BERGKNAPPE 104 - Bergbau Silberberg
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derartigen Portal in Deutschland und einem für die<br />
europäische Kunstgeschichte ausserordentlich bedeutsamen<br />
Figurenportal der Romanik (Abb. 14).<br />
An der 1765 gegründeten Bergakademie Freiberg<br />
war Heuchler 44 Jahre, von 1829 bis 1873, als Professor<br />
für Zeichen- und Zivilbaukunst tätig. Seine<br />
Studenten wurden ausgebildet in Handzeichnen, Situationszeichnen,<br />
in geometrischem Zeichnen und<br />
Maschinenzeichnen. Die Idee, den Alltag der Freiberger<br />
Berg- und Hüttenleute am Arbeitsort und in<br />
der Familie mit dem Zeichenstift festzuhalten, hatte<br />
Heuchler erst als Fünfzigjähriger. Heuchler war ja<br />
selbst Freiberger Bergmann und Bergingenieur. Er<br />
war stolz auf die Bindung zum Bergmannstand, auch<br />
im romantischen Sinne seines Förderers von Herder.<br />
Den Sinn und Zweck der durch Heuchler betreuten<br />
und gestalteten Ausbildung auf den Gebieten Zivilbaukunst<br />
und Zeichnung beschreibt ein ehemaliger<br />
Heuchler- Schüler 1866 wie folgt: Diese Ausbildung<br />
sei nicht nur ein helfendes Element für die berg- und<br />
hüttenmännische Praxis und Theorie, sondern zugleich<br />
die einzige Möglichkeit während des Studiums,<br />
" dass die schöne Kunst mit ihren das Gemüt<br />
erhebenden Gaben zur Veredlung bergmännischen<br />
Lebens beitragen kann. Wissenschaft und Kunst können<br />
sich gegenseitig durchaus unterstützen und fördern!"<br />
Abb. 14 Die "Goldene Pforte" von<br />
etwa 1225, ein mit Sandsteinfiguren<br />
reich geschmücktes Kleinod der Romanik<br />
in Deutschland. Zeichnung E.<br />
Heuchler, 1863<br />
Schlussbemerkungen zu Heuchlers <strong>Bergbau</strong>zeichnungen<br />
Professor Eduard Heuchler hat am Beispiel des im<br />
19. Jahrhundert bedeutenden Freiberger <strong>Silberberg</strong>baus<br />
künstlerisch und kulturell wertvolle Darstellungen<br />
aus der Arbeits- und Lebenswelt der Berg- und<br />
Hüttenleute geschaffen. Diese in ihrer Art und Aussage<br />
einmalige Bildfolge wurde in Sachsen stets<br />
hochgeschätzt, hat aber auch in anderen europäischen<br />
<strong>Bergbau</strong>gebieten viele Bewunderer gefunden.<br />
So entdeckt man vielerorts Heuchler- Zeichnungen<br />
als Wandschmuck. Im Begleittext zu einer 1954 in<br />
Freiberg stattgefundenen Heuchler- Ausstellung bewertete<br />
der Freiberger Heimatforscher Walter Schellhas<br />
die Bildfolgen mit folgenden Worten:<br />
"In diesen, in Konzeption und Technik hervorragenden<br />
Zeichnungen, offenbart sich der Freiberger Akademieprofessor<br />
nicht nur als vorzüglicher Fachmann<br />
in allen Gebieten des damaligen Berg- und Hüttenwesens<br />
und als begnadeter, realistischer Künstler,<br />
sondern auch als vertrauter Freund aller Angehörigen<br />
des Bergmannsstandes und ihres schweren Berufes.<br />
Er fand aus sich selbst heraus den Weg von erzählender<br />
und wirklichkeitsnaher Abbildungstreue<br />
zur schöpferisch gestaltenden Kunst und bewies,<br />
daß bergmännische Arbeit hoher künstlerischer Darstellung<br />
wert ist. Die bis ins kleinste wirklichkeitsgetreue<br />
zeichnerische Wiedergabe des <strong>Bergbau</strong>betrie-<br />
Bergknappe 1/2004 Seite 8