Hiltner, Sebastian - DVPW
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<strong>Hiltner</strong>: Kann man einen Staat versteigern? 4<br />
überdies auch für ausgedehntere oder mehrtägige Angebote, die angrenzende sowie<br />
zusätzliche Themengebiete mit eigenen Fragestellungen und Inhalten einschließen<br />
können. Der Faktor Zeit wird somit zu einem bestimmenden Kennzeichen<br />
und zu einer besonderen Voraussetzung Politischer Erwachsenenbildung.<br />
Die speziellen Eigenheiten des Erwachsenen als Teilnehmenden lösen zusätzlich<br />
eine ganze Reihe von bestimmenden Kennzeichen und Voraussetzung<br />
aus: So beruht in einer freiheitlich demokratischen Grundordnung die Teilnahme<br />
Erwachsener an Veranstaltungen zur Politischen Erwachsenenbildung wesentlich<br />
auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. 9 Dem Erwachsenen ist dem Grunde nach die<br />
freie Entscheidung überlassen, ob er ein Angebot der politischen Bildung wahrnimmt<br />
oder nicht. Praktisch ergeben sich daraus Unsicherheiten in Bezug auf Seminarplanung<br />
und Teilnehmerzahlen; 10 faktisch zeigen sich jedoch die für die Politische<br />
Erwachsenenbildung konstitutiven Merkmale der Heterogenität, Pluralität<br />
und Kontroversität. 11 Heterogenität vor allem hinsichtlich der Verschiedenartigkeit<br />
lernrelevanter Merkmale wie Alter, Herkunft, Beruf sowie Lerntyp und Lernstil.<br />
Pluralität vor allem im Hinblick auf die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
wahrscheinlich geäußerten Wünsche, Meinungen, Ideen und Interessen.<br />
Kontroversität vor allem hinsichtlich der sichtbar werdenden Differenzen zwischen<br />
den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich aus den ersten beiden<br />
Merkmalen ergeben. Zu den bestimmenden Eigenheiten Erwachsener als Teilnehmer<br />
einer Veranstaltung Politischer Erwachsenenbildung gehört aber auch, dass<br />
sie grundsätzlich die schon aus der eigenen Sozialisation bekannten Methoden bevorzugen;<br />
wobei der Einsatz von methodisch Neuem oder Aktivierendem durchaus<br />
positiv bewertet wird, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorsichtig<br />
darauf vorbereitet werden und dem Einsatz eine ausreichende und schlüssige Begründung<br />
vorangestellt wird. 12 Zu den genannten Faktoren Zeit, Freiwilligkeit und<br />
Methodenpräferenz tritt außerdem eine ausgeprägte Teilnehmerorientierung, die<br />
im Wesentlichen davon ausgeht, dass Erwachsene auf Grund ihrer längeren Lebensgeschichte<br />
die eigenen Bildungsinteressen nicht nur definieren, sondern auch<br />
artikulieren können. 13 Die Grundlage bildet also ein Konzept der emanzipatorischen<br />
Bildung, in dessen Folge das Lebenswissen und die formale Vorbildung der<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer in didaktische und methodische Planungen zu<br />
integrieren sind. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, wie sie dieses Lebenswissen<br />
und diese formale Vorbildung im Laufe der Veranstaltung erweitern wollen. 14 Für<br />
den Bildungsprozess zeigt sich ein Kern emanzipierter Mitbestimmung und Partizipation,<br />
der maßgeblich von Gleichberechtigten unter Anleitung gestaltet wird. 15<br />
9 Vgl.: Hufer, Klaus-Peter (1996): Heterogenität oder gemeinsame Leitideen?. S. 41<br />
10 Vgl.: Siebert, Horst (1999): Seminarplanung und -organisation. S. 704.<br />
11 Vgl.: Hufer, Klaus-Peter (1996): Heterogenität oder gemeinsame Leitideen?. S. 40-42.<br />
12 Vgl.: Siebert, Horst (1999): Seminarplanung und -organisation. S. 709.<br />
13 Vgl.: Hufer, Klaus-Peter (1997): Schülerorientierung – Teilnehmerorientierung. S. 101.<br />
14 Vgl.: Behrens-Cobet, Heidi und Dagmar Richter (1999): Didaktische Prinzipien. S. 170.<br />
15 Vgl.: Hufer, Klaus-Peter (1997): Schülerorientierung – Teilnehmerorientierung. S. 95.