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Wo die Schweiz baden geht - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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und glüht wie in <strong>der</strong> Werkstatt des<br />

Schmiedegotts Hephaistos, als <strong>die</strong><br />

<strong>der</strong> Stromboli in <strong>der</strong> Antike galt.<br />

In <strong>die</strong>ser Küche walten viel kolossalere<br />

Kräfte als jene, <strong>die</strong> <strong>der</strong><br />

Mensch zu erzeugen vermag. Der<br />

Vulkan grollt manchmal, manchmal<br />

speit er Feuer. Er führt sein eigenes<br />

Leben, ohne sich um <strong>die</strong><br />

Geschäfte <strong>der</strong> Bewohner zu kümmern.<br />

Er ist schön, unbestechlich,<br />

mächtig und gleichgültig wie ein<br />

Gott. Er tauchte vor 40 000 Jahren<br />

aus den Tiefen des Meers auf, wie<br />

alle sieben Äolischen (Liparischen)<br />

Inseln nördlich von Sizilien.<br />

Die noch rund 400 ständigen<br />

Bewohner von Stromboli verdanken<br />

ihr Auskommen vorwiegend<br />

dem Tourismus. Einst florierte auf<br />

<strong>der</strong> fruchtbaren Vulkanerde auch<br />

<strong>die</strong> Landwirtschaft. Süsser Malvasierwein<br />

wurde in alle Welt exportiert,<br />

bis <strong>die</strong> Reblaus <strong>die</strong> Pflanzen<br />

zerstörte. Auf alten Schwarzweissfotos<br />

aus den 1930er-Jahren erkennt<br />

man <strong>die</strong> Schilfreihen, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Weinberge einteilten und gegen<br />

den Wind schützten. Im 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t lebten noch bis zu<br />

2700 Menschen auf <strong>der</strong> Insel. Viele<br />

sind später ausgewan<strong>der</strong>t. Sie<br />

wohnten in den typischen Gebäu-<br />

Duftende Gräser und Kräuter am Stromboli (oben links).<br />

Aufstieg von Pollara aus Richtung Monte Porri auf <strong>der</strong> Insel Salina (oben).<br />

Gasse in <strong>der</strong> Festung über <strong>der</strong> Stadt Lipari (links).<br />

den mit Flachdächern, <strong>die</strong> oft zum<br />

Sammeln des spärlichen Regenwassers<br />

<strong>die</strong>nen. Dieser mo<strong>der</strong>n<br />

anmutende liparische «Kubismus»<br />

ist von ehrlichem Charme.<br />

Die heutigen, strahlend weiss verputzten<br />

Ferienunterkünfte geben<br />

vor, ihn zu imitieren; mit ihrem<br />

üppigen Säulentum und dem<br />

Rundbogenfensterwesen sind sie<br />

letztlich aber Kitsch.<br />

Die Inseln, auf denen <strong>die</strong> Alten<br />

Griechen <strong>die</strong> Heimat des Windgottes<br />

Aeolos vermuteten, sind<br />

das Land des Tramontana und des<br />

warmen Scirocco, <strong>der</strong> den gelben<br />

Sand aus <strong>der</strong> Sahara über das<br />

Meer trägt. Sie sind auch das Land<br />

<strong>der</strong> Düfte. Wer durch <strong>die</strong> Gärten<br />

<strong>der</strong> Dörfer und durch <strong>die</strong> Macchia<br />

spaziert, wird von einem südländischen<br />

Parfum betört, von den<br />

Aromen <strong>der</strong> blühenden Glyzinen,<br />

des Thymians, des wilden Fenchels,<br />

des Ginsters und des Wermuths,<br />

<strong>der</strong> üppig wuchert und aus<br />

dem man einst Absinth braute.<br />

ITALIEN<br />

Äolische Inseln<br />

Ganz an<strong>der</strong>e Düfte steigen einem<br />

in <strong>die</strong> Nase, wenn man von Porto<br />

di Levante aus auf den Vulcano<br />

steigt. Hier riecht es nach faulen<br />

Eiern. Oben auf dem Krater, <strong>der</strong><br />

einen fast perfekten Kegel bildet,<br />

treten heisse Schwefelgase und<br />

an<strong>der</strong>e Chemikalien aus <strong>der</strong> Erdenküche<br />

an den Tag. Sie entweichen<br />

aus dampfenden und giftigen<br />

Fumarolen, um <strong>die</strong> herum<br />

blumenkohlartige Schwefelkristalle<br />

das Geröll gelb färben. Auch<br />

<strong>der</strong> Vulcano ist in seinem hohen<br />

Alter noch aktiv. Explo<strong>die</strong>rt ist er<br />

allerdings seit 1890 nicht mehr.<br />

Damals erschreckte ein wuchtiger<br />

Ausbruch <strong>die</strong> Einheimischen.<br />

«Man hörte ein fortwährendes<br />

Rollen, als wenn ein Eisenbahnzug<br />

über eine Brücke führe», notierte<br />

ein Zeitgenosse.<br />

Fumarolen gelten als Zeichen<br />

erlahmen<strong>der</strong> Tätigkeit. Einige<br />

Tou risten, <strong>die</strong> den Krater in <strong>der</strong><br />

Hochsaison erstürmen, wagen<br />

<strong>VCS</strong> MAGAZIN / JUNI 2008 53

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