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„Meine Herren und Damen!“ Magda Langhans. Eine ... - Kersten Artus

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sagt wurde, das ergäbe sich aus der strukturellen Veränderung Hamburgs, so bin<br />

ich der Meinung, dass sich diese Erwerbslosigkeit außerdem aus der sogenannten<br />

„Planwirtschaft<strong>“</strong> ergibt, nämlich durch den Schuman-, durch den Marshall-Plan<br />

<strong>und</strong> durch die Vorbereitung eines Dritten Weltkrieges. Herr Steinfeldt hat es ja<br />

in seiner Hand, diese strukturellen Veränderungen Hamburgs schnellstens herbeizuführen,<br />

indem er Verhandlungen mit der Deutschen Demokratischen Republik<br />

aufnimmt, (Zuruf von Wilken, CDU-Fraktion, K.A.: Man weiß ja gar nicht, an wen<br />

man sich da wenden soll!) Wie das die Mitglieder der Sozialdemokratie <strong>und</strong> der Gewerkschaften<br />

ja auch verlangen. Sie wollen nicht die Spaltung Deutschlands. Diese<br />

Möglichkeiten sind ihm durchaus gegeben <strong>und</strong> ich bin der Meinung, man sollte die<br />

dargebotene Hand der Volkskammer nicht ausschlagen, Herr Steinfeldt sollte zugreifen.<br />

Den Abänderungsantrag der SPD (Zuruf von Hoffmann: Verpflichtet zu gar<br />

nichts!) an Bonn zu überweisen, müssen wir ablehnen, da dies eine Verschiebung<br />

unseres Antrages ist <strong>und</strong> keinerlei Verpflichtung dem hamburgischen Senat auferlegt.<br />

(Zuruf von der KPD: Sehr gut!)<br />

Was wir machen könnten, ist, von Seiten des Senats im B<strong>und</strong>esrat, wo die SPD die<br />

Mehrheit hat, (Heiterkeit bei der SPD.) dafür Sorge zu tragen, dass die eine Milliarde<br />

DM aus dem Reichsstock für Arbeitslosenversicherung den Arbeitslosen endlich<br />

ausgezahlt <strong>und</strong> nicht für Zwecke verwandt wird, die nicht der Arbeitsbeschaffung<br />

<strong>und</strong> Unterhaltung der Arbeitslosen dienen. Ich bin der Meinung, dass das Haus<br />

den Abänderungsantrag der SPD ablehnen <strong>und</strong> unserem Antrag zustimmen sollte,<br />

damit die Erwerbslosen noch in diesem kalten Winter einmal eine warme Stube<br />

erhalten.<strong>“</strong> (2. Sitzung 1953)<br />

Bildung<br />

„Ich glaube, die Frage der Erziehung unserer Jugend <strong>und</strong> besonders auch unserer<br />

Kinder ist erst dann richtig zu ermessen, wenn wir uns noch einmal vergegenwärtigen,<br />

welch ungeheuren Schaden doch die Nationalsozialisten an diesem wertvollen<br />

Gut angerichtet haben. Wir haben nicht nur die Aufgabe heute, besonders auch<br />

in Hamburg, die Trümmer unserer Stadt zu beseitigen <strong>und</strong> sie für den Neuaufbau<br />

freizumachen, sondern wir müssen auch die geistigen <strong>und</strong> kulturellen Trümmer beseitigen.<br />

... Das Volk wurde nicht zum Denken <strong>und</strong> Handeln erzogen, sondern nur<br />

zu kriegerischen Zwecken. ... dass diese Verwaltung tatsächlich in der Praxis von<br />

allen aktiven Nationalsozialisten <strong>und</strong> Militaristen gesäubert wird. ...<br />

Warum hat eigentlich die deutsche Intelligenz bei dieser Frage im Kampf gegen<br />

den Faschismus versagt? <strong>Eine</strong> Ursache dafür mit ist, dass diese Lehrkräfte nicht<br />

verb<strong>und</strong>en waren mit der Arbeiterschaft, nicht verb<strong>und</strong>en waren mit dem werk-<br />

tätigen Volk, das wirklich der ehrlichste Kämpfer <strong>und</strong> aufrichtigste Vertreter der<br />

Demokratie ist. Daher ist es mehr als erforderlich, dass die werktätige Bevölkerung<br />

weit mehr als bisher an dem Studium an den Hochschulen <strong>und</strong> Universitäten teilnimmt.<br />

...<br />

Diese Bildungsstätten der Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen dürfen in einem demokratischen<br />

Deutschland nicht mehr ein Privileg einer bessergestellten Schicht sein.<br />

...<br />

Darüber hinaus ist es erforderlich, dass wir das gesamte Bildungssystem unseres<br />

Volkes heben müssen. Dies wird ermöglicht – das ist die Auffassung der Kommunistischen<br />

Partei – durch die Schaffung der Einheitsschule. Sie wird die praktische<br />

Begabung gleichwertig neben der theoretischen ansehen <strong>und</strong> so den Bildungsaufstieg<br />

großer Schichten unseres Volkes fördern. Sie wird den Menschen erziehen,<br />

in dem die Liebe zu unserem Volk sich verbindet mit fre<strong>und</strong>schaftlicher Gesinnung<br />

zu anderen friedliebenden Völkern. ...<br />

Um all dies dem Volk zu vermitteln, dazu gehören Lehrbücher, gehören gute Bücher;<br />

vor allen Dingen gehören endlich einmal die Geschichtsbücher in die Volksschulen<br />

überhaupt hinein. Wie wollen wir unsere Kinder erziehen, schulen <strong>und</strong><br />

ihnen auch Lehren aus unserer Vergangenheit geben, wenn heute nicht einmal die<br />

primitivste Möglichkeit gegeben wird, den Kindern Bücher in die Hand zu geben.<br />

Aber es dürfen nicht Geschichtsbücher sein, die von Herrschaftsgeschlechtern,<br />

Kriegen <strong>und</strong> Eroberungen lehren, sondern die die wahren geschichtlichen Zusammenhänge<br />

den Kindern gut vermitteln <strong>und</strong> ihnen das Schöne angewöhnen. Dazu<br />

gehören aber auch der gepflegte Klassenraum <strong>und</strong> nicht, wie ich das in einigen<br />

Fällen leider feststellen musste, dass diese Schulräume nicht einmal sauber gemacht<br />

wurden. Aber das ist eine Frage der Gesamtkultur, <strong>und</strong> ich sehe das als etwas an, was<br />

die Kinder zum Schönen erzieht. (15. Sitzung 1947)<br />

<strong>„Meine</strong> <strong>Herren</strong> <strong>und</strong> <strong>Damen</strong>! Die Militärregierung hat alle Länder angewiesen, dass<br />

die Schulspeisung in sämtlichen Schulen unentgeltlich erfolgen soll. ... In der Praxis<br />

ist das leider anders. Bringen Kinder kein Geld mit in die Schule, so erhalten<br />

sie weder Essen noch erhalten sie, wenn sie einmal Essen am Tage bekommen, die<br />

Schokolade verabfolgt. Wir sind der Meinung, dass es auch zu einer fortschrittlichen<br />

Schulreform gehört, den Kindern – ganz gleich wie sie finanziell oder sozial<br />

gestellt sind – unentgeltliches Essen zu verabfolgen. Der Senat zahlt zwar eine<br />

Summe Geldes dafür, dass einige Kinder in der Schule unentgeltlich Essen bekommen,<br />

aber praktisch reicht diese Summe nur aus für fünf bis sechs Kinder je Klasse.<br />

...<strong>“</strong> (12. Sitzung 1949)<br />

<strong>„Meine</strong> <strong>Herren</strong> <strong>und</strong> <strong>Damen</strong>! Ich habe bei der Etatberatung zum Abschnitt Schulbehörde<br />

bereits auf die Verhältnisse in der Bergedorfer Schule hingewiesen. Prak-<br />

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