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Deutschland zwischen 1950 und 2009 - Rainer Land Online Texte

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ons- <strong>und</strong> Arbeitsteilung <strong>und</strong> komparativen Vorteilen gestaltet, sondern als Wettbewerb<br />

um Weltmarktanteile, ausgetragen über Standortkonditionen wie Steuer- <strong>und</strong> Lohnni-<br />

veau, Sozial- <strong>und</strong> Umweltstandards, reduzierter Finanzmarktaufsicht, Steueroasen<br />

usw.)<br />

• Entstehung globaler bzw. transnationaler Produktionsnetzwerke, Contract Manufactu-<br />

rung sowie Rekonstruktion fordistischer Strukturen in der internationalen Arbeitstei-<br />

lung, dadurch Erosion herkömmlicher Arrangements auf betrieblicher, aber auch na-<br />

tionaler <strong>und</strong> regionaler Ebene (Lütche 2001, 2002, 2004)<br />

• Deregulierung der Finanzmärkte, die in einen Finanzmarktkapitalismus <strong>und</strong> schließ-<br />

lich die größte Weltfinanz- <strong>und</strong> Weltwirtschaftskrise seit 1929 führte.<br />

Der Ausgangspunkt dieses Strategiewechsels war die monetaristische Umsteuerung der Geld-<br />

<strong>und</strong> Finanzpolitik in den 1970er- <strong>und</strong> 1980er-Jahren (vgl. Flassbeck/Spieker 2007:172f). Sie<br />

ist eine von mehreren strategischen Fehlreaktionen wichtiger Akteure auf die Ölkrisen: der<br />

Geldpolitik bzw. der B<strong>und</strong>esbank, der Gewerkschaften, der Arbeitgeber, der Regierung. Die<br />

Ölkrisen führen 1973 <strong>und</strong> noch einmal 1980 zu einem starken <strong>und</strong> plötzlichen Anstieg der Öl-<br />

preise <strong>und</strong> damit des Preisniveaus, da der Energiepreis einen erheblichen Einfluss auf die<br />

Preise sehr vieler anderer Produkte hat. „Diese abrupte Preissteigerung wurde nun aber von<br />

den Gewerkschaften aller Länder – bei Vollbeschäftigung – zum Anlass genommen, höhere<br />

Lohnforderungen zu stellen, um die Kaufkraftverluste auszugleichen.“ (ebenda S. 174) In<br />

<strong>Deutschland</strong> kam es zu Lohnabschlüssen um die 11 Prozent, in anderen Ländern bis zu 20<br />

Prozent. Diese Lohnabschlüsse waren volkswirtschaftlich nicht gerechtfertigt, weil ihnen kei-<br />

ne entsprechende Produktivitätssteigerung zu Gr<strong>und</strong>e lag. Zudem war die Inflation nicht<br />

durch eine expansive Geldpolitik, sondern durch extern verursachte Kostensteigerungen be-<br />

dingt. Eine richtige Reaktion wäre also gewesen, kurzfristig die gestiegenen Kosten durch<br />

entsprechend verringerte Lohnforderungen, geringere Steigerung der Einkommen – der Ar-<br />

beitnehmer- wie der Unternehmens- <strong>und</strong> Vermögenseinkommen – aufzufangen.<br />

Zweitens reagierte die in<strong>zwischen</strong> monetaristisch inspirierte Geldpolitik falsch, weil sie die<br />

Inflation so behandelte, als sei sie durch expansive Geldpolitik zustande gekommen. Sie er-<br />

höhte die Zinsen 1974 <strong>und</strong> 1982 noch einmal drastisch, nicht nur in <strong>Deutschland</strong>. „Die Inves-<br />

titionstätigkeit der Unternehmen <strong>und</strong> mit ihr die gesamte Konjunktur brachen weltweit ein.<br />

Die Arbeitslosigkeit explodierte überall <strong>und</strong> erreichte zum ersten Mal in <strong>Deutschland</strong> die Mil-<br />

lionengrenze. Da die Löhne <strong>und</strong> mit ihr die Inflation nicht sofort auf den Anstieg der Arbeits-<br />

<strong>Land</strong>, Busch <strong>2009</strong>-10, Teilhabekapitalismus

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