50 Jahre „natur und mensch“ - Rheinaubund
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<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>„natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch“</strong><br />
Umweltinformation<br />
in der modernen Medienwelt<br />
Umweltschutz, Klimaschutz, die Atemluft, das Leben von morgen – gibt<br />
es wichtigere Themen? Man könnte also meinen, Umweltfragen stünden<br />
auf der Prioritätenliste der modernen kommerziellen Medien zu<br />
oberst, vielleicht gleich neben allem, was mit Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Geld zu<br />
tun hat. Das wäre in der Tat so, wenn sich die Agenda des Medienbetriebs<br />
nach der objektiven Tragweite <strong>und</strong> Relevanz der Themen richten<br />
würde. Dass dem aber nicht so ist, kann man jeden Tag beim Blick in die<br />
Zeitungen <strong>und</strong> in die Fernsehprogramme feststellen. von Karl Lüönd<br />
Vorausschicken wollen wir, dass die Zeit der<br />
missionierenden <strong>und</strong> belehrenden Medien<br />
vorbei ist. Wohl ist das schweizerische Zeitungssystem<br />
der politischen Struktur <strong>und</strong><br />
Entwicklung gefolgt; folglich haben wir Medientitel,<br />
welche die politische Raumordnung<br />
nach Kantonen <strong>und</strong> Gemeinden widerspiegeln.<br />
Bis tief in die 60er/70er <strong>Jahre</strong><br />
hinein haben wir in der Schweiz das Phänomen<br />
der Parteizeitungen gesehen. Sie sind,<br />
eine um die andere, entweder eingegangen<br />
(wie die sozialdemokratische AZ-Gruppe<br />
oder die meisten CVP-Blätter) oder sie haben<br />
sich transformiert zu regionalen Informationsplattformen<br />
ohne parteipolitische<br />
oder ideologische Bindung – gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
offen für alle <strong>und</strong> alles. Schritt für Schritt hat<br />
sich das Mediensystem den gewandelten<br />
Bedürfnissen <strong>und</strong> dem veränderten Profil<br />
seiner K<strong>und</strong>en angepasst. Unsere K<strong>und</strong>en<br />
sind k<strong>und</strong>iger geworden, besser ausgebildet,<br />
reisegewohnt <strong>und</strong> damit welterfahrener<br />
als ihre Väter <strong>und</strong> Grossmütter. Dieser<br />
neue Typus von Staatsbürger <strong>und</strong> Konsument<br />
hat seine sozialen <strong>und</strong> weltanschaulichen<br />
Bindungen neu sortiert. Tendenziell<br />
darf man sicher von einer Loslösung von<br />
vorgestanzten Lebens- <strong>und</strong> Haltungsmus-<br />
Seite 10<br />
Umweltschutz, Klimaschutz,<br />
das Leben von morgen –<br />
trotz der unbestrittenen<br />
Wichtigkeit dieser Themen<br />
finden sie in den modernen<br />
kommerziellen Medien<br />
nur selten Niederschlag.<br />
Foto: photocase.com –<br />
Jens Kramer<br />
tern ausgehen, ob diese nun durch den Klassenstandpunkt,<br />
durch parteipolitische oder<br />
religiöse Bindungen bedingt seien. Während<br />
Kulturkritiker beklagen, die Menschen seien<br />
materialistischer geworden, antwortet das<br />
Mediensystem ganz opportunistisch mit einem<br />
veränderten Themenangebot. Geld,<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Konsum oder Sport <strong>und</strong> das<br />
lokale Ausgeh-Angebot schieben sich vor<br />
die politischen Themen. Der aktuelle Komfort<br />
des Konsumenten ist tendenziell wichtiger<br />
als die objektive Relevanz. Medien sind<br />
<strong>und</strong> entscheiden gr<strong>und</strong>sätzlich kurzlebig,<br />
launisch <strong>und</strong> opportunistisch. Sie erfüllen<br />
zwar eine öffentliche Aufgabe, tun dies aber<br />
mit privatwirtschaftlichen Mitteln, unter hohem<br />
Kosten- <strong>und</strong> Investitionsdruck <strong>und</strong> in<br />
zunehmend gesättigten Märkten. Die für<br />
den Inhalt Verantwortlichen denken nicht<br />
mehr an eine Mission, sondern an Wirksamkeit<br />
<strong>und</strong> damit an Erfolg im Wettbewerb.<br />
Medien als marketing-<br />
getriebene Produkte<br />
Die Gründung des «Blicks» (14. Oktober 1959)<br />
<strong>und</strong> die Entwicklungskurve des Fernsehens<br />
haben die neuen Zeiten markiert: Die heutigen<br />
Medien sind längst keine politischen<br />
oder weltanschaulichen Vehikel mehr, sondern<br />
marketing-getriebene Produkte, im<br />
Gr<strong>und</strong>e nicht anders als Zigaretten oder Lebensversicherungen.<br />
Sie richten sich nach<br />
den vermeintlichen oder tatsächlich erkannten<br />
Wünschen des zahlenden Publikums.<br />
Erschwerend kommt der Zwang zum doppelten<br />
Marketing hinzu: Die meisten Medien<br />
nähren sich aus zwei Einnahmequellen. Die<br />
typische Schweizer Regionalzeitung bezieht<br />
etwa 30 Prozent ihrer Einkünfte aus dem Le