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Friedrichstraße, um 1930<br />
Conférencier<br />
(weibl. Conférencieuse)<br />
Die Bezeichnung leitet sich<br />
aus dem französischen<br />
Maître de Conférence her.<br />
Im Englischen ist der<br />
Master of Ceremonies, (M.C.) der<br />
Moderator einer Veranstaltung,<br />
der die Künstler ankündigt und<br />
durch seine Zwischeneinlagen<br />
das Programm am Laufen hält.<br />
Der Begriff kommt aus der<br />
frühen Kirche, wo der<br />
Zeremonienmeister für den<br />
korrekten Ablauf der Rituale<br />
und liturgischen Feiern<br />
verantwortlich war. Ihren<br />
Höhepunkt erreichten<br />
die Conférenciers in den 1920er<br />
und 1930er Jahren, der Blütezeit<br />
der Varietés, Kabarette und<br />
Revuen. In der Hip-Hop-Kultur<br />
lebte die Bezeichnung<br />
ab den 1970ern durch<br />
MC oder emcee wieder auf.<br />
Bereich stand nicht zuletzt in »konservativ-revolutionären« Denkzirkeln die<br />
hymnisch gepriesene »deutsche Kultur« einer mit Schmähungen und Hass<br />
überzogenen »westlichen Zivilisation« gegenüber. Im Falle der massenkulturellen<br />
Entwicklung Weimars von Amerikanisierung zu sprechen, mag einiges<br />
für sich haben; für die politische und mentalitätsgeschichtliche Ebene konnte<br />
sich die amerikanische Demokratie indes kaum als Vorbild durchsetzen.<br />
Christopher Isherwood, der englische Schriftsteller, auf dessen Erzählungen<br />
der Stoff des Musicals zurückgeht, war homosexuell. Während seiner<br />
Zeit in Berlin arbeitete er am 1933 geschlossenen Institut für Sexualwissenschaft<br />
von Magnus Hirschfeld. Wie tolerant war das Berlin dieser Zeit<br />
Homosexuellen gegenüber?<br />
Insgesamt erlebte Deutschland während der Weimarer Republik einen offeneren<br />
Umgang mit Sexualität als zuvor. Doch Homosexualität blieb ein Tabu.<br />
Das Strafgesetzbuch (§ 175) stellte männliche homosexuelle Handlungen unter<br />
Strafe. Das galt demnach nicht für weibliche Homosexualität, die weniger<br />
verpönt war und sich vergleichsweise offen zeigen durfte, galt sie doch häufig<br />
eher als Spielerei denn Perversion. Freilich machte die Sexualwissenschaft<br />
während der Weimarer Republik Fortschritte. Ein Pionier in dieser Hinsicht<br />
war Magnus Hirschfeld, der sich stark in der Homosexuellenbewegung engagierte.<br />
Im Jahr 1929 erschien sein Grundlagenwerk »Sexualgeschichte der<br />
Menschheit«. Einen tatkräftigen wie wortgewandten Mitstreiter fand der von<br />
Rechtsradikalen und Antisemiten angefeindete Hirschfeld mit Kurt Hiller in<br />
einem der bekanntesten Weimarer Publizisten. Gemeinsam mit Hirschfeld<br />
kämpfte der promovierte Jurist im »Wissenschaftlich-humanitären Komitee«<br />
für die Rechte Homosexueller und kritisierte den Strafrechtsparagraphen<br />
175 als »Schmach des Jahrhunderts«.<br />
Herr Prof. Gallus, vielen Dank.<br />
Die Fragen stellte Musiktheaterdramaturg Bernd Hobe.<br />
Für das Programmheft musste das Interview gekürzt werden.<br />
Die vollständige Version können Sie im Internet auf www.volkstheater-rostock.de nachlesen.<br />
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