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Hiltner, Sebastian - DVPW

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<strong>Hiltner</strong>: Kann man einen Staat versteigern? 11<br />

Im Falle des staatlichen Wandels, ausgelöst durch vielfältige Prozesse der Internationalisierung<br />

und Globalisierung, haben sich bis heute erhebliche Veränderungen<br />

für die Strukturmerkmale von Staat und Staatlichkeit ergeben. In der Folge<br />

erwächst somit ein Bedarf an Politischer Erwachsenenbildung, um die Bürgerinnen<br />

und Bürger über die wenig vertrauten, veränderten oder zu verändernden Zusammenhänge<br />

zu informieren und Akzeptanz herzustellen. 28 Damit bestätigt sich<br />

die zuvor getroffene Annahme, dass das Ziel einer Didaktik und Methodik zur Bearbeitung<br />

der Begriffe Staat, Staatlichkeit und staatlicher Wandel darin liegen sollte,<br />

Strukturen und Aufgaben von Staat und Staatlichkeit bestimmbar, gegenwärtige<br />

Transformationsprozesse verständlich und nachvollziehbar sowie begriffliche<br />

Ausdifferenzierungen begreifbar zu machen. Ebenso trifft die Auffassung zu, dass<br />

die Aufgabe einer jeden intentionalen politischen Bildungsarbeit mit Erwachsenen<br />

in der Vermittlung kognitiver, prozeduraler und habitueller Kompetenzen liegen<br />

sollte, um dem Erwachsenen in einer freiheitlich demokratischen Grundordnung<br />

auch weiterhin eine intervenierende oder gar aktive Rolle als Bürger zu ermöglichen.<br />

Allerdings sind Didaktik und Methodik sowie die Aufgabe Politischer Erwachsenenbildung<br />

im Hinblick auf den staatlichen Wandels durch europäische<br />

und weltpolitische Kenntnisse zu ergänzen, da nur so eine Partizipation an einer<br />

europäischen und weltpolitischen Öffentlichkeit gewährleistet sein kann. 29<br />

Mit der Versteigerungsmethode bietet sich eine Möglichkeit, die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer in ihrem Lernen von und ihrem Verständnis für die aktuellen<br />

Transformationsprozesse zu begleiten. Das ist vor allem dann der Fall, wenn<br />

sich aus der Diskrepanz zwischen eigener Vorstellung von Staat und Staatlichkeit<br />

sowie erlebter Realität Problem- und Diskussionsfelder eröffnen. Je nach Interessenlage,<br />

die sich vornehmlich aus den Ergebnissen der Versteigerung ableiten<br />

lässt, können dabei nicht nur einzelne Strukturmerkmale, sondern auch ganze Politikfelder<br />

zur Disposition stehen. Diese sind im Sinne der Teilnehmerorientierung<br />

aufzugreifen und mit Rücksicht auf aktuelle Transformationsprozesse strukturiert,<br />

verständlich und, wenn möglich, mit einem konkreten Lebens- und Praxisbezug<br />

zu bearbeiten. So wird beispielsweise dem Strukturmerkmal Parlament regelmäßig<br />

eine für Staat und Staatlichkeit konstituierende Rolle zugesprochen und<br />

den im Parlament getroffenen Entscheidungen Legitimität und Souveränität nach<br />

Innen und Außen zuerkannt. Gleichzeitig nehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

jedoch wahr, dass sich viele parlamentarische Entscheidungen nicht mehr<br />

nur an einem nationalen Interesse, sondern vielmehr an regionalen und internationalen<br />

Rahmenbedingungen orientieren. Diese Diskrepanz führt zwangsläufig zu<br />

Fragen über den Wandel von Staatlichkeit und seinen Folgen: Welchen Einfluss<br />

haben die Entscheidungen eines nationalen Parlaments in einer globalisierten<br />

Welt? Wie können diese Entscheidungen in einem internationalen Umfeld legiti-<br />

28 Vgl.: Massing (1999): Theoretische Grundlagen politischer Bildung. S. 29.<br />

29 Vgl.: Juchler, Ingo (2010): Der Weltbürger. S. 183.

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