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Bewegung & Erholung 37<br />
Kinder<br />
zu tauschen<br />
so schön das leben mit kindern ist: Zeit<br />
für erholung, sport und andere Hobbys fehlt vielen<br />
eltern. gut, dass es anderen auch so geht.<br />
TExT: Fadrina Arpagaus<br />
Der letzte Theaterbesuch liegt Jahre zurück, im Spanischkurs<br />
kommt man schon lange nicht mehr mit, ja sogar der Arztbesuch<br />
erfordert organisatorisches Geschick. Grund: die lieben Kinder.<br />
Nun können die Eltern über mangelnde staatliche Betreuungsangebote<br />
schimpfen. Oder ein neues Internetportal besuchen. Die beiden Schwestern<br />
Franziska und Martina Brägger hatten irgendwann genug von den ewigen Klagen<br />
im Bekanntenkreis und haben im August 2008 das Internetportal www.esgehtauchso.ch<br />
auf die Beine gestellt, eine Tauschplattform für Betreuungszeit von Eltern für<br />
Eltern. Das Echo war überwältigend: Innerhalb eines halben Jahres haben sich in der<br />
Deutschschweiz mehr als 800 Familien registriert. Logisch, denn wer regelmässig am<br />
Freitagmorgen ins Yoga möchte, übernimmt dafür gerne mal die Kleine der Nachbarn,<br />
damit deren Mama jeweils am Donnerstagabend zu ihrer Chorprobe kann.<br />
Statt Babysitter gegen Geld also Betreuungszeit gegen Betreuungszeit – aber nicht<br />
nur. Auf der Plattform kann man auch Spielkameraden für die eigenen Kinder oder<br />
gleichaltrige Mütter zum Spazierengehen suchen sowie reine Betreuung ohne Gegenleistung<br />
anbieten. Nur Geld fliesst keines auf www.esgehtauchso.ch.<br />
Das Beste an der Plattform ist: Sie zeigt nahe Tauschpartner nach Postleitzahl<br />
an. Darum eignet sich www.esgehtauchso.ch besonders für Familien, die neu in ein<br />
Quartier ziehen, oder für Menschen wie Sabine Rotach aus Basel, die ihr Kind relativ<br />
spät bekommen hat und nun im Freundeskreis die Einzige mit Baby ist. «Beim<br />
Kennenlernen zählt zuerst das Praktische», sagt sie. «Wie alt sind die Kinder, wie oft<br />
soll Betreuungszeit getauscht werden? Aber auch Erziehungsvorstellungen werden<br />
auf der Plattform öfter thematisiert.» Ob’s dann wirklich passt, entscheidet ein erstes<br />
Treffen. «Zuerst haben wir uns in unseren Wohnungen getroffen, zusammen mit den<br />
Kindern. Beim dritten Treffen waren dann auch unsere Männer dabei», erzählt Sabine<br />
Rotach.<br />
Sie und ihre Tauschpartnerin haben eine Probezeit von zwei Monaten vereinbart,<br />
in der sie einander ihre Töchter – 18 und 10 Monate alt – jeweils für zwei Stunden<br />
pro Woche gegenseitig überlassen. Danach wird ausgebaut. «Wir haben uns auf einige<br />
Regeln geeinigt und die teilweise auch schriftlich festgehalten. Wir haben jetzt ein<br />
richtiges Arbeitsverhältnis!»<br />
> www.esgehtauchso.ch