Ausgabe 06/10 - Steiermark Panorama
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13 Tage neujahr<br />
Ein reisebericht über China<br />
Teil 3: metropole für millionen und umfallende Fahrräder<br />
Nachdem wir rund eine Woche in der<br />
Gegend um Yichang und den berühmten<br />
Drei Schluchten verbracht hatten, machten<br />
wir uns auf den Weg nach osten.<br />
Es ging im Auto nach Shanghai und es<br />
wurde ein Trip, der mir vor Allem durch<br />
zweierlei Dinge sehr stark in Erinnerung<br />
geblieben ist. Da waren zum einen die<br />
riesigen, mit Menschenmassen überlaufenen<br />
raststätten an den Autobahnen,<br />
sowie die etwas anarchisch anmutende<br />
Fahrweise der chinesen. Da sich zum<br />
Zeitpunkt unserer Fahrt richtung osten<br />
auch halb china auf den Heimweg<br />
von den Neujahrsfeiern machte, war<br />
auf den Straßen viel los und jeder versuchte,<br />
das Verkehrsaufkommen auf<br />
seine Weise zu bewältigen. Dabei wurde<br />
links als auch rechts überholt, zum Teil<br />
unter Einbeziehung des Pannenstreifens.<br />
Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />
dienten in der regel mehr als grobe<br />
Empfehlung denn als Gebot und doppelte<br />
Sperrlinien wurden oft nur dann<br />
beachtet, wenn sie sich mit den eigenen<br />
Vorstellungen vom Verkehrsfluss zufällig<br />
überschnitten. Was mich am meisten<br />
verwunderte war aber, dass es nicht an<br />
allen Ecken krachte. Trotz des chaotisch<br />
anmutenden Verkehrs schienen die chinesischen<br />
Fahrer alles im Griff zu haben<br />
und so gelangten auch wir unbeschadet<br />
an unser Ziel.<br />
Skyline von Shanghai<br />
48 |<br />
Ein Meer aus Häusern<br />
Shanghai ist riesig. Die Stadt hat mehr<br />
als 13 Millionen Einwohner, das gesamte<br />
ballungsgebiet 18 Millionen.<br />
Selbst bei fließendem Verkehr benötigt<br />
man auf der Autobahn eine gefühlte<br />
Ewigkeit, bis man aus den randbezirken<br />
kommend die Innenstadt erreicht.<br />
Shanghai erscheint weniger gedrängt<br />
als zum beispiel New York, doch trotzdem<br />
ist es sehr beeindruckend. Im Zentrum<br />
bilden das Shanghai World Financial<br />
center sowie der Jin Mao Tower die<br />
höchsten Gebäude der Stadt. 2014 soll<br />
der über 630 Meter hohe Shanghai Tower<br />
fertig gestellt werden und die ohnehin<br />
schon imposante Skyline der Stadt<br />
noch weiter bereichern. bekannt ist<br />
auch der Shanghaier Fernsehturm Perle<br />
des orients, 267 Meter hoch und mein<br />
persönlicher Top Anwärter auf den Titel<br />
„hässlichstes Gebäude in ganz china“.<br />
obwohl es knapp werden könnte,<br />
da der chinaPavillion, der anlässlich<br />
der Expo 20<strong>10</strong> in Shanghai errichtet<br />
wurde, ebenfalls von ausgesprochener<br />
Scheußlichkeit ist. Auf jeden Fall steht<br />
der Fernsehturm im Kontrast zu den<br />
ästhetisch ansprechenderen Hochhäusern,<br />
die ihn flankieren.<br />
Wie bereits angedeutet wird in Shanghai<br />
viel gebaut. Überall schießen neue<br />
Wolkenkratzer in die Höhe und ganze<br />
Straßenzüge werden platt gemacht um<br />
neuen Gebäuden zu weichen. In Shanghai<br />
gibt es nur mehr wenige alte Viertel,<br />
die bulldozer und Abrissbirne überlebt<br />
haben. Hier haben sich cafés und kleine<br />
Geschäfte angesiedelt und als wir<br />
im warmen Frühlingswetter durch die<br />
engen Gassen schlenderten, strahlten<br />
sie ein beinahe italienisches Flair aus.<br />
Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn<br />
man an den bund eine 1,5 Kilometer<br />
lange Uferpromenade am westlichen<br />
Ufer des HuangpuFlusses kommt. Da<br />
Shanghai für die europäischen Kolonialmächte<br />
ein Einfallstor nach china war,<br />
siedelten sich hier zahlreiche westliche<br />
Firmen und banken an, so dass sich nun<br />
ein kolonialer Protzbau an den anderen<br />
reiht. Dadurch erscheint Shanghai im<br />
Gegensatz zu Peking oder anderen chinesischen<br />
Großstädten wie eine westliche<br />
Stadt.<br />
In Shanghai leben viele sehr reiche Menschen.<br />
Das merkt man unter anderem<br />
auch an den Geschäften in den großen<br />
Einkaufsstraßen. Gucchi und Prada<br />
bieten dort ihr Geschmeide zu saftigen<br />
(westlichen) Preisen an und in den Autohäusern<br />
finden sich neben Audi und<br />
Mercedes Marken wie Maybach, Jaguar<br />
oder Ferrari. Als wir uns im Zuge eines<br />
Abendspazierganges an all dem Neon,<br />
Protz und reichtum satt sahen, stieß<br />
mich meine Freundin plötzlich an und<br />
deutete auf einen 30stöckigen Klotz<br />
mit weißer Fassade and Goldornamenten.<br />
„Wenn du in diesem Gebäude ein<br />
Apartment kaufen möchtest, musst du<br />
für den Quadratmeter mehr als 15.000<br />
Euro bezahlen.“ Wie ich weiter erfuhr,<br />
schien der Verkauf der Wohnungen etwas<br />
schleppend zu verlaufen, was mich<br />
angesichts der vielen Manager und businessTypen,<br />
die mit Laptop und Anzug<br />
aus den bankTowern strömten doch<br />
etwas überraschte. „Was soll’s“ dachte<br />
ich, „so bleibt mehr Auswahl für mich.“<br />
Und tatsächlich, nur noch ein bisschen<br />
sparen und schon gehört der erste Quadratmeter<br />
mir.