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Mitteilungen DMG 02 / 2008 - Deutsche Meteorologische ...

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Trauer um Professor Friedrich Schott<br />

Jürgen Willebrand<br />

Kiel<br />

Das Leibniz Institut für Meereswissenschaften (IFM-<br />

GEOMAR) an der Universität Kiel trauert um Professor<br />

Dr. Friedrich Schott, der am 30. April <strong>2008</strong> im<br />

Alter von 69 Jahren an den Folgen einer schweren<br />

Krankheit verstorben ist. Mit ihm verlieren Institut,<br />

Universität und die wissenschaftliche Gemeinde der<br />

Meeresforscher einen national und international hoch<br />

angesehenen Forscher und Gelehrten. Er hinterlässt<br />

Ehefrau, drei Kinder und vier Enkelkinder, denen unser<br />

Mitgefühl gilt.<br />

Friedrich Schott war Ozeanograph mit Leib und<br />

Seele, er hat dem Beruf seine ganze Kraft gewidmet.<br />

Nach dem Abitur hat er Ozeanographie in Kiel studiert.<br />

Schon als Student war er besonders zielstrebig, und war<br />

bereits im Alter von 25 Jahren bei Günter Dietrich promoviert.<br />

Nach einigen Jahren in der freien Wirtschaft<br />

ging er 1968 zurück in die Wissenschaft und wurde<br />

Wissenschaftlicher Assistent im damaligen Institut für<br />

Meereskunde. Als ich ihn in dieser Zeit bei einer gemeinsamen<br />

Arbeit kennenlernte, war ich sofort beeindruckt<br />

von seiner Energie und der Konzentration, mit<br />

der er zur Sache ging. 1974 hat er sich mit einer Arbeit<br />

über barokline Gezeiten habilitiert. Danach blieb er zunächst<br />

noch einige Jahre auf einer befristeten Stelle in<br />

Kiel, nahm dann aber 1978 das Angebot an, als Associate<br />

Professor an die Rosenstiel School der Universität<br />

Miami zu gehen. Er wurde dort sehr bald Chairman der<br />

Division of Meteorology and Physical Oceanography,<br />

und ebenfalls wurde er nach kurzer Zeit zum Full Professor<br />

ernannt. Miami war für ihn eine zweite Heimat,<br />

er ist gern dort gewesen und in späteren Jahren sehr<br />

häufig für kürzere oder längere Aufenthalte dorthin<br />

zurückgekehrt. Im Jahr 1987 ist er dann dem Ruf der<br />

Universität Kiel auf die C4-Professur für Physikalische<br />

Ozeanographie gefolgt, und hatte diese Position bis zu<br />

seiner Verabschiedung aus dem aktiven Dienst in 2004<br />

inne.<br />

Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Arbeit standen<br />

die Ozeanzirkulation und ihre Bedeutung für das<br />

globale Klima. Fritz kam von der beobachtenden Seite<br />

der Meeresforschung, und hatte die Fähigkeit, Beobachtungen<br />

aus dem Ozean zusammenzubringen mit<br />

Konzepten, die aus der Theorie oder aus Modellen kamen,<br />

um daraus ein Bild zu erstellen, wie die physikalischen<br />

Vorgänge im Meer funktionieren. International<br />

bekannt wurde er mit einer Arbeit zu einem klassischen<br />

Problem der Ozeanographie. Die Frage, wie man aus<br />

hydrographischen Messungen die absolute Strömungsgeschwindigkeit<br />

bestimmen kann, stand damals als<br />

wir<br />

ungelöst in jedem Lehrbuch der Ozeanographie. Gemeinsam<br />

mit H. Stommel gelang ihm hier ein Durchbruch<br />

durch Kombination der Beobachtungen mit einer<br />

speziellen Form des Ertelschen Wirbelsatzes, eine Methode,<br />

die unter dem Namen „Beta-Spirale“ bekannt<br />

geworden ist.<br />

Sein besonderes Interesse galt der Ozeanographie der<br />

tropischen Ozeane, die durch intensive und stark veränderliche<br />

Meeresströmungen gekennzeichnet sind. Es<br />

war seine Maxime, Expeditionen nur dorthin zu führen,<br />

wo starke Signale beobachtet werden können. Eine<br />

besondere Vorliebe hatte er für den Indischen Ozean,<br />

dessen Strömungen durch die jahreszeitlich ihre Richtung<br />

wechselnden Monsunwinde bestimmt werden. Er<br />

hat zahlreiche Schiffsexpeditionen in den Indischen<br />

Ozean geführt, erstmals 1976 mit dem norwegischen<br />

Forschungsschiff Fridtjof Nansen. Aus den Beobachtungen<br />

gelang es ihm, die Reaktion des Somalistroms<br />

auf die Monsunwinde zu bestimmen. Auch mit dem<br />

tropischen Atlantik hat er sich intensiv beschäftigt, und<br />

ein wichtiges (und viel zitiertes) Ergebnis war hier die<br />

Erforschung der Retroflexion des Nord-Brasil-Stroms.<br />

In beiden Ozeanen hat er mit seiner Arbeitsgruppe ein<br />

erfolgreiches Forschungsprogramm aufgebaut und<br />

über viele Jahre aufrechterhalten. Dabei ist die Thematik<br />

später stark erweitert worden, letztlich auf die<br />

Frage, welche Rolle der tropische Ozean für Klimaänderungen<br />

spielt.<br />

In Kiel hat er dann eine neue Forschungsrichtung<br />

begonnen, und den Prozess der Tiefenkonvektion untersucht.<br />

Dieser findet hauptsächlich in hohen Breiten<br />

statt, insbesondere in der Grönland-See und Labrador-<br />

See, aber auch im Mittelmeer. Ausgangspunkt war für<br />

ihn auch hier wieder die Beobachtung im Ozean, wobei<br />

ihm die direkte Messung der Vertikalgeschwindigkeit<br />

während des Konvektionsereignisses gelang. Er hat<br />

sich auch mit den dynamischen Konzepten auseinandergesetzt,<br />

und dazu gemeinsam mit John Marshall<br />

(MIT, USA) eine fundamentale Arbeit zur Konvektion<br />

im Ozean verfasst, die zu seiner am häufigsten zitierten<br />

geworden ist. Mit ähnlicher Thematik befasste<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>02</strong>/<strong>2008</strong><br />

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