herunterladen - N-QR
herunterladen - N-QR
herunterladen - N-QR
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
he Tische. Ganz dort hinten, neben der Cappuccino-<br />
Maschine, saßen Sina und Stahnke, die dicke gelbe<br />
Plüschpuppe zwischen sich. Backe winkte kurz hinüber,<br />
wandte sich dann aber zur anderen Seite. Er war in<br />
der Zwischenzeit am Bahnhof gewesen und hatte absolut<br />
keine Lust, sich von einem Kriminalkommissar<br />
über Ziel und Zweck seines Zeitvertreibs ausfragen zu<br />
lassen. Oder war Stahnke inzwischen Hauptkommissar?<br />
Nun ja, und wenn schon. Dann ging ihn das doch<br />
wohl erst recht nichts an. Und das Röllchen Hunderter<br />
in seiner Jackentasche auch nicht.<br />
Obwohl noch nicht viel los war, waren doch alle Tische<br />
am Rand und in den Ecken besetzt, überwiegend<br />
von Einzelpersonen und Paaren.<br />
Typisch Ostfriesen, dachte Backe,<br />
denken überhaupt nicht daran, sich<br />
zu anderen Leuten dazu zu setzen.<br />
Dann setzte er sich an einen der<br />
freien Tische in der Mitte.<br />
Am Nebentisch, rechts von der<br />
Schwingtür, die Kneipe und Buchladen<br />
trennte, saß die hübsche Sängerin.<br />
Backe erkannte sie vom Plakat<br />
wieder. Der Mann aber, mit dem<br />
sie sich im Flüsterton unterhielt,<br />
war nicht der vom Plakat, obwohl auch er etwas von<br />
einem Wrack an sich hatte. Das war der Bursche aus<br />
der Losbude, registrierte Backe erstaunt. Der Mann<br />
mit den vielen bunten Herzen und dem wohltönenden<br />
Liebesspiel. Was hatte der hier verloren?<br />
Ihm fi el ein, dass es vom Gallimarkt zum Tarax ja<br />
nur ein Katzensprung war. Schließlich machten auch<br />
Marktschreier mal eine Pause. Und dass der unscheinbare<br />
Mann in dem auberginefarbenen Lochpullover<br />
die bildschöne Sängerin kannte, war vielleicht auch<br />
gar nicht so ungewöhnlich. Fahrendes Volk eben, alle<br />
beide. Man kam herum, und Musik wurde schließlich<br />
überall gemacht. Man musste leben.<br />
Am Nebentisch wurde es lauter. Da drüben entwickelte<br />
sich ein regelrechter Streit. Beide erhoben ihre<br />
Stimmen, er fordernd, sie abwehrend, er drohend, sie<br />
entschieden. Das ist kein Streit unter Kollegen, dachte<br />
Backe. Da ist mehr im Spiel, ganz egal, ob die sich<br />
hier zufällig getroffen haben oder nicht. Ob sie sich<br />
vielleicht irgendwann einmal in seine Stimme verliebt<br />
hatte? Wir spielen das Spiel der Liebe. Ach ja, und solche<br />
Strophen wie diese da gehörten auch dazu.<br />
Die Frau erhob sich, wollte sich an ihm vorbeidrängen,<br />
Richtung Buchladen und Bühne, schließlich gab<br />
es einen Job zu erledigen. Der Mann sprang ebenfalls<br />
auf. Mit der linken Hand packte er sie, hielt sie fest.<br />
Mit der rechten zog er einen Gegenstand aus seiner<br />
Der Krimi im Leeraner<br />
Hosentasche, der sich zwischen seinen Fingern entfaltete<br />
wie ein chromblitzender Schmetterling. Die Frau<br />
schrie auf. Der Mann stach zu, von unten, mit einer<br />
fl ießenden Bewegung. Die Frau verstummte, presste<br />
beide Hände auf ihren Bauch und sank auf den Stuhl<br />
zurück. Blut sprudelte zwischen ihren Fingern hervor.<br />
Dann kippte sie mitsamt ihrem Stuhl zur Seite und fi el<br />
zu Boden. Es polterte laut.<br />
Als Backe sich wieder bewegen konnte, schoss er<br />
förmlich von seinem Stuhl hoch und machte einen<br />
Schritt nach links, um seinen Tisch zu umrunden und<br />
sich den Kerl zu greifen. Das Messer machte ihm keine<br />
Angst. Messer waren gefährlich, wenn sie überraschend<br />
gezückt und eingesetzt<br />
wurden, so wie eben. Ein Messer,<br />
mit dem einer herumwedelte, war<br />
für Backes Pranken und Tentakelarme<br />
kein Problem. Eine Finte, ein<br />
schneller Griff, und der Gnom war<br />
Schädlinge<br />
diskret - erledigt!<br />
www.nordmann-gmbh.de<br />
Telefon 0 49 55-99 72 22<br />
entwaffnet.<br />
Aber dazu kam es nicht.<br />
Backe wurde von hinten gerammt<br />
wie von einem Panzerschiff und<br />
gegen seinen Tisch geschleudert.<br />
Ein Gegenstand segelte über ihn<br />
hinweg, polterte gegen die hintere<br />
Kneipenwand, schlitterte über den gekachelten Fußboden<br />
und blieb vor der Tür zum Herrenklo liegen. Eine<br />
Pistole, eine Walther offenbar. Backe drehte<br />
sich um und blickte direkt in Stahnkes entgeistertes<br />
Gesicht. Der Hauptkommissar hatte schneller reagiert<br />
als er und war mit gezückter Waffe an der Theke entlanggestürmt,<br />
bis Backe ihn mit einem Bodycheck gestoppt<br />
und dazu noch entwaffnet hatte. Na super.<br />
Im nächsten Monat geht es weiter!<br />
Bleiben Sie gespannt!<br />
Wir wünschen gute Unterhaltung<br />
Die Krimi-Kurzgeschichte<br />
„Die<br />
Kreuzigung des Dr.<br />
Wohlmann“ stammt<br />
aus dem Buch<br />
„Stahnke und der<br />
Spökenkieker“ von<br />
Peter Gerdes.<br />
Erschienen im<br />
Leda-Verlag unter<br />
der ISBN<br />
9783934927407<br />
11