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Förderverein Ernst-Barlach-Gymnasium Schönberg eV

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Bei dem Vortrag war ich bemüht jedes Pathos zu vermeiden und das<br />

alles sachlich -wie ein historisches Dokument- vorzulesen. Aber ich<br />

erinnere mich, dass mir dennoch eine Stelle innerlich nahe ging. In<br />

meine Rede von 1952 -vor 50 Jahren also- hatte ich nämlich den Satz<br />

geschrieben:<br />

„Ich kann nicht umhin an die vielen jungen Menschen zu denken,<br />

die einmal -genau wir ihr heute- die Abschiedsworte am Ende ihrer<br />

Schulzeit hörten, die voller Hoffnung und mit dem Schwung ihrer<br />

Jugend den Weg ins Leben gehen wollten, um dann aus einem Krieg,<br />

dessen Ziele nicht die ihren waren, niemals wiederzukehren“.<br />

Als ich diese Stelle wieder vorlas, wurde mir innerlich bewußt:<br />

Tatsächlich, 1938 hatte ich zusammen mit 21 Klassenkameraden in<br />

der Aula unserer damaligen Stettiner Schule im April 1938 die<br />

Festrede zu unserm Abitur gehört. Das war das<br />

Marienstiftsgymnasium in Stettin, einst im Jahr 1253 gegründet. Es<br />

galt als eine der ältesten deutschen Lehranstalten. Als sechs Jahre<br />

später der Krieg 1945 zu Ende war, hatte diesen Krieg mehr als die<br />

Hälfte meiner Mitabiturienten bei der deutschen Wehrmacht nicht<br />

überlebt. Ich selber kam noch mit drei Verwundungen davon und<br />

befand mich bei Kriegsende in britischer Kriegsgefangenschaft. Von<br />

uns Übriggebliebenen konnte kein einziger in die alte Heimat<br />

zurückkehren.<br />

Und ich entsann mich beim erneuten Vorlesen dieser Passage im Jahr<br />

1997, dass mir 45 Jahre zuvor -1952- der Mund trocken geworden<br />

war, weil mir dort ganz plötzlich bewusst wurde, das ist ja quasi<br />

gerade erst gewesen und die jungen Leute hier vor dir sind ja genau<br />

in dem Alter, in dem du selber noch vor kurzem -14 Jahre zuvor bei<br />

deinem eigenen Abitur- gewesen bist. Und irgendwie war mir der<br />

Gedanke nicht gleichgültig, wie wird sich wohl die Zukunft dieser<br />

jungen Menschen gestalten, für die von nun an ein neuer<br />

Lebensabschnitt beginnt. Aber jetzt -50 Jahre nach dem Abitur von<br />

1952- sagt mir ein Blick auf meinen heutigen Zuhörerkreis jede<br />

Sorge war damals unnötig, sie alle haben -eben mit Ausnahme von<br />

Lotte Frank- ihr Leben erfolgreich 50 Jahre lang in Frieden gestalten<br />

können.Der Schlusssatz meiner Rede hatte 1952 übrigens gelautet:<br />

„Von ganzem Herzen wünsche ich euch ein Leben in<br />

Gesundheit, Glück und Frieden in einem einheitlichen,<br />

friedliebenden Deutschland!“

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