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Königinnenrede<br />
Liebe Königin Heidi, lieber Oberst, lieber Ehrenoberst, liebes amtierendes<br />
Königspaar, Majestäten der jüngeren und jüngsten Vergangenheit, liebe<br />
Schützenschwestern, liebe Schützenbrüder,<br />
meine Königinnenrede, die heute nach meiner Erinnerung sozusagen ihr<br />
zehnjähriges Jubiläum feiert, ist, so simpel die Aussage scheinen mag,<br />
zunächst einmal eine Ansprache für eine Frau und natürlich auch ein Dank<br />
an die Königin des <strong>zurück</strong>liegenden Schützenjahres. Es erscheint mir deshalb<br />
heute angemessen, liebe Königin Heidi, einmal grundsätzlich die<br />
Frage aufzuwerfen, welche Rolle die Frauen in der Vergangenheit und<br />
Gegenwart in den Schützenvereinen allgemein und speziell in unserer<br />
traditionsreichen Lüdenscheider Schützengesellschaft gespielt haben<br />
bzw. spielen.<br />
Wie sieht es in historischer Perspektive mit der Frauenbewegung in<br />
Lüdenscheid aus? Dazu muss man zunächst wissen, dass viele Organisationsvorstellungen<br />
und Handlungsmuster von den Metropolen ausgingen,<br />
in Preußen Deutschland namentlich von Berlin. In aller Kürze kann<br />
man sagen, dass es drei verschiedene Varianten gab. Da war einmal die<br />
radikale Frauenbewegung, die das politische Stimmrecht für die Frauen<br />
sowie das Selbstbestimmungsrecht in der Partnerwahl („freie Liebe“) und<br />
bei der Mutterschaft (Verhütungsmittel) in den Mittelpunkt der Kampagnen<br />
stellten. Dann existierte seit den 1890er Jahren die proletarische Frauenbewegung,<br />
die neben der allgemeinen politischen Gleichberechtigung<br />
auch für die Verbesserung der Arbeits- und Schutzbedingungen (Mutterschutz,<br />
10 Stunden Tag etc.) kämpfte.<br />
Darüber hinaus existierte gleichsam auf dem rechten politischen Flügel<br />
eine konfessionell gebundene Frauenbewegung.<br />
In Lüdenscheid haben wir es während der Zeit von 1848/49 bis 1918 in<br />
kleinen Ansätzen lediglich mit der proletarischen Variante zu tun, viele<br />
Frauen aber waren in katholischen und evangelischen Vereinen organisiert,<br />
um dort gemäßigt und in kleinen Schritten sich für eine bessere<br />
Stellung der Frauen in Staat und Gesellschaft einzusetzen.<br />
In Lüdenscheider Adressbüchern findet man berufstätige Frauen, die als<br />
Hebammen, als Fernsprechgehilfinnen, in der Städtischen Badeanstalt,<br />
als Bibliothekarin, als Lehrerinnen arbeiteten.<br />
Bemerkenswert ist immerhin, dass sich nach dem Tode von Industriellen<br />
gelegentlich Frauen an die Spitze der Unternehmen setzten.<br />
Das bekannteste Beispiel ist Regina Christina Turck, die als P. C. Turck<br />
„Wwe.“ (= Witwe) in die Stadtgeschichte eingegangen ist.<br />
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