å - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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6 Zusammenfassung und<br />
Schlussfolgerungen<br />
In dieser Arbeit wurden 16 veschiedene<br />
Abfallmaterialien, darunter auch drei Referenzmaterialien<br />
von der BAM, in Bezug auf ihr<br />
PAK-Desorptionsverhalten in Wasser untersucht.<br />
Mit der ASE (Accelerated Solvent<br />
Extractor) war es möglich, in kurzer Zeit an<br />
derselben Materialprobe die Gleichgewichtskonzentration<br />
im Wasser sowie die Konzentration<br />
im Feststoff zu bestimmen. Die ermittelten<br />
Gleichgewichtskonzentrationen weichen<br />
gegenüber den ermittelten Werten aus<br />
den Säulenversuchen und Schütteltests um<br />
maximal Faktor 2,5 ab. Daher eignet sich der<br />
ASE-Schnellelutionstest um eine vernünftige<br />
Abschätzung der maximal zu erwartenden<br />
Konzentration im Wasser aus den “Quelltermmaterialien“<br />
zu erhalten. Da die untersuchten<br />
Abfallmaterialien deutlich stärker sorbieren als<br />
natürliche Böden und Sedimente, liegen die<br />
Gleichgewichtskonzentrationen deutlich unter<br />
den nach dem KOC-Prinzip abgeschätzten<br />
Werten.<br />
Die in dreifacher Ausfertigung durchgeführten<br />
Säulenversuche zeigten alle sehr gut<br />
reproduzierbare Ergebnisse, auch laborübergreifend.<br />
Wichtig in diesem Zusammenhang ist<br />
eine sehr gute Materialhomogenisierung, um<br />
repräsentative Proben zu erhalten. Alle Elutionskurven<br />
zeigten zu Beginn Gleichgewichtsbedingungen<br />
und gingen dann in Abhängigkeit<br />
von den Material- und Schadstoffeigenschaften<br />
ins Nichtgleichgewicht über. Insbesondere<br />
teer- und bitumenhaltige Materialien wie<br />
Bauschutt und Straßenasphalte zeigten<br />
vorzugsweise Schadstoffaustrag unter Gleichgewichtsbedingungen,<br />
wohingegen die<br />
sorptiven Hausmüllverbrennungsaschen aufgrund<br />
diffusionslimitierter Desorptionskinetik<br />
schneller ins Nichtgleichgewicht übergingen.<br />
Mit dem numerischen Modell SMART<br />
(Streamtube Model for Advective and Reactive<br />
Transport) war es möglich, den PAK-Austrag<br />
77<br />
aus einem Bauschutt über 230 Tage vorherzusagen,<br />
wobei die modellierten mit den<br />
gemessenen Konzentrationen quantitativ sehr<br />
gut übereinstimmten. Für Materialien mit residualer<br />
Phase mussten in SMART Gleichgewichtsanteile<br />
eingeführt werden, da im Modell<br />
die Desorptionskinetik mit Intrapartikeldiffusionsprozessen<br />
berechnet und somit keine<br />
Lösungsprozesse berücksichtigt werden. Kritische<br />
Eingabeparameter für die SMART-Modellierung<br />
sind die effektive Intrapartikelporosität<br />
und der Archie-Koeffizient (berücksichtigt<br />
die Tortuosität der Poren). Beide<br />
sind messtechnisch nur sehr schwer zu erfassen<br />
und können daher meist nur abgeschätzt<br />
werden. Sie wirken sich jedoch sehr sensitiv<br />
auf die Modellierergebnisse aus.<br />
Mit der ASE wurden für alle Materialien die<br />
Gleichgewichtskonzentrationen bei verschiedenen<br />
Temperaturen bestimmt. Je höher die<br />
Temperatur, umso höher waren die ermittelten<br />
Gleichgewichtskonzentrationen. Mittels einer<br />
Van´t-Hoff-Gleichung konnten mit einer<br />
einfachen Regression die Desorptionsenthalpien<br />
für die einzelnen PAK bestimmt werden.<br />
Die ermittelten Desorptionsenthalpien für<br />
Phenanthren lagen für alle untersuchten Materialien<br />
zwischen -31 kJ mol -1 und -66 kJ mol -1 .<br />
Die ermittelten Enthalpien für die einzelnen<br />
PAK korrelieren gut mit KOW-Werten und Löslichkeitsenthalpien.<br />
Je hydrophober die PAK,<br />
umso höher die Desorptionsenthalpien. Die<br />
Höhe der Desorptionsenthalpie wiederum<br />
hängt davon ab, ob „Partitioning“ (Absorption)<br />
oder „pore filling“ (Adsorption) der dominierende<br />
Sorptionsprozeß ist. Der Vorteil dieser<br />
Elutionsmethode bei erhöhten Temperaturen<br />
ist, dass sich ermittelte PAK-Konzentrationen<br />
mittels eines Van´t-Hoff-Plots auf niedrigere<br />
Temperaturen, wie z. B. Grundwassertemperaturen,<br />
extrapolieren lassen. Es können auch<br />
Gleichgewichtskonzentrationen im Eluat unterhalb<br />
der Nachweisgrenze abgeschätzt werden.<br />
Wichtige Randbedingungen zur Bestimmung<br />
der Desorptionsenthalpie über die Regression<br />
der Gleichgewichtskonzentrationen sind: hohe