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Schlussbericht - interkultur.pro

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Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 7 – Drucksache 16/7000<br />

Aus dem Aschenbrödel ist eine ansehnliche Braut geworden. Der Beauftragte für<br />

Kultur und Medien sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

haben eine gemeinsame „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft“ gestartet. Über<br />

spezielle Förderinstrumente für die Kultur- und Kreativwirtschaft wird nachgedacht.<br />

Und das ist gut so.<br />

Denn Kulturgüter sind auch Wirtschaftsgüter. Allerdings ist die Kultur kein Wirtschaftszweig<br />

wie andere. Kulturelle Güter sind immer beides: Sie sind Träger von<br />

Ideen, von Wertvorstellungen und wirtschaftliche Güter, die auf Märkten gehandelt<br />

werden.<br />

Zu lange galten Kultur und Wirtschaft gerade in Deutschland als unvereinbarer Gegensatz.<br />

Doch diese Berührungsängste lösen sich auf – glücklicherweise. Kultur<br />

nicht als Wirtschaftszweig zu begreifen wäre nicht nur naiv. Die Kulturpolitik würde<br />

sich damit in Haushaltsdebatten um ein wichtiges Argument bringen, denn die Kulturwirtschaft<br />

hat sich zu einer Zukunftsbranche mit Wachstums- und Beschäftigungspotenzial<br />

entwickelt. Hier entstehen Arbeitplätze und Wertschöpfung – vor<br />

allem in Klein- und Kleinstunternehmen. Sie sind das Kraftzentrum der Kulturwirtschaft<br />

und der Beginn der Wertschöpfungskette.<br />

Die Kultur als Wirtschaftszweig mit großen Chancen zu behandeln bedeutet weder<br />

eine Entwertung der Kultur noch eine Bedrohung ihrer gesellschaftlichen Bedeutung.<br />

Vielmehr trägt der Wirtschaftsbereich Kultur zur Sicherung eines vielfältigen<br />

kulturellen Lebens in Deutschland bei.<br />

Kunst braucht ihre Freiräume, in denen Künstler sich auf ihr Schaffen konzentrieren<br />

können, ohne sich Gedanken über die kommerzielle Verwertbarkeit zu machen.<br />

Viele bedeutende Werke haben wir gerade dieser kom<strong>pro</strong>misslosen Haltung zu verdanken.<br />

Andererseits würde die Kulturbranche sich selbst einschränken, wenn allein<br />

die Unabhängigkeit von wirtschaftlichen Überlegungen zum Maßstab für künstlerisches<br />

Schaffen erhoben würde.<br />

Neben der Politik sind insbesondere die Künstler selbst gefordert, sich nicht nur diesem<br />

Thema zu widmen. Denn nur so können sie auf die Ausgestaltung der politischen<br />

Rahmenbedingungen Einfluss nehmen. Und das ist auch zur dringenden Verbesserung<br />

ihrer eigenen sozialen und wirtschaftlichen Lage erforderlich.<br />

Wenn jemand eine kreative Leistung erbringt, muss er die Chance haben, für diese<br />

Leistung auch angemessen entlohnt zu werden. Doch die Einkommen vieler Künstler<br />

und Kulturschaffenden in Deutschland sind beschämend niedrig. Im Durchschnitt<br />

verdienen sie gerade 11 000 Euro <strong>pro</strong> Jahr, viele haben mit großen Schwankungen zu<br />

kämpfen. An die Bildung von Rücklagen für die Alterssicherung ist bei einem solchen<br />

Einkommen nicht zu denken.<br />

Trotz der geringen Verdienstaussichten nimmt die Zahl der selbstständigen Künstlerinnen<br />

und Künstler seit Jahren zu. Als Reaktion auf einen schwierigen Arbeitsmarkt<br />

bleibt häufig nur der Weg in eine ungewisse Selbständigkeit. Denn gleichzeitig ist es<br />

auf der Nachfrageseite zu keiner Steigerung gekommen. Zwar haben sich die Umsätze<br />

und Gewinne in der Branche positiv entwickelt. Doch nur wenige Künstlerinnen<br />

und Künstler haben daran auch teil. Aus ihrer Situation folgt eine Verantwortung<br />

des Staates, der besonderen Aufgabe und Lage von Künstlern und Kulturschaffenden<br />

gerecht zu werden.<br />

So hat die vor Jahren beschlossene Verkürzung der Rahmenfrist dazu geführt, dass<br />

gerade Schauspieler mit häufig wechselnden und kurzen Engagements kaum mehr<br />

die erforderliche Anwartschaftszeit für den Bezug von Arbeitslosengeld I erfüllen.<br />

Hier besteht aus unserer Sicht Handlungsbedarf. Dieser setzt sich über die Beratung<br />

durch die Arbeitsagenturen fort bis zu Fragen der Sicherung im Alter.<br />

Zwar besteht mit der Künstlersozialkasse ein weltweit einmaliges Instrument für die<br />

soziale Absicherung von Künstlern und Publizisten im Falle von Krankheit und Alter.<br />

Aber mit der Zahl der Kulturschaffenden steigt die Zahl der in der Künstlersozialkasse<br />

versicherten Selbständigen. Der Finanzbedarf der Künstlersozialkasse<br />

hat sich dadurch in den letzten Jahren massiv erhöht.

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