Ausgabe 1/2008 - Volkssolidarität Bundesverband e.V.
Ausgabe 1/2008 - Volkssolidarität Bundesverband e.V.
Ausgabe 1/2008 - Volkssolidarität Bundesverband e.V.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
36<br />
recht & gesetz<br />
PflegereforM <strong>2008</strong><br />
neuerungen bei der Pflege<br />
lang und kontrovers diskutiert, von Betroffenen hoffnungsvoll<br />
erwartet: das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz tritt zum<br />
1. Juli <strong>2008</strong> in kraft.<br />
Finanzielle Risiken bei Pflegebedürftigkeit<br />
abzumildern und die Bedingungen<br />
für die häusliche Pflege zu verbessern –<br />
dies waren die Beweggründe für die im<br />
Jahr 1995 eingeführte Pflegeversicherung.<br />
Mit der nun beschlossenen Pflegereform<br />
will der Gesetzgeber ein stabiles<br />
Fundament für künftige Generationen<br />
schaffen, denn niedrige Geburtenraten,<br />
eine steigende Lebenserwartung und<br />
die damit einhergehende Zunahme von<br />
pflegebedürftigen Menschen stellen diese<br />
„fünfte Säule der Sozialversicherung“ vor<br />
wichtige Herausforderungen. Zugleich<br />
sollen Millionen von Pflegebedürftigen,<br />
Angehörigen und Pflegekräften spürbar<br />
entlastet und unterstützt werden.<br />
das reformpaket beinhaltet folgende<br />
kernpunkte:<br />
finanzielle Verbesserungen: Die finanziellen<br />
Leistungen und ambulanten Sachleistungsbeträge<br />
werden stufenweise erhöht<br />
(siehe Tabelle).<br />
Pflegezeit: Berufstätige können eine bis<br />
zu sechsmonatige unbezahlte Freistellung<br />
mit anschließender Rückkehrmöglichkeit<br />
beantragen. Ausgenommen sind Betriebe<br />
mit 15 oder weniger Beschäftigten.<br />
Mehr Qualität: Krankenkassen und Pflegeeinrichtungen<br />
sind verpflichtet, verbindliche<br />
Pflegestandards zu vereinbaren;<br />
letztere müssen sich regelmäßigen,<br />
unangemeldeten Prüfungen unterziehen.<br />
Die Ergebnisse sollen in Form eines Qualitätssiegels<br />
transparent gemacht werden.<br />
stärkung der ambulanten Versorgung: In<br />
wohnortnahen Pflegestützpunkten sollen<br />
Pflegebedürftige und deren Angehörige<br />
konkrete Hilfestellungen bekommen,<br />
etwa beim Ausfüllen von Formularen<br />
oder bei der Suche nach einem Heim.<br />
Betreute Wohnformen sollen gefördert<br />
werden. Allerdings liegt der Aufbau solcher<br />
Beratungsstellen im Ermessen der<br />
Länder.<br />
förderung bürgerschaftlichen engagements:<br />
Ohne ehrenamtliche Helferinnen<br />
und Helfer wären die vielfältigen Pflegeleistungen<br />
nicht zu erbringen. Für alternative<br />
Angebote, etwa im Rahmen von<br />
Selbsthilfeorganisationen, steigt deshalb<br />
der Förderbetrag seitens der Pflegeversicherung<br />
von insgesamt 15 auf 25 Millionen<br />
Euro pro Jahr.<br />
demenzkranke und Behinderte: Menschen<br />
mit eingeschränkter Alltagskompetenz<br />
können zusätzliche Betreuungsleistungen<br />
(je nach Bedarf zwischen maximal<br />
100 und 200 Euro monatlich) in Anspruch<br />
nehmen. Dies gilt auch, wenn die<br />
Kriterien für die Pflegestufe 1 noch nicht<br />
erfüllt sind. Außerdem soll die Betreuung<br />
in den Heimen ausgebaut werden.<br />
unterstützung von Prävention und rehabilitation:<br />
Pflegeeinrichtungen, die sich<br />
besonders bemühen, den Gesundheitszustand<br />
von Pflegebedürftigen zu verbessern,<br />
erhalten Bonuszahlungen.<br />
Veränderte Pflegesätze (euro)<br />
Finanziert werden diese Leistungserweiterungen<br />
durch Beitragserhöhungen.<br />
Vom 1. Juli <strong>2008</strong> an steigen die Sätze<br />
um 0,25 Punkte auf 1,95 Prozent (Kinderlose<br />
2,2 Prozent). Nach Ansicht von<br />
Experten muss mittelfristig mit weiteren<br />
Anhebungen gerechnet werden. Gerade<br />
für Rentnerinnen und Rentner ist dies<br />
mit zusätzlichen Einschränkungen verbunden,<br />
denn sie müssen die Erhöhung<br />
im Gegensatz zu Berufstätigen ganz alleine<br />
tragen. Auch aus diesem Grund wird<br />
die Pflegereform innerhalb der <strong>Volkssolidarität</strong><br />
als finanziell unsolidarisch und<br />
inhaltlich eher als halbherzig betrachtet.<br />
„Die Neuerungen entsprechen überwiegend<br />
nur dem Nachholbedarf seit Einführung<br />
der Pflegeversicherung“, kommentierte<br />
Bundesgeschäftsführer Dr.<br />
Bernd Niederland die Verabschiedung<br />
des Gesetzes. Positiv hervorzuheben seien<br />
jedoch die Anhebungen der Pflegesätze<br />
und die erweiterten Leistungen für Demenzkranke,<br />
ein Durchbruch zu generell<br />
besseren Rahmenbedingungen für eine<br />
menschenwürdige Pflege sei damit aber<br />
noch nicht gelungen.<br />
Quelle: BMG