das zaenmagazin - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
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<strong>das</strong> <strong>zaenmagazin</strong><br />
5<br />
2010<br />
Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsme<strong>di</strong>zin e.V.<br />
Hartmut Heine<br />
Festrede:<br />
Erklären und Verstehen<br />
in der <strong>Med</strong>izin<br />
Peter-Hansen Volkmann<br />
Fatique, Burn out und<br />
<strong>Ortho</strong>molekulare Schmerztherapie<br />
in der Onkologie<br />
Michael Hadulla, Olaf Richter<br />
Bewährte In<strong>di</strong>kationen in der<br />
Homöopathie am Beispiel<br />
von Traumamitteln<br />
Altersstandar<strong>di</strong>sierte Inzidenz und Mortalität in Deutschland 1980–2004,<br />
ICD-10 C00–97 ohne C 44 – Fälle pro 100.000 (Europastandard)<br />
Carcinominzidenz<br />
Heinz Schilcher<br />
Wildkräuter, Gewürzkräuter,<br />
Heilkräuter –<br />
Was versteht man darunter?<br />
ZAEN Am Promenadenplatz 1 72250 Freudenstadt Tel. 0 74 41 / 91 858 0 Fax 0 74 41 / 91 858 22 info@zaen.org www.zaen.org
5/2010<br />
E<strong>di</strong>torial<br />
Artikulationsstörungen<br />
Das 25. Jubiläum der Gesellschaft für ganzheit liche<br />
Zahnme<strong>di</strong>zin (GZM) ist Anlass, <strong>di</strong>e besten Grüße<br />
und Wünsche an <strong>di</strong>e Kollegen dort zu senden.<br />
Viele wichtige Impulse für <strong>di</strong>e regulative <strong>Med</strong>izin<br />
sind in der Vergangenheit von den Zahnärztinnen<br />
und -ärzten hier im ZAEN, wie von jenen der<br />
GZM ausgegangen. Zahlreiche Assoziationen werden<br />
beim Gedanken an <strong>das</strong> odontoiatrische Fach<br />
beim „Un-Zahnarzt“ wach: <strong>das</strong> „Knochen testat“ in<br />
der Anatomie beispielsweise: wieviele nomina<br />
anatomica waren zu „inhalieren“, zu verdauen und<br />
– prüfungsbe<strong>di</strong>ngt – wiederzugeben. Wer hätte<br />
seinerzeit von uns gedacht, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e articulatio<br />
tempoman<strong>di</strong>bularis von so zentraler energetischer<br />
Bedeutung sein würde? Störung der Artikulation<br />
an <strong>di</strong>eser Stelle sind von weitreichender<br />
Bedeutung, vom Kopfschmerz beginnend bis hin<br />
zur Verschlechterung der sprachlichen Artikulation<br />
an sich.<br />
Im übertragenen Sinn ist eine solche Störung<br />
also auch ein Problem des Sich-Mitteilens und offenbar<br />
heutzutage wesentlich verbreiterter als der<br />
anatomische Schaden. Wohin man blickt, besteht<br />
ein erhebliches Defizit der Artikulation, des „gelenkigen<br />
Umganges“ miteinander, des Ineinander-<br />
Greifens, des Funktionierens im Zusammenspiel.<br />
Sprachlosigkeit – gewollt oder nicht – beherrscht<br />
trotz der massiven Geschwätzigkeits- und<br />
Worthülsenkultur unser Leben. Mentale und dann<br />
auch reale Aphonie allenthalben: Kinder und Jugendliche,<br />
<strong>di</strong>e mit starrem Blick vor <strong>di</strong>gitalen Instrumenten<br />
<strong>di</strong>e Überrepräsentation des Daumens<br />
im cerebralen homunculus noch weiter ausbauen<br />
und der Lust zur Akronymität („I wait 4 U“) und<br />
damit Anonymität („Frodo grüsst Darth Vader“)<br />
frönen, wobei <strong>di</strong>e sprachliche Artikulation auf ein<br />
Minimum – nicht selten unflätiger – Wortfetzen<br />
beschränkt wird. Die so genannten Erwachsenen<br />
machen hier keine Ausnahme mehr und entziehen<br />
sich oft jeglicher Vorbild- bzw. Vorbildungsfunktion.<br />
Am Dramatischsten ist der Schwund der Artikulation<br />
und der Modulation im Hinblick auf den<br />
früher so selbstverständlichen Gesang geworden:<br />
Kinder sangen auf den Straßen oder Mütter sangen<br />
sie in den Schlaf, bei der Arbeit wurde gesungen,<br />
zum Beginn und zum Ende des Lebens,<br />
Gesangvereine pflegten den Sanges-Sprachschatz<br />
eines Volkes und sogar im ärgsten aller Momente,<br />
im Krieg, wurde gesungen.<br />
Heute artikuliert sich Volkes Sangesfreude allenfalls<br />
in geistreichen Kanzonen wie „We are the<br />
champions“ auf Fußballplätzen, wenn nicht gerade<br />
ge-Musikanten-stadelt wird.<br />
Die Sprachlosigkeit als Phänomen des heiligen<br />
Erschauerns, Erschreckens oder Erstaunens ist<br />
dem Verstummen als Funktion der Re-Evolution /<br />
Involution intellektueller Fähigkeiten gewichen.<br />
Dies gilt bedauerlicherweise auch für den<br />
Bereich der <strong>Med</strong>izin. Spracharmut wird hier zwar<br />
durch jede Menge Kurzwörter, am Besten englischer<br />
Herkunft („HEENT“, „CIBD“, „COPD“) überdeckt,<br />
aber Fluten von Zahlen und Mirò-artiger<br />
grafischer Abstraktionen täuschen nicht über <strong>di</strong>e<br />
allseits gefühlte Armut des Gehaltes der Mitteilungen<br />
hinweg. Die Ärzte hat – selbst auf belebten<br />
Kongresses wie dem des ZAEN – eine gewisse<br />
Sprachphobie befallen, man eilt grußlos aneinander<br />
vorbei, wohl fürchtend, <strong>das</strong>s alles Gesagte<br />
„gegen einen verwendet“ werden könnte oder<br />
schlimmer: <strong>das</strong>s sich ein potentielles Gegenüber<br />
vielleicht artikulieren wollte. Aber andererseits:<br />
kann man es den Ärzten übelnehmen, da Sprachlosigkeit<br />
und Inhaltsleere des Geäußerten allenthalben<br />
vorgelebt werden? Da Denk- und Sprechverbote<br />
in Deutschland – wieder einmal – in<br />
Mode gekommen sind? Da <strong>di</strong>e Ärzte selber unter<br />
Wortfluten in der täglichen Praxis leiden müssen?<br />
Die Übermüdung in einer reizüberfluteten Welt<br />
(der „input“ an Informationen soll heute um den<br />
Faktor 1000 ! höher sein als vor hundert Jahren)<br />
trägt sicher zum Verstummen bei.<br />
Wird <strong>di</strong>e regulative <strong>Med</strong>izin der Zukunft vielleicht<br />
gar nicht darin bestehen, <strong>das</strong>s wir noch<br />
sophistischere Techniken zum Testen von Veränderungen<br />
im nucleus suprachiasmaticus erfinden,<br />
noch eigentümlichere Verfahrensweisen, <strong>di</strong>e, sich<br />
mit dem Namen des Erfinders schmückend, überwiegend<br />
dessen Wichtigkeit artikulieren?<br />
Vielleicht muss einfach nur mehr miteinander<br />
gesprochen werden… „Sprechende <strong>Med</strong>izin“<br />
oder „Sprechen als <strong>Med</strong>izin“, als Artikulationsmittel<br />
auch für Ärzte untereinander? Kein schlechter<br />
Gedanke, oder? Klar: beim Bewegen des Temporoman<strong>di</strong>bulargelenkes<br />
kann man auch schon mal<br />
<strong>di</strong>e Zähne zeigen – aber man kann auch herzhaft<br />
lachen – oder zumindest lächeln. In <strong>di</strong>esem Sinne:<br />
artikulieren Sie sich, verehrte Kolleginnen und<br />
Kollegen…<br />
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit bis zum<br />
nächsten <strong>zaenmagazin</strong> und grüße Sie sehr herzlich<br />
Ihr<br />
Dr.med. Olaf W. Kuhnke<br />
Präsident des ZAEN<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
1
<strong>zaenmagazin</strong><br />
4<br />
Festrede: Erklären und Verstehen<br />
in der <strong>Med</strong>izin<br />
9<br />
28<br />
Aminosäuren und Proteine<br />
Colocynthis<br />
E<strong>di</strong>torial<br />
Inhalt<br />
Artikulationsstörungen 1<br />
ZaEN<br />
Hartmut HEiNE<br />
Festrede auf dem 119. ZAEN-Kongress:<br />
Erklären und Verstehen in der <strong>Med</strong>izin 4<br />
origiNalia<br />
micHaEl m. Hadulla, olaf ricHtEr<br />
Bewährte In<strong>di</strong>kationen in der Homöopathie<br />
am Beispiel von Traumamittel 9<br />
raiNEr ScHaNdry<br />
Die Wirkung eines D-Campher- und Crataegus-<br />
haltigen Phytopharmakons auf Blutdruck und<br />
Kognition bei älteren normotonen Frauen 14<br />
PEtEr-HaNSEN VolkmaNN<br />
Fatigue, Burn out und <strong>Ortho</strong>molekulare Schmerz-<br />
therapie in der Onkologie 18<br />
clauS ScHultE-uEbbiNg, SiEgfriEd ScHlEtt<br />
Belastungsinkontinenz (BIK) –<br />
Vitamin D kann helfen 23<br />
bEatE kEHrli-HummlEr<br />
Aminosäuren und Proteine –<br />
Funktionen und In<strong>di</strong>kationen – Ein Update 28<br />
koNgrESSbEricHtE<br />
Der 119. ZAEN-Kongress:<br />
Im Einklang von Tra<strong>di</strong>tion und<br />
moderner Forschung 33<br />
Aude sapere – aude valere<br />
Homöopathie auf dem 119. Kongress 35<br />
2 5/2010
5/2010<br />
Inhalt<br />
kliNikPortrait<br />
Kurpark-Klinik Überlingen 37<br />
Buchinger am Bodensee 38<br />
PraxiS<br />
JürgEN HEiNES<br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin – eine Zwischenbilanz 40<br />
HEiNZ ScHilcHEr<br />
Neue Serie „Heilkräuter“<br />
Wildkräuter, Gewürzkräuter, Heilkräuter –<br />
Was versteht man darunter? 44<br />
Johanniskraut 45<br />
PirlEt-gottwald<br />
Ernährung als Therapie<br />
„Morgens wie ein Kaiser – mittags wie ein Bürger –<br />
abends wie ein Bettelmann“ 47<br />
ZaEN<br />
„<strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie“ im ZAEN<br />
Tagesthemenkonferenz 49<br />
Nachruf auf Dr. Heinz-Jürgen Bach 51<br />
bücHEr<br />
Einzlkind, John le Carré und Tilman Spreckelsen 52<br />
Schilcher / Heine 53<br />
tErmiNE<br />
ECIM-Kongress in Berlin 54<br />
Kongresse, Kurse, Veranstaltungen 55<br />
Kongressatmosphäre<br />
38<br />
Buchinger am Bodensee<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
35<br />
44<br />
Neue Serie: Heilkräuter<br />
3
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Festrede auf dem 119. ZAEN-Kongress<br />
Erklären und Verstehen in der <strong>Med</strong>izin<br />
Derzeit wird uns stän<strong>di</strong>g zu<br />
erklären versucht, warum<br />
Homöopathie nicht wirkt, Akupunktur<br />
der klassischen Akupunkturpunkte<br />
nicht bedarf usw.<br />
Man erklärt uns, warum <strong>di</strong>e<br />
doppelblinde, randomisierte<br />
plazebokontrollierte Stu<strong>di</strong>e an<br />
großen Patientenzahlen der Einzelfallstu<strong>di</strong>e<br />
überlegen sei und<br />
begründet <strong>das</strong> Alles mit der aus<br />
der Technik übernommenen<br />
Wahrscheinlichkeitsstatistik. Mit <strong>di</strong>eser kann in der Tat, wenn alle<br />
Randbe<strong>di</strong>ngungen kon stant gehalten werden können, der Ausschuss,<br />
der z. B. bei der Produktion von Schrauben und Muttern<br />
anfällt, ziemlich genau angegeben werden.<br />
Bei Menschen ist <strong>di</strong>es nicht möglich. Die Randbe<strong>di</strong>ngungen<br />
(Herkunft, Beruf, Familie, Lebensstil usw.) unterscheiden sich jeweils<br />
erheblich.<br />
Die Richtlinien, <strong>di</strong>e einer Evidenz-basierten <strong>Med</strong>izin entspringen,<br />
entsprechen leider der Erklärungsweise durch Wahrscheinlichkeitsstatistik.<br />
Die fatalen Folgen und Denkfehler, <strong>di</strong>e<br />
daraus in der <strong>Med</strong>izin entstehen, wurden in drei international<br />
sehr beachteten Publikationen von <strong>Med</strong>izinstatistikern ausführlich<br />
dargestellt (Skrabanek und MccorMik 1992, beck-bornhold<br />
und dubben 2001, Ziliak und MccloSkey 2008).<br />
Erklären<br />
Jener Ostfriese, der auf der Deichkrone entlang wandernd, einen<br />
Schiffstampen (<strong>di</strong>ckes, geflochtenes Seil) hinter sich herzieht,<br />
muss <strong>di</strong>e Neugier eines ihm entgegenkommenden bayerischen<br />
Urlaubers erregen. Auf dessen Frage, warum er <strong>das</strong> mache, antwortet<br />
der Friese, es wäre sehr viel mühseliger, den Tampen vor<br />
sich her zu schieben. Der Witz zeigt deutlich, was „Erklären“ ist:<br />
Eine gegebene Frage aus der Situation heraus durch Interpretation<br />
der gegebenen Situation zu beantworten. Die Nachvollziehbarkeit<br />
der Argumentation unterdrückt eventuelle Nachfragen.<br />
Es bleibt jedoch ein unguter Rest, vielleicht ist der Kerl nicht<br />
<strong>di</strong>cht, evtl. leidet er an Zwangsneurosen usw. Das heißt <strong>di</strong>eser<br />
Rest verliert sich in Hypothesenbildung. Festzuhalten bleibt, <strong>das</strong>s<br />
Erklären zu Interpretationen führt, <strong>di</strong>e in Hypothesenbildung<br />
mündet, <strong>di</strong>e aber dann erst geprüft werden müssten.<br />
Der Mensch hat <strong>di</strong>e Eigentümlichkeit, stets nach Erklärun-<br />
Hartmut Heine<br />
ZAEN<br />
gen zu suchen. Seit Menschengedenken<br />
blühen <strong>di</strong>e Geschäfte<br />
vieler Ärzte und anderer Heiler,<br />
weil weder sie noch ihre Patienten<br />
zwischen einem bloßen Zusammenhang<br />
und einer Ursache-Wirkungs-Beziehung<br />
klar unterscheiden<br />
können. Und es ist gerade <strong>di</strong>e<br />
Statistik in der <strong>Med</strong>izin, <strong>di</strong>e den<br />
Trugschluss „post hoc ergo propter<br />
hoc“ verschleiert. Was heißen<br />
soll, ich war krank, jetzt bin ich geheilt,<br />
also war <strong>di</strong>e Behandlung der Grund für meine Genesung.<br />
Unser Bestreben zu erklären ist der wichtigste Grund für Irrtümer<br />
in der <strong>Med</strong>izin.<br />
Strenggenommen können wir nie Kausalität aus einer Assoziation<br />
herleiten. In manchen Gegenden verhält sich <strong>di</strong>e Geburtenrate<br />
proportional zur Häufigkeit der Störche.<br />
In der klinischen Forschung versucht man Eindeutigkeit<br />
und damit Erklärbarkeit durch randomisierte, doppelblinde<br />
und Plazebo-kontrollierte Stu<strong>di</strong>en, abgesichert durch eine Signifikanz-orientierte<br />
Statistik, herzustellen. Dieser sogenannte<br />
„Goldstandard“ soll eine „Evidenz-basierte <strong>Med</strong>izin“ begründen,<br />
<strong>di</strong>e therapeutische Leitlinien hervorbringt, womit dem Arzt ein<br />
bestimmtes therapeutisches Vorgehen nach entsprechender<br />
Diagnose vorgeschrieben wird und auch mit dem Knüppel juristischer<br />
Intervention bei Nichtwohlverhalten gedroht wird.<br />
Dadurch sollen weitergehende Überlegungen beim praktischen<br />
Arzt etwa nach dem Motto „Was ist aber, wenn …“ verhindert<br />
werden. Dies ist nichts anderes als eine Kaschierung der alten<br />
Autoritätsgläubigkeit. Ein besonders schönes Beispiel des Autoritätstrugschlusses<br />
ist <strong>di</strong>e seinerzeitige Akzeptanz der Beweise<br />
newtons für <strong>di</strong>e Erfüllung der Prophezeiungen der Apokalypse.<br />
In seiner Schrift von 1733 „Beobachtungen, <strong>di</strong>e Prophezeiungen<br />
Daniels und <strong>di</strong>e Apokalypse des Heiligen Johannes betreffend“,<br />
errechnete iSaac newton, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e römische Kirche <strong>das</strong> elfte Horn<br />
des vierten Ungeheuers in daniels Vision geworden sei. Daraus<br />
berechnete er, <strong>das</strong>s es 1260 Sonnenjahre bedürfe, bis <strong>das</strong> Papsttum<br />
gestürzt werde. Diesen Zeitraum gab er zwischen den Jahren<br />
2035 und 2054 an (mit Angabe eines Konfidenzintervalls) (zit.<br />
nach Skrabanek und MccorMick 1992).<br />
Dazu kommt ein nur wenig beachtetes, aber schwer wiegendes<br />
Argument: Während in der Diagnostik viele Tests stän<strong>di</strong>g<br />
wiederholt und stets soweit wie möglich verbessert werden, ist<br />
<strong>di</strong>es in der klinischen Forschung offenbar nicht der Fall. Klinische<br />
4 5/2010
5/2010<br />
ZAEN<br />
Stu<strong>di</strong>en müssten aber wiederholt werden, um mehr Klarheit in<br />
der Therapie bei den volkswirtschaftlich höchst bedeutsamen<br />
Krankheiten wie Herz-Kreislauf Erkrankungen, Tumoren, Diabetes<br />
Typ II, Hypercholesterinämie, Altersdemenzen u.a.m. zu<br />
bringen. Wenn es dazu auch viele Einzelstu<strong>di</strong>en mit variierenden<br />
Be<strong>di</strong>ngungen gibt, ist bisher meines Wissens (auch <strong>di</strong>e eingangs<br />
genannten Autoren sind <strong>di</strong>eser Ansicht) keine der großen nach<br />
„Goldstandard“ durchgeführten Stu<strong>di</strong>en je wiederholt worden.<br />
Dies liegt nicht nur an der Schwierigkeit, ein vergleichbares Patientengut<br />
aufzubringen, sondern an mehreren ineinandergreifenden<br />
ethischen und wirtschaftlichen Gründen. 1. Wenn bereits<br />
in einer Stu<strong>di</strong>e gezeigt wurde, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> <strong>Med</strong>ikament B besser ist als A<br />
und nochmals B gegen A geprüft werden soll, könnte dabei <strong>di</strong>e Patientengruppe<br />
A gefährdet werden. 2. Die Forschungsförderung gibt<br />
für Doppelforschung kein Geld aus. 3. Die Zeitschriftenherausgeber<br />
verwahren sich aus finanziellen Ängsten und Reputationsverlust<br />
dagegen, <strong>das</strong> schon einmal Publizierte nochmals aufzulegen. 4. Ein<br />
wichtiger Hemmschuh ist <strong>di</strong>e eigene Eitelkeit. Ich koche doch <strong>di</strong>e Stu<strong>di</strong>e<br />
anderer nicht nach, ich habe selbst genug gute Ideen.<br />
Also überprüft der klinische Forscher im Allgemeinen keine<br />
publizierten Befunde, zumal an derartigen Stu<strong>di</strong>en nicht selten<br />
20 und mehr Wissenschaftler aus bis zu 10 Instituten, <strong>di</strong>e auch<br />
noch über mehrere Länder und Kontinente verteilt sein können,<br />
teilnehmen (hunninghake et al. 2009; ho<strong>di</strong> et al. 2010).<br />
Kritik am „Goldstandard“ wird auch deshalb nicht zugelassen,<br />
weil es durch Statistiker eine Zertifizierung als Belohnung<br />
gibt, nämlich <strong>di</strong>e „statistische Signifikanz“, was sehr an <strong>das</strong> Label<br />
„<strong>Bio</strong>“ erinnert. Jeder weiß, wo <strong>Bio</strong> drauf steht, muss <strong>Bio</strong> nicht drin<br />
sein. Mit „statistisch signifikant“ wird nämlich <strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeit<br />
dafür bezeichnet, <strong>das</strong>s zur Nullhypothese (man nimmt <strong>das</strong><br />
Gegenteil zur Arbeitshypothese an) kein Unterschied besteht.<br />
Signifikant heißt dann ein Wert, wenn <strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeit für<br />
einen Unterschied einem gewissen Wahrscheinlichkeitsniveau<br />
abhängig von der Stichprobengröße entspricht. Dieses wurde<br />
international willkürlich mit 5 % festgelegt und als p-Wert (Probabilitas)<br />
bezeichnet. Statistisch signifikant ist dann ein Unterschied<br />
mit p ≤ 0,05. Man darf sich jetzt nicht verwirren lassen, wie in den<br />
drei eingangs genannten Werken betont wird, <strong>das</strong>s der p-Wert<br />
0,05 nichts anderes bedeutet, als <strong>das</strong>s mit 95 %-iger Sicherheit<br />
gesagt werden kann, <strong>das</strong>s es in Wirklichkeit keinen Unterschied<br />
zur Nullhypothese gibt. Dies ist im Blendwerk „statistisch signifikant“<br />
untergegangen. Der Kliniker glaubt fälschlicherweise seine<br />
Ergebnisse seien signifikant besser als <strong>di</strong>e Vergleichsme<strong>di</strong>kation.<br />
Die Statistiker kümmern sich nicht um <strong>di</strong>esen Irrtum oder wissen<br />
auch nicht, <strong>das</strong>s der klinische Forscher mit seiner vermeintlich<br />
objektiven Signifikanz falsch liegt, wie der ganze Goldstandard.<br />
Das Missverständnis wird dadurch nicht besser, <strong>das</strong>s der p-Wert<br />
auch als Irrtumswahrscheinlichkeit oder Signifikanzniveau in <strong>di</strong>e<br />
Lehrbücher eingegangen ist. Die meisten Ergebnisse klinischer<br />
Forschung gehören daher, wie der international renommierte<br />
Statistiker altMan im British <strong>Med</strong>ical Journal (1994) meinte,<br />
wegen unzulänglicher Metho<strong>di</strong>k in den Papierkorb. Zur Wahrscheinlichkeit,<br />
ob ein Präparat wirksam ist, kann <strong>di</strong>e statistische<br />
Signifikanz nämlich nichts sagen. Wenn der Goldstandard so golden<br />
wäre, wie er gepriesen wird, gäbe es längst keine me<strong>di</strong>zinischen<br />
Probleme mehr. Erklärungen durch vermeintliche Objektivität<br />
schüren, wie erwähnt, jedoch <strong>di</strong>e Hypothesenbildung und<br />
so geht <strong>das</strong> irreführende Signifikanzspiel weiter. Kein Test, der auf<br />
einer Wahrscheinlichkeitsstatistik beruht, kann, wie neyMan und
<strong>zaenmagazin</strong><br />
PearSonS (1933) in den Philosophical Transactions of the Royal<br />
Society of London begründeten, von sich aus Belege für <strong>di</strong>e Richtigkeit<br />
oder Unrichtigkeit einer Hypothese liefern. „Man sollte klinische<br />
Forschung lieber so betreiben, <strong>das</strong>s man keine Hypothesentests<br />
benötigt. Ganz offenbar geht es auch ohne Statistik sehr<br />
gut und effizient voran“ (beck-bornholt und dubben 2001).<br />
Konsequent wird in der klinischen Forschung verdrängt,<br />
<strong>das</strong>s jedes Problem zunächst subjektiv nach einer gefühlten<br />
Wahrscheinlichkeit und durch persönliches Vorwissen nach dem<br />
Motto „es könnte doch sein, <strong>das</strong>s …“ angegangen wird. Dies wird<br />
schlicht ignoriert und statt dessen der statistischen Signifikanz,<br />
vermeintlich frei von jeder Subjektivität in Form des p-Wertes gehul<strong>di</strong>gt.<br />
Die fundamentalen Fehler, <strong>di</strong>e dabei gemacht werden,<br />
werden als offiziell nicht existent erklärt, wodurch auch niemand<br />
über Lösungen zu <strong>di</strong>esem Problem nachdenkt. Statistiker und<br />
<strong>Med</strong>iziner reden hier konsequent aneinander vorbei. Da <strong>di</strong>es jedoch<br />
für beide Gruppen in<br />
Hinblick auf Karriere, Ruhm,<br />
Ehre und Forschungsgelder<br />
durchaus nützlich ist,<br />
belässt man <strong>di</strong>esen irrwitzigen<br />
Zustand.<br />
Traurige Beispiele für<br />
Verwirrung durch Erklären<br />
mittels p-Wert gesichertem<br />
Goldstandard sind <strong>di</strong>e<br />
im Zeitraum 2003 bis 2005<br />
publizierten ART (Acupuncture<br />
randomised trials)<br />
und GERAC (German<br />
Acupuncture Trials) Stu<strong>di</strong>en<br />
zur Wirksamkeit der<br />
Akupunktur bei Migräne,<br />
Spannungskopfschmerz,<br />
Gonarthrose und chronische<br />
Lumbalgien (Literaturübersicht bei bäcker et al. 2006).<br />
Als statistisch signifikant wurde <strong>di</strong>e echte Nadelakupunktur bei<br />
Gonarthrose und chronischer Lumbalgie herausgefiltert. Wie erläutert,<br />
bedeuten aber statistisch signifikante Ergebnisse in der<br />
klinischen Forschung gar nichts. Die Ergebnisse beider Stu<strong>di</strong>en<br />
gehören daher ebenfalls in den Papierkorb. Die gebotenen Erklärungen<br />
sind Verwirrungen und haben in der Diskussion zu<br />
zahlreichen sonderbaren Hypothesen geführt (vgl. bäcker et al.<br />
2006), wobei auch vollstän<strong>di</strong>g gesicherte Befunde z.B. <strong>di</strong>e zur<br />
Morphologie der Akupunkturpunkte schlicht zu Hypothesen erklärt<br />
wurden (bäcker et al. 2006, heine 2006).<br />
Erklären in der klinischen Forschung be<strong>di</strong>ent sich stets der<br />
Wahrscheinlichkeitsstatistik. Diese führt jedoch zu Irrtümern, was<br />
wesentlich durch den unsinnigen p-Wert verursacht wird. Die<br />
Wahrscheinlichkeitsstatistik wird aber in der <strong>Med</strong>izin unwissend<br />
immer mit deterministischer Logik gleichgesetzt, <strong>di</strong>e aber nur<br />
Einmaliges, d.h. In<strong>di</strong>viduelles beschreibt. Zum Beispiel fährt mein<br />
Freund Paul ein altes Feuerwehrauto mit rot-grünen Streifen.<br />
Er wohnt in meiner Nachbarschaft. Wenn ich <strong>di</strong>eses Auto sehe,<br />
weiß ich, <strong>das</strong>s nur Paul drin sitzen kann. Meine Bekannte Marina,<br />
allseits bekannt und beliebt, fährt dagegen einen blauen Golf<br />
und wohnt in Berlin. Jedes Mal, wenn ich in Berlin bin und ein<br />
blauer Golf an mir vorbei fährt, wäre es unsinnig, stehen zu bleiben<br />
um zu winken, weil Marina drinsitzt. Die forschenden <strong>Med</strong>i-<br />
ZAEN<br />
ziner stehen jedoch am Straßenrand und winken heftig jedem<br />
blauen Golf zu, weil sie darin Marina vermuten (beck-bornholdt<br />
und dubben 2002).<br />
Wissenschaftliche Fragestellungen in der Naturheilkunde<br />
und der Komplementärme<strong>di</strong>zin sollten daher stets so angelegt<br />
werden, <strong>das</strong>s kein Signifikanztest nötig wird, sondern eine saubere<br />
Dokumentation von Einzelfällen vorgelegt wird.<br />
Verstehen<br />
Der Literaturnobelpreisträger andré gide (1869-1951) war der<br />
Ansicht „Verstehen heißt sich eine Frage stellen, <strong>di</strong>e durch <strong>das</strong>,<br />
was man versteht, genau beantwortet wird.“ C. F. von weiZSäcker<br />
(1985) <strong>di</strong>skutierte <strong>das</strong> Paradoxon, <strong>das</strong>s man nur <strong>das</strong> sehen könne,<br />
was man wisse. Forschung beginnt demnach mit vorstrukturierten<br />
Fragestellungen,<br />
<strong>di</strong>e durch induktive Bestätigung<br />
aus der Erfahrung<br />
und im Vergleich mit den<br />
denkmöglichen theoretischen<br />
Antworten Konzepte<br />
ergeben, <strong>di</strong>e bei<br />
Widerspruchsfreiheit zu<br />
wertvollen Theorien führen<br />
können oder, ohne in<br />
einem überprüfbaren Sinn<br />
richtig sein zu müssen, als<br />
heuristische Prinzipien wissenschaftliche<br />
Kreativität<br />
anregen.<br />
Zunächst ein Hinweis<br />
aus der Praxis: Der Neurologe<br />
gerhard kienle (Gründer<br />
des Herdecker Gemeinschafts-Krankenhauses<br />
und der Universität Witten/Herdecke),<br />
hatte 1976 anhand publizierter empirischer Stu<strong>di</strong>en bereits darauf<br />
hingewiesen, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e subjektive ärztliche Einschätzung und<br />
Erfahrung offenbar den gleichen Stellenwert hat wie <strong>di</strong>e Ergebnisse<br />
randomisierter klinischer Stu<strong>di</strong>en. Mit Einbringen eigenen<br />
Vorwissens liegt nämlich eine völlig andere Denkweise der Hypothesenprüfung<br />
vor. Sie wird nach dem englischen Geistlichen<br />
rey t. bayeS (1702-1761) als bayESsches Theorem der Hypothesenprüfung<br />
bezeichnet. Sein Manuskript wurde erst zwei Jahre<br />
nach seinem Tod veröffentlicht. „Vielleicht hatte bayeS <strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeit,<br />
<strong>das</strong>s sein Manuskript im 18. Jahrhundert verstanden<br />
werden könnte, so niedrig eingeschätzt, <strong>das</strong>s er es vorzog,<br />
im Wald von Kent spazieren zu gehen, statt <strong>das</strong> fertiggestellte<br />
Manuskript, <strong>das</strong> man später in seinem Nachlass fand, zu publizieren“<br />
(beck-bornholt und dubben 2001). Er ist einer der Vorväter<br />
der induktiven Statistik. In einer Zeit, in der <strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />
noch in den Kinderschuhen steckte, befasste sich<br />
bayeS bereits mit dem Problem, wie man spätere Erfahrungen<br />
mit ursprünglichen a priori Annahmen („Vorwissen“) in Einklang<br />
bringen könne. Es handelt sich gewissermaßen um eine dynamische<br />
Hypothesenprüfung mit eingebauter Hypothesenkorrektur<br />
(Swoboda 1971). Das heißt, es wird für den Therapeuten<br />
eine Wirkungsrichtung erkennbar, <strong>di</strong>e er aus Vorkenntnissen<br />
heraus beurteilt. Dabei wird eine Synthese von Messwerten, der<br />
6 5/2010
5/2010<br />
ZAEN<br />
Gesamtsituation (Summe der nichtstandar<strong>di</strong>sierten Randbe<strong>di</strong>ngungen)<br />
und der therapeutischen Erfahrung angestrebt. Der Gedankengang<br />
ist dabei ganz allgemein folgender (Swoboda 1971):<br />
Zu fast jedem Problem und jeder Frage hat man zunächst einmal<br />
„a priori“ irgendeine mehr oder weniger klare Vorstellung („Vorverständnis“).<br />
Wenn ich mich entscheiden muss, werde ich mich<br />
entsprechend <strong>di</strong>eser Vorkenntnisse verhalten. Erfahre ich jedoch<br />
neue Tatsachen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>eses Problem betreffen, muss ich meine ursprüngliche<br />
Einschätzung korrigieren, d.h. „a posteriori“ habe ich<br />
dann eine entsprechend veränderte Einstellung, d.h. Verständnis.<br />
Schneller Informationszuwachs ist heute durch On-line-Literaturrecherchen<br />
relativ einfach zu bewältigen und ist vor allem für<br />
<strong>di</strong>e Diagnostik von unschätzbarem Vorteil. Es liegt auf der Hand,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> bayeSsche Theorem für <strong>di</strong>e klinische Forschung und vor<br />
allem <strong>di</strong>e biologische <strong>Med</strong>izin wesentlich vorteilhafter ist als der<br />
vermeintlich objektive Signifikanztest des Goldstandards.<br />
Derzeit scheint sich jedoch in der Schulme<strong>di</strong>zin ein Umdenken<br />
zu entwickeln, <strong>das</strong> als Umgehen des Signifikanzwahns bezeichnet<br />
werden kann. Es wird immer öfter <strong>di</strong>e Frage gestellt: Wie<br />
komme ich von signifikanten p-Werten zu einem Verständnis der<br />
Pathogenese und damit zur klinischen Anwendung? Man führt<br />
dazu seit kurzem z.B. genomweite Assoziationsstu<strong>di</strong>en durch,<br />
um in<strong>di</strong>viduelle Genaberationen z.B. Genpolymorphismen (z.B.<br />
single nucleotide polymorphisms (SNPs)) zu erfassen. Diese können<br />
auf spezifische Gene und damit biologische Signalwege hinweisen,<br />
<strong>di</strong>e pharmakologisch beeinflusst werden können.<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Beispiele dazu werden immer häufiger in führenden <strong>Med</strong>izin-Journalen<br />
publiziert (z.B. hunninghake et al. 2009, roSSkoPf et<br />
al. 2010). Notwen<strong>di</strong>gerweise führt <strong>di</strong>eses Verständnis von Krankheiten<br />
zu einer durchaus erwünschten in<strong>di</strong>vidualisierten, maßgeschneiderten<br />
Therapie. Aller<strong>di</strong>ngs ist dabei zu bedenken, <strong>das</strong>s<br />
bei Molekularisierung klinischer Entitäten zwar <strong>das</strong> Kausalprinzip<br />
angewandt werden kann, aber <strong>di</strong>e Sicht auf <strong>das</strong> Gesamtsystem<br />
(<strong>das</strong> In<strong>di</strong>viduum) verloren zu gehen droht. In Deutschland wird<br />
<strong>di</strong>ese Forschungsrichtung als „Pharmakogenomik“ bzw. „Pharmakogenetik“<br />
bezeichnet. Dadurch kann vor Therapiebeginn<br />
<strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges oder einer unerwünschten<br />
Arzneimittelwirkung mittels genetischer Analyse<br />
bestimmt werden – ganz ohne Signifikanztests und p-Werten<br />
(roSSkoPf et al. 2010).<br />
Man erkennt hier deutlich, damit überhaupt therapeutisch<br />
verwertbare Ergebnisse bei klinischen Stu<strong>di</strong>en herauskommen,<br />
auf relevante experimentelle und analytische Laborergebnisse<br />
zurückgegriffen werden muss. Diese werden aber dann, um den<br />
schönen Schein des Goldstandards halten zu können, mit p-<br />
Wert-Signifikanz versehen. Diese Selbsttäuschung wird, da man<br />
keine Alternativen kennt, nicht durchschaut. Dies könnte vermieden<br />
werden, wenn <strong>di</strong>e Hypothesenprüfung nach dem bayeSschen<br />
Theorem erfolgte. Denn <strong>di</strong>e experimentellen Laborwerte<br />
führen zu einem subjektiv strukturierten Vorwissen, <strong>das</strong> dann <strong>di</strong>e<br />
Stu<strong>di</strong>endesigns von vornherein aussichtsreich gestalten lässt. Bei<br />
genauerer Betrachtung hat daher der sogenannte Goldstandard<br />
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7
<strong>zaenmagazin</strong><br />
immer auch bayeSsche Einflüsse. Dass darauf nicht rekurriert wird<br />
liegt daran, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e mathematischen Statistiker <strong>das</strong> bayeSsche<br />
Theorem ablehnen, woher es auch in den Lehrbüchern der <strong>Med</strong>izinstatistik<br />
nicht auftaucht (Swoboda 1971). Die Ablehnung<br />
erfolgt aus zwei Gründen: Zum einen gehe man dabei von einem<br />
a-priori-Wissen aus, <strong>das</strong> keine ausreichende theoretische<br />
Basis habe; zum anderen können a-priori-Wahrscheinlichkeiten<br />
u.U. allzu leicht über den Daumen gepeilt sein und auf relativ<br />
wenigen Beobachtungen basieren. Es ist selbstverständlich,<br />
<strong>das</strong>s „Verstehen“ umso besser funktioniert, je umfangreicher<br />
<strong>das</strong> A- priori-Wissen ist. Daher auch <strong>di</strong>e dringende Empfehlung<br />
zur theoretischen Weiterbildung bevor man unverstanden ein<br />
vom „Guru“ wortreich erklärtes Verfahren annimmt (z.B. all <strong>di</strong>ese<br />
quantenphysikalischen Bezüge me<strong>di</strong>zinischer Problematiken<br />
von Leuten, <strong>di</strong>e dafür kein ausreichend fun<strong>di</strong>ertes Wissen haben).<br />
Den Einwänden gegen <strong>das</strong> bayeS-Theorem kann leicht widersprochen<br />
werden. Denn, wie gezeigt, stecken in den angeblich<br />
objektiven Methoden der herrschenden Lehrmeinung sehr<br />
viele subjektive Ansichten, weil häufig für <strong>di</strong>e Einschätzung einer<br />
Situation ganz einfach nicht genug statistische Daten vorliegen.<br />
Halten wir fest: Während Verstehen unmittelbare logisch<br />
begründete Folgerungen nach sich zieht, bleibt Erklären<br />
in Interpretationen stecken.<br />
Ein nicht messbarer Parameter für Erklären wie Verstehen ist<br />
<strong>di</strong>e Bedeutung guter Ideen d.h. <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>e <strong>Med</strong>izin so wichtige<br />
Intuition. Die Amerikaner sagen, „man findet einen roten Hering“.<br />
Die gute Idee wird in der <strong>Med</strong>izinstatistik als power bezeichnet<br />
und besagt, warum anzunehmen ist, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e neue Therapie<br />
wahrscheinlich besser sei als <strong>di</strong>e alte. Aller<strong>di</strong>ngs bleibt in jedem<br />
Fall <strong>di</strong>e große Unbekannte, wie kommt man zu guten Ideen?<br />
Schon Platon und alle Philosophen nach ihm haben darüber<br />
gerätselt. Gerade hier ist <strong>das</strong> bayeSsche Theorem, d.h. <strong>di</strong>e Bedeutung<br />
des Vorwissens zu einem Problem von größter Bedeutung.<br />
Denn dadurch wird meine Wahrnehmung für <strong>das</strong> anstehende<br />
Problem erweitert. Dies verschafft mir <strong>di</strong>e Möglichkeit meine<br />
Vorstellungen zu variieren, <strong>di</strong>e ganz unabhängig von meinen<br />
Erfahrungen sein können, aber möglicherweise den Geistesblitz<br />
einer Idee beinhalten. Um eine Idee dann in <strong>di</strong>e Wahrnehmung<br />
bringen zu können, muss sie beschrieben werden, d.h. ein Sachverhalt<br />
daraus gemacht werden. Diesen muss ich erst verstanden<br />
haben, bevor ich ihn anderen zu verstehen geben kann.<br />
Gerade <strong>das</strong> auf Wahrnehmungen beruhende ärztliche Tun<br />
wird umso erfolgreicher sein, je größer <strong>das</strong> Vorwissen und damit<br />
<strong>di</strong>e Ideenhaftigkeit bzw. Intuition ist. Erst dann kann der Prozess<br />
der Interpretation einsetzen, der dann mit Statistik behaftet sein<br />
kann. Die Interpretation von Modellen ist der übliche Weg in den<br />
technischen Wissenschaften und hat sich auch in der <strong>Med</strong>izin<br />
festgesetzt. Man therapiert Modelle von Krankheiten aber keine<br />
Patienten. Die ärztliche Kunst ist etwas ganz anderes: Sie beruht<br />
auf in<strong>di</strong>viduellem Vorwissen, Erfahrungen und verstehendem<br />
Wahrnehmen. Der in <strong>di</strong>esem Sinne Wahrnehmende hat etwas<br />
mit dem speziell Wahrgenommenen, d.h. dem Patienten gemeinsam.<br />
Beide werden teilhaftig aneinander. Dies bedarf keiner<br />
Statistik.<br />
Ich schließe mit bert brecht aus dem „Leben des Galilei“:<br />
„Eine Hauptursache der Armut in den Wissenschaften ist meist<br />
eingebildeter Reichtum. Es ist nicht ihr Ziel, der unendlichen<br />
Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu setzen dem<br />
unendlichen Irrtum“.<br />
Zusammenfassung<br />
ZAEN<br />
In der klinischen Forschung wird <strong>di</strong>e Befunderhebung durch<br />
Signifikanztests unter Ausschaltung subjektiver Einflüsse objektiviert.<br />
Dadurch entstehen Erklärungsmodelle für <strong>di</strong>e untersuchten<br />
Probleme, <strong>di</strong>e jedoch selbst wieder zur Hypothesenbildung<br />
führen. Da <strong>di</strong>e Signifikanztests der klinischen Forschung irreal<br />
sind, sind auch <strong>di</strong>e Ergebnisse äußerst fraglich. Dies kann jedoch<br />
durch ein Vorwissen experimenteller und analytischer Labordaten<br />
abgefedert werden. Das bayeSsche Theorem der Hypothesenprüfung<br />
nutzt <strong>di</strong>es und stützt sich von vornherein auf ein problemorientiertes,<br />
subjektives Vorwissen („a priori“). Dieses Wissen<br />
kann im Verlauf der Untersuchung weiter strukturiert werden<br />
(„a posteriori“) und führt zu einer dynamischen Hypothesenprüfung,<br />
<strong>di</strong>e schließlich zum Verstehen des untersuchten Problems<br />
führt.<br />
Literatur<br />
Altman DG. The scandal of poor me<strong>di</strong>cal research. British <strong>Med</strong> J 1994; 308: 283<br />
Bayes RT. An essay towards solving a problem in the doctrine of chances. Posthum<br />
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Übersetzung von Timer<strong>di</strong>ng H. E. Leipzig: Engelmann 1908<br />
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Beck-Bornhold H-P, Dubben H-H. Der Schein der Weisen. Irrtümer und Fehlurteile<br />
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Hunninghake GM, Cho MH, Tesfaigzi Y et al. MMP12 lung function, and COPD in<br />
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Kienle G. Der Wirksamkeitsnachweis im Arzneimittelrecht. Z f Rechtspolitik 1976;<br />
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Rosskopf D, Meyer zu Schwabe<strong>di</strong>ssen HE, Kroemer HK, Siegmund W. Pharmakogenomik<br />
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Skrabanek P, McCormik J: Torheiten und Trugschlüsse in der <strong>Med</strong>izin. 2. Aufl.<br />
Mainz: Kirchheim 1992<br />
Swoboda H. Knaurs Buch der modernen Statistik. München/Zürich: Droemersche<br />
Verlangsanstalt Th. Knaur Nachf 1971<br />
Weizsäcker CFv. Aufbau der Physik. München: Hanser 1985<br />
Ziliak ST, McCloskey DN. The Cult of Statistical Significance. Univ of Michigan<br />
Press, Ann Arbor, 2008<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
Prof. Dr. rer. nat. med. habil. Hartmut Heine<br />
Privates Forschungsinstitut<br />
Billerbeckweg 1-3<br />
D-75242 Neuhausen<br />
8 5/2010
5/2010<br />
Originalarbeiten<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Bewährte In<strong>di</strong>kationen in der Homöopathie<br />
am Beispiel von Traumamittel<br />
micHael m. Hadulla, Olaf ricHter<br />
Zusammenfassung<br />
Am Beispiel von Traumamitteln in der Homöopathie<br />
wird der Begriff der „bewähren In<strong>di</strong>kationen“ kritisch<br />
beleuchtet. In <strong>di</strong>esem Zusammenhang werden einige<br />
häufig gebrauchte Arzneimittel bei akuten Verletzungen<br />
vorgestellt.<br />
Schlüsselwörter: Bewährte In<strong>di</strong>kationen, Trauma,<br />
Homöopathie, Mathias Dorci<br />
Autor<br />
Dr. Michael Hadulla<br />
Heiliggeiststraße 9<br />
69117 Heidelberg<br />
dr.hadulla@med-homoeopathie.de<br />
www.med-homoeopathie.de<br />
Dr. Olaf Richter<br />
Schloßstraße 19<br />
35510 Butzbach<br />
dr.richter@med-homoeopathie.de<br />
www.med-homoeopathie.de<br />
Die Homöopathie versteht sich als <strong>Med</strong>izin der Person und legt<br />
besonderen Wert auf eine gründliche, persönlichkeitsbezogene<br />
Anamnese, wobei insbesondere <strong>di</strong>e Verursachung (u.a. Wind,<br />
Kälte, Schreck, Kummer, Trauer usw. und <strong>di</strong>e Modalitäten in den<br />
Mittelpunkt gestellt werden (Besserung durch = amel. ,z.B. Ruhe,<br />
Wärme, Kälte, Bewegung, Tageszeit / Verschlechterung durch =<br />
agg.).<br />
Das so erhobene in<strong>di</strong>viduelle Krankheitsbild wird mit den<br />
in der homöopathischen Materia me<strong>di</strong>ca aufgezeichneten Arzneimittelbildern<br />
und den in den Repertorien aufgelisteten Symptomen<br />
verglichen, um <strong>di</strong>e passende Arznei herauszufinden, <strong>di</strong>e<br />
möglichst ähnliche Symptome hervorzubringen vermag.<br />
Aufgrund der Ähnlichkeit von Krankheitsbild und Arzneimittelbild<br />
erfolgt dann eine personenbezogene, in<strong>di</strong>viduelle Verordnung<br />
der homöopathischen Arznei.<br />
Dieses idealtypische Vorgehen scheint durch den Begriff der<br />
„bewährten In<strong>di</strong>kationen“ in Frage gestellt. Wie nur wenige<br />
andere Begriffe in der Homöopathie ist er geeignet, <strong>di</strong>e Homöopathen<br />
zu entzweien. Während <strong>di</strong>e „klassischen“ Homöopathen<br />
den Begriff der In<strong>di</strong>vidualisierung verabsolutieren, obwohl bereits<br />
hahneMann mit seinem Konzept der epidemischen Krankheiten<br />
eine sinnvolle Mo<strong>di</strong>fizierung vornahm, sehen <strong>di</strong>e Verfechter der<br />
bewährten In<strong>di</strong>kationen in <strong>di</strong>esem Konzept einen notwen<strong>di</strong>gen<br />
Brückenschlag vom klinischen zum homöopathischen Denken.<br />
Der österreichische Arzt und Homöopath MathiaS dorcSi<br />
(1923-2001), auf den der Begriff der bewährten In<strong>di</strong>kationen<br />
zurückgeht, hebt hervor, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> für den Patienten Auffallende,<br />
Besondere, Eigenartige und Krankmachende durchaus im<br />
Lokalen, Organotropen und im System liegen könnte. Denn offensichtlich<br />
haben sich bestimmte homöopathische Arzneien<br />
bei denselben Organ<strong>di</strong>agnosen bewährt, d.h. es liegen klinische<br />
Erfahrungen vor, <strong>di</strong>e eine entsprechende Therapie nahelegen.<br />
Diesem Sachverhalt versucht man mit dem neuen Begriff der<br />
„klinischen Erfahrungen“ gerecht zu werden, der den umstrittenen<br />
Begriff der „bewährten In<strong>di</strong>kationen“ ersetzen soll.<br />
Ob sich damit der Kampf zweier Linien in der Homöopathie beschwichtigen<br />
lässt, erscheint aller<strong>di</strong>ngs zweifelhaft.<br />
Die mit dem Konzept der bewährten In<strong>di</strong>kationen implizierte<br />
<strong>di</strong>daktische Vereinfachung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
<strong>das</strong>s es keinen kurzen Weg zur Arznei gibt. Das<br />
bedeutet, <strong>das</strong>s auch eine Therapie nach den bewährten In<strong>di</strong>kationen<br />
eine gewisse Kenntnis der Grundlagen und Regeln des<br />
homöopathischen Heilverfahrens zur Voraussetzung hat. Selbst<br />
bei einem scheinbar gleichen Krankheitsbild gilt es, <strong>di</strong>e auffallenden,<br />
sonderlichen und charakteristischen Reaktionsweisen<br />
herauszuarbeiten, (Organon § 153), da viele Kranke bei ähnlichen<br />
Krankheiten unterschiedlich reagieren. Als in<strong>di</strong>viduelle und<br />
ganzheitliche Therapie-Methode kann <strong>di</strong>e Homöopathie keine<br />
9
<strong>zaenmagazin</strong><br />
pauschalen Therapieempfehlungen geben, allenfalls mit den<br />
bewährten In<strong>di</strong>kationen <strong>das</strong> bei bestimmten Organ- und Funktionsbezügen<br />
Bewährte zur weiteren Differenzierung und in<strong>di</strong>viduellen<br />
Arzneimittelfindung in <strong>di</strong>e engere Wahl einzubeziehen<br />
helfen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dem Patienten Elemente<br />
einer Ordnungstherapie zu vermitteln, Heilungshindernisse<br />
zu erkennen und wenn möglich zu beseitigen sowie auf<br />
eine bewusste und gesunde Lebensführung hinzuweisen.<br />
Unter <strong>di</strong>esen Kautelen empfiehlt es sich für den Anfänger, in<br />
einem begrenzten Gebiet mit einigen gut ausgewählten Arzneien<br />
erste gute Erfahrungen zu sammeln. Diese vermitteln nicht<br />
nur eine Ahnung von den Möglichkeiten der homöopathischen<br />
Arzneien, sondern geben eine gewisse Sicherheit bei den ersten<br />
homöopathischen Gehversuchen.<br />
Wegen des relativ umschriebenen Organbezuges sollen<br />
bei unserem Vortrag einige Mittel für <strong>das</strong> physische Trauma und<br />
seine Folgen vorgestellt und <strong>di</strong>fferenziert werden. Dabei können<br />
jedoch nur <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>esen In<strong>di</strong>kationsbereich wesentlichen<br />
Leitsymptome benannte werden, <strong>di</strong>e <strong>das</strong> Wesen der einzelnen<br />
Arzneien le<strong>di</strong>glich partiell erfassen.<br />
Beispiele<br />
Arnica<br />
= Berg-Wohlverleih, <strong>das</strong> erste Mittel bei Verletzungen, Verstauchungen,<br />
Prellungen und Quetschungen. Bei Verletzungen, <strong>di</strong>e<br />
mit dem Zerreißen von Blutgefäßen einhergehen und zu Hämatomen<br />
und parenchymatösen Blutungen (u.a. Apoplexie) führen.<br />
Die vorherrschende Empfindung ist ein Zerschlagenheitsgefühl,<br />
jegliche Berührung und Erschütterung verschlimmern <strong>di</strong>e Symptome.<br />
Die Patienten sind ärgerlich, mürrisch und gereizt. Sie<br />
wollen in Ruhe gelassen und nicht angesprochen werden. Neben<br />
der Anwendung im akuten Verletzungsfall hat sich Arnica<br />
vor operativen Eingriffen und Zahnextraktionen bewährt. Die<br />
prophylaktische Gabe verhindert Infektionen, lindert den Wundschmerz<br />
und mindert <strong>di</strong>e Gefahr der Nachblutung. Anwendung:<br />
D 12 bis D200 (Fa: Staufen), tiefere Potenzen können zu Blutungen<br />
führen.<br />
Der 6jährige Sven stürzt von seinem Skateboard auf den linken<br />
lateralen Oberschenkel, linkes Knie und linke Thoraxseite. Er zeigt<br />
multiple Schürfwunden. Es besteht ein Gefühl von Zerschlagenheit<br />
und er möchte auch nicht berührt werden. Seine Mutter gibt ihm<br />
Arnica D 200, einmalig 5b Globuli. Sie nimmt eine Wundversor<br />
Originalarbeiten<br />
gung und eine Eisbehandlung vor und verabreicht ihm schließlich<br />
auch Paracetamol, da <strong>di</strong>e Schmerzen trotz aller Maßnahmen heftiger<br />
werden. Da sie sehr besorgt ist, bittet sie um einen Hausbesuch.<br />
Sven sagt, <strong>das</strong> „alles sei nicht so schlimm, Mami übertreibt, der Onkel<br />
Doktor ist umsonst gekommen“. Eine Fraktur wird ausgeschlossen.<br />
Rp.: Arnica D1000, 3 Globuli, zusätzlich D200, 5 Globuli, auflösen<br />
und bei Zunahme der Beschwerden immer wieder einen Teelöffel<br />
davon geben.<br />
Materia <strong>Med</strong>ica Arnica<br />
� Ein Verletzungsmittel par excellence. Traumata in allen Variationen,<br />
psychisch und physisch, sowie deren unmittelbare<br />
oder entfernte Folgen sind mit <strong>di</strong>eser Arznei zu behandeln.<br />
� Muskeln sehr schmerzhaft, wie wund und zerschlagen, am<br />
ganzen Körper. Resorptionsfördend.<br />
� Furcht, geschlagen oder berührt zu werden, ja selbst vor Annäherung.<br />
� Sagt, ihm fehle nichts. Fühlt sich wohl bei bedrohlichen<br />
Krankheitszuständen.<br />
Das Zerschlagenheitsgefühl wich im Laufe des nächsten Tages. Die<br />
Schürfwunden heilten komplett ab, <strong>das</strong> Trauma blieb folgenlos.<br />
Hypericum<br />
= <strong>das</strong> Johanniskraut, ist wie Arnica in der Volksheilkunde als wichtiges<br />
Verletzungsmittel bekannt. Insbesondere bei Traumata, bei<br />
denen Nerven oder nervenreiches Gewebe in Mitleidenschaft<br />
gezogen werden. Für gestochene, geschnittene, gequetschte<br />
oder zerrissene Wunden. Der Schmerzverlauf ist zentripedal,<br />
der Schmerzcharakter hämmernd und undulierend. Bei mechanischen<br />
Verletzungen des Rückenmarks, bei Commotio und<br />
Contusio cerebri., bei Läsionen der Wirbelsäule und des Steißbeins.<br />
Bei peripheren Nervenverletzungen, bei Verletzungen an<br />
Körperteilen, <strong>di</strong>e reich an sensiblen Nerven sind (Finger, Zehen,<br />
Nagelbetten). Die Patienten wirken ängstlich, <strong>di</strong>e Stimmung ist<br />
gedrückt. Bei Depressionen hat sich Hypericum ebenfalls als<br />
wichtige Arznei erwiesen. Anwendung: D6 bis D30.<br />
Katrin, 9 Jahre, spielt schon seit zwei Jahren Tennis. Während<br />
einer Trainingsstunde in den großen Ferien, in denen sie fast täglich<br />
gespielt hat, traf sie eine Rückhand zu spät und klagt seitdem über<br />
heftige und zunehmende lanzierende Schmerzen im Bereich des<br />
rechten lateralen Ellenbogens. Auch Greifen mit der rechten Hand<br />
tut immer mehr weh, nachts kann sie nur noch auf der linken Seite<br />
schlafen. Sie ist extrem unzufrieden. Durch eine Überlastung kam es<br />
zu einer Reizung, eventuell zu einem Einriss der Sehne am Ansatz des<br />
Epicondylus.<br />
Rp.: Hypericum D200 (Fa. Staufen), dreimal 4 Globuli<br />
Kaum Besserung der Beschwerden.<br />
Rp.: Ruta D12, zwei bis dreimal täglich, sowie Eisbehandlung,<br />
Hantelübungen in Supinationshaltung und Massage der Unterarmmuskulatur.<br />
Sie darf weiterhin Tennis spielen, aber vorerst nur Vorhand.<br />
Nach ca. 1 bis 2 Monaten war <strong>das</strong> Mädchen beschwerdefrei.<br />
10 5/2010<br />
Ruta<br />
= <strong>di</strong>e Weinraute, ist bei Quetschungen und anderen mechanischen<br />
Verletzungen von Knochen und Periost, bei Verstauchungen<br />
und Periostitis in<strong>di</strong>ziert. Eine besondere Beziehung besteht<br />
zum Handgelenk und dessen Überlastung. Ruta beschleunigt
5/2010<br />
Originalarbeiten<br />
nach Arnica den Heilungsprozess in Gelenken, nach Symphytum<br />
bei Knochenverletzungen. Ebenfalls hilfreich bei Überanstrengung<br />
der Augen, wobei <strong>di</strong>e Augen brennen und schmerzen,<br />
zum Teil mit verschwommenem Sehen. Anwendung: D6 – D12<br />
(Fa. Staufen).<br />
� Diese Arznei hat eine besondere Affinität zu den Bindegeweben:<br />
Gelenke, besonders Fuß und Handgelenke, Knorpel, Knochenhaut.<br />
� Das Hauptmittel bei Quetschungen, Prellungen und Verletzungen<br />
der Knochen. Entsprechend sind <strong>di</strong>e Schmerzen wie wund,<br />
wie geprellt oder zerschlagen; mit Ruhelosigkeit verbundene<br />
Schmerzen.<br />
� Lähmungsartige Steifheit, Distorsion.<br />
� Gemüt: „Über alles um ihn herum Geschehende und vorzüglich<br />
über <strong>das</strong>, was er selbst tat, sehr unzufrieden und sehr zum<br />
Weinen geneigt.“<br />
Colocynthis<br />
= Koloquinte, Cucurbitaceae<br />
Hauptcharakteristika:<br />
Qualvoller Schmerz im<br />
Bauch zwingt den Patienten,<br />
sich zu krümmen,<br />
mit Rastlosigkeit, er windet<br />
und wendet sich, um<br />
Erleichterung zu erlangen,<br />
amel. durch starken<br />
Druck (amel. durch Wärme:<br />
Mag-p.).<br />
Schmerzen: Sind<br />
schlimmer nach Essen<br />
oder Trinken, zwingen<br />
den Patienten, sich zu<br />
krümmen (Mag-p. – agg.<br />
durch Krümmen: Dios.);<br />
<strong>di</strong>e Menses werden durch Ärger, Koliken unterdrückt.<br />
Der Patient ist äußerst reizbar, ungedul<strong>di</strong>g; er ist zornig oder<br />
belei<strong>di</strong>gt, wenn man ihn etwas fragt.<br />
Er ist reizbar, wirft Gegenstände aus den Händen. Beschwerden<br />
durch Ärger, bei Entrüstung – Kolik, Erbrechen, Durchfall<br />
und Unterdrückung der Menses (Cham., Staph.).<br />
Ischias: krampfender Schmerz in der Hüfte, wie in einem<br />
Schraubstock eingespannt; der Patient liegt auf der erkrankten<br />
Seite.<br />
Schießende Schmerzen, wie Blitzschläge, <strong>di</strong>e ganze Gliedmaße<br />
hinunter, linke Hüfte, linker Oberschenkel, linkes Knie, in<br />
<strong>di</strong>e Kniekehle.<br />
Vergleiche: Gnaph. mit starkem Schmerz entlang des rechten<br />
Ischiasnerven, schießend, schneidend, vom rechten Hüftgelenk<br />
hinunter zum Fuß; agg. bei Niederlegen, Bewegung, Gehen;<br />
amel. beim Sitzen.<br />
Vergleiche mit Staph. bei ovariellen oder anderen Erkrankungen<br />
in der Folge von Ärger, zurückgehaltener Entrüstung<br />
oder stillem Kummer.<br />
Schlimmer: Ärger und Entrüstung; Demütigungen durch Belei<strong>di</strong>gungen<br />
(Staph., Lyc.); Käse agg. Kolik.<br />
Besser: Durch Zusammenkrümmen; festen Druck.<br />
Nux vomica<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
= Brechnuss, Loganiaceae<br />
Passend für dünne, reizbare, gewissenhafte, eifrige Menschen<br />
mit dunklem Haar und galligem oder sanguinischem Temperament.<br />
Sie neigen dazu streitsüchtig, gehässig, boshaft zu sein;<br />
nervös und melancholisch.<br />
Menschen von ausschweifender Lebensweise mit dünner,<br />
reizbarer, nervöser Veranlagung: Neigung zu Verdauungsstörungen<br />
und Hämorrhoiden (Menschen mit hellem Haar, blauen<br />
Augen: Lob.).<br />
„Nux-v. wirkt vor allem erfolgreich bei Menschen von feurigem<br />
Charakter; von reizbarem, ungedul<strong>di</strong>gem Temperament,<br />
mit Neigung zu Zorn, Hass oder Betrug.“ – hahneMann.<br />
Angst mit Reizbarkeit und Neigung, Selbstmord zu begehen,<br />
aber der Patient fürchtet sich vor dem Sterben.<br />
Überempfindlich: gegen äußere Eindrücke; gegen Lärm, Gerüche,<br />
Licht oder Musik (Nux-m.); unbedeutende Beschwerden<br />
sind unerträglich (Cham.); jedes harmlose Wort wirkt belei<strong>di</strong>gend<br />
(Ign.).<br />
Schlechte Auswirkungen von: Kaffee, Tabak, Alkoholika;<br />
scharfen oder stark gewürzten Speisen; Überessen (Ant-c.); lang<br />
andauernder geistiger Überbeanspruchung; sitzender Lebensweise;<br />
Schlafmangel (Cocc., Colch., Nit-ac.); aromatischen oder<br />
Wundermitteln; Sitzen auf kalten Steinen, besonders bei warmem<br />
Wetter.<br />
Die Schmerzen sind kribbelnd, stechend, hart, weh, schlimmer<br />
durch Bewegung und Berührung.<br />
Aufstehen; nach geistiger Anstrengung (untätig, kein Verlangen:<br />
Bry., Op., Sulph.).<br />
Abwechselnd Verstopfung und Durchfall (Sulph., Verat.), bei<br />
Menschen, <strong>di</strong>e ihr ganzes Leben lang Abführmittel genommen<br />
haben.<br />
Rückenschmerz: der Patient muss sich hinsetzen oder sich<br />
im Bett umdrehen; Hexenschuss.<br />
Widerwille gegen Kälte oder kalte Luft; fröstelig bei der geringsten<br />
Bewegung; durch Entblößen; der Patient muss in jedem<br />
Fiebersta<strong>di</strong>um zugedeckt sein – Frost, Hitze oder Schweiß.<br />
Wird gut gefolgt: von Bry., Puls., Sulph.<br />
Nux-v. sollte unmittelbar oder besser mehrere Stunden vor<br />
dem Schlafengehen gegeben werden; es wirkt am besten während<br />
der Ruhe von Geist und Körper.<br />
Schlimmer – Morgens; Erwachen um 400; geistige Anstrengung;<br />
nach Essen oder Überessen; Berührung, Lärm, Ärger, Gewürze,<br />
Narkotika, trockenes Wetter; in kalter Luft.<br />
Besser – Am Abend, während Ruhe; Hinlegen, und bei<br />
feuchtem, nassem Wetter (Caust.).<br />
Rhus toxicodendron<br />
= der Giftsumach, weist einen Organbezug zu Muskeln, Bändern<br />
und Sehnen auf und passt besonders für Patienten mit rheumatischer<br />
Diathese. Beschwerden treten auf infolge von Überanstrengung,<br />
Verheben, Distorsionen und Durchnässung. Als<br />
Leitsymptom gilt <strong>di</strong>e große Ruhelosigkeit, <strong>di</strong>e Patienten müssen<br />
sich bewegen, um eine Linderung der Beschwerden zu erfahren.<br />
Während Bewegung und Wärme bessern, verschlechtern sich<br />
<strong>di</strong>e Symptome bei kaltem, feuchtem Wetter und in Ruhe. Der<br />
Giftsumach verursacht bei Berührung pustulöse Hautausschläge<br />
11
<strong>zaenmagazin</strong><br />
– nach der Ähnlichkeitsregel gilt Rhus toxocodendron bei Verbrennungen<br />
als eine der bewährten In<strong>di</strong>kationen. Anwendung:<br />
D30 – D200.<br />
Fallbeispiel Rhus toxicodendron:<br />
Eine 56jährige, großwüchsige, eher schlanke und zäh wirkende Frau<br />
kommt wegen ausgeprägter Schmerzen im Rückenbereich in <strong>di</strong>e<br />
Praxis. Sie wurde zuvor mit Schmerzmitteln behandelt, zudem wurde<br />
eine BandscheibenOP in Erwägung gezogen<br />
Die Patientin stammt aus Dalmatien (Kroatien) und arbeitet<br />
in einer Großstadt als Küchenhilfe. Durch Voltaren (Diclofenac)<br />
haben sich <strong>di</strong>e Schmerzen nicht gebessert, es sind zusätzlich Magenschmerzen<br />
aufgetreten. Das danach von ihrem Hausarzt auf<br />
Betäubungsmittelrezept verschriebene Schmerzpflaster (Durogesic/<br />
Fentanyl) hat zwar <strong>di</strong>e Magenschmerzen zum Abklingen gebracht,<br />
<strong>di</strong>e Rückenschmerzen aber keinesfalls positiv beeinflusst.<br />
Im Spontanbericht klagt <strong>di</strong>e Patientin über Schmerzen, <strong>di</strong>e bis<br />
in <strong>das</strong> Bein ziehen, über Taubheitsgefühl im Unterschenkel und über<br />
Ameisenlaufen in den Füßen. Die Schmerzen sind stechend und<br />
haben in den letzten 46 Wochen immer mehr zugenommen.<br />
Im Gelenkten Bericht ist noch zu erfahren, <strong>das</strong>s sich <strong>di</strong>e Beschwerden<br />
durch Wärme bessern und eine deutliche Verschlechterung<br />
im Sitzen eintritt. Die Patientin kann auch während der Untersuchung<br />
nicht sitzen und läuft im Untersuchungszimmer pausenlos<br />
auf und ab. Die Schmerzen sind so stark, <strong>das</strong>s sie nachts kaum Schlaf<br />
finden kann.<br />
Von ärztlicher Seite wurde zu einer Bandscheibenoperation<br />
geraten, <strong>di</strong>e jedoch von der Patientin strikt abgelehnt wird, da ihre<br />
Mutter nach einer identischen Operation im damaligen Jugoslawien<br />
gelähmt war. Diagnose und ra<strong>di</strong>ologischer Kurzbefund lauten: Wurzelkompression<br />
L5 links bei Bandscheibenvorfall L4/5 me<strong>di</strong>olateral<br />
links.<br />
Anamnese<br />
Frau S. Berichtete, <strong>das</strong>s sie seit ca. drei Wochen unter Rückenschmerzen<br />
und LumboIschialgie links im Bereich der Unterschenkelaußenseite<br />
leide. Außerdem bestehe in genau <strong>di</strong>esem Gebiet ein Taubheitsgefühl.<br />
Die Frage nach einer Schwäche der Füße oder Beine wurde<br />
verneint, ebenso <strong>di</strong>e nach möglicher Miktions oder Defäkationsstörungen.<br />
Die Patientin erzählt, <strong>das</strong>s sie bereits vor zwei Jahren<br />
ähnliche Beschwerden hatte, <strong>di</strong>e sich jedoch unter konservativer<br />
Therapie gebessert haben.<br />
Neurologischer Befund: Laségue links bei ca. 40 Grad positiv. In<br />
den Dermatomen in L5 und S1 bestand Hypästhesie. Der ASR links<br />
war abgeschwächt. Keine Paresen. Babinski negativ. Ra<strong>di</strong>ologischer<br />
Befund: MRT der Lendenwirbelsäule: kleine, me<strong>di</strong>olateral links betonte<br />
Hernie in L4/5; deutliche me<strong>di</strong>ale Protrusion in L4/5.<br />
Beurteilung und Repertorisation<br />
Mit der Patientin wurde über eine operativmikrochirurgische Therapiemöglichkeit<br />
gesprochen, sowie über <strong>di</strong>e konservativen Alternativen.<br />
Da sie sich zu einer OP im Moment nicht entschließen kann,<br />
sollten <strong>di</strong>e bereits begonnenen Therapiemaßnahmen (KG, Rückenschule<br />
etc.) fortgeführt werden.<br />
Therapie und Verlauf<br />
Es erfolgte <strong>di</strong>e tägliche Gabe von Rhus tox. LM VI (Fa. Staufen), tgl. 2<br />
mal 5 Globuli über den Zeitraum von 2 Wochen. Unter wöchentlicher<br />
Kontrolle berichtet <strong>di</strong>e Patientin folgendes: „Ich bin zufrieden, <strong>das</strong>s es<br />
so gegangen ist … Die Taubheit und <strong>das</strong> Ameisenlaufen bestehen<br />
nicht mehr. Ich kann wieder schlafen und habe den Termin für <strong>di</strong>e OP<br />
abgesagt. Ich könnte <strong>das</strong> Letzte geben, nur damit ich weiter gesund<br />
bleibe …“ Bis heute ist <strong>di</strong>e Patientin beschwerdefrei.<br />
Anmerkung:<br />
Ein junger Arzt, der bei mir hospitiert, meinte lakonisch, <strong>das</strong>s es doch<br />
bemerkenswert sei, <strong>das</strong> Mittel in LM VI und fortlaufend in der gleichen<br />
Potenz zu geben. Ich antwortete noch lakonischer: „Es war halt<br />
so. Mag sein, aber <strong>di</strong>e Patientin ist gesund“, und ergänzte dann noch<br />
argumentativ: „Bei <strong>di</strong>esem tief im Organischen fixierten Geschehen<br />
war ein regelmäßiger, täglicher Heilungsimpuls in einer LM VI wohl<br />
genau <strong>das</strong> Richtige.“<br />
Bryonia<br />
Originalarbeiten<br />
= <strong>di</strong>e Zaunrübe, hat sich neben Rhus toxicodendron beim<br />
Lumbago und der Ischialgie bewährt. Im Gegensatz zu Rhus<br />
toxicodendron treten jedoch stechende Schmerzen bei der geringsten<br />
Bewegung auf, während Ruhe und fester Druck <strong>di</strong>e Beschwerden<br />
bessern. Die Patienten sind gereizt und ärgerlich, und<br />
meistens sehr durstig.<br />
Die Beschwerden entstehen vor dem Hintergrund der rheumatischen<br />
Diathese. Anwendung: D30 – D200 (Fa. Staufen).<br />
Bryonia gehört zu den großen Mitteln in der Homöopathie,<br />
zu den sogenannten Polychresten.<br />
Hauptcharakteristika sind:<br />
1. Auslöser: Ärger, Stress<br />
2. Einsetzen der Symptomatik aus vorhergehendem völligen<br />
Wohlbefinden<br />
3. Verschlechterung durch Bewegung<br />
4. Besserung durch Ruhe und starken Druck<br />
5. Starker Durst<br />
Fallbeispiel Bryonia alba:<br />
61jähriger erfolgreicher Geschäftsmann, Vater einer großen Familie<br />
mit einem plötzlichen Einsetzen sehr schmerzhafter Gelenkbeschwerden<br />
im rechten Knie (Gonarthritis rechts). Der Patient konnte kaum<br />
<strong>di</strong>e Treppe hochgehen, bei der Untersuchung keine Rötung, eher eine<br />
weiße Schwellung mit stechenden Schmerzen bei der geringsten<br />
Berührung und Bewegung. Hingegen Besserung bei starkem Druck<br />
insbesondere dann, wenn der Untersucher mit der flachen Hand fest,<br />
im Sinne einer kompletten Ruhigstellung untersuchte. Parallel hierzu<br />
trockene Mundschleimhäute mit starkem Durst.<br />
Auslöser: Der Patient hatte sich ausgesprochen über seinen ältesten<br />
Sohn (Typ vom ältesten Studenten zum jüngsten Frührentner)<br />
geärgert, der zur Zeit den Weg in eine Sekte mit Erleuchtungsversprechen<br />
(Satori) findet. Der Patient argwöhnte u.a. noch weiteren<br />
vielleicht weitgehenden finanziellen Belastungen ausgesetzt zu sein<br />
und machte sich um <strong>di</strong>e Zukunft große Sorgen.<br />
Nach der Gabe von Bryonia C12 (Gudjons) und einem eingehendenverstehenden<br />
Gespräch kam es innerhalb von 6 Stunden<br />
zu einer völligen körperlichen Restitutio. Auch <strong>di</strong>e psychische Einstellung<br />
des Patienten gegenüber seinem Sohn war zumindest vorübergehend<br />
gebessert, indem der Vater mit humorvoll blitzenden Augen<br />
bemerkte: „Ich werde ihm den Geldhahn zudrehen“, und ich ebenso<br />
humorvoll blinzelnd bei mir dachte: „Damit er weiß, woher der Wind<br />
weht.“<br />
12 5/2010
5/2010<br />
Originalarbeiten<br />
Bei HaHnemann in der Reinen Arzneimittellehre findet sich hierzu<br />
folgendes:<br />
535. Unter dem Knie ein Eiterblütchen, was blos bei Berührung weh<br />
thut und sticht.<br />
Ein (Reißen und) Brennen im rechten Knie.<br />
Die Kniescheiben thun weh, als wenn sie losgeschlagen wären.<br />
Ein Jücken, wie wenn etwas heilen will, in der Kniekehle und<br />
Schweifs an <strong>di</strong>eser Stelle, <strong>di</strong>e Nacht.<br />
Stiche in den Knien beim Gehen.<br />
540. Feine, flüchtige Stiche in den Kniegelenken, blos bei Bewegung.<br />
Trockener Ausschlag an und in den Kniekehlen, welcher abends<br />
jückt, roth aussieht und nach dem Kratzen beißenden Schmerz<br />
macht.<br />
Mattigkeit, besonders in den Gelenken der Kniee.<br />
Mattigkeit, besonders im Kniegelenke (sogleich).<br />
Die Kniee wanken und knicken zusammen im Gehen.<br />
545. Die Unterschenkel sind so matt, daß sie ihn kaum zu halten vermögen,<br />
beim Anfange des Gehens und schon beim stehen.<br />
Geschwulst beider Unterschenkel.<br />
An der äußeren Seite der linken Wade Zerschlagenheitsschmerz<br />
beim Bewegen und Wendens des Fufses, so wie beim Befühlen; in völliger<br />
Ruhe Taubheitsempfinden an der Stelle, viele Tage lang.<br />
Geschwulst ohne Röthe der untern Hälfte der Unterschenkel, mit<br />
Ausnahme der Unterfüße, <strong>di</strong>e nicht geschwollen sind.<br />
Heftig ziehender Schmerz im Unterschenkel, besonders der<br />
Wade, eine Stunde lang, mit darauffolgendem Schweiße.<br />
Die beschriebenen Beispiele zeigen, <strong>das</strong>s es <strong>das</strong> homöopathische<br />
Traumamittel nicht gibt. Selbst bei einem relativ umgrenzten In<strong>di</strong>kationsbereich<br />
ist es erforderlich und wesentlich, <strong>di</strong>e Therapie nach<br />
möglichst in<strong>di</strong>viduellen Gesichtspunkten durchzuführen. Dabei bezieht<br />
sich <strong>di</strong>e in<strong>di</strong>vidualisierende Betrachtung nicht nur auf den einzelnen<br />
Kranken, sondern erfordert zugleich, <strong>di</strong>e Arzneien nach ihren<br />
Leitsymptomen und Wesensmerkmalen zu kennen: Deshalb seien<br />
hier einige Beispiele angeführt:<br />
„Die Vielheit der Aspekte ist lebenswirklicher als <strong>di</strong>e Reduktion<br />
auf einen Monismus.“<br />
Eine knapp 60jährige, bislang beschwerdefreie Patientin zieht<br />
sich beim Sport eine akute Distorsion des Kniegelenks zu.<br />
Sie klagt über bewegungsabhängige Schmerzen, <strong>di</strong>e bereits<br />
nach geringer Belastung auftreten, sowie eine schmerzhafte<br />
Beugehemmung. In den Röntgenaufnahmen des Kniegelenks<br />
sind arthrotische Veränderungen sowie zwei erbsgroße freie<br />
Gelenkkörper zu erkennen. Wegen des akuten Traumas erhält<br />
sie zunächst fünf Globuli Arnica D30. Darunter kommt es bereits<br />
nach zwei Tagen zum Sistieren der akuten Beschwerden,<br />
wohingegen nach längerer Belastung (Joggen und Radfahren)<br />
noch Schmerzen und eine Bewegungseinschränkung auftreten.<br />
Daraufhin Verordnung von Ruta d4 (3 x 5 Globuli pro Tag). Unter<br />
<strong>di</strong>eser Therapie klingen <strong>di</strong>e Beschwerden innerhalb von drei<br />
Tagen ab. So <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e Patientin trotz der morphologischen Veränderungen<br />
am Kniegelenk wieder ihrer sportlichen Betätigung<br />
nachgehen kann.<br />
Eine 55jährige Patientin klagt nach einer Halsoperation über<br />
eine postoperativ aufgetretene Hypersensibilität der Haut<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
im Operationsbereich, außerdem Schluckbeschwerden und<br />
Heiserkeit. Wegen der Beschwerden, <strong>di</strong>e auf eine Nervenläsion<br />
schließen lassen, erfolgt <strong>di</strong>e Gabe von Hypericum D30. Danach<br />
schwinden <strong>di</strong>e Schmerzen und <strong>das</strong> Schlucken ist erleichtert,<br />
während <strong>di</strong>e Heiserkeit noch rezi<strong>di</strong>vierend auftritt. Nach einer<br />
zweiten homöopathischen Arznei normalisiert sich auch <strong>di</strong>e<br />
Stimme.<br />
Ein junger Mann erleidet einen Arbeitsunfall, weswegen ihm<br />
<strong>das</strong> Endglied des Ringfingers amputiert werden muss. Die Narbe<br />
verheilt nicht richtig, <strong>di</strong>e Wundränder sehen unsauber aus und<br />
aus einem zentralen Hautdefekt suppt es. Wegen des Gewebeverlustes,<br />
der unsauberen Wundränder und der Wundsekretion<br />
wird Calendula D4 innerlich sowie in Wasser gelöst zur äußerlichen<br />
Anwendung verordnet. Darunter Abtrocknen der Wunde<br />
und Abheilen der Amputationsnarbe.<br />
Nur bei solchen <strong>di</strong>fferenzierenden, nach dem Ähnlichkeitsprinzip<br />
durchgeführten Therapien werden sich <strong>di</strong>e „bewährten In<strong>di</strong>kationen“<br />
bewähren können. Andernfalls erlebt man Misserfolge,<br />
<strong>di</strong>e weniger der homöopathischen Arznei als vielmehr einer<br />
ein<strong>di</strong>mensionalen Zuordnung von Diagnose und Arznei anzulasten<br />
sind.<br />
„Die Vielheit der Aspekte ist lebenswirklicher als <strong>di</strong>e Reduktion<br />
auf einen Monismus.“ hatte alexander MitScherlich geschrieben<br />
und gefordert, <strong>das</strong>s „<strong>das</strong> Typische und <strong>das</strong> Einmalige“ in<br />
der Krankheit zur Anschauung gebracht werden müssten. „Ihr<br />
Verhältnis zueinander bestimmt <strong>di</strong>e Methoden der Heilung.“ In<br />
<strong>di</strong>esem Sinne stellen <strong>di</strong>e bewährten In<strong>di</strong>kationen eine wichtige<br />
Alternative zum monokausalen Denken in der <strong>Med</strong>izin dar und<br />
leisten, indem sie <strong>das</strong> Typische und Einmalige verbinden, einen<br />
wesentlichen Beitrag zu einer dem Einzelnen gerecht werdenden<br />
<strong>Med</strong>izin der Person.<br />
Literaturhinweise<br />
Willibald Gawlik: Arzneimittelbild und Persönlichkeitsportrait. Hippokrates Verlag<br />
Stuttgart 1990<br />
Gilbert Charette: Homöopathische Arzneimittellehre für <strong>di</strong>e Praxis. Hippokrates<br />
Verlag Stuttgart 1958<br />
M. M. Hadulla/ O. Richter/ H. Tauer: Die chronischen Krankheiten. Miasmen –<br />
Nosoden. <strong>Med</strong>izinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen 2005<br />
Hadulla/ O. Richter/ N. Fattahi: 101 Krankengeschichten aus der Praxis für <strong>di</strong>e Praxis.<br />
<strong>Med</strong>izinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen 2006<br />
Olaf Richter/ Michael M. Hadulla: Unsere Homöopathische Apotheke. Staufen-<br />
Pharma GmbH & Co. KG. Göppingen 2002<br />
Hadulla, M.M. / Richter, O. / T.A. Pfeil<br />
Homöopathie in der Praxis<br />
Homöopathie in Kunst und Literatur.<br />
19 Homöopathische Schaubilder der Polychreste.<br />
Verlagsges. mbH Uelzen 2009, geb., 51 Abb., € 53,00<br />
ISBN 978-3-88136-247-4<br />
13
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Originalia<br />
Die Wirkung eines D-Campher- und Crataegushaltigen<br />
Phytopharmakons auf Blutdruck und<br />
Kognition bei älteren normotonen Frauen<br />
rainer ScHandry<br />
Zusammenfassung<br />
Mit <strong>di</strong>eser placebo-kontrollierten Doppelblindstu<strong>di</strong>e<br />
sollte <strong>di</strong>e Wirkung von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-<br />
Tropfen® auf den Blutdruck sowie auf <strong>di</strong>e kognitive<br />
Leistung bei älteren, weiblichen, normotonen Personen<br />
untersucht werden. Es nahmen 85 Proban<strong>di</strong>nnen<br />
(mittleres Alter: 61,1 Jahre) teil. Die kognitive<br />
Leistung wurde mittels des Zahlenverbindungstests<br />
sowie des Zahlensymboltests erfasst. Der Vergleich<br />
zwischen Verum- und Placebo-Gruppe erbrachte<br />
für <strong>di</strong>e Verum-Gruppe einen signifikant stärkeren<br />
Anstieg im Blutdruck nach Substanzapplikation. Im<br />
Zahlensymboltest und im Zahlenverbindungstest<br />
fanden sich ebenfalls in der Verum-Gruppe größere<br />
Verbesserungen. Es ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e<br />
Blutdrucksteigerung durch <strong>di</strong>e Stimulation des Atem-<br />
und Vasomotorenzentrums bewirkt wird, sowie<br />
durch <strong>di</strong>e periphere Vasokonstriktion.<br />
Schlüsselwörter: Hypotonie, kognitive Leistung<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Rainer Schandry<br />
Department Psychologie<br />
Ludwig-Maximilians-Universität München<br />
Leopoldstr. 13<br />
80802 München<br />
Rainer.Schandry@cop.paed.uni-muenchen.de<br />
Einleitung<br />
Der chronisch niedrige Blutdruck ist mit einer Prävalenz von<br />
etwa 3 % relativ weit verbreitet. Es sind eher jüngere Frauen mit<br />
niedrigem BMI davon betroffen. Zu den Symptomen gehören<br />
Mü<strong>di</strong>gkeit, Antriebsschwäche, Benommenheit, Schwindel und<br />
Kopfschmerzen. Hinzu kommt in vielen Fällen eine beeinträchtigte<br />
Hirnleistung v.a. im Zusammenhang mit Aufgaben, <strong>di</strong>e<br />
Konzentration und Gedächtnisleistungen erfordern (z.B. duSchek<br />
& Schandry, 2005). Man nahm lange Zeit an, <strong>das</strong>s sich <strong>di</strong>e Hypotonie<br />
eher günstig auf <strong>di</strong>e Lebenserwartung auswirkt. Neuere<br />
Stu<strong>di</strong>en weisen jedoch darauf hin, <strong>das</strong>s sie mit einem erhöhten<br />
Risiko für eine koronare Herzkrankheit, insbesondere für ältere<br />
Menschen – aber auch in geringerem Ausmaß – für üngere ab<br />
45 Jahren, einhergeht (roSe et al., 2000).<br />
Meist ergibt sich ärztlicherseits erst ein Handlungsbedarf,<br />
wenn durch <strong>di</strong>e subjektiven Symptome ein gewisser Leidensdruck<br />
entsteht, und <strong>di</strong>e Betroffenen beim niedergelassenen<br />
Arzt Rat suchen. Häufig wird zu eher unspezifischen Allgemeinmaßnahmen<br />
(Bewegung, hydrotherapeutische Maßnahmen,<br />
vermehrte Flüssigkeitsaufnahme, Kaffee etc.) geraten. Zur<br />
me<strong>di</strong>kamentösen Therapie stehen verschiedene synthetische<br />
Substanz-Klassen zu Verfügung, z.B. Sympathomimetika und<br />
Stimulanzien. Daneben kommt häufig <strong>das</strong> Phytopharmakon<br />
Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf Tropfen® mit den Inhaltsstoffen Campher<br />
und Weißdornbeeren-Extrakt zum Einsatz. Kontrollierte Stu<strong>di</strong>en<br />
zur pharmakologischen Blutdrucksteigerung wurden bisher le<strong>di</strong>glich<br />
in einem gewissen Umfang für Sympathomimetika (vgl.<br />
Schandry, 1999) und für Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® (z.B.<br />
herMann et al., 1996; Schandry & duSchek, 2008; werner, Schandry<br />
& duSchek, 2009) durchgeführt. Insbesondere ein gleichzeitiges<br />
Stu<strong>di</strong>um der Effekte auf den Blutdruck sowie auf <strong>di</strong>e mentale<br />
Leistungsfähigkeit erfolgte bisher nur in Einzelfällen.<br />
In verschiedenen vorangegangenen placebo-kontrollierten<br />
Stu<strong>di</strong>en unserer Arbeitsgruppe hatte sich gezeigt, <strong>das</strong>s sich bei<br />
jüngeren Proban<strong>di</strong>nnen mit chronisch niedrigem Blutdruck<br />
durch <strong>di</strong>e Einnahme von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® sowohl<br />
eine Blutdrucksteigerung als auch eine Steigerung der<br />
kognitiven Leistungen auf verschiedenen Ebenen erzielen lässt<br />
(Schandry & duSchek, 2008, werner, Schandry & duSchek, 2009).<br />
Aller<strong>di</strong>ngs gestattet <strong>di</strong>e Beschränkung in den Vorstu<strong>di</strong>en auf<br />
hypotone, jüngere Proban<strong>di</strong>nnen keine Aussagen darüber, ob<br />
vergleichbare Effekte bei (a) normotonen Personen und (b) älteren<br />
Menschen zu erwarten sind.<br />
Das Ziel der vorliegenden Stu<strong>di</strong>e bestand darin, <strong>di</strong>e Erkenntnisse<br />
hinsichtlich der Effekte von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen®<br />
14 5/2010
5/2010<br />
Originalia<br />
auf Blutdruck und kognitive Leistung zu erweitern, indem jetzt<br />
<strong>di</strong>e Reaktionen bei einer Stichprobe älterer, normotoner Menschen<br />
untersucht wurden.<br />
Methode und Material<br />
Die Stu<strong>di</strong>e wurde im Rahmen eines placebo-kontrollierten, randomisierten<br />
Doppelblind-Designs durchgeführt. Alle Proban<strong>di</strong>nnen<br />
wurden über den Ablauf und <strong>di</strong>e Ziele der Stu<strong>di</strong>e informiert<br />
und gaben schriftlich ihr Einverständnis an der Stu<strong>di</strong>enteilnahme.<br />
Der Stu<strong>di</strong>enplan wurde von der lokalen Ethik-Kommission<br />
der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München genehmigt. Bei der praktischen<br />
Durchführung des Versuchs war stets eine Fachärztin für Innere<br />
<strong>Med</strong>izin anwesend. Sie erhob <strong>di</strong>e me<strong>di</strong>zinische Anamnese, führte<br />
<strong>di</strong>e Blutdruckmessungen durch und stand für me<strong>di</strong>zinische<br />
Fragen der Proban<strong>di</strong>nnen zur Verfügung.<br />
Probandenselektion<br />
Einschlusskriterien:<br />
– Alter zwischen 50 und 80 Jahren, weibliches Geschlecht<br />
– Vorliegen der schriftlichen Einverständniserklärung<br />
Ausschlusskriterien:<br />
– Akute körperliche Erkrankung<br />
– In der Vorgeschichte kar<strong>di</strong>ovaskuläre, neurologische oder<br />
psychiatrische Erkrankungen<br />
– Dauerbehandlung mit Psychopharmaka und/oder <strong>Med</strong>ikamenten<br />
mit Wirkung auf <strong>das</strong> kar<strong>di</strong>ovaskuläre System<br />
– Unterfunktion der Schilddrüse<br />
– Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe der Prüflösung<br />
bzw. des Placebos<br />
Zusammensetzung und Applikation von Verum und<br />
Placebo<br />
Verum<br />
Die Wirksubstanz war Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen®: 100 ml<br />
enthalten: 97,3g flüssigen Extrakt von frischen Weissdornbeeren<br />
(1:1,4; Ethanol), 2,5 g Campher, 0,2 g Menthol (als Aromatikum)<br />
und 60,0 Vol% Ethanol.<br />
PlaceboReferenzpräparat<br />
Als Placebo wurde eine Lösung mit 60 Vol% Ethanol verabreicht.<br />
Die Placebo-Lösung hatte <strong>di</strong>e identische Farbe wie <strong>das</strong> Verum.<br />
Die Herstellung der klinischen Prüfmuster erfolgte durch Robugen<br />
Pharmazeutische Fabrik GmbH, Esslingen.<br />
Beide Substanzen wurden einmalig als 25 Tropfen auf einem<br />
Stück Würfelzucker verabreicht. Die Substanz sollte eine Minute<br />
im Mund behalten werden.<br />
Untersuchungsinstrumente<br />
ZahlenVerbindungsTest (ZVT). Der Zahlen-Verbindungs-Test<br />
nach oSwald & roth (1987) ist ein sprachfreier Test zur Messung<br />
der, allen Intelligenzleistungen zugrunde liegenden, kognitiven<br />
Leistungsgeschwin<strong>di</strong>gkeit.<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
ZahlenSymbolTest (ZST). Der ZST <strong>di</strong>ent der Erfassung der visumotorischen<br />
Koor<strong>di</strong>nation, der Konzentration und der Arbeitsgeschwin<strong>di</strong>gkeit<br />
sowie des visuellen Kurzzeitgedächtnisses.<br />
Versuchsablauf<br />
Termine wurden nur vormittags vereinbart. Vor der Untersuchung<br />
sollte der Genuss von Kaffee, Alkohol und Nikotin unterbleiben.<br />
Die Untersuchung lief im Wesentlichen folgendermaßen ab:<br />
– Die Proban<strong>di</strong>n unterzeichnet <strong>di</strong>e Probandeninformation<br />
– Die Ärztin geht mit der Proban<strong>di</strong>n den Basis-Erhebungsfragebogen<br />
durch<br />
– 10 Minuten Ruhe, Blutdruckmessung, 5 Minuten Ruhe Blutdruckmessung,<br />
5 Minuten Ruhe Blutdruckmessung<br />
– Bearbeitung des ZahlenVerbindungsTests<br />
– Bearbeitung des ZahlenSymbolTests<br />
– Blutdruckmessung<br />
– Einnahme der Substanz<br />
– Blutdruckmessung<br />
– Zweite Bearbeitung der Leistungstests<br />
– Blutdruckmessung<br />
– Es wird dokumentiert, ob unerwünschte Ereignisse aufgetreten<br />
waren und ob <strong>di</strong>e Stu<strong>di</strong>e protokollkonform beendet<br />
wurde.<br />
– Die Proban<strong>di</strong>n schätzt ein, ob sie Placebo oder Verum bekommen<br />
hatte.<br />
– Das Teilnehmerhonorar in Höhe von 50 Euro wird ausgezahlt.<br />
Ergebnisse<br />
Beschreibung der Stichprobe<br />
Es gingen <strong>di</strong>e Daten von 85 Proban<strong>di</strong>nnen in <strong>di</strong>e Datenanalyse<br />
ein. Die Teilnehmerinnen waren randomisiert der Verumgruppe<br />
(N=43) und der Placebogruppe (N=42) zugeordnet worden.<br />
Die Mittelwerte hinsichtlich des Ruhe-Blutdrucks (riva-rocci-<br />
Methode), BMI und Alter sind in Tabelle 1 wiedergegeben.<br />
Tab. 1: Charakteristika der Stichprobe<br />
N Mittelwert<br />
Minimum<br />
Maximum<br />
Standardabweichung<br />
Syst. Ruheblutdruck<br />
(mmHg)<br />
85 115,2 84 153 13,78<br />
Diast. Ruheblutdruck<br />
(mmHg)<br />
85 79,5 52 101 9,93<br />
Ruhe-Mitteldruck<br />
(mmHg)<br />
85 92,1 62 132 11,40<br />
BMI (kg/m2 ) 85 23,7 19,1 35,8 3,68<br />
Alter (Jahre) 85 61,1 50 81 8,02<br />
15
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Effekte auf den Blutdruck<br />
Die Veränderungen im systolischen und <strong>di</strong>astolischen Blutdruck<br />
sowie im Mitteldruck sind in der folgenden Abbildung 1 wiedergegeben.<br />
Man erkennt <strong>di</strong>e stärkeren Effekte für <strong>das</strong> Verum.<br />
Abb. 1: Mittelwerte der Blutdrucksteigerung zwischen den Zeitpunkten<br />
1 min vor Substanzgabe zu 1 min danach für <strong>di</strong>e Placebo-<br />
und <strong>di</strong>e Verumgruppe<br />
Die T-Tests auf Gruppenunterschiede in den Mittelwerten<br />
der Blutdrucksteigerungen ergaben für <strong>di</strong>e drei Blutdruckparameter<br />
signifikante (d.h. p < 0,05) Effekte:<br />
Systolischer Blutdruck: T(83) = -2,19, p = 0,031;<br />
Diastolischer Blutdruck: T(83) = -2,31, p = 0,023;<br />
Mitteldruck: T(83) = -2,71, p = 0,008.<br />
Ergebnisse in den Leistungstests<br />
Die Ergebnisse der Leistungstests sind hier in Abbildung 2 dargestellt.<br />
Abb. 2: Mittelwerte der Verbesserungen im Zahlenverbindungstest<br />
und Zahlensymboltest zwischen den Zeitpunkten ca. 5 min vor<br />
Substanzgabe und 5 min danach für <strong>di</strong>e Placebo- und <strong>di</strong>e Verumgruppe<br />
Man sieht in beiden Gruppen eine Leistungssteigerung, <strong>di</strong>e<br />
in der Verum-Gruppe stärker ausgeprägt ist.<br />
Originalia<br />
Die statistische Prüfung auf Signifikanz der Mittelwertsunterschiede<br />
ergab Folgendes:<br />
Zahlenverbindungstest: T(82) = -0.70, p = 0,486<br />
(nicht signifikant)<br />
Zahlensymboltest: T(82) = -2,30, p = 0,026<br />
(signifikant)<br />
Korrelationen zwischen Blutdruckveränderung und<br />
Leistungsmaßen<br />
Es wurden <strong>di</strong>e Korrelationen zwischen den Blutdruckveränderungen<br />
und den Leistungsmaßen in den beiden Tests berechnet.<br />
In <strong>di</strong>ese Berechnung gingen nur <strong>di</strong>e Daten der Verum-Gruppe<br />
ein, da nur hier eine substanzbe<strong>di</strong>ngte Blutdrucksteigerung<br />
stattfinden konnte.<br />
Eine signifikante Korrelation von r = 0,307 (p = 0,045) ergab<br />
sich für den Zusammenhang zwischen dem Anstieg im Mitteldruck<br />
und der Verbesserung im Zahlenverbindungstest.<br />
Einschätzung der Proban<strong>di</strong>nnen hinsichtlich<br />
Verabreichung von Placebo oder Verum<br />
Bei 77 Proban<strong>di</strong>nnen konnte <strong>di</strong>e Meinung erhoben werden, ob<br />
sie Verum oder Placebo erhalten hatten. Das Ergebnis ist in der<br />
folgenden Tabelle 2 wiedergegeben.<br />
Tab. 2: Einschätzung der Proban<strong>di</strong>nnen hinsichtlich der Verabreichung<br />
von Verum oder Placebo<br />
Der Chi-Quadrat-Test auf überzufällige Verteilung in den<br />
Feldern lieferte ein Chi-Quadrat von 2,98 mit einer asymptotischen<br />
Signifikanz von 0,084. Also gelang es den Proban<strong>di</strong>nnen<br />
nicht, mit signifikant überzufälliger Häufigkeit zu erkennen, ob<br />
sie Verum oder Placebo erhalten hatten.<br />
Diskussion<br />
Verum<br />
Einschätzung<br />
Placebo Gesamt<br />
Placebo 14 23 37<br />
Verum 23 17 40<br />
Gesamt 37 40 77<br />
Die vorliegende doppelblinde und placebo-kontrollierte Stu<strong>di</strong>e<br />
stellt eine Erweiterung vorangegangener Untersuchungen<br />
zur Wirkung von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® dar. Während<br />
in den früheren Stu<strong>di</strong>en jüngere hypotone Proban<strong>di</strong>nnen als<br />
Versuchsteilnehmerinnen <strong>di</strong>enten, bestand <strong>di</strong>e Stichprobe jetzt<br />
aus normotonen Frauen im Alter von über 50 Jahren. Damit entsprach<br />
<strong>di</strong>e Untersuchungsgruppe eher dem Anteil der Bevölkerung,<br />
der unter Kreislaufregulationsstörungen leidet. Mit der Stu<strong>di</strong>e<br />
sollte überprüft werden, (1) ob sich der blutdrucksteigernde<br />
Effekt von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® auch an <strong>di</strong>eser Stichprobe<br />
zeigen lässt und (2) ob positive Einflüsse auf <strong>di</strong>e kognitive<br />
Leistungsfähigkeit nachweisbar sind.<br />
16 5/2010<br />
Gruppe
5/2010<br />
Originalia<br />
Unter einem metho<strong>di</strong>schen Gesichtspunkt soll zunächst<br />
hervorgehoben werden, <strong>das</strong>s den Proban<strong>di</strong>nnen eine Zuordnung<br />
zu Verum bzw. Placebo – etwa aufgrund von Geruch oder<br />
Geschmack der Substanz – nicht möglich war. Damit kann ausgeschlossen<br />
werden, <strong>das</strong>s bestimmte Erwartungseffekte hinsichtlich<br />
der Substanzwirkung <strong>di</strong>e Ergebnisse beeinflusst haben.<br />
Hauptergebnisse waren: (1) In der Verum-Gruppe war der<br />
Anstieg nach der Substanzverabreichung in den drei Blutdruck-<br />
Parametern signifikant größer als in der Placebo-Gruppe. (2) Sowohl<br />
im Zahlenverbindungstest als auch im Zahlensymboltest<br />
zeigte sich nach der Substanzapplikation in der Verum-Gruppe<br />
ein größerer Leistungsanstieg.<br />
Eine Blutdrucksteigerung nach Einnahme von Koro<strong>di</strong>n Herz-<br />
Kreislauf-Tropfen® konnte bisher v.a. im Zusammenhang mit<br />
dem <strong>Ortho</strong>stase-be<strong>di</strong>ngten Blutdruckabfall nachgewiesen werden<br />
(vgl. etwa belZ & loew, 2003). Der Effekt dürfte vor allem auf<br />
<strong>di</strong>e Wirkung des Camphers zurückgehen. Wir gehen davon aus,<br />
<strong>das</strong>s <strong>di</strong>es ebenfalls bei einer Blutdrucksteigerung im unteren<br />
normotonen Bereich – was bei unseren Proban<strong>di</strong>nnen gegeben<br />
war – zum Tragen kommt. Für den Wirkmechanismus dürfte einerseits<br />
<strong>di</strong>e Stimulation des Atem- und Vasomotorenzentrums<br />
im Stammhirn verantwortlich sein, andererseits <strong>di</strong>e Vasokonstriktion<br />
peripherer Blutgefäße (vgl. lagoni & MauZ, 2005).<br />
Zur Interpretation der Effekte auf <strong>di</strong>e Leistungssteigerung<br />
ist zunächst von Bedeutung, <strong>das</strong>s wegen des placebo-kontrollierten<br />
Stu<strong>di</strong>endesigns eine Kontamination durch Übungseffekte<br />
ausgeschlossen werden kann. Zum Wirkmechanismus können<br />
verschiedene Überlegungen herangezogen werden. Die Verbesserung<br />
der kognitiven Leistungen könnte durch den effizienteren<br />
Stoffaustausch zwischen Blut und neuronalem Gehirngewebe<br />
aufgrund des erhöhten Blutdrucks erklärt werden. Auch ist an<br />
einen positiven Effekt der Bronchien-erweiternden Wirkung des<br />
Camphers zu denken, der zu einer Verbesserung der Sauerstoffbilanz<br />
des Blutes führt. Dies wiederum könnte eine Optimierung<br />
neuronaler Prozesse zur Folge haben. Zudem ist nicht auszuschließen,<br />
<strong>das</strong>s eine subjektiv erlebte Steigerung der Wachheit<br />
zu einer verbesserten Motivationslage führen kann, was als Konsequenz<br />
eine Leistungsverbesserung erwarten ließe.<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Wir können aus <strong>di</strong>eser Stu<strong>di</strong>e schlussfolgern, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e Verabreichung<br />
von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® auch bei älteren,<br />
normotonen Personen zu Blutdrucksteigerungen und Verbesserung<br />
der kognitiven Leistungen führt. Natürlich gilt <strong>di</strong>es mit<br />
der Einschränkung, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e <strong>di</strong>esbezüglichen Effekte zunächst<br />
nur für den Minutenbereich stu<strong>di</strong>ert wurden, und <strong>di</strong>e Stichprobe<br />
ausschließlich aus Frauen bestand. Ein Desiderat für zukünftige<br />
Untersuchungen wäre eine Ausdehnung des Untersuchungsansatzes<br />
auf größere Zeitbereiche und der Einschluss männlicher<br />
Probanden.<br />
Literatur<br />
„Die Erfolgsgeschichte<br />
der Naturheilverfahren“<br />
Jubiläum in Freudenstadt<br />
120. ZAEN-Kongress<br />
30.3. bis 3.4.2011<br />
Belz, G.G. & Loew, D. (2003). Dose-response related efficacy in orthostatic hypotension<br />
of a fixed combination of D-camphor and an extract from fresh<br />
crataegus berries and the contribution of the single components. Phytome<strong>di</strong>cine.<br />
4: 61-7<br />
Duschek, S. & Schandry, R. (2005) Subjektive Beschwerden und kognitive Minderleistungen<br />
bei der essentiellen Hypotonie. Verhaltenstherapie und Verhaltensme<strong>di</strong>zin.<br />
26: 5-31<br />
Hermann, V., Butzer, R., Roll, S., Malerczyk, C. u. Belz, G.G. (1996) Hemodynamic<br />
responses to a cumulative dosage of Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen. Eur j<br />
Clin Pharmacol 50, 544<br />
Lagoni, N. & Mauz, M. (2005). Hypotone Kreislaufstörungen. Pharmazeutische Zeitung<br />
online. 47<br />
Oswald, W.D. u. Roth, E. (1987). Der Zahlen-Verbindungs-Test (ZVT). Hogrefe Verlag,<br />
Göttingen.<br />
Rose KM, Tyroler HA, Nardo CJ, Arnett DK, Light KC, Rosamond W, Sharrett AR,<br />
Szklo M. (200) <strong>Ortho</strong>static hypotension and the incidence of coronary heart<br />
<strong>di</strong>sease: the Atherosclerosis Risk in Communities study. Am J Hypertens. 13:<br />
571-578<br />
Schandry, R. (1999) Die Verbesserung der subjektiven Beschwerden bei orthostatischer<br />
Hypotonie unter dem Einfluss blutdrucksteigernder Therapie. Die<br />
<strong>Med</strong>izinische Welt 50: 160-165<br />
Schandry, R. & Duschek, S. (2008) The effect of Camphor-Crataegus berry extract<br />
combination on blood pressure and mental functions in chronic hypotension<br />
– A randomized placebo controlled double blind design. Phytome<strong>di</strong>cine<br />
15: 914-922<br />
Werner, N.S., Duschek, S. & Schandry, R. (2009). D-camphor-crataegus berry extract<br />
combination increases blood pressure and cognitive functioning in the<br />
elderly – a randomized, placebo controlled double blind study. Phytome<strong>di</strong>cine.<br />
2009 16: 1077-82.<br />
6 0<br />
Jahre<br />
17
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Fatigue, Burn out und <strong>Ortho</strong>molekulare<br />
Schmerztherapie in der Onkologie<br />
Peter-HanSen VOlkmann<br />
Zusammenfassung<br />
Die onkologische Therapie erhöht unter anderem<br />
durch Gewebezerstörungen, aber auch durch Intoxikation<br />
der Leber den täglichen Bedarf an <strong>Ortho</strong>molekularia<br />
um ein Vielfaches. Darüber hinaus haben<br />
Mikronährstoffe wie Selen eine <strong>di</strong>rekte antikanzerogene<br />
Wirkung und bieten durch ihre antioxidative<br />
Potenz Schutz bei Metastasierung. Neben <strong>di</strong>esen<br />
<strong>di</strong>rekten Interaktionen spielen <strong>Ortho</strong>molekularia<br />
jedoch eine ebenso wichtige Rolle in der Entgiftung<br />
des Körpers von Schlackenstoffen aus der Grundsubstanz<br />
und in der Linderung oder Heilung von<br />
Leaky gut etc. Über <strong>di</strong>e Verbesserung des Darmimmunsystems<br />
kommt es zu einer allgemeinen<br />
Abwehrsteigerung sowie zu einer signifikanten<br />
Stimmungsaufhellung, <strong>di</strong>e nicht zuletzt durch <strong>di</strong>e<br />
Tumorschmerzen reduzierenden Eigenschaften<br />
besonders reiner, hypoallergener Mikronährstoffe zu<br />
begründen ist – ohne allopathische Nebenwirkungen.<br />
Schlüsselwörter: Onkologische Therapie, Mikronährstoffe,<br />
Leaky gut, Entschlackung, E-Stoffe, orthomolekulare<br />
Schmerzreduktion, Mü<strong>di</strong>gkeit, Burn-out<br />
Autor<br />
Peter-Hansen Volkmann<br />
Kücknitzer Hauptstraße 53<br />
23569 Lübeck<br />
info@hypo-A.de<br />
www.hypo-A.de<br />
www.naturheilkunde-volkmann.de<br />
Originalia<br />
Ursachen von Mü<strong>di</strong>gkeit, Leistungsschwäche<br />
und Schmerz nach Krebs<br />
Viele Naturheilkundler vom Akupunkteur über den Homöopathen<br />
bis zum manuellen Therapeuten klagen über eine starke<br />
Zunahme von Energie- oder Therapieblockaden ihrer Patienten.<br />
Wie <strong>di</strong>e unten stehende Übersicht zeigt, haben wir eine signifikante<br />
Zunahme der Krebserkrankungen seit den 70-er Jahren<br />
zu verzeichnen. Die Sterberaten sind trotz einer wesentlich größeren<br />
Zahl von Erkrankungen leicht rückläufig. Dabei ist interessant,<br />
<strong>das</strong>s 140 Todesfällen/100.000 Bürgern durch Krebs bei<br />
Frauen ca. 240 Todesfälle bei Männern trotz Früherkennung<br />
gegenüberstehen.<br />
Die moderne universitäre Therapie von Krebserkrankungen<br />
fußt in dem meisten Fällen auf drei Säulen:<br />
Der Stahl steht für <strong>di</strong>e operativen Techniken.<br />
Die Chemotherapie versucht mit chemischen Substanzen in<br />
Kombinationstherapie oder durch Rezeptorhemmung eine<br />
mögliche Metastasierung zur eliminieren.<br />
Der Strahl strebt <strong>das</strong> gleiche Ziel mit harten Strahlen bzw.<br />
mit Ra<strong>di</strong>oaktivität an.<br />
Altersstandar<strong>di</strong>sierte Inzidenz und Mortalität in Deutschland 1980–2004,<br />
ICD-10 C00–97 ohne C 44 – Fälle pro 100.000 (Europastandard)<br />
Carcinominzidenz<br />
Allen drei Verfahren ist eine zentrale, negative Eigenschaft hinsichtlich<br />
des Stoffwechsels der Patienten gemeinsam: Jedes<br />
Verfahren steht für einen hohen zusätzlichen Verbrauch sogenannter<br />
<strong>Ortho</strong>molekularia. Das sind „<strong>di</strong>e richtigen Teilchen“ wie<br />
z.B. seltene Metalle als Spurenelemente im Enzym- und Hormonstoffwechsel<br />
oder auch Mineralstoffe und Vitamine.<br />
Für <strong>di</strong>e OP-Techniken gilt, <strong>das</strong>s nicht der Operateur, sondern<br />
der Patient seine Wunden heilt. Dazu werden in großem<br />
Umfang sowohl fettlösliche Vitamine als auch Mineralien, Spurenelemente<br />
und Omega-Fettsäuren vom Körper verbraucht.<br />
Darüber hinaus verbraucht <strong>di</strong>e Entgiftung der Narkosemittel<br />
18 5/2010
5/2010<br />
Originalia<br />
ebenso wie <strong>di</strong>e Entgiftung der eingesetzten Antibiotika etc. große<br />
Mengen von <strong>Ortho</strong>molekularia im Leberstoffwechsel.<br />
Die Auswirkungen der Chemotherapie in <strong>di</strong>esem Bezug<br />
sind einerseits vergleichbar – es werden große Mengen lebenswichtiger<br />
Substanzen im Körper verbraucht – aber andererseits<br />
darüber hinaus sind <strong>di</strong>e therapeutisch eingesetzten Chemikalien<br />
oft Antagonisten oder Hemmer für bestimmte essenzielle<br />
Mikronährstoffe wie z.B. Folsäure. Allein vor <strong>di</strong>esem Hintergrund<br />
leuchtet ein, <strong>das</strong>s durch Folsäure unterstütze Stoffwechselprozesse<br />
wie z.B. <strong>das</strong> Haarwachstum plötzlich äußerlich sichtbare<br />
„Kollateral-Schäden“ anzeigen.<br />
Antibiotika und Psychopharmaka<br />
führen zu <strong>Ortho</strong>molekularveränderungen<br />
� Folsäure bis -60 % � � Calzium �<br />
� Vitamin B 1 (Thiamin) � � Magnesium �<br />
� Vitamin B 2 (Riboflavin) � � Kalium �<br />
� Vitamin B 6 (Pyridoxin) � � Zink �<br />
� Vitamin B 12 (Cobalamin) �<br />
� Vitamin E (Tocopherol) �<br />
� Vitamin D (Cholecalciferol) � Ödeme<br />
� Retinol – Vitamin A � � Natrium �<br />
� Homocystein Altersmarker � � Wasser �<br />
www.naturheilkunde-volkmann.de<br />
Die Ra<strong>di</strong>atio oder Bestrahlung zerstört zielgerichtet Gewebe<br />
im ohnehin kranken Körper. Gewebezerstörungen sind<br />
einerseits innere Wunden, <strong>di</strong>e geheilt werden müssen. Andererseits<br />
fallen durch <strong>di</strong>ese Therapieform im Körper große Mengen<br />
organischer Zerfallsprodukte an, <strong>di</strong>e über Leber, Niere, Darm und<br />
Lunge entgiftet werden müssen. Allein <strong>di</strong>ese Entgiftung hat einen<br />
hohen zusätzlichen Bedarf an <strong>Ortho</strong>molekularia, um nicht in<br />
eine Selbstvergiftung zu engleisen und zum vorzeitigen iatrogenen<br />
Tod zu führen.<br />
Risikoanalyse und Fehlermanagement<br />
– State of the Art lässt manchmal<br />
zu wünschen übrig<br />
Wie <strong>das</strong> Ergebnis einer falsch durchgeführten präoperativen<br />
Bestrahlung aussehen kann, zeigen <strong>di</strong>e folgenden Bilder einer<br />
Patientin aus einer Excellenz-Universität in Deutschland. Die Patientin<br />
hatte schon während der Tele-Kobalt-Therapie <strong>di</strong>e hinter<br />
einer Schutzglasscheibe verborgene Oberärztin vergeblich darauf<br />
hingewiesen, <strong>das</strong>s ihr beim Einschalten des Gerätes der Unterbauch<br />
sofort warm wurde. Dieser Hinweis der älteren Dame<br />
führte nicht zu einer intelligenten Analyse der Situation durch<br />
<strong>di</strong>e Kollegin, sondern zu dem abwiegelnden Verweis, <strong>das</strong> könne<br />
gar nicht sein!<br />
Am nächsten Tag stellte sich <strong>di</strong>e Patientin mit geschwollenem<br />
Genitale und nässenden Wunden intravaginal und peranal<br />
in meiner Praxis vor. Die unten folgenden Fotos können nur eine<br />
schwache Wiedergabe der Beschwerdesituation <strong>di</strong>eser alten<br />
Dame mit inoperablem Rectum-Ca sein. Schneidende Schmerzen<br />
in jeder Körperhaltung, Sekrete aus allen Körperhöhlen und<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
z.T. aus der gereizten Haut der gesamten frontalen und dorsalen<br />
Unterbauchregion. Ein eigener Behandlungsversuch mit NSAR<br />
war völlig wirkungslos gewesen.<br />
Strahlenschaden Prä-OP Ra<strong>di</strong>a tion wg. tiefem Rectum-CA<br />
Eine sofortige orale und parenterale Hochdosistherapie mit<br />
reinem Selen, Zink, den Vitaminen A, D, E, K sowie mit dem B-<br />
Komplex plus, mit Karbonaten von Magnesium und Calcium zur<br />
Entsäuerung und Förderung der Exkretion der Stoffwechselgifte<br />
aus dem im Grad III verbrannten Gebiet führte innerhalb von einer<br />
Stunde zu einer gravierenden Besserung der Schmerzsituation.<br />
Für eine weitere Entspannung sorgte eine parallel durchgeführte<br />
Potenzierte Eigenbluttherapie – PEB – mit getesteten<br />
homöopathischen Komplexmitteln an Akupunkturpunkten von<br />
Leber-, Pankreas- und Nierenmeri<strong>di</strong>an.<br />
Das nebenstehende Abschlussfoto wurde nach 7 Tagen<br />
hypoallergener orthomolekularer Therapie – hoT – unter Hochdosis<br />
z.B. mit täglich 800 µg Selen, 250 mg Zink und beispielsweise<br />
der 15-fachen Dosisempfehlung<br />
der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung<br />
– DGE – an B-Vitaminen aufgenommen.<br />
Parallel dazu<br />
kam es zur dreimaligen Applikation<br />
der PEB.<br />
Im Zeitalter der sogenannten<br />
Evidenz-basierten<br />
<strong>Med</strong>izin, neudeutsch EBM,<br />
sind sowohl <strong>di</strong>e Fehlbehandlung<br />
durch eine deutsche<br />
Spitzenuniversität als<br />
auch der schnelle Therapie-<br />
erfolg der wissenschaftlich fun<strong>di</strong>erten, aber bei uns der Naturheilkunde<br />
zugerechneten hoT evident, nicht wahr?<br />
Zwei besonders erfreuliche Nebeneffekte <strong>di</strong>eser ra<strong>di</strong>ologischen<br />
Fehlbehandlung wie auch meiner Therapie waren aller<strong>di</strong>ngs,<br />
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Rectum-Ca intraoperativ kaum noch auffindbar<br />
und dadurch einfach zu operieren war, sowie <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e postoperative<br />
Erholungsphase <strong>di</strong>eser Patientin unerwartet schnell und<br />
komplikationslos ohne Burn out, Mü<strong>di</strong>gkeit usw. verlief.<br />
Allgemeine Schmerz- und<br />
Erkrankungsursachen<br />
Strahlenschaden nach 7 Tagen<br />
hoT und PEB. Nach 3 Wochen bei<br />
OP „inoperables“ Ca kaum auffindbar!<br />
Die Ursachen für chronische Krankheiten sind sehr vielfältig.<br />
Die regulative Endstrecke, <strong>di</strong>e eine Erkrankung oft jedoch erst<br />
sichtbar macht, sind meist <strong>di</strong>e gleichen Signale: Schmerz und<br />
Allergie!<br />
19
<strong>zaenmagazin</strong><br />
ADI – höchste aufgenommene E-Stoff-Menge bezogen<br />
auf 15 kg schwere Kleinkinder / Jahr<br />
E 520<br />
Aluminiumsulfat<br />
… E 559<br />
Aluminiumsilicat<br />
E 493/ 494<br />
Sorbitanmono-<br />
laurat/ -oleat<br />
E 220<br />
Schwefel<strong>di</strong>oxid<br />
… E 222<br />
Kaliumhydrogensulfit<br />
Festigungsmittel,Stabilisatoren<br />
Eiklar,<br />
Obst<br />
kan<strong>di</strong>ert,<br />
Käse,<br />
Gewürze<br />
Emulgator Kuchen,<br />
Kekse,<br />
Gelee,<br />
Eis, Marmelade<br />
Konservierungsstoffe,Antioxidationsmittel<br />
Kartoffelerzeugnisse,Trockenobst,<br />
Fleisch-,<br />
Fisch-<br />
ersatz<br />
7 mg/<br />
kg KG<br />
5 mg/<br />
kg KG<br />
0,7<br />
mg/kg<br />
KG<br />
38 g 280 g 750<br />
%<br />
27 g 220 g 802<br />
%<br />
3,8 g 47 g 1227<br />
%<br />
Quelle: Bericht der Kommission über <strong>di</strong>e Aufnahme von Lebensmittelzusatzstoffen in<br />
der Europäischen Union / KOM/2001/0542 Stand 2001<br />
Die Nahrung spielt als Auslöser heute eine ganz besondere<br />
Rolle, weil sie über mehrere Ursachen zu einer möglichen<br />
Schmerzentwicklung beitragen kann. Bekannt sind Unverträglichkeiten<br />
oder Allergien z.B. auf Weizen, Milch, Nüsse usw. Weniger<br />
bekannt sind z.B. chronische Dysbiosen und Infekte als<br />
Trigger von intestinalen Störungen und peripheren Begleiterkrankungen.<br />
Oft sind auch Chemikalien wie Farben, artefizielle<br />
Antioxidanzien oder Aromen, <strong>di</strong>e mit der Nahrung oder mit<br />
<strong>Med</strong>ikamenten regelmäßig zugeführt werden, <strong>di</strong>e tatsächlichen<br />
Auslöser.<br />
Wenn man <strong>di</strong>e obige Übersicht der EU zur Vergiftung unser<br />
Kinder mit Nahrungsmittelchemikalien, verharmlosend E-Stoffe<br />
genannt, betrachtet, kann man <strong>das</strong> Vertrauen in Politik und Gesundheitswirtschaft<br />
leicht verlieren. Wenn ADI-Werte – acceptable<br />
daily intake – also akzeptierbare durchschnittliche tägliche<br />
Aufnahme – um mehr als 1200 % bei Kleinkindern überschritten<br />
werden, dann kann man sich doch gar nicht darüber wundern,<br />
<strong>das</strong>s heute so viele Kinder und Erwachsene Allergiker und chronische<br />
Schmerzpatienten sind.<br />
Nicht zuletzt durch einen Mangel an orthomolekularen<br />
Substanzen wie Zink, Mangan, Magnesium oder auch Vitamine<br />
und ungesättigte Fettsäuren können akute wie auch chronische<br />
Schmerzen ausgelöst oder unterhalten werden. Die gesamte<br />
Regulation des Meri<strong>di</strong>ansystems kann sowohl durch chemische<br />
Noxen als auch durch einen relativen hoT-Mangel gestört wer-<br />
Peter-Hansen Volkmann<br />
Naturheilverfahren – Sportme<strong>di</strong>zin – Allgemeinme<strong>di</strong>zin<br />
23569 Lübeck<br />
<strong>Ortho</strong>molekular-Stu<strong>di</strong>en:<br />
Typische E-Stoff-Nebenwirkungen<br />
Mo<strong>di</strong>fizierte Stärke Colitis ulcerosa<br />
Phtalate keimzellschä<strong>di</strong>gend<br />
Talkum schleimhautreizend<br />
Povidon schleimhautreizend<br />
Lactose schleimhautreizend<br />
Antioxidanzien Membranstörungen<br />
Originalia<br />
den, so <strong>das</strong>s der Körper zunehmend aus einem gesunden in<br />
einen pathologischen Allgemeinzustand driftet bis hin zu einem<br />
sich über Jahre entwickelnden Carcinom.<br />
Ursachen-Trias: Die drei wichtigsten<br />
Auslöser chronischer Erkrankungen*<br />
1. Fehlernährung: Langjährige Fehlernährung mit Fast Food,<br />
Cola, Schokolade, konventionellem Käse etc. sowie Antibiosen.<br />
Damit werden maximal chemische Zusatzstoffe in den<br />
Magen-Darmtrakt eingebracht, <strong>di</strong>e eine gesunde Darmfunktion<br />
sowie eine geordnete schrittweise Verdauung stören.<br />
Da <strong>di</strong>ese Chemikalien vom Körper meistens nicht verstoffwechselt<br />
werden können, verschlacken sie <strong>di</strong>e Grundsubstanz<br />
und belasten <strong>di</strong>e Entgiftung. Verordnete Antibiotika zerstören<br />
darüber hinaus <strong>di</strong>e gesunde symbiotische Darmflora.<br />
2. Fehlbesiedelung als Folge: Langjährige Dysbiosen, d.h.<br />
Fehlbesiedelungen des Darmes mit krank machenden Keimen<br />
wie Can<strong>di</strong>dapilzen, Amöben usw. Die Keime und ihre<br />
Stoffwechsel-Toxine belasten <strong>di</strong>e Funktionsfähigkeit des<br />
Darmes, so <strong>das</strong>s es über ein sogenanntes Leaky gut zu Verdauungs-<br />
und Aufnahmestörungen der Inhaltsstoffe aus<br />
dem Speisebrei kommt.<br />
3. Fehlversorgung als Folge: Selbst gesunde Öko-Frischkost<br />
ist inzwischen durch Sauren Regen relativ verarmt an essentiellen<br />
hoT-Substanzen. Aus den vorgenannten Gründen<br />
entwickelt sich über einen langen Zeitraum eine zunehmende<br />
Fehlversorgung der Patienten mit Vitaminen, Spurenelementen<br />
usw., <strong>di</strong>e zu einem Mangelsyndrom führt.<br />
Aus dem oben Gesagten leitet sich zwanglos <strong>di</strong>e Therapie-Trias<br />
ab: Kostumstellung auf Öko-Frischkost, breite hoT-Substitution<br />
und eine umfassende <strong>Ortho</strong>molekulare Darmsanierung ohne<br />
Antibiotika, ohne Antimykotika und ohne eine zuckerfreie Diät.<br />
Ist der orthomolekulare Bedarf<br />
über Normalwerte zu definieren?<br />
Allgemein bekannt ist der Zusammenhang von körperlicher Arbeit<br />
bzw. Leistung mit der notwen<strong>di</strong>gen Zufuhr von Kalorien.<br />
Völlig unbekannt scheint dagegen der seit Jahrzehnten vorgetragene<br />
Zusammenhang zwischen geistiger Leistungsfähigkeit,<br />
Stressbelastbarkeit und -verarbeitung bzw. hormoneller Anforderung<br />
und ausreichender orthomolekularer Versorgung. Dabei sind<br />
<strong>di</strong>e Zusammenhänge offensichtlich und auch vielfach vor allem<br />
in amerikanischen Stu<strong>di</strong>en aus den 70er und 80er Jahren belegt.<br />
Mit steigender geistiger Anforderung steigt parallel der<br />
Bedarf an <strong>Ortho</strong>molekularia. Dieser Zusammenhang gilt auch<br />
weitgehend für <strong>di</strong>e körperliche Anforderung. Diese Zusammenhänge<br />
gelten aber ganz besonders bei sportlichen Höchstleistungen<br />
oder solchen, wie sie der Körper beispielsweise nach<br />
Verletzungen oder Bestrahlungen in der Heilungsphase zu erbringen<br />
hat.<br />
Wenn man dann aller<strong>di</strong>ngs <strong>di</strong>e Definition der sogenannten<br />
Normalwerte im Blut hinterfragt, dann kommt man aus dem<br />
* Ökosystem Mensch – Gesundheit ist möglich, 2. Aufl. 2009, P.-H. Volkmann,<br />
www.vbn-verlag.de<br />
20 5/2010
5/2010<br />
Originalia<br />
Staunen vor <strong>di</strong>eser Wissenschaft nicht heraus: Normal sei, was<br />
<strong>di</strong>e durchschnittliche Blutanalyse aus Millionen von Patientenseren<br />
zeige. Stellt man dann <strong>di</strong>e offenbar noch nie gestellte, völlig<br />
unerwartete Frage, wer denn bei <strong>di</strong>esen Testen sein Blut zur Verfügung<br />
gestellt hätte, dann kommt <strong>di</strong>e unsichere Antwort aus<br />
der Wissenschaft: Nur Kranke, denn nur <strong>di</strong>e gehen zum Arzt oder<br />
in <strong>di</strong>e Klinik, um sich untersuchen zu lassen.<br />
So ist also der Durchschnitt aller kranken Klinik- und<br />
Arztpatienten unser Maß für <strong>di</strong>e angestrebte Gesundheit!<br />
Schon erstaunlich, was sich <strong>di</strong>e moderne High-tech-<br />
Wissenschaft so leistet! Eben EBM! – Oder besser Pharmabased-<strong>Med</strong>cine!<br />
Was leisten <strong>Ortho</strong>molekularia in<br />
der adjuvanten Krebstherapie?<br />
Aus der folgenden Tabelle können Sie einige grundlegende Zusammenhänge<br />
zwischen Vitaminen und Spurenelementen unter<br />
Krebstherapie entnehmen. Auf der einen Seite finden sich <strong>di</strong>e<br />
Wirkmechanismen und auf der anderen Seite stehen Mü<strong>di</strong>gkeit,<br />
Schmerzen und Antriebschwäche wie Burn out.<br />
Interessant ist in <strong>di</strong>eser Tabelle vor allem für den Kritiker <strong>di</strong>e<br />
Frage: Warum gibt es zu allen Substanzen positive und negative<br />
Stu<strong>di</strong>en? Warum sollten <strong>Ortho</strong>molekularia trotzdem sinnvoll sein?<br />
Leider werden bei <strong>Ortho</strong>molekularstu<strong>di</strong>en, wenn sie denn<br />
überhaupt einmal durchgeführt werden, so gut wie nie <strong>di</strong>e eingesetzten<br />
Hilfsstoffe benannt. Wenn wir nun in einer Stu<strong>di</strong>e beispielsweise<br />
<strong>di</strong>e Wirkung von Selen auf den Krebspatienten untersuchen,<br />
setzen wir Fertigarzneimittel ein. Diese setzen sich im<br />
Fall von Selen z.B. aus 100 µg Selen als Natriumselenit sowie aus<br />
einer Vielzahl nicht benannter Füll- und Hilfsstoffe wie Magnesiumstearat<br />
– vereinfacht Kerzenwachs als Schmiermittel für <strong>di</strong>e<br />
Maschinen – aus Lacken mit Phtalaten als Weichmacher sowie<br />
aus mo<strong>di</strong>fizierter Stärke und Lactose zusammen. 100 µg Wirkstoff<br />
in ca. 400 mg Füll- und Schönungschemie! Und was haben<br />
<strong>di</strong>e Forscher jetzt wirklich unersucht? Das Spurenelement oder<br />
<strong>di</strong>e Wirkung eines komplexen Chemiecocktails?<br />
Wenn man dann noch berücksichtigt, <strong>das</strong>s mo<strong>di</strong>fizierte Stärke<br />
im Fütterungsversuch innerhalb von 4 Wochen eine Colitis<br />
ulcerosa bei Ratten erzeugt und darüber hinaus bedenkt, <strong>das</strong>s<br />
chronisch Kranke bis zu 75 % eine Lactoseintoleranz haben, dann<br />
wird ein derartiger Stu<strong>di</strong>enansatz zur reinen Farce!<br />
Der Gipfel der Evidenz-based <strong>Med</strong>izin – EBM – wird aller<strong>di</strong>ngs<br />
dann erklommen, wenn man ein chemisch verändertes<br />
Vitamin C in einer Stu<strong>di</strong>e untersucht, dessen Vitaminwirkung von<br />
vornherein chemisch ausgeschaltet wurde. Deshalb gibt es aktuelle<br />
Vitamin-C-Stu<strong>di</strong>en, <strong>di</strong>e eindeutig nachweisen, <strong>das</strong>s Vitamin C<br />
völlig wirkungslos ist.<br />
Cytostatika-Interaktionen und<br />
<strong>Ortho</strong>molekularia<br />
Im Folgenden finden Sie eine Tabelle zu ausgesuchten Cytostatika<br />
und <strong>di</strong>e davon betroffenen Wirkmechanismen bzw. erzeugten<br />
Mangelzustände im Körper. Die Liste ließe sich beliebig<br />
verlängern, <strong>di</strong>e „unbehandelbaren Nebenwirkungen“ der<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Onkologie sind jedem engagierten Kollegen und jeder Kollegin<br />
bekannt: Unsere Patienten leiden alle, manche mehr, manche<br />
weniger, unter der onkologischen Therapie. Aussagen wie: Damit<br />
müssen Sie leben! Das ist normal! sind ein Armutszeugnis für<br />
<strong>di</strong>e behandelnden Onkologen, <strong>di</strong>e ihr Augenmerk lieber auf eine<br />
Lebenszeitverlängerung von 2 Wochen unter einer 8-monatigen<br />
Chemotherapie legen! Das daraus resultierende Leid der Patientin<br />
wird negiert.<br />
Das Subjekt Patient wird so zum Objekt Fall nach Goldstandard<br />
mit positivem Ausgang. Dieser wie der folgende Sachverhalt<br />
wurden soeben mit der festen Überzeugung, zum Wohle<br />
Spezifische Zytostatika-hoT-Interaktionen<br />
Zytostatikum hoT-Substanz Mechanismus Folge<br />
5-Fluorouracil Vitamin B1 Hemmung der<br />
Phosphorylierung<br />
von<br />
Thiamin<br />
Methotrexat,<br />
MTX<br />
<strong>Ortho</strong>molekulare<br />
Substanz<br />
Folsäure Folsäure-<br />
Antagonist<br />
Cisplatin L-Carnitin Exkretion ?<br />
d.h. iatrogener<br />
Carnitinmangel<br />
Cisplatin Magnesium Magnesium:<br />
Exkretion ?<br />
Positive<br />
TU-<br />
Stu<strong>di</strong>en<br />
Negative<br />
TU-<br />
Stu<strong>di</strong>en<br />
Herzinsuffizienz,<br />
Neurotoxizität,<br />
Lactatazidose<br />
Folatmangel,<br />
Homocystein ämie,<br />
Mukositis<br />
Hypocarnitinämie,<br />
Fatigue,<br />
Lipidanomalien (?)<br />
Hypomagnesiämie<br />
– Plasma-Mg: ?<br />
– Erythrozyten-Mg: ?<br />
aus Uwe Gröber: Arzneimittel und Mikronährstoffe. Stuttgart: WVG 2007<br />
Fatigue Schmerzen Antrieb<br />
Stimmung<br />
Leberwerte<br />
Vitamin A + + + + + �� �<br />
Vitamin C + + ++ +++ ++ ��<br />
Vitamin D + + + ++ + �<br />
Vitamin E + + ++ +++ ++ �<br />
Vitamin K + + + + + �<br />
Vitamin B1 + + ++ ++ ++ ��<br />
Vitamin B2 + + ++ ++ ++ ��<br />
Vitamin B5 + + ++ +++ ++ ��<br />
Vitamin B6 + + ++ ++ ++ ��<br />
Vitamin B 12 + + +++ +++ +++ �<br />
Folsäure + + ++ ++ ++ ��<br />
Zink + + +++ +++ ++ ���<br />
Selen + + +++ ++ +++ ��<br />
Mangan + + + + + �<br />
Chrom + + ++ ++ ++ �<br />
Jod + + +++ + ++ ��<br />
Molybdän + + + + + ��<br />
Calcium + + ++ +++ ++ �<br />
Kalium + + + ++ + �<br />
Magnesium + + ++ +++ + �<br />
Lycopin + + + + + �<br />
Ubichinon Q 10 + + ++ + + �<br />
Α-Liponsäure + + ++ ++ ++ �<br />
21
<strong>zaenmagazin</strong><br />
der Patientinnen zu therapieren, von EBM-Kollegen auf dem<br />
Natum-Kongress für Gynäkologen in Damp vorgetragen. In einem<br />
anderen Fall wurde euphorisch <strong>di</strong>e Wirksamkeit einer mehrere<br />
Monate dauernden, sehr kostenintensiven Chemotherapie<br />
mit 11 % beschrieben! Wenn <strong>di</strong>e Naturheilkunde mit Ergebnissen<br />
von 11 % Wirksamkeit aufwartete, würde man sie wegen der<br />
offensichtlich weit unter der Placeboschwelle liegenden Wirkung<br />
in Grund und Boden verdammen.<br />
Aber unsere Evidenz ist ja nicht doppelblind und crossover<br />
für blinde Wissenschaftsjünger vali<strong>di</strong>ert, sondern an den harten<br />
Fakten des kranken Patienten – Dort ist sie immer wieder in vielen<br />
„austherapierten“ Einzelfällen evident!<br />
Zuordnung der <strong>Ortho</strong>molekularia<br />
bei Schmerzsyndromen<br />
Aus der folgenden Übersicht können Sie <strong>di</strong>e Abhängigkeit bestimmter<br />
Funktionskreise und Muskeln von den für sie spezifischen<br />
orthomolekularen Substanzen erkennen. Man kann postulieren,<br />
<strong>das</strong>s in mehr als 80 % aller chronischen Schmerzfälle<br />
mit den jeweils zugeordneten reinen Substanzen der Schmerz<br />
deutlich reduziert oder u.U. auch völlig ausgelöscht werden<br />
kann. Sind <strong>di</strong>e zu testenden Präparate aller<strong>di</strong>ngs mit Farben und<br />
anderen Fertigungshilfsmitteln kontaminiert, geht <strong>di</strong>e spontane<br />
Wirkung deutlich zurück oder tritt je nach Kontamination gar<br />
nicht auf.<br />
hoT-Optimierung Meri<strong>di</strong>an-Muskel-Funktion*<br />
Muskel Meri<strong>di</strong>an/Organ hoT-Substanz<br />
Subscapul. Herz/Herz Vit. E, Q-10, Vit.-B-Kompl.<br />
Sartorius Krsl-Sex NN Fetts., Mn, Mo, Se, B-Kompl.<br />
Bizeps Magen Symbiont, Ca, Mg, Zn, Se, K<br />
Pect.major Leber Vit. A, B-Kompl., Se, Fetts.<br />
Popliteus Gallenblase Vitamin A, C, B-Kompl. Fetts.<br />
Quadrizeps Dünndarm Symbiont, Ca, Q 10, K, Zn<br />
Tensor fas.l Dickdarm Symbiont, Vit.-B-Kompl, K, Fe<br />
Ischiocrur. Dickd. Rec. Vit. E, Mg, Mo, Ca, Se, Fetts.<br />
Ileopsoas Niere/Niere Vitamin A, E, K, Se, Fetts.<br />
* Rot enthalten in Reha1Paket/ODS 1KA/ODS 2<br />
www.naturheilkunde-volkmann.de<br />
Wird ein Schmerz durch <strong>di</strong>e Testung vieler zur Verfügung<br />
stehenden Materialien nicht oder kaum gebessert, spricht <strong>das</strong><br />
nicht gegen <strong>di</strong>e Richtigkeit der hier dargestellten Zusammenhänge,<br />
sondern le<strong>di</strong>glich für <strong>das</strong> Fehlen des „richtigen Moleküls“<br />
in dem zur Verfügung stehenden Testsatz!<br />
<strong>Ortho</strong>molekularer Mangel –<br />
<strong>di</strong>e zentrale Ursache von Mü<strong>di</strong>gkeit,<br />
Allergie und Schmerz<br />
Die oben dargestellten Ursachen und Zusammenhänge finden<br />
ihre Auflösung in einer umfassenden, gut abgestimmten hoT mit<br />
orthomolekularer Darmsanierung – ODS.<br />
Originalia<br />
Nach dem Gesetz des Mangels, <strong>das</strong> schon seit mehr als<br />
einhundert Jahren in der Düngemittellehre bekannt ist, spielen<br />
verschiedene Substanzen zu jeweils verschiedenen Zeitpunkten<br />
bei einem Patienten <strong>di</strong>e wichtigste Rolle. Das kann initial Zink<br />
sein, <strong>das</strong> kann auch Magnesium oder Calcium, aber beispielsweise<br />
auch hypoallergen verkapseltes natürliches Q 10 Vitamin<br />
C** sein. Vielleicht ist es am einfachsten, <strong>di</strong>e hoT als umfassende<br />
„Düngung der menschlichen Regulation“ zu verstehen.<br />
Mein schwerster Schmerzfall<br />
in der Onkologie<br />
Anlässlich eines Vortrages in der Gießener Universitätsklinik<br />
wurde mir eine schwerstkranke onkologische Patientin wegen<br />
unstillbarer Schmerzen vorgestellt. Die maximale stationäre<br />
Schmerztherapie konnte den Schmerz der Knochenmetastasen<br />
nur um 0,5-1 auf der visuellen Schmerzskala reduzieren. Die<br />
Beweglichkeit der Extremitäten wie der Wirbelsäule war bei der<br />
kachektischen Patientin sehr stark eingeschränkt.<br />
Resultate einer oralen hoT-Schmerzreduktion<br />
unter Chemotherapie nach OP und Ra<strong>di</strong>atio<br />
Frauenklinik Universität Gießen, 10=max. Schmerz, 0=0<br />
www.naturheilkunde-volkmann.de<br />
Wie <strong>di</strong>e nebenstehende Grafik zeigt, bessert sich unter<br />
oraler Schmerztestung mit verschiedenen Reinsubstanzen <strong>di</strong>e<br />
Schmerzsymptomatik sofort. Lachsöl, <strong>das</strong> heißt <strong>di</strong>e Omega-3-<br />
Fettsäuren spielten in <strong>di</strong>esem Fall eine besonders wichtige Rolle<br />
bei der Schmerzreduktion. 3-Sym<strong>Bio</strong>se plus, ein Präparat zur<br />
<strong>Ortho</strong>molekularen Darmsanierung – ODS2 – mit lebensfähigen<br />
Keimen, mit B-Vitaminen und Vitamin D3 löscht den Schmerz<br />
fast völlig aus und mobilisiert <strong>di</strong>e zusammengekauerte, verspannte<br />
Patientin sichtbar. Abschließend waren Arme und Beine<br />
weitgehend frei und schmerzlos beweglich und <strong>di</strong>e zuvor blockierte<br />
HWS zeigte eine Mobilität von ca. 80-0-80.<br />
Leider hat <strong>di</strong>ese „Wunderheilung“ bei der anwesenden universitären<br />
Kollegenschaft keinerlei Spuren in der Therapie hinterlassen.<br />
Weiterführende Literatur beim Verfasser.<br />
www.naturheilkunde-volkmann.de<br />
69 Jahre<br />
Ovarial-Ca<br />
metastasiert<br />
** siehe Sonderdruck <strong>Ortho</strong>molekulare Schmerztherapie „Mein schwerster<br />
Schmerzfall“<br />
22 5/2010
5/2010<br />
Originalia<br />
Belastungsinkontinenz (BIK) –<br />
Vitamin D kann helfen<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Eine gute Methode zur Unterstützung der Therapie und Prophylaxe<br />
clauS ScHulte-uebbing und Siegfried ScHlett<br />
Zusammenfassung<br />
Vaginal appliziertes Vit. D (hochdosiert) kann Belastungs-Inkontinenz<br />
(BIK) günstig beeinflussen und<br />
niedrige Vit.-D-Serum-Werte verbessern.<br />
Schlüsselwörter: Inkontinenz, Belastungsinkontinenz,<br />
BIK, Stress-Inkontinenz, SIK, Beckenbodenschwäche,<br />
BBS, Vitamin D, Vit. D, vaginale Vitamin-D-<br />
Applikation, hochdosiertes Vitamin D, NeoControl,<br />
vaginale Östrogen-Applikation<br />
Autor<br />
Praxis Prof. Dr. Schulte-Uebbing, AGE BREAKING CENTER<br />
Umweltme<strong>di</strong>zinisches Therapiezentrum am Dom<br />
Gynäkologie, Endokrinologie, Onkologie, Immunologie,<br />
Toxikologie, 4D-Ultraschall CT, Privatlabor<br />
Weinstr. 7 A<br />
D–80333 München<br />
Tel.: 089 / 29 96 55, Fax: 089 /29 96 72<br />
E-Mail: dr-schulte-uebbing@t-online.de<br />
Dr.med. Dr.rer.nat. Siegfried Schlett, Arzt, Apotheker,<br />
Pharmakologische Beratung, seit 1986 als angestellter<br />
Apotheker in der Klösterl-Apotheke, München<br />
Waltherstraße 32 A<br />
80337 München<br />
Tel.: 089 / 54 34 32 11<br />
Fax: 089 / 54 34 32 77<br />
Ab dem 55. Lebensjahr hat fast jede dritte Frau eine Belastungs-<br />
Inkontinenz (BIK). Ursachen sind familiäre Veranlagung, Bindegewebsschwäche,<br />
körperliche Überbelastung und Stoffwechsel-<br />
Defizite. Wir berichten über eine mögliche Teil-Ursache:<br />
Vit.-D-Mangel.<br />
In <strong>di</strong>eser kleinen Praxisstu<strong>di</strong>e haben wir <strong>di</strong>e Daten von 30<br />
meno- und postmenopausalen Patientinnen mit leichter und<br />
mittelgra<strong>di</strong>ger BIK ausgewertet. 15 Patientinnen hatten vor der<br />
Therapie eine leichte BIK Grad 1 (Inkontinenz beim Husten, Niesen,<br />
Lachen, geringe Urin-Verlust-Menge, Pad-Test: bis maximal<br />
10 Gramm / 24 Std.). 15 Patientinnen hatten vor der Therapie eine<br />
mittelschwere BIK Grad 2 (Inkontinenz beim Husten, Niesen, Lachen<br />
sowie bei abrupten Körperbewegungen, beim Aufstehen<br />
und / oder Hinsetzen, geringe bis mittlere Urin-Verlust-Menge,<br />
Pad-Test: bis maximal 50 Gramm / 24 Std.). Die höhergra<strong>di</strong>ge BIK<br />
war ein Ausschlusskriterium.<br />
Gute Vit.-D-Werte (> 70 ng / ml) hatten nur fünf von dreißig<br />
Patientinnen (= 16,7 %), d.h. drei der 15 BIK Grad 1 Patientinnen<br />
(= 20 %) und zwei der 15 BIK Grad 2 Patientinnen (= 13,3 %).<br />
Es erfolgte eine kombinierte vaginale Behandlung mit<br />
Östriol und hochdosiertem Vit. D, dreimal pro Woche, über<br />
sechs Wochen.<br />
Die Patientinnen bekamen zweimal pro Woche NeoControl<br />
Therapie (insgesamt 12 mal) und wurden außerdem angewiesen,<br />
morgens und abends Beckenboden-Übungen (Protokoll) zu<br />
machen.<br />
Nach sechs Wochen wurden <strong>di</strong>e Vit.-D-Serum-Spiegel bestimmt<br />
und <strong>di</strong>e Angaben der Patientinnen wurden ausgewertet<br />
(BIK- Symptomatik, Miktionsprotokoll, Pad-Test etc.).<br />
33,3 % der Patientinnen (sieben der fünfzehn BIK Grad 1 Patientinnen<br />
und drei der fünfzehn BIK Grad 2 Patientinnen)<br />
gaben nach der Therapie an, wieder kontinent zu sein.<br />
Weitere 40 % der Patientinnen (fünf der fünfzehn Grad 1 und<br />
sieben der fünfzehn Grad 2 Patientinnen) gaben eine um<br />
mindestens 25 % geringere durchschnittliche Urin-Verlust-<br />
Menge an.<br />
Somit haben 22 von 30 Patientinnen (= 73,3 %) der untersuchten<br />
Patientinnen hinsichtlich der BIK von der Therapie<br />
profitiert.<br />
BBS und BIK<br />
In der gynäkologischen Praxis haben wir tagtäglich mit Belastungs-Inkontinenz<br />
(BIK) zu tun, sehr oft in Verbindung mit Be-<br />
23
<strong>zaenmagazin</strong><br />
ckenbodenschwäche (BBS). Etwa jede dritte Frau ist davon betroffen.<br />
Das bedeutet allein in Deutschland mehrere Millionenen<br />
Betroffene, so <strong>das</strong>s von einer Volkskrankheit gesprochen werden<br />
kann.<br />
Der Beckenboden ist eine wichtige Stütze für <strong>di</strong>e inneren<br />
Organe im kleinen Becken. Kommt es zu einer Schwächung, gibt<br />
es statische und dynamische Probleme v.a. zwischen kleinem<br />
Becken, Damm und Vagina. Folge kann ein Prolaps von Blase,<br />
Vagina, Rektum oder Dünndarmschlingen sein. Besonders der<br />
Prolaps der Blase kann problematisch sein, weil der willkürliche<br />
Blasenverschluss nur mittels einer intakten Beckenbodenmuskulatur<br />
gewährleistet ist. Durch eine Senkung kann sich der Austrittswinkel<br />
der Harnröhre ändern. Die „Verschluss-Strecke“ kann<br />
sich verkürzen und eine BIK entwickeln.<br />
Ursachen<br />
Die Ursachen sind vielfältig. Die BIK geht sehr oft mit BBS und<br />
allgemeiner Bindegewebsschwäche einher. Diese tritt familiär<br />
gehäuft auf. Die Symptome der BIK werden oft verstärkt durch<br />
Gewebs-Hypothrophie bzw. -Atrophie. Diese tritt im Rahmen<br />
zunehmender Stoffwechsel-Störungen auf, vor allem in Klimakterium<br />
und Menopause. Cofaktoren sind dann vor allem schwere<br />
körperliche Arbeit, schweres Heben, rasch aufeinander folgende<br />
Geburten, Schwangerschaften mit schweren Kindern etc.<br />
Ungünstige Durchblutungs- und Stoffwechsel-Faktoren fördern<br />
BIK und BBS, besonders der chronisch gestörte Fett-, Zucker-<br />
und Protein-Stoffwechsel, der Diabetes Typ II, <strong>di</strong>e A<strong>di</strong>positas<br />
(Druckerhöhung). Kommt es zusätzlich zu mechanischer<br />
Überbelastung mit Überdehnung des Bindegewebes, der Sehnen,<br />
Bänder und Muskeln, so ist <strong>di</strong>e BIK und BBS besonders ausgeprägt.<br />
Symptome<br />
Die Symptome der BIK hängen vom Grad ab:<br />
Grad 1: Inkontinenz nur beim Husten, Niesen, Lachen<br />
Grad 2: Inkontinenz nicht nur beim Husten, Niesen, Lachen,<br />
sondern auch bei abrupten Körperbewegungen, beim Aufstehen<br />
und / oder Hinsetzen, nicht im Liegen<br />
Grad 3: Inkontinenz auch im Liegen, bei Bewegungen ohne<br />
Belastung<br />
Diagnostik<br />
Die Diagnose der BIK wird primär anamnestisch gestellt (siehe<br />
Symptome), durch allgemeine und gynäkologische Untersuchung:<br />
Beurteilung des Beckenbodens, Pelvimetrie mittels Ul traschall-CT<br />
(Beckenboden-Status, elektronische Zystoskopie), Miktionsprotokoll<br />
(mindestens zwei Tage), Urin-Labor (Schnelltest,<br />
Kultur, Se<strong>di</strong>ment), Pad-Test, Ausscheidungs-Urographie, Urethrozystoskopie<br />
und urodynamische Untersuchung.<br />
In Abhängigkeit von der Anamnese machen wir auch in<strong>di</strong>viduelle<br />
Labor-Analysen, u.a. auch Mineralstoffe, Vitamine und<br />
Hormone. Aus unserer Sicht können für den Bindegewebs-Stoffwechsel<br />
auch folgende Hormone von besonderer Bedeutung<br />
Originalia<br />
sein: Östra<strong>di</strong>ol, Östron, Östriol, Progesteron, Testosteron, Cortisol,<br />
DHEA, Serotonin, Homocystein, T3, T4, TSH, TBG.<br />
Bei Verdacht auf BIK in Verbindung mit BS analysieren wir <strong>di</strong>e<br />
Bindegewebs-Strukturen mit Kollagenoson®. Mit unserem Ultra<br />
schall-CT können wir sonographisch <strong>di</strong>verse urodynamische<br />
Parameter zur Beurteilung der Kontinenzfunktionen in Ruhe und<br />
Belastung (Vermessung des Beckenbodens in Entspannung und<br />
unter Maximalkontraktion) quantitativ ermitteln.<br />
Alle BIK-Patientinnen wurden gebeten, ein Miktionsprotokoll<br />
zu führen und einen Pad-Test (= standar<strong>di</strong>sierter Vorlagen- /<br />
Windeltest über 24 Stunden) zu machen: Die benutzten Vorlagen<br />
/ Windeln wurden gewogen, <strong>das</strong> Leergewicht abgezogen<br />
und so <strong>di</strong>e Urin-Verlust-Mengen berechnet und in leicht, mäßig<br />
und schwer <strong>di</strong>fferenziert:<br />
Grad 1: leicht, Urin-Verlust-Menge maximal bis 10 Gramm /<br />
24 Std.<br />
Grad 2: mäßig, Urin-Verlust-Menge 11 bis 50 Gramm / 24 Std.<br />
Grad 3: schwer, Urin-Verlust-Menge über 50 Gramm / 24 Std.<br />
Therapie der BIK<br />
Die Therapie der BIK hängt ab von der Schwere und Art der Erkrankung.<br />
Eine monokausale Therapie gibt es nicht.<br />
Allgemeine Maßnahmen sind Lebens- und Ernährungs-<br />
Umstellung, bei Übergewicht Gewichtsreduktion, Beckenboden-Training<br />
und -Gymnastik, Sport, <strong>Bio</strong>feedback-Methoden,<br />
Applikation von Inkontinenz-Hilfen, vaginale oder rektale Elektrostimulations-Therapie,<br />
Pessare, Scheidengewichte. Es gibt<br />
auch <strong>di</strong>verse me<strong>di</strong>kamentöse und operative Ansätze, z.B. TVT,<br />
Implacement-Therapie oder der künstliche Schließmuskel.<br />
Wie wir in <strong>di</strong>eser Stu<strong>di</strong>e zeigen können, scheint vor allem<br />
auch <strong>di</strong>e Östrogen- und Vit.-D-Substitution wichtig zu sein (s.u.).<br />
Neo Control®<br />
Alle Patientinnen bekamen auch zweimal <strong>di</strong>e Woche Neo<br />
Control®-Therapie, ein Verfahren zur Kräftigung und Aktivierung<br />
der Beckenbodenmuskulatur.<br />
Neo Control® stimuliert mit Magnetfeldern im physiologischen<br />
(natürlichen) Frequenzbereich <strong>di</strong>e Nerven des Beckenbodens,<br />
wodurch <strong>di</strong>e Beckenboden-Muskulatur trainiert und<br />
gestärkt wird. In der Regel merkt man bereits nach 6 bis 8 Behandlungen<br />
eine deutliche Besserung, <strong>das</strong> maximale Ergebnis ist<br />
nach 20 Behandlungen erreicht. Vorher inaktive Beckenboden-<br />
Muskeln sind wieder aktiviert, trainiert und einsatzfähig. Langfristig<br />
auftretende Nebenwirkungen elektromagnetischer Muskelstimulationen<br />
im physiologischen Bereich sind nicht bekannt.<br />
Wir setzen <strong>di</strong>eses Verfahren kombiniert mit den in <strong>di</strong>eser<br />
Stu<strong>di</strong>e vorgestellten Methoden ein und werden darüber gesondert<br />
berichten.<br />
Vaginale Östrogen-Substitution<br />
Wie im Abschnitt „Metho<strong>di</strong>k“ noch ausgeführt werden wird, ist<br />
besonders wichtig eine gezielte in<strong>di</strong>viduelle laborkontrollierte<br />
lokale vaginale Hormon-Anwendung.<br />
24 5/2010
Originalia<br />
Früher haben wir unsere meno- und postmenopausalen<br />
Patientinnen neben der systemischen Östrogengabe lokal mit<br />
Östriol-Vaginal-Zäpfchen, z. B. Ökolp® v. s. therapiert. Denn schon<br />
lange ist bekannt, <strong>das</strong>s Östriol vaginal gut resorbiert wird.<br />
Seit etwa zwei Jahren wenden wir <strong>di</strong>e in <strong>di</strong>eser Praxisstu<strong>di</strong>e<br />
vorgestellte kombinierte vaginale Behandlung mit Östriol und<br />
hochdosiertem Vit. D, dreimal pro Woche, über sechs Wochen, an.<br />
BBS und BIK durch Vit.-D-Mangel<br />
Schon lange ist bekannt, <strong>das</strong>s Vitamin D sehr bedeutend ist für<br />
den gesamten Knochen- und Bindegewebs-Stoffwechsel. Die<br />
Kalzium-Aufnahme im Darm ist Vitamin-D-abhängig. Auch <strong>di</strong>e<br />
Balance zwischen Osteoblasten und Osteoklasten, zwischen<br />
Calcitonin und Parathormon wird Vitamin-D-abhängig reguliert.<br />
In der letzten Zeit erschienen auch zahlreiche z.T. hochkarätige<br />
Publikationen, <strong>di</strong>e gute antiinflammatorische, immunmodulierende<br />
und antioxidative Effekte des Vitamin D belegen. Vit. D<br />
hat auch hervorragende antiinflammatorische, immunmodulierende<br />
und antioxidative Eigenschaften. Neuere Stu<strong>di</strong>en belegen,<br />
<strong>das</strong>s Vit. D offenbar eine Schlüsselfunktion für <strong>di</strong>e Krebs-Prävention<br />
und -Therapie hat. Durch eine ausreichende Vit.-D-Zufuhr<br />
(täglich 1000 IE) kann <strong>das</strong> Risiko für ein Colon-Karzinom auf <strong>di</strong>e<br />
Hälfte gesenkt werden. Durch <strong>di</strong>e tägliche Einnahme von 2000 IE<br />
Vit. D kann <strong>das</strong> Risiko sogar auf ein Drittel gesenkt werden. (Jenab,<br />
M. et al., 2010, garland, C. et al. 1980). Ein chronischer Vit.-<br />
D-Mangel kann – bei der entsprechenden Prä<strong>di</strong>sposition – <strong>di</strong>e<br />
Entstehung hormonabhängiger Tumoren fördern: Vit.-D-Mangel<br />
erhöht eindeutig <strong>das</strong> Risiko für Mamma-Karzinom (garland,<br />
C.F., gorhaM, E.D., Mohr, S.B., 2007), aber auch für Ovarial- und<br />
Prostata-Karzinome. Neuere Stu<strong>di</strong>en zeigen <strong>di</strong>es ebenfalls für <strong>das</strong><br />
Bronchial-, Harnblasen-, Oesophagus-, Magen-, Rektum-, Larynx-<br />
und Pankreas-Karzinom. (grant, W.B., 2010, ingrahaM, B.A., et al.,<br />
2008, PilZ, S. et al., 2009) In-vitro-Stu<strong>di</strong>en an Prostata-Zellkulturen<br />
zeigten, <strong>das</strong>s Vit. D ihr Wachstum stoppen kann. Nach Zufuhr von<br />
Vit. D vermehren sich Prostatakrebszellen nicht mehr unkontrolliert,<br />
sondern wachsen normal und geregelt weiter. Colon- und<br />
Mamma-Karzinom-Zellen reagieren genauso. Mäusen, denen<br />
man Dickdarmkrebs überimpfte, hatten nach Vit.-D-Gaben, ein<br />
deutlich geringeres Tumorwachstum. (laPPe, J.M., et al., 2007,<br />
holick, M.F., 2007).<br />
Heute leidet jede zweite Frau an den Begleiterscheinungen<br />
eines Vitamin-D-Mangels (holick, 2007). Gleichzeitig steigt <strong>di</strong>e<br />
BIK-Inzidenz. Mit zunehmendem Alter nimmt <strong>di</strong>e dermale Vitamin-D-Bildung,<br />
<strong>di</strong>e bei jungen Leuten noch 80-90 % ausmacht,<br />
kontinuierlich ab. Die Vitamin-D-Versorgung über <strong>di</strong>e Nahrung<br />
(Ei, Fisch, Pilze etc.) scheint immer wichtiger zu werden, wobei offensichtlich<br />
<strong>di</strong>e gastrointestinale Nahrungs-Verwertung mit dem<br />
Alter immer mehr abzunehmen scheint.<br />
Vaginale Vit.-D-Resorption<br />
Wir konnten unlängst nachweisen, <strong>das</strong>s Vit. D vaginal und rektal<br />
resorbiert wird (Schulte-uebbing, C., Schlett, S., DZO, 2010).<br />
Die vaginale Vit.-D-Applikation eignet sich auch sehr gut zur<br />
Behandlung und Prophylaxe chronisch rezi<strong>di</strong>vierender therapieresistenter<br />
Kolpitiden, Zervizitiden und Dysplasien, PAP II W und<br />
5/2010<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
PAP III D. In einer gerade publizierten Stu<strong>di</strong>e (Schulte-uebbing, C.,<br />
Schlett, S., DZO, 2010) zeigte sich eine Erfolgsquote von 93 %<br />
bei den PAP II W Patientinnen und von 89 % bei den PAP III D<br />
Patientinnen.<br />
Nach unseren Erfahrungen und in Hinblick auf <strong>di</strong>e Literatur<br />
kann und wird <strong>di</strong>e vaginale und rektale Anwendung von Vit. D<br />
auch Fortschritte in der Infektiologie, Immunologie und Onkologie<br />
bringen können.<br />
Metho<strong>di</strong>k<br />
Es erfolgte eine kombinierte vaginale Östriol- und Vitamin-D-<br />
Behandlung über sechs Wochen. Die folgende Rezeptur wurde<br />
angewendet:<br />
Vaginal-Ovula mit Vitamin D und Estriol, z.B. OVID E<br />
Rp. 0,0005 g Estriol (5 mg)<br />
25 gtt Vigantol-Öl® (entspr. 12500 Vit. D)<br />
Neutralöl, Adeps solidus q.s.<br />
XII/XXIV Ovula , ad 2 g<br />
Die Vaginal-Zäpfchen wurden nachts eingeführt, drei mal pro<br />
Woche. Morgens waren sie komplett resorbiert. Nach sechs Wochen<br />
wurde eine Vit.-D-Serum-Kontroll-Bestimmung gemacht<br />
und <strong>di</strong>e Angaben der Patientinnen wurden ausgewertet (BIK-<br />
Symptomatik, Miktionsprotokoll, Pad-Test etc.). Die Compliance<br />
war sehr gut. Alle Patientinnen gaben an, mit der Methode gut<br />
zu Recht zu kommen.<br />
Ergebnisse<br />
Symptome vor Therapie<br />
Vor der Therapie litten alle 30 ausgewählten Patientinnen an einer<br />
Belastungs-Inkontinenz.<br />
15 Patientinnen hatten vor der Therapie eine leichte BIK<br />
(Grad 1): Inkontinenz beim Husten und / oder Niesen, geringe<br />
Urin-Verlust-Menge (Pad-Test: bis maximal 10 Gramm / 24<br />
Std).<br />
15 Patientinnen hatten vor der Therapie eine mittelschwere<br />
BIK (Grad 2): Inkontinenz nur bei abrupten Körperbewegungen,<br />
beim Aufstehen und / oder Hinsetzen, geringe bis mittlere<br />
Urin-Verlust-Menge (Pad-Test: bis maximal 50 Gramm /<br />
24 Std)<br />
Vitamin D Spiegel vor Therapie<br />
Die Vit.-D-Serum-Spiegel wurden vor Therapie bei allen dreißig<br />
Patientinnen gemessen. Die Normwerte für 25-Hydroxy-Vit.-D<br />
im Serum sind (Schulte-uebbing, C., Schlett, S., 2010, bayer, W.,<br />
SchMidt, K., 2004, holick, M.F., 2007, PilZ, S. et al., 2010) < 30 ng /<br />
ml mangelhaft, 30-50 ng / ml ausreichend, 50-70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend,<br />
> 70 ng / ml gut.<br />
Wir stellten fest, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e meisten Patientinnen einen Vit.-D-<br />
Mangel hatten. Nur 20 % der Patientinnen (sechs von dreißig, d.h.<br />
drei der fünfzehn BIK Grad 1 Patientinnen und drei der fünfzehn<br />
BIK Grad 2 Patientinnen) hatten gute Vit.-D-Werte.<br />
25
<strong>zaenmagazin</strong><br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Hier <strong>di</strong>e Ergebnisse vor Beginn der Therapie:<br />
BIK Grad 1<br />
05 Patientinnen (33 %): < 30 ng / ml mangelhaft<br />
05 Patientinnen (33 %): 30 – 50 ng / ml ausreichend<br />
02 Patientinnen (13,3 %): 50 – 70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend<br />
03 Patientinnen (20 %): > 70 ng / ml gut<br />
BIK Grad 2<br />
06 Patientinnen (40 %): < 30 ng / ml mangelhaft<br />
05 Patientinnen (33 %): 30 – 50 ng / ml ausreichend<br />
01 Patientinnen (6,7 %): 50 – 70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend<br />
03 Patientinnen (20 %): > 70 ng / ml gut<br />
Von den getesteten 30 Patientinnen hatten elf Patientinnen (=<br />
37 %) mangelhafte, zehn Patientinnen (= 33,3 %) ausreichende,<br />
drei Patientinnen (= 10 %) befrie<strong>di</strong>gende und nur sechs Patientinnen<br />
(= 20 %) gute Vit.-D-Serum-Werte.<br />
Offenbar nehmen in der Menopause mit zunehmendem<br />
Alter <strong>di</strong>e Vitamin-D-Spiegel kontinuierlich ab: Sowohl <strong>di</strong>e UVabhängige<br />
dermale Vitamin-D-Bildung als auch <strong>di</strong>e gastrointestinale<br />
Nahrungs-Verwertung nehmen mit dem Alter drastisch ab,<br />
während gleichzeitig metabolische, endokrine und intestinale<br />
Defizite zunehmen.<br />
Symptome nach Therapie<br />
BIK Grad 1<br />
Nach der Therapie zeigte sich bei den Patientinnen mit vorher<br />
leichter BIK (Grad 1, Inkontinenz beim Husten und / oder Niesen,<br />
geringe Urin-Verlust-Menge, Pad-Test: bis maximal 10 Gramm /<br />
24 Std) folgendes Ergebnis (Angaben der Patientinnen):<br />
7 Frauen (= 46,7 %): beim Husten und Niesen keine Inkontinenz<br />
mehr<br />
5 Frauen (= 33,3 %): beim Husten und / oder Niesen weniger<br />
Inkontinenz- Probleme, Urin-Verlust-Menge 30 % - 50 % weniger<br />
(Pad-Test)<br />
3 Frauen (= 20 %): kein Unterschied, Urin-Verlust-Menge in<br />
etwa gleich (Pad-Test)<br />
Das bedeutet, <strong>das</strong>s nach eigenen Angaben 80 % der BIK Grad 1<br />
Patientinnen von der Therapie profitiert haben.<br />
BIK Grad 2<br />
Bei den BIK Grad 2 Patientinnen zeigte sich nach der Therapie<br />
folgendes Ergebnis (Angaben der Patientinnen):<br />
3 Frauen (= 20 %): keine Inkontinenz mehr<br />
3 Frauen (= 20 %): keine Inkontinenz mehr bei abrupten<br />
Körperbewegungen, nicht mehr beim Aufstehen und / oder<br />
Hinsetzen<br />
4 Frauen (= 26,7 %): weniger Inkontinenz-Probleme bei abrupten<br />
Körperbewegungen, beim Aufstehen und / oder<br />
Hinsetzen. Geringere durchschnittliche Urin-Verlust-Menge<br />
(etwa 25 % - 30 % weniger im Pad-Test)<br />
5 Frauen (= 33,3 %): kein Unterschied, Urin-Verlust-Menge in<br />
etwa gleich (Pad-Test)<br />
Originalia<br />
Das bedeutet, <strong>das</strong>s nach eigenen Angaben 10 von 15 (= 66,7 %)<br />
BIK Grad 2 Patientinnen von der Therapie profitiert haben.<br />
33,3 % der Patientinnen (sieben der fünfzehn BIK Grad 1 Patientinnen<br />
und drei der fünfzehn BIK Grad 2 Patientinnen) gaben<br />
nach der Therapie an, wieder kontinent zu sein. Weitere 40 % der<br />
Patientinnen (fünf der fünfzehn Grad 1- und sieben der fünfzehn<br />
Grad 2-Patientinnen) gaben eine um mindestens 25 % geringere<br />
durchschnittliche Urin-Verlust-Menge an.<br />
Somit haben 22 von 30 Patientinnen (= 73,3 %) der untersuchten<br />
Patientinnen hinsichtlich der BIK von der Therapie<br />
profitiert.<br />
Vit.-D-Spiegel nach Therapie<br />
Bei der Mehrzahl der Patientinnen waren <strong>di</strong>e Vit.-D-Spiegel sechs<br />
Wochen nach Therapie besser als vor Beginn der Therapie.<br />
BIK Grad 1<br />
Bei den Patientinnen mit BIK Grad 1 hatten 26,7 % gute Werte,<br />
33,3 % befrie<strong>di</strong>gende Werte, 20 % ausreichende Werte und 20 %<br />
nach wie vor mangelhafte Werte.<br />
3 Patientinnen (20 %): < 30 ng / ml mangelhaft<br />
3 Patientinnen (20 %): 30 – 50 ng / ml ausreichend<br />
5 Patientinnen (33,3 %): 50 – 70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend<br />
4 Patientinnen (26,7 %): > 70 ng / ml gut<br />
BIK Grad 2<br />
Bei den Patientinnen mit BIK Grad 2 hatten sogar 33,3 % gute<br />
Werte, 26,7 % befrie<strong>di</strong>gende Werte, 26,7 % ausreichende Werte<br />
und nur 13,3 % mangelhafte Werte.<br />
2 Patientinnen (13,3 %): < 30 ng / ml mangelhaft<br />
4 Patientinnen (26,7 %): 30 – 50 ng / ml ausreichend<br />
4 Patientinnen (26,7 %): 50 – 70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend<br />
5 Patientinnen (33,3 %): > 70 ng / ml gut<br />
Somit ist Vit. D vaginal geeignet zur Prophylaxe und Therapie von<br />
Vit.-D-Mangel.<br />
Warum fünf Patientinnen auch nach der Therapie mangelhafte<br />
Werte hatten, ist schwer zu sagen. Wir können nicht ausschließen,<br />
<strong>das</strong>s <strong>di</strong>e vaginale Resorption in<strong>di</strong>viduell schwankt,<br />
<strong>das</strong>s <strong>di</strong>ese Patientinnen <strong>di</strong>e Zäpfchen möglicherweise falsch<br />
oder gar nicht angewandt haben etc.<br />
Interessant ist, <strong>das</strong>s vier <strong>di</strong>eser fünf Patientinnen Therapie-<br />
Versager waren, wo sich <strong>di</strong>e BIK-Symptome nicht besserten.<br />
Diskussion<br />
Aufgrund unserer Laborergebnisse fanden wir, <strong>das</strong>s Vit. D bei den<br />
meisten Patientinnen über <strong>di</strong>e Vaginalschleimhaut resorbiert<br />
wurde und <strong>di</strong>e BIK-Symptomatik günstig beeinflussen konnte.<br />
Vit. D hat auch antiinflammatorische, immunmodulierende und<br />
antioxidative Eigenschaften.<br />
Wie wir unlängst zeigen konnten, eignet sich <strong>di</strong>e vaginale<br />
Vit.-D-Applikation auch gut zur Behandlung und Prophylaxe<br />
chronisch rezi<strong>di</strong>vierender therapieresistenter Kolpitiden, Zervizi-<br />
26 5/2010
5/2010<br />
Originalia<br />
tiden und Dysplasien, PAP II W und PAP III D. In unserer Stu<strong>di</strong>e<br />
ergab sich <strong>di</strong>esbezüglich eine Erfolgsquote von 93 % bei den PAP<br />
II W Patientinnen und von 89 % bei den PAP III D Patientinnen<br />
(Schulte-uebbing, C., Schlett, S., DZO, 2010).<br />
Inzwischen arbeiten wir auch routinemäßig mit standar<strong>di</strong>sierten<br />
Vaginalzäpfchen aus Vit. D plus Natürlichem Progesteron<br />
und GSH (“OVID-P“). Diese bringen u.a. bei Endometriose, Uterus<br />
myomatosus, Dysmenorrhoe, PMS, Östrogendominanz- und<br />
Progesteronmangel- bzw. und -Resistenz-Syndrom, nach habituellen<br />
Aborten, bei Gravidae > 30.LJ etc. gute Erfolge. Wir werden<br />
darüber gesondert berichten.<br />
Die vaginale und rektale Anwendung von Vit. D bietet sich<br />
möglicherweise auch an zur Prophylaxe, komplementären Therapie<br />
und in der Nachsorge colorektaler Karzinome, des Cervix-,<br />
Corpus-, Ovarial- und Blasen-Karzinoms. Dasselbe gilt auch für<br />
<strong>di</strong>e rektale Anwendung von Vit. D bei Männern zur Prophylaxe,<br />
komplementären Therapie und Nachsorge colorektaler Karzinome,<br />
des Prostata- und Blasen-Karzinoms.<br />
Nach unseren Erfahrungen und in Hinblick auf <strong>di</strong>e Literatur<br />
kann und wird <strong>di</strong>e vaginale und rektale Anwendung von Vit. D<br />
Fortschritte in der Onkologie bringen können.<br />
In<strong>di</strong>viduelle Rezeptur für Apotheken<br />
(Rezepturbeispiel)<br />
Vaginal-Ovula mit Vitamin D und Estriol, z.B. OVID E<br />
Rp. 0,0005 g Estriol (5 mg)<br />
25 gtt Vigantol-Öl® (entspr. 12.500 IE Vit. D)<br />
Neutralöl, Adeps solidus q.s.<br />
XII/XXIV Ovula (2 g)<br />
Literatur<br />
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Zahn, V., Schulte-Uebbing, C.: Lehrbuch der Angewandten Umweltme<strong>di</strong>zin (590<br />
Seiten), München 1991<br />
27
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Aminosäuren und Proteine –<br />
Funktionen und In<strong>di</strong>kationen<br />
Ein Update<br />
beate keHrli-Hummler<br />
Zusammenfassung<br />
Aminosäuren sind <strong>di</strong>e Grundbausteine von hochmolekularen,<br />
stickstoffhaltigen Naturstoffen mit<br />
vielfältigen biologischen Funktionen, den Proteinen.<br />
Die Bedeutung der Proteine spiegelt <strong>di</strong>e Tatsache<br />
wider, <strong>das</strong>s sie am Aufbau jeder einzelnen unserer<br />
Zellen beteiligt sind. Nebst Ihrer wichtigen Aufgabe<br />
als Baustein von Strukturproteinen erfüllen Aminosäuren<br />
viele weitere, wichtige Funktionen z.B. als<br />
Grundbausteine und Vorstufen unserer DNA, von<br />
Transportproteinen, Hormonen, Neurotransmittern<br />
u.a.m. Mängel an einzelnen Aminosäuren führen<br />
zu <strong>di</strong>versen Störungen und können verschiedenste<br />
Ursachen haben; von Mangelernährung über Interaktionen<br />
von <strong>Med</strong>ikamenten mit dem Stoffwechsel<br />
gewisser Aminosäuren bis hin zu Enzymdefekten.<br />
Dementsprechend können einige Aminosäuren und<br />
aminosäure-ähnliche Verbindungen bei gewissen Befindlichkeitsstörungen<br />
aber auch Krankheitsbildern<br />
einzeln und gezielt eingesetzt einen (adjuvanten)<br />
therapeutischen Nutzen aufweisen.<br />
Schlüsselwörter: Aminosäuren, Protein, proteinogen,<br />
essentiell, biologische Wertigkeit, Proteinqualität,<br />
limitierende Aminosäuren<br />
Autor<br />
Beate Kehrli-Hummler<br />
Eidg. Dipl. Apothekerin<br />
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Firma Burgerstein<br />
(www.burgerstein.ch)<br />
b.kehrli@burgerstein.ch<br />
Einführung<br />
Originalia<br />
Der Name Protein ist abgeleitet vom griechischen Proteno – ich<br />
nehme den ersten Platz ein. Täglich verzehren wir Protein in Form<br />
von Fleisch, Milchprodukten, Eiern oder pflanzlichen Nahrungsmitteln<br />
– oftmals ohne einen Gedanken daran zu verschwenden,<br />
welche Bedeutung <strong>di</strong>eser Nährstoff für uns hat. Von einer korrekten<br />
Proteinversorgung kann jeder, auch wer weder krank ist,<br />
noch Sport treibt, deutlich profitieren: sie liefert alle wichtigen<br />
Aminosäuren (AS). Während Fett aus Kohlenhydraten und Kohlenhydrate<br />
aus Proteinen im Körper gebildet werden können,<br />
sind <strong>di</strong>e Proteinreserven des Organismus ausschließlich von der<br />
Proteinzufuhr abhängig.<br />
Die Aminosäureforschung ist aller<strong>di</strong>ngs eine junge Wissenschaft;<br />
vor über 60 Jahren wurden erstmals Stu<strong>di</strong>en zum Mindestbedarf<br />
an einzelnen AS durchgeführt, etwa ab 1970 begannen<br />
dann klinische Untersuchungen zum Aminosäurebedarf bei<br />
Krankheiten und in besonderen Belastungssituationen. Heute ist<br />
allgemein bekannt, <strong>das</strong>s der AS-Bedarf insgesamt und bei den<br />
einzelnen AS sehr stark von den Umständen abhängen kann. Im<br />
folgenden Artikel wird nebst einigen Basisinformationen inklusive<br />
biochemischer Grundlagen eine Auswahl von Aminosäuren<br />
erwähnt und besprochen, welche einzeln auch in therapeutischen<br />
Bereichen Anwendung finden.<br />
Abb. 1: Tertärstruktur t-RNA<br />
Definitionen und Hintergründe<br />
Proteine sind hochmolekulare, stickstoffhaltige Naturstoffe mit<br />
vielfältigen biologischen Funktionen. Der Eiweißanteil unserer<br />
Zellen liegt bei mehr als 70 % Trockenmasse. Bei saurer bzw. enzymatischer<br />
Hydrolyse zerfallen Proteine in einfache organische<br />
Verbindungen mit kleiner Molekülmasse, <strong>di</strong>e α-Aminosäuren.<br />
28 5/2010
5/2010<br />
Originalia<br />
Im Gegensatz zu den beiden anderen Hauptnährstoffen, Fetten<br />
und Kohlenhydraten, enthalten Aminosäuren (AS) Stickstoff und<br />
Schwefel, zwei essentielle Elemente.<br />
Am Aufbau der Proteine sind nur ca. 20 sogenannte „proteinogene“<br />
AS beteiligt. Manche Proteine bestehen aus weniger<br />
als hundert, andere aus mehreren tausend AS, welche im Proteinmolekül<br />
über ihre Carboxyl- (COOH) bzw. α-Aminogruppe<br />
(NH 2) durch Peptidbindungen miteinander verbunden sind. Für<br />
<strong>di</strong>e Eigenschaften eines Proteins sind aber nicht nur <strong>di</strong>e AS-Sequenz,<br />
sondern ebenso <strong>di</strong>e Sekundär-, Tertiär- und Quartärstruktur<br />
von Bedeutung (s. Abb. 1).<br />
Je nach Lehrbuch gibt es acht oder neun sogenannte essentielle<br />
AS, <strong>di</strong>e mit der Nahrung zugeführt werden müssen, um <strong>das</strong><br />
Stickstoffgleichgewicht zu erhalten. Daneben gibt es semi- oder<br />
„halb“-essentielle AS; der Körper kann sie selber synthetisieren,<br />
bei erhöhtem Bedarf ist er aber auf ihre Zufuhr angewiesen. Alle<br />
nicht essentiellen AS kann der Körper selbst herstellen (Liste<br />
siehe Tab. 1).<br />
Neuere Forschungsergebnisse stellen aller<strong>di</strong>ngs in Frage, ob<br />
<strong>di</strong>e klassische Einteilung in essentielle und nicht essentielle AS in<br />
der klinischen Ernährungstherapie noch Gültigkeit besitzt; einige<br />
der nicht essentiellen AS müssen bei bestimmten Krankheitsbildern<br />
als unentbehrlich oder be<strong>di</strong>ngt entbehrlich eingestuft und<br />
somit exogen verabreicht werden [1,2,3].<br />
Tab. 1: Übersicht Aminosäuren [2]<br />
Essentielle<br />
Aminosäuren<br />
Semiessentielle<br />
Aminosäuren<br />
Nichtessentielle<br />
Aminosäuren<br />
Histi<strong>di</strong>n (essentiell vor allem im Säuglingsalter),<br />
Isoleucin, Leucin, Lysin,<br />
Methionin, Phenylalanin, Threonin<br />
Tryptophan ,Valin<br />
Arginin, Taurin, Tyrosin, Cystein<br />
Alanin, Asparaginsäure, Aspartat,<br />
Cystein, Glutamin, Glutaminsäure,<br />
Glycin, Prolin, Serin<br />
Eine weitere wichtige Eigenschaft der AS ist ihre optische Aktivität<br />
(Chiralität). Dabei werden eine D- (rechtsdrehend) und eine L-<br />
Form (linksdrehend) unterschieden. In der Natur überwiegen <strong>di</strong>e<br />
L-Aminosäuren. Nahrungsprotein enthält keine D-Aminosäuren<br />
mit Ausnahme von fermentierten (vergorenen) Lebensmitteln<br />
wie z.B. Joghurt [3].<br />
Die zur Aufrechterhaltung eines normalen AS-Stoffwechsels<br />
täglich benötigte Eiweißmenge ist v.a. von drei Faktoren abhängig:<br />
Dem Alter (Wachstumsphase; experimentelle Daten lassen<br />
zudem vermuten, <strong>das</strong>s der Proteinbedarf bei Menschen ab<br />
65 Jahren etwas höher ist als beim jungen Erwachsenen [3]).<br />
Der Qualität bzw. „biologischen Wertigkeit“ des aufgenommenen<br />
Proteins (s. dort).<br />
Der Menge verzehrter Kohlenhydrate; <strong>di</strong>ese weisen eine<br />
sogenannte „Eiweiß-Sparwirkung“ auf; wird dem Körper ausreichend<br />
Energie in Form von Kohlenhydraten angeboten,<br />
verringert sich der Bedarf an Proteinen, da <strong>di</strong>ese nicht mehr<br />
als Energieträger aufgebraucht werden [4].<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Der Anteil der Proteine an der Gesamtenergiezufuhr einer ausgewogenen<br />
Ernährung liegt bei 10-15 % [1]. Die D-A-CH-Empfehlungen<br />
belaufen sich auf 0,8 g pro kg Körpergewicht [5].<br />
Aminosäuren und Proteine –<br />
zahlreiche Funktionen im Körper<br />
Aminosäuren als Grundbausteine der Eiweiße bestimmen in<br />
großem Maße <strong>di</strong>e Funktion und <strong>di</strong>e Struktur des menschlichen<br />
Körpers und erfüllen im Körper vielfältige Aufgaben. Sie finden<br />
Verwendung:<br />
Bei der Synthese von Körpergeweben wie Muskel- , Organ-<br />
und Bindegewebe – vor allem während Wachstum, Schwangerschaft<br />
und bei Zellerneuerungsprozessen (nach Verletzungen,<br />
OP).<br />
Als wichtiger Bestandteil unserer Knochen und als Struktureiweiße<br />
z.B. in Haaren, Haut, Nägeln.<br />
Als Grundsubstanz für <strong>di</strong>e Purin- und Pyrimi<strong>di</strong>n-Synthese.<br />
Zur Synthese von körpereigenen Proteinen wie Transportproteinen,<br />
Enzymen, Hormonen, Immunproteinen.<br />
Zur Synthese von Signalstoffen wie Neurotransmittern (Adrenalin,<br />
Noradrenalin, Serotonin u.a.) und biogenen Aminen<br />
(Dopamin, Histamin u.a.).<br />
Für <strong>di</strong>e Glucosegewinnung aus den glucogenen AS – aller<strong>di</strong>ngs<br />
nur bei Hungerzuständen.<br />
Die Eiweißverdauung erfolgt unter dem Einfluss der von Magen<br />
und Pankreas sezernierten Proteasen und Pepti<strong>das</strong>en. Aus dem<br />
Darmlumen werden sowohl freie AS als auch Di- und Tripeptide<br />
resorbiert. Für AS existieren in Abhängigkeit von der Molekülstruktur<br />
verschiedene stereospezifische Transportsysteme.<br />
Der Blutspiegel von AS ist relativ gleichmäßig, dafür sorgt <strong>di</strong>e<br />
Leber. Bei hohem AS-Zustrom, z.B. nach einer Mahlzeit, baut <strong>di</strong>e<br />
Leber einen erheblichen Anteil davon ab und beseitigt den Stickstoff<br />
in Form von Harnstoff. Ein anderer Teil wird als Leberpro tein<br />
vorübergehend gespeichert und bei Bedarf sofort wieder ins<br />
Blut abgegeben.<br />
Das AS-Muster im Plasma ist weitgehend unabhängig vom<br />
AS-Muster der Nahrung. Die Nahrungs-AS werden bereits bei der<br />
Absorption metabolisiert, vor allem transaminiert, so <strong>das</strong>s nur<br />
<strong>di</strong>e gewünschten AS im Blut erscheinen.<br />
Insulin und Glucagon spielen auch im AS-Stoffwechsel eine<br />
bedeutende Rolle. Insulin fördert <strong>di</strong>e Aufnahme von AS in <strong>di</strong>e<br />
Muskulatur, Glucagon fördert <strong>di</strong>e Aufnahme von AS in <strong>di</strong>e Leber<br />
und stimuliert dort <strong>di</strong>e Schlüsselenzyme der Gluconeogenese<br />
[1-3].<br />
Proteinqualität, biologische Wertigkeit,<br />
limitierende Aminosäuren<br />
Von großer Bedeutung für <strong>di</strong>e Proteinqualität ist der Begriff der<br />
biologischen Wertigkeit von Nahrungseiweiß. Sie ist ein Maß dafür,<br />
mit welcher Effizienz ein Nahrungsprotein in körpereigenes Protein<br />
umgesetzt werden kann und ist im Wesentlichen abhängig<br />
von der Menge und Relation essentieller AS. Als Referenzwert<br />
<strong>di</strong>ent Vollei, dessen biologische Wertigkeit willkürlich auf 100 gesetzt<br />
wurde. Hochwertiger ist dabei nicht automatisch mit „wert-<br />
29
<strong>zaenmagazin</strong><br />
voller“ oder „vollwertiger“ gleichzusetzen, da der gesundheitliche<br />
Wert eines Lebensmittels durch zahlreiche weitere Faktoren<br />
bestimmt wird, z.B. der Art und Menge anderer Nährstoffe u.a.m.<br />
Das Prä<strong>di</strong>kat „hochwertig“ wird verwendet um auszudrücken,<br />
<strong>das</strong>s eine geringere Masse an Proteinen gebraucht wird, um den<br />
Proteinbedarf des Körpers zu decken.<br />
Als limitierende AS eines Proteins bezeichnet man <strong>di</strong>ejenige<br />
AS, von der (bezogen auf ihren Bedarf) am wenigsten im Pro tein<br />
enthalten ist. Limitierende AS beschränken den Wert bzw. <strong>di</strong>e<br />
Qualität eines Proteins [6,7].<br />
Vorkommen, Funktion und Supplementierung<br />
von Aminosäuren –<br />
eine Auswahl<br />
Einzelne Aminosäuren, essentielle und nichtessentielle, sind als<br />
Nahrungsergänzungsmittel im Handel. Sie werden als Supplemente<br />
bei Mangel oder vermutetem Mangel eingesetzt, aber<br />
auch zur Leistungssteigerung und unterstützenden Behandlung<br />
bei Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten angeboten. Besondere<br />
Bedeutung kommt den AS in der parenteralen Ernährung<br />
zu. In <strong>di</strong>eser speziellen Form von Flüssignahrung dürfen<br />
nur <strong>di</strong>e Eiweiß-Grundbausteine (also AS) enthalten sein, da <strong>di</strong>e<br />
normalen Verdauungs- und Spaltungsprozesse der Proteine umgangen<br />
werden.<br />
Nachfolgend eine Auswahl von AS und aus AS gebildeten<br />
Verbindungen, welche auch einzeln therapeutisch genutzt werden<br />
(siehe Tab. 2 für Nahrungsmittel, welche eine gute Quelle für<br />
<strong>di</strong>e aufgeführten AS darstellen).<br />
Arginin und Ornithin: eng verwandte AS, denn der Körper<br />
kann Ornithin aus 2 Teilen Arginin selber herstellen.<br />
In speziellen Situationen (Säuglingsalter, Schwangerschaft,<br />
Stillzeit) und bei erhöhtem Umsatz nach Verletzungen ist der<br />
Körper auf ihre Zufuhr angewiesen.<br />
Wichtige Funktionen:<br />
– Harnstoffbildung in der Leber<br />
– Muskelaufbau<br />
– Die Regeneration nach Verletzungen und Krankheiten<br />
– Immunsystem<br />
– Mit Glyzin und Methionin beteiligt an der <strong>Bio</strong>synthese<br />
von Kreatin<br />
– Hormonmetabolismus; Arginin ist von Bedeutung für<br />
<strong>di</strong>e Freisetzung verschiedener Hormone (Wachstumshormon<br />
aus der Hypophyse, Insulin aus dem Pankreas und Noradrenalin<br />
aus der Nebenniere).<br />
Speziell:<br />
– Bei der Harnstoffbildung in der Leber entsteht durch<br />
NO-Synthase der endothelial derived relaxing factor (EDRF),<br />
der als Stickstoff-Monoxid (NO) identifiziert wurde. NO ist einer<br />
der vielseitigsten Signal- und <strong>Med</strong>iatorstoffe und spielt<br />
eine zentrale Rolle bei der Regulation des Gefäßtonus. Arginin<br />
wird aus <strong>di</strong>esem Grund auch als Supplement bei Arteriosklerose<br />
und Hypertonie eingesetzt. [1,2, 8,9,10]<br />
Cystein, eine schwefelhaltige AS, kann aus Methionin gebildet<br />
werden (s. dort) und ist bei ausreichender Methionin-<br />
Originalia<br />
Versorgung nicht essentiell. Zudem ist Cystein <strong>di</strong>e Vorstufe<br />
von Taurin.<br />
Wichtige Funktionen:<br />
– Allein, als Bestandteil von Glutathion oder von anderen<br />
Zellproteinen: stark antioxidativ.<br />
– Trägt zur Festigung des Bindegewebes bei.<br />
– Ist wichtig für Wachstum von Haaren und Nägeln.<br />
Speziell:<br />
– Wird wie Methionin auch besseren Ausscheidung von<br />
Schwermetallen eingesetzt.<br />
– Als N-Acetylcystein: Schleimlöser<br />
– Bei Arthritis und Schuppenflechte kann Cystein wegen<br />
seiner entzündungshemmenden Wirkung einen positiven<br />
Effekt haben.<br />
– Im Immunsystem: Verbesserung der Funktion gewisser<br />
weißer Blutkörperchen. [1,8,9]<br />
Glutamin: eine nicht essentielle AS; <strong>di</strong>e Zufuhr über <strong>di</strong>e<br />
Nahrung überwiegt aber in der Regel <strong>di</strong>e körpereigene Produktion<br />
bei Weitem. Bei erhöhtem Bedarf (z.B. akute Infektion,<br />
Fieber, starke körperliche Belastung – Sport) kann eine<br />
externe Zufuhr nötig werden, um einen Abbau von Muskelmasse<br />
zu verhindern.<br />
Wichtige Funktionen:<br />
– Sehr wichtig bei der körpereigenen Protein- und Muskelsynthese.<br />
– Mengenmäßig wichtigste freie AS in unserem Blutplasma.<br />
– Vorstufe (Stickstofflieferant) für <strong>di</strong>e Synthese von Purinen,<br />
Pyrimi<strong>di</strong>nen, Nukleotiden und Aminozuckern.<br />
– Hauptsubstrat für <strong>di</strong>e renale Ammoniaksynthese und<br />
dadurch Beteiligung am Säure-Basen-Haushalt.<br />
Speziell:<br />
– Glutamin <strong>di</strong>ent allen sich schnell teilenden Zellen wie<br />
z.B. Enterozyten und Leukozyten als wichtiges Nahrungssubstrat<br />
und ist für <strong>di</strong>ese unentbehrlich.<br />
– Hauptsächliches Glutamin-verbrauchendes Organ ist<br />
der Dünndarm (bis zu 70 % des aufgenommenen Glutamins),<br />
bei Glutaminmangel ist <strong>di</strong>e natürliche Darmfunktion<br />
gestört und <strong>di</strong>e intestinale Permeabilität erhöht. Dadurch<br />
steigt <strong>das</strong> Risiko für schwere bakterielle oder opportunistische<br />
Infektionen (z.B. bei AIDS). [1,2,8,9,10]<br />
Lysin: eine essentielle AS<br />
Wichtige Funktionen:<br />
– Ein länger dauernder Mangel führt zu einer Schwächung<br />
des Immunsystems und bei Kindern zu Wachstumsstörungen.<br />
– Vorläufer von Carnitin<br />
Speziell:<br />
Eine sehr interessante Eigenschaft von Lysin ist seine wachstumshemmende<br />
Wirkung auf Herpesviren (Lysin steht im<br />
Zellstoffwechsel in Konkurrenz zu der AS Arginin, <strong>di</strong>e für <strong>das</strong><br />
Herpesvirus von großer Bedeutung ist). Lysin-Supplemente<br />
tragen dazu bei, vor allem im Akutfall den Ausbruch von<br />
Herpesinfektionen zu verhindern. [2,8,9]<br />
Methionin: einzige schwefelhaltige, essentielle AS<br />
Wichtige Funktionen:<br />
30 5/2010
5/2010<br />
Originalia<br />
– sehr wichtige Schwefelquelle<br />
– Vorläufer von Carnitin<br />
Speziell:<br />
– Anwendung zur erhöhten Ausscheidung von Schwermetallen,<br />
welche sich in unserem Körper anreichern können<br />
(z.B. Blei, Cadmium, Quecksilber) durch Komplexbildung.<br />
– Dank seiner Methylgruppe kann Methionin Histaminsenkend<br />
wirken und dadurch Allergien verbessern.<br />
– Harnwegsinfekte: nach Methionin-Einnahme: Ansäuerung<br />
des Urins – bakteriostatische Wirkung auf <strong>di</strong>e entsprechenden<br />
Keime. [2,8,9]<br />
Phenylalanin, eine essentielle AS, kann in der Leber zu<br />
Tyrosin umgewandelt werden.<br />
Wichtige Funktionen:<br />
– Phenylalanin und Tyrosin sind Vorstufen der Transmitter<br />
Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin.<br />
– Aus Tyrosin werden Melanin und Thyroxin gebildet.<br />
Speziell:<br />
– Heute kennen wir verschiedene Krankheitszustände,<br />
bei denen eine ausreichende Tyrosin-Zufuhr unbe<strong>di</strong>ngt notwen<strong>di</strong>g<br />
erscheint. Das klassische Beispiel hier ist <strong>di</strong>e Phenylketonurie.<br />
– Schmerzlinderung: Phenylalanin verlangsamt den enzymatischen<br />
Abbau von Zellverbindungen wie den Enkephalinen,<br />
<strong>di</strong>e opiumähnliche, schmerzlindernde Eigenschaften<br />
haben. [1,2,8,9]<br />
Tryptophan: ebenfalls eine essentielle AS<br />
Wichtige Funktionen:<br />
– Vorstufe von Serotonin (unter Anwesenheit von Vitamin<br />
B6) und Niacin (Vitamin B3; der Körper benötigt 60 mg Tryptophan<br />
für 1 mg Niacin)<br />
– Oft <strong>di</strong>e sogenannte „limitierende“ AS in unserer Ernährung,<br />
da sie in Lebensmitteln mengenmäßig am schwächsten<br />
vertreten ist.<br />
– Wichtig bei Resorption (Aufnahme) von Zink aus der<br />
Nahrung als Vorläufer eines Transportmoleküls.<br />
Speziell:<br />
– an der Blut-Hirnschranke konkurriert Tryptophan mit<br />
mehreren anderen AS – durch gleichzeitige Aufnahme von<br />
Kohlenhydraten wird (via Insulinfreisetzung) <strong>di</strong>e Aufnahme<br />
<strong>di</strong>eser AS in <strong>di</strong>e Muskulatur gefördert und somit <strong>di</strong>e Tryptophan-Aufnahme<br />
ins Gehirn erleichtert.<br />
Tab. 2: Gute Nahrungsquellen ausgewählter AS [2].<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
– Therapeutischer Einsatz für verschiedene Zwecke; darunter<br />
gegen gewisse psychische Erkrankungen, Schlafstörungen,<br />
zur unterstützenden Behandlung bei Bluthochdruck<br />
und der Minderung von Heißhungerattacken. [2,8,9]<br />
Aminosäure-ähnliche Verbindungen<br />
Carnitin: ist eine quarternäre Ammoniumverbindung. Carnitin<br />
kann zugeführt oder in Leber und Niere aus Methionin<br />
und Lysin gebildet werden (unter Anwesenheit von Vitamin<br />
C, B6, Niacin und Eisen). Bei stark erhöhtem Bedarf oder<br />
Verbrauch ist auch bei Carnitin eine zusätzliche Zufuhr via<br />
Ernährung oder Supplemente sinnvoll. Nur L-Carnitin ist metabolisch<br />
aktiv.<br />
Wichtige Funktionen:<br />
– Fettsäuretransport: langkettige Fettsäuren werden in<br />
den Mitochondrien oxi<strong>di</strong>ert. Sie können <strong>di</strong>e innere Mitochondrienmembran<br />
nur passieren, wenn sie an L-Carnitin<br />
gebunden sind. Dabei wird Carnitin nicht verbraucht, sondern<br />
regeneriert.<br />
– Wichtig bei der Entgiftung der Leber<br />
Speziell:<br />
– Bei Herzkrankheiten soll L-Carnitin <strong>di</strong>e Sauerstoffversorgung<br />
des Herzmuskels verbessern.<br />
– Hämo<strong>di</strong>alysepatienten weisen einen stark erhöhten<br />
Carnitinbedarf auf, da sie vermehrt Carnitin verlieren.<br />
– Chemotherapie:<br />
- <strong>di</strong>e prophylaktische Gabe von L-Carnitin kann <strong>di</strong>e<br />
Anthrazyklin-induzierte Kar<strong>di</strong>otoxizität reduzieren<br />
und <strong>di</strong>e therapeutische Breite der Anthrazykline<br />
verbessern.<br />
- Cisplatin wirkt nephrotoxisch und hemmt <strong>di</strong>e Rück-<br />
resorption von L-Carnitin im proximalen Tubulus;<br />
<strong>di</strong>e Carnitinausscheidung bei Tumorpatienten kann<br />
sich um den Faktor 10 steigern. Die Folge ist eine<br />
Carnitin-Depletion (sekundäres Carnitindefizit im<br />
Blut und Gewebe), welche unter anderem <strong>di</strong>e Toxi-<br />
zät von Cisplatin erhöht.<br />
– Bei Diäten zur Gewichtsreduktion kann eine zusätzliche<br />
Zufuhr von Carnitin kombiniert mit mehr Bewegung und<br />
einer reduzierten Kalorienzufuhr <strong>di</strong>e Verbrennung von Fettsäuren<br />
ankurbeln.<br />
– Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten nur geringe Mengen<br />
an Carnitin. Aus <strong>di</strong>esem Grund ist <strong>das</strong> Risiko für Carnitinmangel<br />
bei Vegetariern stark erhöht. [1,2,8,9,10,12,13]<br />
Aminosäure Arginin & Ornithin Carnitin Cystein Glutamin<br />
Gute Quellen Erdnüsse, Weizenkeime,<br />
Sojabohnen, Schaf fleisch,<br />
Poulet<br />
rote Fleischsorten, in geringerem<br />
Ausmaß auch Milch<br />
grüne Erbsen, Linsen,<br />
Sonnenblumenkerne,<br />
Rindfleisch<br />
Aminosäure Methionin Lysin Phenylalanin, Tyrosin Tryptophan<br />
Gute Quellen Emmentaler Käse, Lachs,<br />
Pouletbrust, Sojabohnen,<br />
Weizenkeime<br />
Parmesan,Thunfisch,<br />
mageres Schweine- und<br />
Rindfleisch, Weizenkeime,<br />
Linsen<br />
Sojabohnen, Erdnüsse,<br />
Emmentaler Käse, Weizen-<br />
keime, Rinderfilet,<br />
Hühnerei<br />
gewisse Käsesorten (Cheddar),<br />
Schinken, Truthahn<br />
Emmentaler Käse, Cashewnüsse,<br />
Kalbfleisch, Sonnenblumenkerne,<br />
Thunfisch<br />
31
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Dosierungen<br />
Die Dosierungsempfehlungen für <strong>di</strong>e einzelnen AS befinden sich<br />
meist im Grammbereich, unterscheiden sich stark und unterliegen<br />
großen Schwankungen. Empfehlungen für eine Auswahl<br />
von AS zur Nahrungsergänzung sind in Tabelle 3 aufgelistet.<br />
Tab. 3: Dosierungsempfehlung von AS zur Nahrungsergänzung<br />
Essentielle<br />
Aminosäuren<br />
Tägliche<br />
Dosierung<br />
in g<br />
Nicht essentielleAminosäuren<br />
Tägliche<br />
Dosierung<br />
in g<br />
Isoleucin** 4 – 8 a Arginin* 3 – 6 (-20)<br />
Leucin** 4 – 8 a Cystein* 1 – 2<br />
Lysin* 1.5 – 3 Glutaminsäure* 1 – 2<br />
Glutamin* 5 – 10 (-30)<br />
Methionin* 1 – 3 Glycin* 3 – 5<br />
Phenylalanin**<br />
0.1 – 5 (-10) Ornithin** 5 – 8 (-30)<br />
Threonin** 2 – 5 Tyrosin** 4 – 10<br />
Tryptophan* 0.5 – 2 (-6) Kreatin* 2 – 5 (-20)<br />
Valin** 4 – 8 a Taurin* 0,5 – 2<br />
Histi<strong>di</strong>n** 1 – 3 Carnitin** 2 – 3 (-6)<br />
* [10] ** [8]<br />
a BCAA (Branched Chain Amino Acids): bei Supplementation gemeinsam verabreichen<br />
im Verhältnis 1-2 : 1 : 1 für Leucin : Isoleucin : Valin<br />
Originalia<br />
Abschließend bleibt zu bemerken, <strong>das</strong>s bei Supplementationen<br />
der einzelnen AS in sehr hohen Dosierungen durchaus<br />
unerwünschten Nebenwirkungen auftreten können. Vor allem<br />
bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion<br />
ist große Vorsicht geboten.<br />
Literatur<br />
1) Biesalski HK, Fürst P, Kasper H. Ernährungsme<strong>di</strong>zin. 3. Aufl. 2004, Thieme, S.<br />
91-111<br />
2) Fink E. Ernährung und Diätetik. 2. Aufl. 2008, WVG, S. 17-38<br />
3) Elmadfa I. Ernährungslehre. 2. Aufl. 2004, Eugen Ulmer, S. 80-91<br />
4) Reglin F. Bausteine des Lebens, Aminosäuren als Nährstoffe und Heilmittel. 1.<br />
Aufl. 1999, Ralf Reglin Verlag<br />
5) D-A-CH. Referenzwerte für <strong>di</strong>e Nährstoffzufuhr. 1. Aufl. 2001, Umschau<br />
6) Kasper H. Ernährungsme<strong>di</strong>zin und Diätetik. 9. Aufl. 2000, Urban & Fischer<br />
7) Löffler. Peptides: <strong>Bio</strong>chemie & Pathobiochemie. 7. Aufl. 2003, Springer-Verlag.<br />
S. 685 ff<br />
8) Arndt K , Albers T. Handbuch Protein und Aminosäuren. 1. Aufl 2001<br />
9) Zimmermann M, Schurgast H, Burgerstein U. Burgersteins Handbuch Nährstoffe.<br />
11. Aufl. 2007, Haug. S. 224-260<br />
10) Gröber U. <strong>Ortho</strong>molekulare <strong>Med</strong>izin. 3. Aufl. 2008<br />
11) Biesalski HK, Fürst P, Kasper H. Ernährungsme<strong>di</strong>zin. 3. Aufl. 2004, Thieme. S.<br />
235-236<br />
12) Gröber U. Arzneimittel und Mikronährstoffe. 1. Aufl. 2007, WVG. S. 234-235<br />
13) Sakurabayashi T, et al. L-carnitine supplementation decreases the left ventricular<br />
mass in patients undergoing hemo<strong>di</strong>alysis. Circ J. 2008. E<strong>di</strong>t 72. 926-31<br />
Vorträge und Seminare auf DVD von Kongressen der Naturheilverfahren<br />
Homöopathie<br />
Elektroakupunktur<br />
<strong>Bio</strong>logische Krebsme<strong>di</strong>zin<br />
Ernährungsme<strong>di</strong>zin<br />
Phytotherapie<br />
ZÄN Kongresse 2002 bis 2010<br />
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32 5/2010
5/2010<br />
Kongressberichte<br />
Am Sonntag, dem 3.<br />
Oktober 2010 ging<br />
der 119. ZAEN-Kongress<br />
zu Ende. Besondere<br />
Highlights<br />
waren: <strong>di</strong>e Vortragsreihe<br />
der Deutschen<br />
Gesellschaft für Onkologie (unter dem Vorsitz von Dr. friedrich<br />
douweS), <strong>di</strong>e Tagesthemenkonferenz des Arbeitskreises für <strong>Bio</strong>-<br />
Physikalische Therapie (unter dem Vorsitz von Prof. Dr. karlheinZ<br />
SchMidt), der Tag der Kliniken (unter dem Vorsitz von Dr. volker<br />
SchMiedel) und <strong>di</strong>e Vortragsreihe zum Leitthema Update Krebstherapie<br />
(Vorsitz: Dr. olaf kuhnke und Dr. holger huneke). Am<br />
Samstag hielt Prof. Dr. rer. nat. med. habil. hartMut heine einen<br />
gran<strong>di</strong>osen, wissenschaftlichen Festvortrag zum Thema: „Erklären<br />
und Verstehen in der <strong>Med</strong>izin“.<br />
Die Naturheilkunde lebt – wie jede andere Form der Heilkunst<br />
– von einer qualitativ hochwertigen Ausbildung, dem persönlichen<br />
Austausch von Erfahrungen und von der kritischen<br />
119. ZAEN-Kongress in Freudenstadt<br />
Im Einklang von Tra<strong>di</strong>tion und moderner Forschung<br />
Dr. Olaf Kuhnke applau<strong>di</strong>ert dem Festredner Prof. Hartmut Heine zu<br />
seinem Vortrag.<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Reflektion der Methoden.<br />
Das und vieles<br />
mehr wurde und<br />
wird auf den Kongressen<br />
in Freudenstadt<br />
seit nunmehr fast 60<br />
Jahren geboten. Mit<br />
Erfolg: Die Weiterbildungskurse von Ernährungstherapie, Bewegungstherapie,<br />
Ordnungstherapie sowie Neuraltherapie, Akupunktur<br />
und Homöopathie waren auch in <strong>di</strong>esem Jahr wieder<br />
sehr gefragt.<br />
Leitthema Krebstherapie<br />
Ebenfalls großen Anklang fand <strong>das</strong> Leitthema des Herbstkongresses:<br />
<strong>di</strong>e Krebstherapie. Im Vorwort des Kongressprogrammes<br />
schreibt dazu der Präsident des ZAEN Dr. olaf kuhnke: „Der<br />
lange beschriebene und gefürchtete ‚Vormarsch‘ der ma lignen<br />
Erkrankungen hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nahezu<br />
500.000 maligne Neuerkrankungen allein in Deutschland<br />
in jedem Jahr untermauern <strong>di</strong>e traurige Erkenntnis: Das<br />
Dr. Olaf Kuhnke, Dr. Holger Huneke, Frau Osswald, OB Julian Osswald<br />
und Staatssekretär Dieter Hillebrand (v.l.n.r.)<br />
33
<strong>zaenmagazin</strong><br />
‚Gesundheits‘wesen hat, was den Schutz vor und <strong>di</strong>e Heilung<br />
von <strong>di</strong>eser ‚neuen Geißel der Menschheit‘ anbetrifft, versagt. Im<br />
Gegensatz zur falschen Euphorie mancher Konzernnachrichten<br />
und ebenso im Gegensatz zum pharmako-toxikologischen Nihilismus<br />
konventioneller Therapieformen zeigt <strong>di</strong>e Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
immer wieder bewährte, aber auch neue Strategien zur<br />
Prävention, zur unterstützenden Behandlung bei eingetretener<br />
Krankheit und zur Verbesserung der Lebensqualität auch in kritischen<br />
Situationen oder unter eingreifenden konventionellen<br />
Maßnahmen.“<br />
Leider scheint <strong>di</strong>eser Erfahrungsschatz immer noch keinen<br />
Anklang auf ministerieller Ebene gefunden zu haben, denn obgleich<br />
der Staatssekretär im Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familien und<br />
Senioren von Baden-<br />
Württemberg, <strong>di</strong>eter hillebrand,<br />
in seinem Grußwort<br />
immer und immer wieder<br />
auf <strong>di</strong>e Prävention, als<br />
wichtige Waffe im Kampf<br />
gegen den Krebs, zu sprechen<br />
kam – nicht ohne<br />
Dieter Hillebrand<br />
dabei <strong>di</strong>e Anstrengungen<br />
seines Ministeriums besonders<br />
hervorzuheben<br />
– ist <strong>di</strong>e Zusammenarbeit zwischen den verantwortlichen Stellen<br />
in Baden-Württemberg und dem ZAEN oder anderen fachkompetenten<br />
Naturheilkunde-Verbänden doch eher schwach<br />
ausgeprägt.<br />
Auch <strong>di</strong>e kritischen Betrachtungen von Prof. hartMut heine<br />
dürften bei all jenen Wissenschaftlern und Institutionen, <strong>di</strong>e<br />
nach wie vor einer Statistik mehr Glauben schenken als dem Erfahrungsschatz<br />
ganzer Generationen qualifizierter Ärzte, auf wenig<br />
Gegenliebe gestoßen sein. (Lesen Sie dazu den vollstän<strong>di</strong>gen<br />
Festvortrag auf Seite 4)<br />
Aber, was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden … So wie<br />
der Oberbürgermeister Julian oSSwald in seiner Grußrede <strong>di</strong>e<br />
vielen kleinen und großen positiven Veränderungen in Freudenstadt<br />
hervorhob, so kann sich auch in der <strong>Med</strong>izin etwas verändern<br />
– zum Positiven, d.h. immer zuerst zum Wohle des Patienten.<br />
Kongressberichte<br />
Herbststimmung im Hochschwarzwald<br />
Aber was wäre ein Naturheilkundekongress überhaupt ohne<br />
den adäquaten Rahmen (und <strong>das</strong> entsprechende Rahmenprogramm!)?<br />
Freudenstadt zeigte sich heuer in einer bezaubernden<br />
herbstlichen Farbenpracht und machte für <strong>di</strong>e Teilnehmer – zumindest<br />
in den ersten Tagen – <strong>di</strong>e verschiedenen im Programm-<br />
QiGong mit Dr. Gisela Hildenbrand in der Mittagspause<br />
heft angebotenen und in<strong>di</strong>viduell gewählten sportlichen Aktivitäten<br />
zu einem echten Genuss. Auch ein Qigong-Kurs, geleitet<br />
von Dr. giSela hildenbrand, konnte draußen im Park des Kongresshauses<br />
abgehalten werden.<br />
Der Tanzabend stand in <strong>di</strong>esem Herbst unter dem Motto:<br />
„Der Kongress swingt“. Zu den heißen Rhythmen der Band „TWO<br />
& One“ tanzten und feierten viele Teilnehmer bis in <strong>di</strong>e frühen<br />
Morgenstunden. JMW<br />
34 5/2010
5/2010<br />
Kongressberichte<br />
Aude sapere – aude valere<br />
Homöopathie auf dem 119. ZAEN-Kongress<br />
Im evangelischen Gemeindezentrum „Ringhof“ fanden unter der<br />
Leitung von anne SParenborg-nolte und StePhan heinrich nolte<br />
<strong>di</strong>e bewährten Homöopathiekurse A, B, C, D sowie ein E-Kurs und<br />
der seit vielen Jahren beliebte Expertenkurs (G-Kurs) statt. Vorgeschaltet<br />
waren bereits am Dienstag <strong>di</strong>e Repertorisationskurse,<br />
für Anfänger von roland Schule, für Fortgeschrittene unter dem<br />
Thema „Die Repertorisation von Geistes und Gemütssymptomen<br />
der unmittelbaren Beobachtung während der Anamnese“ von<br />
anne SParenborg-nolte. Am Mittwoch begannen <strong>di</strong>e 40-stün<strong>di</strong>gen<br />
Kurse nach dem Curriculum des Deutschen Zentralvereines<br />
Homöopathischer Ärzte. Zu den 80 Humanme<strong>di</strong>zinern gesellten<br />
sich 15 Zahnme<strong>di</strong>ziner, <strong>di</strong>e im Rahmen der Ausbildung der Internationalen<br />
Gesellschaft für ganzheitliche Zahnme<strong>di</strong>zin (GZM)<br />
<strong>di</strong>e Homöopathie-Kurse absolvierten und von roland Schule<br />
betreut wurden. anton rohrer aus Österreich, leitete den Expertenkurs<br />
„Strategien bei schwierigen Fallverläufen“. Unter dem<br />
Thema „Verhältnis von Miasma und Konstitution bei schwierigen<br />
Fallverläufen“ wurde der Donnerstag von anne SParenborg-nolte<br />
bestritten. Diese auch als Einzelseminar buchbaren Kurse lockten<br />
zahlreiche zusätzliche Teilnehmer an.<br />
Während des offiziellen Begrüßungsempfanges des Kongresses<br />
bei einem Glas Sekt im Foyer des Ringhofes begrüßte<br />
der Präsident des ZAEN, Dr. olaf kuhnke, am Mittwoch <strong>di</strong>e Teil-<br />
Der Präsident des ZAEN, Olaf Kuhnke, im Gespräch mit<br />
Anne Sparenborg-Nolte und Stephan Heinrich Nolte.<br />
nehmer und erläuterte <strong>di</strong>e zukünftigen Ziele und Strategien des<br />
ZAEN, <strong>di</strong>e durch <strong>di</strong>e angestiegenen Teilnehmerzahlen bereits<br />
Früchte tragen. Dr. StePhan heinrich nolte dankte im Namen<br />
des Dozententeams für <strong>di</strong>e Anerkennung des Arbeitskreises, für<br />
den großzügigen Standort „Ringhof“ und stellte <strong>di</strong>e Arbeit der<br />
Dozenten des Arbeitskreises Homöopathie im ZAEN vor. Am anschließenden<br />
Filmabend wurde eine beeindruckend tiefsinnige<br />
filmische Darstellung der „Krankheitskarriere“ eines Mädchens<br />
und der Ausrichtung der ganzen Familie auf <strong>di</strong>e Erkrankung des<br />
leukämiekranken Kindes gezeigt. Hier wurden viele ethische<br />
Grundfragen der heutigen invasiven und expansiven <strong>Med</strong>izin<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
angesprochen, <strong>di</strong>e Anlass zu lebhafter Diskussion gaben. Das<br />
<strong>di</strong>daktische Ziel des Filmabends liegt zum einen darin, <strong>di</strong>ese<br />
höchst komplexen Fragen überhaupt anzusprechen, zum anderen<br />
in der Einschätzung des geistig-emotionalen Zustands der<br />
Protagonisten aus homöopathischer Sicht.<br />
Fröhliche Gesichter der bewirtenden Helfer<br />
Am Donnerstagabend hielt StePhan nolte im Kongresszentrum<br />
einen Vortrag über <strong>di</strong>e Behandlung der vierjährigen Marie legouvé,<br />
einer Patientin hahneManns in seinen Pariser Jahren, <strong>di</strong>e<br />
von ihrem Vater, dem Literaten erneSt legouvé, in seinen Memoiren<br />
genau beschrieben wurde. Auch zu der Person hahneManns<br />
finden sich sehr <strong>di</strong>fferenzierte Beobachtungen, vor allem zu seinem<br />
therapeutischen Vorgehen in Bezug auf <strong>di</strong>e„flankierenden<br />
Maßnahmen“ und „Beseitigung von Heilungshindernissen“. Als<br />
Gegenstück zu der externen Beschreibung finden sich in den in<br />
Stuttgart am Institut für Geschichte der <strong>Med</strong>izin aufbewahrten<br />
Krankenjournalen hahneManns <strong>di</strong>eser Zeit Einträge zu der Behandlung<br />
<strong>di</strong>eser Familie. Der Vortrag gipfelte in der kürzlich erfolgten<br />
Auffindung des Portraits des beschriebenen vierjährigen<br />
Mädchens durch StePhan heinrich nolte auf dem ehemaligen<br />
Landsitz der Familie legouvé.<br />
Am Freitagabend setzte Michael hadulla mit tiMo Pfeil in bewährter<br />
Form seine kenntnisreichen Betrachtungen zu hoMer<br />
und den in seinen Epen vorkommenden Archetypen unter<br />
Aspekten der homöopathischen Typologie am Beispiel von Natrium<br />
muriaticum und Lycopo<strong>di</strong>um fort.<br />
Am Samstag kam als externer Gast Dr. JorgoS kavouraS, Bamberg,<br />
hinzu, der im Kienbergsaal für alle Kursteilnehmer, aber auch für<br />
externe Gäste in einem Tagesseminar einen Überblick über <strong>di</strong>e<br />
Krankheitsebenen von george vithoulkaS gab. vithoulkaS hat in<br />
den letzten Jahren sein System einer allgemeinen Pathologie dahingehend<br />
weiterentwickelt, <strong>das</strong>s er ein System der Krankheitsebenen<br />
entwickelt hat, welches unser Krankheitsverständnis<br />
verbessert und prognostische Aussagen ermöglichen kann. Mit<br />
einer solchen Einteilung können wir den Allgemeinzustand des<br />
Patienten bestimmen, <strong>di</strong>e Prognose abschätzen, eine akute Symptomatik<br />
einordnen und <strong>di</strong>e zu erwartende Mittel reaktion interpretieren.<br />
Auch für <strong>di</strong>e Potenzwahl hat <strong>di</strong>e Ebene, auf der sich<br />
der Patient befindet, Bedeutung. Das System und <strong>di</strong>e Parameter,<br />
35
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Jorgos Kavouras erläutert <strong>di</strong>e Krankheitsebenen nach<br />
Vithoulkas.<br />
welche für <strong>di</strong>e Bestimmung der Gesundheitsebene, auf der sich<br />
ein Patient befindet, angewandt werden, wurden in zahlreichen<br />
Fallbeispielen <strong>di</strong>skutiert und von den Zuhörern mit anhaltendem<br />
Beifall belohnt.<br />
Der Sonntag endete bei zauberhaftem Herbstwetter nach einem<br />
morgendlichen Theorie-Block mit der Schlussrunde und der Vorstellung<br />
der Resultate der in den Kursen im März 2010 durchgeführten<br />
Arzneimittelselbsterfahrung von Carcinosium und dem<br />
Sammeln der Ergebnisse der <strong>di</strong>esmalig geprüften Arznei (Thuja).<br />
Erneut bestätigten <strong>di</strong>e guten bis sehr guten Kurskritiken <strong>di</strong>e Passung<br />
sowohl der Inhalte wie der Organisation und des Kongressrahmens.<br />
Edgar Stahl, Rü<strong>di</strong>ger Strauß und Michael Hadulla genießen<br />
den sonnigen Oktobertag.<br />
Auch auf dem 120. ZAEN-Kongress im Frühjahr 2010 werden<br />
<strong>di</strong>e 40-stün<strong>di</strong>gen Kurse A, B, C, D, F und G im „Ringhof“ stattfinden.<br />
Als auswärtiger Gast wird zu <strong>di</strong>esem Jubiläumstermin der<br />
Pä<strong>di</strong>ater Dr. HEiNEr frEi aus Laupen bei Bern, am Samstag,<br />
den 2. April 2011 sein System der Polaritätsanalyse vorstellen:<br />
„Die Polaritätsanalyse – ein effizienter Weg zur richtigen<br />
Arznei“. heiner frei, zur Zeit einer der gesuchtesten homöo-<br />
Kongressberichte<br />
pathischen Lehrer, hat mit seinen nach den Regeln der wissenschaftlichen<br />
<strong>Med</strong>izin durchgeführten Stu<strong>di</strong>en zur homöopathischen<br />
Behandlung von Kindern mit AD(H)S einen eindeutigen<br />
Wirkungsnachweis der Klassischen Homöopathie erbracht und<br />
wurde im vergangenen Jahr mit dem Max-tiedeMann-Preis für<br />
herausragende wissenschaftliche ärztliche Leistungen zur Förderung<br />
der klassischen Homöopathie ausgezeichnet. Auch konnte<br />
er zeigen, <strong>das</strong>s homöopathische Behandlungen in der allgemeinen<br />
Sprechstunde mit seinem System effektiv und zuverlässig<br />
durchführbar sind.<br />
Am Dienstag, den 29.3.11 wird erneut ein den Kursen vorgeschalteter<br />
Repertorisationskurs für Fortgeschrittene (Dr. anne<br />
SParenborg-nolte) und für Anfänger stattfinden (Dr. roland<br />
Schule) und zum Abschluss am Sonntag für <strong>di</strong>e „Experten“ der<br />
bewährte Repertorisationskurs von Dr. anton rohrer angeboten.<br />
Diese Zusatzveranstaltungen können für <strong>di</strong>e Ausbildung notwen<strong>di</strong>gen<br />
Supervisionstunden genutzt werden, ein besonderes<br />
Angebot der Freudenstädter Homöopathie im ZAEN!<br />
Wir freuen uns auf <strong>das</strong> Frühjahr 2011 und den 120. ZAEN-<br />
Kongress, in dem <strong>di</strong>e homöopathische Tra<strong>di</strong>tion ihren festen<br />
Platz hat und stets mit neunen Impulsen und Praxisfällen bereichert<br />
wird!<br />
Dr. Anne Sparenborg-Nolte<br />
Dr. Stephan Heinrich Nolte<br />
Alter Kirchhainer Weg 5<br />
35039 Marburg<br />
Tel.: 06421 / 162266<br />
anne@sparenborg.com<br />
Buchempfehlung !<br />
Die Leiter der Freudenstädter Homöopathie-Kurse<br />
haben im Oberstebrink-Verlag ein Buch mit dem Titel<br />
„Homöopathie – Alles Gute für Ihr Kind“ herausgebracht.<br />
Eigentlich als Elternratgeber gedacht, ist es auch für<br />
den homöopathischen Arzt lesenswert, der sich mit<br />
Kindern beschäftigt. Es enthält viele praktische Hinweise<br />
und reflektiert <strong>di</strong>e Grundhaltung der Autoren, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e<br />
Homöopathie mehr ist als nur <strong>di</strong>e Gabe von Globuli,<br />
nämlich eine „Kurart“, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Persönlichkeit und <strong>di</strong>e Lebensumstände<br />
des Kinder berücksichtigt und durch <strong>di</strong>e<br />
Beeinflussung der Lebenskraft <strong>di</strong>e Hilfe zur Selbstheilung<br />
zum Ziel hat.<br />
Anne Sparenborg-Nolte<br />
Stephan Heinrich Nolte<br />
homöopathie –<br />
alles Gute für ihr kind<br />
Hardcover, 309 S., farb. Fotos<br />
Oberstebrink-Verlag, € 24,90<br />
ISBN: 978-3-934333-17-8<br />
36 5/2010
2<br />
5/2010<br />
Serie Klinikportraits<br />
Kurpark-Klinik<br />
Überlingen<br />
Die Kurpark-Klinik Überlingen ist eine Fachklinik für ernährungsabhängige<br />
Erkrankungen, Innere <strong>Med</strong>izin, Diabetologie<br />
und Naturheilverfahren.<br />
Hauptin<strong>di</strong>kationen sind <strong>das</strong> metabolische Syndrom mit A<strong>di</strong>positas,<br />
entzündliche und degenerative rheumatische Erkrankungen,<br />
Nahrungmittelintoleranzen und -unverträglichkeiten,<br />
gastroenterologische Erkrankungen, Nachsorgetherapie nach<br />
Krebserkrankungen, immunologische und auch psychosomatische<br />
Erkrankungen.<br />
Die Klinik verfolgt ein Konzept der sog. „integrativen <strong>Med</strong>izin“.<br />
Dabei sie versucht eine Synthese von konventionellen me<strong>di</strong>zinischen<br />
Verfahren und klassischen Naturheilverfahren. Die<br />
Therapie wird in<strong>di</strong>viduell auf <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeiten und Interessen<br />
des Patienten abgestimmt.<br />
Der Schwerpunkt der Therapie ist <strong>das</strong> klinisch-therapeutische<br />
Fastens nach Dr. otto buchinger und eine me<strong>di</strong>terrane<br />
biologische Vollwertkost mit in<strong>di</strong>viduellen Varianten, ebenfalls<br />
in<strong>di</strong>viduell angepasste Bewegungstherapie, Physiotherapie (wie<br />
z.B. Kneipp, Bäder, Massagen, Packungen, Elektrotherapie), krankengymnastische<br />
Einzel- und Gruppentherapie), gesundheitsbil-<br />
Info<br />
Kontakt Kurpark-Klinik Überlingen<br />
Gällerstr. 10<br />
88662 Überlingen<br />
Tel.: +49 (0)7551/ 806-0, Fax: +49 (0)7551/ 806-144<br />
Internet: www.kurpark-klinik.de<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
dende Maßnahmen (wie z.B. Lehrküche, Diabetikerschulung,<br />
in<strong>di</strong>kationsbezogene Ernährungsgruppen und auch<br />
Einzelernährungsberatung). Im Sinne des ganzheitlichen<br />
therapeutischen Ansatzes werden regelmäßig Übungen<br />
zur Entspannung wie Qigong, Yoga, Autogenes Training,<br />
Mudra-<strong>Med</strong>itation sowie psychotherapeutische Einzel-<br />
und Gruppengespräche durchgeführt.<br />
Neben den klassischen Naturheilverfahren kommen<br />
auch ergänzende naturheilkundliche Methoden nach in<strong>di</strong>viduellem<br />
Bedarf des Patienten zur Anwendung.<br />
Außer den rein körperlichen Beschwerden werden<br />
auch psychosoziale Aspekte der Erkrankung in <strong>das</strong><br />
Therapie konzept miteingebaut. Der Patient soll befähigt<br />
werden, Lebensstilkorrekturen im Alltag zu realisiern und<br />
dabei zur Selbsthilfe befähigt werden.<br />
In der Gourmetküche unseres Küchenchefs, Herrn<br />
Million, werden ausschließlich biologische Produkte verwendet.<br />
Verschiedene Ernährungsvarianten werden angeboten,<br />
auf in<strong>di</strong>viduelle Verträglichkeit wird geachtet.<br />
Die Kurpark-Klinik Überlingen ist als Rehaklinik nach<br />
Paragraph § 111 SGBV zugelassen und wird von den gesetzlichen<br />
und privaten Krankenversicherungen sowie<br />
den Rentenversicherungsträgern belegt. Die Klinik ist zur<br />
Durchführung stationärer Rehabilitationsmaßnahmen zugelassen,<br />
für <strong>di</strong>e ein entsprechender Antrag beim zustän<strong>di</strong>gen<br />
Kostenträger gestellt werden muss.<br />
Die Klinik ist beihilfefähig für Beamte und Angestellte<br />
im öffentlichen Dienstverhältnis gemäß § 7 der Beihilfeverordnung<br />
Baden-Württembergs.<br />
Die Klinik ist Lehrklinik für Ernährungsme<strong>di</strong>zin nach<br />
den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsme<strong>di</strong>zin<br />
(DGEM) und Behandlungsschwerpunkt für<br />
Diabetiker der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG).<br />
In unserem Hause werden zweimal jährlich Weiterbildungswochen<br />
für Ärzte zur Weiterbildung für Naturheilverfahren<br />
durchgeführt. Seit 2009 ist <strong>di</strong>e Klinik nach DE-<br />
GEMED zertifiziert.<br />
Die Kurpark-Klinik liegt nur wenige Gehminuten vom<br />
Stadtzentrum entfernt in ruhiger Hanglage oberhalb des<br />
Bodensees in unmittelbarer Nähe zum Kurpark. Es stehen<br />
120 Zimmer mit Dusche, WC und Balkon für unsere Patienten<br />
zur Verfügung.<br />
37
<strong>zaenmagazin</strong><br />
3<br />
Buchinger am Bodensee<br />
Eine Gesundheitsoase<br />
in inspirierender Umgebung<br />
Zu den weltbekannten Unternehmen am Bodensee zählt<br />
Buchinger in Überlingen, <strong>di</strong>e Klinik für Heilfasten und<br />
Integrative <strong>Med</strong>izin.<br />
Wer <strong>das</strong> Bedürfnis nach einer gründlichen Antistresskur verspürt,<br />
nach tiefem Wohlbefinden und Gesundheit für Körper, Geist und<br />
Seele, ist bei Buchinger am Bodensee am idealen Ort. Die idyllisch<br />
über dem Bodensee gelegene Gesundheitsoase zieht Gäste<br />
aus aller Welt an .So kommt es, <strong>das</strong>s der deutsche Banker zusammen<br />
mit der Architektin aus dem Libanon am Tisch sitzt, der<br />
Schweizer Hotelier mit der Zahnärztin aus Tel Aviv wandern geht.<br />
Solch bereichernde, internationale Begegnungen sind auch ein<br />
Grund, regelmäßig zu Buchinger an den Bodensee zu kommen<br />
– neben dem Wohlgefühl und der vollkommenen inneren und<br />
äußeren Ruhe, <strong>di</strong>e sich nach wenigen Tagen einstellt.<br />
Vor allem aber sind Buchinger Stammgäste hier, um sich von ihrem<br />
beruflichen und privaten Stress zu erholen, um Risikofaktoren<br />
wie Übergewicht und hohen Blutdruck zu reduzieren, oder<br />
chronische Krankheiten wie Rheuma, Allergien, Asthma oder<br />
Hautkrankheiten zu lindern. Denn genau <strong>di</strong>ese Erfolge haben<br />
Buchinger, <strong>di</strong>e „Klinik für Heilfasten und Integrative <strong>Med</strong>izin“, so<br />
bekannt und begehrt gemacht. Integrative <strong>Med</strong>izin heißt: <strong>das</strong><br />
Serie Klinikportraits<br />
38 5/2010
5/2010<br />
Serie Klinikportraits<br />
Beste aus beiden Welten – Schulme<strong>di</strong>zin und Naturheilverfahren<br />
– zum Wohle des Patienten miteinander sinnvoll zu kombinieren.<br />
Alle sieben Ärztinnen und Ärzte sind nicht nur klassisch an der<br />
Universität ausgebildete Fachärzte, sondern auch Spezialisten für<br />
Naturheilverfahren, Ernährungsme<strong>di</strong>zin, Psychosomatik,<br />
Homöopathie oder chinesische <strong>Med</strong>izin.<br />
Der Gast hier hat also <strong>di</strong>e Wahl zwischen klassischer Massage<br />
und Fußreflexzonenmassage, Shiatsu und Tuina, thailän<strong>di</strong>scher<br />
Bauch- und tibetischer Klangmassage, Atemtherapie<br />
und Osteopathie – und vielem anderen, was<br />
therapeutisch sinnvoll und me<strong>di</strong>zinisch wirksam ist. Schon<br />
der Gründer, Dr. otto buchinger, betonte darüber hinaus<br />
<strong>di</strong>e Wichtigkeit des Seelischen und den spirituellen Hintergrund<br />
der Fastentherapie. Sowohl Zen-<strong>Med</strong>itation als<br />
auch <strong>di</strong>e Kultur haben bei Buchinger ihren festen Platz, mit<br />
Malen und Kulturexkursionen, Livekonzerten und Kunsttherapie,<br />
Dichterlesungen und literarischen Soiréen. Ein<br />
reichhaltiges sportliches Angebot, Lehrküchen und tägliche<br />
Wanderungen, Vorträge zu me<strong>di</strong>zinischen, psychologischen<br />
und philosophischen Themen runden <strong>das</strong> vielfältige<br />
Programm ab.<br />
Während des Heilfastens bekommen Körper und Seele<br />
alles, was sie brauchen: neben frisch gepresstem Obstsaft<br />
mittags und Gemüsebrühe abends nimmt sich der Organismus<br />
aus den eigenen (Fett-)Reserven <strong>di</strong>e Kalorien, <strong>di</strong>e<br />
er braucht, um <strong>di</strong>e Körperfunktionen aufrecht zu erhalten.<br />
Am dritten Tag hat sich der Stoffwechsel umgestellt. Das<br />
äußert sich in einer neuen Leichtigkeit – <strong>di</strong>e nicht nur in Kilogramm<br />
zu messen ist – verbunden mit einem meist ausgeprägten<br />
Energieschub. „Ich könnte Bäume ausreißen“, <strong>di</strong>esen Satz<br />
hört man bei Buchinger öfters. Plötzlich sprudeln <strong>di</strong>e Ideen, der<br />
Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Sie kommt im<br />
Schlaf, während einer Massage, in der <strong>Med</strong>itation oder auf der<br />
Wanderung im Gespräch mit einem anderen Gast. Was bisher so<br />
wichtig schien, rückt in wohltuende, angemessene Distanz. Die<br />
Dr. otto buchinger, der Begründer des<br />
Buchinger Heilfastens, kam durch eigenes<br />
Leiden zur Fastentherapie. Eine<br />
nicht auskurierte Mandelentzündung<br />
verursachte ein entzündliches Gelenkrheuma;<br />
als Invalide musste er seine<br />
Tätigkeit als Marinearzt aufgeben. Nachdem ihm <strong>di</strong>e damalige<br />
<strong>Med</strong>izin (Antibiotika waren noch unbekannt ) nicht helfen konnte,<br />
riet ihm ein Marinekamerad zum Fasten. Er ergriff <strong>di</strong>esen –<br />
letzten – Strohhalm und führte bei Dr. riedlin in Freiburg eine<br />
Fastenkur durch. „Diese Kur“ schrieb er später „rettete mir Leben<br />
und Existenz“. Sie war <strong>di</strong>e schwerste, <strong>di</strong>e er auch später als Arzt<br />
bei einem Patienten erlebte, mit Erbrechen und Ohnmachtsanfällen,<br />
aber: „Ich konnte meine Glieder wieder bewegen wie ein<br />
junger Rekrut! “.<br />
Zuerst in Witzenhausen an der Werra, dann in Bad Pyrmont entwickelte<br />
er <strong>di</strong>e Heilfastenmethode weiter und beschrieb sie in<br />
seinem Buch „Das Heilfasten“, erschienen 1935, <strong>das</strong> zum Stan-<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Prioritäten ordnen sich. Dieses tiefe Wohlbefinden möchte man<br />
auf Dauer nicht mehr missen. Und so heißt es zum Abschied: bis<br />
zum nächsten Mal, bei Buchinger am Bodensee!<br />
Info<br />
Kontakt Buchinger am Bodensee<br />
Wilhelm-Beck-Straße 27<br />
D-88662 Überlingen<br />
Tel.: +49 (0)7551/807-0, Fax: +49 (0)7551/807-889<br />
E-Mail: info@buchinger.com<br />
Internet: www.buchinger.com<br />
dardwerk wurde und heute in der 28. Auflage vorliegt. Daneben<br />
betreute er eine kontinuierlich wachsende Zahl von Fastenpatienten<br />
und -patientinnen in einem großen „Sanatorium“ und<br />
wirkte in Artikeln, Vorträgen und Briefen auch öffentlich.<br />
Entscheidend waren für ihn Alkohol- und Tabakabstinenz sowie<br />
<strong>di</strong>e „Lebensreform“, mit den Schwerpunkten Ernährung und Bewegung.<br />
Daneben nahm er schon damals den „inneren Menschen“<br />
(<strong>di</strong>e Seele) ernst, ja, er empfahl auch für <strong>di</strong>esen eine Reihe<br />
von „Hygiene“-Maßnahmen wie (gern getane) Arbeit, Humor,<br />
Natur, ein Nebenamt, Lesen und „gute Begleiter“. Aber auch den<br />
Geist empfand er gerade im Fasten als behandlungsbedürftig,<br />
denn entgegen landläufiger Meinung ist es nicht der Körper,<br />
sondern <strong>di</strong>e Seele, <strong>di</strong>e „hungert“. Der überzeugte Christ und gebildete<br />
Vielleser empfahl seinen Patienten „geistige Nahrung“<br />
(Psalmen, Angelus Silesius, goethe), er selbst interpretierte in sogenannten<br />
„kollektiven Sprechstunden“ rilke-Ge<strong>di</strong>chte, spielte<br />
beethoven-Symphonien auf dem Grammophon vor.<br />
© Buchinger am Bodensee<br />
39
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin –<br />
eine Zwischenbilanz<br />
„Man sucht, man wechselt <strong>di</strong>e Richtung, man tastet sich vorwärts,<br />
man irrt sich, man entfernt sich, – bis zu dem Augenblick,<br />
in dem <strong>di</strong>e Erscheinung der Form so ist, <strong>das</strong>s man sie wieder erkennt.<br />
Plötzlich gibt sie sich zu erkennen, und man sagt sich:<br />
Ah, jetzt verstehe ich, was ich gesucht habe.“<br />
Peter Brook<br />
Einführung<br />
In den bisherigen Mitteilungen zur Autonomen Diagnostik wurden<br />
<strong>di</strong>e physiologischen Ursachen chronischer Krankheiten dargestellt.<br />
Wir begeben uns nun auf <strong>di</strong>e nächste Ebene, um uns<br />
den psychosozialen Aspekten der Chronifizierung zuzuwenden.<br />
Hierbei steht auf Patientenseite <strong>di</strong>e Non-Compliance im Zentrum,<br />
auf <strong>Med</strong>izinerseite eine mangelhafte kommunikative Kompetenz.<br />
Bevor wir uns dem komplexen Gebiet der psychosozialen<br />
Hintergründe der Störungen der Arzt-Patienten-Beziehung zuwenden,<br />
fasse ich <strong>das</strong> bisher Erarbeitete zusammen.<br />
Dies in Form von Hypothesen zu tun, ist notwen<strong>di</strong>g, weil<br />
unser pathophysiologisches Wissen in Hinblick auf Regulationsprozesse<br />
mehr als fragmentarisch ist: 50 % der Anpassungsprozesse<br />
an ökologischen und/oder psychosozialen Stress sind<br />
nämlich weitestgehend unerforscht. Schole fand in einer Literaturrecherche<br />
1994 zwar 200.000 Arbeiten zur sympathicotonkatabolen<br />
Reaktion auf Stress (Typ A-Reaktion; s. Abb. 1), aber „so<br />
gut wie keine“ zur parasympathicoton-anabolen (Typ B-Reaktion).<br />
Daran hat sich bis heute wenig geändert!<br />
Dass <strong>di</strong>e unerforschte Hälfte <strong>di</strong>e genuin weibliche Form von<br />
Stressmanagement ist, bestätigt <strong>di</strong>e von Kar<strong>di</strong>ologinnen erhobenen<br />
Vorwürfe, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e <strong>Med</strong>izin sich immer noch ausschließlich<br />
an männlichen Standards orientiere.<br />
Die Verordnungspraxis belegt <strong>di</strong>esen Vorwurf: Sowohl in der<br />
Ausgabenstatistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wie<br />
Abb. 1: Fehladaptation A und Elektrolyt-Verhalten 1<br />
1 Wer unter den LeserInnen imstande ist, eine der Abb. 1 entsprechende Synopse<br />
zur B-Pathogenese zu erstellen, bekommt einen Gutschein über eine<br />
Woche Urlaub für zwei Personen am französischen Atlantik.<br />
Praxis / Serie<br />
in der Roten Liste findet man reichlich Sympathicolytika / Parasympathicomimetika,<br />
passend zu A-Syndromen, aber kaum Parasympathicolytika<br />
/ Sympathicomimetika, <strong>di</strong>e bei B-Syndromen<br />
sinnvoll einzusetzen sind.<br />
Eine eingängige Metapher für <strong>di</strong>e Auswirkungen der Benachteiligung<br />
der Frauen im etablierten <strong>Med</strong>izinsystem habe ich<br />
bei dem <strong>Bio</strong>logen biSchof gefunden:<br />
„Angenommen, man habe zwei Computer, einen von der Firmen<br />
A und den anderen von der Firma B. Beide hätten zwar ein<br />
vergleichbares Komplexitätsniveau, aber verschiedene Software.<br />
Man könne jedes mathematische Problem, <strong>das</strong> sich auf dem einen<br />
lösen ließe, auch mit dem anderen bewältigen.<br />
Wenn nun <strong>di</strong>e beiden Computer mit den Programmen von A betrieben<br />
würden, so würde sich niemand wundern, wenn sich bei<br />
<strong>di</strong>eser Prozedur eine höchst unterschiedliche Leistungsfähigkeit<br />
der beiden Computer ergäbe, zuungunsten natürlich von B.“<br />
Genau genommen kennen wir nur 25 % der Anpassungsvorgänge<br />
an Stress, denn auch unser Wissen über <strong>di</strong>e Auswirkungen<br />
von chronischem Stress ist noch sehr lückenhaft.<br />
Wovon wir aller<strong>di</strong>ngs ausgehen können ist, <strong>das</strong>s lange vor<br />
der Manifestation von chronischen Krankheiten eine Sollwertverstellung<br />
in den Regeleinrichtungen vom frontalen Neocortex<br />
über den Hypothalamus, <strong>di</strong>e Hypophyse, <strong>di</strong>e somatotropen<br />
bzw. glandotropne Hormone und <strong>das</strong> vegetative Nervensystem<br />
und <strong>di</strong>e Matrix bis hin zu den Mitochondrien, dem endoplasmatischen<br />
Retikulum und den Zellkernen stattgefunden hat (s.<br />
‚Grundregulation’, ‚Matrix-Reaktion’, ‚unspezifische Mesenchym-<br />
Reaktion’).<br />
Die Veränderungen der ‚Sollwerte’ in den Chromosomen<br />
wird seit Neuestem in der Epigenetik erforscht.<br />
Das lückenhafte Wissen über <strong>di</strong>e geschlechtsspezifischen<br />
und zeitbe<strong>di</strong>ngten Vorgänge bei der Stressverarbeitung führt zu<br />
zwei ganz zentralen ‚scientific gaps’.<br />
Hieraus wiederum ergeben sich zwangsläufig Probleme für<br />
<strong>di</strong>e Diagnostik wie für <strong>di</strong>e Therapie. So ist beispielsweise <strong>di</strong>e In<strong>di</strong>kator<strong>di</strong>agnostik,<br />
<strong>di</strong>e Sollwertverstellungen erfasst, in der konventionellen<br />
<strong>Med</strong>izin marginal und wird allenfalls in der Sportme<strong>di</strong>zin<br />
genutzt. In der komplementären <strong>Med</strong>izin hingegen ist sie <strong>das</strong><br />
<strong>di</strong>agnostische Kerngeschäft.<br />
Die gleichen Einschränkungen gelten für den therapeutischen<br />
Bereich. Das konventionelle pharmakologische Rüstzeug<br />
ist auf Suppression und Substitution – heißt: auf <strong>di</strong>e symptomatische<br />
Korrektur von Istwerten – zugeschnitten, während<br />
komplementärme<strong>di</strong>zinische Regulationstherapien <strong>di</strong>e Wiederherstellung<br />
von Sollwerten anstreben. Man könnte <strong>di</strong>es auch<br />
‚Aktivierung der Selbstheilungskräfte’ nennen.<br />
Die spezialisierte Kurzsichtigkeit im konventionellen Kontext<br />
führt zu iatrogenen Chronifizierungen, ja sogar zu einer Erhöhung<br />
von Morbi<strong>di</strong>tät und Mortalität.<br />
Um nur eine der zweifelhaften Wirkungen einer ausschließlich<br />
an Symptomen orientierten Behandlungsweise zu illustrieren,<br />
genügt ein Blick auf den nach dem Autor der Metaanalyse<br />
genannte Pahor-Effekt: Ältere PatientInnen entwickelten unter<br />
der Langzeitbehandlung von Herz-Kreislauf-Leiden mit Calcium-<br />
Antagonisten gehäuft Carcinome.<br />
Da ältere Menschen sowieso zu B-Reaktionen neigen, führt<br />
eine A-Blockade mit Einschränkung der Reagibilität zu einer weiteren<br />
Verschlechterung der Abwehrsituation.<br />
40 5/2010
5/2010<br />
Praxis / Serie<br />
Zwei Arten von Wissen<br />
Hinter dem Manko der <strong>Med</strong>izin steht ein größeres Defizit: Der<br />
Quantenphysiker H. P. dürr zog in einem Interview anlässlich<br />
seines 80. Geburtstags <strong>das</strong> Fazit, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> naturwissenschaftliche<br />
Weltbild nur <strong>di</strong>e männlich-patriarchalistische Hälfte der Wirklichkeit<br />
abbilde.<br />
Die männliche Herangehensweise an <strong>di</strong>e Natur bestehe darin,<br />
Verfügungswissen zu erwerben („Macht euch <strong>di</strong>e Erde untertan!“),<br />
während Frauen ihr Wissen nutzen, um sich zu orientieren<br />
(„Unser Gehirn ist primär nicht zum Denken entwickelt worden,<br />
sondern dazu, <strong>das</strong>s wir uns in der Natur zurechtfinden!“).<br />
Auf unseren Kontext übertragen heißt <strong>das</strong>: Das Ziel naturwissenschaftlicher<br />
<strong>Med</strong>izinerInnen ist Manipulation, Erfahrungs-<br />
<strong>Med</strong>izinerInnen bieten Orientierung.<br />
12 Arbeitshypothesen<br />
1. Aus den Ergebnissen der Regulations<strong>di</strong>agnostik lässt sich auf<br />
<strong>di</strong>e in<strong>di</strong>viduelle Krankheitsgefährdung bzw. Gefährdung<br />
durch <strong>di</strong>e Krankheit schließen.<br />
2. Ein In<strong>di</strong>kator hierfür ist im Rahmen der Autonomen Diagnostik<br />
mittels Vollblutanalyse der Elektrolyte (VBE) der sog.<br />
Stress-Index.<br />
3. Zeigt <strong>di</strong>eser In<strong>di</strong>kator eine Konstanz oder sogar Zunahme<br />
der Gefährdung durch <strong>di</strong>e Krankheit, sollte <strong>di</strong>e Behandlung<br />
in Hinblick auf In<strong>di</strong>kation, Dosis, Timing und Procedere überprüft<br />
werden.<br />
– Wenn Symptome konstant bleiben oder zunehmen<br />
oder einen Organwechsel zeigen, ist <strong>di</strong>e Art der konventionellen<br />
Behandlung zu überprüfen,<br />
– wenn Regulationsstörungen bestehen bleiben oder zunehmen,<br />
sollte <strong>di</strong>e komplementäre Behandlung geändert<br />
werden.<br />
– Ergeben sich Hinweise auf Behandlungshindernisse infolge<br />
Non-Compliance, ist <strong>di</strong>e Arzt-Patienten auf dem Prüfstand.<br />
4. Die Vielzahl von Krankheiten und <strong>di</strong>e Unzahl an möglichen<br />
Krankheitsursachen und -auslösern werden auf zwei Reaktionsarten<br />
reduziert, <strong>di</strong>e sympathicoton-katabole und <strong>di</strong>e<br />
parasympathicoton-anabole, der Kürze wegen A und B genannt.<br />
Diese und <strong>di</strong>e durch <strong>di</strong>e Gender<strong>di</strong>fferenzierung vorgegebene<br />
Zweiteilung ergibt vier in<strong>di</strong>vidualtypische Reaktionsformen, der<br />
Verstän<strong>di</strong>gung wegen ebenfalls mit Kürzeln kategorisiert: Männliche<br />
Patienten mit A-Reaktion (~ ‚viril’) kennzeichnen wir mit AA,<br />
solche mit B-Reaktion (~ ‚metrosexuell’) hingegen mit AB; weibliche<br />
Patientinnen mit B Reaktion (~ ‚feminin’) bezeichnen wir mit<br />
BB, solche mit A-Reaktion (~ ‚androgyn’) mit BA.<br />
5. Stress-Reaktionen sind schon bei gesunden Menschen in<strong>di</strong>vidual-typisch.<br />
Es gibt den gesunden Aktions-Typ A, den gesunden Regenerations-Typ<br />
B und den ideal-gesunden Mitteltyp. Die Abb. 2 a/b<br />
zeigen <strong>di</strong>e unterschiedliche Dynamik der Anpassungsprozesse<br />
an Herausforderungen bei Gesunden.<br />
Wer „A“ sagt, ...<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Erinnern wir uns: Die sympathicoton-adrenerge bzw. katabol<br />
akzentuierte A-Reaktion, <strong>di</strong>e von einer allgemeinen Leistungseinstellung<br />
(früher: ‚Ergotropie’) dominiert wird, verläuft nach<br />
dem klassischen Schema von Kampf oder Flucht. Hierbei wird<br />
<strong>di</strong>e erste Stress-Achse aktiviert, deren hormonaler Schenkel vom<br />
Hypothalamus via Hypophysenvorderlappen und deren glandotropen<br />
Hormonen zur Schilddrüse, zum Pankreas, zur Nebennierenrinde,<br />
zu den Hoden etc. verläuft und deren nervaler Schenkel<br />
über den Sympathicus geschaltet wird.<br />
Durch Domestikation bzw. Zivilisation werden A-Reaktionen<br />
abgeschwächt, aufgebläht etc., jedenfalls überformt. Ihre Äquivalente<br />
sind infolgedessen kaum noch erkennbar. Die Gewinnoder-Verlust-Ideologie<br />
der Leistungsgesellschaft ist eine ihrer herausragenden<br />
Formen. Wo weder <strong>das</strong> Eine – Kampf oder Flucht<br />
– möglich, noch <strong>das</strong> Andere – Gewinn oder Verlust – akzeptabel<br />
ist, springt <strong>di</strong>e Reaktion<br />
– entweder zu sympathicotonen Übersprungshandlungen<br />
oder deren chronifizierten Äquivalenten (s. eine der nächsten<br />
Mitteilungen) oder<br />
– sie kippt im Falle einer Reizüberflutung in den parasympathicotonen<br />
Totstellreflex oder seine chronifizierten Äquivalente.<br />
... muss auch „B“ sagen<br />
Die B-Reaktion ist von vornherein anabol-parasympathicoton<br />
akzentuiert (früher: ‚Trophotropie’). Hierbei wird bevorzugt <strong>di</strong>e<br />
zweite Stress-Achse via somatotrope Hormone, Leber, Pankreas<br />
etc. und peptidartige Gewebshormone und Parasympathicus<br />
aktiviert.<br />
Im sozialen Kontext zeigt sich eine B-Haltung in Sorgen und<br />
Pflegen (‚care and cure’).<br />
Als positives Handlungsmuster finden wir B-Strategien –<br />
zwar mit unterschiedlichem Gesicht infolge kulturspezifischer Ausformungen<br />
– in allen Heilkunden. Ein genuin-weibliches – heißt:<br />
zulassend-gewährendes und schonungsorientiertes – Handlungsmuster<br />
unterscheidet jede Erfahrungsheilkunde von den<br />
handlungs- und leistungsorientierten – heißt: genuin-männlichen<br />
– Konzepten der modernen Akut-, Notfall- etc. <strong>Med</strong>izin.<br />
Abb. 2a: Theorie …<br />
41
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Abb. 2b: … und Praxis<br />
Abb. 3: Ablauf der gesunden Stress-Reaktion (eine psychologische<br />
Entsprechung findet sich bei lazarus)<br />
Abb. 4: Synopse von Therapiegestaltung und Heilungsschritten<br />
Unterschiede oder Ergänzungen?<br />
Praxis / Serie<br />
A-Strategien sind hierarchisch-konkurrierend, B-Strategien hingegen<br />
sozial-kooperierend. de bono spricht von ‚vertikalem’ und<br />
‚horizontalem Denken’, baron-cohen unterteilt in prinzipiell-systematische<br />
und konkret-empathische Ausrichtung von Denken<br />
und Fühlen.<br />
Weitere Hypothesen, …<br />
6. Bei Anforderungen aus der Umwelt wird eine dreistufige Regulatorkaskade<br />
in Gang gesetzt (Abb. 3).<br />
Ihr vegetativ-nervaler Teil läuft schnell ab. Die Auswirkungen<br />
sind vorübergehend. Er <strong>di</strong>ent der Feinabstimmung. Die Stressforschung<br />
spricht von ‚Response’.<br />
Der hormonale Teil der Stressreaktion läuft langsam ab und<br />
<strong>di</strong>ent der Grobabstimmung. Die Auswirkungen sind dauerhaft.<br />
Er wird ‚Adaptation’ genannt.<br />
7. Je weiter eine Krankheit fortschreitet, um so weiter kippt <strong>di</strong>e<br />
Regulationswaage nach der Seite der Energiemobilisierung<br />
oder der Seite der Energierückgewinnung und umso mehr<br />
wird <strong>di</strong>e Reagibilität eingeschränkt.<br />
A-Menschen ‚brennen’ in der Hyperaktivität ‚aus’, B-Menschen<br />
‚erschlaffen’ in der Passivität.<br />
8. Regulations<strong>di</strong>agnostik bestätigt <strong>das</strong> Neue Stress-Konzept,<br />
<strong>das</strong> auf einer Zweikomponenten-Regulation beruht. Schole<br />
hat <strong>di</strong>e A-Komponente als <strong>di</strong>e ‚katabol-sympathicotone’ und<br />
<strong>di</strong>e B-Komponente als <strong>di</strong>e ‚anabol-parasympathicotone’ beschrieben.<br />
9. Aus der Polarität von A- und B-Reaktion ergibt sich eine<br />
zweizügige Pathogenese.<br />
… vor allem solche mit Konsequenzen für<br />
<strong>di</strong>e Patientenführung<br />
10. Aus den in<strong>di</strong>vidualtypischen Reaktionsformen lassen sich<br />
<strong>di</strong>e Grundzüge der biologischen und psychologischen Basisbehandlungen<br />
ableiten.<br />
– A-PatientInnen – es sind 90 % der männlichen und<br />
30 % der weiblichen – profitieren von Behandlungsformen,<br />
<strong>di</strong>e ein abweichungsreduzierendes Feedback bewirken (~<br />
‚dämpfen und dosieren’).<br />
– B-PatientInnen – 70 % der weiblichen und 10 % der<br />
männlichen – profitieren von Behandlungen, deren Prinzip<br />
abweichungsverstärkendes Feedback begünstigt (~ ‚fördern<br />
und fordern’; Abb. 4).<br />
Da von den psychosozialen Basisreaktion auch <strong>di</strong>e Art der Interaktion<br />
in der Arzt-Patienten-Beziehung bestimmt wird, lassen<br />
sich von hieraus erste Brücken zur Patientenführung schlagen:<br />
– A-Patienten profitieren von Konzentration und Strukturierung<br />
ihrer unübersichtlichen bis chaotischen Lebensprogramme.<br />
– B-PatientInnen hingegen haben Nutzen von Erweiterung<br />
und Lösung von ihren einengenden Lebensprogrammen.<br />
11. Regression bestimmt biologische Reaktion und Verhalten<br />
kranker Menschen.<br />
42 5/2010
5/2010<br />
Praxis / Serie<br />
In anderen Zusammenhängen hatte ich schon darauf hingewiesen,<br />
<strong>das</strong>s mit Fortschreiten und/oder Schwere von Krankheiten<br />
<strong>di</strong>e biologischen Basismechanismen ihre sozialen Differenzierungen<br />
durchbrechen (‚Sex beats gender’):<br />
– Die Syndrome von A-Patienten ten<strong>di</strong>eren zu Eskalation<br />
und Überfunktionen im konventionellen Verständnis – beispielsweise<br />
als Hyperthyreose oder in anderer klinischer<br />
Form.<br />
– B-Syndrome hingegen entwickeln sich in Richtung einer<br />
Abwärtsspirale und Unterfunktion – beispielsweise als<br />
Myxödem, um eine Schilddrüsenerkrankung zu nennen,<br />
oder in anderer klinischer Form.<br />
Auf den hier zur Diskussion stehenden Aspekt der Arzt-Patienten-<br />
Beziehung übertragen, heißt <strong>di</strong>es: Unter Krankheitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
treten evolutiv ältere Reaktions-Muster wieder in Erscheinung,<br />
<strong>di</strong>e hinter den zivilisatorischen Fassaden verborgen waren.<br />
Je größer Ängste, Sorgen, Verzweiflung werden, umso mehr<br />
übernehmen mythische, magische, ja archaische Programme<br />
<strong>di</strong>e Führung. Das darauf zurückzuführende ‚irrationale’ Verhalten<br />
führt zu Unverständnis bei den Angehörigen und zu Kopfschütteln<br />
bei den BehandlerInnen. Es ist ja sogar so, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e Kranken<br />
sich selbst nicht verstehen.<br />
Diese Zusammenhänge zu erkennen, in Beziehung zu ihrem<br />
Leben zu setzen und ‚bessere’ Strategien einzuüben, setzt uns in<br />
den Stand, chronisch Kranke aus ihren krankhaltenden Teufelskreisen<br />
herauszuführen.<br />
12. Aus der Synthese der Ergebnisse der Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
und den Erkenntnissen der Coping-Forschung lassen sich<br />
unmittelbar umsetzbare Handlungsanweisungen für <strong>di</strong>e<br />
Praxis ableiten.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Allgemein: Bei der durch <strong>di</strong>e Vollblutanalyse der Elektrolyte<br />
durchgeführten Vereinfachung der Diagnostik geht es nicht um<br />
„Einfachheit <strong>di</strong>esseits der Komplexität“, sondern „um Einfachheit<br />
jenseits der Komplexität“ (von MutiuS).<br />
Die Komplexität der Unzahl an psychosozialen und ökologischen<br />
Krankheitsursachen und der Vielzahl von Krankheitsbildern<br />
wird nämlich durch <strong>di</strong>e Autonome Diagnostik mittels VBE<br />
qualitativ – heißt: ohne Informationsverlust – auf <strong>di</strong>e Muster A<br />
und B reduziert.<br />
Speziell: Die genuin männliche Art der Stressverarbeitung<br />
ist weitestgehend erforscht. Eins der zahlreichen Beispiele für<br />
ein A-Syndrom ist <strong>das</strong> metabolische Syndrom, in dem zwei Charakteristika<br />
von A-Krankheiten – Stoffwechselstörung und Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankung – zusammenkommen.<br />
Was <strong>di</strong>e genuin weibliche Art der Reaktionsverarbeitung angeht,<br />
befinden wir uns noch auf der deskriptiven Ebene. Beispiele<br />
für Typ B-Reaktionen sind ‚chronisches Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom’<br />
und ‚Fatigue-Syndrom’. Obwohl <strong>di</strong>e immunologischen Begleiterscheinungen<br />
<strong>di</strong>eser Syndrome schon beschrieben sind, besteht<br />
hier noch erheblicher psychoneuroendokrinoimmunlogischer<br />
Forschungsbedarf.<br />
Die Aktivitäten der feministischen <strong>Med</strong>izin haben <strong>di</strong>e Situation<br />
etwas verbessert, bis aber <strong>di</strong>e Situation in Forschung und<br />
Praxis im Lot ist, wird noch einige Zeit vergehen. Bis zur vollstän<strong>di</strong>gen<br />
Erforschung der zweiten Hälfte des Adaptationsprozesses<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
sind wir deswegen zwangsläufig auf Hypothesen angewiesen.<br />
Diese können wir aber mit Hilfe des Neuen Stresskonzept auf<br />
eine rationale Basis stellen.<br />
Warum es in der Veterinär- und nicht in der Humanme<strong>di</strong>zin<br />
entwickelt wurde, ist eine der zahlreichen unbeantworteten Fragen<br />
an <strong>das</strong> Konzept der zeitgenössischen <strong>Med</strong>izin.<br />
Dass es in der Humanme<strong>di</strong>zin nicht zur Kenntnis genommen,<br />
geschweige denn umgesetzt wurde, weist aber – ungeachtet aller<br />
offenen Fragen – darauf hin, <strong>das</strong>s es „an der Zeit ist, auch im<br />
Felde ärztlichen Handelns und der me<strong>di</strong>zinischen Grundlagenfragen<br />
ernsthafte Versuche zu unternehmen, <strong>di</strong>e Beschränktheit<br />
der klassischen, bisher für unbegrenzt gültig gehaltenen Auffassungen<br />
durch ein vertieftes Verständnis zu ersetzen.“<br />
Um <strong>di</strong>e Überlegungen in der Einleitung aufzugreifen, zitiere<br />
ich nochmals von MutiuS aus seinem lesenswerten Buch ‚Die<br />
andere Intelligenz’: „Manchmal kommt es mir so vor, als hätten<br />
wir über der Beschäftigung mit den Wissenschaften und ihren<br />
Theorien <strong>das</strong> Denken vergessen“.<br />
Noch drastischer hat th. von uexküll <strong>di</strong>e Situation in der zeitgenössischen<br />
<strong>Med</strong>izin charakterisiert: „Wir haben den Geist aus<br />
der <strong>Med</strong>izin ausgetrieben; es ist an der Zeit, ihn wieder einzuführen!“<br />
Autonome Diagnostik<br />
Folge 1 2/2009 Autonome Diagnostik<br />
Folge 2 4/2009 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />
Praxis<br />
Folge 3 1/2010 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />
Der Stress-Index<br />
Folge 4 2/2010 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />
Einige Hintergründe<br />
Folge 5 3/2010 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />
Therapeutische Konsequenzen<br />
Folge 6 4/2010 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />
Intuitive Konstitutionsfindung<br />
Folge 7 5/2010 Regulationsme<strong>di</strong>zin –<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Autor<br />
Dr. Jürgen Heines<br />
18 Ave. de l´Abbé Guichard<br />
17340 Châtelaillon-Plage, Frankreich<br />
dr.heines@wanadoo.fr<br />
43
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Serie „Heilkräuter“ von Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Schilcher<br />
Die „Heilkräuter-Serie“ ist bereits als durchgehende Serie in<br />
drei Tageszeitungen gedruckt worden und soll in erster Linie<br />
<strong>di</strong>e Bevölkerung aufklären, welche Anwendungsgebiete<br />
wissenschaftlich bzw. ärztlich vertretbar und welche tra<strong>di</strong>tionellen<br />
volksme<strong>di</strong>zinischen In<strong>di</strong>kationen nicht akzeptiert<br />
werden können. Aus wissenschaftlicher Sicht ist <strong>di</strong>e neue<br />
vorliegende Heilkräuter-Serie also nicht vergleichbar mit<br />
der Serie „Was ist gesichert in der Phytotherapie“, welche<br />
zwischen 1995 und 2005 in der Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />
(„blaues“ Journal) gedruckt worden ist. Die vorlie-<br />
1 Kräuter<br />
2 Johanniskraut<br />
3 Goldrute<br />
4 Schafgarbe<br />
5 Beifuß und Wermut<br />
6/7 Blutwurz und<br />
Gänsefingerkraut<br />
8/9 Wildfrüchte des Herbstes<br />
10 <strong>Med</strong>izinalkürbis<br />
11 Huflattich und<br />
Schlüsselblume<br />
12 Schlüsselblume als<br />
Hustenmittel<br />
1 Kräuter<br />
Wildkräuter, Gewürzkräuter, Heilkräuter –<br />
Was versteht man darunter?<br />
Während Botaniker und Pharmazeuten unter „Kraut“ le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e<br />
oberir<strong>di</strong>schen Teile einer Pflanze, also Blüten, Blätter und Stängel<br />
als Ganzes verstehen und keinen Verwendungszweck damit verbinden,<br />
bringt <strong>di</strong>e Mehrzahl der Bevölkerung, nicht zuletzt durch<br />
<strong>di</strong>e zahlreich angebotenen „Kräuterwanderungen“, <strong>di</strong>e „Kräuter“<br />
mehr mit deren gesunder Anwendung in Verbindung. Dabei<br />
wird nicht allzu streng unterschieden, ob <strong>di</strong>e verwendeten oberir<strong>di</strong>schen<br />
Pflanzenteile als Salate, Gewürze etc. in der Küche ihre<br />
Verwendung finden oder als „Heilkräuter“, also als Arzneipflanzen<br />
im Sinne des Arzneimittelgesetzes zur Heilung, Linderung<br />
und Vorbeugung gesundheitlicher Beschwerden <strong>di</strong>enen.<br />
Es gibt eine Reihe wildgesammelter oder auch kultivierter<br />
Pflanzen, <strong>di</strong>e je nach Menge (Dosierung) oder Zubereitung, z.B.<br />
als frisch gesammelter oder als getrockneter Pflanzenteil, beide<br />
Verwendungszwecke erfüllen können.<br />
Mehrheitlich versteht man unter der Bezeichnung „Kräuter“<br />
Pflanzenteile mit einer arzneilichen Wirksamkeit, insbesondere<br />
wenn <strong>di</strong>e gesammelten bzw. geernteten Pflanzenteile<br />
getrocknet aufbewahrt werden. Letzteres bezeichnet man in<br />
13 Löwenzahn<br />
14 Bärlauch<br />
15 Frische Fichtenspitzen<br />
16 Brennnessel<br />
17 Spitzwegerich<br />
18 Hollunderblüten<br />
19 Augentrostkraut<br />
20 Walderdbeere<br />
21 Frauenmantel<br />
22 Ringelblume<br />
23 Hänge- und Moorbirke<br />
24/25 Kamille<br />
26 Engelwurz<br />
Praxis / Serie<br />
gende Artikel-Serie, <strong>di</strong>e ganz bewusst publikumsverständlich<br />
als „Heilkräuter-Serie“ bezeichnet wird, soll dem Arzt zeigen,<br />
welche nicht vertretbare Anwendungsempfehlungen an <strong>di</strong>e<br />
Bevölkerung durch sogenannte „Kräuterexperten“, <strong>di</strong>e weder<br />
eine me<strong>di</strong>zinische noch eine pharmazeutische Ausbildung<br />
besitzen, herangetragen werden. Als Zweites wird in der<br />
Artikel-Serie aufgezeigt, welche qualitativen Mängel und<br />
Risiken auftreten können, wenn man <strong>di</strong>e „Heilkräuter“ selbst<br />
sammelt und sich daraus selbst ein pflanzliches Heilmittel<br />
anfertigt.<br />
27 Meisterwurz<br />
28/29 Lavendel und Lavendelöl<br />
30 Weißdorn<br />
31 Beinwell<br />
32 Jakobskreuzkraut<br />
33 Waldmeister<br />
34 Schöllkraut<br />
35 Sanikel<br />
36 Rosmarin<br />
37 Sonnenhut<br />
38 Kapuzinerkresse<br />
39 Melisse<br />
40 Risikofreie Anwendung<br />
der pharmazeutischen Fachsprache als Droge, wobei eine Droge<br />
gemäß Arzneibuch nichts mit Heroin oder Marihuana zu tun<br />
hat. Die Berufsbezeichnung des Drogisten hängt u.a. damit zusammen,<br />
<strong>das</strong>s seit der „Kaiserlichen Verordnung vom Jahr 1901“<br />
getrocknete Arzneipflanzen auch außerhalb der Apotheke, vor-<br />
44 5/2010
5/2010<br />
Praxis / Serie<br />
nehmlich in Drogerien und später auch in Reformhäusern, vertrieben<br />
werden durften.<br />
Da „Kräuter“, genauer gesagt „Heilkräuter“ in der Regel jedoch<br />
nur bei Befindlichkeitsstörungen bzw. Befindlichkeitsstörungen<br />
mit geringem Krankheitswert oder bei sog. „banalen<br />
Erkrankungen“ (z.B. bei Katarrhen der oberen Atemwege) verwendet<br />
werden, ist den meisten Menschen wenig bewusst, <strong>das</strong>s<br />
es sich im Grunde genommen, laut Arzneimittelgesetz, um <strong>di</strong>e<br />
Anwendung von Arzneimitteln mit allen rechtlichen Konsequenzen,<br />
handelt.<br />
Aus meiner Sicht, der sich seit 1950 praktisch und wissenschaftlich<br />
mit der Anwendung von Heilpflanzen beschäftigt, ist<br />
gegen <strong>di</strong>e Renaissance der „Kräuteranwendungen“, speziell im<br />
Allgäu, nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil: ich begrüße es,<br />
<strong>das</strong>s <strong>di</strong>e alten Bauerngärten, in denen sich neben Gemüse und<br />
Gewürzpflanzen auch Arzneipflanzen zum Zweck der Selbstme<strong>di</strong>kation<br />
befinden, in Erinnerung gebracht werden. Bei den<br />
Therapieversprechungen sollte man aller<strong>di</strong>ngs zurückhaltender<br />
sein und sich nicht ausschließlich auf <strong>di</strong>e Überlieferung der tra<strong>di</strong>-<br />
2 Johanniskraut<br />
Mystik und wissenschaftliche Forschung<br />
miteinander vereint<br />
Es gibt wenige Arzneipflanzen bzw. Heilkräuter, bei denen <strong>di</strong>e<br />
mystische Vorstellung zur therapeutischen Wirksamkeit und <strong>di</strong>e<br />
nüchternen naturwissenschaftlichen Fakten, <strong>di</strong>e auf intensiver<br />
inter<strong>di</strong>sziplinärer Forschung der letzten 30 Jahre beruhen, so<br />
konträr gegenüber stehen, wie beim Johanniskraut.<br />
Die Vorstellung, <strong>das</strong>s im Johanniskraut <strong>di</strong>e „volle Energie<br />
der Sonne steckt“, weil <strong>di</strong>e Pflanze zum Zeitpunkt der höchsten<br />
Sonnenintensität, nämlich um Johanni, blüht und damit gegen<br />
Depressionen wirksam ist, mag gedanklich vom Ansatz her reizvoll<br />
sein, da ja auch von ärztlicher Seite <strong>di</strong>e Lichttherapie zur Behandlung<br />
von Depressionen eingesetzt wird, und Depressionen<br />
in den lichtreduzierten Jahreszeiten, z.B. im Winter häufiger auftreten<br />
als im Sommer.<br />
Die naturwissenschaftlichen Fakten, <strong>di</strong>e immerhin mit einem<br />
Forschungsetat von rund 50 Millionen Euro ermittelt worden<br />
sind, haben <strong>di</strong>eser Vorstellung aller<strong>di</strong>ngs Folgendes entgegen<br />
zu setzen:<br />
1. Je nach den jahreszeitlichen Temperaturen ist <strong>di</strong>e Blütezeit<br />
des Johanniskrautes nicht nur um den 24. Juni, sondern von<br />
Anfang Juni bis September.<br />
2. Ausführliche agrarwissenschaftliche und pflanzenphysiologische<br />
Stu<strong>di</strong>en zeigen, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e Sonneneinstrahlung nur zu<br />
15–20 % <strong>di</strong>e <strong>Bio</strong>synthese der wirksamen Inhaltsstoffe,<br />
<strong>di</strong>es sind hauptsächlich <strong>di</strong>e Gesamt-Hypericine, <strong>di</strong>e Gesamt-<br />
Flavonoide, <strong>das</strong> Hyperforin und <strong>di</strong>e Xanthine, beeinflusst.<br />
3. Für <strong>di</strong>e therapeutische Wirksamkeit sind – laut den sehr kostenaufwän<strong>di</strong>gen<br />
klinischen Stu<strong>di</strong>en – nicht nur ausreichende<br />
Mengen an Johanniskraut-Gesamtextrakt, sondern ganz<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
tionellen und teilweise krass überzogenen Anwendungsgebiete<br />
stützen, sondern auch jüngere Forschungsergebnisse mitberücksichtigen<br />
und vor allem <strong>di</strong>e Therapieempfehlungen von drei<br />
Sachverstän<strong>di</strong>gen- Kommissionen (eine nationale, eine europäische<br />
und eine WHO- Kommission) kennen bzw. respektieren.<br />
Systematische Untersuchungen zu unerwünschten Neben-<br />
und Wechselwirkungen existieren in den Berichten zur Anwendung<br />
von Heilkräutern in der tra<strong>di</strong>tionellen <strong>Med</strong>izin nicht,<br />
und sie wurden mehr oder weniger erst durch systematische<br />
naturwissenschaftliche Untersuchungen in den letzten 30 Jahren<br />
sowie durch <strong>di</strong>e erst seit 1978 vorgeschriebenen Nebenwirkungsmeldungen<br />
an <strong>das</strong> Bundesgesundheitsamt und <strong>di</strong>e Ärzte-<br />
und Apothekerkammern entdeckt.<br />
Die folgende, lockere „Heilkräuter-Serie“ beschäftigt sich vornehmlich<br />
mit solchen Heilkräutern, bei denen Fehler beim Sammeln,<br />
beim Pflanzen im eigenen Garten, bei der Herstellung und<br />
Anwendung der richtigen Zubereitung sowie bei der Verwendung<br />
bei nicht vertretbaren und nicht gesicherten In<strong>di</strong>kationen<br />
auftreten können.<br />
bestimmte Mindestmengen der oben genannten Inhaltsstoffe<br />
notwen<strong>di</strong>g. Je nachdem, welche der arzneilichen<br />
Wirkstoffe und wie viel davon jeweils enthalten ist, sind<br />
Johanniskrautzubereitungen bei leichten nervlichen Befindlichkeitsstörungen<br />
bis hin zu mittelschweren Depressionen<br />
einzusetzen.<br />
45
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Den niedrigsten Wirksamkeitsgrad, aufgrund mangelnder<br />
Wasserlöslichkeit einiger Inhaltsstoffe, besitzt der Johanniskraut-Tee.<br />
Stärker wirkt der Johanniskraut-Presssaft, gefolgt<br />
von einer alkoholisch-wässrigen Johanniskraut-Tinktur.<br />
Die stärkste Wirksamkeit besitzen standar<strong>di</strong>sierte (d.h. auf<br />
einen immer gleichen Wirkstoffgehalt eingestellte) alkoholisch-wässrige<br />
Trockenextrakte. Bei Trockenextrakten ist <strong>das</strong><br />
Auszugsmittel (hier Alkohol-Wasser) wieder vollstän<strong>di</strong>g entfernt.<br />
Zur Therapie leichter bis mittelschwerer Depressionen<br />
ist <strong>di</strong>e tägliche Einnahme von 900 mg Gesamtextrakt<br />
notwen<strong>di</strong>g.<br />
Fertigarzneimittel (z.B. Kapseln) mit ausreichenden Extraktmengen<br />
und klinischen Stu<strong>di</strong>en zur Wirksamkeits- und Unbedenklichkeit<br />
werden zur Therapie von mittelschweren<br />
Depressionen sogar von den gesetzlichen Krankenkassen<br />
erstattet. Dagegen sind Johanniskraut-Tee, Pulver oder<br />
Frischpflanzenpresssaft laut Bewertung der Sachverstän<strong>di</strong>genkommission<br />
beim Bundesinstitut für Arzneimittel le<strong>di</strong>glich<br />
geeignet, <strong>das</strong> Befinden bei nervlicher Belastung zu<br />
verbessern. Dazu gehören auch alle unterdosierten Johanniskraut-Arzneimittel<br />
im freiverkäuflichen Bereich<br />
(Drogerie, Al<strong>di</strong> etc.)<br />
Beim Sammeln von Johanniskraut muss Folgendes beachtet<br />
werden: Neben dem arzneilich verwendeten echten Johanniskraut,<br />
dem Tüpfel-Hartheu (Stammpflanze Hypericum perforatum<br />
L), existieren in Deutschland noch weitere 16 (!) Johanniskrautarten,<br />
davon kommen 5 im Allgäu vor.<br />
Obwohl <strong>das</strong> me<strong>di</strong>zinisch verwendete echte Johanniskraut<br />
anhand mehrerer charakteristischer Merkmale gut zu erkennen<br />
ist, wird dennoch relativ häufig falsches Johanniskraut gesammelt,<br />
z.B. <strong>das</strong> Berg-Johanniskraut (Hypericum montanum L.), <strong>das</strong><br />
in Regionen über 1000 m vermehrt vorkommt.<br />
Ein aus dem Berg-Hartheu hergestelltes Johanniskraut-Öl<br />
besitzt eine bräunliche Farbe, da <strong>di</strong>ese Art nur einen sehr geringen<br />
Gehalt an den rotfärbenden Hypericinen besitzt.<br />
Generell ist zu selbstgesammeltem echtem Johannikraut<br />
zu sagen, <strong>das</strong>s im Unterschied zu Johanniskraut, <strong>das</strong> aus kontrolliertem,<br />
ökologischen Anbau stammt, keine Garantie für reproduzierbare<br />
Wirkstoffgehalte gegeben ist und je nach Sammel-Standort,<br />
Erntezeitpunkt und weiteren Einflussfaktoren wie<br />
z.B. „chemischen Rassen“ entweder gute oder unbefrie<strong>di</strong>gende<br />
Wirkungen zu verzeichnen sind.<br />
Zur Linderung leichter nervöser Unruhezustände, wie sie<br />
manchmal in den Wechseljahren auftreten, reicht in der Regel<br />
<strong>di</strong>e 3 x tägliche Einnahme eines kräftigen Johanniskrauttees aus<br />
einer guten Teedroge, <strong>di</strong>e durchaus auch aus Wildsammlung<br />
stammen kann (1 geh. Teelöffel zerkleinertes Johanniskraut auf<br />
150 ml heißes Wasser).<br />
Bei einer Tee-Zubereitung muss beachtet werden, <strong>das</strong>s<br />
<strong>di</strong>e wichtigsten wirksamkeitsmitbestimmenden Inhaltsstoffe<br />
beim Erhitzen zerstört werden und der optimale Übergang der<br />
Wirkstoffe in <strong>di</strong>e Teezubereitung bei 60° C erfolgt. Bei höheren<br />
Temperaturen, z.B. beim Kochen des Tees, kommt es zu einer<br />
unerwünschten Veränderung der Wirkstoffe zu unwirksamen<br />
Abbauprodukten.<br />
Johanniskraut-Rotöl zur äußerlichen, oberflächlichen Behandlung<br />
von Schürfwunden, Verbrennungen ersten Grades,<br />
Sonnenbrand und Wundliegen (Dekubitus) besitzt dann eine<br />
Praxis / Serie<br />
besonders starke entzündungshemmende Wirkung, wenn <strong>das</strong><br />
Pflanzenmaterial etwa Mitte August gesammelt wird und neben<br />
den Blüten, Knospen und Blättchen bereits rund 20 % Früchte<br />
enthält. Der Ölauszug ist in <strong>di</strong>esem Falle, zusätzlich zu den anderen<br />
Wirkstoffen, reich an Hyperforin, <strong>das</strong> eine starke entzündungshemmende<br />
Wirkung besitzt.<br />
Für <strong>di</strong>e geruchliche Verbesserung gibt man zu 100 ml Rotöl<br />
20 Tropfen echtes Lavendelöl (mit Arzneibuch-Qualität aus<br />
Lavan dula angustifolia M.).<br />
Wird Rotöl zur Massage bzw. zum Einreiben bei rheumatischen<br />
Muskelbeschwerden, z.B. zur Lockerungsmassage bei<br />
Muskelkater verwendet, versetzt man 100 ml mit 50 Tropfen<br />
echtem Eukalyptusöl und 30 Tropfen echtem Rosmarinöl (Arzneibuch-Qualität).<br />
Johanniskraut-Rotöl gibt es auch in Kapselform zur innerlichen<br />
Einnahme.<br />
Von <strong>di</strong>esen Produkten ist nur eine Wirksamkeit bei leichten<br />
Verdauungsbeschwerden zu erwarten, nicht aber bei nervöser<br />
Unruhe oder gar Depressionen.<br />
Lebensmittel mit Johanniskraut, z.B. in Joghurt oder Johanniskraut-Likör,<br />
haben keinerlei arzneiliche Wirkung.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher<br />
46 5/2010
5/2010<br />
Praxis / Serie<br />
„Morgens wie ein Kaiser –<br />
mittags wie ein Bürger –<br />
abends wie ein Bettelmann“<br />
Zur Chronobiologie der Ernährung<br />
Alle Vorgänge im menschlichen Körper sind biologischen<br />
Rhythmen unterworfen: Schnelle Oszillationen (Zellmembran),<br />
Schwingungen im Minutentakt (Vasomotion Gehirntätigkeit)<br />
langfristige Rhythmen im Wochen-, Monat- und Jahresverlauf<br />
(Reproduktion, Zellteilung). Aktuelle Forschungen zeigen, <strong>das</strong>s<br />
sogar unsere Gene nach inneren Uhren ticken.<br />
Der Tag-Nacht-Wechsel, der Schlaf-Wachrhythmus und<br />
<strong>di</strong>e mit ihm verbundenen Veränderungen der körperlichen und<br />
psychischen Vorgänge ist <strong>das</strong> eindruckvollste rhythmische Lebensphänomen.<br />
Jede Zelle, jedes Organsystem muss zwischen<br />
Aktivität und Regeneration, zwischen der spezifischen Leistung<br />
und Funktion einerseits und der Sicherung von Ordnung und<br />
Bestand andererseits alternieren. Diesem cirka<strong>di</strong>anen Rhythmus<br />
folgen <strong>di</strong>e Thermoregulation, <strong>di</strong>e Herzkreislaufregulation,<br />
Atmungsfunktionen und auch <strong>di</strong>e hormonellen und vegetativen<br />
Funktionen der Verdauung und des gesamten Stoff-<br />
Der Tagesrhythmus<br />
ca. 2 bis 4 Uhr: Die Körpertemperatur, <strong>di</strong>e Atemfrequenz, der Speichelfluss,<br />
<strong>di</strong>e Gallenblasenkontraktion, <strong>di</strong>e Harnmenge sind am Tiefpunkt, ebenso <strong>das</strong><br />
körperliche und geistige Leistungsvermögen. Für Normalschläfer ist <strong>das</strong> <strong>di</strong>e<br />
Zeit der „biologischen Mitternacht“. Die Tagesereignisse des Vortages werden<br />
aufgearbeitet, <strong>das</strong> Langzeitgedächtnis wird gebildet. Der Organismus ist jetzt<br />
intensiv mit physischer und psychischer Selbstregeneration beschäftigt.<br />
ab 4 Uhr: Der Kortisolspiegel steigt und regelt <strong>di</strong>e Immunfunktionen zurück.<br />
6 Uhr: Die Atemfrequenz, der Speichelfluss steigen langsam. Knorpel- und<br />
Bindegewebe sind am stärksten gequollen.<br />
9 Uhr: Speichelfluss, Vitalkapazität und Blutdruck steigen rasch an.<br />
10 bis 12 Uhr: Körperliches und geistiges Hoch, auch <strong>di</strong>e Stimmung ist gut.<br />
ca. 12 Uhr: Kurz nach Mittag rasseln wir ins Mittagstief, der Organismus will<br />
Ruhe, unabhängig davon, was und wie viel man gegessen hat. Nach Möglichkeit<br />
ein kurzes Schläfchen machen.<br />
ab 15 Uhr: Die Konzentrationsfähigkeit steigt, neuer Schwung beflügelt <strong>di</strong>e<br />
Arbeit, <strong>di</strong>e Körpertemperatur ist in <strong>di</strong>eser Phase am höchsten.<br />
16 Uhr: Der Speichelfluss, <strong>di</strong>e Proteinkonzentration (Ptyalin) des Speichels,<br />
<strong>di</strong>e Magensäureproduktion, <strong>di</strong>e Harnmenge nehmen ab. Die Verdauungskapazität<br />
nimmt langsam ab. Das Immunsystem beginnt zu arbeiten.<br />
17 Uhr: Wir erreichen unseren zweiten Höhepunkt: <strong>di</strong>e Arbeitskapazität<br />
<strong>di</strong>e muskuläre Dauerleistungsfähigkeit. Nun ist eine gute Zeit für Sport und<br />
Training, aber auch für geistige Höchstleistungen.<br />
ab 19 Uhr: Der Körper schaltet allmählich auf Sparflamme zurück, Vitalkapazität,<br />
Blutdruck und Puls sinken, auch <strong>di</strong>e Konzentrationsfähigkeit lässt nach.<br />
Abschalten ist angesagt.<br />
ab 20 Uhr: Die Reaktionszeit nimmt zu, wir werden langsamer, der Organismus<br />
bereitet sich auf <strong>di</strong>e Nachtruhe vor. Die Magensekretion und Gallenblasenaktivität<br />
haben ihren Tiefpunkt erreicht: „Dienstschluss“ für <strong>di</strong>e Verdauung!<br />
Keine größere Mahlzeit mehr zu sich nehmen!<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
wechsels. Der innere Rhythmus liegt bei etwa 23-27 Stunden<br />
und wird durch äußere perio<strong>di</strong>sche Umwelteinflüsse ähnlicher<br />
Frequenz, vor allem der Wechsel von Hell und Dunkel und <strong>di</strong>e<br />
Aufnahme von Nahrung auf den Tagesrhythmus von 24-Stunden<br />
genormt.<br />
„Taktgebend“ wirkt der Suprachiasmatische Nucleus (kurz<br />
SCN genannt). Die Nähe zum Sehsinn kommt nicht von ungefähr,<br />
denn <strong>di</strong>e über <strong>di</strong>e Augen aufgenommenen Lichtsignale<br />
sind für unsere innere Uhr von ebenso großer Bedeutung wie<br />
ihre Verschaltung mit der Epiphyse und Hypophyse. Rhythmusgebendes<br />
Hormon ist <strong>das</strong> Melatonin. Bei Eintritt der Dämmerung<br />
und in der Dunkelheit wird es in der Epiphyse, im Darm und in<br />
der Retina gebildet und zentral freigesetzt. Die Konzentrationen<br />
steigen in der Nacht um den Faktor zehn an, <strong>das</strong> Maximum wird<br />
gegen drei Uhr morgens erreicht. Es induziert <strong>di</strong>e Tiefschlafphase,<br />
aktiviert unser Immunsystem, regelt alle biologischen und<br />
oxidativen Prozesse herunter, hemmt <strong>das</strong> Wachstum von Krebszellen<br />
und stimuliert <strong>di</strong>e Ausschüttung des Wachstumshormons<br />
Somatotropin. Es wirkt selbst als Antioxidans und ist insofern<br />
verantwortlich für Reparatur und Regenerationsvorgänge in<br />
den Zellen und Geweben, wie Knorpel, Knochen, Muskel- und<br />
Eiweißstrukturen.<br />
Das ebenfalls nachtaktive Wachstumshormon mobilisiert<br />
<strong>das</strong> im Fettgewebe eingelagerte Fett und ist ein natürlicher Gegenspieler<br />
des Insulins. Wer nachts also sein Speicherfett verbrennen<br />
will, sollte durch eine eiweißbetonte und Kohlenhydratfreie<br />
Abendmahlzeit den Blutzucker und <strong>di</strong>e Insulinausschüttung<br />
am Abend unterbinden, damit Fett abgebaut werden kann.<br />
Ernährung nach der inneren Uhr<br />
Ein Leben im Rhythmus, feste regelmäßige Essenszeiten, stabilisieren<br />
<strong>di</strong>e Gesundheit. Wer den Wechsel aus Aktivität und Regeneration<br />
weitgehend nach der inneren Uhr ausrichtet, regelmäßig<br />
isst, ausreichend und tief schläft, lebt gesünder.<br />
Also frühstücken wie ein Kaiser?<br />
Den einzelnen Mahlzeiten sollte ein unterschiedliches Gewicht<br />
zukommen. Das Frühstück bricht <strong>das</strong> nächtliche Fasten, wie der<br />
englische Ausdruck „breakfast“ trefflich verrät. Nicht jeder wird<br />
aller<strong>di</strong>ngs in der Lage sein, morgens in der Frühe „wie ein Kaiser<br />
zu essen“. Im Tagesrhythmus bestehen durchaus interin<strong>di</strong>viduelle<br />
Unterschiede (s. Abb. 3). Menschen, <strong>di</strong>e morgens langsam<br />
in Schwung kommen, können nur wenig oder erst später frühstücken<br />
– eher „wie ein Bürger:“ eine Scheibe Brot mit Butter und<br />
eventuell etwas Honig, dazu ein Ei. Chronobiologen nennen sie<br />
„Eulen“. Bei ihnen sollte <strong>das</strong> Mittagessen <strong>di</strong>e „Kaisers“-Mahlzeit<br />
sein. Auch Verdauungskranke und Stoffwechselkranke haben<br />
morgens eine längere Anlaufzeit.<br />
Die anderen, <strong>di</strong>e „Lerchen“, vertragen sofort ein üppiges<br />
Mahl. Ihnen bekommen am Morgen eiweißreiche Speisen gut<br />
(s. Abb. 1). Sie werden nach dem Aufstehen in Wärme umgewandelt.<br />
Ein Ei, ein Käsebrot oder ein japanisches Frühstück mit Fisch<br />
sind ein guter Start in den Tag.<br />
Das Mittagessen wird im hektischen Arbeitsalltag zu oft vernachlässigt.<br />
Ihm kommt jedoch starke zeitordnende Kraft zu. Es<br />
strukturiert den Tag und lässt uns im Arbeitsalltag innehalten<br />
und auch durchatmen. Eine gemischte leicht verdauliche Kost<br />
47
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Abb. 1: Morgendliche eiweißreiche Testmahlzeiten steigern den<br />
Ruheumsatz und <strong>di</strong>e O 2 -Aufnahme nachhaltiger als abendliche<br />
(G. hildebrandt).<br />
Abb. 2: zeigt <strong>di</strong>e unterschiedliche Gewichtsentwicklung mit Darstellung<br />
der tagesrhythmischen Schwankungen von Versuchspersonen<br />
deren Nahrungsaufnahme entweder am Morgen oder am<br />
Nachmittag erfolgte (halberG).<br />
Abb. 3: Mittlerer<br />
Tagesgang der<br />
Körpertemperatur<br />
bei verschiede nen<br />
Phasenlagen des<br />
Tagesrhythmus unter<br />
gleichmäßiger<br />
Ruhebe<strong>di</strong>ngung<br />
(G. hildebrandt)<br />
Praxis / Serie<br />
aus Eiweißträgern, Fett und Kohlenhydratbeilagen lässt uns nicht<br />
so sehr in <strong>das</strong> Stoffwechselmittagstief hineinfallen. Doch sollte<br />
man sich ruhig eine Pause gönnen: <strong>das</strong> sogenannte „Power-<br />
Napping“ fördert <strong>di</strong>e nachmittagliche Konzentration und beugt<br />
Stress und Krankheiten vor.<br />
So üppig, wie der Tisch in der Frühe gedeckt sein darf, so<br />
spartanisch sollte <strong>das</strong> Abendessen ausfallen: möglichst früh,<br />
möglichst leicht und möglichst knapp essen – eben „wie<br />
ein Bettelmann“. Die Verdauung einer großen (!) Mahlzeit<br />
braucht 6 bis 8 Stunden. Das würde sich nach einer zu reichlichen<br />
und späten Abendmahlzeit bis tief in <strong>di</strong>e Nacht hineinziehen.<br />
Nachts arbeiten <strong>di</strong>e Verdauungsorgane aber nur mit geringer<br />
Kraft. Man sollte ihnen daher in <strong>di</strong>eser Zeit nicht zuviel Arbeit<br />
aufbürden. Man fühlt sich am nächsten Morgen frischer, weniger<br />
benommen. Man läuft schneller an.<br />
Je später der Tag, desto mehr lagert der Körper Nahrung als<br />
Fett ein. Selbst wenn Menschen <strong>di</strong>e gleiche Menge an Kalorien<br />
verzehren, nehmen sie doch deutlich mehr zu, wenn <strong>das</strong> Abendessen<br />
<strong>di</strong>e schwerste Mahlzeit bildet (Abb. 2). Wer zwei bis drei<br />
Stunden vor dem zu Bett gehen <strong>das</strong> letzte Mal speist und dabei<br />
bevorzugt leichte Kost einnimmt, der hat zur Schlafenszeit einen<br />
höheren Melatoninspiegel im Blut. Das sorgt für einen tiefen, erholsamen<br />
Schlaf.<br />
Besonders Übergewichtige kommen abends gut mit einer<br />
kohlenhydratarmen Mahlzeit zurecht: Etwa 80-100 g Fisch oder<br />
leichtes Fleisch, dazu eine kleine Kartoffel oder etwas mildes<br />
gekochtes Gemüse, eine Suppe oder eine kleine Käseplatte. Dadurch<br />
wird <strong>di</strong>e nächtliche Fettverbrennung angeheizt. Je später<br />
<strong>di</strong>e Essenszeit, desto kleiner <strong>di</strong>e Mahlzeit und desto leichter <strong>di</strong>e<br />
Lebensmittel!<br />
Besonders ungesund ist es, nachts den Kühlschrank zu plündern.<br />
Das bringt <strong>di</strong>e innere Uhr völlig aus dem Gleichgewicht. Es<br />
wird weniger Insulin und auch weniger Leptin gebildet. Dadurch<br />
wird <strong>das</strong> Genaschte schlechter verdaut als am Tag und auch <strong>di</strong>e<br />
Sättigung wird sich nicht richtig einstellen. Wer <strong>di</strong>e Völlerei im<br />
Dunkeln nicht lassen kann, erhöht auf lange Sicht sogar sein<br />
Risiko für Diabetes und Übergewicht.<br />
In der „gesunden“ Mittelmeerkost liegen zwar <strong>di</strong>e Hauptmahlzeiten<br />
in den kühleren Abendstunden, doch bestehen jene<br />
tra<strong>di</strong>tionellerweise aus sehr leichten, leichtverdaulichen und<br />
kleinen Gängen (Gemüsesuppe, kleiner Fischgang, etwas Käse,<br />
kleine Süßspeise, Weißbrot) – verteilt und mit Ruhe genossen!<br />
Literatur bei der Verfasserin<br />
Referent Dr. Monika Pirlet-Gottwald<br />
Kurs ERN- Weiterbildung Ernährungsme<strong>di</strong>zin – Teil 1<br />
Datum / Zeit 16.-20. März 2011 / jeweils 8:00 bis 18:00<br />
Kurs ERN- Weiterbildung Ernährungsme<strong>di</strong>zin – Teil 2<br />
Datum / Zeit 30. März - 3. April 2011 / jeweils 8:00 bis 18:00<br />
Kurs SEM- Fallseminar Magen-Darm-Erkrank. / Ernähr. als Therapie<br />
Datum / Zeit 31. März 2011 / 9:00 bis 18:00<br />
Autorin<br />
Dr. med. Monika Pirlet-Gottwald<br />
prakt. Ärztin<br />
Paganinistraße 98<br />
81247 München<br />
48 5/2010
5/2010<br />
ZAEN<br />
ARBEITSKREIS<br />
BIO–PHYSIKALISCHE THERAPIE<br />
Tagesthemenkonferenz<br />
Der Arbeitskreis <strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie führte am 1. Oktober<br />
2010 erstmalig eine Tagesthemenkonferenz mit Referenten aus<br />
Forschung, Klinik und Praxis durch. Nach Aussage des Präsidenten<br />
des ZAEN, Herrn Dr. med. olaf kuhnke, war <strong>di</strong>eses Symposium<br />
<strong>di</strong>e bestbesuchte Veranstaltung des gesamten Herbstkongresses<br />
(10 % aller Teilnehmer).<br />
Im gut gefüllten kleinen Kursaal fanden sich viele Ärzte zusammen,<br />
um sich von Kollegen erstmalig zur BEMER-Therapie,<br />
<strong>di</strong>eser innovativen, gezielten und wirksamen physikalischen<br />
Therapie einer gestörten Mikrozirkulation im menschlichen Organismus,<br />
informieren zu lassen. Die Vielzahl der sehr gezielten<br />
Fragen in den Diskussionen nach den einzelnen Referaten zeugten<br />
von hoher Aufmerksamkeit und großem Interesse der Teilnehmer<br />
über den ganzen Tag und spiegelten <strong>di</strong>e hohe Qualität<br />
der eingesetzten internationalen Referenten wider. Die Meinung<br />
eines teilnehmenden Arztes: „Eine solche, qualitativ hochwertige<br />
Zusammenfassung vom Modell der Schmerzübertragung im<br />
Neuron (Dr. PhiliPP) über <strong>di</strong>e Erkenntnisse der Mikrozirkulation<br />
von Univ.Doz. Dr. kloPP bis zu den Therapiebeispielen verschiedener<br />
Praktiker und den wissenschaftlichen Erkenntnissen von<br />
Frau Prof. Dr. rihova aus Prag lässt sich so schnell nicht wiederholen<br />
und es tut mir für jeden leid, der <strong>di</strong>ese „geballte Ladung“<br />
versäumt hat!“<br />
Im Anschluss an <strong>das</strong><br />
Symposium fand, unter<br />
großer Beteiligung der<br />
Mitglieder, eine Sitzung<br />
des Arbeitskreises „<strong>Bio</strong>-<br />
Physikalische Therapie“<br />
statt. Angeregt durch<br />
<strong>di</strong>e ausgezeichneten Referate<br />
in der Konferenz<br />
folgten zahlreiche interessierte<br />
Ärzte der Einladung,<br />
an <strong>di</strong>eser Sitzung<br />
als Gäste teilzunehmen.<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Sie hatten dabei <strong>di</strong>e Gelegenheit, sich über <strong>di</strong>e Möglichkeiten<br />
zu informieren, <strong>di</strong>e der Arbeitskreis seinen Mitgliedern<br />
anbietet. Diese können praktisch ohne wesentliche Kosten zuerst<br />
einmal ein Therapiesystem nutzen, um <strong>di</strong>e Wirkungen der<br />
BEMER-Therapie selbst zu erfahren. Danach können sie mit ihren<br />
Patienten an einer internationalen Fallsammlung teilnehmen.<br />
Dabei stehen ihnen stän<strong>di</strong>g 3 Gerätesysteme für ihre Praxis zur<br />
Verfügung, um <strong>di</strong>ese den Patienten zur effektiven Heimanwendung<br />
mitzugeben. Diese Anwendungen müssen ärztlich dokumentiert<br />
werden. Der Arbeitskreis wird <strong>di</strong>e Dokumentationen<br />
auswerten und <strong>di</strong>e Ergebnisse publizieren. In den regelmäßigen<br />
Treffen des Arbeitskreises wird über Forschungsergebnisse und<br />
über Therapieerfolge berichtet oder über schwierige Fälle <strong>di</strong>skutiert.<br />
Am Samstag folgte, auf Einladung der IPO (International<br />
Prevention Organisation) und unter Vorsitz Ihres Präsidenten<br />
Prof. Dr. Dr. karlheinZ SchMidt aus Tübingen, eine Konsensuskonferenz<br />
zur BEMER-Therapie. Ein absolutes „Highlight“ für den<br />
Arbeitskreis. Ein hochrangiges Gremium von internationalen Kapazitäten,<br />
Or<strong>di</strong>narien, Klinikleitern und Experten wür<strong>di</strong>gte den<br />
derzeitigen Forschungsstand zu den Wirkmechanismen und zu<br />
den bisher erzielten Therapieerfolgen. Gleichzeitig gab es zahlreiche<br />
Anregungen, wie Forschung und Weiterentwicklung in<br />
den nächsten Jahren gestaltet werden sollten. Als Extrakt aus<br />
den Beiträgen und den ausführlichen Diskussionen einigten sich<br />
<strong>di</strong>e Teilnehmer auf eine 6 Thesen umfassende Deklaration, den<br />
„Internationalen Palmenwald Konsensus“. (siehe Dokument auf<br />
Seite 50)<br />
Insgesamt ist der Arbeitskreis <strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie mit<br />
dem Verlauf der Konferenzen und dem derzeitigen Status sehr<br />
zufrieden, da sich sowohl <strong>di</strong>e inhaltliche, als auch <strong>di</strong>e Entwicklung<br />
der Mitgliederzahl, angesichts der kurzen Zeit seines Bestehens,<br />
überaus positiv darstellt.<br />
Fazit<br />
Im Rahmen der neu zu gestaltenden Ausbildung in Naturheilverfahren<br />
wird <strong>di</strong>ese biophysikalische Therapie sicher einen adäquaten<br />
Platz finden. In der nächsten Zeit wird der Arbeitskreis<br />
eine detaillierte Zusammenfassung der Beiträge der ganzen<br />
Konferenz in einer Broschüre herausgeben. Diese Broschüre und<br />
weitere Unterlagen senden wir Ihnen gerne auf Anfrage zu.<br />
Dr. med. Wolfgang Bohn<br />
Leiter des Arbeitskreises <strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie<br />
49
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Kontaktadresse:<br />
<strong>Med</strong>ical Expert Center<br />
BEMER Int. AG<br />
Austrasse 15<br />
FL 9495 Triesen<br />
Fürstentum Liechtenstein<br />
Tel. 00423 3993999<br />
Fax 00423 3993998<br />
E-Mail:<br />
wolfgang.bohn@bemergroup.com<br />
International Palmenwald Consensus<br />
on the significance of bemer-therapy<br />
1. The intensive research on BEMER therapy during the last 12<br />
years by scientists and clinicians in many countries has led in<br />
2010 to the consensus that BEMER therapy has a significant<br />
potential in the prevention and treatment of a large number<br />
of <strong>di</strong>seases.<br />
2. Research and development over the last 6 years were targeted<br />
on the improvement of the unique pulse in BEMER therapy<br />
by using specific imaging technology. Based upon these<br />
results there is now general agreement that in present<br />
me<strong>di</strong>cine this physical mode is able to improve in the whole<br />
body <strong>di</strong>sordered blood <strong>di</strong>stribution in microcirculation by<br />
well <strong>di</strong>rected and efficacious stimulation of local and superior<br />
vasomotion of arterioles and venoles as basic regulative<br />
requirement to start recovering from <strong>di</strong>seases in general.<br />
3. Specific areas in which BEMER therapy has proven to be<br />
efficacious are mainly <strong>di</strong>seases which are causally or collaterally<br />
sourced by <strong>di</strong>sordered regulative blood <strong>di</strong>stribution such<br />
as <strong>di</strong>abetes following <strong>di</strong>sorders, wound healing, sclerosis<br />
multiplex, pain reliefe, orthopae<strong>di</strong>c, sleep and a number of<br />
chronic age-related <strong>di</strong>sorders as well as sports me<strong>di</strong>cine.<br />
Freudenstadt, 02. Oktober 2010<br />
Wissenschaftliches Programm<br />
Nächste Termine:<br />
� <strong>Med</strong>izinische Woche<br />
Baden-Baden<br />
30.10.2010, 14.30-16.00 Uhr<br />
Sitzungsraum 10, 2.OG<br />
Dr. med. Wolfgang Bohn<br />
Nach 6 Jahren Forschung:<br />
Erste gezielte physikalische Therapie<br />
einer gestörten Mikrozirkulation<br />
4. It is quite clear that there is a great need for further clinical<br />
and basic science research. From this research highly<br />
promising results can be expected further demonstrating<br />
the benefit of BEMER therapy in an even broader spectrum<br />
of me<strong>di</strong>cal fields and prevention.<br />
5. There is a great need for improvement in public awareness of<br />
the preventive and therapeutic benefits of BEMER therapy<br />
also reflecting the fact that there is clear evidence that this<br />
treatment is safe and without side effects.<br />
6. In ad<strong>di</strong>tion there is substantial agreement that governmental<br />
agencies, health professionals and the me<strong>di</strong>a should promote<br />
information transfer to the general public that there is clear<br />
scientific, clinical, socio-economic and practical evidence<br />
on the benefits of BEMER therapy.<br />
Freudenstadt October o2, 2o1o<br />
ca dr. med. phd i. bernát // dr. med. wolfgang bohn // dr. ilona horvath-beck // dr. phd p. kesserü //<br />
ca dr. med. habil. phd j. kiss // ca dr. med. rainer klopp // dr. med. olaf kuhnke // dr. med. siegfried schmotz-leyrer //<br />
dr. med. j. piatkowski // prof. dr. med. b. rihova // prof. dr. dr. k. schmidt // ca dr. med. l. weisskopf<br />
� Bundeskongress<br />
Privatme<strong>di</strong>zin<br />
04.12. 2010, Köln<br />
Vortrag Dr. Wolfgang Grebe/<br />
Dr. Wolfgang Bohn<br />
BEMER Therapie: Erste gezielte physikalische<br />
Therapie einer gestörten<br />
Mikrozirkulation ist <strong>di</strong>e wirtschaftlichste<br />
IGeL-Geräteleistung für <strong>di</strong>e<br />
Praxis<br />
ZAEN<br />
� Kongress <strong>Med</strong>izin 2011<br />
Stuttgart 28.01. – 30. 01. 2011<br />
Fachvortrag N.N.<br />
Hinweis:<br />
Auf der ZAEN-Homepage unter<br />
„<strong>Bio</strong>physikalische Therapie“ finden<br />
Sie Videos zur erwähnten Konsensus-<br />
konferenz und zum Arbeitskreis<br />
<strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie<br />
50 5/2010
5/2010<br />
ZAEN<br />
Nachruf auf Heinz-Jürgen Bach<br />
Dr. med. heinZ-Jürgen bach ist am 17. August 2010 mit 63 Jahren<br />
einem Krebsleiden erlegen. Geboren am 1. Dezember 1946 in<br />
Solingen verbrachte er unter der Obhut fürsorglicher Eltern eine<br />
heitere und sorglose Kindheit.<br />
Nach einigen Semestern der<br />
Jurisprudenz an der Universität<br />
Köln begann er <strong>das</strong> Stu<strong>di</strong>um<br />
der <strong>Med</strong>izin 1973 an der Universität<br />
Münster. Staatsexamen,<br />
Approbation und Promotion<br />
absolvierte er an der Universität<br />
Düsseldorf.<br />
Dr. med. heinz-JürGen bach<br />
1.12.1946 – 17.8.2010<br />
Nach seiner Approbation<br />
1980 arbeitete er als Assistenzarzt<br />
für Innere <strong>Med</strong>izin am<br />
Roten Kreuz Krankenhaus in<br />
Wuppertal und am Städtischen Krankenhaus in Solingen. Forschungsschwerpunkte<br />
der Aus- und Weiterbildung waren <strong>di</strong>e<br />
Onkologische Immunologie und <strong>di</strong>e Onkologie. Von 1976 bis<br />
1980 promovierte er am Pathologischen Institut der Universtät<br />
Düsseldorf (Prof. Dr. franZ borchard) über „Immunhistochemische<br />
Untersuchungen über T- und B-Lymphozyten in Frühkarzinomen<br />
und fortgeschrittenen Karzinomen des Magens“ mit der<br />
Note „sehrgut“.<br />
1987 und 1988 arbeitete er als Gastarzt am Institut für Immunologie<br />
der Universität Helsinki (Prof. tallberg) über <strong>di</strong>e Aufarbeitung<br />
autologer Tumorvakzine und deren klinische Anwendung<br />
an onkologischen Patienten. Von <strong>di</strong>eser Metho<strong>di</strong>k sollten viele<br />
seiner späteren Tumorpatienten profitieren.<br />
Die Niederlassung erfolgte am 1. Januar 1985 als Allgemeinarzt<br />
mit Sportme<strong>di</strong>zin und Koloproktologie in Krefeld-Ür<strong>di</strong>ngen.<br />
Eine Krebserkrankung im engsten Familienkreis ermutigte ihn<br />
jedoch, sich ausschließlich der Onkologie zu widmen. 1990<br />
verlegte er seine Praxis nach Solingen, <strong>di</strong>e er als onkologische<br />
Schwerpunktpraxis unter Mitwirkung seiner späteren Frau ilona<br />
ridderS fortführte. Um seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet<br />
der Onkologie und Tumorimmunologie zu intensivieren, gründete<br />
er <strong>das</strong> Institut für Klinische Krebsforschung. Seit 1990 war<br />
er gemäß den Statuten der KBV als verantwortlich onkologischer<br />
Arzt zugelassen.<br />
Er war Mitglied der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen<br />
Gesellschaft für Onkologie, der Gesellschaft zur Förderung<br />
der ambulanten Krebstherapie, der Gesellschaft für biologische<br />
Krebsabwehr, der Internationalen Gesellschaft für Thymologie<br />
und Immuntherapie, der internationalen experimentellen Krebsforschungsgesellschaft<br />
„Metastasis Research Society“, Mitglied<br />
des onkologischen Arbeitskreises der niedergelassenen onkologisch<br />
tätigen Ärzte des linken Niederrhein, der onkologischen<br />
Arbeitsgemeinschaft der Universität Düsseldorf, des onkologischen<br />
Schwerpunktes linker Niederrhein, sowie Gründungsmitglied<br />
und Vizepräsident der Europäischen Gesellschaft für angewandte<br />
Immunologie.<br />
Neben zahlreichen Vorträgen auf Krebskongressen und<br />
Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften, veranstaltete<br />
Dr. bach Kongresse und Workshops über Krebs- und Alternativ-<br />
<strong>Med</strong>izin. Er rief <strong>di</strong>e Fortbildungsveranstaltungen und Fortbildungskurse<br />
in <strong>Bio</strong>logischer Krebstherapie in Baden Baden und<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Freudenstadt ins Leben, <strong>di</strong>e von vielen Ärzten in Anspruch genommen<br />
wurden und außerordentlich erfolgreich waren. Er hat<br />
damit einen Beitrag geleistet, bessere und neuere Therapiemöglichkeiten<br />
für Krebskranke einem größeren Ärztekreis zu erschließen.<br />
Frühzeitig hat er <strong>di</strong>e Immuntherapie bei verschiedenen<br />
Krebsarten erfolgreich angewandt und biologische Therapien<br />
mit konventionellen Krebstherapien, wie etwa der Chemotherapie,<br />
kombiniert. Schon ab 1990 setzte er zur Therapie von fortgeschrittenen<br />
Tumoren zusätzlich immunstimulierende Substanzen<br />
ein, wie z.B. Interferon, Interleukin, Thymus und Mistel.<br />
Er arbeitete mit Leidenschaft und Freude an dem, was er tat,<br />
nämlich zu forschen und <strong>di</strong>e Erkenntnisse zum Wohl seiner Patienten<br />
praktisch umzusetzen. Aber neben dem Therapieerfolg<br />
stand für ihn immer <strong>di</strong>e Lebensqualität des kranken Menschen<br />
im Vordergrund. Es war ihm sehr wichtig, <strong>di</strong>e Patienten umfassend<br />
zu informieren und mit in <strong>di</strong>e Entscheidung über <strong>di</strong>e zur<br />
Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten einzubeziehen,<br />
um voll und ganz hinter dem stehen können, was zu tun geplant<br />
war. Viele seiner zahlreichen Patienten haben in ihm aber<br />
nicht nur den Arzt gesehen, der für sie eine möglichst effektive<br />
Therapie erarbeite, sondern schätzten ihn gerade wegen seiner<br />
menschlichen Zuwendung und der Gabe, sie nie mutlos zurückzulassen.<br />
So werden wir in ihm einen lebensfrohen Menschen, einen<br />
inspirierenden Freund, einen engagierten Arzt und Forscher<br />
schmerzlich vermissen. Dr. O. Kuhnke<br />
– bio-logisch der richtige Weg.<br />
Wir sind <strong>das</strong> Kompetenzzentrum für <strong>Bio</strong>logisch-Integrative <strong>Med</strong>izin<br />
und Zahnheilkunde in der Schweiz und behandeln chronisch kranke Menschen<br />
aus dem Inland sowie dem nahen und englischsprachigen Ausland.<br />
Zur Unterstützung unseres Chefarztes suchen wir eine/n<br />
Assistenzarzt/-ärztin<br />
Voraussetzungen:<br />
• Abgeschlossene schulme<strong>di</strong>zinische Ausbildung und – wenn<br />
möglich – ein Jahr Spitalerfahrung<br />
• Deutsche Muttersprache, gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift<br />
• Grundkenntnisse der Naturheilverfahren wären von Vorteil; insbesondere<br />
der Neuraltherapie, Homöopathie, Sanumtherapie<br />
• Sonografiekenntnisse von Vorteil<br />
Wir bieten:<br />
• Intensive Aus- und Weiterbildung in verschiedenen Methoden der<br />
Alternativme<strong>di</strong>zin<br />
• Aktives kollegiales Team, enge Zusammenarbeit<br />
• Interessante Patienten-Kasuistiken<br />
• Internationale Patientenschaft, internationale Kooperationen<br />
• Breites Angebot an Diagnose- und Therapieverfahren der<br />
Ganzheitsme<strong>di</strong>zin<br />
• Geregelte Arbeitszeiten von Montag bis Freitag<br />
Weitere Informationen über uns finden Sie unter www.paracelsus.ch.<br />
Gerne erwarten wir<br />
Ihre schriftlichen<br />
Bewerbungsunterlagen:<br />
Paracelsus Klinik Lustmühle<br />
Herr Ulrich Schelling<br />
Postfach 162<br />
CH-9053 Teufen<br />
Telefon +41 71 335 71 92<br />
u.schelling@paracelsus.ch<br />
51
<strong>zaenmagazin</strong><br />
John le Carré<br />
Marionetten (Roman)<br />
368 S., Taschenbuch, Ullstein Verlag, € 9,95<br />
ISBN 978-3-548-28128-5<br />
Noch einmal in Deutschland.<br />
Er hat noch ein Buch geschrieben. Und es ist wieder ein Spionageroman<br />
geworden. Ein guter natürlich. Und er spielt wieder<br />
in Deutschland. Wie damals schon, als sein Spion noch aus der<br />
Kälte kam.<br />
Diesmal Hamburg – und nur so viel Berlin wie nötig. Es geht<br />
anders zu als damals während des Kalten Krieges. Es sind ja auch<br />
andere Zeiten. Gefährlichere. Zeiten, in denen Schul<strong>di</strong>ge und Unschul<strong>di</strong>ge<br />
gleichermaßen zu Marionetten in einem grausamen<br />
Spiel werden können. Zeiten, <strong>di</strong>e von Terror bestimmt sind, der<br />
alle Gesellschaften der Welt verändert hat. –<br />
In der Hansestadt trifft auf ebenso verschlungenen wie illegalen<br />
Wegen der junge muslimische Tschetschene iSSa ein,<br />
abgemagert bis auf <strong>di</strong>e Knochen, am Ende seiner Kräfte. Türken<br />
nehmen ihn in ihr Haus, versuchen ihn aufzupäppeln und verstecken<br />
ihn vor der Welt.<br />
Nun gibt es in Hamburg und in Berlin und überhaupt auf<br />
dem ganzen Globus Geheim<strong>di</strong>enste. Das sind Einrichtungen, <strong>di</strong>e<br />
von allen möglichen Dingen Wind bekommen, noch ehe er sich<br />
regt. Die, von denen der Roman erzählt, haben <strong>di</strong>esen schmalen<br />
Fremden natürlich längst im Visier, bevor er in Altona ankommt<br />
und frierend auf der Straße steht. Und sie beginnen mit ihm und<br />
um ihn herum ein Spiel, <strong>das</strong> sie professionell nach allen Regeln<br />
der „Kunst“ abwickeln.<br />
In Hamburg gibt es auch <strong>di</strong>e englische Privatbank Brue<br />
Frères. Der Inhaber ist ein behutsam in <strong>di</strong>e Jahre gekommener<br />
Weltmann, Banker zwar, aber nicht übertrieben berechnend,<br />
charmant und geachtet – nur, leider, leider, mit ein paar Leichen<br />
im Keller, <strong>di</strong>e ihm gar nicht behagen. „Lipizzaner“ hat sein humorvoller<br />
englischer Vater sie genannt, weil <strong>di</strong>ese Pferde schwarz auf<br />
<strong>di</strong>e Welt kommen und erst im Laufe ihres Lebens schneeweiß<br />
werden. Brue's Lipizzaner sind ungute Konten, schmieriges Geld,<br />
<strong>das</strong> vor Jahrzehnten <strong>das</strong> Überleben der Bank bewirkt hat – zwielichtige<br />
Leute, auch Russen, hatten erfahren, <strong>das</strong>s es Frères nicht<br />
gut ging und – „halfen“. Natürlich kennen <strong>di</strong>e Geheim<strong>di</strong>enste<br />
<strong>di</strong>ese „Pferdchen“, und natürlich wissen sie, <strong>das</strong>s der Tschetschene<br />
und ein Lipizzaner einen gemeinsamen Vater haben. iSSa ist<br />
also nicht nur ein illegaler Flüchtling, sondern auch ein schwerreicher<br />
Erbe. Nur will der junge Mann <strong>di</strong>eses Geld nicht, er mag<br />
es nicht einmal anfassen. Er möchte Arzt werden und dann für<br />
seine Leidensgenossen und Glaubensbrüder da sein – aber nicht<br />
mit Hilfe <strong>di</strong>eses schmutzigen Geldes! Es soll Bedürftigen zugute<br />
kommen. Diese Selbstlosigkeit bringt <strong>di</strong>e Schlapphüte nicht lange<br />
ins Grübeln – sie werden sie sogar eiskalt nutzen.<br />
Entscheidend mit im Spiel ist <strong>di</strong>e deutsche Anwältin annabel<br />
richter, <strong>di</strong>e für eine Flüchtlings-Hilfsorganisation arbeitet, den<br />
Tschetschenen als Mandanten bekommt und mit ihm einen gefährlichen<br />
Weg geht, gehen muss.<br />
Zentralverband der Ärzte für Naturheil-<br />
verfahren und Regulationme<strong>di</strong>zin e.V.<br />
Am Promenadenplatz 1<br />
72250 Freudenstadt<br />
Tel. 0 74 41 – 91 858 0<br />
Fax 0 74 41 – 91 858 20<br />
www.zaen.org � info@zaen.org<br />
Bücher<br />
toMMy brue, iSSa und annabel treffen also aufeinander, weil<br />
iSSas Erbe bei Brue Frères bunkert, annabel <strong>di</strong>e wohltätige Verteilung<br />
des Geldes juristisch in einer gewagten Aktion begleiten<br />
und ihren Mandanten danach in <strong>das</strong> erstrebte Leben führen soll.<br />
Jedenfalls glauben sie <strong>das</strong>.<br />
In Wahrheit stehen <strong>di</strong>e drei (und ein sehr angesehener muslimischer<br />
Gelehrter, der aber, wie sich zeigt und <strong>di</strong>e Geheim<strong>di</strong>enstler<br />
längst wissen, keine ganz reine Weste hat) auf dem geheim<strong>di</strong>enstlichen<br />
Schachbrett. Und da zählen weder Menschen<br />
noch Gesetze. Da werden Figuren zum eigenen zweifelhaften<br />
Ruhm gezogen – und geopfert.<br />
Eine solche Geschichte kann nur einer erzählen, der exzellent<br />
erzählen kann. Einen solchen Hintergrund kann nur beleben,<br />
wer selbst in <strong>di</strong>esen Kulissen gelebt hat. Einen solchen Plot<br />
kann nur einer glaubhaft gestalten und steigern, der über alle<br />
Maße gut informiert ist: John le carré, der ehemalige Geheim<strong>di</strong>enstler<br />
und Diplomat. W. Kolkhorst<br />
Tilman Spreckelsen<br />
Der Maigret-Marathon<br />
Ein Selbstversuch in 75 FAZ-Kolumnen<br />
184 S., fester Einband, Diogenes Verlag, € 9,--<br />
ISBN 978-3-257-23966<br />
„Trägt gern schwarz und eine Melone.“<br />
Jedes Mal, wenn ich einen „Maigret“ ausgelesen hatte, stand für<br />
mich fest: Irgendwann kaufe ich mir all <strong>di</strong>ese Romane! Immer<br />
standen dann aber wirtschaftliche Erwägungen dagegen. Jetzt<br />
bin ich der Sorge enthoben. Der FAZ-Redakteur tilMan SPreckel-<br />
Sen hat's getan. Und nicht nur <strong>das</strong>. Er hat sie auch alle gelesen.<br />
Jede Woche einen. Selbstversuch!<br />
Nun ist es ja bekanntlich einfacher, ein Buch zu behalten, als<br />
<strong>das</strong>, was darin steht. Und so hat er säuberlich alle Inhalte aufgeschrieben<br />
und veröffentlicht – in einem Blog (www.faz.net).<br />
Angereichert hat er <strong>das</strong> Ganze mit Zutaten wie „Die Handlung<br />
in einem Satz“ und „Konsumierte geistige Getränke“ und „Neues<br />
über Maigret“ oder „Und Madame Maigret?“ und „Lieblingssatz“.<br />
So ist ihm ein feines kleines Nachschlagewerk gelungen,<br />
<strong>das</strong> man nicht am Stück lesen wird und kann, <strong>das</strong> einem aber<br />
den Einstieg in <strong>das</strong> Werk SiMenons erleichtert oder Lust auf einen<br />
nächsten spannenden Kriminalfall macht. Nicht, indem es der<br />
Autor <strong>di</strong>rekt sagt, sondern indem er's eben nicht tut. – Schöne<br />
Ergänzung einer inhaltvollen Bibliothek! W. Kolkhorst<br />
Impressum<br />
© 2010 ZAEN<br />
Chefredaktion:<br />
Jens Meyer-Wegener<br />
Herstellung: S. Oestreich<br />
daedalus design, München<br />
52 5/2010
5/2010<br />
Bücher<br />
H. Schilcher / S. Kammerer / T. Wegener<br />
Leitfaden Phytotherapie<br />
Elsevier 4. Aufl. 2010<br />
geb., 1.232 S., 245 farb. Abb., € 82,95<br />
ISBN 978-3-437-55343-1<br />
Vielfältig – praxisnah – aktuell<br />
Der Leitfaden Phytotherapie ist ein praktisches Arbeitsbuch, <strong>das</strong><br />
in keiner Praxis und Apotheke fehlen sollte.<br />
Er bietet:<br />
Grundlagen der modernen, rationalen Phytotherapie mit<br />
Hinweisen auf <strong>di</strong>e arzneimittelrechtliche Situation in<br />
Deutschland und der EU<br />
Ausführlicher Monographieteil mit allen Heilpflanzen, jeweils<br />
mit Farbfoto<br />
H. Heine / E. Heine<br />
Befindensstörungen – Chronische<br />
Krankheiten – Altern<br />
CO´<strong>Med</strong> Verlagsgesellschaft 2009<br />
167 S., z.T. farb. Abb., € 17,80<br />
ISBN 978-3-934-67235-2<br />
Dem Titel entsprechend teilt sich <strong>das</strong> Buch in drei Abschnitte:<br />
Befindensstörungen (45 S.), chronische Kankheiten (20 S.)<br />
und Altern (50 S.). Die alle drei Formen des Lebens verbindende<br />
Matrix ist – und <strong>das</strong> sollte uns bei dem Namen heine nicht<br />
verwundern – <strong>di</strong>e Grundregulation. Was aber nicht zu erwarten<br />
war, ist <strong>di</strong>e von der Grundregula tion abgeleitete Sicht der Psychosomatik.<br />
Das weiterhin Bemerkenswerte ist <strong>di</strong>e Breite des<br />
theoretischen Ansatzes. So finden wir zur Erklärung der multiplen<br />
Formen der Befindensstörungen mate rielle Gründe, eine<br />
soziostrukturelle, psychosoziale, kulturelle, den Lebensstil – biologische<br />
und Selektionsthese, den Einfluss genetischer Faktoren<br />
auf bio-psycho-soziale Faktoren, psychologische Risikofaktoren,<br />
<strong>di</strong>e Bedeutung von <strong>Bio</strong>rhythmen und letztlich eine Auseinandersetzung<br />
über <strong>di</strong>e Beziehung von Grundregulation und Befindensstörungen.<br />
Die Autoren zeigen überzeugend auf, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
„System der Grundregulation als integrales Element fungiert, <strong>das</strong><br />
alle organischen mit geistig psychischen Wechselwirkungen verbindet.<br />
Als zentraler Informationsverteiler <strong>di</strong>ent <strong>di</strong>e siebartige extrazelluläre<br />
Matrix (ECM) … Keine menschliche Zelle wird <strong>di</strong>rekt<br />
von Nervenfasern, Blut- oder Lymphgefäßen versorgt, immer ist<br />
<strong>das</strong> Molekularsieb der ECM in irgendeiner Form dazwischenge-<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Berücksichtigung auch negativ monographierter Pflanzen<br />
und Drogen aus der Erfahrungsheilkunde<br />
Therapieempfehlungen zu allen In<strong>di</strong>kationen: <strong>di</strong>fferenziert<br />
und im Rahmen ganzheitlicher Therapiepläne<br />
Vorschläge zur Präparateauswahl inkl. Dosierung und unter<br />
Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Stu<strong>di</strong>energebnisse<br />
Rezepturen zur in<strong>di</strong>viduellen Verordnung von Tees, Salben,<br />
Tinkturen und Umschlägen etc.<br />
Neu in der 4. Auflage:<br />
Aktualisierung und Erweiterung der Pflanzenprofile, ESCOP-<br />
und WHO-Monographien, Arzneimittelempfehlungen, Stu<strong>di</strong>energebnisse<br />
sowie der Verordnungs- und Erstattungsfähigkeit<br />
von Phytopharmaka<br />
Im Kapitel „Verdauungstrakt“ neue Krankheitsbilder<br />
Neues Kapitel zu Allergien durch Arzneipflanzen<br />
Noch praxisorientierter mit Inforamtionen „Für den Hausgebrauch“<br />
Mit einem Geleitwort von Univ.-Prof. em. Dr. med. Dr. h.c. mult.<br />
fritZ h. keMPer (Präsident der European Scientific Cooperative on<br />
Phytotherapy)<br />
schaltet … So stellen Befindensstörungen ein rückkoppelndes<br />
psycho-somatisches und somatopsychisches „Warnsignal“ dar,<br />
<strong>das</strong> <strong>di</strong>e Grenze normaler Regelfähigkeit signalisiert.“ Stressgeschehen<br />
wird in den beteiligten Darm- und Hirnabschnitten sowie<br />
den beteiligten Neurotransmittern aufgezeigt. Auch fehlen<br />
nicht <strong>di</strong>e therapeutischen Möglichkeiten. Da bei anhaltenden<br />
Befindensstörungen immer eine proinflam matorische Situation<br />
vorliegt, in der <strong>das</strong> ECM angesäuert wird, ist es verständlich, <strong>das</strong>s<br />
eine Korrektur <strong>di</strong>eser Situation sowohl von organischer Seite her<br />
– über <strong>di</strong>e <strong>das</strong> Milieu verändernden Substanzen – oder von psychischer<br />
Seite her angegangen werden kann. „Alles, was <strong>das</strong> System<br />
der Grundregulation entlastet und <strong>di</strong>e <strong>Bio</strong>rhythmen schützt,<br />
ist zur Therapie bei Befindensstörungen geeignet: Entsäuerung<br />
der ECM, Ausleitungstherapien, Ordnungstherapie (Lebensstiländerung,<br />
Nahrungsumstellung), Mikrobiologie, Phytotherapie,<br />
Homöopathie, me<strong>di</strong>tative und Psychotherapien, tra<strong>di</strong>tionelle<br />
chinesische <strong>Med</strong>izin und Neuraltherapie.“<br />
Die rechtzeitige Therapie von Befindensstörungen ist deshalb<br />
so wichtig, weil hier eine restitutio ad integrum noch relativ<br />
leicht möglich ist, während bei chronischen Krankheiten der<br />
Organismus mit einer „anders gearteten Ordnung oder mit völligem<br />
Zusammenbruch reagiert hat.“<br />
Im Kapitel Altern werden auf der Basis der „Physiosklerose“<br />
der Gefäße verschiedene „normale“ Alterserscheinungen wie<br />
auch spezielle Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson, Depression<br />
und Angst abgehandelt.<br />
Lesbarkeit: Die einzelnen Abschnitte lesen sich sehr unterschiedlich.<br />
Flüssig, wo es um <strong>di</strong>e allgemeine Theorie geht, zäh<br />
dort, wo es um <strong>di</strong>e Details geht (Neurotransmitter, Innervationb,<br />
Immunzellen etc.).<br />
Innovation: Konkurrenzlos!<br />
Umsetzbarkeit: Dies ist ein Buch, <strong>das</strong> <strong>di</strong>rekren Einfluss auf unsere<br />
Praxis hat. Thomas Ots<br />
53
<strong>zaenmagazin</strong><br />
ZAEN-Symposium & ZAEN-Workshops<br />
im Rahmen des 3 rd European Congress for Integrative <strong>Med</strong>icine 2010<br />
vom 3. bis 4. Dezember 2010 in Berlin<br />
Prof. Dr. Hans-Peter Dürr ist ein bekannter<br />
Atomphysiker und Philosoph. Er arbeitete<br />
eng mit dem Atomphysiker edward teller<br />
und dem Erfinder der Quantenmechanik,<br />
werner heiSenberg, zusammen. Er war Direktor<br />
des Max-Planck-Instituts für Physik<br />
in München. 1987 gründete er <strong>das</strong> Global<br />
Challenges Network, ein weltweites Netzwerk<br />
für Nachhaltigkeitsinitiativen und für<br />
<strong>di</strong>e verantwortliche Nutzung von Technologie. Er ist Vorsitzender<br />
der Vereinigung deutscher Wissenschaftler und engagiert<br />
sich für <strong>di</strong>e Entwicklung einer ganzheitlichen Wissenschaft im<br />
21. Jahrhundert. 1987 erhielt er den „Right Livelihood Award“<br />
(Alternativer Nobelpreis). 2002 ernannte ihn <strong>das</strong> Cambridge <strong>Bio</strong>graphical<br />
Centre zum Internationalen Wissenschaftler des Jahres.<br />
2004 erhielt er <strong>das</strong> Große Bundesver<strong>di</strong>enstkreuz. Er ist Ratsmitglied<br />
des World Future Councils.<br />
Dr. phil. Barbara Doll ist Fachärztin für<br />
Gynäkologie und Geburtshilfe, niedergelassen<br />
in Hamburg, Philosophin, Beraterin des<br />
World Future Councils und Vorstandsmitglied<br />
des ZAEN.<br />
Prof. Dr. Heinrich Leonhardt, geb. 1961,<br />
stu<strong>di</strong>erte <strong>Bio</strong>chemie an der Freien Universität<br />
Berlin und promovierte 1989 am Max-<br />
Planck-Institut für Molekulare Genetik in<br />
Berlin. Er wechselte zur Harvard <strong>Med</strong>ical<br />
School in Boston. 1995 kehrte er an <strong>di</strong>e<br />
Franz-Volhard-Klinik und <strong>das</strong> Max-Delbrück-<br />
Zentrum für Molekulare <strong>Med</strong>izin nach Berlin<br />
zurück. Seit 2002 ist er Professor für Molekulare<br />
Humanbiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in<br />
München. Für <strong>di</strong>e Entwicklung der Chromobo<strong>di</strong>es erhielt Leonhardt<br />
2008 den Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für<br />
Zellbiologie. leonhardt ist Mitglied des Center for NanoScience<br />
(CeNS) und ist bei zwei Exzellenzclustern, dem Center for Integrated<br />
Protein Science Munich (CIPSM) und der Nanosystems<br />
Initiative Munich (NIM), beteiligt.<br />
Anmeldung<br />
Eine Anmeldung zu Veranstaltungen können Sie über folgende Website<br />
www.ecim-congress.org unter Registrierung vornehmen.<br />
Weitere Informationen<br />
ZAEN-Geschäftsstelle – Am Promenadenplatz 1 – 72250 Freudenstadt<br />
Tel.: 07441 / 91858-0 – Fax: 07441 / 91858-22 – info@zaen.org – www.zaen.org<br />
Organisation durch Dr. Barbara Doll, Hamburg<br />
Die Veranstaltungen sind ausschließlich für Ärzte, Zahnärzte sowie Studenten<br />
<strong>di</strong>eser Fachrichtungen.<br />
Veranstaltungsort<br />
andel‘s Hotel Berlin – Landsberger Allee 106 – 10369 Berlin<br />
www.andelsberlin.com – www.ecim-congress.org<br />
Satelliten ZAEN-Symposium<br />
Komplementäre Wissenschaft<br />
Kongress<br />
Samstag 4. Dezember 2010<br />
13:30 - 15:00 Uhr<br />
Teile einer Realität oder Beteiligter einer leben<strong>di</strong>gen Wirklichkeit?<br />
Grenzen und Freiheit unserer Zukunftsgestaltung<br />
und persönlichen Verantwortung<br />
Referent: Prof. Dr. Hans-Peter Dürr (München)<br />
Wir sind mehr als <strong>di</strong>e Summe unserer Gene: Wie der Lifestyle<br />
unsere Gesundheit beeinflusst.<br />
Referent: Prof. Dr. Heinrich Leonhardt (München)<br />
Moderation: Dr. Barbara Doll<br />
Diskussion mit dem Plenum<br />
ZAEN<br />
steht für Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren<br />
und Regulationsme<strong>di</strong>zin e.V. und ist <strong>di</strong>e älteste (Gründung<br />
1951) und größte (ca. 6.000 Mitglieder) ärztliche Fachgesellschaft<br />
für Fort-und Weiterbildungskongresse mit Sitz in Freudenstadt.<br />
info@zaen.org<br />
Der 3rd European Congress for Integrative <strong>Med</strong>icine 2010 ist<br />
eine Veranstaltung im Rahmen des 300jährigen Jubiläums der<br />
Charité – Universitätsme<strong>di</strong>zin Berlin<br />
Vortrag 1 – ZAEN 1<br />
Freitag 3. Dezember<br />
16:00 - 17:00 Uhr<br />
Arzt-/Patientenbeziehung und Phytotherapie: Kritischer<br />
Rückblick auf ein gern verschwiegenes Phänomen.<br />
Referent: Prof. Dr. Volker Schulz (Berlin)<br />
Workshop 1– ZAEN 2<br />
Samstag 4. Dezember<br />
10:30 - 12:00 Uhr<br />
Atopische Erkrankungen und ihre Behandlung aus Sicht der<br />
Ernährungsme<strong>di</strong>zin.<br />
Referentin: Dr. Monika Pirlet-Gottwald (München)<br />
Vortrag 2 – ZAEN 3<br />
Samstag 4. Dezember<br />
12:30 - 13:15 Uhr<br />
Wie werde ich ein erfolgreicher Arzt der Integrativen <strong>Med</strong>izin?<br />
Vortrag und Diskussion<br />
Referenten: Dr. Barbara Doll (Hamburg), Dr. Helmut Haala<br />
Workshop 2 – ZAEN 4<br />
Samstag 4. Dezember<br />
15:30 - 17:00 Uhr<br />
Atopie in der Neuraltherapie. Der neuroimmunologische<br />
Zugang.<br />
Einführung: Dr. Barbara Doll; Vortrag: Dr. Hans Barop (Hamburg)<br />
54 5/2010
5/2010<br />
Termine<br />
IGNH<br />
Internationale <strong>Med</strong>izinische<br />
Gesellschaft für Neural-<br />
therapie nach Huneke –<br />
Regulationstherapie e.V.<br />
Geschäftsstelle<br />
Ansprechpartner<br />
Öffnungszeiten<br />
Am Promenadenplatz 1<br />
72250 Freudenstadt<br />
Bettina Fischer<br />
Mo – Do 9:00 – 16:00<br />
Fr 9:00 – 13:00<br />
Telefon 0 74 41 – 91 858 0<br />
Fax 0 74 41 – 91 858 22<br />
E-Mail info@zaen.org<br />
Website www.ignh.de<br />
Neuraltherapie nach Huneke<br />
<strong>Med</strong>izinische Woche vom 29.10. – 3.11.2010<br />
in Baden-Baden<br />
Anmeldung/Infos:<br />
medwoche@me<strong>di</strong>zinverlage.de oder Tel. 0711 / 893 13 63<br />
Freitag,<br />
29.10.2010<br />
Samstag,<br />
30.10.2010<br />
Sonntag,<br />
31.10.2010<br />
Freitag,<br />
29.10.2010<br />
Samstag,<br />
30.10.2010<br />
Sonntag,<br />
31.10.2010<br />
Kurs I<br />
Propädeutikkurs<br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
Kurs II<br />
Segment<strong>di</strong>agnostik<br />
und Segmenttherapie<br />
Kurs III<br />
Störfeld<strong>di</strong>agnostik und<br />
Störfeldtherapie<br />
Kurs VIII<br />
NTH im Fachbereich<br />
Chirurgie und <strong>Ortho</strong>pä<strong>di</strong>e<br />
Kurs VIII<br />
NTH im Fachbereich<br />
Chirurgie und <strong>Ortho</strong>pä<strong>di</strong>e<br />
Kurs X<br />
NTH Neurologie,<br />
Haut- und System-<br />
erkrankungen<br />
Naturheilverfahren – Kurs 1 – Teil 1<br />
Berlin vom 3.–5.12.2010<br />
Mercure Airport Hotel Berlin/Tegel<br />
Anmeldung: Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und<br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />
Freitag,<br />
3.12.2010<br />
15:00 – 18:30<br />
Samstag,<br />
4.12.2010<br />
9:00 – 12:30<br />
Heilungshindernisse, Regula-<br />
tionsstörung<br />
Grundsätzliche Betrachtung zur<br />
Regulation. Nutzung physikalischer<br />
Möglichkeiten zur Diagnostik und<br />
Therapie.<br />
Einführung in <strong>di</strong>e Grundlagen<br />
der Naturheilverfahren<br />
Querschnitt durch <strong>di</strong>e vielfältige<br />
Landschaft der Komplementär, Alternativme<strong>di</strong>zin<br />
und der klassischen<br />
Naturheilverfahren. Behandlung mit<br />
verschiedenen Naturheilverfahren.<br />
Fallbeispiele. Langjährige Erfahrung<br />
mit Umsetzung von Konzepten in<br />
der täglichen naturheilkundlichen<br />
Praxis.<br />
14:30 – 18:00 Ordnungstherapie und Chronobiologie<br />
Geheimnisse der Rhythmik des<br />
Lebens und der Natur und ihre<br />
Anwendung. Behandlung mit<br />
verschiedenen Naturheilverfahren.<br />
Langjährige Erfahrung mit Umsetzung<br />
von Konzepten in der täglichen<br />
naturheilkundlichen Praxis.<br />
Sonntag,<br />
5.12.2010<br />
9:00 – 18:00<br />
Phytotherapie und <strong>Med</strong>ikamente<br />
aus Naturstoffen<br />
4 Std. Einführung<br />
2 Std. Drogenkunde<br />
2 Std. Immunmodulation mittels<br />
Phyto pharmaka<br />
Dr. Thomas<br />
Heinrici<br />
Dr. Berthold<br />
Musselmann<br />
Dr. Berthold<br />
Musselmann<br />
Prof. Volker<br />
Schulz<br />
Dr. Jürgen Rehder,<br />
Dr. Uta Rehder<br />
Dr. Angelika Ruß,<br />
Imke Plischko<br />
Robert Hammer,<br />
Dr. Simona Mangold<br />
Dr. Barbara Doll,<br />
Dr. Claude Kieffer<br />
Dr. Gerd Droß,<br />
Dr. Ferenc Olchvary<br />
Dr. Rudolph Haus-<br />
ammann,<br />
Dr. Michael Wildner<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
19. Bad Meinberger Woche<br />
17.-20. November 2010<br />
in Horn-Bad Meinberg<br />
EAV-Arbeitskreis Hamburg<br />
Ort Praxis Dr.med.dent.<br />
Thomas Heinrici<br />
Neuer Wall 61<br />
20354 Hamburg<br />
Tel.: 040 / 34 68 88<br />
Fax: 040 / 35 27 10<br />
Zeit 15:00 – 18:00 Uhr<br />
Termin 17.11.2010<br />
3. ECIM Kongress<br />
Charité Berlin<br />
in Kooperation mit dem ZAEN<br />
Leitthemen:<br />
Allergie, Schmerz, Arzt-<br />
Patienten-Kommunikation<br />
Programm unter:<br />
www.ecim-congress.org<br />
Neuraltherapie nach Huneke<br />
120. ZAEN-Kongresses vom 30.3. – 3.4.2011<br />
Freudenstadt<br />
Donnerstag, 31.3.2011 Kurs I<br />
Freitag, 1.4.2011 Kurs II<br />
Samstag, 2.4.2011 Kurs III<br />
plus weitere Aufbaukurse (Donnerstag bis Samstag)<br />
Freitag, 1.4.2011 Repetitionskurs<br />
Samstag, 2.4.2011 Spezialistenkurs<br />
Samstag, 2.4.2011 Notfallkurs<br />
Samstag, 2.4.2011 Neuraltherapeutisches Kolloquium<br />
(Prüfung)<br />
Sonntag, 3.4.2011 Neuraltherapeutische Vorträge<br />
55
<strong>zaenmagazin</strong><br />
Freitag, 25.2.2011<br />
18.00 Begrüßung im Institut für Anatomie und Zellbiologie<br />
Dr. Jürgen Rehder, Hamburg<br />
Prof. Dr. Jürgen Giebel, Greifswald<br />
19.30 Treffen im Restaurant „Alter Speicher“ am Stadthafen<br />
Greifswald<br />
Samstag, 26.2.2011<br />
8:30 Begrüßung<br />
Prof. Dr. Karlhans Endlich, Greifswald<br />
Dr. Jürgen Rehder, Hamburg<br />
8:45 Entwicklung des Bindegewebes<br />
Prof. Dr. Thomas Koppe, Greifswald<br />
9:15 Anatomie des Bindegewebes<br />
Prof. Dr. Jürgen Giebel, Greifswald<br />
9:45 Rheumatoider Formenkreis – Klinische Dia gnose<br />
und Behandlung<br />
Dr. Michael Fiene, Greifswald<br />
10:15 Morbus Raynaud<br />
Dr. Uwe Preuße, Essen<br />
10:45 Kaffeepause<br />
11:15 Stu<strong>di</strong>um der anatomischen Grundlagen im<br />
Präpariersaal<br />
Kopfganglien, Thorakaler Grenzstrang, Faszien,<br />
Lacuna vasorum/musculorum, Muskelketten,<br />
Mikroskopie des Bindegewebes<br />
13:15 Mittagspause<br />
Die Tagung wird als Kurs 4 oder 6 und als 1 Kongressbesuch der<br />
Weiterbildung zur Neuraltherapie nach Huneke anerkannt. Die<br />
Veranstaltung wird im Rahmen der „Zertifizierung der ärztlichen<br />
Fortbildung“ mit insgesamt 12 Punkten zertifiziert.<br />
Allgemeine Hinweise<br />
Tagungsort: Institut für Anatomie und Zellbiologie der Ernst-Moritz-<br />
Arndt-Universität Greifswald, Friedrich Loeffler Str. 23 c, 17489 Greifswald<br />
Veranstalter: Internationale me<strong>di</strong>zinische Gesellschaft für Neuraltherapie<br />
nach Huneke e.V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Anatomie und<br />
Zellbiologie, Greifswald<br />
Wissenschaftliche Leitung:<br />
Prof. Dr. med. Karlhans Endlich, Direktor des Institutes für Anatomie und<br />
Zellbiologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald<br />
Dr. med. Jürgen Rehder, Hamburg, Präsident der Internationalen me<strong>di</strong>zinischen<br />
Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke.<br />
Anmeldung: bis zum 01. Februar 2011<br />
Internationale me<strong>di</strong>zinische Gesellschaft für Neuraltherapie<br />
nach Huneke e.V., Am Promenadenplatz 1, 72250 Freudenstadt<br />
Tel.: 0 74 41/91 858 – 0; Fax 0 74 41/91 858 – 22<br />
Termine<br />
Neuraltherapie bei Systemerkrankungen vom 25. – 27. Februar 2011 in Greifswald<br />
Institut für Anatomie und Zellbiologie der Ernst-Moritz-Arndt Universität-Greifswald<br />
15:00 Die Rolle des Sympathikus bei Entzündung und<br />
Schmerz<br />
Prof. Dr. Lorenz Fischer, Bern<br />
15:30 Orales Procain und Procain-Baseninfusion<br />
Dr. Ralf Oettmeier, Greiz<br />
16:00 Synergistische Effekte von Osteopathie und<br />
Neuraltherapie bei Systemerkrankungen<br />
Dr. Bernd Belles, Gusterath<br />
16:30 Kaffeepause<br />
17:00 Praktische neuraltherapeutische Übungen<br />
20:00 „Come together“ im Hotel „Zur Sonne“<br />
in Greifswald<br />
Sonntag, 27.2.2011<br />
9:00 Verbindungen zwischen dem nozizeptiven<br />
System und dem autonomen Nervensystem<br />
O. Grisk, Greifswald<br />
9:30 Morbus Bechterew<br />
Prof. Dr. Hüseyin Nazlikül, Istanbul<br />
10:00 Kasuistiken zur Sklerodermie<br />
Dr. Hans Barop, Hamburg<br />
10:30 Kaffeepause<br />
11:00 Stu<strong>di</strong>um der anatomischen Grundlagen im<br />
Präpariersaal<br />
12:30 Resümee und Ausblick<br />
Dr. Jürgen Rehder, Hamburg<br />
Prof. Dr. Jürgen Giebel, Greifswald<br />
Die Teilnehmerzahl ist auf 50 Personen beschränkt; <strong>di</strong>e Zulassung erfolgt in<br />
der Reihenfolge der Anmeldungen.<br />
Kursgebühren: 260,-- €<br />
Überweisung an: Bayerische Hypo- und Vereinsbank München<br />
Kontonummer: 68 600 859 23; BLZ: 700 200 01<br />
Bitte bei der Bezahlung immer den Teilnehmernamen angeben!<br />
Für Informationen sowie Möglichkeiten zur Unterbringung während des<br />
Seminars wenden Sie sich bitte an den<br />
Fremdenverkehrsverein der Hansestadt Greifswald und Land e.V.<br />
Greifswald – Information<br />
Am Markt, 17489 Greifswald<br />
Tel.: 0 38 34 /52 13 80/01; Fax: 0 38 34/ 52 13 82<br />
e-mail:greifswald-information@t-online.de<br />
Hotels in Nähe zum Institut für Anatomie und Zellbiologie:<br />
Hotel Kronprinz, Lange Str. 22, 17489 Greifswald, Tel. 0 38 34/79 00<br />
e-mail: info@hotelkronprinz.de<br />
Hotel Am Dom, Lange Str. 44, 17489 Greifswald, Tel. 0 38 34/79 75 0<br />
e-mail: dom@hotel-adler-garni.de<br />
Hotel Zum alten Speicher, Rossmühlenstr. 25, 17489 Greifswald,<br />
Tel. 0 38 34/77 70 0: email: info@alter-speicher.de<br />
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