Auferstanden aus Ruinen
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Die Aufhebung<br />
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Die Aufhebung der Prohibition markierte das – wie wir heute erfahren müssen, nur vorläufige<br />
– Ende des ersten Experiments in ‚Social Engineering’.<br />
Erfolgstrunken verkündete ein führender Prohibitionist:<br />
„Die Chance auf Aufhebung der Prohibition ist genau so groß wie die eines Kolibris, dass<br />
er zum Mars fliegen kann, wenn das Washington-Monument an seinen Schwanz gebunden<br />
ist!“ 22 .<br />
Die Ausweitung der Prohibition auf Europa und die ganze Welt wurde in Angriff genommen.<br />
Doch schon 1925 schrieb der Journalist H. L. Mencken:<br />
„Fünf Jahre Prohibition haben zumindest ein gutes gebracht: Alle Argumente der Prohibitionisten<br />
wurden hinweg gefegt! Keine der versprochenen Wohltaten trat ein. Es<br />
wird nicht weniger getrunken, sondern mehr. Es gibt nicht weniger Verbrechen, sondern<br />
mehr. Es gibt nicht weniger Krankheit, sondern mehr. Die öffentlichen H<strong>aus</strong>halte<br />
und Sozialkassen werden nicht weniger belastet, sondern mehr. Der Respekt vor dem<br />
Gesetz ist nicht gewachsen, sondern geschwunden.“<br />
Das gleiche Bild findet man in den Staaten, die die Tabakprohibition und Mäßigung auf ihre<br />
Fahnen geschrieben haben:<br />
Laut einem kürzlich veröffentlichten Gesundheitsbericht der OECD-Staaten liegt Irland,<br />
das seit Jahren neben strengsten Tabak-Prohibitionsgesetzen auch den Kampf gegen den<br />
Alkohol forciert, beim Tabak- und Alkoholkonsum auf einem Spitzenplatz ohne abnehmende<br />
Tendenz. Auch die versprochenen Wohltaten für das Gesundheitssystem konnten<br />
nicht realisiert werden: Die Gesundheitskosten sind extrem hoch und steigen schneller als<br />
in jedem anderen OECD-Land. Besonders bemerkenswert: Seit Einführung der strikten<br />
Rauchverbote ist Irland bei Lungenerkrankungen einschließlich Lungenkrebs auf den<br />
zweitschlechtesten Platz der OECD-Statistik gesunken, nur noch übertroffen von Kasachstan!<br />
Trotz der Prohibition wurde unvermindert<br />
getrunken. Schmuggel wurde ein riesiger<br />
Wirtschaftszweig unter der Kontrolle organisierter<br />
Verbrecherbanden. Auch verstärkte<br />
polizeiliche Verfolgung konnte<br />
dies nicht verhindern. Der Respekt vor<br />
dem Gesetz schwand, Trunkenheit und<br />
Verbrechen nahmen ebenso sehr zu wie<br />
die allgemeine Verärgerung über die Regierung.<br />
In den späten 20er Jahren organisierte sich<br />
eine Bewegung zur Aufhebung des Verbots.<br />
Viele fürchteten die Übergriffe des<br />
Ein Speakeasy<br />
Gesetzes auf die individuelle Freiheit<br />
mehr als die Gefahren des Alkohols.<br />
Die Unterstützung schwand in gleichem Maß. John D. Rockefeller, ein überzeugter Nichttrinker,<br />
der vorher der Anti-Saloon-Liga sehr viel Geld spendete, befürwortete nun die<br />
Aufhebung, da die Prohibition seiner Meinung nach mehr Unheil als Gutes gebracht hatte.<br />
22 Merz, Charles. The Dry Decade. Seattle, WA: University of Washington Press, 1969.<br />
Netzwerk Rauchen: <strong>Auferstanden</strong> <strong>aus</strong> <strong>Ruinen</strong>, März 2008