Hiltner, Sebastian - DVPW
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<strong>Hiltner</strong>: Kann man einen Staat versteigern? 3<br />
und wissenschaftlichen Diskurs zu folgen und die sich aus diesem Diskurs ergebenden<br />
Ausdifferenzierungen begreifbar zu machen. Das gilt insbesondere für die<br />
Politische Erwachsenenbildung, wenn sie diese Entgrenzungsprozesse nicht nur<br />
mitvollziehen, sondern sich verstehen will »als ein auf Wissen beruhendes reflektiertes<br />
Verhalten zu sich selbst, zu anderen Menschen und zur Welt« 5 . Damit stellt<br />
sich also die Frage, wie die Auseinandersetzung mit den Begriffen Staat und<br />
Staatlichkeit sowie dem Wandel von Staatlichkeit in Veranstaltungen der Politischen<br />
Erwachsenenbildung didaktisch und methodisch begleitet werden kann.<br />
2 Grundlagen und Voraussetzungen<br />
In Anbetracht der oben angeführten Herausforderungen muss das Ziel einer<br />
Didaktik und Methodik zur Bearbeitung der Begriffe Staat, Staatlichkeit und<br />
staatlicher Wandel darin liegen, Strukturen und Aufgaben eines modernen Staats<br />
bestimmbar, gegenwärtige Transformationsprozesse verständlich und nachvollziehbar<br />
sowie begriffliche Ausdifferenzierungen begreifbar zu machen. Der Politischen<br />
Erwachsenenbildung kommt damit eine zentrale Rolle zu, da das formulierte<br />
Ziel nichts originär Neues, sondern für die Politische Erwachsenenbildung<br />
eher Eigentümliches aufwirft: schließlich sollte die Aufgabe einer jeden intentionalen<br />
politischen Bildungsarbeit mit Erwachsenen in der Vermittlung kognitiver,<br />
prozeduraler und habitueller Kompetenzen liegen, um dem Erwachsenen in einer<br />
freiheitlich demokratischen Grundordnung auch weiterhin eine intervenierende oder<br />
gar aktive Rolle als Bürger zu ermöglichen. 6 Das ist nur zu gewährleisten,<br />
wenn Politische Erwachsenenbildung von einem normativen Grundverständnis<br />
ausgeht und »auf die politische Mündigkeit der einzelnen sowie auf ein gemeinsames<br />
gutes Leben zielt« 7 . Didaktik und Methodik Politischer Erwachsenenbildung<br />
beruhen folglich auf einer normativen Grundlage, die in den Prozess von Planung<br />
und Bearbeitung eines Themas stets einzubeziehen ist.<br />
Darüber hinaus unterliegen Didaktik und Methodik der Politischen Erwachsenenbildung<br />
besonderen fachspezifischen Voraussetzungen, die sich vorwiegend<br />
aus der Praxis ergeben. Diese gründen im Wesentlichen auf der zur<br />
Verfügung stehenden Zeit, den speziellen Eigenheiten des Erwachsenen als Teilnehmenden<br />
sowie den unterschiedlichen trägerspezifischen Vorgaben. So sind die<br />
Mehrheit aller Veranstaltungen der Politischen Erwachsenenbildung Kurzzeit-Veranstaltungen,<br />
die in der Regel einen sehr kurzen Zeitraum umfassen. 8 Dieser zur<br />
Verfügung stehende und begrenzte Zeithorizont zur Bearbeitung eines Themas gilt<br />
5 Heinen-Tenrich, Jürgen (1992): Neue Orientierungen Politische Erwachsenenbildung. S. 400.<br />
6 Vgl.: Massing, Peter (1999): Theoretische Grundlagen politischer Bildung. S. 44-53.<br />
7 Hufer, Klaus-Peter (1992): Wiedergewinnung der Politik für die politische Bildung. S. 116.<br />
8 Eine ausführliche Übersicht der Veranstaltungsformen und -zeiten bietet Günther Behrens in<br />
seinem Beitrag „Methodischen Zugänge“ (1999). In einer Synopse versucht er, eine Typologie<br />
der unterschiedlichen methodischen Zugänge und Seminarplanungen vorzustellen, die von<br />
mehrtägigen Seminaren über Kompaktveranstaltungen bis ›flankierenden‹ und ›versteckten‹<br />
Angeboten reicht.