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lona tulinski, 20:<br />
«Ich bin oft von zu Hause abgehauen. Mal für Wochen,<br />
mal für Monate. Da lebte ich bei einem Freund in Zürich,<br />
besuchte die Schule, wenn ich Lust hatte, und hing sonst<br />
auf der Strasse herum. Als ich dann zurückkam, drehten<br />
mir meine Eltern keinen Strick, schnitten keine bedenklichen<br />
Gesichter – obwohl sie sehr gelitten hatten.<br />
Früher: Da war ich dick und unbeliebt, da habe ich<br />
mich geschämt für meine Familie. Die Kinder von der<br />
Schule haben mich in Grund und Boden gemobbt. Dann<br />
zogen wir um und ich erfand mich neu, verlor Gewicht,<br />
legte an Selbstachtung zu. Mit 15 Jahren kam ich nach<br />
Glarisegg und fühlte mich sofort wohl. Zwei Freundinnen<br />
habe ich hier kennengelernt, sie sind mir sehr<br />
nah, doch leider sind sie vor einiger Zeit weitergezogen.<br />
Wir schreiben oder telefonieren selten, doch denke ich<br />
oft an sie, und sie tun es auch. Das weiss ich.<br />
Auch die anderen Leute hier sind mir über die Jahre<br />
ans Herz gewachsen, selbst wenn ich und meine Schwes-<br />
tern nicht wirklich in die Gemeinschaft eingebunden<br />
sind. Richtig beteiligt sind nur meine Eltern. Unsere Familie<br />
ist hier richtig zusammengewachsen, wir haben uns<br />
noch mehr schätzen gelernt. Wir haben hier so viele gute<br />
Gespräche miteinander, vielleicht auch deshalb, weil die<br />
Umgebung stimmt: zu den Füssen der See, im Rücken<br />
das Schloss, im Bauch die feinen vegetarischen Speisen<br />
aus der Gemeinschaftsküche.<br />
Ich will später auch in einer Gemeinschaft leben. Das<br />
Ganze müsste aber weniger kapitalistisch sein, ohne Seminare<br />
und Gästezimmer. Ich will frei sein von allem,<br />
von der Eifersucht, vom eigenen Ego, von gesellschaftlichen<br />
Regeln, die sich überlebt haben. Es soll eine Gemeinschaft<br />
sein von Leuten, die sich nicht einfach mit<br />
der Welt abfinden, sondern sie verändern wollen. Eine<br />
Gemeinschaft, die jeden aufnimmt, der einen neuen Weg<br />
gehen will: ein Heimathafen für jeden Aktivisten und<br />
Friedensarbeiter.<br />
Der Plan ist der: Jetzt mache ich die Matur, dann verdiene<br />
ich Geld. Danach reise ich mit Freunden um die<br />
Welt, und wenn wir zurück sind, setzen wir uns hin und<br />
picken aus unseren Erfahrungen das Beste raus, kaufen<br />
einen Hof mit Land und führen ein volles Leben. Wir<br />
werden einzigartig sein. Und glücklich.»<br />
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