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Das Argument 98 - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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714 Besprechungen<br />

Die verzerrte Darstellung der innerparteilichen Willensbildung<br />

hat, nach dem Verdikt des Bundesverfassungsgerichtes im KPD-<br />

Verbotsurteil, in dem sowohl der demokratische Zentralismus als<br />

auch jegliche Ersatz- oder Nachfolgeorganisation verboten wurden,<br />

eindeutig Auff orderungscharakter in Richtung auf ein Verbot auch der<br />

DKP. Freilich lassen die Verf. selbst diese Frage unbeantwortet und<br />

bezeichnen die DKP als eine „z. Zt. . . . verfassungswidrige, aber<br />

nicht verbotene Partei" (56), über deren Verfassungswidrigkeit zwar<br />

„keine offene", aber doch „Übereinstimmung" bestehe (53). Die Behauptung,<br />

die DKP könne „ungehindert agieren" (56), wirkt zynisch<br />

angesichts des Damoklesschwertes, das mit der hier vorgelegten <strong>Argument</strong>ationslinie<br />

über sie zu hängen versucht wird.<br />

Der die beiden anderen Teile kennzeichnende Versuch eines Nachweises,<br />

SDAJ und MSB seien „Nebenorganisationen" (9, 53) der so<br />

beschriebenen DKP, wird ausschließlich mit deren marxistischer<br />

Orientierung und <strong>Theorie</strong> und Belegen <strong>für</strong> ihre freundschaftliche<br />

Verbundenheit mit der DKP gemacht. Hier bemühen sich die Verf.<br />

nicht mehr groß, irgendeine angebliche Verfassungswidrigkeit zu<br />

beweisen — scheint ihnen dies doch durch das Verhältnis der beiden<br />

Verbände zur DKP vorab erwiesen. Offensichtlich wird mit dieser<br />

„Analyse" angestrebt, den insinuierten Charakter der DKP als<br />

„Nachfolge- oder Ersatzorganisation" der KPD und die Inkriminierung<br />

des demokratischen Zentralismus zur Grundlage einer Apologie<br />

des Hamburger Berufsverbote-Erlasses und der Ministerpräsidentenbeschlüsse<br />

auch gegen Nicht-Mitglieder der DKP zu machen.<br />

Die Veröffentlichung nimmt es mit der wissenschaftlichen Redlichkeit<br />

nicht allzu genau. Der Schein faktenmäßig belegter Objektivität<br />

bricht sich rasch in Geschichtsfälschungen, in Quellenbelegen teils<br />

fragwürdiger Provenienz und in systematisch manipulativen Fehlinterpretationen.<br />

So wird die Darstellung eingeleitet mit der Behauptung<br />

der „Zwangsvereinigung" von KPD und SPD in der SBZ<br />

und der angeblichen Ablehnung der Vereinigung durch „die" SPD<br />

in den Westzonen (10). Berichte über „Säuberungen" in der DKP<br />

wegen des „ganz offensichtlich" „wahre(n) Grund(es)" innerparteilicher<br />

Differenzen über die Ereignisse in der CSSR, die angeblich<br />

Mitte 1970 bis März 71 auftraten, werden ausgewiesen mit der Hannoverschen<br />

Allgemeinen Zeitung — und zwar vom Dezember 1971<br />

(19), über ein angeblich „gewaltsam(es)" Vorgehen gegen SDAJ-<br />

„Abweichler" überhaupt nicht (34). „Man" — nämlich das Bundesinnenministerium<br />

— „nimmt an", die Spenden <strong>für</strong> die DKP seien<br />

gar „keine echten Spenden" (17). Aus dem Satz des früheren MSB-<br />

Vorsitzenden, es gebe „keine friedliche Koexistenz zwischen marxistischer<br />

und bürgerlicher Wissenschaft", wird: „Es (kann) — nach der<br />

Eroberung der ,Produktionsstätte Hochschule' — <strong>für</strong> bürgerliche<br />

Ideologien und Wissenschaftler' keinen Platz mehr geben" (49). Und<br />

schließlich wird der Begriff eines „marxistischen (!) Dachverbandes<br />

der Studentenschaften", den angeblich MSB und SHB <strong>für</strong> den vds<br />

entwickelten, einfach erfunden (49).<br />

DAS ARGUMENT <strong>98</strong>/1976 ©

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