Das Argument 98 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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670 Tagung sb ericht<br />
zwischen Charakteristika von Gesellschaftsformationen und zugerechnetem<br />
Überbau. H. B ö h m e und H. L a n g e (Bremen) behandelten das<br />
Verhältnis Wissenschaft/Technik nicht wissenschaf ts-, sondern gesellschaftstheoretisch<br />
unter dem Blickwinkel der sozialökon. Determiniertheit in der<br />
Produktion. G. A h r w e i l e r und R. Rilling ging es um „Prioritäten in<br />
der Wissenschaftssoziologie der BRD" : während Ahrweiler sich gegen zwei<br />
bürgerliche Strömungen — die kognitive (Tenbruck) und die mikrosoziolog.<br />
(Weingart) Reduktion — wandte, forderte Rüling als Prioritäten marxistischer<br />
Forschung die Probleme der Vergesellschaftung, der Subsumtionszyklen<br />
und der Verantwortung von Wissenschaft. K. B a y e r t z (Bremen)<br />
suchte die Dichotomie von theoretischer und empirischer Ebene durch die<br />
Unterscheidung von „Forschungsgegenstand" und „Untersuchungsobjekt"<br />
zu überwinden. H. J. S a n d k ü h l e r kritisierte eine Auffassung von<br />
wiss. Tätigkeit „als sozial-unspezifischer Reflex einer abstrakt als homogen<br />
unterstellten Gesellschaft" und betonte ihren Charakter als „ideelle Form<br />
des Klassenkampfes wie auch Teilelement im System der materiellen Produktion/Reproduktion".<br />
G. K r ö b e r (DDR) verwies auf die volle Übernahme<br />
des Marxschen Arbeitsbegriffs (stoffl. Charakteristika/ökon. Formbestimmtheit)<br />
<strong>für</strong> die wiss. Tätigkeit gegenüber früheren Analogie-Vorstellungen<br />
und hob hervor, daß im Sozialismus in die Struktur theoretischer<br />
Prozesse zunehmend gesellschaftliche Bedürfnisse eingehen.<br />
III. Sektion Dialektik und Logik der Politischen Ökonomie: Hier standen<br />
unter Leitung von H. R e i c h e l t (Bremen) drei Positionen zur Debatte.<br />
J. B i s c h o f f entwickelte am Abschnitt über vorbürgerliche Epochen<br />
aus den „Grundrissen" seine bekannten Thesen von der nichtkonstitutiven<br />
Funktion der historischen Analyse im Begründungszusammenhang<br />
der Pol.ök., der Überflüssigkeit von Erkenntnistheorie und der Äußerlichkeit<br />
des Monopols in der Entwicklung des Kapitalismus. In diese Richtung<br />
eines Ahistorismus qua Reduzierung des Marxschen Vorgehens auf logische<br />
Deduktion gingen auch die Beiträge von U. K r a u s e (Bremen) und<br />
H. W a s m u s (Münster). Eine zweite Art, Marx „nachzudenken" (Bischoff),<br />
wurde von H. R e i c h e l t , seinen Schülern und K. P s y c h o p e d i s<br />
(Göttingen) vorgeführt. Ihre Beiträge zielten darauf ab, mittels begriffsgeschichtlicher<br />
Analysen (Kraft-Wesenskräfte-Produktivkraft) und der<br />
Nachzeichnung von Denkfiguren von Hegel über Feuerbach, Frühschriften<br />
bis zum „Kapital" die bürgerliche Beschränktheit des Marxschen Denkens<br />
nachzuweisen, wobei die Produktivkraftentwicklung, unabhängig von der<br />
ges. Aneignungsweise gedacht, als „abstrakte Negation der Individualität"<br />
den besonderen Stein des Anstoßes darstellte. Nichtaufgegebene Psychologisierung<br />
der reifen Schriften („Entfremdung", „Charaktermaske"), Pseudoökonomisierung<br />
der Frühschriften („Wesenskräfte"/„Produktivkräfte"),<br />
das Nichtbegreifen des qualitativen Umschlags mit der 6. Feuerbachthese<br />
sowie die Ausblendung aller politisch-praktischen Konstitutionsbedingungen<br />
der Marx-Engelsschen <strong>Theorie</strong> beleuchteten die Stagnation dieser<br />
Richtung seit Reichelts „Zur logischen Struktur des Kapitalbegriffs" von<br />
1970. Auf die revolutionäre Funktion der Dialektik dagegen hoben ab die<br />
Beiträge von Ch. Strawe und E. H o f f m e i s t e r (Bremen). Während<br />
Strawe sich an der Widerspruchsproblematik mit Popper auseinandersetzte,<br />
bestand das Verdienst von Hoffmeisters Referat darin, die <strong>für</strong> die<br />
Sektionsthematik relevanten, neueren wissenschaftlichen Ergebnisse (Sève,<br />
Haug, Holzkamp) in Erinnerung zu rufen und sie mit den Positionen Bischoffs<br />
und Reichelts, die dieser Auseinandersetzung ausgewichen waren,<br />
zu konfrontieren. Christa Thoma-Herterich (Münster)<br />
DAS A R G U M E N T <strong>98</strong>/1976 ©