"Kooperation Schule/Verein"?? - Bushido Oberkirch
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Vereine<br />
Workshop<br />
Gruppe 2 beim Pratzentraining<br />
Melanie Hinz-Ernst<br />
und Leo Martin<br />
14<br />
Gewalt gegen Frauen - Nicht bei uns!<br />
Aktionstag in der Karateschule Bad Säckingen<br />
Text und Fotos Melanie Hinz-Ernst, Frauenreferentin, Karateschule Bad Säckingen e.V.<br />
Zum Internationalen Frauentag am 08.03.2008 hat<br />
der Deutsche Olympische Sportbund in <strong>Kooperation</strong><br />
mit anderen Partnern die Aktion "Gewalt gegen<br />
Frauen-Nicht bei uns!" ins Leben gerufen. Schwerpunkte<br />
dieser Initiative sind Präventionsveranstaltungen<br />
, die durch die Kampfsportverbände bundesweit<br />
umgesetzt wurden.<br />
Die Frauenreferentin der Karateschule Bad Säckingen<br />
e.V., Melanie Hinz-Ernst, hat in diesem Zusammenhang<br />
ein Highlight gesetzt und organisierte eine sportliche<br />
Fachtagung. Den Frauen und Mädchen sollte hierbei<br />
Selbstbehauptung und Selbstverteidigung in Theorie und<br />
Praxis vermittelt werden. Dazu konnte Melanie Hinz-<br />
Ernst u. a. den Kriminalisten Leo Martin gewinnen, der<br />
in den letzten Wochen mehrfach ein Millionenpublikum<br />
im Fernsehen begeisterte.<br />
Leo Martin hielt im Rahmen dieser Veranstaltung einen<br />
Fachvortrag zum Thema "Der Weg aus der Opferrolle".<br />
"Um sich gegen gewalttätige Übergriffe zu schützen, ist<br />
Selbstverteidigung eine von vielen guten Möglichkeiten.<br />
Mein Ansatz ist es aber, es gar nicht erst zu Gewalttätigkeiten<br />
kommen zu lassen. Mein Vortrag kann betroffenen<br />
Mädchen und Frauen helfen, einen Weg aus der<br />
Opferrolle zu finden. Sport steht unter anderem für<br />
Fairness und gegenseitige Anerkennung. Durch beides<br />
entwickelt "Frau" Selbstbewusstsein. Und Selbstbewusstsein<br />
ist der Schlüssel aus dem Gefängnis der Opferrolle.<br />
Deshalb freut es mich, dass ich den Deutschen<br />
Olympischen Sportbund und den Deutschen Karate<br />
Verband bei dieser Aktion unterstützen kann", so Leo<br />
Martin.<br />
In ihrem Einführungsvortrag machte Denise Reinach<br />
deutlich, dass Selbstverteidigung die Kunst ist, Schwierigkeiten<br />
aus dem Wege zu gehen. Die Ausbildung der<br />
Selbstverteidigung basiert deshalb auf drei Säulen:<br />
Wissen: Es umfasst vor allem Verständnis für die<br />
Verhaltensweise des Gegners. Technik: Sie beruht auf die<br />
Entschlossenheit, dem Können, der Energie und die<br />
Kraft im Kampf. Dies zu erlernen ist in Selbstverteidigungskursen<br />
oder bei allen anderen<br />
Kampfsportarten möglich. Im Kampfsport<br />
wird u. a. beigebracht, die Angst,<br />
die manchmal eine lähmende Wirkung<br />
haben kann, zu kontrollieren (Partnertraining<br />
oder Turniere). Lebenswille:<br />
Dies ist der wichtigste Punkt - das<br />
Fundament der Selbstverteidigung.<br />
Selbst wenn man alles Wissen und<br />
Können der Welt beherrscht, ohne<br />
Lebenswillen ist man verloren. Der<br />
Lebenswille muss gepflegt und gefestigt<br />
werden. Denn Lebenswille =<br />
Siegeswille. Im Kampf löst das einen<br />
Adrenalinstoß aus, der zum Siegen helfen kann. Leo<br />
Martin eröffnete seinen Vortrag, "Der Weg aus der<br />
Opferrolle", mit einer provokanten Frage: "Kann man<br />
einen Täter psychologisch beeinflussen und sich dadurch<br />
vor Gewalt schützen? Seine Antwort lautete: "Ja, man<br />
kann! Aber anders als Sie jetzt vermutlich denken."<br />
In seinem spannenden Fachvortrag vermittelte er die<br />
unterbewusst ablaufenden, menschlichen Verhaltensmuster<br />
beim Erleben von Gewalt: Gewalterfahrungen<br />
bedeuten Stress und machen handlungsunfähig! Diese<br />
Theorie machte Leo Martin in der Praxis deutlich. In<br />
einem erstaunlichen Publikumsexperiment erlebte jede<br />
der Teilnehmerinnen welche Auswirkung diese<br />
Handlungsunfähigkeit hat: Wer handlungsunfähig ist, der<br />
gibt Kontrolle ab und ermöglicht es anderen, die Macht<br />
zu übernehmen!<br />
Nach dieser Erfahrung erarbeitete Leo Martin zusammen<br />
mit den Teilnehmerinnen die möglichen Lösungsansätze<br />
um sich wirksam vor Gewalt zu schützen: Erstens die<br />
mentale Vorbereitung auf mögliche Gefahrensituationen<br />
um (zweitens) derartige Situationen, wenn möglich, zu<br />
vermeiden. Drittens das Verhalten in gefährlichen<br />
"Standardsituationen" zu trainieren, um im Extremfall<br />
die optimale Reaktion abrufen zu können; denn wer unter<br />
Stress steht hat keine Zeit zu überlegen, sondern greift<br />
unterbewusst auf gewohntes oder eben trainiertes<br />
Verhalten zurück.<br />
"Wer mental und körperlich gut gerüstet ist, hat allein<br />
dadurch schon viel getan um sich in der Öffentlichkeit<br />
vor Gewalt zu schützen!", so Leo Martin. Denn die meisten<br />
Täter wählen sich intuitiv, d. h. aus dem Bauch heraus,<br />
das "passende" Opfer aus. Eine Frau, die selbstbewusst<br />
auftritt und beim ersten Verdacht einer drohenden<br />
Gefahr verbal und körperlich angemessen reagiert macht<br />
deutlich, dass sie ein Gegner und kein Opfer ist.<br />
Auch die Frage, wann Gefahr oder Gewalt vorliegt führte<br />
zu einer wichtigen Erkenntnis für die Teilnehmerinnen.<br />
Bei den Fallbeispielen Schlagen, Würgen und<br />
Festhalten gegen den Willen, waren sich alle sofort einig.<br />
Aber liegt auch schon bei "zufällig" wirkenden<br />
Berührungen oder "anzüglichen" Blicken Gewalt vor?<br />
Das Arbeitsergebnis lautete: Ob Gewalt vorliegt<br />
bestimmt der, der betroffen ist! Wie Andere die Situation<br />
bewerten, spielt keine Rolle. Der Betroffene entscheidet<br />
ob Gewalt vorliegt und er entscheidet, ob und wie er sich<br />
dagegen wehrt!<br />
Im weiteren Verlauf seines Vortrages wandte Leo Martin<br />
die Lösungsstrategien auf praktische Fallbeispiele an und<br />
entwickelte so konkrete und umsetzbare Verhaltensratschläge.<br />
Dabei kommt der Einsatz von Schutzwaffen,<br />
wie z.B. das Pfefferspray, für Leo Martin nicht in Frage.<br />
Neben praktischen Problemen bei der sicheren<br />
Handhabung in einer Stresssituation hält er es auch für