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Schlussbericht - interkultur.pro

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 45 – Drucksache 16/7000<br />

Kulturhistorische Perspektiven und Brüche<br />

Historische Bedingungen, insbesondere auch die 40-jährige Teilung Deutschlands,<br />

aber auch regionale Unterschiede haben in Deutschland eine Vielfalt kultureller<br />

Identitäten hervorgebracht. Nicht Homogenität, sondern eine Vielzahl von kulturellen<br />

Formen und Ausführungen konnte als Teil des westlichen Kulturkreises tradiert<br />

und entwickelt werden. Zugleich inspirierte der kreative Austausch die künstlerischen<br />

Prozesse. In der ästhetischen Kommunikation der Gegenwart gilt es, eigene<br />

Traditionen nicht zu verleugnen und den <strong>interkultur</strong>ellen Dialog ebenso zu suchen<br />

wie anzuregen.<br />

Die größte Katastrophe der deutschen Geschichte, der Nationalsozialismus, markiert<br />

den stärksten Bruch in unserer Kulturgeschichte. Er führte zur Vernichtung und Vertreibung<br />

der Juden, zur Verfolgung Andersdenkender, zum Exodus von Künstlern.<br />

Damit wurden auch künstlerische und ästhetische Traditionslinien eliminiert, die in<br />

besonderer Weise unsere Kultur geprägt haben. Aus diesen Erfahrungen erwächst<br />

eine besondere Sensibilität für den elementaren Wert der Freiheit der Kunst.<br />

Kultur und Identität<br />

Im Zeitalter der Globalisierung und Internationalisierung bedarf es der identitätsstiftenden<br />

Wirkung von Kunst und Kultur. Kunst bietet Einsichten und Orientierungen.<br />

Ihre Bedeutung für die Entwicklung der Persönlichkeit, im Sinne der eigenen kreativen<br />

Praxis und im Sinne der Fähigkeit zu sehen, zu hören, zu erleben und andere<br />

Perspektiven einzunehmen, verleihen Kunst und Kultur ihre sozialisierende Kraft.<br />

Die Entwicklung und Unterstützung dieser Fähigkeiten ist eine elementare Aufgabe<br />

der Familien und – in zunehmendem Maße – der Bildungseinrichtungen sowie der<br />

Medien.<br />

Kultur und europäische Integration<br />

Jede Kultur lebt auch von ihren Beziehungen zu anderen Kulturen. Das moderne<br />

Europa steht vor großen Herausforderungen. Das Zusammenwachsen Europas in der<br />

Europäischen Union erfordert die Anerkennung der Vielfalt kultureller Traditionen<br />

und Identitäten. Die Schaffung einer Einheit in der Vielfalt muss das Leitmotiv der<br />

europäischen Integration bleiben. Migration erfordert erweiterte Anstrengungen zur<br />

Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Das verlangt Achtung vor unterschiedlichen<br />

kulturellen Prägungen und die gegenseitige Bereitschaft zum kulturellen<br />

Dialog.<br />

Kulturelle Bildung<br />

Wir befinden uns mitten in einem Prozess von Umbrüchen, deren kulturelle Tragweite<br />

bislang erst zu ahnen ist. Viele Grundmuster der Sozialisation, wie sie durch<br />

Familie, Religion und Ausbildung geprägt waren, verändern sich. Dadurch gewinnen<br />

kulturelle Bildung und ästhetische Sensibilisierung an Bedeutung. Diese nehmen in<br />

den Untersuchungen der Enquete-Kommission einen großen Raum ein. Kulturelle<br />

Bildung stärkt die Sensibilität dafür, dass kulturelle Vielfalt und kulturelle Differenz<br />

zwischen Regionen, Milieus, Ethnien und Geschlechtern und auch zwischen den Generationen<br />

eine kostbare Entwicklungsressource der Gesellschaft sind. Die Einbettung<br />

kultureller Bildung in die allgemeine Bildung und die Stärkung kultureller<br />

Bildung im Allgemeinen sind von grundlegender Bedeutung für die Entwicklungsfähigkeit<br />

unserer Gesellschaft. Kultur ist ein Schlüssel zur Gesellschaftsentwicklung.<br />

4. Kulturförderung in ihrer Vielfalt sichern<br />

Kulturförderung der öffentlichen Hand<br />

Dem hohen Stellenwert der Kultur entspricht die Kulturförderung der öffentlichen<br />

Hand. Anders als beispielsweise im angloamerikanischen Raum sichert die öffentliche<br />

Förderung von Kunst und Kultur die Grundausstattung der kulturellen Institutionen.<br />

Von den insgesamt 7,84 Mrd. Euro, die 2005 in die öffentliche Kulturförderung<br />

investiert wurden, entfielen 3,34 Mrd. Euro auf die Länder und 3,39 Mrd. Euro auf<br />

die Kommunen. Der Bund beteiligte sich mit etwas mehr als einer Mrd. Euro an der

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