Rommersdorf Der Zauber der Wurzel - Rheinkiesel
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Natur<br />
schwierig. <strong>Der</strong> Zeitpunkt muß ex -<br />
akt nach dem Aufblühen bis längstens<br />
vier Tage danach stattfinden,<br />
da die Blüten dann am meisten<br />
von dem würzig-honigduftenden<br />
Farnesol enthalten. Das Trocknen<br />
darf we<strong>der</strong> zu lange dauern, noch<br />
bei zu hohen Temperaturen erfolgen.<br />
Danach muß die Ernte luftdicht<br />
verschlossen werden, da<br />
schon geringste Feuchtigkeit bei<br />
<strong>der</strong> Lagerung Aroma und Wirk -<br />
Eine Lindenallee in voller Pracht<br />
16 Dezember 2011<br />
samkeit beeinträchtigen kann.<br />
<strong>Der</strong> schweißtreibende Teeaufguss<br />
kommt vor allem in <strong>der</strong> Winter -<br />
saison zum Einsatz, denn er hilft<br />
gegen fiebrige Erkältungen.<br />
Ein weiteres althergebrachtes<br />
„Mar kenzeichen“ <strong>der</strong> Linde ist <strong>der</strong><br />
vielseitig verwendbare Bast. Frü her<br />
wurden aus Lindenbast Gurte,<br />
Matten, Körbe, Kästen, Truhen<br />
und alle möglichen Behälter, ja so -<br />
gar Schuhe geflochten. Aus mehr-<br />
fachen Bastschichten entstanden<br />
„mo<strong>der</strong>ne“ Schutzschilde in Leicht -<br />
bauweise. Heute stammt Bastel -<br />
bast des Öfteren noch von <strong>der</strong><br />
Linde, die im Volksmund entsprechend<br />
den Namen Bastbaum trug.<br />
So zäh <strong>der</strong> Bast ist, so weich ist das<br />
Holz. Ein durch und durch weicher,<br />
herzlicher Baum, <strong>der</strong> noch<br />
nicht einmal einen harten o<strong>der</strong><br />
farblich abgesetzten Kern aufweist,<br />
liefert we<strong>der</strong> Bauholz noch<br />
beständiges Mobiliar. Dafür aber<br />
Furnier- und Schnitzholz; ebenso<br />
lassen sich Holzspielwaren und Fi -<br />
guren gut daraus fertigen. Die<br />
Linde wird zwar wie Weide und<br />
Pappel gerne als Weichholz angesehen,<br />
aber sie kann trotzdem<br />
überraschend groß und alt werden.<br />
Altehrwürdige Exemplare wach sen<br />
bis zu 40 Meter hoch und imponieren<br />
mit einem Stamm durch -<br />
messer von bis zu zwei Metern.<br />
<strong>Der</strong> kräftige Stamm verzweigt sich<br />
oft bereits im unteren Abschnitt<br />
und die mächtigen Hauptäste rekken<br />
sich steil zum Himmel. Von<br />
<strong>der</strong> Linde sagt man: Sie kommt<br />
300 Jahre, bleibt 300 Jahre, und<br />
sie geht 300 Jahre. In <strong>der</strong> Tat sind<br />
die ältesten deutschen Linden<br />
mehrere 100 bis 1.000 Jahre alt.<br />
<strong>Der</strong> stolze Baum <strong>der</strong> Herzen<br />
braucht in unserer Heimat die<br />
Auf merksamkeit <strong>der</strong> Menschen.<br />
Reine Lindenwäl<strong>der</strong> gibt es nur in<br />
Osteuropa und Hochkonjunktur<br />
hatten diese Arten während <strong>der</strong><br />
letzten Warmzeit vor 4.000 bis<br />
8.000 Jahren. Alte Bäume, Stadt -<br />
bäume, Alleen sowie typische Lin -<br />
denbestände auf Friedhöfen, an<br />
Kir chen, an Promenaden und in<br />
Parks verdanken ihre Existenz<br />
meistens dem Menschen, hängen<br />
aber auch von Pflege und Nach -<br />
pflanzungen ab. •<br />
Ulrich San<strong>der</strong><br />
In Memoriam<br />
Adalbert N. Schmitz<br />
(1931 - 2003)<br />
Heimatforscher, Schriftsteller,<br />
Mundartdichter und Maler.<br />
Seine Erzählungen und Zeich -<br />
nungen bereicherten in etlichen<br />
Beiträgen den rheinkiesel.<br />
Auch die Natur lag ihm sehr<br />
am Herzen. Die Linde hatte<br />
es ihm beson<strong>der</strong>s angetan, sie<br />
war einer seiner Lieblingsbäume.<br />
Diesen Beitrag widmen<br />
Re dak tion und Herausgeber<br />
deshalb seinem Andenken.