Chrager - GöZ "Mittelhardt - Oberrhein"

Foto: Ingo Schneider
Wer an einem Schultag morgens oder am Mittag die Straßenbahn
durch Freiburgs Zentrum nimmt, wird unweigerlich ein Durcheinander
von deutschen und französischen Stimmen hören. Es sind aber
nicht Touristen, die auch unter der Woche aus dem Elsass anreisten, sondern
Schüler, die sich auf Französisch unterhalten. In Freiburg befindet sich
seit 1972 ein Deutsch-Französisches Gymnasium (DFG). Knapp die Hälfte
der 870 Schüler sind Französisch-Muttersprachler.
Die Deutsch-Französischen Gymnasien in Freiburg im Breisgau und in
Saarbrücken sowie das Lycée Franco-Allemand in Buc waren eine unmittelbare
Folge des deutsch-französischen Élysée-Freundschaftsvertrages,
der unter anderem eine Annäherung und ein Verständnis unter den ehemals
verfeindeten Ländern zum Ziel hatte – und zwar über den Weg der
Bildung und Sprache. Am Deutsch-Französischen Gymnasium beginnt der
Weg zum gegenseitigen Verständnis mit einem intensiven Erlernen der jeweiligen
Partnersprache – also Deutsch für französische Kinder, Französisch
für die deutschen – ab der 5. Klasse. Nach und nach werden immer mehr
nicht-sprachliche Fächer in der Partnersprache gegeben. In der Sekundarstufe
II ist der Unterricht so integriert, dass Französisch- wie Deutsch-Muttersprachler
in Kursen gemeinsam lernen, und zwar die Hälfte der Zeit in
Deutsch und die andere Hälfte auf Französisch. Der besondere Clou der
Deutsch-Französischen Gymnasien ist das einzigartige Abitur, das es nur
hier gibt: mit ihm erwerben die bei Ende ihrer Schullaufbahn praktisch zweisprachigen
Absolventen Hochschulzugangsberechtigungen ohne Einschränkung
in beiden Staaten.
Die deutschsprachigen Schüler stammen aus Freiburg und Umgebung, die
französischsprachigen zum großen Teil auch. Ein Teil fährt aber auch jeden
Morgen in Schulbussen aus dem Elsass an. Und für gut 50 Schüler unterhält
das DFG ein Internat in einem alten Klosterbau im etwa fünf Kilometer entfernten
Stadtteil Günterstal.
Die 5. Klasse ist am DFG eine Vorbereitungsklasse mit acht Wochenstunden
Unterricht in der Partnersprache. Auch in der 6. Klasse sind es noch sechs
Wochenstunden, so dass die Schüler mit überdurchschnittlichen Kenntnissen
bald auch in Geografie, Physik & Co. in ihrer ersten Fremdsprache unterrichtet
werden können.
Wer erst zu Anfang der 6. Klasse oder noch später in seiner Schullaufbahn
aufs DFG wechselt, muss einen Sprachtest und gegebenenfalls noch Eignungstests
in anderen Fächern bestehen. Das binationale Gymnasium – die
Le Pont / Die Brücke 2011 5