Reader - Deutsches Polen Institut
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xSektion 3x<br />
Biographien und Zeugnisse<br />
Leitung: Prof. Dr. Schamma Schahadat (Tübingen)<br />
Schamma Schahadat, Professorin für Slavische Literatur- und Kulturwissenschaften (Russistik / Polonistik)<br />
an der Universität Tübingen. Promotion und Habilitation (Das Leben zur Kunst machen. Lebenskunst<br />
in Russland vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, München 2004) an der Universität Konstanz.<br />
Neueste Publikationen: Kulturtheorie, hg. mit Dorothee Kimmich und Thomas Hauschild, Bielefeld<br />
2010; Deutschland und <strong>Polen</strong>. Filmische Grenzen und Nachbarschaften, hg. mit Konrad Klejsa,<br />
Marburg 2011. Sie arbeitet, gemeinsam mit Konrad Klejsa und Margarete Wach, an einer Geschichte<br />
des polnischen Films.<br />
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Dr. Christoph Garstka (Heidelberg)<br />
Die erschriebene nationale Identität des »mieszaniec«. – Der Roman Tożsamość von<br />
Teodor Parnicki oder Theodor Parnitzki oder Фёдор Парницки<br />
PD Dr. Christoph Garstka, Akad. Rat a. Z. am Lehrstuhl für slawische Literaturwissenschaften der<br />
Universität Heidelberg. Forschung und Lehre zur russischen und polnischen Literatur und Kultur des<br />
18.-20. Jahrhunderts. Monographien: Arthur Moeller van den Bruck und die erste deutsche Gesamtausgabe<br />
der Werke Dostojewskijs im Piper-Verlag 1906-1919. Frankfurt am Main u.a.: Lang<br />
1998; Das Herrscherlob in Russland. Katharina II., Lenin und Stalin im russischen Gedicht. Ein Beitrag<br />
zur Ästhetik und Rhetorik politischer Lyrik. Heidelberg: Winter 2005; Geschichte und kommunistische<br />
Gegenwart. Historiosophische Positionen und ihre narrative Präsentation in Essay und Roman der<br />
Volksrepublik <strong>Polen</strong>, 1944-1989. [Habilitationsschrift]<br />
Teodor Parnicki gehört sicherlich zu den produktivsten<br />
und auch eigentümlichsten Autoren<br />
historischer Romane in <strong>Polen</strong> im 20. Jahrhundert.<br />
Doch ist der 1908 in Berlin geborene,<br />
in Russland aufgewachsene und ausgerechnet<br />
in der Mandschurei »polonisierte« Schriftsteller<br />
im deutschen Sprachraum mit nur einem<br />
einzigen Roman noch aus der Vorkriegszeit<br />
präsent. Dabei thematisieren gerade seine<br />
Werke aus den späten 60ern und frühen<br />
70er Jahren die Problematik des zwischen<br />
den Kulturen existierenden »Mischlings« allgemein<br />
und Parnickis persönliche Zuschreibung<br />
zum polnischen Kulturkreis nur über die<br />
Sprache in ganz ausgeprägter und moderner<br />
Weise.<br />
Die Gattungsgrenzen des historischen Romans<br />
werden in diesen Werken mehr und<br />
mehr aufgelöst durch Elemente des Phantas-<br />
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tischen, durch kontrafaktisches Erzählen und<br />
durch zunehmende Verweigerung von Narrationserwartungen.<br />
So spielt der Autor mit<br />
seiner eigenen Herkunft und nationalen Identitätsbildung<br />
als »polnischer Autor historischer<br />
Romane in polnischer Sprache«, wie am Beispiel<br />
des Romans Tożsamość (dt. Identität)<br />
aus dem Jahre 1970 gezeigt werden soll. Die<br />
in diesem Roman umrissene »Identität« ist<br />
dabei weder statuarisch konstatiert noch im<br />
Sinne Paul Ricoeurs narrativ konfiguriert. Parnicki<br />
spielt dagegen Entwürfe durch, die einerseits<br />
auf die rein sprachlich fundierte Zuschreibung<br />
nationaler Identität verweisen<br />
und in denen andererseits die Frage nach<br />
dem »Tod des Autors« in origineller Weise<br />
umgekehrt wird, indem sie das Problem umkreisen:<br />
»Was wird aus der Literatur, wenn der<br />
Autor nie geboren wird? «