohe wurde ein 1946 entstandener Entwurf<br />

für ein Drive-in-Restaurant in Indianapolis bekannt, der vor allem hinsichtlich der Konstruktion<br />

bemerkenswert erscheint.(Abb.114) Unter einer von zwei, von Außenstützen getragenen<br />

Fachwerksträgern abgehängten, weit auskragenden Deckenplatte, unter der die <strong>Auto</strong>s Platz<br />

gef<strong>und</strong>en hätten, wäre ein stützenloser, von einer Curtain-Wall-Glasfassade begrenzter<br />

Innenraum entstanden. In seiner konsequenten Trennung von Tragstruktur <strong>und</strong> Raumumschließung<br />

lässt sich das Projekt als Vorstufe im Kontext der Weiterentwicklung zu den von<br />

Mies später realisierten freitragenden Hallenkonstruktionen, wie der Crown Hall auf dem IIT-<br />

Campus in Chicago (1950-1956), erkennen.<br />

Die universelle Verwendung der gleichen Konstruktion für Hallen unterschiedlicher Zwecke -<br />

als Schulgebäude im Fall der Crown Hall oder als Theater beim Wettbewerbsprojekt für Mannheim<br />

(1952-53) - lässt, ohne die wirklichen Gründe zu kennen, die Vermutung zu, aus welchem<br />

Gr<strong>und</strong>e das Drive-in-Projekt unausgeführt blieb. Obwohl Mies- was sonst bestimmt nicht<br />

seine Art war- gestattete, das Gebäude mit dem Schriftzug „Hiway" zu versehen, einer Verballhornung<br />

des Wortes „highway", hätten vorbeifahrende <strong>Auto</strong>lenker mangels weiterer Hinweise<br />

wohl nie oder zu spät erkannt, um was für ein Gebäude es sich eigentlich handelt. Nach<br />

Venturis Theorie wäre Mies van der Rohes Drive-In-Restaurant weder eine „Ente" noch ein-<br />

weil zu wenig- „dekorierter Schuppen" gewesen.<br />

Schon Mies' Beschäftigung mit einer solch profanen Bauaufgabe, wie sie ein<br />

Drive-in-Restaurant darstellt, scheint erstaunlich. Das Scheitern seiner<br />

abstrakten Präzisionsarchitektur auf dem harten Pflaster des Kommerzes war<br />

allerdings vorprogrammiert. „Weniger ist mehr" scheint auf dem<br />

„Commercial Strip" nicht zu gelten. Das Konzept des „universalen Raumes"<br />

<strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Reduktion auf den „reinen Behälter" konnte<br />

infolge seiner geringen Werbewirksamkeit niemals auf den auf die<br />

Erkennbarkeit durch den <strong>Auto</strong>fahrer ausgelegten amerikanischen Straßen<br />

Fuß fassen.<br />

Während der 1950er Jahre erreichte die Verbreitung von Drive-in-Restaurants ihren Höhepunkt.<br />

Einige von ihnen stammten von John Lautner. Bereits 1947 entwarf er Henry's Drive-in,<br />

dessen weit ausladendes, schiffsbugähnliches Dach Restaurant, Bar,<br />

Drive-in-Service <strong>und</strong> ei-nen Gartenhof gleichermaßen überspannt. (Abb.<br />

115)<br />

Douglas Honnold, bei dem Lautner nach seinem Weggang von Wright<br />

beschäftigt gewesen war, entwarf selbst eine prototypische Drive-in-<br />

Restaurant-Kette. Bei den aus einer Stahl- Glas-Konstruktion bestehenden<br />

Biff's Restaurants wurden die parkenden <strong>Auto</strong>s tatsächlich ein Teil<br />

der <strong>Architektur</strong>. (Abb.116) Durch große Glasscheiben sichtbar, blieben<br />

sie während der Mahlzeit allgegenwärtig. Erstmals war auch die Küchen-<br />

50


einrichtung frei einsehbar. So geriet der Gast gewissermaßen zwischen die Maschinen, die ihn<br />

brachten, <strong>und</strong> die Maschinen, die für ihn kochten.<br />

Ende der 1950er Jahren erfuhr die „Drive-in"-Idee eine auf Robert O.<br />

Peterson zurückgehende konzeptuelle Modifikation, die „Drive-thru" (am.<br />

through) genannt wird. (125) Erstmals war es die Hauptattraktion eines<br />

1951 in San Diego erbauten „Jack In The Box"- Restaurants. (Abb.117) Mit<br />

„Drive-thru" bezeichnet man Drive-in-Restaurants mit Selbstbedienung. Der<br />

K<strong>und</strong>e fährt bis zu einem Lautsprecher, wo er begrüßt wird <strong>und</strong> seinen<br />

Menüwunsch bekannt gibt, bevor er am Gebäude bis zu einem Fenster<br />

entlang fährt, wo er die fertige Mahlzeit in Empfang nimmt <strong>und</strong> bezahlt.<br />

Beim 1968 im südkalifornischen La Puente errichteten „Donut Hole" wurde<br />

der Begriff „Drive-thru" wörtlich genommen. (Abb.118) Vorausgesetzt, man<br />

hält den Bau nicht irrtümlich für eine <strong>Auto</strong>waschanlage, durchfährt man ihn,<br />

um Donuts, ein unseren Krapfen ähnliches Gebäck, serviert zu bekommen.<br />

1953 eröffneten die Brüder Mc Donald ihr erstes Restaurant, dessen<br />

Charakteristikum ein von zwei goldenen, parabolischen Bögen getragenes<br />

Dach war. (Abb.119) Vereinigt bildeten sie als Zwillingsbogen den<br />

Großbuchstaben „M". Sie signalisierten dem <strong>Auto</strong>fahrer die symbolische<br />

Aussage von fortgeschrittener Technik in Verbindung mit gutem Essen.<br />

Der in den 1950er <strong>und</strong> 60er Jahren seinen Höhepunkt erreichende, durch<br />

Formenvielfalt <strong>und</strong> Extravaganzen charakterisierte Stil wurde in den 1970er<br />

Jahren weitgehend zugunsten rustikaler Formen <strong>und</strong> Materialien aufgegeben.<br />

Damals erhielten die McDonald's-Restaurants ihr bis heute<br />

in Verwendung stehendes, an Pagoden erinnerndes Dach.<br />

(Abb.120) Die Großunternehmen gingen, um ihr Profil <strong>und</strong><br />

ihre Marktposition überregional durchzusetzen, den Weg der<br />

Standardisierung. Die Wiederkehr identischer Ladenlokale<br />

ist auf Vertrauenswerbung angelegt. Wie ein Ei dem anderen gleicht ein<br />

Firmenableger tausende Meilen entfernt dem gleichnamigen Betrieb am<br />

Wohnort. Die zunehmend uniform wirkende Bauweise zielt darauf ab, das<br />

Fremde heimatlich erscheinen zu lassen. Dazu passte das neue Image von<br />

Gemütlichkeit, Rechtschaffenheit <strong>und</strong> Tradition. Ihre Bauten stellen sich als<br />

gute Bekannte vor, so wie jener unsterbliche „Colonel Sanders", dessen<br />

Gesicht als Werbesignal überall in den USA Garant für Backhühner ist.<br />

Erst in den letzten Jahren werden wieder vermehrt eigenständige<br />

Architekten mit der Planung von Drive-in-Restaurants großer Kettenunternehmen<br />

betraut. Ein im Bau befindliches „Kentucky Fried<br />

Chicken" in Los Angeles wurde von Elyse Grinstein <strong>und</strong> Geoff<br />

Daniels, zwei ehemaligen Mitarbeitern von Frank O. Gehry, entworfen.<br />

(Abb.121) Dabei versuchten sie, die Tradition jener „eyecatching-roadside-events"<br />

früherer Zeiten wieder aufleben zu lassen.<br />

An einer Straßenecke situiert, zieht es durch seine dynamische,<br />

skulptural wirkende Bauform die Aufmerksamkeit der vom uniformen<br />

Design vergangener Jahre abgestumpften <strong>Auto</strong>fahrer auf sich.<br />

In Europa konnte die Drive-In-Idee bislang nicht richtig Fuß fassen. Der Platzmangel in den<br />

beengten alten Städten drängte Drive-ins an die Stadtränder, wo sie heute vereinzelt zu finden<br />

sind. Die mangelnde Akzeptanz beim europäischen Publikum kann nur Vermutung bleiben.<br />

Selbst an europäischen <strong>Auto</strong>bahnen wurden bisher keine Drive-in-Restaurants gebaut. Anscheinend<br />

erwartet der europäische Gast - sogar wenn er in Eile ist - herkömmliches Service<br />

oder rechnet schlimmstenfalls mit Selbstbedienung.<br />

51


Ein in diesem Zusammenhang erwähnenswerter Bautypus findet sich<br />

in Italien <strong>und</strong> Frankreich. Dort sind <strong>Auto</strong>bahnraststätten als Brückenkonstruktionen<br />

quer über die Straße gespannt. Eine davon zählt zu den Spätwerken des<br />

großen italienischen Betonkonstrukteurs Pier Luigi Nervi (1891-1979). (Abb.122) Der Vorteil<br />

dieser Anordnung liegt in der leichteren Erreichbarkeit von beiden Fahrbahnrichtungen aus.<br />

Die <strong>Auto</strong>bahn muss nicht wie bei einseitig situierten Raststationen über- oder unterquert<br />

werden. Überdies ist die Werbewirksamkeit solcher „<strong>Auto</strong>bahnüberbrückungen" auch ohne<br />

übertriebene Hinweistafeln gegeben.<br />

9.4 Parkbauten: Häuser für <strong>Auto</strong>s<br />

Stellen die im vorhergehenden besprochenen Drive-in-Einrichtungen im wesentlichen eine<br />

Weiterentwicklung bestehender Gebäudetypen dar, deren bauliche Transformation durch die<br />

Benützung mit dem <strong>Auto</strong> beeinflusst wurde, so handelt es sich bei Parkbauwerken im engeren<br />

Sinn um <strong>Architektur</strong> für <strong>Auto</strong>s. Zum Unterschied von Drive-ins, bei deren Benützung der <strong>Auto</strong>fahrer<br />

sein Fahrzeug meist gar nicht verlässt, sind Parkbauten Aufbewahrungsorte für <strong>Auto</strong>s<br />

<strong>und</strong> somit nicht für den längeren Aufenthalt von Menschen bestimmt.<br />

Ihre Gr<strong>und</strong>rissgestaltung <strong>und</strong> ihre konstruktive Ausformung richten sich einzig <strong>und</strong> allein nach<br />

den Gesetzen des <strong>Auto</strong>mobils, nach dessen Abmessungen <strong>und</strong> Manövriermöglichkeiten. Die in<br />

Europa übliche Parkplatzgröße misst 2,30 x 4,80 Meter. Wohl aber sind Garagen auch Orte des<br />

Übergangs. Sie vermitteln zwischen der nach den Gesetzmäßigkeiten des schnellen Bewegungsablaufes<br />

gestalteten Welt des <strong>Auto</strong>fahrers <strong>und</strong> der von wesentlich geringerer Geschwindigkeit<br />

bestimmten Welt des Fußgängers.<br />

Im Folgenden sollen Tiefgaragen wegen ihrer mangelnden architektonischen Relevanz außer<br />

acht gelassen <strong>und</strong> die Betrachtungen ausschließlich auf Parkhochbauten beschränkt werden.<br />

Nicht mit dem Parkhaus, in dem <strong>Auto</strong>s nur vorübergehend abgestellt werden, sondern mit der<br />

Garage, in der das <strong>Auto</strong> seinen dauernden Standort hat, begann die Entwicklungsreihe der<br />

Bauten für den ruhenden Verkehr. In den ersten Jahren der Motorisierung war das <strong>Auto</strong>mobil<br />

für den <strong>Auto</strong>fahrer ein empfindliches Luxusgefährt, das er nachts nicht am Straßenrand stehen<br />

ließ. So baute man ebenerdige „<strong>Auto</strong>einstellhallen", die eine größere Anzahl von Fahrzeugen<br />

aufnehmen konnten. Doch schon 1925 wurde in Berlin eine mehrgeschoßige Garage, in der die<br />

<strong>Auto</strong>s mittels Aufzügen in die oberen Geschoße transportiert wurden, errichtet. Entsprechend<br />

der damals noch verhältnismäßig geringen Steigfähigkeit der Fahrzeuge, entstanden zunächst<br />

vorwiegend Aufzugsgaragen.<br />

Ein frühes Beispiel einer Parkgarage mit Rampenerschließung<br />

stellt die 1929 von den Architekten A.<br />

Laprade <strong>und</strong> L.E. Bazin erbaute Garage Marbeuf in Paris<br />

dar. (Abb.123,124) Das zwei-geteilte Bauwerk enthielt<br />

im Vordertrakt eine über 6 Geschoße reichende Ausstellungshalle<br />

der Firma Citroen, im Hintertrakt ein 10geschoßiges<br />

Parkhaus <strong>und</strong> war sowohl über geradläufige<br />

Rampen als auch über <strong>Auto</strong>lifte erschlossen. Abgesehen<br />

von zwei weiteren erwähnenswerten italienischen Beispielen<br />

mit Wendelrampen - einem 1.000 Fahrzeuge fassenden<br />

Parkhaus mit dem beziehungsreichen Namen<br />

„Casa dell' <strong>Auto</strong>mobile" in Rom (1928) <strong>und</strong> der „<strong>Auto</strong>rimessa",<br />

jenem Parkhaus, das die Fahrzeuge der Bewohner<br />

<strong>und</strong> Besucher der autolosen Stadt Venedig aufnimmt<br />

- wurde in Europa im allgemeinen erst nach dem 2. Weltkrieg mit dem Bau von Parkgaragen<br />

begonnen.<br />

In den USA setzte die Entwicklung frühzeitiger ein. Als findige Geschäftsleute beobachteten,<br />

dass auf ihren unbebauten Gr<strong>und</strong>stücken im Stadtzentrum <strong>Auto</strong>s abgestellt wurden, deren<br />

Besitzer in den umliegenden Büros arbeiteten, hoben sie Gebühr ein, die auch ohne weiteres<br />

52


ezahlt wurde. Bald reichte der Platz auf den unbebauten Gr<strong>und</strong>stücken nicht mehr aus. Da<br />

sich das Parkgeschäft als gewinnbringend erwiesen hatte, errichteten viele Gr<strong>und</strong>stücksbesitzer<br />

über ihren Parkplätzen mehrgeschossige Garagenbauten. Auf solche Weise entstand<br />

1926 ein Parkhaus in Winston-Salem, North Carolina, bei dem erstmals das Prinzip gerader<br />

Rampen zwischen versetzten Geschoßen angewandt wurde.<br />

Ein systematischer Parkhausbau setzte aber auch in Amerika erst<br />

nach dem 2. Weltkrieg ein, als die <strong>Auto</strong>industrie das Land schlagartig<br />

mit einer Woge neuer <strong>Auto</strong>mobile überschwemmte, so dass die Stadtverwaltungen<br />

eigene Körperschaften gründeten, die mit der Aufgabe<br />

betraut wurden, Bedarfserhebungen durchzuführen, Gr<strong>und</strong>stücke zu<br />

erwerben, Parkbauwerke zu errichten <strong>und</strong> zu betreiben. Aus dieser<br />

Zeit stammt auch F.L. Wrights ob seiner Spiralenform entfernt an das<br />

Guggenheim-Museum in New York erinnernde Projekt einer Self-<br />

Service-Garage für Pittsburgh, Pennsilvania. (Abb.125)<br />

Abgesehen vom letzterwähnten Beispiel, waren die ersten Garagen <strong>und</strong> Parkhäuser<br />

Gebilde ohne typische Form, entweder ähnelten sie Fabrikshallen oder<br />

verbargen sich hinter eklektizistischen Fassaden. Auf ihr Wesentliches reduziert,<br />

sind Parkhäuser im Gr<strong>und</strong>e recht einfache Bauwerke mit nur wenigen funktionell<br />

notwendigen Bauteilen: Stützen, Decken, Brüstungen, Rampen oder Aufzüge für<br />

<strong>Auto</strong>s <strong>und</strong> Treppen <strong>und</strong> Aufzüge für Menschen. Nur wenigen Architekten ist es<br />

gelungen, diese wenigen Konstruktionselemente so zu verfeinern <strong>und</strong> zusammen<br />

zu fügen, dass das Charakteristische des damals noch neuen Bautyps ausdrucksstark<br />

hervortrat. 1905 gelang Auguste Perret mit dem Bau der Ponthieu-Garage<br />

in Paris der erste Versuch eines ästhetischen Stahlbeton-Baus. (Abb.126)<br />

Offensicht-lich hielt er eine Betonkonstruktion einer derart zeitgemäßen<br />

technischen Bauaufgabe angemessen.<br />

Als „klassisches" Beispiel für offene Parkgaragen kann ein 1948 von R.L.<br />

Weed and Associates in Miami, Florida, erbautes Parkhaus gelten. (Abb.127,<br />

128) Hier sind die schlanken Stützen so weit zurückgerückt, dass die auskragenden,<br />

zweimal versetzten Deckenplatten zum bestimmenden Element wurden.<br />

Da die Brüstungen lediglich durch einfache Stahlrohre gebildet werden,<br />

entsteht der Eindruck, als würden die <strong>Auto</strong>s elegant wie auf Präsentiertellern<br />

dargeboten.<br />

Bei der 1947 errichteten Lazarus-Garage der Architekten<br />

Potter, Tyler, Martin <strong>und</strong> Roth in Columbus,<br />

Ohio, sind die <strong>Auto</strong>s dagegen hinter schwingenden,<br />

massiven Brüstungsbändern verborgen. (Abb.129)<br />

Man kann sich kaum vorstellen, dass der Bau etwas<br />

anderes aufnimmt als <strong>Auto</strong>s. Um die Fahrzeuge vor<br />

der Witterung zu schützen, können die Felder über<br />

den Brüstungen mit Glasscheiben geschlossen werden,<br />

was so manches Parkhaus allerdings nicht viel<br />

anders als ein Bürohaus mit horizontalen Fensterbändern<br />

aussehen lässt.<br />

Bis zu welcher Dramatik sich die Gestaltung der Brüstungen steigern lässt,<br />

beweist Paul Rudolphs Parkhaus in New Haven, Connecticut, 1962.<br />

(Abb.130) Seine Forderung: „<strong>Auto</strong>mobile sollen ihre eigene <strong>Architektur</strong><br />

haben" (126), versuchte er nicht etwa durch Gegeneinandersetzen der<br />

Geschoßplatten, Brüstungen <strong>und</strong> Stützen zu erfüllen, sondern durch<br />

dynamisches Ineinanderübergehenlassen der einzelnen Bauteile. In seiner<br />

dramatischen Reihung von Doppelstützen erinnert der Bau entfernt an<br />

Viadukte vergangener Zeiten.<br />

53


Das Aussehen von Parkbauten hängt von der Entscheidung<br />

ab, ob die <strong>Auto</strong>s gezeigt oder verborgen werden<br />

sollen. Im Düsseldorfer Parkhaus Haniel, 1953 von Paul<br />

Schneider-Esleben gebaut, sind die Fahrzeuge hinter<br />

Glas wie in einem Ausstellungsbau untergebracht.<br />

(Abb.131) Seine Eleganz wird durch zwei außen liegende, an Kragarmen aufgehängte, offene<br />

Rampen noch betont.<br />

Im Parkhaus Zion in Salt Lake City, Utah, hingegen wirken die Wagen wie<br />

wilde Tiere hinter Metallgittern. (Abb.132) Sind die Fassaden geschlossen<br />

behandelt, so wird der Magazin-Charakter des Parkhauses betont. Käme<br />

dies bei Parkhäusern mit von Personal bedienten, automatischen Aufzugsanlagen<br />

zwar der Eigenart des Bautyps entgegen, so erscheint ein vollständiges<br />

Abschließen von Parkbauten mit Rampenanlagen umso eher unangebracht,<br />

als sich der Parkk<strong>und</strong>e in ihnen nicht nur als <strong>Auto</strong>fahrer, sondern<br />

auch als Fußgänger aufhält. Zudem schlug die Einordnung solcher Silobauten<br />

in die Umgebung infolge mangelnder Gliederungsmöglichkeiten<br />

hinsichtlich der Maßstäblichkeit meist fehl.<br />

In seinem Projekt für die Meinekestraße in Berlin, 1976, plante<br />

James Stirling, den Straßenraum, in den ein Parkhausbau aus<br />

den Nachkriegsjahren ein großes Loch gerissen hatte, im<br />

nachhinein durch Einfügen eines teilweise kulissenhaft anmutenden<br />

Wohnblocks zwischen Garage <strong>und</strong> Gehsteig wiederherzustellen.<br />

(Abb.133) Die Garage behielt ihre ursprüngliche<br />

Funktion, ihr unmaßstäbliches Erscheinungsbild wird jedoch den<br />

Blicken entzogen.<br />

9.4.1 Parkbauten in Verbindung mit anderen Bautypen<br />

Viel eher scheint eine Integration möglich, wenn eine Verbindung von Parkbauten mit Bautypen<br />

anderen Funktionsgehalts gleich von vornherein angestrebt wird. Am häufigsten geschieht<br />

dies in Form einer Tiefgarage unter dem Gebäude, seltener auf dessen Dach. In der<br />

Folge soll anhand einiger Beispiele dargestellt werden, wie die Unterbringung der <strong>Auto</strong>s zum<br />

integrierten Bestandteil der Planung wurde.<br />

Mit dem Anwachsen des <strong>Auto</strong>reiseverkehrs verloren die für Eisenbahnreisende gebauten,<br />

großen Hotels in den Stadtzentren infolge Parkplatzmangels zunehmend an K<strong>und</strong>en. Die<br />

bereits beschriebene Entwicklung eines neuen Hoteltyps war die Folge. Die Motels an den<br />

Stadträndern boten den <strong>Auto</strong>fahrern bequeme Parkmöglichkeiten in unmittelbarer<br />

Nähe zum Hotelzimmer. Bestehende Hotels versuchten mit der<br />

Entwicklung Schritt zu halten, indem sie eigene Parkbauten auf benachbarten<br />

Gr<strong>und</strong>stücken errichteten. Bei Neuplanungen errichtete man meistens,<br />

unter den Hotels Tiefgaragen.<br />

Anders bei der Planung des 1965 von William B. Tabler errichteten Hilton<br />

Hotels in San Francisco. (Abb.134, 135, 136, 137) Es stellt den Prototyp<br />

eines innerstädtischen Motels dar. Zum<br />

Unterschied von den oft weitläufigen<br />

Motels an den Highways entwickelt sich<br />

das Downtown-Motel in vertikaler Richtung.<br />

Im Kern des Gebäudes befindet<br />

sich ein 7-geschossiges Parkhaus für<br />

400 <strong>Auto</strong>s. Nur durch den Hotelflur<br />

davon getrennt, sind die Zimmer ringsum<br />

angeordnet. Der Gast gelangt somit<br />

auch in diesem Großhotel mit dem <strong>Auto</strong><br />

54


fast direkt vor seine Zimmertür. Auf dem Dach sind die Zimmer zweibündig<br />

um einen viergeschoßig umbauten Hof mit Schwimmbecken<br />

angelegt, der trotz seiner Lage im Stadtzentrum wie der eines Vorort-<br />

Motels anmutet.<br />

Bei der Errichtung von <strong>Wohnbau</strong>ten<br />

bietet sich Parkraum in den<br />

seltensten Fällen so unmittelbar an wie bei freistehenden<br />

Terrassenhäusern, deren innere Dunkelzonen<br />

ein ideales Magazin für <strong>Auto</strong>s darstellen. (Abb.138)<br />

Ansonsten wird meist auf konventionelle Parksysteme<br />

zurückgegriffen. Zur Auswahl stehen je nach Lage <strong>und</strong><br />

Situation oberirdische Einstellplätze, eingeschoßige Garagen, halbversenkte Parkpaletten,<br />

Tiefgaragen oder mehrgeschossige Parkhäuser(127), die alle mehr oder weniger in die<br />

Bebauung integrierbar sind.<br />

Spektakulärstes Beispiel in Richtung Integration stellen die beiden<br />

Wohnhochhäuser von Marina City am Ufer des Chicago River dar<br />

(Chicago, 1962, Architekt Bertrand Goldberg). (Abb.139) 15<br />

„Wendelgeschosse", auf denen die <strong>Auto</strong>s radial abgestellt werden,<br />

schrauben sich um die Aufzüge <strong>und</strong> Stiegen enthaltenden Kerne der<br />

r<strong>und</strong>en Wohntürme von der Platzebene aus nach oben. Ein Installationsgeschoß<br />

trennt sie von den darüberliegenden 40 Wohngeschoßen.<br />

Auf den Garagenrampen herrscht Gegenverkehr. Bedienungspersonal<br />

nimmt den <strong>Auto</strong>fahrern den Wagen im Erdgeschoß ab.<br />

Der Einbau weiterer Folgeeinrichtungen im Erd- <strong>und</strong> in den Untergeschoßen<br />

- Theater, Schwimmhalle, Restaurant, Supermarkt,<br />

Bootshafen, U-Bahn-Station - macht die Bewohner von Marina City<br />

weitgehend autonom.<br />

In Aufsehen erregender Weise lösten Kevin Roche <strong>und</strong> John Dinkeloo<br />

das Parkproblem bei ihrem 1965 errichteten New Haven Veterans<br />

Memorial Coliseum in New Haven, Connecticut. (Abb.140) Durch den<br />

hohen Gr<strong>und</strong>wasserspiegel waren sie einerseits gezwungen, ein<br />

Parkhaus zu bauen, für das aber andererseits zu wenig Platz auf dem<br />

Gr<strong>und</strong>stück vorhanden war. Um dieses Dilemma zu überwinden,<br />

entschlossen sie sich, das Parkhaus 21 Meter über dem Boden in weitgespannte, drei<br />

Geschoße hohe Fachwerksträger zu hängen, so dass es<br />

gleichzeitig das Dach der 10000 Zuschauer fassenden<br />

Eishockey-Arena bildet. Über zwei außen liegende Wendelrampen<br />

gelangen die <strong>Auto</strong>s auf vier Parkdecks, Rolltreppen<br />

verbinden Parkhaus <strong>und</strong> Stadion.<br />

10. Das Ende einer Liaison<br />

Mit dem 1963 erschienenen britischen Buchanan-Report trat zumindest ansatzweise eine<br />

Wende in der bis dahin ausschließlich auf das <strong>Auto</strong> fixierten Stadtplanung ein. Die Utopie der<br />

„autogerechten Stadt" der Nachkriegsjahre war einer geänderten Betrachtungsweise gewichen.<br />

Die Konflikte zwischen den Verkehrsarten, die optische <strong>und</strong> physische Beeinträchtigung<br />

der Umwelt, die Gefährdung der historisch gewachsenen Städte durch das <strong>Auto</strong> wurden zunehmend<br />

ernst genommen. Nach wie vor waren auch die Lösungsvorschläge des Buchanan-<br />

Reports noch vom Fortschrittsglauben geprägt, wenn auch nicht mehr von jener Radikalität<br />

vergangener Jahre. Es wurden Ortsumfahrungen, verkehrsberuhigte Zonen aber auch die<br />

vertikale Trennung des Verkehrs vorgeschlagen, was vielerorts zu monströsen Aufbauten mit<br />

Fußgängerdecks <strong>und</strong> Schnellstraßenüberbauungen aber auch Fußgängertunnels unter Verkehrsstraßen<br />

führte, welche die gewachsene Stadtstrukturen ebenso zerstörten wie die<br />

Schnellstraßen selbst. Die zunehmende Motorisierung erschien Buchanan nicht mehr als<br />

55


hoffnungsvolles Ziel, sondern eher als unheilvolles Schicksal,<br />

das bewältigt werden muss. Man wurde sich bewusst,<br />

dass Stadt <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>verkehr im Gr<strong>und</strong>e unvereinbar seien,<br />

<strong>und</strong> dass jede Lösung immer nur einen Kompromiss<br />

darstellen kann.<br />

Auch für die damals führenden Architekten der Avantgarde<br />

veränderte sich die Tonlage dem <strong>Auto</strong> gegenüber.<br />

Die Weltraumfahrt zog zumindest für einige Jahre die Aufmerksamkeit<br />

auf sich <strong>und</strong> löste das <strong>Auto</strong> im Bereich der <strong>Architektur</strong> als bisherigen Technologiefetisch<br />

ab. Selbst <strong>Auto</strong>firmen nannten Ihre Erzeugnisse nun Rocket, Starfire <strong>und</strong> Skyway.<br />

Die <strong>Architektur</strong>utopisten der 1960er Jahre, die britische<br />

Archigram-Gruppe, der Ungar Yona Friedman <strong>und</strong> die<br />

japanischen Metabolisten zeigten sich beeindruckt von den<br />

Weltraumbahnhöfen <strong>und</strong> bemannten Satellitenkapseln <strong>und</strong><br />

holten sich Anregungen für ihre von der Faszination des<br />

technisch Machbaren besessenen Entwürfe. 1957 hatte Mike<br />

Webb, Gründungsmitglied der Gruppe Archigram, beim<br />

Entwurf des „Furniture Manufacturers Association Building<br />

for High Wycombe" noch Anleihen aus der Welt des <strong>Auto</strong>mobils<br />

genommen. (Abb.141) Dem Gebäude hatte er die<br />

Form eines Motors gegeben, sein Aufzugsturm sah wie eine<br />

Auspuffanlage aus. Nun folgten Projekte, bei denen <strong>Auto</strong>s<br />

zum Teil auf komplizierten Brückenlabyrinthen hoch über<br />

dem Boden geführt, zum Teil aber auch irgendwo unter der<br />

dichten Packlage von Stockwerken verstaut oder in Rohre<br />

gesteckt, durch die sie wie Geschosse katapultiert werden<br />

sollten. Angesichts der neuen Perspektiven wurden sie als<br />

reichlich altmodische Verkehrsmittel angesehen. Sogar das<br />

Domizil des <strong>Auto</strong>s, die Hochgarage, konnte - zumindest im<br />

Projekt - Raketenform annehmen. (Abb.142)<br />

Der wohl skurrilste Entwurf dieser Zeit stammt vom Archigram-Mitglied<br />

Ron Herron. Nachdem die Raketenbauer von<br />

Cape Canaveral bewiesen hatten, 40 Geschosse hohe Raketen<br />

in Bewegung setzen zu können, ging Herron daran,<br />

den gleichen Aufwand an Energie auch für ganze Städte<br />

anzuwenden, um sie in Bewegung zu setzen. Seine an<br />

Insekten erinnernden Geschöpfe der „Walking City" sollten<br />

die Stadt mobil machen. (Abb.143) Dabei ging es nicht<br />

mehr um eine wohl überw<strong>und</strong>en geglaubte Mobilität auf<br />

Rädern wie der von <strong>Auto</strong>mobilen, sondern um eine technische<br />

Utopie, die in einem auf animalistische Urvorstellungen zurückgehenden Bild verkörpert<br />

wird, das mit der rationellen Nüchternheit der Technik nichts mehr zu tun hat. Mike Webbs<br />

Otto-Motor als Wohnhaus war zunächst eine Übertragung <strong>und</strong> Symbolisierung, nicht eine<br />

wirkliche, sondern eine scheinbare Maschine. Die „Walking City" ist als Maschine scheinbar ein<br />

Tier.<br />

Durch die Künstler <strong>und</strong> Designer der Pop Art wurde das <strong>Auto</strong> wiederentdeckt. Allerdings sahen<br />

sie es anders als die Klassiker der Moderne. Es war nicht mehr eines jener Instrumente, denen<br />

die produktive Änderung der gesamten Lebenseinrichtung zu danken sein würde. Für die Pop-<br />

Generation war es nicht Werkzeug irgendeiner Revolution, sondern ein gegebenes Faktum,<br />

wenn auch eines, mit dem sich viele Emotionen verbanden. Als neue Ikonen erkor man sich<br />

ausgerechnet jene amerikanischen Traumwagen der späten 1950er Jahre, die mit barocken<br />

Kühlern <strong>und</strong> mächtigen Heckflossen den strengen Designertheorien Hohn sprachen. Tom<br />

Wolfe, amerikanischer Starreporter jener Jahre, beschrieb sie in seinem Buch „The Kandy-<br />

Colored Tangerine- Flake Streamline Baby." (128) Wie bereits erwähnt, machte sich Robert<br />

56


Venturi 1968 mit einer Gruppe Studenten der Yale University nach Las Vegas auf, um zu<br />

untersuchen, was das <strong>Auto</strong> aus einer Stadt gemacht hatte. (129)<br />

Entscheidend für die Einschätzung des <strong>Auto</strong>s <strong>und</strong> seiner Folgen durch die Pop-Generation war<br />

ihr reaktives Verhalten. Anders als bei der Avantgarde der 1920er Jahre wurden nun keine<br />

Visionen mehr in die Zukunft projiziert. Man ging lediglich daran, das Vorhandene zu beschreiben<br />

<strong>und</strong> neu zu bewerten: Alles sollte, allenfalls mit kleinen Änderungen, so bleiben wie es<br />

war <strong>und</strong> als Phänomen betrachtet werden. In den 1960er Jahren vollzog sich ein für die Kulturentwicklung<br />

f<strong>und</strong>amentaler Umbruch. Die Wertsetzungen der Konsumgesellschaft drangen<br />

in den bislang abgeschirmten Bereich der Kunst, die abgesteckten Grenzen zwischen Alltag<br />

<strong>und</strong> Kunst, Kitsch <strong>und</strong> Kunst sowie Konsum <strong>und</strong> Kunst wurden durchbrochen.<br />

Die der Pop Art nahestehende Gestalter- <strong>und</strong> Architektengruppe SITE (Sculpture In The Environment)<br />

schuf während der 1970er Jahre Erwartungen störende Gebäudeinszenierungen,<br />

ausgerechnet dort, wo routinierte Betrachtung <strong>und</strong> gewohnheitsmäßige Nutzung durch das<br />

autofahrende Publikum verbreitet sind, bei Supermärkten <strong>und</strong> Einkaufszentren. Im Umfeld<br />

dieser modernen <strong>Auto</strong>pilgerstätten nahmen SITE drastische Eingriffe in die dort üblichen<br />

Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Verhaltensmuster vor.<br />

Für die Best Products Company entwickelten sie Einkaufsmärkte deren<br />

Fassaden bereits abzubröckeln, sich abzulösen oder zu kippen scheinen,<br />

andere wieder, von denen sich eine Gebäudeecke löst. Ein nicht realisiertes<br />

Projekt aus dem Jahr 1976, das sogenannte „Parkplatzhaus" („Parking Lot<br />

Showroom"), sah vor, eine Best-Niederlassung wellenförmig mit der<br />

Asphaltdecke eines Parkplatzes zu überziehen. (Abb.144) Das „Dach"<br />

würde damit zur Erweiterung der sonst von Gebäude abgesetzten Parkfläche,<br />

Bauwerk <strong>und</strong> Umgebung würden eins. Das amerikanische Syndrom<br />

vom Einkaufen <strong>und</strong> <strong>Auto</strong>gebrauch <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene Parkplatzbedarf,<br />

der bis zum Fünffachen der bebauten Fläche betragen kann, ist architektonisch wörtlich<br />

genommen <strong>und</strong> auf einen absurden Nenner gebracht worden.<br />

In den 1970er Jahren musste sich die bis dahin ungebremste Begeisterung<br />

für die Mobilität erstmals Kritik von bildenden Künstlern gefallen lassen. Der<br />

amerikanische Pop Art-Bildhauer John Chamberlain verwendete mit Vorliebe<br />

<strong>Auto</strong>schrotteile für seine aus gestauchtem <strong>und</strong> lackiertem Blech zusammen<br />

geschweißte Skulpturen, um die Fragwürdigkeit unserer Verschleißproduktion<br />

vor Augen zu führen. Stefan Wewerka ließ ein <strong>Auto</strong> in die Berliner<br />

Mauer stecken, die Designer- <strong>und</strong> Künstlergruppe Ant Farm tat ähnliches<br />

mit einer Reihe von Exemplaren der General Motors-Nobelmarke Cadillac,<br />

die sie kühlerwärts in den staubigen Boden von<br />

Texas rammten. (Abb.145) Das gleiche bezeichnende<br />

Motiv, das Erstarren der Bewegung, faszinierte<br />

auch SITE. Vor einem Shopping Center in Hamden, Connecticut, ließen<br />

sie 1978 20 Schrottautos unterschiedlicher Marken mit Beton anfüllen<br />

<strong>und</strong> mit Asphalt übergießen. Zwei wesentliche Ingredienzien von<br />

Einkaufszentren - <strong>Auto</strong>s <strong>und</strong> Asphalt - wurden als erstarrte Masse zum<br />

„Geisterparkplatz" („Ghost Parking Lot"). (Abb.146) Der Protest gegen<br />

den Fetisch des schnellen Vorankommens wird bei SITE gleichzeitig zur<br />

Werbeattraktion.<br />

11. <strong>Auto</strong> <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong> heute<br />

Wenn nicht alles täuscht, hat die Liaison zwischen Architekten <strong>und</strong> Stadtplanern einerseits <strong>und</strong><br />

dem <strong>Auto</strong> andererseits ein Ende gef<strong>und</strong>en. Kraftfahrzeuge werden zwar heute in noch<br />

größeren Stückzahlen produziert als in den Tagen des intellektuellen <strong>Auto</strong>kults <strong>und</strong> Neuerscheinungen<br />

in der <strong>Auto</strong>mobilbranche finden auf <strong>Auto</strong>messen nach wie vor ihr bew<strong>und</strong>erndes<br />

Publikum. Dass immer noch Straßenbauprogramme forciert werden, liegt im Interesse der<br />

57


<strong>Auto</strong>industrie, der Ölkonzerne, der Bauwirtschaft <strong>und</strong> der vom öffentlichen Verkehr vernachlässigten<br />

Reisenden. Allein die Verflechtungen, die zwischen <strong>Auto</strong>herstellern <strong>und</strong> anderen<br />

Wirtschaftszweigen bestehen, bieten dem <strong>Auto</strong> eine Bestandsgarantie auf lange Zeit.<br />

Gleichzeitig wuchs die Kritik am <strong>Auto</strong>. Seine Stadt zerstörerische Wirkung wurde allmählich<br />

erkannt. In den 1960er Jahren war Städtebau zur reinen Verkehrsplanung degradiert worden.<br />

Die Planungskonzepte basierten auf den Glauben, es genüge, die Stadt dem Individualverkehr,<br />

d.h. dem <strong>Auto</strong>verkehr, anzupassen. Kahlschlagsanierungen kennzeichneten die Städtebaupraxis<br />

dieser Zeit. Die Zersiedlung der Landschaft, die das <strong>Auto</strong> erst ermöglicht hatte, nahm<br />

ihren Lauf. Doch langsam organisierte sich Bürgeraufbegehren gegen den verkehrsbedingten<br />

Abriss ganzer Stadtviertel. Erstmals mußten Planungen eingestellt werden, als sich Widerstand<br />

gegen den Bau des Embarcadero Freeways in San Francisco regte. Ende der 70er Jahre begann<br />

man in Holland verkehrsberuhigte Wohnstraßen - die Delfter Woonerfs - zu bauen. Victor<br />

Gruen, einst Pionier der von parkenden <strong>Auto</strong>s umstellten Einkaufszentren, plädierte nun für<br />

die Priorität des öffentlichen Verkehrs <strong>und</strong> versuchte, seine Shopping Centers als Wiedergeburt<br />

der alten europäischen Stadtkerne umzudeuten. (130)<br />

1966 bezichtigte Ralph Nader die <strong>Auto</strong>industrie, aus Profitgründen die Sicherheit von Fahrern<br />

<strong>und</strong> Fußgängern zu gefährden. (131) Als einer der ersten wies er auf die Benachteiligung der<br />

Nichtmotorisierten, der Kinder, Alten, Armen, <strong>und</strong> Behinderten in einer motorisierten Gesellschaft<br />

hin, auf deren Kosten die Vernachlässigung der öffentlichen Verkehrsmittel zugunsten<br />

des Individualverkehrs gehe.<br />

Mit der Ölkrise von 1973 <strong>und</strong> dem zunehmenden Bewusstsein für Umweltverschmutzung trat<br />

die Diskussion um das <strong>Auto</strong> in ein neues Stadium ein. Der <strong>Auto</strong>verkehr ist verantwortlich für<br />

62,5% der Kohlenmonoxyde, 39,9% der Kohlenwasserstoffe <strong>und</strong> 42,7% der Stickoxyde in der<br />

Luft. (132) Dazu kommen noch das Blei der Abgase, die Asbestfasern der Bremsbeläge <strong>und</strong><br />

der Gummiabrieb der Reifen, wie auch der Lärm, die sich ges<strong>und</strong>heitsschädlich auswirken. Es<br />

ist nicht Ziel dieser Arbeit, Prognosen für die Zukunft des <strong>Auto</strong>mobils zu stellen. Wenn auch<br />

die Hoffnung besteht, dass die durch zunehmende Computerisierung möglich gewordene, zumindest<br />

teilweise Verlagerung der Arbeitsplätze ins eigene Heim das Verkehrsaufkommen<br />

vermindern könnte, wird das <strong>Auto</strong> trotz seiner negativen Auswirkungen bis in absehbare Zeit<br />

ein wichtiges Verkehrsmittel bleiben.<br />

Erst spät begann sich die Wissenschaft für alternative Fortbewegungsmittel, von der Magnetschwebebahn<br />

<strong>und</strong> Luftkissenfahrzeugen bis zu computergesteuerten Kabinentaxis <strong>und</strong> der<br />

automatischen Steuerung von <strong>Auto</strong>s auf <strong>Auto</strong>bahnen, zu interessieren. Die <strong>Auto</strong>mobilindustrie<br />

entwickelt Motoren mit verminderten Abgas- <strong>und</strong> Lärmemissionen sowie geringerem Verbrauch.<br />

Alternative Energieträger wie Wasserstoff <strong>und</strong> Elektrizität sind Gegenstände der<br />

Forschung <strong>und</strong> werden von Regierungen gefördert. In Los Angeles sollen ab dem Jahr 2004<br />

keine mit Verbrennungsmotoren betriebenen Fahrzeuge mehr zugelassen werden.<br />

Auch in den Bereichen des Städtebaus <strong>und</strong> der Verkehrsplanung wird umgedacht. Sogar<br />

Städte wie Los Angeles gehen daran, nicht nur endlich ihr desolates öffentliches Verkehrsmittelnetz<br />

zu verbessern, sondern auch Gebäudekomplexen, die zuviel motorisiertes Publikum<br />

anlocken würden, die Baugenehmigung zu verweigern.<br />

Für die Architekten der Moderne bot das <strong>Auto</strong> noch eines der Schlüsselerlebnisse der Epoche.<br />

Es hat ihren Metaphernvorrat, ihre Mythologie <strong>und</strong> ihr bildnerisches Denken bereichert. Auch<br />

heute gibt es Architekten, die es sich leisten können, dem eigenen Ego mit einem Porsche<br />

oder Jaguar zu schmeicheln. In ihrem professionellen Denken scheint das <strong>Auto</strong> als kulturelles<br />

Symbol allerdings keine inspirierende Rolle mehr zu spielen.<br />

Die sich in den 1930er Jahren abzeichnende Abspaltung des Designs von der <strong>Architektur</strong> ist<br />

längst vollzogen. Heute liegt die jahrelange Entwicklung neuer <strong>Auto</strong>mobile in den Händen erfahrener<br />

Expertenteams zusammen mit weltbekannten Designern. Der Rat dilettierender<br />

Architekten scheint nicht mehr gefragt zu sein.<br />

58


Neue Berufszweige mit Spezialisten, deren Aufgabe es ist, Verkehrsaufkommen- <strong>und</strong> Verteilung<br />

zu analysieren, Knotenpunkte <strong>und</strong> Straßenquerschnitte zu berechnen <strong>und</strong> Verkehrspläne<br />

zu erarbeiten, haben die Architekten weitgehend verdrängt. Städtebauliche Pauschallösungen,<br />

wie sie Le Corbusier <strong>und</strong> seine Zeitgenossen anboten, hätten heute noch geringere Chancen<br />

zur Verwirklichung als zu ihrer Zeit.<br />

Und die <strong>Architektur</strong>? Vorbei sind die Zeiten, als Tankstellen <strong>und</strong> Garagen im Mittelpunkt des<br />

<strong>Architektur</strong>interesses standen. (133) James Stirlings Berliner Projekt für die nachträgliche<br />

„Verkleidung" einer Hochgarage mit Wohnungen verdeutlicht den heutigen Umgang mit<br />

Bauaufgaben dieser Art, wie ihn uns die Postmoderne gelehrt hat. Das <strong>Auto</strong> <strong>und</strong> die damit in<br />

Verbindung stehenden Gebäudetypen werden als notwendiges Übel betrachtet, das möglichst<br />

nicht in den Vordergr<strong>und</strong> zu treten hat.<br />

In Österreich hat es in letzter Zeit den Anschein, als hätten sich die Architekten - gezwungenermaßen<br />

oder nicht - aus diesem Aufgabenbereich zurückgezogen. Sie müssen bildenden<br />

Künstlern das Feld räumen, die den lauten Mitteln der Werbung die nostalgische Attitüde an<br />

die Seite stellen. (Friedensreich H<strong>und</strong>ertwasser: Raststätte an der A2, 1989, <strong>und</strong> Tankstelle in<br />

<strong>Wien</strong> XX, derzeit in Planung, sowie Gottfried Kumpf: Raststätte mit Motel an der A4, derzeit in<br />

Planung)<br />

Selbst in den USA, dem gelobten Land des <strong>Auto</strong>mobils, verschwinden immer mehr hervorragende<br />

Beispiele der <strong>Auto</strong>-<strong>Architektur</strong> von den Straßenrändern. Viele der in dieser Arbeit<br />

angeführten Beispiele sind mittlerweile zerstört oder bis zur Unkenntlichkeit umgebaut worden.<br />

(134) Beispielsweise fiel das Pan Pacific Auditorium, eine Ikone der <strong>Auto</strong>-Kultur (vgl. Kap.<br />

5.3.5), 1989 einem Brand zum Opfer. Ironischerweise war es gerade der Straßenbau, der<br />

vielen Drive-ins, Motels <strong>und</strong> Tankstellen die wirtschaftliche Basis entzog. Die Verlagerung des<br />

Verkehrs auf Stadtautobahnen führte zur Rückbildung der Commercial Strips, die die Heimstätte<br />

dieser Einrichtungen waren. Auch veränderte sich im Laufe der letzten Jahrzehnte die<br />

Aufmachung dieser Gebäudetypen. Seit der Verbreitung von Fernseh-Werbung <strong>und</strong> Computer-<br />

Reservierung ist es nicht mehr das marktschreierische Aussehen solcher Gebäude allein, das<br />

die <strong>Auto</strong>-K<strong>und</strong>en von der Straße lockt. Zudem hatte die Perfektionierung der gastronomischen<br />

Infrastruktur durch Großketten-Unternehmen der Restaurant- <strong>und</strong> Hotelbranche aber auch das<br />

vereinheitlichte Firmendesign der Ölkonzerne eine zunehmende Uniformierung zur Folge, die<br />

gestalterisch wertvolle Einzelgänger weitgehend verdrängte.<br />

An diesen Symptomen ist abzulesen, dass die so progressiv begonnene Entwicklung abgeflaut<br />

ist. Zumindest die „romantische" Periode der gegenseitigen Faszination von <strong>Auto</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Architektur</strong> scheint vorbei zu sein. Technisches Kalkül <strong>und</strong> planerisches Denken verdrängen<br />

zunehmend das Chaos des Strips <strong>und</strong> mit ihm die <strong>Auto</strong>-<strong>Architektur</strong>. Die Freiheitsgrade, die<br />

sich der <strong>Auto</strong>mobilist errungen hat, wird er deswegen nicht aufgeben. Die Faszination wird<br />

allerdings in ein sachliches Verhältnis übergehen, <strong>und</strong> der teure Garagenplatz in der Innenstadt<br />

wird wichtiger als alle noch so phantasievollen Drive-ins. Wer der in dieser Arbeit geschilderten<br />

Periode nachtrauert, dem bleibt ihre wachsende Anerkennung durch das zeitgemäße<br />

Mittel der Erhaltung: Zum Trost darf er vernehmen, dass die wenigen noch übriggebliebenen<br />

Original-Drive-ins der Firma McDonald's unter Denkmalschutz gestellt werden...<br />

(135)<br />

59


Abbildungsnachweis<br />

Abb.1 Citroen DS 19 an der Tankstelle vor der Einfahrt zur Tiefgarage der Siedlung Halen, Bern, 1960, Atelier 5,<br />

Klose: ebenda<br />

Abb.2 Giacomo Balla, <strong>Auto</strong>geschwindigkeit, Gemälde, 1913, Schönberger: ebenda<br />

Abb.3 Rolls-Royce-Kühler, ab 1933, Petsch: ebenda<br />

Abb.4 Ford Modell T, 1912, Petsch: ebenda<br />

Abb.5 Fließbandarbeit für das Modell T in der Highland-Park-Fabrik der Ford Motor Company, 1913, Schönberger:<br />

ebenda<br />

Abb.6 Joseph Maria Olbrich, <strong>Auto</strong>mobilentwurf für Opel, 1907, Petsch: ebenda<br />

Abb.7 Umberto Boccioni, Titelblatt der Zeitschrift "Avanti della Domenica", 1905, Sch”nberger: ebenda<br />

Abb.8 Le Corbusier, Maison Citrohan, 1922, Boesiger 1946<br />

Abb.9 Gegenüberliegende Seiten aus "Vers un Architecture", 1923, oben ein Tempel in Paestum <strong>und</strong> ein Humber von<br />

1907, unten der Parthenon <strong>und</strong> ein Delage von 1921, Le Corbusier: ebenda<br />

Abb.10 Le Corbusier, Villa Savoye, 1929-31, Erdgeschoß, Boesiger 1947<br />

Abb.11 Le Corbusier, Villa Savoye, 1929-31, Boesiger 1946<br />

Abb.12 Le Corbusier, Villa Savoye, 1929-31, Boesiger 1946<br />

Abb.13 G. Th. Rietveld, Garage mit Wohung für den Chauffeur, Utrecht, 1927-1928, Fanelli: ebenda<br />

Abb.14 Le Corbusier, Entwurf für einen Kleinwagen, 1928, Hilpert: ebenda<br />

Abb.15 Le Corbusier, Plan „Voisin" von Paris, 1922-1933, Boesiger 1945<br />

Abb.16 Le Corbusier, Ville Contemporaine, Projekt, 1922, Boesiger 1946<br />

Abb.17 Giacomo Matte-Trucco, Fiat-Werke, Turin-Lingotto, 1914, 1916-1922, Pehnt: ebenda<br />

Abb.18 Giacomo Matte-Trucco, Dach-Prüf- <strong>und</strong> Rennbahn der Fiat-Werke, Turin-Lingotto, 1914, 1916-1922,<br />

Gescheit/Wittmann: ebenda<br />

Abb.19 Le Corbusier am Steuer eines Fiat auf dem Dach der Fiat-Werke, Turin-Lingotto, 1934, Boesiger 1947<br />

Abb.20 Le Corbusier, Stadtplanung für Algier, Projekt A, 1930, ebenda<br />

Abb.21 Le Corbusier, Stadtplanung für Algier, Projekt B, 1931-1934, ebenda<br />

Abb.22 Glass Age Development Committee, Motopia, um 1960, Büttner: ebenda<br />

Abb.23 Adolf Loos, <strong>Auto</strong>entwurf für Lancia, um 1923, Rukschio/ Schachel: ebenda<br />

Abb.24 Walter Gropius, Adler-Kabriolett, 1930, Giedion 1954<br />

Abb.25 Walter Gropius, Adler-Kabriolett, 1930, Isaacs: ebenda<br />

Abb.26 Walter Gropius, Adler-Kabriolett, 1930, Giedion 1954<br />

Abb.27 Walter Gropius, Adler-Kabriolett, 1930, ebenda<br />

Abb.28 R. Buckminster Fuller, Dymaxion Car, 1932, Döring: ebenda<br />

Abb.29 R. Buckminster Fuller, Dymaxion Haus, 1928, ebenda<br />

Abb.30 Arapaho-Lager, Fort Dodge, Kansas, um 1870, Scully: ebenda<br />

Abb.31 Seite aus „Vers un Architecture", 1923, oben Vergleich verschiedener Körper in ihrem Verhalten im Luftstrom,<br />

unten Typenbildung beim <strong>Auto</strong>mobil, Le Corbusier: ebenda<br />

Abb.32 Eisenbahnzug „Zephyr", 1934, Boissiere: ebenda<br />

60


Abb.33 Chrysler Air Flow, 1934, ebenda<br />

Abb.34 William van Alen, Chrysler Building, New York, 1928-1930, Pehnt: ebenda<br />

Abb.35 Alfa Romeo Castagna, 1913, Petsch: ebenda<br />

Abb.36 Norman Bel Geddes, Motor Car Number 8, 1932, Boissiere: ebenda<br />

Abb.37 Gordon Buerig, Cord 810, 1936, ebenda<br />

Abb.38 Walter Dorwin Teague, <strong>Auto</strong>mobilentwurf, 1932, ebenda<br />

Abb.39 Raymond Loewy, Greyho<strong>und</strong>-Reisebus „Silversides", 1940, Sch”nberger: ebenda<br />

Abb.40 Wally Byam, Wohnwagen „Air Stream", 1940, Gemälde von Ralph<br />

Goings, 1970, Boissiere: ebenda<br />

Abb.41 Walter Dorwin Teague, Staubsauger, 1939, ebenda<br />

Abb.42 Raymond Loewy, <strong>Auto</strong>mobil "Champion", Studebaker Company, 1947, Sch”nberger: ebenda<br />

Abb.43 Raymond Loewy, Bleistiftspitzer, 1933, Boissiere: ebenda<br />

Abb.44 Robert V. Derrah, Coca Cola Building, Los Angeles, 1936, Weihsmann/Schmidt-Br mmer: ebenda<br />

Abb.45 Erich Mendelsohn, Einsteinturm, Potsdam, 1920-1921, Klotz 1981<br />

Abb.46 Erich Mendelsohn, Haus des Berliner Tageblattes, Berlin, 1921-1923, ebenda<br />

Abb.47 Walter Wurdeman <strong>und</strong> Welton Beckett, Pan Pacific Auditorium, Los Angeles, 1935, Weihsmann/Schmidt-<br />

Brümmer: ebenda<br />

Abb.48 Norman Bel Geddes, General Motors Building, Weltausstellung New York, 1939, Schönberger: ebenda<br />

Abb.49 Norman Bel Geddes, „Futurama", Weltausstellung New York, 1939, ebenda<br />

Abb.50 Aufbau des „Futurama", New Yorker Weltausstellung, 1939, ebenda<br />

Abb.51 Raymond Loewy, Chrysler Motors Building, Weltausstellung, New York, 1939, Faltblatt mit den<br />

Sehenswürdigkeiten im Inneren des Gebäudes, ebenda<br />

Abb.52 Raymond Loewy, Omnibus, <strong>Auto</strong> <strong>und</strong> Taxi der Zukunft, 1938, ebenda<br />

Abb.53 Cadillac Coupe de Ville, 1958, Petsch: ebenda<br />

Abb.54 Anzeige der <strong>Auto</strong>mobilfirma Plymouth, 1956, Schönberger: ebenda<br />

Abb.55 Indianersattel, Scully: ebenda<br />

Abb.56 Frank Lloyd Wright, Verwaltungsgeb„ude der Johnson Wax Company, Racine, Wisconsin, 1936-1950, Wright:<br />

ebenda<br />

Abb.57 Frank Lloyd Wright, Verwaltungsgebäude der Johnson Wax Company, Racine, Wisconsin, 1936-1950, ebenda<br />

Abb.58 Frank Lloyd Wright, Broadacre City, Projekt, 1934, ebenda<br />

Abb.59 Frank Lloyd Wright, Broadacre City, Projekt, 1934, ebenda<br />

Abb.60 Frank Lloyd Wright, <strong>Auto</strong>mobilentwurf, 1934, Domus: ebenda<br />

Abb.61 Hans Bernhard Reichow, Schema einer autogerechten Stadt, 1959, Reichow: ebenda<br />

Abb.62 Downtown von Los Angeles, um 1970, Schmidt-Brümmer: ebenda<br />

Abb.63 Wohnmobil, Venice, Kalifornien, ebenda<br />

Abb.64 R. Buckminster Fuller, Mechanical Wing, 1943, Giedion 1948<br />

Abb.65 R. Buckminster Fuller, Dymaxion-Haus, Wichita, Kansas, 1946, Kultermann: ebenda<br />

Abb.66 Wohnwagensiedlung in den USA, Hofmeister: ebenda<br />

Abb.67 Mobilheim-Kolonie, Tucson, Arizona, Hofmeister: ebenda<br />

61


Abb.68 Mobile Home, California City, Kalifornien, Venturi/Scott Brown/Izenour: ebenda<br />

Abb.69 Paul Rudolph, Oriental Masonic Gardens, New Haven, Connecticut, 1968, Yoshida: ebenda<br />

Abb.70 Philip Garner, „<strong>Auto</strong>fernsehen", Schmidt-Brümmer: ebenda<br />

Abb.71 Lower Strip von Las Vegas, Blick nach Norden, Venturi/Scott Brown/Izenour: ebenda<br />

Abb.72 Archäologie einer Fassade, Weihsmann/Schmidt-Brümmer: ebenda<br />

Abb.73 Anzeigenserie der Ko<br />

Abb.73 Anzeigenserie der Kosmetikfirma „Burma Shave", um 1950, ebenda<br />

Abb.74 Upper Strip von Las Vegas, Blick nach Norden, Venturi/Scott Brown/Izenour: ebenda<br />

Abb.75 Vergleichende Analyse gerichteter Räume, ebenda<br />

Abb.76 Blick von der Wüste auf den Strip von Las Vegas, ebenda<br />

Abb.77 Dekorierter Schuppen, ebenda<br />

Abb.78 Ente, ebenda<br />

Abb.79 „Long Island Duckling" aus God's Own Junkyard, ebenda<br />

Abb.80 Straßenszenerie aus God's Own Junkyard, ebenda<br />

Abb.81 Frank Lloyd Wright, Tankstelle, Projekt, 1928, Prolegomena 22: ebenda<br />

Abb.82 Lothar Götz, BP-Tankstelle, Fulda, um 1950, Vahlefeld: ebenda<br />

Abb.83 Gerd Lichtenhahn, Tankstelle, Hannover, um 1950, ebenda<br />

Abb.84 Tankstelle der Magnolia Oil Company, 1918, Oliver/Ferguson: ebenda<br />

Abb.85 Hans Borkowsky, Dapolin-Tankstelle, Kassel, 1930, Hitchcock/Johnson: ebenda<br />

Abb.86 Clauss <strong>und</strong> Daub, Tankstelle der Standard Oil Company of Ohio, Cleveland, Ohio, 1931, ebenda<br />

Abb.87 Lois Welzenbacher, Wettbewerb Reichsautobahn-Tankstellen, 1935, Sarnitz: ebenda<br />

Abb.88 Arne Jacobsen, Texaco-Tankstelle, Kopenhagen, 1937, Cervello: ebenda<br />

Abb.89 Walter Dorwin Teague, Texaco-Tankstelle Typ C, 1937, Schönberger: ebenda<br />

Abb.90 Frederick G. Frost, Mobil-Tankstelle, um 1940, Oliver/Ferguson: ebenda<br />

Abb.91 Raymond Loewy, Tankstelle der British Petroleum Company, Malaysia, 1965, Schönberger: ebenda<br />

Abb.92 Lothar Götz, BP-Tankstelle, um 1950, Vahlefeld: ebenda<br />

Abb.93 Vergleichende Matrix von Tankstellen am Strip von Las Vegas, Venturi/Scott Brown/Izenour: ebenda<br />

Abb.94 Paul Harris, Kenneth Price, Chisholm Trail Motel, Duncan, Oklahoma, um 1950, Baker/Funaro: ebenda<br />

Abb.95 Raymond Loewy, The Thoroughbred Motel, Winchester, Kentucky, um 1950, ebenda<br />

Abb.96 William B. Harvard, J.B.Dodd, Trails End Motel, Treasure Island, Florida, um 1950, ebenda<br />

Abb.97 Burton A. Schutt, Capital Inn Motel, Sacramento, Kalifornien, um 1950, ebenda<br />

Abb.98 Arthur T. Brown, Tucson-Biltmore Motel, Tucson, Arizona, um 1950, ebenda<br />

Abb.99 Charles R. Colbert, Motel de Ville, New Orleans, um 1950, ebenda<br />

Abb.100 Eat and Sleep in a Wigwam, Bardstown, Kalifornien, um 1940, Weihsmann/Schmidt-Brümmer: ebenda<br />

Abb.101 Log Cabins, Colfax, Kalifornien, um 1950, ebenda<br />

Abb.102 Log Cabin Motel, Jackson, Wyoming, um 1940, Hofmeister: ebenda<br />

Abb.103 Richard J. Neutra, Holiday House Motel, Malibu Beach, Kalifornien, 1968, Weisskamp: ebenda<br />

62


Abb.104 John Lautner, Contentment House, Palm Springs, um 1950, Baker/Funaro: ebenda<br />

Abb.105 Victor A. L<strong>und</strong>y, Motel Warm Mineral Springs Inn, Venice, Florida, um 1960, Weisskamp: ebenda<br />

Abb.106 Schematischer Gr<strong>und</strong>riss <strong>und</strong> Schnitt eines Drive-in-Kinos, Neufert: ebenda<br />

Abb.107 Richard Neutra, Garden Grove Community Church, Los Angeles, 1959, Boesiger 1966<br />

Abb.108 Richard Neutra, Garden Grove Community Church, Los Angeles 1959, ebenda<br />

Abb.109 Robert Venturi, John Rauch, Denise Scott Brown, National Football Hall of Fame, Projekt, 1967, Moos:<br />

ebenda<br />

Abb.110 Wayne McAllister, Herbert's Drive-in-Restaurant, Los Angeles, 1936, Hess: ebenda<br />

Abb.111 Wayne McAllister, Simon's Drive-in-Restaurant, Los Angeles 1939, Weihsmann/Schmidt-Brümmer: ebenda<br />

Abb.112 El Sombrero Restaurant, Albuquerque, New Mexico, um 1948, ebenda<br />

Abb.113 Wayne McAllister, Van de Kamp's Restaurant, Los Angeles, 1940, Hess: ebenda<br />

Abb.114 Ludwig Mies van der Rohe, Cantor-Drive-in-Restaurant, Projekt, 1949, Drexler: ebenda<br />

Abb.115 John Lautner, Henry's Drive-in-Restaurant, Glendale, Kalifornien, 1947, Hess: ebenda<br />

Abb.116 Douglas Honnald, Biff's Restaurant, Hollywood, 1950, ebenda<br />

Abb.117 Wayne Williams, Jack in The Box Drive-in-Restaurant, San Diego 1958, ebenda<br />

Abb.118 Gil <strong>und</strong> Lorraine, „Donut Hole" Drive-in-Restaurant, La Puente, Kalifornien, 1968, Weihsmann/Schmidt-<br />

Brümmer: ebenda<br />

Abb.119 Stanley C. Meston, McDonald's Drive-in, Standarddesign, 1953-1968, Moos: ebenda<br />

Abb.120 McDonald's Drive-in, Standarddesign, ab 1968, Oliver/Ferguson: ebenda<br />

Abb.121 Elyse Grinstein <strong>und</strong> Geoff Daniels, Kentucky Fried Chicken Drive-in-Restaurant, Los Angeles, 1987,<br />

Architectural Review: ebenda<br />

Abb.122 Melchiorre Bega, Pier Luigi Nervi, <strong>Auto</strong>grill Motta, Padua, 1967, Muratore/Capuano/Garofalo/Pellegrini:<br />

ebenda<br />

Abb.123 A. Laprade <strong>und</strong> L.E. Bazin, Garage Marbeauf, Paris, 1929, Gescheit/Wittmann: ebenda<br />

Abb.124 A. Laprade <strong>und</strong> L.E. Bazin, Garage Marbeauf, Paris, 1929, ebenda<br />

Abb.125 Frank Lloyd Wright, Selbstbedienungsgarage, Pittsburgh, Pennsylvania, 1947, Wright: ebenda<br />

Abb.126 Auguste Perret, Garage Rue Ponthieu, Paris, 1905, Büttner: ebenda<br />

Abb.127 R.L. Weeds, Miami Parking Garage, Miami, Florida, 1949, Klose: ebenda<br />

Abb.128 R.L. Weeds, Miami Parking Garage, Miami, Florida, 1949, ebenda<br />

Abb.129 Potter, Tyler, Martin <strong>und</strong> Roth, Lazarus-Garage, Columbus, Ohio, 1947, ebenda<br />

Abb.130 Paul Rudolph, Parkhaus Temple Street, New Haven, Connecticut, 1962, ebenda<br />

Abb.131 Paul Schneider-Esleben, Parkhaus Haniel, Düsseldorf, 1953, ebenda<br />

Abb.132 Parkhaus Zion, Salt Lake City, Utah, um 1960, ebenda<br />

Abb.133 James Stirling, Meinekestraße, Berlin, 1976, Stirling: ebenda<br />

Abb.134 William B. Tabler, Hilton Hotel, San Francisco, 1965, Weisskamp: ebenda<br />

Abb.135 William B. Tabler, Hilton Hotel, San Francisco, 1965, ebenda<br />

Abb.136 William B. Tabler, Hilton Hotel, San Francisco, 1965, ebenda<br />

Abb.137 William B. Tabler, Hilton Hotel, San Francisco, 1965, ebenda<br />

63


Abb.138 Frey, Schröder, Schmidt, Wohnh gel f r Stuttgart, 1963, Klose: ebenda<br />

Abb.139 Bertrand Goldberg, Wohntürme mit Parkgeschossen, Marina City, Chicago, 1962, Büttner: ebenda<br />

Abb.140 Kevin Roche, John Dinkeloo, New Haven Veterans Memorial Coliseum, New Haven, Connecticut, 1965,<br />

Futagawa: ebenda<br />

Abb.141 Mike Webb, Furniture Manufacturers Association Building for High Wycombe, 1957, Klotz 1984<br />

Abb.142 Vo Toan, Hochgarage in Raketenform, um 1960, Büttner: ebenda<br />

Abb.143 Ron Herron, Walking City, 1964, Klotz 1984<br />

Abb.144 SITE, Parking Lot Showroom, Best-Supermarkt, Projekt, 1976, SITE: ebenda<br />

Abb.145 Ant Farm, Cadillac Ranch,<br />

Abb.146 SITE, Ghost Parking Lot, Hamden Plaza Shopping Center, Hamden, Connecticut, 1978, ebenda<br />

64


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Domus 675, 9/1986<br />

66


Anmerkungen<br />

(1) Riemschneider, M.: Von Olympia bis Ninive im Zeitalter Homers, Leipzig 1963<br />

(2) Dorfwirth, J.R.: Der individuelle Verkehr in den Städten, <strong>Wien</strong> 1961, zit.<br />

nach Büttner, Oskar: Parkplätze <strong>und</strong> Großgaragen, Berlin 1967, S.15<br />

(3) Barthes, Roland: Mythen des Alltags, Frankfurt a.M. 1964, S.76 (Originaltitel: Mythologies, Paris 1957)<br />

(4) Adorno, Theodor W.: Aldous Huxley <strong>und</strong> die Kunstkritik, Frankfurt a.M. 1964, zit. nach Hilpert, Thilo: Die<br />

funktionelle Stadt, Le Corbusier Stadtvision - Bedingungen, Motive, Hinter-gründe, Braunschweig 1978, S.55<br />

(5) Marinetti, Filippo Tommaso: Manifeste du Futurisme, zit. nach Banham, Reyner: Die Revolution der <strong>Architektur</strong>,<br />

Theorie <strong>und</strong> Gestaltung im Ersten Maschinenzeitalter, Hamburg 1964, S.84 (Originaltitel: Theory and Design in the<br />

First Machine Age, London 1960)<br />

(6) Virilio, Paul: Dromoskopie oder das Licht der Geschwindigkeit, Paris 1978, S.20<br />

(7) Petsch, Joachim: Geschichte des <strong>Auto</strong>-Design, Köln 1982, S.33<br />

(8) Taylor, Frederick Winslow: Die Betriebsanleitung insbesondere der Werkstätten (Originaltitel: Shop Management,<br />

New York 1903)<br />

(9) Petsch, ebenda, S.34<br />

(10) Petsch, ebenda, S.34<br />

(11) Pevsner, Nikolaus: Der Beginn der modernen <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> des Design, Köln 1975, S.20<br />

(12) Muthesius, Hermann: "Wo stehen wir?", Vortrag auf der Jahresversam-mlung des Deutschen Werkb<strong>und</strong>es,<br />

Dresden 1911, zit. nach Banham, ebenda, S.52<br />

(13) Neumann, Ernst: Die <strong>Architektur</strong> des Fahrzeugs, Jena 1914, S.51<br />

(14) Marinetti, zit. nach Banham, ebenda, S.84<br />

(15) Marinetti, zit. nach Banham, ebenda, S.89<br />

(16) Marinetti, zit. nach Banham, ebenda, S.85<br />

(17) Sant'Elia, Antonio: Messaggio, 1914, zit. nach Banham, ebenda, S.104<br />

(18) Hilberseimer, Ludwig: Großstadtarchitektur, Berlin 1924, S.99<br />

(19) Oud, J.J.P.: Mein Weg in „De Stijl", Rotterdam 1958, zit. nach Kultermann, Udo: Die <strong>Architektur</strong> im 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert, Köln 1977, S.12<br />

(20) Le Corbusier: Ausblick auf eine <strong>Architektur</strong>, Berlin 1963, S.88 (Originaltitel: Vers un Architecture, Paris 1922)<br />

(21) Le Corbusier: zit. nach Boesiger, Willy (Hrsg.): Le Corbusier, Oeuvre complete de 1910-29, Bd.1, Zürich 1967,<br />

S.91<br />

(22) Ford, Henry: Mein Leben <strong>und</strong> Werk, Leipzig 1923<br />

(23) Le Corbusier: zit. nach Banham, ebenda, S.192<br />

(24) Le Corbusier: Ausblick auf eine <strong>Architektur</strong>, Berlin 1963, S.179<br />

(25) Le Corbusier, ebenda, S.173<br />

(26) Le Corbusier, ebenda, S.103-116<br />

(27) Le Corbusier: zit. nach Boesiger, Willy (Hrsg.): Le Corbusier, Oeuvre complete, 1910-1929, Z rich 1967, S.91<br />

(28) Le Corbusier: Ausblick auf eine <strong>Architektur</strong>, Berlin 1963, S.112<br />

(29) Le Corbusier: zit. nach Boesiger, Willy (Hrsg.): Le Corbusier et Pierre Jeanneret, Oeuvre complete de 1929-1934,<br />

Zürich 1957, S.24<br />

(30) Le Corbusier <strong>und</strong> Pierre Jeanneret: F nf Punkte zu einer <strong>Architektur</strong>, in Roth, Alfred: Zwei Wohnhäuser von Le<br />

Corbusier <strong>und</strong> Pierre Jeanneret, Stuttgart 1977, S.5: Hier heißt es unter Punkt 1 mit der Überschrift „Die Pfosten":<br />

„Diese Pfosten ordnen sich in bestimmten gleichen Abständen an, ohne dabei auf die innere Anordnung des Hauses<br />

Rücksicht zu nehmen."<br />

67


(31) Le Corbusier: Ausblick auf eine <strong>Architektur</strong>, Berlin 1963, S.115<br />

(32) Le Corbusier: Feststellungen zu <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Städtebau, Berlin 1964, zit. nach Hilpert, Thilo: ebenda, S.130<br />

(33) Le Corbusier: zit. nach Hilpert, Thilo: ebenda, S.130<br />

(34) Le Corbusier: zit. nach Hilpert, Thilo: ebenda, S.133<br />

(35) Le Corbusier: La Ville Radieuse, Boulogne 1935, zit. nach Hilpert, Thilo: ebenda, S.287<br />

(36) Matte-Trucos Fiat-Gebäude war nicht die einzige <strong>Architektur</strong>leistung im <strong>Auto</strong>mobilfabriksbau. Bedeutende<br />

Werksbauten wurden entworfen u.a. von Albert Kahn für verschiedene Unternehmen in Detroit (ab 1909), Edm<strong>und</strong><br />

Körner in Köln (Ford, 1930-31), Heinrich Bärsch in Brandenburg (Opel,1935) Eero Saarinen in Detroit (General<br />

Motors, 1956) <strong>und</strong> Norman Foster in Swindon (Renault, 1983)<br />

(37) Le Corbusier: zit. nach Boesiger, Willy (Hrsg.): Le Corbusier et Pierre Jeanneret, Oeuvre complete de 1929-1934,<br />

Bd.2, Zürich 1964, S.202<br />

(38) Gropius, Walter: Die neuen Adler-Wagen, 1931, zit. nach Petsch, ebenda, S.87<br />

(39) Fuller, R.Buckminster: zit. nach Döring, Wolfgang: Perspektiven einer <strong>Architektur</strong>, Frankfurt a.M. 1970, S.41<br />

(40) Fuller, R.Buckminster: zit. nach Banham, ebenda, S.74<br />

(41) Scully, Vincent: American Architecture and Urbanism, New York 1969, S.14<br />

(42) Kähler, Gert: <strong>Architektur</strong> als Symbolverfall. Das Dampfermotiv in der Baukunst, Braunschweig 1981<br />

(43) Le Corbusier: Ausblick auf eine <strong>Architektur</strong>, Berlin 1963, S.179<br />

(44) Hitchcock, Henry-Russell/Johnson, Philip: Der Internationale Stil, 1932,<br />

Braunschweig 1985 (Originaltitel: The International Style, Architecture since<br />

1922, New York 1932)<br />

(45) Le Corbusier: ebenda, S.46<br />

(46) Petsch: ebenda, S.69<br />

(47) Lewis, Sinclair: Babbitt, Leipzig 1955, zit. nach Schönberger, Angela (Hrsg.): Raymond Loewy: Pionier des<br />

amerikanischen Industriedesigns, München 1990, S.71<br />

(48) Giedion, Sigfried: Mechanisation Takes Command, New York 1948, S.607<br />

(49) Le Corbusier: ebenda, S.115<br />

(50) Bel Geddes, Norman: Horizons, Boston 1932<br />

(51) Loewy, Raymond: Industrie-Design Raymond Loewy, Berlin 1979, S.10<br />

(52) Boissiere, Olivier: Streamline, Le design americain des annees 30-40, Paris 1987, S.17<br />

(53) Giedion, Sigfried: ebenda, S.608<br />

(54) Giedion, Sigfried: ebenda, S.608<br />

(55) Boissiere: ebenda, S.46<br />

(56) Loewy, Raymond: Hässlichkeit verkauft sich schlecht, Düsseldorf 1953 (Originaltitel: Never leave well enough<br />

alone, New York 1951)<br />

(57) Mendelsohn, Erich: Vortrag in “Architectura et Amicitia", Amsterdam 1923, zit. nach Klotz, Heinrich (Hrsg.): Erich<br />

Mendelsohn: Das Gesamtschaffen des Architekten, Braunschweig<br />

1989 (Reprint der Erstausgabe gleichen Titels, Berlin 1939, S.28)<br />

(58) Mendelsohn, Erich: ebenda, S.24<br />

(59) Mendelsohn, Erich: ebenda, S.27<br />

(60) Mendelsohn, Erich: ebenda, S.26<br />

(61) Mendelsohn, Erich: ebenda, S.33<br />

68


(62) Daten entnommen aus: Schönberger, Angela (Hrsg.): Raymond Loewy: Pionier des amerikanischen<br />

Industriedesigns, München 1990, S.89<br />

(63) Reichow, Hans Bernard: Die autogerechte Stadt, Ravensburg 1959<br />

(64) Bel Geddes, Norman: Magic Motor-ways, New York 1940<br />

(65) Schindler, Rudolph M.: Postwar <strong>Auto</strong>mobiles, in Architect and Engineer, San Francisco 1947, zit. nach Sarnitz,<br />

August: Rudolph M. Schindler, <strong>Wien</strong> 1986, S.161<br />

(66) Petsch: ebenda, S.143<br />

(67) Scully, Vincent: ebenda S.14<br />

(68) Kultermann, Udo: ebenda, S.14<br />

(69) Wright, Frank Lloyd in: An <strong>Auto</strong>biography, New York 1943, zit. nach Kultermann, Udo: ebenda, S.17<br />

(70) Wright, Frank Lloyd in: The Architectural Review, March 1973, zit. nach Kultermann, Udo: ebenda, S.85<br />

(71) Wright, Frank Lloyd: Die Zukunft der <strong>Architektur</strong>, München 1966, S.96 (Originaltitel: The Future of Architecture,<br />

New York 1953)<br />

(72) Wright, Frank Lloyd: ebenda, S.98<br />

(73) Wright, Frank Lloyd: ebenda, S.98-99<br />

(74) Conrads, Ulrich (Hrsg.): Programme <strong>und</strong> Manifeste zur <strong>Architektur</strong> des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, Berlin 1964, S.108<br />

(75) Teague, Walter Dorwin: zit. nach Weihsmann, Helmut <strong>und</strong> Schmidt-Brümmer, Horst: Monster am Highway. Die<br />

<strong>Architektur</strong> der Zeichen, Frankfurt a.M. 1983, S.11<br />

(76) Giedion, Sigfried: <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Gemeinschaft, München 1963, zit. nach Büttner, Oskar: Parkplätze <strong>und</strong><br />

Großgaragen, Berlin 1967, S.21<br />

(77) Wright, Frank Lloyd: ebenda, S.126<br />

(78) Wright, Frank Lloyd: ebenda, S.150<br />

(79) Wright, Frank Lloyd: ebenda, S.118<br />

(80) Wright, Frank Lloyd: ebenda, S.111<br />

(81) Hilpert, Thilo: Die funktionelle Stadt. Le Corbusier Stadtvision: Bedingungen, Motive, HIntergründe,<br />

Braunschweig 1978, S.240<br />

(82) Reichow, Hans Bernhard: Die autogerechte Stadt, Ravensburg 1959,<br />

(83) Reichow: ebenda, S.88<br />

(84) Reichow: ebenda, S.27<br />

(85) Giedion, Sigfried: Raum, Zeit, <strong>Architektur</strong>, Zürich 1976, S.499 ff. (Originaltitel: Space, Time, Architecture,<br />

Cambridge, Mass., 1941)<br />

(86) Giedion: ebenda, S.491<br />

(87) Giedion: ebenda, S.491<br />

(88) Neutra, Richard: Wie baut Amerika?, Stuttgart 1927, S.5<br />

(89) Hofmeister, Burkhard: Stadt <strong>und</strong> Kulturraum Nordamerika, Braunschweig 1971, S.247<br />

(90) Schmidt-Brümmer, Horst: Los Angeles, Köln 1980, S.29<br />

(91) Hofmeister: ebenda, S.247<br />

(92) Wright, Frank Lloyd: ebenda, S.151<br />

(93) Jacobs, Jane: Tod <strong>und</strong> Leben großer amerikanischer Städte, Braunschweig<br />

1976 (Originaltitel: The Death and Life of Great American Cities, New York 1961)<br />

(94) Banham, Reyner: Los Angeles: The Architecture of Four Ecologies, Los Angeles 1972<br />

69


(95) Scully: ebenda, S.14<br />

(96) Hofmeister: ebenda, S.105<br />

(97) Krausse, Joachim (Hrsg.): Buckminster Fuller, Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde <strong>und</strong> andere<br />

Schriften, Hamburg 1973, S.139<br />

(98) 1936 baute Richard Neutra ein Dymaxion-Bad in sein Haus für Nicolas Brown bei New York ein: Boesiger, Willy<br />

(Hrsg.): Richard Neutra, Bauten <strong>und</strong> Projekte, Zürich 1951, S.44<br />

(99) Hofmeister: ebenda, S.102<br />

(100) Hofmeister: ebenda, S.102<br />

(101) Weihsmann, Helmut/Schmidt-Brümmer, Horst: ebenda, S.37 ff.<br />

(102) Appleyard, Donald/Lynch, Kevin/ Myer, John R.: The View from the Road, Cambridge, Mass., 1964, S.7<br />

(103) Appleyard, Lynch, Myer: ebenda, S.5<br />

(104) Venturi, Robert/Scott Brown, Denise/Izenour,Steven: Lernen von Las Vegas: Zu Ikonographie <strong>und</strong> <strong>Architektur</strong>symbolik<br />

der Geschäftsstadt, Braunschweig 1979 (Originaltitel: Learning from Las Vegas, Boston 1978)<br />

(105) Venturi, Scott Brown, Izenour: ebenda, S.25<br />

(106) Venturi, Scott Brown, Izenour: ebenda, S.105<br />

(107) Blake, Peter: God's Own Junkyard, The Planned Deterioration of America's Landscape, New York 1964<br />

(108) Deutsche Übersetzung von Peter Blakes Titel: God's Own Junkyard, New York 1964<br />

(109) Wright, Frank Lloyd: Die Zukunft der <strong>Architektur</strong>, München 1966, S.13 (Originaltitel: The Future of Architecture,<br />

New York 1953)<br />

(110) Wright, Frank Lloyd: ebenda, S.133<br />

(111) Cervello, Marta: Filling Stations, Quaderns 177, Barcelona 1989, S.40<br />

(112) Vahlefeld, Rolf/Jacques, Friedrich: Garagen <strong>und</strong> Tankstellenbau, München 1953<br />

(113) Hitchcock/Johnson: ebenda, S.80<br />

(114) Sarnitz, August: Lois Welzen-bacher, Salzburg 1989, S.117<br />

(115) Baker, Geoffrey/Funaro, Bruno: Motels, New York 1955, S.1<br />

(116) Pevsner, Nikolaus: A History of Building Types, London 1976, S.192<br />

(117) Pevsner: ebenda, S.192<br />

(118) Baker, Funaro: ebenda, S.1<br />

(119) Pevsner: ebenda, S.192<br />

(120) Baker, Funaro: ebenda, S.104<br />

(121) Heiman, Jim/Georges, Rip: California Crazy: Roadside Vernicular Architecture, San Francisco 1980<br />

(122) Heinzlmeier, Adolf: Roadmovies: Action-Kino der Maschinen <strong>und</strong> Motoren, Hamburg 1985<br />

(123) Virilio: ebenda, S.20<br />

(124) Venturi, Brown, Izenour: ebenda, S.104<br />

(125) Oliver, Richard/Ferguson, Nancy: Place, Product, Packaging, Architectural Record 2/1978<br />

(126) Rudolph, Paul: zit. nach Klose, Dietrich: Parkhäuser <strong>und</strong> Tiefgaragen, Stuttgart 1965, S.139<br />

(127) Albach/Ungers: Optimierte Wohngebietsplanung, Bd. 1, Wiesbaden 1969<br />

(128) Wolfe, Tom: The Kandy-Kolored Tangerine-Flake Streamline Baby, New York 1965<br />

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(129) Venturi, Brown, Izenour: ebenda, S.120<br />

(130) Gruen, Victor: Die lebenswerte Stadt, München, 1975, S.140 Das Northland Center bei Detroit, das erste von<br />

Gruen geplanten Shopping Centers, sah Parkplätze für 11.000 <strong>Auto</strong>s vor<br />

(131) Nader, Ralph: Unsafe at Any Speed, New York 1966<br />

(132) Petsch: ebenda, S.200<br />

(133) Gescheit, H/Wittmann, K. (Hrsg.): Neuzeitlicher Verkehrsbau, Potsdam 1931<br />

(134) Hess, Alan: Googie: fifties coffee shop architecture, San Francisco 1985, S.121 ff<br />

(135) Stanley C. Meston: McDonald's Standarddesign: 1953-1968<br />

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