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„Meine Herren und Damen!“ Magda Langhans. Eine ... - Kersten Artus

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Drei Jahre vor ihrem Tod, 1984, schrieb<br />

<strong>Magda</strong> <strong>Langhans</strong>: „Ich habe noch im Februar<br />

1933 vom Rathaus 2000 Mark Diäten<br />

für unsere KPD-Abgeordneten abgeholt.<br />

Das Geld konnten wir dringend gebrauchen.<br />

Unsere illegal arbeitenden Genossen<br />

mussten doch leben <strong>und</strong> auch wegkommen<br />

können. ... Wir haben noch am<br />

1. Mai 1933 eine illegale Demonstration<br />

durch unseren Stadtteil gemacht. Da haben<br />

wir die Betten abgezogen <strong>und</strong> die roten<br />

Inletts aus den Fenstern hängen lassen.<br />

Erst als die SA kam, zogen wir uns zurück,<br />

um nicht unnötig die Genossen zu gefährden.<br />

Am 2. Mai besetzten die Faschisten<br />

unsere Wohnung. Aber ich konnte noch<br />

ein Jahr illegal weiterarbeiten, bis ich im<br />

Mai 1934 verhaftet wurde.<strong>“</strong><br />

<strong>Magda</strong> <strong>Langhans</strong>-Kelm war im antifaschistischem<br />

Widerstand dafür verantwortlich,<br />

dass die auch im Untergr<strong>und</strong><br />

weiter verbreitete Zeitung der KPD, die<br />

„Rote Fahne<strong>“</strong> <strong>und</strong> andere Flugblätter ihren<br />

Weg nach Hamburg fanden <strong>und</strong> unter die<br />

Bevölkerung gebracht wurden. Walter<br />

Hochmuth (*1904, †1979), Redakteur<br />

der Hamburger Volkszeitung 3 , schrieb<br />

über <strong>Magda</strong> <strong>Langhans</strong>: „Im April (1934)<br />

kam ich durch <strong>Magda</strong> Kelm wieder in<br />

Verbindung zur Bezirksleitung der KPD.<br />

3 Die Hamburger Volkszeitung war zuletzt die<br />

Zeitung der KPD. Gegründet 1918, immer wieder<br />

verboten, zuletzt 1956. Illegale Ausgaben erschienen<br />

bis 1962.<br />

Sie übergab mir eine auf Seidenpapier<br />

gedruckte Ausgabe der ,Roten Fahne‘, die<br />

einen Artikel über die bestialische Ermordung<br />

Willi Dolgners 4 enthielt. Weiter erhielt<br />

ich von ihr Material, das ich zum bevorstehenden<br />

1. Mai bearbeiten sollte.<strong>“</strong><br />

Zwischen 1933 <strong>und</strong> 1939 wurden in<br />

Hamburg etwa 8.500 Mitglieder der KPD<br />

verhaftet. Vorwurf: Vorbereitung zum<br />

Hochverrat. <strong>Magda</strong> <strong>Langhans</strong>-Kelm wurde<br />

umgehend im so genannten „Prozess<br />

Nr. 35<strong>“</strong> aus der Serie „Lemke <strong>und</strong> Genossen<strong>“</strong><br />

angeklagt. Er hatte die Tätigkeit<br />

der Abteilung „Agitation <strong>und</strong> Propaganda<strong>“</strong><br />

der KPD-Bezirksleitung Wasserkante<br />

zum Inhalt. <strong>Langhans</strong>-Kelm wurde in der<br />

Anklageschrift beschuldigt, im Juni 1933<br />

mit sieben Hamburger Funktionären in<br />

Kopenhagen eine nicht näher dargelegte<br />

Schulung durchgeführt zu haben. Ihr<br />

wurde außerdem „ständiger Kontakt mit<br />

der KPD-Landesleitung in Berlin <strong>und</strong><br />

dem Emigrationszentrum in Kopenhagen<strong>“</strong><br />

vorgeworfen. Das Urteil für <strong>Magda</strong><br />

<strong>Langhans</strong>-Kelm lautete: sechs Jahre<br />

Zuchthaus. Von 1934 bis 1940 saß sie<br />

im Frauengefängnis Lübeck-Lauerhof ein.<br />

Sie war die erste Frau, die aus politischen<br />

4 Willi Dolgner, Kommunist, anti-faschistischer<br />

Widerstands-Kämpfer. In der KPD-Bezirks-Leitung in<br />

Halle war Willi Dolgner für Fragen der Gewerkschafts-<br />

Arbeit verantwortlich. Im Frühjahr 1933 kam er im<br />

Auftrag der Partei in Hamburg zum Einsatz. Dort<br />

geriet er in die Gewalt der Nazis <strong>und</strong> wurde am 11.<br />

Januar 1934 ermordet.<br />

<strong>Magda</strong> <strong>Langhans</strong> vor der<br />

Thälmann Gedenkstätte, 1966<br />

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