50 Jahre „natur und mensch“ - Rheinaubund
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<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>„natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch“</strong><br />
te nicht mehr top down, sondern nur noch<br />
unter Partizipation der Bevölkerung umgesetzt<br />
werden. Das Berggebiet fragt nachdem<br />
wirtschaftlichen Nutzen des Alpen schutzes.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> wird die Alpenpolitik<br />
für viele Umwelt-NGO’s, die sich naturgemäss<br />
in erster Linie an Schutz zielen orientieren,<br />
zu einer Herausforde rung.<br />
Um zu überlegen, wohin der Alpenschutz<br />
steuert, sollten wir uns intensiver als bisher<br />
mit den Szenarien für die Zukunft der Alpen<br />
beschäftigen. Wir müssen uns überlegen,<br />
welche Auswirkungen unser Handeln (oder<br />
Nicht-Handeln) für die Zukunft haben könnte.<br />
Landschaft, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
der Alpen unterliegen in den nächsten Jahrzehnten<br />
einem starken Wandel. Die Veränderungen<br />
sind vielfältig: Die Übernutzung<br />
vieler Alpenlandschaften wird durch die zunehmende<br />
Unternutzung in den Randgebieten,<br />
zum Beispiel in den Südalpen <strong>und</strong><br />
in den Westalpen kontrastiert. Der Klima-<br />
änderung steht der zunehmende Auto-,<br />
Lastwagen- <strong>und</strong> Flugverkehr gegenüber.<br />
Und im Kontrast zu den Ansprüchen der<br />
Fun-Generation hat sich ein wachsen-<br />
des gesellschaftliches Bedürfnis nach natürlichen<br />
Landschaften <strong>und</strong> nach Entschleu-<br />
nigung entwickelt. Aus diesen zunehmen-<br />
den Gegensätzen ergeben sich neue Her-<br />
ausforderungen für eine ökologisch-nach-<br />
haltige Politik in den Alpen <strong>und</strong> darüber<br />
hinaus.<br />
Die Handlungsspielräume liegen zwischen<br />
der Ebene der einzelnen Gemeinden <strong>und</strong> jener<br />
der internationalen Politik. Auf den unterschiedlichen<br />
Ebenen müssen wir uns mit<br />
Seite 26 natur <strong>und</strong> mensch 4-5 / 2008<br />
ökonomischen, sozialen <strong>und</strong> kulturellen Fragen,<br />
mit der Raumordnung, dem Natur- <strong>und</strong><br />
Umweltschutz sowie mit der Verkehrs-,<br />
Landwirtschafts- <strong>und</strong> Regionalpolitik auseinandersetzen.<br />
Und da die Zukunft dem interdisziplinären<br />
Denken <strong>und</strong> den integrativen<br />
politischen Formen gehört, sollten die<br />
Grenzen der einzelnen Sachpolitiken überschritten<br />
werden. So kann es gelingen, die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen für eine nachhaltige alpine<br />
Wirtschaftsweise zu schaffen, die auf den<br />
besonderen ökologischen <strong>und</strong> kulturellen<br />
Bedingungen des Alpenraums aufbaut, diese<br />
schützt <strong>und</strong> weiterentwickelt. Dann besteht<br />
auch die Chance, jene regionalen<br />
Wertschöpfungsnetze zum Tragen zu bringen,<br />
dank denen in den Regionen ein echter<br />
Mehrwert entsteht. In der ökologischen<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> im naturnahen Tourismus,<br />
in der umweltgerechten Lebensmittelherstellung,<br />
beim klimaverträglichen Bauen<br />
<strong>und</strong> in der Nutzung erneuerbarer Energien<br />
gibt es dafür bereits zahlreiche gute Beispiele.<br />
Vielerorts sind in Regionen <strong>und</strong> Gemeinden<br />
innovative Menschen daran, der Globalisierung<br />
mit intelligenten Strategien zu begegnen,<br />
um die soziale <strong>und</strong> kulturelle Handlungsfähigkeit<br />
zu erhalten. Hierzu müssen<br />
aber die Unterschiede zwischen der globalen<br />
<strong>und</strong> der lokalen Ebene sowie zwischen<br />
den urbanen <strong>und</strong> den ländlichen Regionen<br />
ernst genommen werden. Dies im Sinne einer<br />
«Glokalisierung», welche globales Denken<br />
<strong>und</strong> lokales Handeln miteinander verbindet.<br />
Dadurch können wir falschen<br />
Polarisierungen, beispielsweise von «Stadt»<br />
<strong>und</strong> «Land» oder zwischen «alpin» <strong>und</strong><br />
«ausseralpin» entgegentreten <strong>und</strong> die Stärken<br />
globalen <strong>und</strong> lokalen Handelns intelligent<br />
miteinander verbinden. Denn erst intakte<br />
soziale <strong>und</strong> kulturelle Handlungs-<br />
fä hig keit schafft die Basis für attraktive<br />
Arbeitsplätze, funktionierende öffentliche<br />
Dienstleistun gen, zeitgemässe Raumplanung<br />
<strong>und</strong> eine offene Umwelt- <strong>und</strong> Kulturpoli tik.<br />
Um unter dem Druck einer sich globalisieren<br />
den Wirtschaft <strong>und</strong> Politik spezifisch<br />
alpine Qua litäten zu stärken, muss allerdings<br />
auch das traditionelle Kirchturmdenken<br />
überw<strong>und</strong>en werden. Hierzu braucht es<br />
Die Urbanisierung stellt<br />
das traditionelle Bild der<br />
Alpen in Frage: Alpenrheintal<br />
Foto: Frank Schultze /<br />
Zeitenspiegel