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„Meine Herren und Damen!“ Magda Langhans. Eine ... - Kersten Artus

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Kunstausstellungen<br />

<strong>„Meine</strong> <strong>Herren</strong> <strong>und</strong> <strong>Damen</strong>! ... Wenn man etwas zurückblickt, kann <strong>und</strong> muss man<br />

leider feststellen, dass nach der Währungsreform von den Malern <strong>und</strong> bildenden<br />

Künstlern nur 15 Prozent Verkäufe getätigt worden sind <strong>und</strong> die Notlage der bildenden<br />

Künstler ungeheuer groß ist. Wir haben in Hamburg 860 bildende Künstler,<br />

die zum großen Teil ein trostloses Leben führen – auch das möchte ich Frau<br />

Westendorf (SPD-Fraktion, K.A.) sagen –, sie haben nicht einmal das Geld, um die<br />

nötigen Unkosten derartiger Ausstellungen zu decken. Auch daran scheitert es sehr<br />

häufig. Aber ich glaube auch nicht, dass die Ursachen dafür, dass keine Käufe getätigt<br />

worden sind, in den von Herrn Dr. Biermann-Ratjen (FDP-Fraktion, K.A.) angegebenen<br />

Gründen liegen. Worin liegen sie? Sie hängen mit der allgemeinen Entwicklung<br />

zusammen. Die Kreise, die wohl Kunstliebhaber sind, haben infolge der<br />

schlechten Lebenslage gar nicht die Möglichkeit, sich irgendwie ein Bild zu kaufen.<br />

Ich glaube, es ist für die Hamburger Kulturbehörde doch beschämend, wenn man<br />

sieht, dass mit staatlichen Mitteln vom Jahre 1949 bis Ende 1950 insgesamt nur<br />

72 Käufe getätigt worden sind. Davon entfallen auf die Hamburgische Secession 1<br />

neun Ankäufe, auf den Hamburger Künstlerverein sieben, auf den Kleinen Künstlerring<br />

drei <strong>und</strong> den Baukreis Hamburg nur fünf Ankäufe. Es kommen noch einige<br />

Käufe hinzu von Mitgliedern der freien Berufsverbände. Ich denke, man könnte<br />

zum Beispiel unsere Schulen geschmackvoller ausstatten, es sollten nicht nur einfache<br />

Bilder, die mit Papier zusammengeklebt sind, an den Wänden hängen. Den<br />

Kindern ist durch einen solchen Ankauf der Geschmack für künstlerisches Schaffen<br />

beizubringen, so dass sie gleichzeitig mit für diesen Beruf interessiert werden. Es<br />

haben zum Beispiel von Bonn aus 49 Künstler irgendwelche Aufträge bekommen.<br />

Von Bonn aus ist auch gefordert worden, dass die Künstler Eingaben machen sollten.<br />

Was war das Ergebnis? Von 49 Bildern sind nur 16 angekauft worden. Diese<br />

33 Künstler haben neben ihrer Arbeit noch die Transportkosten <strong>und</strong> alles mögliche<br />

zu zahlen. Die Rückwirkung ist, dass diese künstlerischen Kreise in noch größeres<br />

Elend hineinkommen.<br />

Ich glaube, dass man den Antrag von Herrn v. Fisenne (CDU-Fraktion, K.A.) unterstützen<br />

muss im Interesse dieser künstlerischen Kreise; aber der Senat ist eindringlichst<br />

aufzufordern, nicht nur eine Erklärung dazu abzugeben, sondern er muss für<br />

die Künstler die Möglichkeit schaffen, sich irgendwie lebhaft <strong>und</strong> anteilig zu beteiligen.<br />

Wenn von Frau Westendorf gesagt wurde, man könnte diese oder jene Bilder<br />

nicht bringen, so glaube ich, dass das Geschmackssache ist, wie man so sagt, der<br />

eine liebt die Mutter, der andere liebt die Tochter! (Heiterkeit.)<br />

1 Die Hamburger Secession war eine Künstlervereinigung <strong>und</strong> hatte etwa 55 Mitglieder, darunter auch<br />

Architekten <strong>und</strong> Literaten.<br />

Ich bin vielmehr dafür, dass man versuchen sollte, aus dem Leben des Volkes zu<br />

schöpfen <strong>und</strong> diese künstlerischen Bilder dem Volke etwas näher zu bringen. Ich<br />

denke, dass hier der Kulturbehörde die erste Pflicht auferlegt werden sollte, die<br />

Volksschulen besser auszugestalten. Dadurch hätten unsere Künstler schon sehr<br />

viel zu schaffen <strong>und</strong> ich denke, dass auch das Geld in Hamburg dafür vorhanden<br />

ist. Anstatt dass man anderen Anträgen zustimmt, die nicht dieser künstlerischen<br />

Entwicklung im Frieden dienen, wenn man für Hilfspolizei <strong>und</strong> dergleichen Mittel<br />

bewilligt, bin ich der Meinung, dass es besser ist, diesen künstlerischen Kreisen<br />

Mittel zur Verfügung zu stellen.<strong>“</strong> (9. Sitzung 1951)<br />

Wissenschaft<br />

<strong>„Meine</strong> <strong>Herren</strong> <strong>und</strong> <strong>Damen</strong>! In der Mitteilung des Senats heißt es auf der ersten Seite,<br />

dass diese Mittel für Zweckforschungseinrichtungen der Wissenschaft dienen<br />

sollen. Die Kommunistische Fraktion legt sich die Frage vor, welcher Zweckforschung<br />

diese Sache dient. In wessen Dienst soll sie gestellt werden <strong>und</strong> in wessen<br />

Händen liegt die Verwaltung <strong>und</strong> die Führung dieser wissenschaftlichen Institute?<br />

Die Regierung, die hier in der B<strong>und</strong>esrepublik besteht, ist, wie ja letztens ein Abgeordneter<br />

des B<strong>und</strong>esparlaments sagte, eine Regierung der Millionäre, die die Interessen<br />

der Großindustriellen, der Konzerne <strong>und</strong> Bankherren vertritt, der Menschen<br />

à la Pferdmenges 1 <strong>und</strong> Mannesmann, die einmal das Volk in die Katastrophe geführt<br />

haben <strong>und</strong> abermals einen Krieg vom Zaun brechen wollen. Diese Regierung<br />

bietet uns nicht die Gewähr dafür, dass die wissenschaftliche Forschung friedlichen<br />

Zwecken dient <strong>und</strong> damit dem Nutzen des Volkes.<br />

Ein weiteres Moment erscheint uns sehr wichtig – auch darüber hat die Presse vor<br />

einigen Tagen wiederum geschrieben – <strong>und</strong> zwar dass, so lange die Besatzungsmächte<br />

hier weilen, keine Garantie gegeben ist, dass aus den Erfolgen der Wissenschaft<br />

kommende Patente wirklich in den Händen des deutschen Volkes verbleiben.<br />

(Zuruf von Wilken (CDU): Die Zeißwerke sind auch in Russland!) Das wissen<br />

Sie wohl, dass die Zeißwerke in Jena bereits wieder eine Beschäftigungszahl von<br />

3.000 Personen haben! (Zuruf von Wilken: Und trotzdem ist das Hauptwerk in Russland!)<br />

Es handelt sich um Werke, über die ja im Potsdamer Abkommen beschlossen<br />

worden war. (Zuruf von Büll (FDP): Wie herrlich, dass Sie sich über das Potsdamer<br />

Abkommen freuen!)<br />

Meine <strong>Herren</strong> <strong>und</strong> <strong>Damen</strong>! Diese Militärregierungen haben, wie die Presse meldete,<br />

wiederholt Patente entwendet, die nicht dem deutschen Volk zurückgegeben<br />

1 Robert Pferdemenges war Bankier <strong>und</strong> B<strong>und</strong>estagsabgeordneter der CDU <strong>und</strong> galt als wichtigster<br />

Finanzberater <strong>und</strong> enger Fre<strong>und</strong> von Konrad Adenauer.<br />

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