Auferstanden aus Ruinen
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Auferstanden aus Ruinen
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schrecklichen Kampfs zwischen seinem Verlangen nach Drogen und den mächtigen<br />
Geboten, die ihm die Erfüllung des Verlangens verwehren. Stets hat der Unglückliche<br />
die Lust vor Augen, die ihm die Erfüllung seines Verlangens geben könnte, doch er<br />
weiß, dass er seiner Sucht nicht nachkommen darf.<br />
Wundert es da, dass er, mit der Bürde eines geradezu unwiderstehlichen Verlangens<br />
nach der Droge beladen, entweder wirklich drogensüchtig wird oder sich, als letzte<br />
verzweifelte Verteidigung, zum fanatischen Prohibitionisten entwickelt?“<br />
Das New York Medical Journal vom Dezember 1916 stellt fest: „Trockene Alkoholiker<br />
und ehemalige Drogensüchtige sind stets am ehesten bereit, für Verbote von Alkohol<br />
und Drogen zu stimmen.“<br />
Jetzt möchte ich den Leser ehrlich fragen: Spricht es nicht gegen repressive Verbotsgesetze,<br />
wenn sie vor allem von Schwachsinnigen für Schwachsinnige gemacht werden?<br />
Ist eine Gesetzgebung vernünftig, welche die unvernünftigen über die vernünftigen<br />
Bürger stellt?<br />
Es ist immer wieder erstaunlich, wie nahe diese hundert Jahre alte Vergangenheit uns doch<br />
ist...<br />
Dürfen Mehrheiten alles?<br />
Auch dazu hat Fabian Franklin <strong>aus</strong> der Erfahrung der Prohibition etwas zu sagen, das<br />
nachdenklich machen sollte:<br />
Es gibt Dinge, die, ganz unabhängig von ihrer Güte und Nützlichkeit, nicht einer Minderheit<br />
von einer Mehrheit aufgezwungen werden dürfen. Dieser Grundsatz wurde von<br />
aufrechten Demokraten stets beherzigt, auch angesichts öffentlichen Drucks und populärer<br />
Strömungen.<br />
Die bedauerlichste Erscheinung der Prohibition ist meiner Meinung nach das Versagen<br />
unserer Journalisten und politischen Führer, dass sie, von wenigen Ausnahmen<br />
abgesehen, diesen Grundsatz missachtet haben.<br />
Damit klargestellt wird, dass dieser Grundsatz der natürlichen Grenzen der Macht von<br />
Mehrheiten nicht isolierten politischen Theorien entstammt, sondern eine fundamentale<br />
Grundlage der Demokratie ist, soll hier ein Zitat folgen, das einem Buch von Nordhoff<br />
mit dem Titel ‚Politik für junge Amerikaner‟ entnommen ist.<br />
Eine Verfassung ist ein Instrument oder eine Zusammenfassung, in welcher die Rechte<br />
des Einzelnen und der Macht und Verantwortung der Regierenden beschrieben und<br />
festgelegt werden. Das Hauptanliegen einer Verfassung ist die Einschränkung der<br />
Macht von Mehrheiten. Ein Moment des Nachdenkens macht klar, dass die unkontrollierte,<br />
unbegrenzte Macht von Mehrheiten die schlimmste Form der Tyrannei wäre; Die<br />
jeweilige Minderheit würde zu bloßen Sklaven degradiert, denen Rechte auf Leben,<br />
Besitz und Wohlbefinden von niemandem <strong>aus</strong> der Mehrheit respektiert werden<br />
müsste.<br />
Doch das Zitat, das ich wirklich im Sinn habe, ist von James C. Carter, <strong>aus</strong> einer Vorlesung<br />
an der Harvard University Law School.<br />
Nichts ist attraktiver für die wohlmeinende Eitelkeit als der Gedanke, man könnte große<br />
gesellschaftliche Verbesserungen erreichen, indem man falsches Verhalten einfach<br />
verbietet und alle Bürger gesetzlich zu gutem Verhalten verpflichtet.<br />
Die grundsätzliche Gefahr dieses oft versuchten Verfahrens liegt darin, dass man Dinge<br />
kriminalisiert, die von einem großen Teil des Volks, vielleicht sogar von der Mehrheit,<br />
als unschuldig und harmlos angesehen werden – und das ist praktizierte Tyrannei.<br />
Während wir alle zustimmen, dass Tyrannei ein sehr unheilvolles Ding ist, wird oft<br />
nicht verstanden, was Tyrannei denn eigentlich ist. Manche denken, Tyrannei sei typisch<br />
für Despoten und könne in einer Demokratie nicht <strong>aus</strong>geübt werden. Sie den-<br />
Netzwerk Rauchen: <strong>Auferstanden</strong> <strong>aus</strong> <strong>Ruinen</strong>, März 2008