50 Jahre „natur und mensch“ - Rheinaubund
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Periphere Regionen in den<br />
Alpen geraten immer<br />
stärker unter Druck, wenn<br />
sie keine nachhaltigen<br />
Alternativen entwickeln:<br />
Lesachtal (Kärnten)<br />
Foto: Barbara Breyer/<br />
Zeitenspiegel<br />
Plattformen, Netzwerke <strong>und</strong> Partnerschaften<br />
in den Regionen, im gesamten Alpenraum<br />
<strong>und</strong> darüber hinaus. Ein gutes Beispiel<br />
dafür ist das alpenweite Gemeindenetzwerk<br />
«Allianz in den Alpen», in dessen Rahmen<br />
sich über 270 kleinere <strong>und</strong> grössere Alpengemeinden<br />
zusammengeschlossen haben.<br />
Ihr gemeinsa mes Bestreben ist es, die<br />
Gr<strong>und</strong>sätze der Alpenkonvention auf kommunaler<br />
Ebene umzusetzen.<br />
Die künftige Berggebiets- <strong>und</strong> Landwirtschaftspolitik<br />
sollte verstärkt aus ihren oft<br />
starren Gefässen heraustreten <strong>und</strong> sich auf<br />
die Erkenntnisse <strong>und</strong> auf das Erfahrungswissen<br />
aus der vielfältigen Projektarbeit im<br />
Alpenraum abstützen. Dadurch besteht die<br />
Dominik Siegriest,<br />
ist Präsident der<br />
Internationalen<br />
Alpenschutz-<br />
kommission CIPRA.<br />
Er arbeitet als<br />
Tourismus- <strong>und</strong><br />
Landschaftsforscher <strong>und</strong> Dozent an<br />
der HSR Hochschule für Technik in<br />
Rapperswil (SG).<br />
Chance, dass erfolgreiche Modelle <strong>und</strong> Projekte<br />
vom Einzelfall zum Regelfall werden.<br />
Und damit die regionalen Akteurinnen <strong>und</strong><br />
Akteure ihre Möglichkeiten besser nutzen<br />
können, sollte die Aus- <strong>und</strong> Weiterbil dung<br />
unterstützt <strong>und</strong> gefördert werden, ganz<br />
nach dem Motto «Brain gain statt brain<br />
drain». Aber auch die beste Politik ist nur so<br />
gut wie ihre Umsetzung, <strong>und</strong> der Einbezug<br />
der Bevölkerung ist eine wesentliche Voraussetzung<br />
für die Überwindung der Kluft zwischen<br />
wissenschaftlichen Empfeh lun gen<br />
<strong>und</strong> den oft sehr gegensätzlichen Ansprüchen<br />
an die Alpenlandschaft. So wäre es<br />
wichtig, dass Bergkantone, Gemeinden <strong>und</strong><br />
alpine Körperschaften die Umwelt schutzorga<br />
nisationen vermehrt in ihre Politik <strong>und</strong><br />
Projekte einbeziehen. Denn gerade von diesen<br />
Verbänden wurden immer wieder wichtige<br />
kritische Fragen gestellt <strong>und</strong> sind wesentliche<br />
Anstösse für zukunftsweisende<br />
Strategien <strong>und</strong> Projekte gekommen.<br />
Welche Alpen wollen wir für die Zukunft?<br />
Sind es die Berge als Sport- <strong>und</strong> Freizeitpark?<br />
Ist es das Berggebiet als Freilicht-<br />
Heimat museum? Oder wünschen wir uns<br />
die Alpen als Modellregion für eine ökologisch-nachhaltige<br />
Entwicklung <strong>und</strong> für den<br />
Klima schutz? Denn die Entwicklung im Alpenraum<br />
darf auch zu Beginn des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
nicht ungesteuert ablaufen, sondern<br />
muss durch politische Entscheide<br />
gezielt beeinflusst werden. Wie <strong>und</strong> ob die<br />
Politik einen Weg einer nachhaltigen<br />
Berggebietsent wicklung beschreiten wird,<br />
hängt allerdings mit den Werten zusammen,<br />
die wir mit den Alpen verbinden. Dabei ist<br />
neben der «Wert schöpfung» auch die «Wertschätzung»<br />
der Alpenlandschaften durch<br />
die Bevölkerung – welche die finanziellen<br />
Transfer in die Berggebiete als Steuerzahler<br />
letztlich finanziert – von zentraler Bedeutung.<br />
natur <strong>und</strong> mensch 4-5 / 2008<br />
Dr. Dominik Siegrist<br />
Präsident CIPRA International<br />
HSR Hochschule für Technik,<br />
Institut für Landschaft <strong>und</strong><br />
Freiraum<br />
CH-8640 Rapperswil<br />
Seite 27