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„Meine Herren und Damen!“ Magda Langhans. Eine ... - Kersten Artus

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der Stadt! Wir lehnen deshalb dieses Gesetz <strong>und</strong> den Antrag des Senats ab, weil<br />

es nicht im Interesse der Jugend ist, dass man sie von Kind auf getrennt erzieht,<br />

sondern weil es im Interesse der Jugend liegt, dass wir sie zu gemeinsamem Denken<br />

<strong>und</strong> Handeln erziehen.<strong>“</strong> (1. Sitzung 1951)<br />

Haushaltsberatungen zum Kulturetat<br />

<strong>„Meine</strong> <strong>Herren</strong> <strong>und</strong> <strong>Damen</strong>! Vor ungefähr einem Jahr erklärte Herr Bürgermeister<br />

Brauer anlässlich seiner Reise in Amerika, dass die wirtschaftliche Lage in Westdeutschland<br />

im Ganzen gesehen gut sei. Wenn man die heutige <strong>und</strong> gestrige Etatberatung<br />

betrachtet, so zeigt diese, dass die wirtschaftliche Lage nicht gut, sondern<br />

katastrophal ist <strong>und</strong> dass Herr Bürgermeister Brauer zu dieser Äußerung kein Recht<br />

gehabt hat. Die Entwicklung wird zeigen, wenn man diesen Kurs weitergeht, dass<br />

die Lage Westdeutschlands noch katastrophaler wird. Dies kommt auch bei den<br />

großen Herabsetzungen des Schuletats zum Ausdruck. Im ordentlichen Etat ist für<br />

Neubauten keine Summe vorhanden, sondern nur 4,6 Millionen DM im außerordentlichen<br />

Etat; für die Einrichtung von Klassenräumen sind nur 1,4 Millionen DM<br />

vorgesehen.<br />

Der Haushaltsausschuss schlägt vor, diesen Betrag auf 1,7 Millionen DM zu erhöhen.<br />

Da 2.500 Klassenräume benötigt werden, sind wir der Meinung, dass diese 1,7<br />

Millionen DM noch viel zu gering sind. Es würde bedeuten, wenn dieser Etat auch<br />

im nächsten Jahr nicht höher veranschlagt wird, dass die Kinder, ja, man kann sagen<br />

<strong>und</strong> die Kindeskinder noch im Zwei-Schichten-Unterricht unterrichtet werden.<br />

Des weiteren ist, wie Herr Dr. Reinhard bereits sagte, auch vom ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Standpunkt durch ein Gutachten der Schulärzte bereits bewiesen worden im Zusammenhang<br />

mit Pädagogen, dass die Einrichtungsgegenstände der Schulen unzureichend<br />

<strong>und</strong> dadurch für die Kinder große ges<strong>und</strong>heitliche Schäden zu verzeichnen<br />

sind. Wenn in einigen Schulen an Kindern in drei bis vier Schichten Unterricht<br />

erteilt wird <strong>und</strong> die Kinder auch am Nachmittag Unterricht erhalten, dann kann<br />

von den Kindern nicht soviel geleistet werden. Einige Pädagogen haben darüber<br />

Ausführungen gemacht, nach denen die Leistung der Kinder am Nachmittag nur 50<br />

Prozent gegenüber der Leistung am Morgen beträgt.<br />

Wenn man sagt, die Kinder sind diejenigen, denen man alles geben muss, denn<br />

ihnen gehört die Zukunft, dann soll man nicht nur reden, sondern auch praktisch<br />

dafür mehr tun. Wenn im nächsten Etat der Betrag für die Schulräume nicht erhöht<br />

wird, dann würde es bedeuten, dass weiterhin 38 Schulen noch den Zwei-Schichten-Unterricht<br />

bis zum Jahre 1952 durchführen müssen. Ich bin der Meinung, dass<br />

die vorgeschlagene Summe von 24 oder 26 Millionen unbedingt hätte eingesetzt<br />

werden müssen, damit die größten Nöte der Schule beseitigt werden können. Die<br />

Gesamtkosten einer gründlichen Überholung der Schulen werden vom Senat auf<br />

15 Millionen geschätzt, aber in diesem Etat soll nur 1 Million beschlossen werden.<br />

Wenn man auf diese Weise allein für die Instandsetzung der Schulen 15 Jahre<br />

braucht, dann werden die Kosten nachher nicht nur 15 Millionen betragen. Hat<br />

man ein Loch im Kleid oder Strumpf, dann ist der Schaden in zwei oder 15 Jahren<br />

weit größer, als wenn man es gleich stopft. Genau so ist es hier bei den Schulen.<br />

Die inneren Einrichtungen der Schulen werden immer mehr verfallen <strong>und</strong> die Steuerzahler<br />

werden später nicht nur 15 Millionen, sondern mindestens das Doppelte<br />

zahlen müssen.<br />

Wir sind der Meinung, dass von der Enttrümmerung der Stadt von neun Millionen<br />

ein Teil des Betrages für die Gr<strong>und</strong>überholung der Schulen verwandt werden sollte.<br />

Deshalb haben wir den Antrag gestellt, schon in diesem Etat diese Position von<br />

einer Million auf drei Millionen heraufzusetzen.<br />

Unverständlich erscheint mir auch, wenn man die Position 3802 betrachtet, dass<br />

dort ein Teilbetrag von 100.000 DM eingesetzt worden ist für Schulen, die vom<br />

Holzbock <strong>und</strong> Hausschwamm befallen sind. Es heißt in der Erklärung zum Etat,<br />

dass diese Schäden ein ungeheures Ausmaß angenommen haben. Ich kann aus<br />

meiner eigenen Erfahrung bezeugen, was es heißt, in einer Wohnung, die vom<br />

Hausschwamm befallen ist, zu leben. Wenn hier 30 bis 40 Kinder in einem Raum<br />

leben, dann ist der Hausschwamm eines der entscheidenden Momente, Bazillenträger<br />

zu sein für Ansteckung mit Tbc <strong>und</strong> anderen Krankheiten. Zum anderen droht<br />

gleichzeitig eine weitere ges<strong>und</strong>heitliche Schädigung dadurch, dass diese Kinder<br />

von Rheuma befallen werden. Meines Erachtens müssten diese Räume, die vom<br />

Hausschwamm befallen sind, von der Ges<strong>und</strong>heitsbehörde geschlossen werden.<br />

Wir sind der Meinung, dass diese 100.000 DM nicht genügen, sondern dass man<br />

den Gesamtbetrag von 300.000 DM in der Position 3802 mit aufnehmen muss.<br />

Hausschwamm <strong>und</strong> Hausbock verursachen in sehr kurzer Zeit große Schäden an<br />

den Bauten, dann aber auch, was viel wichtiger ist, ist dies für unsere Kinder von<br />

so weitgehender Gefahr, dass wir es nicht verantworten können, wenn hier nicht<br />

schnellstens Abhilfe geschaffen wird.<br />

Ein anderer Fall, welcher eine Gefahr für die Ges<strong>und</strong>heit unserer Kinder bedeutet,<br />

sind die Toilettenverhältnisse in den einzelnen Schulen. Die Position, die hierfür<br />

eingesetzt ist, reicht nicht aus. Ich möchte nur ein Beispiel anführen, deren es mehrere<br />

gibt, die Schule Billbrookdeich, wo keine Kanalisation vorhanden ist, wo 930<br />

Kinder in acht Klassen unterrichtet werden <strong>und</strong> diese 930 Kinder in den Pausen zur<br />

Toilette strömen, weil zu wenig Toiletten vorhanden sind. In diesem Gedränge –<br />

das ist ganz klar <strong>und</strong> logisch – können die Kinder sich beschmutzen <strong>und</strong> es ist vom<br />

hygienischen Standpunkt aus ein Herd der Seuche. Man kann die Kinder nicht froh<br />

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