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Auto und Architektur - Wohnbau - TU Wien

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Schindler stellte die übermäßigen Bemühungen der Designer überhaupt in Frage, solange die<br />

funktionellen Probleme nicht gelöst seien. Den ohnedies hinkende Vergleich zwischen „progressivem"<br />

<strong>Auto</strong>design <strong>und</strong> moderner <strong>Architektur</strong> beschränkte er auf die nur zufällig ähnlichen<br />

Aufgabenstellungen - die Erfüllung funktioneller Anforderungen. Zwar konnte sich Schindler<br />

nie in die Reihe derjenigen Architekten einreihen, die selbst <strong>Auto</strong>s entwarfen, doch erscheint<br />

seine Beschäftigung mit dem Thema bemerkenswert, weil die weitere Entwicklung Schindler<br />

sehr viel später recht gab.<br />

Die 50er Jahre ließen die Design-Welle noch einmal überschwappen. Hauptkennzeichen<br />

des sogenannten „Traumwagenstils" (66) war ein aus reinem<br />

Repräsentationsbedürfnis entstandener, übertriebener Formalismus auf<br />

Kosten des tatsächlichen Gebrauchswertes. Die <strong>Auto</strong>s bekamen mächtige<br />

„Kühlergesichter" mit Stossstangenhörnern, überdachten Scheinwerfern<br />

<strong>und</strong> vergitterten Chromkühlern, die manchmal auch wie Flugzeugnasen<br />

aussahen (Studebaker Champion, 1951, Raymond Loewy). Die Kotflügel<br />

wurden zwar jetzt in die Karosserie integriert, waren aber noch durch den<br />

„Hüftknick" angedeutet <strong>und</strong> liefen vor allem bei den Cadillacs in keilförmigen<br />

Heckflossen aus (Abb.53, 54), die den amerikanischen <strong>Architektur</strong>kritiker<br />

Vincent Scully zu einem Vergleich mit den hinaufgezogenen Sätteln der<br />

Indianerpferde (Abb.55) veranlassten. (67) Er führte die formale Verwandtschaft<br />

auf die gemeinsame Verkörperung der amerikanischen Sehnsucht<br />

nach Entfernung, Weite <strong>und</strong> Mobilität zurück - zuerst mittels Pferd, dann<br />

mittels <strong>Auto</strong>.<br />

5.4.2 F.L. Wrights Einstellung zur Maschine im Allgemeinen <strong>und</strong> zum <strong>Auto</strong> im<br />

Besonderen<br />

Im folgenden wollen wir uns Frank Lloyd Wright (1867-1959) zuwenden, für den in den 30er<br />

Jahren nach einer Phase persönlicher Krisen <strong>und</strong> relativer Untätigkeit eine neue Schaffensperiode<br />

begann, die im Gebäude für die Johnson Wax Company ihren Höhenpunkt erreichte.<br />

Schon Wrights Bauten am Anfang dieses Jahrh<strong>und</strong>erts hatten eine veränderte Auffassung von<br />

<strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Technik signalisiert. Hatten die Architekten bis zu dieser Zeit in der Maschine<br />

ein notwendiges Übel gesehen, das keinen Platz in der <strong>Architektur</strong> haben könne, so entdeckte<br />

sie Wright damals als förderliches Werkzeug in der Hand des Architekten. Deshalb erscheint es<br />

keineswegs erstaunlich, dass Wrights Wohnhäuser seiner ersten Schaffensperiode mit den<br />

technischen Erfindungen jener Jahre in Verbindung gebracht wurden. Das E.A. Gilmore-Haus<br />

in Madison, Wisconsin, 1908, wurde „Flugzeug-Haus" (The Airplane House) genannt, wahrscheinlich<br />

im Hinblick auf die vom Boden abgehobene Lage des Wohnraumes. Das Hauptwerk<br />

Wrights der frühen Jahre, das Robie-Haus in Chicago von 1909, wurde wegen seines zentralen<br />

Schornsteins <strong>und</strong> des wie eine Kommandobrücke anmutenden Wohnraums als „Panzerkreuzer"<br />

(The Battle Ship) bezeichnet. (68)<br />

Im Gegensatz zur Erdgeb<strong>und</strong>enheit bisheriger Häuser wurden Wrights Bauten mit als funktional<br />

ausgesehen Fahrzeugen <strong>und</strong> ihrer durch Maschinenkraft bedingten Form verglichen. Darüber<br />

hinaus war durch technische Installationen wie Heizung, Beleuchtung <strong>und</strong> Garage mehr<br />

<strong>und</strong> mehr technische Apparatur in die Gesamtheit des Wohnzusammenhanges integriert.<br />

Beim Larkin-Verwaltungsgebäude in Buffalo, 1904 - wegen seiner verkehrsreichen Lage eines<br />

der ersten mit Klimaanlage - kam Wright selbst auf den Vergleich mit modernen Verkehrsfahrzeugen.<br />

Der Bau war für ihn „ein echter Ausdruck von Funktionsenergie im gleichen Sinne wie<br />

es beim Ozeandampfer, beim Flugzeug <strong>und</strong> beim <strong>Auto</strong> der Fall ist." (69)<br />

1930 artikulierte Wright seine Vorstellungen von <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> Technik in seinen Vorlesungen<br />

in Princeton: „O ja, junger Mann, beachten Sie durchaus, dass ein Haus eine Maschine<br />

zum Darinleben ist, doch im gleichen Sinn ist ein Herz eine Saugpumpe. Der fühlende Mensch<br />

beginnt dort, wo diese Vorstellung vom Herzen aufhört. Beachten Sie wohl, dass ein Haus eine<br />

Maschine ist, in der man lebt, aber die <strong>Architektur</strong> beginnt, wo diese Vorstellung vom Haus<br />

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