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Valeo mittendrin Januar 2009

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Paderborn • Fünf junge Mütter haben es sich auf ihren Gymnas-<br />

tikmatten gemütlich gemacht. Zwischen ihren ausgestreckten<br />

Beinen liegen die erst wenigen Wochen alten Babys der jungen<br />

Frauen. Kinderkrankenschwester Anne Malenke hat eine Puppe<br />

vor sich liegen. Sanft streicht sie über den Bauch des Puppenbabys<br />

und erklärt den Müttern, worum es dabei geht.<br />

Sie zeigt streichelnde, kreisende und vibrierenden Bewegungen.<br />

Wichtig ist, dass eine innige Begegnung entsteht, die Feinfühligkeit<br />

und Bindung zwischen Müttern und Kindern wachsen lässt. Die Berührung<br />

soll zart wie die eines Schmetterlings sein – deshalb auch der<br />

Name der Massage: die Schmetterlingsmassage. Die sanfte, systematische,<br />

ganzkörperliche Stimulation durch Berührung soll im Kind eine<br />

Anregung bzw. Harmonisierung der Atmung, des Herzschlags, des<br />

Kreislaufs und der Darmperistaltik bewirken. Durch eine Stärkung des<br />

Immunsystems soll die Gesundheit und das Wohlbefinden des Kindes<br />

gefördert werden.<br />

Die Massage ist besonders geeignet für Neugeborene und Babys bis<br />

zu drei Monaten und kann vorbeugend und lindernd zum Beispiel bei<br />

Blähungen, Drei-Monats-Koliken, allgemeiner Unruhe und gestörtem<br />

Schlafrhythmus eingesetzt werden. Nach langen Geburten, Saugglocken-,<br />

Zangen-, oder Sturzgeburten und nach Kaiserschnitt hilft diese<br />

Methode, solche Erlebnisse zu verarbeiten.<br />

Die Schmetterlingsmassage geht zurück auf Eva Reich, der 1924 in<br />

Wien geborenen und 2008 in den USA gestorbenen Tochter des bekannten<br />

Psychoanalytikers Wilhelm Reich. Die vielerorts und auch<br />

in Deutschland eingerichteten Schreibaby-Ambulanzen, gehen auf<br />

ihre Initiative zurück. Eva Reich vertrat die Ansicht, dass sogenannte<br />

Paderborn • „Cafe Babytreff“ – für viele Frauen in Paderborn<br />

und Umgebung ein Begriff. Hier bietet das St. Johannisstift jungen<br />

Müttern die Gelegenheit sich nach der Geburt mit anderen<br />

Müttern auszutauschen oder den Rat von Stillberaterinnen,<br />

Kinderkrankenschwestern oder Hebammen einzuholen.<br />

Schon lange hat Anne Malenke das Cafe gestaltet und geleitet - viele<br />

Mütter und deren Bedürfnisse und Sorgen hat sie kennengelernt. Ihr<br />

fiel auf, dass die Kenntnisse über Lebensmittel und der Umgang mit<br />

ihnen sowie die Fähigkeit zu Kochen inzwischen keine selbstverständlichen<br />

Tugenden mehr sind. Bei vielen jungen Frauen (von den Männern<br />

wollen wir hier geflissentlich schweigen) kann nicht mehr vorausgesetzt<br />

werden, dass sie wissen, wie Möhren oder Kartoffeln zubereitet<br />

werden.<br />

Zwar standen im „Cafe Babytreff“ immer schon Vorträge zur Babyer-<br />

Aus den VALEO-Häusern<br />

Im EVK St. Johannisstift Paderborn lernen Mütter eine besondere Baby-Massage<br />

Berührungen so sanft wie ein Schmetterling<br />

Von der Milch zur Möhre<br />

„Schreibabys“ sich körperlich verkrampfen, weil der Kontakt zwischen<br />

Mutter und Kind nicht optimal funktioniert. Das Schreien sei Ausdruck<br />

starker Unlust und muskulärer Verspannungen.<br />

Und Eva Reich hatte Recht: Wenn Anne Malenke und „ihre“ Mütter auf<br />

der Erde hocken und sich liebevoll und ausdauernd den kleinen neuen<br />

Erdenbürgern widmen dann ist von diesen allenfalls ein zufriedenes<br />

wohliges brabbeln zu hören. Anne Malenke hat große Erfahrung<br />

- schon viele Jahre bietet sie Kurse wie diesen zur Schmetterlingsmassage<br />

an.<br />

Es gehört zur Philosophie der geburtshilflichen Abteilung des St. Johannisstiftes,<br />

die Mütter nach der Geburt nicht alleine zu lassen. So<br />

können die Mütter, wenn ihre Säuglinge dem „Schmetterlingsalter“<br />

entwachsen sind, gleich in die Kurse der Hebammen zur indischen Babymassage<br />

wechseln, einen Kursus zur Babyernährung belegen oder<br />

sich einfach zwanglos im „Cafe Babytreff“ zusammenfinden.<br />

Anne Malenke (rechts) zeigt den Müttern die Technik der<br />

Schmetterlingsmassage.<br />

nährung auf der Tagesordnung – jetzt aber musste praktisch geholfen<br />

werden: Gemeinsam mit der leitenden Diätassistentin Birgit Langen<br />

entwickelte Anne Malenke ein Curriculum, welches jetzt auch die<br />

praktische Zubereitung von Breien umfaßte. Die Bandbreite reicht dabei<br />

vom Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei über den Milch-Getreide-Brei<br />

bis zum Getreide-Obst-Brei. Das St. Johannisstift hält traditionell (da<br />

ein lokales Zentrum der Diabetesbehandlung) eine voll und modern<br />

ausgestattete Demonstrationsküche vor. So stand nach der theoretischen<br />

auch der praktischen Umsetzung nichts im Wege und im Jahr<br />

2007 starteten die ersten Kurse.<br />

Die Nachfrage gab Anne Malenke schnell recht: Noch in 2007 wurden<br />

sechs Veranstaltungsreihen mit jeweils zehn Teilnehmerinnen durchgeführt<br />

und inzwischen hat auch die Barmer Ersatzkasse das Angebot<br />

in ihr Kursprogramm aufgenommen.<br />

<strong>Januar</strong> <strong>2009</strong> <strong>Valeo</strong> <strong>mittendrin</strong> 39

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