Valeo mittendrin Januar 2009
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36 <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2009</strong><br />
Aus den VALEO-Häusern<br />
Neu und landesweit einzigartig: Der Palliativ-Konsiliardienst im EVK Hamm<br />
Den Tagen mehr Leben geben<br />
Hamm (tmv) • Das Evangelische Krankenhaus Hamm hat zur Ver-<br />
besserung der medizinischen, pflegerischen und therapeutischen<br />
Begleitung unheilbar kranker Menschen einen Palliativ-Konsiliardienst<br />
eingerichtet.<br />
Das Team des Konsiliardienstes wird von Elisabeth Lange, Oberärztin in<br />
der Klinik für Innere Medizin im EVK Hamm, geleitet. Gemeinsam mit<br />
Fachkrankenschwestern und Fachkrankenpflegern, einer Psychologin,<br />
den Pfarrerinnen und einer Kunsttherapeutin begleiten sie unheilbar<br />
kranke Patienten mit einer begrenzten Lebenserwartung und auch<br />
sterbende Menschen sowie deren Angehörige.<br />
Dieser neue Dienst im EVK Hamm ersetzt nicht die ambulante und stationäre<br />
Hospizarbeit, sondern ist eine ergänzende Leistung, die ausschließlich<br />
während eines ohnehin erforderlichen stationären Krankenhausaufenthaltes<br />
zum Tragen kommt.<br />
Sorgfältig schützender Mantel<br />
„Der Begriff ‚palliativ‘ stammt vom lateinischen Pallium, das bedeutet<br />
wörtlich: Mantel, Umhang. Palliativmedizin oder palliative Care bedeutet:<br />
einen unheilbar kranken Menschen sorgfältig wie mit einem schützenden<br />
Mantel umhüllen“, erläutert Elisabeth Lange, die als Fachärztin<br />
für Hämatologie und Onkologie die Zusatzbezeichnung für Palliativmedizin<br />
erworben hat. „Palliativpatienten bedürfen einer Linderung<br />
ihrer körperlichen Symptome, insbesondere einer Schmerzlinderung.<br />
Genauso wichtig – und dabei beziehen wir auch die Angehörigen mit<br />
ein – sind aber eine psychosoziale Unterstützung sowie Angebote der<br />
spirituellen Begleitung bis zum Tod. Dabei verfolgt das Team des Palliativ-Konsiliardienstes<br />
mit Vertretern unterschiedlicher Berufsgruppen<br />
einen ganzheitlichen Ansatz.“<br />
Viele Patienten, die palliativmedizinisch betreut werden, liegen im EVK<br />
Hamm auf der Abteilung für Hämatologie und Onkologie. „Der betreuende<br />
Onkologe sollte sich nicht nur als guter Behandler einer Krebserkrankung<br />
verstehen, sondern verstärkt auch die darüber hinausgehenden<br />
Bedürfnisse kranker Menschen berücksichtigen – besonders dann,<br />
wenn nichts mehr zu gehen scheint“, sagt Oberärztin Lange. Selbstverständlich<br />
gibt es in einem Haus mit unterschiedlichen Fachdisziplinen<br />
wie dem EVK Hamm auch in anderen Abteilungen Menschen, die einer<br />
palliativmedizinischen Versorgung bedürfen. Häufige Krankheitsbilder<br />
bei Palliativ-Patienten sind neben den Krebserkrankungen Infektionskrankheiten<br />
wie AIDS, chronische Leber- und Nierenerkrankungen,<br />
aber auch Patienten mit nicht mehr therapierbaren schweren Herzerkrankungen.<br />
Im Gegensatz zu den separat eingerichteten Palliativstationen in an-<br />
deren Häusern bleibt der Patient im EVK auf seiner gewohnten Abtei-<br />
lung und wird dort von Mitarbeitern des Palliativ-Konsiliardienstes auf-<br />
gesucht. Das Palliativ-Konsiliarteam berät dann gemeinsam mit dem<br />
Das Team des Palliativ-Konsiliardienstes im EVK Hamm (v. l.):<br />
Elisabeth Lange (Fachärztin für Hämatologie-Onkologie, Palliativmedizin),<br />
Ulrike Schulz-Schernau (Kunsttherapeutin), Regina<br />
Pioch (Psychologin), Inge Baumgärtner-Rink (Pflegerische<br />
Überleitung), Karin Voß (Fachkrankenschwester für Onkologie),<br />
Cornelia Piskorz ( Krankenhaus-Pfarrerin), Jörg Wenzel (Fachkrankenpfleger<br />
für Palliativ Care und Onkologie), Ulrike Melloh<br />
(Krankenhaus-Pfarrerin).<br />
Team der behandelnden Abteilung, wie Pflege und Behandlung unter<br />
Berücksichtigung palliativmedizinischer Aspekte durchgeführt werden<br />
können. Der Palliativ-Konsiliardienst kann von allen Stationen des<br />
EVK angefordert werden.<br />
Neue Wege mit Kunsttherapie<br />
Das multiprofessionelle Team betreut den Patienten beratend medizinisch<br />
und pflegerisch, bei Bedarf werden auch die Seelsorgerinnen<br />
und die Psychologin aktiv. Dabei werden bewusst auch die Angehörigen<br />
mit einbezogen. Neue Wege geht das EVK Hamm mit einer Kunsttherapeutin,<br />
die die Patienten anleitet, sich mit ihrer Lebenssituation in<br />
künstlerischer Gestaltung auseinanderzusetzen, auch ohne dafür Worte<br />
benutzen zu müssen. „Wir haben für die stationäre Behandlung unheilbar<br />
kranker Menschen mit begrenzter Lebenserwartung eine deutliche<br />
Verbesserung erreicht und berücksichtigen dabei zunehmend einen<br />
ganzheitlichen Ansatz. Trotzdem werden wir auch in Zukunft, sobald<br />
es möglich ist, und vor allem, wenn Patient und Angehörige dies<br />
wünschen, die Versorgung in häuslicher Umgebung ermöglichen“,<br />
zieht Oberärztin Lange eine erste Bilanz des neuen Angebots. Dafür<br />
soll auch der Kontakt zu den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten<br />
sowie den Pflegediensten noch weiter intensiviert werden.<br />
Den Tagen mehr Leben geben<br />
Mit dem Palliativ-Konsiliardienst intensiviert das EVK Hamm die Betreuung<br />
unheilbar kranker Menschen und ihrer Angehörigen ganz im Sinne<br />
der britischen Pionierin der Palliativ-Versorgung, Cicely Saunders: „Nicht<br />
dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben.“