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4 Schadstofffreisetzung bei<br />
erhöhten Temperaturen<br />
4.1 Einleitung<br />
Viele physikalische und chemische Prozesse<br />
werden von der Temperatur stark beeinflusst.<br />
Ein endothermer Prozess nimmt bei konstantem<br />
Druck (P) und konstantem Volumen (V)<br />
Wärme (Energie) aus der Umgebung auf. Ein<br />
exothermer Prozess hingegen gibt unter denselben<br />
Bedingungen Wärme an die Umgebung<br />
ab. Die PAK sind im Wasser schwer löslich<br />
und benötigen daher Energie, um in Lösung zu<br />
gehen bzw. um aus einer organischen Matrix<br />
ins Wasser zu desorbieren.<br />
Bei höheren Temperaturen verschiebt sich für<br />
PAK das Gleichgewicht in Richtung des<br />
Wassers und somit steigt die Konzentration im<br />
Eluat an. Zudem wird die Desorptionskinetik<br />
schneller, so dass die Gleichgewichtseinstellung<br />
rascher abläuft (Cornelissen et al.,<br />
1997). Es ist bei Kenntnis thermodynamischer<br />
Kennwerte möglich, Versuchsergebnisse bei<br />
höheren Temperaturen auf niedrigere Temperaturen<br />
(z. B. Feldbedingungen) zu extrapolieren.<br />
Es wurden statische Elutionsversuche bei<br />
unterschiedlichen Temperaturen mit der ASE<br />
an allen Abfall- und Recyclingmaterialien<br />
durchgeführt und die jeweiligen Gleichgewichtskonzentrationen<br />
bestimmt. Mit einer<br />
Van´t-Hoff-Gleichung war es möglich, mittels<br />
einer Regression der Datenpunkte die Enthalpien<br />
für die PAK-Desorption zu bestimmen.<br />
47<br />
4.2 Theoretische Grundlagen<br />
4.2.1 Einfluss von Temperatur und<br />
Druck auf Wasser<br />
Die Temperatur übt einen großen Einfluss auf<br />
die chemisch-physikalischen Eigenschaften<br />
von Wasser aus. Je nach Druck und Temperatur<br />
wird das Wasser zwischen 25 °C und<br />
374 °C und Drücken größer als 2 bar als<br />
„subcritical“ und bei über 374 °C und 72 bar<br />
als „supercritical“ bezeichnet.<br />
Ein wichtiger Parameter für die Löslichkeit<br />
von Stoffen ist die Polarität des Wassers. Da<br />
Wasser unter normalen Bedingungen stark<br />
polar ist, lösen sich die unpolaren, hydrophoben<br />
PAK relativ schlecht in Wasser. Die<br />
Polarität wiederum ist eine Funktion der<br />
Dielektrizitätskonstante [-]. Bei einer Raumtemperatur<br />
von 20 °C hat die Dielektrizitätskonstante<br />
für Wasser einen Wert von<br />
79,55. Mit steigenden Temperaturen nimmt sie<br />
nahezu linear ab und beträgt bei 100 °C nur<br />
noch 56,7. Durch Verändern der Temperatur<br />
bei genügendem Druck, um den flüssigen<br />
Zustand zu erhalten, kann die Polarität stark<br />
verändert werden. Das Wasser kann dadurch<br />
zum Lösemittel für unpolare Substanzen werden<br />
(McGowin, 2001; Smith, 2002; Ramos et<br />
al., 2002). Bei 250 °C z. B. hat Wasser dieselbe<br />
Polarität wie Methanol (Andersson et al.,<br />
2002).<br />
Zusätzlich wird die Viskosität des Wassers bei<br />
höheren Temperaturen kleiner, wodurch der<br />
Stoffübergang im Wasser schneller wird, und<br />
es somit zu einer schnelleren Gleichgewichtseinstellung<br />
kommt. Zusätzlich wird die Oberflächenspannung<br />
des Wassers geringer, was zu<br />
einer besseren Benetzung einer Probe führt und<br />
daher ebenso zu einer schnelleren Gleichgewichtseinstellung<br />
führt.<br />
In Abb. 4-1 sind die Temperaturabhängigkeiten<br />
der Dielektrizitätskonstanten, der dynamischen<br />
Viskosität und der Oberflächenspannung<br />
des Wassers zusammengefasst.