PDF-Datei: 51 Seiten/1,2 MB
PDF-Datei: 51 Seiten/1,2 MB
PDF-Datei: 51 Seiten/1,2 MB
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
intensiven Gesprächen organisieren wir Lernhilfegruppen, Einzelförderung, Vermittlung in<br />
Praktikas, Kontakte mit Firmen, mittelständischen Unternehmen, Familienbetrieben usw.<br />
Auch nach dem Auszug aus unserem Wohnprojekt benötigen viele unserer Jugendlichen<br />
weiterhin Unterstützung. Daher wurde zu Beginn des Jahres 2008 zusätzlich eine dem<br />
Wohnprojekt angegliederte AEH (Ambulante Erziehungshilfe)-Stelle beantragt.<br />
Andere wiederum besuchen uns auch erst nach Jahren wieder, meist dann mit Ehefrau und<br />
Kindern, um ihnen gerührt ihre erste Station in der neuen Heimat zu zeigen.<br />
Martin Schäffner<br />
Wohnprojekt für UMF, Heßstrasse<br />
Streetwork in Schwabing und Milbertshofen<br />
Zwei Beispiele<br />
Aufsuchende soziale Arbeit, wie in der Streetwork-Konzeption beschrieben, ist unbestritten<br />
ein wichtiger Bestandteil der sozialen Infrastruktur Münchens. Es ermöglicht, Zielgruppen<br />
zu erreichen, die sonst aufgrund von Schwellenängsten, Unsicherheiten im Umgang mit<br />
Behörden, oder prinzipieller Ablehnungshaltung, durch das soziale Netz fallen.<br />
Mit mehr als 60 betreuten Einzelfällen 2008, allein in den Stadtteilen Schwabing und<br />
Milbertshofen, ist eindeutig ein Anstieg in der Einzelfallhilfe im Verhältnis zur gruppenbezogenen<br />
Arbeit zu verzeichnen, wobei viele Einzelfälle sich zunehmend als sehr komplex<br />
gestalten.<br />
Mangelnde Bildung und Armut sind hier Faktoren, die immer mehr Jugendliche in eine<br />
Zukunft ohne berufl iche Perspektiven versetzt. Die Begleitung einzelner Schicksale, auf<br />
dem Weg in die Arbeitswelt, ist ein fester Bestandteil von Streetwork.<br />
Streetwork arbeitet mit schwierigstem Klientel, das durch teilweise monatelanges Schulschwänzen,<br />
Schulverweise, Ausbildungsabbrüche, fehlende Abschlüsse geprägt ist und<br />
oft im jugendlichen Alter schon den Langzeitarbeitslosen zugerechnet werden kann. Genau<br />
diese jungen Menschen haben auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen.<br />
Zwei Beispiele aus der täglichen Praxis<br />
Ein junger Mann verbrachte die ersten Jahre seines Lebens im Krankenhaus. Selbst als er die<br />
Förderschule besuchte, kam es aus gesundheitlichen Gründen immer wieder zu Fehlzeiten.<br />
Der Tod des Vaters belastete ihn zusätzlich. Obwohl er den Anschluss und den Mut zur<br />
Schule oft verloren hatte, schloss er mit viel Motivationsunterstützung das Berufsvorbereitungs -<br />
jahr (BVJ) erfolgreich ab. Zahlreiche Praktika ohne Aussicht auf Übernahme folgten und<br />
befristete Arbeitsverhältnisse ohne Aussicht auf eine feste Übernahme raubten ihm langsam<br />
jegliches Selbstwertgefühl.<br />
Der Berufsfi ndungsprozess, des mittlerweile 22jährigen, nimmt viel Zeit in Anspruch.<br />
Der junge Mann lebt noch bei seiner Mutter (ohne jegliche Deutschkenntnisse) in einer<br />
Zweizimmerwohnung. Beide leben von ihrer minimalen Witwenrente. Da sie sonst keinerlei<br />
Hilfe in Anspruch nahmen, waren hier für Mutter und Sohn existenzsichernde Maßnahmen<br />
über die ARGE einzuleiten.<br />
18