Mitteilungen DMG 02 / 2008 - Deutsche Meteorologische ...
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Abb. 2: Blick in die restaurierte Ballonhalle 2, © Wettermuseum, F. Kaufmann.<br />
Die Realisierung der ambitionierten Konzeptionsziele<br />
kann nur Schritt für Schritt erfolgen, zumal<br />
ein wesentlicher Teil der personellen und finanziellen<br />
Ressourcen aus ehrenamtlicher Arbeit bzw. bescheidenen<br />
Mitgliedsbeiträgen und Spenden besteht.<br />
Trotzdem kann das Museum bereits heute eine Reihe<br />
interessanter Exponate zur Meteorologiegeschichte<br />
präsentieren. Zentraler Ausstellungskomplex ist dabei<br />
die denkmalsgeschützte Ballonhalle 2. Dieses Bauwerk<br />
mit einem beeindruckenden freitragend-gewölbten<br />
Holzdach konnten Ende 2006 käuflich für den Verein<br />
erworben werden und wurde in einer Gemeinschaftsaktion<br />
mit dem regionalen Rundfunk- und Fernsehsender<br />
„rbb“ saniert und damit vor dem Verfall gerettet. Die<br />
Ballonhalle 2 war 1936 unter dem Direktorat von H.<br />
Koschmieder errichtet worden, um den Start von Fesselaufstiegen<br />
mit Drachen und Ballonen, die bei Ostwind<br />
durch die vom Flugsicherheitsdienst errichteten<br />
Langwellen-Funksendemaste stark beeinträchtigt waren,<br />
weiterhin zu ermöglichen (s. <strong>DMG</strong>-<strong>Mitteilungen</strong><br />
3/2006, Abb. 10). In der Halle wurde mit Unterstützung<br />
durch Mitglieder der Drachenvereine aus Bottrop<br />
und Hamburg sowie des <strong>Meteorologische</strong>n Observatoriums<br />
eine Dauerausstellung historischer Drachen und<br />
von Radiosonden mit Postererläuterungen aufgebaut<br />
(s. Abb. 2). Dafür konnte das Museum u.a. eine Radiosondensammlung<br />
mit 50 Exemplaren von einem<br />
Privatsammler erwerben. Außerhalb der Halle wird ein<br />
historischer Windenwagen für mobile Fesselballonkampagnen<br />
aufgestellt.<br />
Daneben steht ein Panorama-Palisadenzaun aus über<br />
100 Pfählen, deren Länge die Jahresmitteltemperaturen<br />
an der Station Lindenberg seit 1907 charakterisieren<br />
und damit auf originelle Art einen Aspekt der Klimavariabilität<br />
in jüngster Vergangenheit anschaulich werden<br />
lassen. Zur Drachen- und Radiosondengeschichte sind<br />
weitere Posterausstellungen geplant. In einem z. Zt.<br />
vom Wettermuseum genutzten Flachbau auf dem Gelände<br />
einer ehemaligen Schule vermitteln ausgewählte<br />
Exponate von historischen meteorologischen Instrumenten<br />
und von Hilfsmitteln des Meteorologen zur<br />
Auswertung und Interpretation der Messdaten sowie<br />
focus<br />
Dokumente und Bücher einen ersten Eindruck von den<br />
geplanten Sammelschwerpunkten des Museums. Dort<br />
finden auch die regelmäßigen Lehrveranstaltungen mit<br />
Schulklassen und Schülerarbeitsgemeinschaften statt.<br />
Viele Exponate lagern noch in Archivräumen und warten<br />
auf die Bearbeitung und Präsentation in größeren<br />
Räumen. Mitte Mai <strong>2008</strong> ist es endlich gelungen, ein<br />
an die Ballonhalle 2 angrenzendes Gelände mit dem<br />
ebenfalls als Denkmal ausgewiesenen kleinen Windenhaus<br />
2 und einem Funktionsgebäude für den Verein<br />
zu erwerben. Damit ist eine räumliche Erweiterung<br />
und lokale Konzentration möglich, falls es gelingt über<br />
Projektmittel und/oder Sponsoring die Sanierung und<br />
den Ausbau zu organisieren. Das Museum ist auch jetzt<br />
schon bereit zur Aufnahme von meteorologisch wertvollen<br />
historischen Zeitzeugnissen (Geräte, Bücher,<br />
Auswerteunterlagen usw.) und wir sind allen Kollegen<br />
für Leihgaben, Schenkungen oder Verkauf dankbar,<br />
um die Historie unserer meteorologischen Wissenschaft<br />
zu bewahren. So konnte der meteorologische<br />
Nachlass von M. Robitzsch durch intensive Bemühungen<br />
von H. Steinhagen, einem Gründungsmitglied<br />
unseres Vereins, als Dauerleihe an das Museum in Lindenberg<br />
überführt werden. M. Robitzsch war langjährig<br />
am Observatorium, zuletzt 1950 als Direktor tätig,<br />
ehe er als Direktor des Geophysikalischen Instituts und<br />
seines Observatoriums Collm an die Universität Leipzig<br />
wechselte.<br />
Neben einer Reihe origineller Temperatur-, Feuchte-<br />
und Strahlungsmessgeräte umfasst der Nachlass<br />
eine Fachbibliothek mit fast 900 Bänden. Die meteorologische<br />
Standardliteratur aus der ersten Hälfte des<br />
letzten Jahrhunderts und vor allem eine Reihe wichtiger<br />
Periodika aus dieser Zeit wie die <strong>Meteorologische</strong><br />
Z. / Zeitschr. f. Meteorol., Beitr. z. Phys. d. freien Atmos.,<br />
Annalen d. Hydrographie und Maritimen Meteorologie,<br />
Das Wetter, die Arbeiten des Aeronautisch/<br />
Aerologischen Observatoriums und die Berichte des<br />
Preußischen <strong>Meteorologische</strong>n Instituts sowie des<br />
Reichsamtes für Wetterdienst sind nahezu vollständig<br />
für diesen Zeitabschnitt erhalten. Interessierten Fachkollegen<br />
steht dieser Nachlass in Absprache mit dem<br />
Vorstand des Museumsvereins zur Nutzung zur Verfügung.<br />
Zwischen dem <strong>Meteorologische</strong>n Observatorium<br />
Lindenberg-Richard-Aßmann-Observatorium (DWD)<br />
und dem Museum besteht über Leihgaben oder die<br />
gemeinsame Durchführung von Veranstaltungen eine<br />
enge Kooperation, die auch Gegenstand eines Kooperationsabkommens<br />
mit dem Vorstand des DWD ist.<br />
Auch der Vorstand der <strong>DMG</strong> unterstützt ausdrücklich<br />
die Arbeit des Vereins zur Erhaltung des meteorologischen<br />
Erbes am Traditionsstandort der aerologischen<br />
Forschung in Lindenberg. Der ZV Berlin und Brandenburg<br />
stellte finanzielle Mittel in der Anlaufphase<br />
zur Verfügung. Mit dem Fachausschuss für Geschichte<br />
der Meteorologie (FAGEM) der <strong>DMG</strong> wurde eine<br />
enge fachliche Kooperation vereinbart. Eine besondere<br />
Unterstützung erfährt das Projekt Wettermuseum e.V.<br />
Lindenberg durch das Bundesministerium für Verkehr,<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>02</strong>/<strong>2008</strong><br />
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