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das zaenmagazin - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico

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<strong>das</strong> <strong>zaenmagazin</strong><br />

5<br />

2010<br />

Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsme<strong>di</strong>zin e.V.<br />

Hartmut Heine<br />

Festrede:<br />

Erklären und Verstehen<br />

in der <strong>Med</strong>izin<br />

Peter-Hansen Volkmann<br />

Fatique, Burn out und<br />

<strong>Ortho</strong>molekulare Schmerztherapie<br />

in der Onkologie<br />

Michael Hadulla, Olaf Richter<br />

Bewährte In<strong>di</strong>kationen in der<br />

Homöopathie am Beispiel<br />

von Traumamitteln<br />

Altersstandar<strong>di</strong>sierte Inzidenz und Mortalität in Deutschland 1980–2004,<br />

ICD-10 C00–97 ohne C 44 – Fälle pro 100.000 (Europastandard)<br />

Carcinominzidenz<br />

Heinz Schilcher<br />

Wildkräuter, Gewürzkräuter,<br />

Heilkräuter –<br />

Was versteht man darunter?<br />

ZAEN Am Promenadenplatz 1 72250 Freudenstadt Tel. 0 74 41 / 91 858 0 Fax 0 74 41 / 91 858 22 info@zaen.org www.zaen.org


5/2010<br />

E<strong>di</strong>torial<br />

Artikulationsstörungen<br />

Das 25. Jubiläum der Gesellschaft für ganzheit liche<br />

Zahnme<strong>di</strong>zin (GZM) ist Anlass, <strong>di</strong>e besten Grüße<br />

und Wünsche an <strong>di</strong>e Kollegen dort zu senden.<br />

Viele wichtige Impulse für <strong>di</strong>e regulative <strong>Med</strong>izin<br />

sind in der Vergangenheit von den Zahnärztinnen<br />

und -ärzten hier im ZAEN, wie von jenen der<br />

GZM ausgegangen. Zahlreiche Assoziationen werden<br />

beim Gedanken an <strong>das</strong> odontoiatrische Fach<br />

beim „Un-Zahnarzt“ wach: <strong>das</strong> „Knochen testat“ in<br />

der Anatomie beispielsweise: wieviele nomina<br />

anatomica waren zu „inhalieren“, zu verdauen und<br />

– prüfungsbe<strong>di</strong>ngt – wiederzugeben. Wer hätte<br />

seinerzeit von uns gedacht, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e articulatio<br />

tempoman<strong>di</strong>bularis von so zentraler energetischer<br />

Bedeutung sein würde? Störung der Artikulation<br />

an <strong>di</strong>eser Stelle sind von weitreichender<br />

Bedeutung, vom Kopfschmerz beginnend bis hin<br />

zur Verschlechterung der sprachlichen Artikulation<br />

an sich.<br />

Im übertragenen Sinn ist eine solche Störung<br />

also auch ein Problem des Sich-Mitteilens und offenbar<br />

heutzutage wesentlich verbreiterter als der<br />

anatomische Schaden. Wohin man blickt, besteht<br />

ein erhebliches Defizit der Artikulation, des „gelenkigen<br />

Umganges“ miteinander, des Ineinander-<br />

Greifens, des Funktionierens im Zusammenspiel.<br />

Sprachlosigkeit – gewollt oder nicht – beherrscht<br />

trotz der massiven Geschwätzigkeits- und<br />

Worthülsenkultur unser Leben. Mentale und dann<br />

auch reale Aphonie allenthalben: Kinder und Jugendliche,<br />

<strong>di</strong>e mit starrem Blick vor <strong>di</strong>gitalen Instrumenten<br />

<strong>di</strong>e Überrepräsentation des Daumens<br />

im cerebralen homunculus noch weiter ausbauen<br />

und der Lust zur Akronymität („I wait 4 U“) und<br />

damit Anonymität („Frodo grüsst Darth Vader“)<br />

frönen, wobei <strong>di</strong>e sprachliche Artikulation auf ein<br />

Minimum – nicht selten unflätiger – Wortfetzen<br />

beschränkt wird. Die so genannten Erwachsenen<br />

machen hier keine Ausnahme mehr und entziehen<br />

sich oft jeglicher Vorbild- bzw. Vorbildungsfunktion.<br />

Am Dramatischsten ist der Schwund der Artikulation<br />

und der Modulation im Hinblick auf den<br />

früher so selbstverständlichen Gesang geworden:<br />

Kinder sangen auf den Straßen oder Mütter sangen<br />

sie in den Schlaf, bei der Arbeit wurde gesungen,<br />

zum Beginn und zum Ende des Lebens,<br />

Gesangvereine pflegten den Sanges-Sprachschatz<br />

eines Volkes und sogar im ärgsten aller Momente,<br />

im Krieg, wurde gesungen.<br />

Heute artikuliert sich Volkes Sangesfreude allenfalls<br />

in geistreichen Kanzonen wie „We are the<br />

champions“ auf Fußballplätzen, wenn nicht gerade<br />

ge-Musikanten-stadelt wird.<br />

Die Sprachlosigkeit als Phänomen des heiligen<br />

Erschauerns, Erschreckens oder Erstaunens ist<br />

dem Verstummen als Funktion der Re-Evolution /<br />

Involution intellektueller Fähigkeiten gewichen.<br />

Dies gilt bedauerlicherweise auch für den<br />

Bereich der <strong>Med</strong>izin. Spracharmut wird hier zwar<br />

durch jede Menge Kurzwörter, am Besten englischer<br />

Herkunft („HEENT“, „CIBD“, „COPD“) überdeckt,<br />

aber Fluten von Zahlen und Mirò-artiger<br />

grafischer Abstraktionen täuschen nicht über <strong>di</strong>e<br />

allseits gefühlte Armut des Gehaltes der Mitteilungen<br />

hinweg. Die Ärzte hat – selbst auf belebten<br />

Kongresses wie dem des ZAEN – eine gewisse<br />

Sprachphobie befallen, man eilt grußlos aneinander<br />

vorbei, wohl fürchtend, <strong>das</strong>s alles Gesagte<br />

„gegen einen verwendet“ werden könnte oder<br />

schlimmer: <strong>das</strong>s sich ein potentielles Gegenüber<br />

vielleicht artikulieren wollte. Aber andererseits:<br />

kann man es den Ärzten übelnehmen, da Sprachlosigkeit<br />

und Inhaltsleere des Geäußerten allenthalben<br />

vorgelebt werden? Da Denk- und Sprechverbote<br />

in Deutschland – wieder einmal – in<br />

Mode gekommen sind? Da <strong>di</strong>e Ärzte selber unter<br />

Wortfluten in der täglichen Praxis leiden müssen?<br />

Die Übermüdung in einer reizüberfluteten Welt<br />

(der „input“ an Informationen soll heute um den<br />

Faktor 1000 ! höher sein als vor hundert Jahren)<br />

trägt sicher zum Verstummen bei.<br />

Wird <strong>di</strong>e regulative <strong>Med</strong>izin der Zukunft vielleicht<br />

gar nicht darin bestehen, <strong>das</strong>s wir noch<br />

sophistischere Techniken zum Testen von Veränderungen<br />

im nucleus suprachiasmaticus erfinden,<br />

noch eigentümlichere Verfahrensweisen, <strong>di</strong>e, sich<br />

mit dem Namen des Erfinders schmückend, überwiegend<br />

dessen Wichtigkeit artikulieren?<br />

Vielleicht muss einfach nur mehr miteinander<br />

gesprochen werden… „Sprechende <strong>Med</strong>izin“<br />

oder „Sprechen als <strong>Med</strong>izin“, als Artikulationsmittel<br />

auch für Ärzte untereinander? Kein schlechter<br />

Gedanke, oder? Klar: beim Bewegen des Temporoman<strong>di</strong>bulargelenkes<br />

kann man auch schon mal<br />

<strong>di</strong>e Zähne zeigen – aber man kann auch herzhaft<br />

lachen – oder zumindest lächeln. In <strong>di</strong>esem Sinne:<br />

artikulieren Sie sich, verehrte Kolleginnen und<br />

Kollegen…<br />

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit bis zum<br />

nächsten <strong>zaenmagazin</strong> und grüße Sie sehr herzlich<br />

Ihr<br />

Dr.med. Olaf W. Kuhnke<br />

Präsident des ZAEN<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

1


<strong>zaenmagazin</strong><br />

4<br />

Festrede: Erklären und Verstehen<br />

in der <strong>Med</strong>izin<br />

9<br />

28<br />

Aminosäuren und Proteine<br />

Colocynthis<br />

E<strong>di</strong>torial<br />

Inhalt<br />

Artikulationsstörungen 1<br />

ZaEN<br />

Hartmut HEiNE<br />

Festrede auf dem 119. ZAEN-Kongress:<br />

Erklären und Verstehen in der <strong>Med</strong>izin 4<br />

origiNalia<br />

micHaEl m. Hadulla, olaf ricHtEr<br />

Bewährte In<strong>di</strong>kationen in der Homöopathie<br />

am Beispiel von Traumamittel 9<br />

raiNEr ScHaNdry<br />

Die Wirkung eines D-Campher- und Crataegus-<br />

haltigen Phytopharmakons auf Blutdruck und<br />

Kognition bei älteren normotonen Frauen 14<br />

PEtEr-HaNSEN VolkmaNN<br />

Fatigue, Burn out und <strong>Ortho</strong>molekulare Schmerz-<br />

therapie in der Onkologie 18<br />

clauS ScHultE-uEbbiNg, SiEgfriEd ScHlEtt<br />

Belastungsinkontinenz (BIK) –<br />

Vitamin D kann helfen 23<br />

bEatE kEHrli-HummlEr<br />

Aminosäuren und Proteine –<br />

Funktionen und In<strong>di</strong>kationen – Ein Update 28<br />

koNgrESSbEricHtE<br />

Der 119. ZAEN-Kongress:<br />

Im Einklang von Tra<strong>di</strong>tion und<br />

moderner Forschung 33<br />

Aude sapere – aude valere<br />

Homöopathie auf dem 119. Kongress 35<br />

2 5/2010


5/2010<br />

Inhalt<br />

kliNikPortrait<br />

Kurpark-Klinik Überlingen 37<br />

Buchinger am Bodensee 38<br />

PraxiS<br />

JürgEN HEiNES<br />

Regulationsme<strong>di</strong>zin – eine Zwischenbilanz 40<br />

HEiNZ ScHilcHEr<br />

Neue Serie „Heilkräuter“<br />

Wildkräuter, Gewürzkräuter, Heilkräuter –<br />

Was versteht man darunter? 44<br />

Johanniskraut 45<br />

PirlEt-gottwald<br />

Ernährung als Therapie<br />

„Morgens wie ein Kaiser – mittags wie ein Bürger –<br />

abends wie ein Bettelmann“ 47<br />

ZaEN<br />

„<strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie“ im ZAEN<br />

Tagesthemenkonferenz 49<br />

Nachruf auf Dr. Heinz-Jürgen Bach 51<br />

bücHEr<br />

Einzlkind, John le Carré und Tilman Spreckelsen 52<br />

Schilcher / Heine 53<br />

tErmiNE<br />

ECIM-Kongress in Berlin 54<br />

Kongresse, Kurse, Veranstaltungen 55<br />

Kongressatmosphäre<br />

38<br />

Buchinger am Bodensee<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

35<br />

44<br />

Neue Serie: Heilkräuter<br />

3


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Festrede auf dem 119. ZAEN-Kongress<br />

Erklären und Verstehen in der <strong>Med</strong>izin<br />

Derzeit wird uns stän<strong>di</strong>g zu<br />

erklären versucht, warum<br />

Homöopathie nicht wirkt, Akupunktur<br />

der klassischen Akupunkturpunkte<br />

nicht bedarf usw.<br />

Man erklärt uns, warum <strong>di</strong>e<br />

doppelblinde, randomisierte<br />

plazebokontrollierte Stu<strong>di</strong>e an<br />

großen Patientenzahlen der Einzelfallstu<strong>di</strong>e<br />

überlegen sei und<br />

begründet <strong>das</strong> Alles mit der aus<br />

der Technik übernommenen<br />

Wahrscheinlichkeitsstatistik. Mit <strong>di</strong>eser kann in der Tat, wenn alle<br />

Randbe<strong>di</strong>ngungen kon stant gehalten werden können, der Ausschuss,<br />

der z. B. bei der Produktion von Schrauben und Muttern<br />

anfällt, ziemlich genau angegeben werden.<br />

Bei Menschen ist <strong>di</strong>es nicht möglich. Die Randbe<strong>di</strong>ngungen<br />

(Herkunft, Beruf, Familie, Lebensstil usw.) unterscheiden sich jeweils<br />

erheblich.<br />

Die Richtlinien, <strong>di</strong>e einer Evidenz-basierten <strong>Med</strong>izin entspringen,<br />

entsprechen leider der Erklärungsweise durch Wahrscheinlichkeitsstatistik.<br />

Die fatalen Folgen und Denkfehler, <strong>di</strong>e<br />

daraus in der <strong>Med</strong>izin entstehen, wurden in drei international<br />

sehr beachteten Publikationen von <strong>Med</strong>izinstatistikern ausführlich<br />

dargestellt (Skrabanek und MccorMik 1992, beck-bornhold<br />

und dubben 2001, Ziliak und MccloSkey 2008).<br />

Erklären<br />

Jener Ostfriese, der auf der Deichkrone entlang wandernd, einen<br />

Schiffstampen (<strong>di</strong>ckes, geflochtenes Seil) hinter sich herzieht,<br />

muss <strong>di</strong>e Neugier eines ihm entgegenkommenden bayerischen<br />

Urlaubers erregen. Auf dessen Frage, warum er <strong>das</strong> mache, antwortet<br />

der Friese, es wäre sehr viel mühseliger, den Tampen vor<br />

sich her zu schieben. Der Witz zeigt deutlich, was „Erklären“ ist:<br />

Eine gegebene Frage aus der Situation heraus durch Interpretation<br />

der gegebenen Situation zu beantworten. Die Nachvollziehbarkeit<br />

der Argumentation unterdrückt eventuelle Nachfragen.<br />

Es bleibt jedoch ein unguter Rest, vielleicht ist der Kerl nicht<br />

<strong>di</strong>cht, evtl. leidet er an Zwangsneurosen usw. Das heißt <strong>di</strong>eser<br />

Rest verliert sich in Hypothesenbildung. Festzuhalten bleibt, <strong>das</strong>s<br />

Erklären zu Interpretationen führt, <strong>di</strong>e in Hypothesenbildung<br />

mündet, <strong>di</strong>e aber dann erst geprüft werden müssten.<br />

Der Mensch hat <strong>di</strong>e Eigentümlichkeit, stets nach Erklärun-<br />

Hartmut Heine<br />

ZAEN<br />

gen zu suchen. Seit Menschengedenken<br />

blühen <strong>di</strong>e Geschäfte<br />

vieler Ärzte und anderer Heiler,<br />

weil weder sie noch ihre Patienten<br />

zwischen einem bloßen Zusammenhang<br />

und einer Ursache-Wirkungs-Beziehung<br />

klar unterscheiden<br />

können. Und es ist gerade <strong>di</strong>e<br />

Statistik in der <strong>Med</strong>izin, <strong>di</strong>e den<br />

Trugschluss „post hoc ergo propter<br />

hoc“ verschleiert. Was heißen<br />

soll, ich war krank, jetzt bin ich geheilt,<br />

also war <strong>di</strong>e Behandlung der Grund für meine Genesung.<br />

Unser Bestreben zu erklären ist der wichtigste Grund für Irrtümer<br />

in der <strong>Med</strong>izin.<br />

Strenggenommen können wir nie Kausalität aus einer Assoziation<br />

herleiten. In manchen Gegenden verhält sich <strong>di</strong>e Geburtenrate<br />

proportional zur Häufigkeit der Störche.<br />

In der klinischen Forschung versucht man Eindeutigkeit<br />

und damit Erklärbarkeit durch randomisierte, doppelblinde<br />

und Plazebo-kontrollierte Stu<strong>di</strong>en, abgesichert durch eine Signifikanz-orientierte<br />

Statistik, herzustellen. Dieser sogenannte<br />

„Goldstandard“ soll eine „Evidenz-basierte <strong>Med</strong>izin“ begründen,<br />

<strong>di</strong>e therapeutische Leitlinien hervorbringt, womit dem Arzt ein<br />

bestimmtes therapeutisches Vorgehen nach entsprechender<br />

Diagnose vorgeschrieben wird und auch mit dem Knüppel juristischer<br />

Intervention bei Nichtwohlverhalten gedroht wird.<br />

Dadurch sollen weitergehende Überlegungen beim praktischen<br />

Arzt etwa nach dem Motto „Was ist aber, wenn …“ verhindert<br />

werden. Dies ist nichts anderes als eine Kaschierung der alten<br />

Autoritätsgläubigkeit. Ein besonders schönes Beispiel des Autoritätstrugschlusses<br />

ist <strong>di</strong>e seinerzeitige Akzeptanz der Beweise<br />

newtons für <strong>di</strong>e Erfüllung der Prophezeiungen der Apokalypse.<br />

In seiner Schrift von 1733 „Beobachtungen, <strong>di</strong>e Prophezeiungen<br />

Daniels und <strong>di</strong>e Apokalypse des Heiligen Johannes betreffend“,<br />

errechnete iSaac newton, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e römische Kirche <strong>das</strong> elfte Horn<br />

des vierten Ungeheuers in daniels Vision geworden sei. Daraus<br />

berechnete er, <strong>das</strong>s es 1260 Sonnenjahre bedürfe, bis <strong>das</strong> Papsttum<br />

gestürzt werde. Diesen Zeitraum gab er zwischen den Jahren<br />

2035 und 2054 an (mit Angabe eines Konfidenzintervalls) (zit.<br />

nach Skrabanek und MccorMick 1992).<br />

Dazu kommt ein nur wenig beachtetes, aber schwer wiegendes<br />

Argument: Während in der Diagnostik viele Tests stän<strong>di</strong>g<br />

wiederholt und stets soweit wie möglich verbessert werden, ist<br />

<strong>di</strong>es in der klinischen Forschung offenbar nicht der Fall. Klinische<br />

4 5/2010


5/2010<br />

ZAEN<br />

Stu<strong>di</strong>en müssten aber wiederholt werden, um mehr Klarheit in<br />

der Therapie bei den volkswirtschaftlich höchst bedeutsamen<br />

Krankheiten wie Herz-Kreislauf Erkrankungen, Tumoren, Diabetes<br />

Typ II, Hypercholesterinämie, Altersdemenzen u.a.m. zu<br />

bringen. Wenn es dazu auch viele Einzelstu<strong>di</strong>en mit variierenden<br />

Be<strong>di</strong>ngungen gibt, ist bisher meines Wissens (auch <strong>di</strong>e eingangs<br />

genannten Autoren sind <strong>di</strong>eser Ansicht) keine der großen nach<br />

„Goldstandard“ durchgeführten Stu<strong>di</strong>en je wiederholt worden.<br />

Dies liegt nicht nur an der Schwierigkeit, ein vergleichbares Patientengut<br />

aufzubringen, sondern an mehreren ineinandergreifenden<br />

ethischen und wirtschaftlichen Gründen. 1. Wenn bereits<br />

in einer Stu<strong>di</strong>e gezeigt wurde, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> <strong>Med</strong>ikament B besser ist als A<br />

und nochmals B gegen A geprüft werden soll, könnte dabei <strong>di</strong>e Patientengruppe<br />

A gefährdet werden. 2. Die Forschungsförderung gibt<br />

für Doppelforschung kein Geld aus. 3. Die Zeitschriftenherausgeber<br />

verwahren sich aus finanziellen Ängsten und Reputationsverlust<br />

dagegen, <strong>das</strong> schon einmal Publizierte nochmals aufzulegen. 4. Ein<br />

wichtiger Hemmschuh ist <strong>di</strong>e eigene Eitelkeit. Ich koche doch <strong>di</strong>e Stu<strong>di</strong>e<br />

anderer nicht nach, ich habe selbst genug gute Ideen.<br />

Also überprüft der klinische Forscher im Allgemeinen keine<br />

publizierten Befunde, zumal an derartigen Stu<strong>di</strong>en nicht selten<br />

20 und mehr Wissenschaftler aus bis zu 10 Instituten, <strong>di</strong>e auch<br />

noch über mehrere Länder und Kontinente verteilt sein können,<br />

teilnehmen (hunninghake et al. 2009; ho<strong>di</strong> et al. 2010).<br />

Kritik am „Goldstandard“ wird auch deshalb nicht zugelassen,<br />

weil es durch Statistiker eine Zertifizierung als Belohnung<br />

gibt, nämlich <strong>di</strong>e „statistische Signifikanz“, was sehr an <strong>das</strong> Label<br />

„<strong>Bio</strong>“ erinnert. Jeder weiß, wo <strong>Bio</strong> drauf steht, muss <strong>Bio</strong> nicht drin<br />

sein. Mit „statistisch signifikant“ wird nämlich <strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeit<br />

dafür bezeichnet, <strong>das</strong>s zur Nullhypothese (man nimmt <strong>das</strong><br />

Gegenteil zur Arbeitshypothese an) kein Unterschied besteht.<br />

Signifikant heißt dann ein Wert, wenn <strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeit für<br />

einen Unterschied einem gewissen Wahrscheinlichkeitsniveau<br />

abhängig von der Stichprobengröße entspricht. Dieses wurde<br />

international willkürlich mit 5 % festgelegt und als p-Wert (Probabilitas)<br />

bezeichnet. Statistisch signifikant ist dann ein Unterschied<br />

mit p ≤ 0,05. Man darf sich jetzt nicht verwirren lassen, wie in den<br />

drei eingangs genannten Werken betont wird, <strong>das</strong>s der p-Wert<br />

0,05 nichts anderes bedeutet, als <strong>das</strong>s mit 95 %-iger Sicherheit<br />

gesagt werden kann, <strong>das</strong>s es in Wirklichkeit keinen Unterschied<br />

zur Nullhypothese gibt. Dies ist im Blendwerk „statistisch signifikant“<br />

untergegangen. Der Kliniker glaubt fälschlicherweise seine<br />

Ergebnisse seien signifikant besser als <strong>di</strong>e Vergleichsme<strong>di</strong>kation.<br />

Die Statistiker kümmern sich nicht um <strong>di</strong>esen Irrtum oder wissen<br />

auch nicht, <strong>das</strong>s der klinische Forscher mit seiner vermeintlich<br />

objektiven Signifikanz falsch liegt, wie der ganze Goldstandard.<br />

Das Missverständnis wird dadurch nicht besser, <strong>das</strong>s der p-Wert<br />

auch als Irrtumswahrscheinlichkeit oder Signifikanzniveau in <strong>di</strong>e<br />

Lehrbücher eingegangen ist. Die meisten Ergebnisse klinischer<br />

Forschung gehören daher, wie der international renommierte<br />

Statistiker altMan im British <strong>Med</strong>ical Journal (1994) meinte,<br />

wegen unzulänglicher Metho<strong>di</strong>k in den Papierkorb. Zur Wahrscheinlichkeit,<br />

ob ein Präparat wirksam ist, kann <strong>di</strong>e statistische<br />

Signifikanz nämlich nichts sagen. Wenn der Goldstandard so golden<br />

wäre, wie er gepriesen wird, gäbe es längst keine me<strong>di</strong>zinischen<br />

Probleme mehr. Erklärungen durch vermeintliche Objektivität<br />

schüren, wie erwähnt, jedoch <strong>di</strong>e Hypothesenbildung und<br />

so geht <strong>das</strong> irreführende Signifikanzspiel weiter. Kein Test, der auf<br />

einer Wahrscheinlichkeitsstatistik beruht, kann, wie neyMan und


<strong>zaenmagazin</strong><br />

PearSonS (1933) in den Philosophical Transactions of the Royal<br />

Society of London begründeten, von sich aus Belege für <strong>di</strong>e Richtigkeit<br />

oder Unrichtigkeit einer Hypothese liefern. „Man sollte klinische<br />

Forschung lieber so betreiben, <strong>das</strong>s man keine Hypothesentests<br />

benötigt. Ganz offenbar geht es auch ohne Statistik sehr<br />

gut und effizient voran“ (beck-bornholt und dubben 2001).<br />

Konsequent wird in der klinischen Forschung verdrängt,<br />

<strong>das</strong>s jedes Problem zunächst subjektiv nach einer gefühlten<br />

Wahrscheinlichkeit und durch persönliches Vorwissen nach dem<br />

Motto „es könnte doch sein, <strong>das</strong>s …“ angegangen wird. Dies wird<br />

schlicht ignoriert und statt dessen der statistischen Signifikanz,<br />

vermeintlich frei von jeder Subjektivität in Form des p-Wertes gehul<strong>di</strong>gt.<br />

Die fundamentalen Fehler, <strong>di</strong>e dabei gemacht werden,<br />

werden als offiziell nicht existent erklärt, wodurch auch niemand<br />

über Lösungen zu <strong>di</strong>esem Problem nachdenkt. Statistiker und<br />

<strong>Med</strong>iziner reden hier konsequent aneinander vorbei. Da <strong>di</strong>es jedoch<br />

für beide Gruppen in<br />

Hinblick auf Karriere, Ruhm,<br />

Ehre und Forschungsgelder<br />

durchaus nützlich ist,<br />

belässt man <strong>di</strong>esen irrwitzigen<br />

Zustand.<br />

Traurige Beispiele für<br />

Verwirrung durch Erklären<br />

mittels p-Wert gesichertem<br />

Goldstandard sind <strong>di</strong>e<br />

im Zeitraum 2003 bis 2005<br />

publizierten ART (Acupuncture<br />

randomised trials)<br />

und GERAC (German<br />

Acupuncture Trials) Stu<strong>di</strong>en<br />

zur Wirksamkeit der<br />

Akupunktur bei Migräne,<br />

Spannungskopfschmerz,<br />

Gonarthrose und chronische<br />

Lumbalgien (Literaturübersicht bei bäcker et al. 2006).<br />

Als statistisch signifikant wurde <strong>di</strong>e echte Nadelakupunktur bei<br />

Gonarthrose und chronischer Lumbalgie herausgefiltert. Wie erläutert,<br />

bedeuten aber statistisch signifikante Ergebnisse in der<br />

klinischen Forschung gar nichts. Die Ergebnisse beider Stu<strong>di</strong>en<br />

gehören daher ebenfalls in den Papierkorb. Die gebotenen Erklärungen<br />

sind Verwirrungen und haben in der Diskussion zu<br />

zahlreichen sonderbaren Hypothesen geführt (vgl. bäcker et al.<br />

2006), wobei auch vollstän<strong>di</strong>g gesicherte Befunde z.B. <strong>di</strong>e zur<br />

Morphologie der Akupunkturpunkte schlicht zu Hypothesen erklärt<br />

wurden (bäcker et al. 2006, heine 2006).<br />

Erklären in der klinischen Forschung be<strong>di</strong>ent sich stets der<br />

Wahrscheinlichkeitsstatistik. Diese führt jedoch zu Irrtümern, was<br />

wesentlich durch den unsinnigen p-Wert verursacht wird. Die<br />

Wahrscheinlichkeitsstatistik wird aber in der <strong>Med</strong>izin unwissend<br />

immer mit deterministischer Logik gleichgesetzt, <strong>di</strong>e aber nur<br />

Einmaliges, d.h. In<strong>di</strong>viduelles beschreibt. Zum Beispiel fährt mein<br />

Freund Paul ein altes Feuerwehrauto mit rot-grünen Streifen.<br />

Er wohnt in meiner Nachbarschaft. Wenn ich <strong>di</strong>eses Auto sehe,<br />

weiß ich, <strong>das</strong>s nur Paul drin sitzen kann. Meine Bekannte Marina,<br />

allseits bekannt und beliebt, fährt dagegen einen blauen Golf<br />

und wohnt in Berlin. Jedes Mal, wenn ich in Berlin bin und ein<br />

blauer Golf an mir vorbei fährt, wäre es unsinnig, stehen zu bleiben<br />

um zu winken, weil Marina drinsitzt. Die forschenden <strong>Med</strong>i-<br />

ZAEN<br />

ziner stehen jedoch am Straßenrand und winken heftig jedem<br />

blauen Golf zu, weil sie darin Marina vermuten (beck-bornholdt<br />

und dubben 2002).<br />

Wissenschaftliche Fragestellungen in der Naturheilkunde<br />

und der Komplementärme<strong>di</strong>zin sollten daher stets so angelegt<br />

werden, <strong>das</strong>s kein Signifikanztest nötig wird, sondern eine saubere<br />

Dokumentation von Einzelfällen vorgelegt wird.<br />

Verstehen<br />

Der Literaturnobelpreisträger andré gide (1869-1951) war der<br />

Ansicht „Verstehen heißt sich eine Frage stellen, <strong>di</strong>e durch <strong>das</strong>,<br />

was man versteht, genau beantwortet wird.“ C. F. von weiZSäcker<br />

(1985) <strong>di</strong>skutierte <strong>das</strong> Paradoxon, <strong>das</strong>s man nur <strong>das</strong> sehen könne,<br />

was man wisse. Forschung beginnt demnach mit vorstrukturierten<br />

Fragestellungen,<br />

<strong>di</strong>e durch induktive Bestätigung<br />

aus der Erfahrung<br />

und im Vergleich mit den<br />

denkmöglichen theoretischen<br />

Antworten Konzepte<br />

ergeben, <strong>di</strong>e bei<br />

Widerspruchsfreiheit zu<br />

wertvollen Theorien führen<br />

können oder, ohne in<br />

einem überprüfbaren Sinn<br />

richtig sein zu müssen, als<br />

heuristische Prinzipien wissenschaftliche<br />

Kreativität<br />

anregen.<br />

Zunächst ein Hinweis<br />

aus der Praxis: Der Neurologe<br />

gerhard kienle (Gründer<br />

des Herdecker Gemeinschafts-Krankenhauses<br />

und der Universität Witten/Herdecke),<br />

hatte 1976 anhand publizierter empirischer Stu<strong>di</strong>en bereits darauf<br />

hingewiesen, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e subjektive ärztliche Einschätzung und<br />

Erfahrung offenbar den gleichen Stellenwert hat wie <strong>di</strong>e Ergebnisse<br />

randomisierter klinischer Stu<strong>di</strong>en. Mit Einbringen eigenen<br />

Vorwissens liegt nämlich eine völlig andere Denkweise der Hypothesenprüfung<br />

vor. Sie wird nach dem englischen Geistlichen<br />

rey t. bayeS (1702-1761) als bayESsches Theorem der Hypothesenprüfung<br />

bezeichnet. Sein Manuskript wurde erst zwei Jahre<br />

nach seinem Tod veröffentlicht. „Vielleicht hatte bayeS <strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeit,<br />

<strong>das</strong>s sein Manuskript im 18. Jahrhundert verstanden<br />

werden könnte, so niedrig eingeschätzt, <strong>das</strong>s er es vorzog,<br />

im Wald von Kent spazieren zu gehen, statt <strong>das</strong> fertiggestellte<br />

Manuskript, <strong>das</strong> man später in seinem Nachlass fand, zu publizieren“<br />

(beck-bornholt und dubben 2001). Er ist einer der Vorväter<br />

der induktiven Statistik. In einer Zeit, in der <strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

noch in den Kinderschuhen steckte, befasste sich<br />

bayeS bereits mit dem Problem, wie man spätere Erfahrungen<br />

mit ursprünglichen a priori Annahmen („Vorwissen“) in Einklang<br />

bringen könne. Es handelt sich gewissermaßen um eine dynamische<br />

Hypothesenprüfung mit eingebauter Hypothesenkorrektur<br />

(Swoboda 1971). Das heißt, es wird für den Therapeuten<br />

eine Wirkungsrichtung erkennbar, <strong>di</strong>e er aus Vorkenntnissen<br />

heraus beurteilt. Dabei wird eine Synthese von Messwerten, der<br />

6 5/2010


5/2010<br />

ZAEN<br />

Gesamtsituation (Summe der nichtstandar<strong>di</strong>sierten Randbe<strong>di</strong>ngungen)<br />

und der therapeutischen Erfahrung angestrebt. Der Gedankengang<br />

ist dabei ganz allgemein folgender (Swoboda 1971):<br />

Zu fast jedem Problem und jeder Frage hat man zunächst einmal<br />

„a priori“ irgendeine mehr oder weniger klare Vorstellung („Vorverständnis“).<br />

Wenn ich mich entscheiden muss, werde ich mich<br />

entsprechend <strong>di</strong>eser Vorkenntnisse verhalten. Erfahre ich jedoch<br />

neue Tatsachen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>eses Problem betreffen, muss ich meine ursprüngliche<br />

Einschätzung korrigieren, d.h. „a posteriori“ habe ich<br />

dann eine entsprechend veränderte Einstellung, d.h. Verständnis.<br />

Schneller Informationszuwachs ist heute durch On-line-Literaturrecherchen<br />

relativ einfach zu bewältigen und ist vor allem für<br />

<strong>di</strong>e Diagnostik von unschätzbarem Vorteil. Es liegt auf der Hand,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> bayeSsche Theorem für <strong>di</strong>e klinische Forschung und vor<br />

allem <strong>di</strong>e biologische <strong>Med</strong>izin wesentlich vorteilhafter ist als der<br />

vermeintlich objektive Signifikanztest des Goldstandards.<br />

Derzeit scheint sich jedoch in der Schulme<strong>di</strong>zin ein Umdenken<br />

zu entwickeln, <strong>das</strong> als Umgehen des Signifikanzwahns bezeichnet<br />

werden kann. Es wird immer öfter <strong>di</strong>e Frage gestellt: Wie<br />

komme ich von signifikanten p-Werten zu einem Verständnis der<br />

Pathogenese und damit zur klinischen Anwendung? Man führt<br />

dazu seit kurzem z.B. genomweite Assoziationsstu<strong>di</strong>en durch,<br />

um in<strong>di</strong>viduelle Genaberationen z.B. Genpolymorphismen (z.B.<br />

single nucleotide polymorphisms (SNPs)) zu erfassen. Diese können<br />

auf spezifische Gene und damit biologische Signalwege hinweisen,<br />

<strong>di</strong>e pharmakologisch beeinflusst werden können.<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Beispiele dazu werden immer häufiger in führenden <strong>Med</strong>izin-Journalen<br />

publiziert (z.B. hunninghake et al. 2009, roSSkoPf et<br />

al. 2010). Notwen<strong>di</strong>gerweise führt <strong>di</strong>eses Verständnis von Krankheiten<br />

zu einer durchaus erwünschten in<strong>di</strong>vidualisierten, maßgeschneiderten<br />

Therapie. Aller<strong>di</strong>ngs ist dabei zu bedenken, <strong>das</strong>s<br />

bei Molekularisierung klinischer Entitäten zwar <strong>das</strong> Kausalprinzip<br />

angewandt werden kann, aber <strong>di</strong>e Sicht auf <strong>das</strong> Gesamtsystem<br />

(<strong>das</strong> In<strong>di</strong>viduum) verloren zu gehen droht. In Deutschland wird<br />

<strong>di</strong>ese Forschungsrichtung als „Pharmakogenomik“ bzw. „Pharmakogenetik“<br />

bezeichnet. Dadurch kann vor Therapiebeginn<br />

<strong>di</strong>e Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges oder einer unerwünschten<br />

Arzneimittelwirkung mittels genetischer Analyse<br />

bestimmt werden – ganz ohne Signifikanztests und p-Werten<br />

(roSSkoPf et al. 2010).<br />

Man erkennt hier deutlich, damit überhaupt therapeutisch<br />

verwertbare Ergebnisse bei klinischen Stu<strong>di</strong>en herauskommen,<br />

auf relevante experimentelle und analytische Laborergebnisse<br />

zurückgegriffen werden muss. Diese werden aber dann, um den<br />

schönen Schein des Goldstandards halten zu können, mit p-<br />

Wert-Signifikanz versehen. Diese Selbsttäuschung wird, da man<br />

keine Alternativen kennt, nicht durchschaut. Dies könnte vermieden<br />

werden, wenn <strong>di</strong>e Hypothesenprüfung nach dem bayeSschen<br />

Theorem erfolgte. Denn <strong>di</strong>e experimentellen Laborwerte<br />

führen zu einem subjektiv strukturierten Vorwissen, <strong>das</strong> dann <strong>di</strong>e<br />

Stu<strong>di</strong>endesigns von vornherein aussichtsreich gestalten lässt. Bei<br />

genauerer Betrachtung hat daher der sogenannte Goldstandard<br />

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7


<strong>zaenmagazin</strong><br />

immer auch bayeSsche Einflüsse. Dass darauf nicht rekurriert wird<br />

liegt daran, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e mathematischen Statistiker <strong>das</strong> bayeSsche<br />

Theorem ablehnen, woher es auch in den Lehrbüchern der <strong>Med</strong>izinstatistik<br />

nicht auftaucht (Swoboda 1971). Die Ablehnung<br />

erfolgt aus zwei Gründen: Zum einen gehe man dabei von einem<br />

a-priori-Wissen aus, <strong>das</strong> keine ausreichende theoretische<br />

Basis habe; zum anderen können a-priori-Wahrscheinlichkeiten<br />

u.U. allzu leicht über den Daumen gepeilt sein und auf relativ<br />

wenigen Beobachtungen basieren. Es ist selbstverständlich,<br />

<strong>das</strong>s „Verstehen“ umso besser funktioniert, je umfangreicher<br />

<strong>das</strong> A- priori-Wissen ist. Daher auch <strong>di</strong>e dringende Empfehlung<br />

zur theoretischen Weiterbildung bevor man unverstanden ein<br />

vom „Guru“ wortreich erklärtes Verfahren annimmt (z.B. all <strong>di</strong>ese<br />

quantenphysikalischen Bezüge me<strong>di</strong>zinischer Problematiken<br />

von Leuten, <strong>di</strong>e dafür kein ausreichend fun<strong>di</strong>ertes Wissen haben).<br />

Den Einwänden gegen <strong>das</strong> bayeS-Theorem kann leicht widersprochen<br />

werden. Denn, wie gezeigt, stecken in den angeblich<br />

objektiven Methoden der herrschenden Lehrmeinung sehr<br />

viele subjektive Ansichten, weil häufig für <strong>di</strong>e Einschätzung einer<br />

Situation ganz einfach nicht genug statistische Daten vorliegen.<br />

Halten wir fest: Während Verstehen unmittelbare logisch<br />

begründete Folgerungen nach sich zieht, bleibt Erklären<br />

in Interpretationen stecken.<br />

Ein nicht messbarer Parameter für Erklären wie Verstehen ist<br />

<strong>di</strong>e Bedeutung guter Ideen d.h. <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>e <strong>Med</strong>izin so wichtige<br />

Intuition. Die Amerikaner sagen, „man findet einen roten Hering“.<br />

Die gute Idee wird in der <strong>Med</strong>izinstatistik als power bezeichnet<br />

und besagt, warum anzunehmen ist, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e neue Therapie<br />

wahrscheinlich besser sei als <strong>di</strong>e alte. Aller<strong>di</strong>ngs bleibt in jedem<br />

Fall <strong>di</strong>e große Unbekannte, wie kommt man zu guten Ideen?<br />

Schon Platon und alle Philosophen nach ihm haben darüber<br />

gerätselt. Gerade hier ist <strong>das</strong> bayeSsche Theorem, d.h. <strong>di</strong>e Bedeutung<br />

des Vorwissens zu einem Problem von größter Bedeutung.<br />

Denn dadurch wird meine Wahrnehmung für <strong>das</strong> anstehende<br />

Problem erweitert. Dies verschafft mir <strong>di</strong>e Möglichkeit meine<br />

Vorstellungen zu variieren, <strong>di</strong>e ganz unabhängig von meinen<br />

Erfahrungen sein können, aber möglicherweise den Geistesblitz<br />

einer Idee beinhalten. Um eine Idee dann in <strong>di</strong>e Wahrnehmung<br />

bringen zu können, muss sie beschrieben werden, d.h. ein Sachverhalt<br />

daraus gemacht werden. Diesen muss ich erst verstanden<br />

haben, bevor ich ihn anderen zu verstehen geben kann.<br />

Gerade <strong>das</strong> auf Wahrnehmungen beruhende ärztliche Tun<br />

wird umso erfolgreicher sein, je größer <strong>das</strong> Vorwissen und damit<br />

<strong>di</strong>e Ideenhaftigkeit bzw. Intuition ist. Erst dann kann der Prozess<br />

der Interpretation einsetzen, der dann mit Statistik behaftet sein<br />

kann. Die Interpretation von Modellen ist der übliche Weg in den<br />

technischen Wissenschaften und hat sich auch in der <strong>Med</strong>izin<br />

festgesetzt. Man therapiert Modelle von Krankheiten aber keine<br />

Patienten. Die ärztliche Kunst ist etwas ganz anderes: Sie beruht<br />

auf in<strong>di</strong>viduellem Vorwissen, Erfahrungen und verstehendem<br />

Wahrnehmen. Der in <strong>di</strong>esem Sinne Wahrnehmende hat etwas<br />

mit dem speziell Wahrgenommenen, d.h. dem Patienten gemeinsam.<br />

Beide werden teilhaftig aneinander. Dies bedarf keiner<br />

Statistik.<br />

Ich schließe mit bert brecht aus dem „Leben des Galilei“:<br />

„Eine Hauptursache der Armut in den Wissenschaften ist meist<br />

eingebildeter Reichtum. Es ist nicht ihr Ziel, der unendlichen<br />

Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu setzen dem<br />

unendlichen Irrtum“.<br />

Zusammenfassung<br />

ZAEN<br />

In der klinischen Forschung wird <strong>di</strong>e Befunderhebung durch<br />

Signifikanztests unter Ausschaltung subjektiver Einflüsse objektiviert.<br />

Dadurch entstehen Erklärungsmodelle für <strong>di</strong>e untersuchten<br />

Probleme, <strong>di</strong>e jedoch selbst wieder zur Hypothesenbildung<br />

führen. Da <strong>di</strong>e Signifikanztests der klinischen Forschung irreal<br />

sind, sind auch <strong>di</strong>e Ergebnisse äußerst fraglich. Dies kann jedoch<br />

durch ein Vorwissen experimenteller und analytischer Labordaten<br />

abgefedert werden. Das bayeSsche Theorem der Hypothesenprüfung<br />

nutzt <strong>di</strong>es und stützt sich von vornherein auf ein problemorientiertes,<br />

subjektives Vorwissen („a priori“). Dieses Wissen<br />

kann im Verlauf der Untersuchung weiter strukturiert werden<br />

(„a posteriori“) und führt zu einer dynamischen Hypothesenprüfung,<br />

<strong>di</strong>e schließlich zum Verstehen des untersuchten Problems<br />

führt.<br />

Literatur<br />

Altman DG. The scandal of poor me<strong>di</strong>cal research. British <strong>Med</strong> J 1994; 308: 283<br />

Bayes RT. An essay towards solving a problem in the doctrine of chances. Posthum<br />

veröffentlicht von John Canton in Philosophical Transactions of the<br />

Royal Society of London 1763; 53: 376-399 und 1764; 54: 298-210. Deutsche<br />

Übersetzung von Timer<strong>di</strong>ng H. E. Leipzig: Engelmann 1908<br />

Bäcker M, Tao I, Dobos GJ: Akupunktur – quo va<strong>di</strong>s? Zur aktuellen Diskussion um<br />

Wirksamkeit und „Punktspezifität“ in der Nadeltherapie. Dtsch <strong>Med</strong> Wochenschr<br />

2006; 131: 506-511.<br />

Beck-Bornhold H-P, Dubben H-H. Der Schein der Weisen. Irrtümer und Fehlurteile<br />

im täglichen Denken. 2. Aufl. Hamburg: Hoffmann und Campe 2001<br />

Heine H. Leserbrief: Akupunktur – quo va<strong>di</strong>s? Dtsch <strong>Med</strong> Wochenschr 2006; 131:<br />

1552-1554<br />

Ho<strong>di</strong> FS, O’Day SJ, McDerm,ott DF et al. Improved survival with ipilimumab in<br />

patients with metastatic melanoma. N Engl J <strong>Med</strong> 2010; 363:711-723<br />

Hunninghake GM, Cho MH, Tesfaigzi Y et al. MMP12 lung function, and COPD in<br />

high-risk population. New Engl J <strong>Med</strong> 2009; 361: 2599-2608<br />

Kienle G. Der Wirksamkeitsnachweis im Arzneimittelrecht. Z f Rechtspolitik 1976;<br />

65: 1407-1421<br />

Neyman J, Pearson E. On the problem of the most efficient tests of statistical hypotheses.<br />

Philosophical Transactions of the Royal Society. London A 1933;<br />

231: 289-337<br />

Rosskopf D, Meyer zu Schwabe<strong>di</strong>ssen HE, Kroemer HK, Siegmund W. Pharmakogenomik<br />

in der Praxis. Dtsch <strong>Med</strong> Wochenschr 2010; 135: 133-144<br />

Skrabanek P, McCormik J: Torheiten und Trugschlüsse in der <strong>Med</strong>izin. 2. Aufl.<br />

Mainz: Kirchheim 1992<br />

Swoboda H. Knaurs Buch der modernen Statistik. München/Zürich: Droemersche<br />

Verlangsanstalt Th. Knaur Nachf 1971<br />

Weizsäcker CFv. Aufbau der Physik. München: Hanser 1985<br />

Ziliak ST, McCloskey DN. The Cult of Statistical Significance. Univ of Michigan<br />

Press, Ann Arbor, 2008<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Prof. Dr. rer. nat. med. habil. Hartmut Heine<br />

Privates Forschungsinstitut<br />

Billerbeckweg 1-3<br />

D-75242 Neuhausen<br />

8 5/2010


5/2010<br />

Originalarbeiten<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Bewährte In<strong>di</strong>kationen in der Homöopathie<br />

am Beispiel von Traumamittel<br />

micHael m. Hadulla, Olaf ricHter<br />

Zusammenfassung<br />

Am Beispiel von Traumamitteln in der Homöopathie<br />

wird der Begriff der „bewähren In<strong>di</strong>kationen“ kritisch<br />

beleuchtet. In <strong>di</strong>esem Zusammenhang werden einige<br />

häufig gebrauchte Arzneimittel bei akuten Verletzungen<br />

vorgestellt.<br />

Schlüsselwörter: Bewährte In<strong>di</strong>kationen, Trauma,<br />

Homöopathie, Mathias Dorci<br />

Autor<br />

Dr. Michael Hadulla<br />

Heiliggeiststraße 9<br />

69117 Heidelberg<br />

dr.hadulla@med-homoeopathie.de<br />

www.med-homoeopathie.de<br />

Dr. Olaf Richter<br />

Schloßstraße 19<br />

35510 Butzbach<br />

dr.richter@med-homoeopathie.de<br />

www.med-homoeopathie.de<br />

Die Homöopathie versteht sich als <strong>Med</strong>izin der Person und legt<br />

besonderen Wert auf eine gründliche, persönlichkeitsbezogene<br />

Anamnese, wobei insbesondere <strong>di</strong>e Verursachung (u.a. Wind,<br />

Kälte, Schreck, Kummer, Trauer usw. und <strong>di</strong>e Modalitäten in den<br />

Mittelpunkt gestellt werden (Besserung durch = amel. ,z.B. Ruhe,<br />

Wärme, Kälte, Bewegung, Tageszeit / Verschlechterung durch =<br />

agg.).<br />

Das so erhobene in<strong>di</strong>viduelle Krankheitsbild wird mit den<br />

in der homöopathischen Materia me<strong>di</strong>ca aufgezeichneten Arzneimittelbildern<br />

und den in den Repertorien aufgelisteten Symptomen<br />

verglichen, um <strong>di</strong>e passende Arznei herauszufinden, <strong>di</strong>e<br />

möglichst ähnliche Symptome hervorzubringen vermag.<br />

Aufgrund der Ähnlichkeit von Krankheitsbild und Arzneimittelbild<br />

erfolgt dann eine personenbezogene, in<strong>di</strong>viduelle Verordnung<br />

der homöopathischen Arznei.<br />

Dieses idealtypische Vorgehen scheint durch den Begriff der<br />

„bewährten In<strong>di</strong>kationen“ in Frage gestellt. Wie nur wenige<br />

andere Begriffe in der Homöopathie ist er geeignet, <strong>di</strong>e Homöopathen<br />

zu entzweien. Während <strong>di</strong>e „klassischen“ Homöopathen<br />

den Begriff der In<strong>di</strong>vidualisierung verabsolutieren, obwohl bereits<br />

hahneMann mit seinem Konzept der epidemischen Krankheiten<br />

eine sinnvolle Mo<strong>di</strong>fizierung vornahm, sehen <strong>di</strong>e Verfechter der<br />

bewährten In<strong>di</strong>kationen in <strong>di</strong>esem Konzept einen notwen<strong>di</strong>gen<br />

Brückenschlag vom klinischen zum homöopathischen Denken.<br />

Der österreichische Arzt und Homöopath MathiaS dorcSi<br />

(1923-2001), auf den der Begriff der bewährten In<strong>di</strong>kationen<br />

zurückgeht, hebt hervor, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> für den Patienten Auffallende,<br />

Besondere, Eigenartige und Krankmachende durchaus im<br />

Lokalen, Organotropen und im System liegen könnte. Denn offensichtlich<br />

haben sich bestimmte homöopathische Arzneien<br />

bei denselben Organ<strong>di</strong>agnosen bewährt, d.h. es liegen klinische<br />

Erfahrungen vor, <strong>di</strong>e eine entsprechende Therapie nahelegen.<br />

Diesem Sachverhalt versucht man mit dem neuen Begriff der<br />

„klinischen Erfahrungen“ gerecht zu werden, der den umstrittenen<br />

Begriff der „bewährten In<strong>di</strong>kationen“ ersetzen soll.<br />

Ob sich damit der Kampf zweier Linien in der Homöopathie beschwichtigen<br />

lässt, erscheint aller<strong>di</strong>ngs zweifelhaft.<br />

Die mit dem Konzept der bewährten In<strong>di</strong>kationen implizierte<br />

<strong>di</strong>daktische Vereinfachung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

<strong>das</strong>s es keinen kurzen Weg zur Arznei gibt. Das<br />

bedeutet, <strong>das</strong>s auch eine Therapie nach den bewährten In<strong>di</strong>kationen<br />

eine gewisse Kenntnis der Grundlagen und Regeln des<br />

homöopathischen Heilverfahrens zur Voraussetzung hat. Selbst<br />

bei einem scheinbar gleichen Krankheitsbild gilt es, <strong>di</strong>e auffallenden,<br />

sonderlichen und charakteristischen Reaktionsweisen<br />

herauszuarbeiten, (Organon § 153), da viele Kranke bei ähnlichen<br />

Krankheiten unterschiedlich reagieren. Als in<strong>di</strong>viduelle und<br />

ganzheitliche Therapie-Methode kann <strong>di</strong>e Homöopathie keine<br />

9


<strong>zaenmagazin</strong><br />

pauschalen Therapieempfehlungen geben, allenfalls mit den<br />

bewährten In<strong>di</strong>kationen <strong>das</strong> bei bestimmten Organ- und Funktionsbezügen<br />

Bewährte zur weiteren Differenzierung und in<strong>di</strong>viduellen<br />

Arzneimittelfindung in <strong>di</strong>e engere Wahl einzubeziehen<br />

helfen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dem Patienten Elemente<br />

einer Ordnungstherapie zu vermitteln, Heilungshindernisse<br />

zu erkennen und wenn möglich zu beseitigen sowie auf<br />

eine bewusste und gesunde Lebensführung hinzuweisen.<br />

Unter <strong>di</strong>esen Kautelen empfiehlt es sich für den Anfänger, in<br />

einem begrenzten Gebiet mit einigen gut ausgewählten Arzneien<br />

erste gute Erfahrungen zu sammeln. Diese vermitteln nicht<br />

nur eine Ahnung von den Möglichkeiten der homöopathischen<br />

Arzneien, sondern geben eine gewisse Sicherheit bei den ersten<br />

homöopathischen Gehversuchen.<br />

Wegen des relativ umschriebenen Organbezuges sollen<br />

bei unserem Vortrag einige Mittel für <strong>das</strong> physische Trauma und<br />

seine Folgen vorgestellt und <strong>di</strong>fferenziert werden. Dabei können<br />

jedoch nur <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>esen In<strong>di</strong>kationsbereich wesentlichen<br />

Leitsymptome benannte werden, <strong>di</strong>e <strong>das</strong> Wesen der einzelnen<br />

Arzneien le<strong>di</strong>glich partiell erfassen.<br />

Beispiele<br />

Arnica<br />

= Berg-Wohlverleih, <strong>das</strong> erste Mittel bei Verletzungen, Verstauchungen,<br />

Prellungen und Quetschungen. Bei Verletzungen, <strong>di</strong>e<br />

mit dem Zerreißen von Blutgefäßen einhergehen und zu Hämatomen<br />

und parenchymatösen Blutungen (u.a. Apoplexie) führen.<br />

Die vorherrschende Empfindung ist ein Zerschlagenheitsgefühl,<br />

jegliche Berührung und Erschütterung verschlimmern <strong>di</strong>e Symptome.<br />

Die Patienten sind ärgerlich, mürrisch und gereizt. Sie<br />

wollen in Ruhe gelassen und nicht angesprochen werden. Neben<br />

der Anwendung im akuten Verletzungsfall hat sich Arnica<br />

vor operativen Eingriffen und Zahnextraktionen bewährt. Die<br />

prophylaktische Gabe verhindert Infektionen, lindert den Wundschmerz<br />

und mindert <strong>di</strong>e Gefahr der Nachblutung. Anwendung:<br />

D 12 bis D200 (Fa: Staufen), tiefere Potenzen können zu Blutungen<br />

führen.<br />

Der 6­jährige Sven stürzt von seinem Skateboard auf den linken<br />

lateralen Oberschenkel, linkes Knie und linke Thoraxseite. Er zeigt<br />

multiple Schürfwunden. Es besteht ein Gefühl von Zerschlagenheit<br />

und er möchte auch nicht berührt werden. Seine Mutter gibt ihm<br />

Arnica D 200, einmalig 5b Globuli. Sie nimmt eine Wundversor­<br />

Originalarbeiten<br />

gung und eine Eisbehandlung vor und verabreicht ihm schließlich<br />

auch Paracetamol, da <strong>di</strong>e Schmerzen trotz aller Maßnahmen heftiger<br />

werden. Da sie sehr besorgt ist, bittet sie um einen Hausbesuch.<br />

Sven sagt, <strong>das</strong> „alles sei nicht so schlimm, Mami übertreibt, der Onkel<br />

Doktor ist umsonst gekommen“. Eine Fraktur wird ausgeschlossen.<br />

Rp.: Arnica D1000, 3 Globuli, zusätzlich D200, 5 Globuli, auflösen<br />

und bei Zunahme der Beschwerden immer wieder einen Teelöffel<br />

davon geben.<br />

Materia <strong>Med</strong>ica Arnica<br />

� Ein Verletzungsmittel par excellence. Traumata in allen Variationen,<br />

psychisch und physisch, sowie deren unmittelbare<br />

oder entfernte Folgen sind mit <strong>di</strong>eser Arznei zu behandeln.<br />

� Muskeln sehr schmerzhaft, wie wund und zerschlagen, am<br />

ganzen Körper. Resorptionsfördend.<br />

� Furcht, geschlagen oder berührt zu werden, ja selbst vor Annäherung.<br />

� Sagt, ihm fehle nichts. Fühlt sich wohl bei bedrohlichen<br />

Krankheitszuständen.<br />

Das Zerschlagenheitsgefühl wich im Laufe des nächsten Tages. Die<br />

Schürfwunden heilten komplett ab, <strong>das</strong> Trauma blieb folgenlos.<br />

Hypericum<br />

= <strong>das</strong> Johanniskraut, ist wie Arnica in der Volksheilkunde als wichtiges<br />

Verletzungsmittel bekannt. Insbesondere bei Traumata, bei<br />

denen Nerven oder nervenreiches Gewebe in Mitleidenschaft<br />

gezogen werden. Für gestochene, geschnittene, gequetschte<br />

oder zerrissene Wunden. Der Schmerzverlauf ist zentripedal,<br />

der Schmerzcharakter hämmernd und undulierend. Bei mechanischen<br />

Verletzungen des Rückenmarks, bei Commotio und<br />

Contusio cerebri., bei Läsionen der Wirbelsäule und des Steißbeins.<br />

Bei peripheren Nervenverletzungen, bei Verletzungen an<br />

Körperteilen, <strong>di</strong>e reich an sensiblen Nerven sind (Finger, Zehen,<br />

Nagelbetten). Die Patienten wirken ängstlich, <strong>di</strong>e Stimmung ist<br />

gedrückt. Bei Depressionen hat sich Hypericum ebenfalls als<br />

wichtige Arznei erwiesen. Anwendung: D6 bis D30.<br />

Katrin, 9 Jahre, spielt schon seit zwei Jahren Tennis. Während<br />

einer Trainingsstunde in den großen Ferien, in denen sie fast täglich<br />

gespielt hat, traf sie eine Rückhand zu spät und klagt seitdem über<br />

heftige und zunehmende lanzierende Schmerzen im Bereich des<br />

rechten lateralen Ellenbogens. Auch Greifen mit der rechten Hand<br />

tut immer mehr weh, nachts kann sie nur noch auf der linken Seite<br />

schlafen. Sie ist extrem unzufrieden. Durch eine Überlastung kam es<br />

zu einer Reizung, eventuell zu einem Einriss der Sehne am Ansatz des<br />

Epicondylus.<br />

Rp.: Hypericum D200 (Fa. Staufen), dreimal 4 Globuli<br />

Kaum Besserung der Beschwerden.<br />

Rp.: Ruta D12, zwei­ bis dreimal täglich, sowie Eisbehandlung,<br />

Hantelübungen in Supinationshaltung und Massage der Unterarmmuskulatur.<br />

Sie darf weiterhin Tennis spielen, aber vorerst nur Vorhand.<br />

Nach ca. 1 bis 2 Monaten war <strong>das</strong> Mädchen beschwerdefrei.<br />

10 5/2010<br />

Ruta<br />

= <strong>di</strong>e Weinraute, ist bei Quetschungen und anderen mechanischen<br />

Verletzungen von Knochen und Periost, bei Verstauchungen<br />

und Periostitis in<strong>di</strong>ziert. Eine besondere Beziehung besteht<br />

zum Handgelenk und dessen Überlastung. Ruta beschleunigt


5/2010<br />

Originalarbeiten<br />

nach Arnica den Heilungsprozess in Gelenken, nach Symphytum<br />

bei Knochenverletzungen. Ebenfalls hilfreich bei Überanstrengung<br />

der Augen, wobei <strong>di</strong>e Augen brennen und schmerzen,<br />

zum Teil mit verschwommenem Sehen. Anwendung: D6 – D12<br />

(Fa. Staufen).<br />

� Diese Arznei hat eine besondere Affinität zu den Bindegeweben:<br />

Gelenke, besonders Fuß­ und Handgelenke, Knorpel, Knochenhaut.<br />

� Das Hauptmittel bei Quetschungen, Prellungen und Verletzungen<br />

der Knochen. Entsprechend sind <strong>di</strong>e Schmerzen wie wund,<br />

wie geprellt oder zerschlagen; mit Ruhelosigkeit verbundene<br />

Schmerzen.<br />

� Lähmungsartige Steifheit, Distorsion.<br />

� Gemüt: „Über alles um ihn herum Geschehende und vorzüglich<br />

über <strong>das</strong>, was er selbst tat, sehr unzufrieden und sehr zum<br />

Weinen geneigt.“<br />

Colocynthis<br />

= Koloquinte, Cucurbitaceae<br />

Hauptcharakteristika:<br />

Qualvoller Schmerz im<br />

Bauch zwingt den Patienten,<br />

sich zu krümmen,<br />

mit Rastlosigkeit, er windet<br />

und wendet sich, um<br />

Erleichterung zu erlangen,<br />

amel. durch starken<br />

Druck (amel. durch Wärme:<br />

Mag-p.).<br />

Schmerzen: Sind<br />

schlimmer nach Essen<br />

oder Trinken, zwingen<br />

den Patienten, sich zu<br />

krümmen (Mag-p. – agg.<br />

durch Krümmen: Dios.);<br />

<strong>di</strong>e Menses werden durch Ärger, Koliken unterdrückt.<br />

Der Patient ist äußerst reizbar, ungedul<strong>di</strong>g; er ist zornig oder<br />

belei<strong>di</strong>gt, wenn man ihn etwas fragt.<br />

Er ist reizbar, wirft Gegenstände aus den Händen. Beschwerden<br />

durch Ärger, bei Entrüstung – Kolik, Erbrechen, Durchfall<br />

und Unterdrückung der Menses (Cham., Staph.).<br />

Ischias: krampfender Schmerz in der Hüfte, wie in einem<br />

Schraubstock eingespannt; der Patient liegt auf der erkrankten<br />

Seite.<br />

Schießende Schmerzen, wie Blitzschläge, <strong>di</strong>e ganze Gliedmaße<br />

hinunter, linke Hüfte, linker Oberschenkel, linkes Knie, in<br />

<strong>di</strong>e Kniekehle.<br />

Vergleiche: Gnaph. mit starkem Schmerz entlang des rechten<br />

Ischiasnerven, schießend, schneidend, vom rechten Hüftgelenk<br />

hinunter zum Fuß; agg. bei Niederlegen, Bewegung, Gehen;<br />

amel. beim Sitzen.<br />

Vergleiche mit Staph. bei ovariellen oder anderen Erkrankungen<br />

in der Folge von Ärger, zurückgehaltener Entrüstung<br />

oder stillem Kummer.<br />

Schlimmer: Ärger und Entrüstung; Demütigungen durch Belei<strong>di</strong>gungen<br />

(Staph., Lyc.); Käse agg. Kolik.<br />

Besser: Durch Zusammenkrümmen; festen Druck.<br />

Nux vomica<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

= Brechnuss, Loganiaceae<br />

Passend für dünne, reizbare, gewissenhafte, eifrige Menschen<br />

mit dunklem Haar und galligem oder sanguinischem Temperament.<br />

Sie neigen dazu streitsüchtig, gehässig, boshaft zu sein;<br />

nervös und melancholisch.<br />

Menschen von ausschweifender Lebensweise mit dünner,<br />

reizbarer, nervöser Veranlagung: Neigung zu Verdauungsstörungen<br />

und Hämorrhoiden (Menschen mit hellem Haar, blauen<br />

Augen: Lob.).<br />

„Nux-v. wirkt vor allem erfolgreich bei Menschen von feurigem<br />

Charakter; von reizbarem, ungedul<strong>di</strong>gem Temperament,<br />

mit Neigung zu Zorn, Hass oder Betrug.“ – hahneMann.<br />

Angst mit Reizbarkeit und Neigung, Selbstmord zu begehen,<br />

aber der Patient fürchtet sich vor dem Sterben.<br />

Überempfindlich: gegen äußere Eindrücke; gegen Lärm, Gerüche,<br />

Licht oder Musik (Nux-m.); unbedeutende Beschwerden<br />

sind unerträglich (Cham.); jedes harmlose Wort wirkt belei<strong>di</strong>gend<br />

(Ign.).<br />

Schlechte Auswirkungen von: Kaffee, Tabak, Alkoholika;<br />

scharfen oder stark gewürzten Speisen; Überessen (Ant-c.); lang<br />

andauernder geistiger Überbeanspruchung; sitzender Lebensweise;<br />

Schlafmangel (Cocc., Colch., Nit-ac.); aromatischen oder<br />

Wundermitteln; Sitzen auf kalten Steinen, besonders bei warmem<br />

Wetter.<br />

Die Schmerzen sind kribbelnd, stechend, hart, weh, schlimmer<br />

durch Bewegung und Berührung.<br />

Aufstehen; nach geistiger Anstrengung (untätig, kein Verlangen:<br />

Bry., Op., Sulph.).<br />

Abwechselnd Verstopfung und Durchfall (Sulph., Verat.), bei<br />

Menschen, <strong>di</strong>e ihr ganzes Leben lang Abführmittel genommen<br />

haben.<br />

Rückenschmerz: der Patient muss sich hinsetzen oder sich<br />

im Bett umdrehen; Hexenschuss.<br />

Widerwille gegen Kälte oder kalte Luft; fröstelig bei der geringsten<br />

Bewegung; durch Entblößen; der Patient muss in jedem<br />

Fiebersta<strong>di</strong>um zugedeckt sein – Frost, Hitze oder Schweiß.<br />

Wird gut gefolgt: von Bry., Puls., Sulph.<br />

Nux-v. sollte unmittelbar oder besser mehrere Stunden vor<br />

dem Schlafengehen gegeben werden; es wirkt am besten während<br />

der Ruhe von Geist und Körper.<br />

Schlimmer – Morgens; Erwachen um 400; geistige Anstrengung;<br />

nach Essen oder Überessen; Berührung, Lärm, Ärger, Gewürze,<br />

Narkotika, trockenes Wetter; in kalter Luft.<br />

Besser – Am Abend, während Ruhe; Hinlegen, und bei<br />

feuchtem, nassem Wetter (Caust.).<br />

Rhus toxicodendron<br />

= der Giftsumach, weist einen Organbezug zu Muskeln, Bändern<br />

und Sehnen auf und passt besonders für Patienten mit rheumatischer<br />

Diathese. Beschwerden treten auf infolge von Überanstrengung,<br />

Verheben, Distorsionen und Durchnässung. Als<br />

Leitsymptom gilt <strong>di</strong>e große Ruhelosigkeit, <strong>di</strong>e Patienten müssen<br />

sich bewegen, um eine Linderung der Beschwerden zu erfahren.<br />

Während Bewegung und Wärme bessern, verschlechtern sich<br />

<strong>di</strong>e Symptome bei kaltem, feuchtem Wetter und in Ruhe. Der<br />

Giftsumach verursacht bei Berührung pustulöse Hautausschläge<br />

11


<strong>zaenmagazin</strong><br />

– nach der Ähnlichkeitsregel gilt Rhus toxocodendron bei Verbrennungen<br />

als eine der bewährten In<strong>di</strong>kationen. Anwendung:<br />

D30 – D200.<br />

Fallbeispiel Rhus toxicodendron:<br />

Eine 56­jährige, großwüchsige, eher schlanke und zäh wirkende Frau<br />

kommt wegen ausgeprägter Schmerzen im Rückenbereich in <strong>di</strong>e<br />

Praxis. Sie wurde zuvor mit Schmerzmitteln behandelt, zudem wurde<br />

eine Bandscheiben­OP in Erwägung gezogen<br />

Die Patientin stammt aus Dalmatien (Kroatien) und arbeitet<br />

in einer Großstadt als Küchenhilfe. Durch Voltaren (Diclofenac)<br />

haben sich <strong>di</strong>e Schmerzen nicht gebessert, es sind zusätzlich Magenschmerzen<br />

aufgetreten. Das danach von ihrem Hausarzt auf<br />

Betäubungsmittelrezept verschriebene Schmerzpflaster (Durogesic/<br />

Fentanyl) hat zwar <strong>di</strong>e Magenschmerzen zum Abklingen gebracht,<br />

<strong>di</strong>e Rückenschmerzen aber keinesfalls positiv beeinflusst.<br />

Im Spontanbericht klagt <strong>di</strong>e Patientin über Schmerzen, <strong>di</strong>e bis<br />

in <strong>das</strong> Bein ziehen, über Taubheitsgefühl im Unterschenkel und über<br />

Ameisenlaufen in den Füßen. Die Schmerzen sind stechend und<br />

haben in den letzten 4­6 Wochen immer mehr zugenommen.<br />

Im Gelenkten Bericht ist noch zu erfahren, <strong>das</strong>s sich <strong>di</strong>e Beschwerden<br />

durch Wärme bessern und eine deutliche Verschlechterung<br />

im Sitzen eintritt. Die Patientin kann auch während der Untersuchung<br />

nicht sitzen und läuft im Untersuchungszimmer pausenlos<br />

auf und ab. Die Schmerzen sind so stark, <strong>das</strong>s sie nachts kaum Schlaf<br />

finden kann.<br />

Von ärztlicher Seite wurde zu einer Bandscheibenoperation<br />

geraten, <strong>di</strong>e jedoch von der Patientin strikt abgelehnt wird, da ihre<br />

Mutter nach einer identischen Operation im damaligen Jugoslawien<br />

gelähmt war. Diagnose und ra<strong>di</strong>ologischer Kurzbefund lauten: Wurzelkompression<br />

L5 links bei Bandscheibenvorfall L4/5 me<strong>di</strong>olateral<br />

links.<br />

Anamnese<br />

Frau S. Berichtete, <strong>das</strong>s sie seit ca. drei Wochen unter Rückenschmerzen<br />

und Lumbo­Ischialgie links im Bereich der Unterschenkelaußenseite<br />

leide. Außerdem bestehe in genau <strong>di</strong>esem Gebiet ein Taubheitsgefühl.<br />

Die Frage nach einer Schwäche der Füße oder Beine wurde<br />

verneint, ebenso <strong>di</strong>e nach möglicher Miktions­ oder Defäkationsstörungen.<br />

Die Patientin erzählt, <strong>das</strong>s sie bereits vor zwei Jahren<br />

ähnliche Beschwerden hatte, <strong>di</strong>e sich jedoch unter konservativer<br />

Therapie gebessert haben.<br />

Neurologischer Befund: Laségue links bei ca. 40 Grad positiv. In<br />

den Dermatomen in L5 und S1 bestand Hypästhesie. Der ASR links<br />

war abgeschwächt. Keine Paresen. Babinski negativ. Ra<strong>di</strong>ologischer<br />

Befund: MRT der Lendenwirbelsäule: kleine, me<strong>di</strong>olateral links betonte<br />

Hernie in L4/5; deutliche me<strong>di</strong>ale Protrusion in L4/5.<br />

Beurteilung und Repertorisation<br />

Mit der Patientin wurde über eine operativ­mikrochirurgische Therapiemöglichkeit<br />

gesprochen, sowie über <strong>di</strong>e konservativen Alternativen.<br />

Da sie sich zu einer OP im Moment nicht entschließen kann,<br />

sollten <strong>di</strong>e bereits begonnenen Therapiemaßnahmen (KG, Rückenschule<br />

etc.) fortgeführt werden.<br />

Therapie und Verlauf<br />

Es erfolgte <strong>di</strong>e tägliche Gabe von Rhus tox. LM VI (Fa. Staufen), tgl. 2<br />

mal 5 Globuli über den Zeitraum von 2 Wochen. Unter wöchentlicher<br />

Kontrolle berichtet <strong>di</strong>e Patientin folgendes: „Ich bin zufrieden, <strong>das</strong>s es<br />

so gegangen ist … Die Taubheit und <strong>das</strong> Ameisenlaufen bestehen<br />

nicht mehr. Ich kann wieder schlafen und habe den Termin für <strong>di</strong>e OP<br />

abgesagt. Ich könnte <strong>das</strong> Letzte geben, nur damit ich weiter gesund<br />

bleibe …“ Bis heute ist <strong>di</strong>e Patientin beschwerdefrei.<br />

Anmerkung:<br />

Ein junger Arzt, der bei mir hospitiert, meinte lakonisch, <strong>das</strong>s es doch<br />

bemerkenswert sei, <strong>das</strong> Mittel in LM VI und fortlaufend in der gleichen<br />

Potenz zu geben. Ich antwortete noch lakonischer: „Es war halt<br />

so. Mag sein, aber <strong>di</strong>e Patientin ist gesund“, und ergänzte dann noch<br />

argumentativ: „Bei <strong>di</strong>esem tief im Organischen fixierten Geschehen<br />

war ein regelmäßiger, täglicher Heilungsimpuls in einer LM VI wohl<br />

genau <strong>das</strong> Richtige.“<br />

Bryonia<br />

Originalarbeiten<br />

= <strong>di</strong>e Zaunrübe, hat sich neben Rhus toxicodendron beim<br />

Lumbago und der Ischialgie bewährt. Im Gegensatz zu Rhus<br />

toxicodendron treten jedoch stechende Schmerzen bei der geringsten<br />

Bewegung auf, während Ruhe und fester Druck <strong>di</strong>e Beschwerden<br />

bessern. Die Patienten sind gereizt und ärgerlich, und<br />

meistens sehr durstig.<br />

Die Beschwerden entstehen vor dem Hintergrund der rheumatischen<br />

Diathese. Anwendung: D30 – D200 (Fa. Staufen).<br />

Bryonia gehört zu den großen Mitteln in der Homöopathie,<br />

zu den sogenannten Polychresten.<br />

Hauptcharakteristika sind:<br />

1. Auslöser: Ärger, Stress<br />

2. Einsetzen der Symptomatik aus vorhergehendem völligen<br />

Wohlbefinden<br />

3. Verschlechterung durch Bewegung<br />

4. Besserung durch Ruhe und starken Druck<br />

5. Starker Durst<br />

Fallbeispiel Bryonia alba:<br />

61­jähriger erfolgreicher Geschäftsmann, Vater einer großen Familie<br />

mit einem plötzlichen Einsetzen sehr schmerzhafter Gelenkbeschwerden<br />

im rechten Knie (Gonarthritis rechts). Der Patient konnte kaum<br />

<strong>di</strong>e Treppe hochgehen, bei der Untersuchung keine Rötung, eher eine<br />

weiße Schwellung mit stechenden Schmerzen bei der geringsten<br />

Berührung und Bewegung. Hingegen Besserung bei starkem Druck<br />

insbesondere dann, wenn der Untersucher mit der flachen Hand fest,<br />

im Sinne einer kompletten Ruhigstellung untersuchte. Parallel hierzu<br />

trockene Mundschleimhäute mit starkem Durst.<br />

Auslöser: Der Patient hatte sich ausgesprochen über seinen ältesten<br />

Sohn (Typ vom ältesten Studenten zum jüngsten Frührentner)<br />

geärgert, der zur Zeit den Weg in eine Sekte mit Erleuchtungsversprechen<br />

(Satori) findet. Der Patient argwöhnte u.a. noch weiteren<br />

vielleicht weitgehenden finanziellen Belastungen ausgesetzt zu sein<br />

und machte sich um <strong>di</strong>e Zukunft große Sorgen.<br />

Nach der Gabe von Bryonia C12 (Gudjons) und einem eingehenden­verstehenden<br />

Gespräch kam es innerhalb von 6 Stunden<br />

zu einer völligen körperlichen Restitutio. Auch <strong>di</strong>e psychische Einstellung<br />

des Patienten gegenüber seinem Sohn war zumindest vorübergehend<br />

gebessert, indem der Vater mit humorvoll blitzenden Augen<br />

bemerkte: „Ich werde ihm den Geldhahn zudrehen“, und ich ebenso<br />

humorvoll blinzelnd bei mir dachte: „Damit er weiß, woher der Wind<br />

weht.“<br />

12 5/2010


5/2010<br />

Originalarbeiten<br />

Bei HaHnemann in der Reinen Arzneimittellehre findet sich hierzu<br />

folgendes:<br />

535. Unter dem Knie ein Eiterblütchen, was blos bei Berührung weh<br />

thut und sticht.<br />

Ein (Reißen und) Brennen im rechten Knie.<br />

Die Kniescheiben thun weh, als wenn sie losgeschlagen wären.<br />

Ein Jücken, wie wenn etwas heilen will, in der Kniekehle und<br />

Schweifs an <strong>di</strong>eser Stelle, <strong>di</strong>e Nacht.<br />

Stiche in den Knien beim Gehen.<br />

540. Feine, flüchtige Stiche in den Kniegelenken, blos bei Bewegung.<br />

Trockener Ausschlag an und in den Kniekehlen, welcher abends<br />

jückt, roth aussieht und nach dem Kratzen beißenden Schmerz<br />

macht.<br />

Mattigkeit, besonders in den Gelenken der Kniee.<br />

Mattigkeit, besonders im Kniegelenke (sogleich).<br />

Die Kniee wanken und knicken zusammen im Gehen.<br />

545. Die Unterschenkel sind so matt, daß sie ihn kaum zu halten vermögen,<br />

beim Anfange des Gehens und schon beim stehen.<br />

Geschwulst beider Unterschenkel.<br />

An der äußeren Seite der linken Wade Zerschlagenheitsschmerz<br />

beim Bewegen und Wendens des Fufses, so wie beim Befühlen; in völliger<br />

Ruhe Taubheitsempfinden an der Stelle, viele Tage lang.<br />

Geschwulst ohne Röthe der untern Hälfte der Unterschenkel, mit<br />

Ausnahme der Unterfüße, <strong>di</strong>e nicht geschwollen sind.<br />

Heftig ziehender Schmerz im Unterschenkel, besonders der<br />

Wade, eine Stunde lang, mit darauffolgendem Schweiße.<br />

Die beschriebenen Beispiele zeigen, <strong>das</strong>s es <strong>das</strong> homöopathische<br />

Traumamittel nicht gibt. Selbst bei einem relativ umgrenzten In<strong>di</strong>kationsbereich<br />

ist es erforderlich und wesentlich, <strong>di</strong>e Therapie nach<br />

möglichst in<strong>di</strong>viduellen Gesichtspunkten durchzuführen. Dabei bezieht<br />

sich <strong>di</strong>e in<strong>di</strong>vidualisierende Betrachtung nicht nur auf den einzelnen<br />

Kranken, sondern erfordert zugleich, <strong>di</strong>e Arzneien nach ihren<br />

Leitsymptomen und Wesensmerkmalen zu kennen: Deshalb seien<br />

hier einige Beispiele angeführt:<br />

„Die Vielheit der Aspekte ist lebenswirklicher als <strong>di</strong>e Reduktion<br />

auf einen Monismus.“<br />

Eine knapp 60­jährige, bislang beschwerdefreie Patientin zieht<br />

sich beim Sport eine akute Distorsion des Kniegelenks zu.<br />

Sie klagt über bewegungsabhängige Schmerzen, <strong>di</strong>e bereits<br />

nach geringer Belastung auftreten, sowie eine schmerzhafte<br />

Beugehemmung. In den Röntgenaufnahmen des Kniegelenks<br />

sind arthrotische Veränderungen sowie zwei erbsgroße freie<br />

Gelenkkörper zu erkennen. Wegen des akuten Traumas erhält<br />

sie zunächst fünf Globuli Arnica D30. Darunter kommt es bereits<br />

nach zwei Tagen zum Sistieren der akuten Beschwerden,<br />

wohingegen nach längerer Belastung (Joggen und Radfahren)<br />

noch Schmerzen und eine Bewegungseinschränkung auftreten.<br />

Daraufhin Verordnung von Ruta d4 (3 x 5 Globuli pro Tag). Unter<br />

<strong>di</strong>eser Therapie klingen <strong>di</strong>e Beschwerden innerhalb von drei<br />

Tagen ab. So <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e Patientin trotz der morphologischen Veränderungen<br />

am Kniegelenk wieder ihrer sportlichen Betätigung<br />

nachgehen kann.<br />

Eine 55­jährige Patientin klagt nach einer Halsoperation über<br />

eine postoperativ aufgetretene Hypersensibilität der Haut<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

im Operationsbereich, außerdem Schluckbeschwerden und<br />

Heiserkeit. Wegen der Beschwerden, <strong>di</strong>e auf eine Nervenläsion<br />

schließen lassen, erfolgt <strong>di</strong>e Gabe von Hypericum D30. Danach<br />

schwinden <strong>di</strong>e Schmerzen und <strong>das</strong> Schlucken ist erleichtert,<br />

während <strong>di</strong>e Heiserkeit noch rezi<strong>di</strong>vierend auftritt. Nach einer<br />

zweiten homöopathischen Arznei normalisiert sich auch <strong>di</strong>e<br />

Stimme.<br />

Ein junger Mann erleidet einen Arbeitsunfall, weswegen ihm<br />

<strong>das</strong> Endglied des Ringfingers amputiert werden muss. Die Narbe<br />

verheilt nicht richtig, <strong>di</strong>e Wundränder sehen unsauber aus und<br />

aus einem zentralen Hautdefekt suppt es. Wegen des Gewebeverlustes,<br />

der unsauberen Wundränder und der Wundsekretion<br />

wird Calendula D4 innerlich sowie in Wasser gelöst zur äußerlichen<br />

Anwendung verordnet. Darunter Abtrocknen der Wunde<br />

und Abheilen der Amputationsnarbe.<br />

Nur bei solchen <strong>di</strong>fferenzierenden, nach dem Ähnlichkeitsprinzip<br />

durchgeführten Therapien werden sich <strong>di</strong>e „bewährten In<strong>di</strong>kationen“<br />

bewähren können. Andernfalls erlebt man Misserfolge,<br />

<strong>di</strong>e weniger der homöopathischen Arznei als vielmehr einer<br />

ein<strong>di</strong>mensionalen Zuordnung von Diagnose und Arznei anzulasten<br />

sind.<br />

„Die Vielheit der Aspekte ist lebenswirklicher als <strong>di</strong>e Reduktion<br />

auf einen Monismus.“ hatte alexander MitScherlich geschrieben<br />

und gefordert, <strong>das</strong>s „<strong>das</strong> Typische und <strong>das</strong> Einmalige“ in<br />

der Krankheit zur Anschauung gebracht werden müssten. „Ihr<br />

Verhältnis zueinander bestimmt <strong>di</strong>e Methoden der Heilung.“ In<br />

<strong>di</strong>esem Sinne stellen <strong>di</strong>e bewährten In<strong>di</strong>kationen eine wichtige<br />

Alternative zum monokausalen Denken in der <strong>Med</strong>izin dar und<br />

leisten, indem sie <strong>das</strong> Typische und Einmalige verbinden, einen<br />

wesentlichen Beitrag zu einer dem Einzelnen gerecht werdenden<br />

<strong>Med</strong>izin der Person.<br />

Literaturhinweise<br />

Willibald Gawlik: Arzneimittelbild und Persönlichkeitsportrait. Hippokrates Verlag<br />

Stuttgart 1990<br />

Gilbert Charette: Homöopathische Arzneimittellehre für <strong>di</strong>e Praxis. Hippokrates<br />

Verlag Stuttgart 1958<br />

M. M. Hadulla/ O. Richter/ H. Tauer: Die chronischen Krankheiten. Miasmen –<br />

Nosoden. <strong>Med</strong>izinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen 2005<br />

Hadulla/ O. Richter/ N. Fattahi: 101 Krankengeschichten aus der Praxis für <strong>di</strong>e Praxis.<br />

<strong>Med</strong>izinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen 2006<br />

Olaf Richter/ Michael M. Hadulla: Unsere Homöopathische Apotheke. Staufen-<br />

Pharma GmbH & Co. KG. Göppingen 2002<br />

Hadulla, M.M. / Richter, O. / T.A. Pfeil<br />

Homöopathie in der Praxis<br />

Homöopathie in Kunst und Literatur.<br />

19 Homöopathische Schaubilder der Polychreste.<br />

Verlagsges. mbH Uelzen 2009, geb., 51 Abb., € 53,00<br />

ISBN 978-3-88136-247-4<br />

13


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Originalia<br />

Die Wirkung eines D-Campher- und Crataegushaltigen<br />

Phytopharmakons auf Blutdruck und<br />

Kognition bei älteren normotonen Frauen<br />

rainer ScHandry<br />

Zusammenfassung<br />

Mit <strong>di</strong>eser placebo-kontrollierten Doppelblindstu<strong>di</strong>e<br />

sollte <strong>di</strong>e Wirkung von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-<br />

Tropfen® auf den Blutdruck sowie auf <strong>di</strong>e kognitive<br />

Leistung bei älteren, weiblichen, normotonen Personen<br />

untersucht werden. Es nahmen 85 Proban<strong>di</strong>nnen<br />

(mittleres Alter: 61,1 Jahre) teil. Die kognitive<br />

Leistung wurde mittels des Zahlenverbindungstests<br />

sowie des Zahlensymboltests erfasst. Der Vergleich<br />

zwischen Verum- und Placebo-Gruppe erbrachte<br />

für <strong>di</strong>e Verum-Gruppe einen signifikant stärkeren<br />

Anstieg im Blutdruck nach Substanzapplikation. Im<br />

Zahlensymboltest und im Zahlenverbindungstest<br />

fanden sich ebenfalls in der Verum-Gruppe größere<br />

Verbesserungen. Es ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e<br />

Blutdrucksteigerung durch <strong>di</strong>e Stimulation des Atem-<br />

und Vasomotorenzentrums bewirkt wird, sowie<br />

durch <strong>di</strong>e periphere Vasokonstriktion.<br />

Schlüsselwörter: Hypotonie, kognitive Leistung<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Rainer Schandry<br />

Department Psychologie<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Leopoldstr. 13<br />

80802 München<br />

Rainer.Schandry@cop.paed.uni-muenchen.de<br />

Einleitung<br />

Der chronisch niedrige Blutdruck ist mit einer Prävalenz von<br />

etwa 3 % relativ weit verbreitet. Es sind eher jüngere Frauen mit<br />

niedrigem BMI davon betroffen. Zu den Symptomen gehören<br />

Mü<strong>di</strong>gkeit, Antriebsschwäche, Benommenheit, Schwindel und<br />

Kopfschmerzen. Hinzu kommt in vielen Fällen eine beeinträchtigte<br />

Hirnleistung v.a. im Zusammenhang mit Aufgaben, <strong>di</strong>e<br />

Konzentration und Gedächtnisleistungen erfordern (z.B. duSchek<br />

& Schandry, 2005). Man nahm lange Zeit an, <strong>das</strong>s sich <strong>di</strong>e Hypotonie<br />

eher günstig auf <strong>di</strong>e Lebenserwartung auswirkt. Neuere<br />

Stu<strong>di</strong>en weisen jedoch darauf hin, <strong>das</strong>s sie mit einem erhöhten<br />

Risiko für eine koronare Herzkrankheit, insbesondere für ältere<br />

Menschen – aber auch in geringerem Ausmaß – für üngere ab<br />

45 Jahren, einhergeht (roSe et al., 2000).<br />

Meist ergibt sich ärztlicherseits erst ein Handlungsbedarf,<br />

wenn durch <strong>di</strong>e subjektiven Symptome ein gewisser Leidensdruck<br />

entsteht, und <strong>di</strong>e Betroffenen beim niedergelassenen<br />

Arzt Rat suchen. Häufig wird zu eher unspezifischen Allgemeinmaßnahmen<br />

(Bewegung, hydrotherapeutische Maßnahmen,<br />

vermehrte Flüssigkeitsaufnahme, Kaffee etc.) geraten. Zur<br />

me<strong>di</strong>kamentösen Therapie stehen verschiedene synthetische<br />

Substanz-Klassen zu Verfügung, z.B. Sympathomimetika und<br />

Stimulanzien. Daneben kommt häufig <strong>das</strong> Phytopharmakon<br />

Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf Tropfen® mit den Inhaltsstoffen Campher<br />

und Weißdornbeeren-Extrakt zum Einsatz. Kontrollierte Stu<strong>di</strong>en<br />

zur pharmakologischen Blutdrucksteigerung wurden bisher le<strong>di</strong>glich<br />

in einem gewissen Umfang für Sympathomimetika (vgl.<br />

Schandry, 1999) und für Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® (z.B.<br />

herMann et al., 1996; Schandry & duSchek, 2008; werner, Schandry<br />

& duSchek, 2009) durchgeführt. Insbesondere ein gleichzeitiges<br />

Stu<strong>di</strong>um der Effekte auf den Blutdruck sowie auf <strong>di</strong>e mentale<br />

Leistungsfähigkeit erfolgte bisher nur in Einzelfällen.<br />

In verschiedenen vorangegangenen placebo-kontrollierten<br />

Stu<strong>di</strong>en unserer Arbeitsgruppe hatte sich gezeigt, <strong>das</strong>s sich bei<br />

jüngeren Proban<strong>di</strong>nnen mit chronisch niedrigem Blutdruck<br />

durch <strong>di</strong>e Einnahme von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® sowohl<br />

eine Blutdrucksteigerung als auch eine Steigerung der<br />

kognitiven Leistungen auf verschiedenen Ebenen erzielen lässt<br />

(Schandry & duSchek, 2008, werner, Schandry & duSchek, 2009).<br />

Aller<strong>di</strong>ngs gestattet <strong>di</strong>e Beschränkung in den Vorstu<strong>di</strong>en auf<br />

hypotone, jüngere Proban<strong>di</strong>nnen keine Aussagen darüber, ob<br />

vergleichbare Effekte bei (a) normotonen Personen und (b) älteren<br />

Menschen zu erwarten sind.<br />

Das Ziel der vorliegenden Stu<strong>di</strong>e bestand darin, <strong>di</strong>e Erkenntnisse<br />

hinsichtlich der Effekte von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen®<br />

14 5/2010


5/2010<br />

Originalia<br />

auf Blutdruck und kognitive Leistung zu erweitern, indem jetzt<br />

<strong>di</strong>e Reaktionen bei einer Stichprobe älterer, normotoner Menschen<br />

untersucht wurden.<br />

Methode und Material<br />

Die Stu<strong>di</strong>e wurde im Rahmen eines placebo-kontrollierten, randomisierten<br />

Doppelblind-Designs durchgeführt. Alle Proban<strong>di</strong>nnen<br />

wurden über den Ablauf und <strong>di</strong>e Ziele der Stu<strong>di</strong>e informiert<br />

und gaben schriftlich ihr Einverständnis an der Stu<strong>di</strong>enteilnahme.<br />

Der Stu<strong>di</strong>enplan wurde von der lokalen Ethik-Kommission<br />

der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München genehmigt. Bei der praktischen<br />

Durchführung des Versuchs war stets eine Fachärztin für Innere<br />

<strong>Med</strong>izin anwesend. Sie erhob <strong>di</strong>e me<strong>di</strong>zinische Anamnese, führte<br />

<strong>di</strong>e Blutdruckmessungen durch und stand für me<strong>di</strong>zinische<br />

Fragen der Proban<strong>di</strong>nnen zur Verfügung.<br />

Probandenselektion<br />

Einschlusskriterien:<br />

– Alter zwischen 50 und 80 Jahren, weibliches Geschlecht<br />

– Vorliegen der schriftlichen Einverständniserklärung<br />

Ausschlusskriterien:<br />

– Akute körperliche Erkrankung<br />

– In der Vorgeschichte kar<strong>di</strong>ovaskuläre, neurologische oder<br />

psychiatrische Erkrankungen<br />

– Dauerbehandlung mit Psychopharmaka und/oder <strong>Med</strong>ikamenten<br />

mit Wirkung auf <strong>das</strong> kar<strong>di</strong>ovaskuläre System<br />

– Unterfunktion der Schilddrüse<br />

– Überempfindlichkeit gegen einen der Inhaltsstoffe der Prüflösung<br />

bzw. des Placebos<br />

Zusammensetzung und Applikation von Verum und<br />

Placebo<br />

Verum<br />

Die Wirksubstanz war Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen®: 100 ml<br />

enthalten: 97,3g flüssigen Extrakt von frischen Weissdornbeeren<br />

(1:1,4; Ethanol), 2,5 g Campher, 0,2 g Menthol (als Aromatikum)<br />

und 60,0 Vol% Ethanol.<br />

Placebo­Referenzpräparat<br />

Als Placebo wurde eine Lösung mit 60 Vol% Ethanol verabreicht.<br />

Die Placebo-Lösung hatte <strong>di</strong>e identische Farbe wie <strong>das</strong> Verum.<br />

Die Herstellung der klinischen Prüfmuster erfolgte durch Robugen<br />

Pharmazeutische Fabrik GmbH, Esslingen.<br />

Beide Substanzen wurden einmalig als 25 Tropfen auf einem<br />

Stück Würfelzucker verabreicht. Die Substanz sollte eine Minute<br />

im Mund behalten werden.<br />

Untersuchungsinstrumente<br />

Zahlen­Verbindungs­Test (ZVT). Der Zahlen-Verbindungs-Test<br />

nach oSwald & roth (1987) ist ein sprachfreier Test zur Messung<br />

der, allen Intelligenzleistungen zugrunde liegenden, kognitiven<br />

Leistungsgeschwin<strong>di</strong>gkeit.<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Zahlen­Symbol­Test (ZST). Der ZST <strong>di</strong>ent der Erfassung der visumotorischen<br />

Koor<strong>di</strong>nation, der Konzentration und der Arbeitsgeschwin<strong>di</strong>gkeit<br />

sowie des visuellen Kurzzeitgedächtnisses.<br />

Versuchsablauf<br />

Termine wurden nur vormittags vereinbart. Vor der Untersuchung<br />

sollte der Genuss von Kaffee, Alkohol und Nikotin unterbleiben.<br />

Die Untersuchung lief im Wesentlichen folgendermaßen ab:<br />

– Die Proban<strong>di</strong>n unterzeichnet <strong>di</strong>e Probandeninformation<br />

– Die Ärztin geht mit der Proban<strong>di</strong>n den Basis-Erhebungsfragebogen<br />

durch<br />

– 10 Minuten Ruhe, Blutdruckmessung, 5 Minuten Ruhe Blutdruckmessung,<br />

5 Minuten Ruhe Blutdruckmessung<br />

– Bearbeitung des Zahlen­Verbindungs­Tests<br />

– Bearbeitung des Zahlen­Symbol­Tests<br />

– Blutdruckmessung<br />

– Einnahme der Substanz<br />

– Blutdruckmessung<br />

– Zweite Bearbeitung der Leistungstests<br />

– Blutdruckmessung<br />

– Es wird dokumentiert, ob unerwünschte Ereignisse aufgetreten<br />

waren und ob <strong>di</strong>e Stu<strong>di</strong>e protokollkonform beendet<br />

wurde.<br />

– Die Proban<strong>di</strong>n schätzt ein, ob sie Placebo oder Verum bekommen<br />

hatte.<br />

– Das Teilnehmerhonorar in Höhe von 50 Euro wird ausgezahlt.<br />

Ergebnisse<br />

Beschreibung der Stichprobe<br />

Es gingen <strong>di</strong>e Daten von 85 Proban<strong>di</strong>nnen in <strong>di</strong>e Datenanalyse<br />

ein. Die Teilnehmerinnen waren randomisiert der Verumgruppe<br />

(N=43) und der Placebogruppe (N=42) zugeordnet worden.<br />

Die Mittelwerte hinsichtlich des Ruhe-Blutdrucks (riva-rocci-<br />

Methode), BMI und Alter sind in Tabelle 1 wiedergegeben.<br />

Tab. 1: Charakteristika der Stichprobe<br />

N Mittelwert<br />

Minimum<br />

Maximum<br />

Standardabweichung<br />

Syst. Ruheblutdruck<br />

(mmHg)<br />

85 115,2 84 153 13,78<br />

Diast. Ruheblutdruck<br />

(mmHg)<br />

85 79,5 52 101 9,93<br />

Ruhe-Mitteldruck<br />

(mmHg)<br />

85 92,1 62 132 11,40<br />

BMI (kg/m2 ) 85 23,7 19,1 35,8 3,68<br />

Alter (Jahre) 85 61,1 50 81 8,02<br />

15


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Effekte auf den Blutdruck<br />

Die Veränderungen im systolischen und <strong>di</strong>astolischen Blutdruck<br />

sowie im Mitteldruck sind in der folgenden Abbildung 1 wiedergegeben.<br />

Man erkennt <strong>di</strong>e stärkeren Effekte für <strong>das</strong> Verum.<br />

Abb. 1: Mittelwerte der Blutdrucksteigerung zwischen den Zeitpunkten<br />

1 min vor Substanzgabe zu 1 min danach für <strong>di</strong>e Placebo-<br />

und <strong>di</strong>e Verumgruppe<br />

Die T-Tests auf Gruppenunterschiede in den Mittelwerten<br />

der Blutdrucksteigerungen ergaben für <strong>di</strong>e drei Blutdruckparameter<br />

signifikante (d.h. p < 0,05) Effekte:<br />

Systolischer Blutdruck: T(83) = -2,19, p = 0,031;<br />

Diastolischer Blutdruck: T(83) = -2,31, p = 0,023;<br />

Mitteldruck: T(83) = -2,71, p = 0,008.<br />

Ergebnisse in den Leistungstests<br />

Die Ergebnisse der Leistungstests sind hier in Abbildung 2 dargestellt.<br />

Abb. 2: Mittelwerte der Verbesserungen im Zahlenverbindungstest<br />

und Zahlensymboltest zwischen den Zeitpunkten ca. 5 min vor<br />

Substanzgabe und 5 min danach für <strong>di</strong>e Placebo- und <strong>di</strong>e Verumgruppe<br />

Man sieht in beiden Gruppen eine Leistungssteigerung, <strong>di</strong>e<br />

in der Verum-Gruppe stärker ausgeprägt ist.<br />

Originalia<br />

Die statistische Prüfung auf Signifikanz der Mittelwertsunterschiede<br />

ergab Folgendes:<br />

Zahlenverbindungstest: T(82) = -0.70, p = 0,486<br />

(nicht signifikant)<br />

Zahlensymboltest: T(82) = -2,30, p = 0,026<br />

(signifikant)<br />

Korrelationen zwischen Blutdruckveränderung und<br />

Leistungsmaßen<br />

Es wurden <strong>di</strong>e Korrelationen zwischen den Blutdruckveränderungen<br />

und den Leistungsmaßen in den beiden Tests berechnet.<br />

In <strong>di</strong>ese Berechnung gingen nur <strong>di</strong>e Daten der Verum-Gruppe<br />

ein, da nur hier eine substanzbe<strong>di</strong>ngte Blutdrucksteigerung<br />

stattfinden konnte.<br />

Eine signifikante Korrelation von r = 0,307 (p = 0,045) ergab<br />

sich für den Zusammenhang zwischen dem Anstieg im Mitteldruck<br />

und der Verbesserung im Zahlenverbindungstest.<br />

Einschätzung der Proban<strong>di</strong>nnen hinsichtlich<br />

Verabreichung von Placebo oder Verum<br />

Bei 77 Proban<strong>di</strong>nnen konnte <strong>di</strong>e Meinung erhoben werden, ob<br />

sie Verum oder Placebo erhalten hatten. Das Ergebnis ist in der<br />

folgenden Tabelle 2 wiedergegeben.<br />

Tab. 2: Einschätzung der Proban<strong>di</strong>nnen hinsichtlich der Verabreichung<br />

von Verum oder Placebo<br />

Der Chi-Quadrat-Test auf überzufällige Verteilung in den<br />

Feldern lieferte ein Chi-Quadrat von 2,98 mit einer asymptotischen<br />

Signifikanz von 0,084. Also gelang es den Proban<strong>di</strong>nnen<br />

nicht, mit signifikant überzufälliger Häufigkeit zu erkennen, ob<br />

sie Verum oder Placebo erhalten hatten.<br />

Diskussion<br />

Verum<br />

Einschätzung<br />

Placebo Gesamt<br />

Placebo 14 23 37<br />

Verum 23 17 40<br />

Gesamt 37 40 77<br />

Die vorliegende doppelblinde und placebo-kontrollierte Stu<strong>di</strong>e<br />

stellt eine Erweiterung vorangegangener Untersuchungen<br />

zur Wirkung von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® dar. Während<br />

in den früheren Stu<strong>di</strong>en jüngere hypotone Proban<strong>di</strong>nnen als<br />

Versuchsteilnehmerinnen <strong>di</strong>enten, bestand <strong>di</strong>e Stichprobe jetzt<br />

aus normotonen Frauen im Alter von über 50 Jahren. Damit entsprach<br />

<strong>di</strong>e Untersuchungsgruppe eher dem Anteil der Bevölkerung,<br />

der unter Kreislaufregulationsstörungen leidet. Mit der Stu<strong>di</strong>e<br />

sollte überprüft werden, (1) ob sich der blutdrucksteigernde<br />

Effekt von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® auch an <strong>di</strong>eser Stichprobe<br />

zeigen lässt und (2) ob positive Einflüsse auf <strong>di</strong>e kognitive<br />

Leistungsfähigkeit nachweisbar sind.<br />

16 5/2010<br />

Gruppe


5/2010<br />

Originalia<br />

Unter einem metho<strong>di</strong>schen Gesichtspunkt soll zunächst<br />

hervorgehoben werden, <strong>das</strong>s den Proban<strong>di</strong>nnen eine Zuordnung<br />

zu Verum bzw. Placebo – etwa aufgrund von Geruch oder<br />

Geschmack der Substanz – nicht möglich war. Damit kann ausgeschlossen<br />

werden, <strong>das</strong>s bestimmte Erwartungseffekte hinsichtlich<br />

der Substanzwirkung <strong>di</strong>e Ergebnisse beeinflusst haben.<br />

Hauptergebnisse waren: (1) In der Verum-Gruppe war der<br />

Anstieg nach der Substanzverabreichung in den drei Blutdruck-<br />

Parametern signifikant größer als in der Placebo-Gruppe. (2) Sowohl<br />

im Zahlenverbindungstest als auch im Zahlensymboltest<br />

zeigte sich nach der Substanzapplikation in der Verum-Gruppe<br />

ein größerer Leistungsanstieg.<br />

Eine Blutdrucksteigerung nach Einnahme von Koro<strong>di</strong>n Herz-<br />

Kreislauf-Tropfen® konnte bisher v.a. im Zusammenhang mit<br />

dem <strong>Ortho</strong>stase-be<strong>di</strong>ngten Blutdruckabfall nachgewiesen werden<br />

(vgl. etwa belZ & loew, 2003). Der Effekt dürfte vor allem auf<br />

<strong>di</strong>e Wirkung des Camphers zurückgehen. Wir gehen davon aus,<br />

<strong>das</strong>s <strong>di</strong>es ebenfalls bei einer Blutdrucksteigerung im unteren<br />

normotonen Bereich – was bei unseren Proban<strong>di</strong>nnen gegeben<br />

war – zum Tragen kommt. Für den Wirkmechanismus dürfte einerseits<br />

<strong>di</strong>e Stimulation des Atem- und Vasomotorenzentrums<br />

im Stammhirn verantwortlich sein, andererseits <strong>di</strong>e Vasokonstriktion<br />

peripherer Blutgefäße (vgl. lagoni & MauZ, 2005).<br />

Zur Interpretation der Effekte auf <strong>di</strong>e Leistungssteigerung<br />

ist zunächst von Bedeutung, <strong>das</strong>s wegen des placebo-kontrollierten<br />

Stu<strong>di</strong>endesigns eine Kontamination durch Übungseffekte<br />

ausgeschlossen werden kann. Zum Wirkmechanismus können<br />

verschiedene Überlegungen herangezogen werden. Die Verbesserung<br />

der kognitiven Leistungen könnte durch den effizienteren<br />

Stoffaustausch zwischen Blut und neuronalem Gehirngewebe<br />

aufgrund des erhöhten Blutdrucks erklärt werden. Auch ist an<br />

einen positiven Effekt der Bronchien-erweiternden Wirkung des<br />

Camphers zu denken, der zu einer Verbesserung der Sauerstoffbilanz<br />

des Blutes führt. Dies wiederum könnte eine Optimierung<br />

neuronaler Prozesse zur Folge haben. Zudem ist nicht auszuschließen,<br />

<strong>das</strong>s eine subjektiv erlebte Steigerung der Wachheit<br />

zu einer verbesserten Motivationslage führen kann, was als Konsequenz<br />

eine Leistungsverbesserung erwarten ließe.<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Wir können aus <strong>di</strong>eser Stu<strong>di</strong>e schlussfolgern, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e Verabreichung<br />

von Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen® auch bei älteren,<br />

normotonen Personen zu Blutdrucksteigerungen und Verbesserung<br />

der kognitiven Leistungen führt. Natürlich gilt <strong>di</strong>es mit<br />

der Einschränkung, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e <strong>di</strong>esbezüglichen Effekte zunächst<br />

nur für den Minutenbereich stu<strong>di</strong>ert wurden, und <strong>di</strong>e Stichprobe<br />

ausschließlich aus Frauen bestand. Ein Desiderat für zukünftige<br />

Untersuchungen wäre eine Ausdehnung des Untersuchungsansatzes<br />

auf größere Zeitbereiche und der Einschluss männlicher<br />

Probanden.<br />

Literatur<br />

„Die Erfolgsgeschichte<br />

der Naturheilverfahren“<br />

Jubiläum in Freudenstadt<br />

120. ZAEN-Kongress<br />

30.3. bis 3.4.2011<br />

Belz, G.G. & Loew, D. (2003). Dose-response related efficacy in orthostatic hypotension<br />

of a fixed combination of D-camphor and an extract from fresh<br />

crataegus berries and the contribution of the single components. Phytome<strong>di</strong>cine.<br />

4: 61-7<br />

Duschek, S. & Schandry, R. (2005) Subjektive Beschwerden und kognitive Minderleistungen<br />

bei der essentiellen Hypotonie. Verhaltenstherapie und Verhaltensme<strong>di</strong>zin.<br />

26: 5-31<br />

Hermann, V., Butzer, R., Roll, S., Malerczyk, C. u. Belz, G.G. (1996) Hemodynamic<br />

responses to a cumulative dosage of Koro<strong>di</strong>n Herz-Kreislauf-Tropfen. Eur j<br />

Clin Pharmacol 50, 544<br />

Lagoni, N. & Mauz, M. (2005). Hypotone Kreislaufstörungen. Pharmazeutische Zeitung<br />

online. 47<br />

Oswald, W.D. u. Roth, E. (1987). Der Zahlen-Verbindungs-Test (ZVT). Hogrefe Verlag,<br />

Göttingen.<br />

Rose KM, Tyroler HA, Nardo CJ, Arnett DK, Light KC, Rosamond W, Sharrett AR,<br />

Szklo M. (200) <strong>Ortho</strong>static hypotension and the incidence of coronary heart<br />

<strong>di</strong>sease: the Atherosclerosis Risk in Communities study. Am J Hypertens. 13:<br />

571-578<br />

Schandry, R. (1999) Die Verbesserung der subjektiven Beschwerden bei orthostatischer<br />

Hypotonie unter dem Einfluss blutdrucksteigernder Therapie. Die<br />

<strong>Med</strong>izinische Welt 50: 160-165<br />

Schandry, R. & Duschek, S. (2008) The effect of Camphor-Crataegus berry extract<br />

combination on blood pressure and mental functions in chronic hypotension<br />

– A randomized placebo controlled double blind design. Phytome<strong>di</strong>cine<br />

15: 914-922<br />

Werner, N.S., Duschek, S. & Schandry, R. (2009). D-camphor-crataegus berry extract<br />

combination increases blood pressure and cognitive functioning in the<br />

elderly – a randomized, placebo controlled double blind study. Phytome<strong>di</strong>cine.<br />

2009 16: 1077-82.<br />

6 0<br />

Jahre<br />

17


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Fatigue, Burn out und <strong>Ortho</strong>molekulare<br />

Schmerztherapie in der Onkologie<br />

Peter-HanSen VOlkmann<br />

Zusammenfassung<br />

Die onkologische Therapie erhöht unter anderem<br />

durch Gewebezerstörungen, aber auch durch Intoxikation<br />

der Leber den täglichen Bedarf an <strong>Ortho</strong>molekularia<br />

um ein Vielfaches. Darüber hinaus haben<br />

Mikronährstoffe wie Selen eine <strong>di</strong>rekte antikanzerogene<br />

Wirkung und bieten durch ihre antioxidative<br />

Potenz Schutz bei Metastasierung. Neben <strong>di</strong>esen<br />

<strong>di</strong>rekten Interaktionen spielen <strong>Ortho</strong>molekularia<br />

jedoch eine ebenso wichtige Rolle in der Entgiftung<br />

des Körpers von Schlackenstoffen aus der Grundsubstanz<br />

und in der Linderung oder Heilung von<br />

Leaky gut etc. Über <strong>di</strong>e Verbesserung des Darmimmunsystems<br />

kommt es zu einer allgemeinen<br />

Abwehrsteigerung sowie zu einer signifikanten<br />

Stimmungsaufhellung, <strong>di</strong>e nicht zuletzt durch <strong>di</strong>e<br />

Tumorschmerzen reduzierenden Eigenschaften<br />

besonders reiner, hypoallergener Mikronährstoffe zu<br />

begründen ist – ohne allopathische Nebenwirkungen.<br />

Schlüsselwörter: Onkologische Therapie, Mikronährstoffe,<br />

Leaky gut, Entschlackung, E-Stoffe, orthomolekulare<br />

Schmerzreduktion, Mü<strong>di</strong>gkeit, Burn-out<br />

Autor<br />

Peter-Hansen Volkmann<br />

Kücknitzer Hauptstraße 53<br />

23569 Lübeck<br />

info@hypo-A.de<br />

www.hypo-A.de<br />

www.naturheilkunde-volkmann.de<br />

Originalia<br />

Ursachen von Mü<strong>di</strong>gkeit, Leistungsschwäche<br />

und Schmerz nach Krebs<br />

Viele Naturheilkundler vom Akupunkteur über den Homöopathen<br />

bis zum manuellen Therapeuten klagen über eine starke<br />

Zunahme von Energie- oder Therapieblockaden ihrer Patienten.<br />

Wie <strong>di</strong>e unten stehende Übersicht zeigt, haben wir eine signifikante<br />

Zunahme der Krebserkrankungen seit den 70-er Jahren<br />

zu verzeichnen. Die Sterberaten sind trotz einer wesentlich größeren<br />

Zahl von Erkrankungen leicht rückläufig. Dabei ist interessant,<br />

<strong>das</strong>s 140 Todesfällen/100.000 Bürgern durch Krebs bei<br />

Frauen ca. 240 Todesfälle bei Männern trotz Früherkennung<br />

gegenüberstehen.<br />

Die moderne universitäre Therapie von Krebserkrankungen<br />

fußt in dem meisten Fällen auf drei Säulen:<br />

Der Stahl steht für <strong>di</strong>e operativen Techniken.<br />

Die Chemotherapie versucht mit chemischen Substanzen in<br />

Kombinationstherapie oder durch Rezeptorhemmung eine<br />

mögliche Metastasierung zur eliminieren.<br />

Der Strahl strebt <strong>das</strong> gleiche Ziel mit harten Strahlen bzw.<br />

mit Ra<strong>di</strong>oaktivität an.<br />

Altersstandar<strong>di</strong>sierte Inzidenz und Mortalität in Deutschland 1980–2004,<br />

ICD-10 C00–97 ohne C 44 – Fälle pro 100.000 (Europastandard)<br />

Carcinominzidenz<br />

Allen drei Verfahren ist eine zentrale, negative Eigenschaft hinsichtlich<br />

des Stoffwechsels der Patienten gemeinsam: Jedes<br />

Verfahren steht für einen hohen zusätzlichen Verbrauch sogenannter<br />

<strong>Ortho</strong>molekularia. Das sind „<strong>di</strong>e richtigen Teilchen“ wie<br />

z.B. seltene Metalle als Spurenelemente im Enzym- und Hormonstoffwechsel<br />

oder auch Mineralstoffe und Vitamine.<br />

Für <strong>di</strong>e OP-Techniken gilt, <strong>das</strong>s nicht der Operateur, sondern<br />

der Patient seine Wunden heilt. Dazu werden in großem<br />

Umfang sowohl fettlösliche Vitamine als auch Mineralien, Spurenelemente<br />

und Omega-Fettsäuren vom Körper verbraucht.<br />

Darüber hinaus verbraucht <strong>di</strong>e Entgiftung der Narkosemittel<br />

18 5/2010


5/2010<br />

Originalia<br />

ebenso wie <strong>di</strong>e Entgiftung der eingesetzten Antibiotika etc. große<br />

Mengen von <strong>Ortho</strong>molekularia im Leberstoffwechsel.<br />

Die Auswirkungen der Chemotherapie in <strong>di</strong>esem Bezug<br />

sind einerseits vergleichbar – es werden große Mengen lebenswichtiger<br />

Substanzen im Körper verbraucht – aber andererseits<br />

darüber hinaus sind <strong>di</strong>e therapeutisch eingesetzten Chemikalien<br />

oft Antagonisten oder Hemmer für bestimmte essenzielle<br />

Mikronährstoffe wie z.B. Folsäure. Allein vor <strong>di</strong>esem Hintergrund<br />

leuchtet ein, <strong>das</strong>s durch Folsäure unterstütze Stoffwechselprozesse<br />

wie z.B. <strong>das</strong> Haarwachstum plötzlich äußerlich sichtbare<br />

„Kollateral-Schäden“ anzeigen.<br />

Antibiotika und Psychopharmaka<br />

führen zu <strong>Ortho</strong>molekularveränderungen<br />

� Folsäure bis -60 % � � Calzium �<br />

� Vitamin B 1 (Thiamin) � � Magnesium �<br />

� Vitamin B 2 (Riboflavin) � � Kalium �<br />

� Vitamin B 6 (Pyridoxin) � � Zink �<br />

� Vitamin B 12 (Cobalamin) �<br />

� Vitamin E (Tocopherol) �<br />

� Vitamin D (Cholecalciferol) � Ödeme<br />

� Retinol – Vitamin A � � Natrium �<br />

� Homocystein Altersmarker � � Wasser �<br />

www.naturheilkunde-volkmann.de<br />

Die Ra<strong>di</strong>atio oder Bestrahlung zerstört zielgerichtet Gewebe<br />

im ohnehin kranken Körper. Gewebezerstörungen sind<br />

einerseits innere Wunden, <strong>di</strong>e geheilt werden müssen. Andererseits<br />

fallen durch <strong>di</strong>ese Therapieform im Körper große Mengen<br />

organischer Zerfallsprodukte an, <strong>di</strong>e über Leber, Niere, Darm und<br />

Lunge entgiftet werden müssen. Allein <strong>di</strong>ese Entgiftung hat einen<br />

hohen zusätzlichen Bedarf an <strong>Ortho</strong>molekularia, um nicht in<br />

eine Selbstvergiftung zu engleisen und zum vorzeitigen iatrogenen<br />

Tod zu führen.<br />

Risikoanalyse und Fehlermanagement<br />

– State of the Art lässt manchmal<br />

zu wünschen übrig<br />

Wie <strong>das</strong> Ergebnis einer falsch durchgeführten präoperativen<br />

Bestrahlung aussehen kann, zeigen <strong>di</strong>e folgenden Bilder einer<br />

Patientin aus einer Excellenz-Universität in Deutschland. Die Patientin<br />

hatte schon während der Tele-Kobalt-Therapie <strong>di</strong>e hinter<br />

einer Schutzglasscheibe verborgene Oberärztin vergeblich darauf<br />

hingewiesen, <strong>das</strong>s ihr beim Einschalten des Gerätes der Unterbauch<br />

sofort warm wurde. Dieser Hinweis der älteren Dame<br />

führte nicht zu einer intelligenten Analyse der Situation durch<br />

<strong>di</strong>e Kollegin, sondern zu dem abwiegelnden Verweis, <strong>das</strong> könne<br />

gar nicht sein!<br />

Am nächsten Tag stellte sich <strong>di</strong>e Patientin mit geschwollenem<br />

Genitale und nässenden Wunden intravaginal und peranal<br />

in meiner Praxis vor. Die unten folgenden Fotos können nur eine<br />

schwache Wiedergabe der Beschwerdesituation <strong>di</strong>eser alten<br />

Dame mit inoperablem Rectum-Ca sein. Schneidende Schmerzen<br />

in jeder Körperhaltung, Sekrete aus allen Körperhöhlen und<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

z.T. aus der gereizten Haut der gesamten frontalen und dorsalen<br />

Unterbauchregion. Ein eigener Behandlungsversuch mit NSAR<br />

war völlig wirkungslos gewesen.<br />

Strahlenschaden Prä-OP Ra<strong>di</strong>a tion wg. tiefem Rectum-CA<br />

Eine sofortige orale und parenterale Hochdosistherapie mit<br />

reinem Selen, Zink, den Vitaminen A, D, E, K sowie mit dem B-<br />

Komplex plus, mit Karbonaten von Magnesium und Calcium zur<br />

Entsäuerung und Förderung der Exkretion der Stoffwechselgifte<br />

aus dem im Grad III verbrannten Gebiet führte innerhalb von einer<br />

Stunde zu einer gravierenden Besserung der Schmerzsituation.<br />

Für eine weitere Entspannung sorgte eine parallel durchgeführte<br />

Potenzierte Eigenbluttherapie – PEB – mit getesteten<br />

homöopathischen Komplexmitteln an Akupunkturpunkten von<br />

Leber-, Pankreas- und Nierenmeri<strong>di</strong>an.<br />

Das nebenstehende Abschlussfoto wurde nach 7 Tagen<br />

hypoallergener orthomolekularer Therapie – hoT – unter Hochdosis<br />

z.B. mit täglich 800 µg Selen, 250 mg Zink und beispielsweise<br />

der 15-fachen Dosisempfehlung<br />

der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ernährung<br />

– DGE – an B-Vitaminen aufgenommen.<br />

Parallel dazu<br />

kam es zur dreimaligen Applikation<br />

der PEB.<br />

Im Zeitalter der sogenannten<br />

Evidenz-basierten<br />

<strong>Med</strong>izin, neudeutsch EBM,<br />

sind sowohl <strong>di</strong>e Fehlbehandlung<br />

durch eine deutsche<br />

Spitzenuniversität als<br />

auch der schnelle Therapie-<br />

erfolg der wissenschaftlich fun<strong>di</strong>erten, aber bei uns der Naturheilkunde<br />

zugerechneten hoT evident, nicht wahr?<br />

Zwei besonders erfreuliche Nebeneffekte <strong>di</strong>eser ra<strong>di</strong>ologischen<br />

Fehlbehandlung wie auch meiner Therapie waren aller<strong>di</strong>ngs,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Rectum-Ca intraoperativ kaum noch auffindbar<br />

und dadurch einfach zu operieren war, sowie <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e postoperative<br />

Erholungsphase <strong>di</strong>eser Patientin unerwartet schnell und<br />

komplikationslos ohne Burn out, Mü<strong>di</strong>gkeit usw. verlief.<br />

Allgemeine Schmerz- und<br />

Erkrankungsursachen<br />

Strahlenschaden nach 7 Tagen<br />

hoT und PEB. Nach 3 Wochen bei<br />

OP „inoperables“ Ca kaum auffindbar!<br />

Die Ursachen für chronische Krankheiten sind sehr vielfältig.<br />

Die regulative Endstrecke, <strong>di</strong>e eine Erkrankung oft jedoch erst<br />

sichtbar macht, sind meist <strong>di</strong>e gleichen Signale: Schmerz und<br />

Allergie!<br />

19


<strong>zaenmagazin</strong><br />

ADI – höchste aufgenommene E-Stoff-Menge bezogen<br />

auf 15 kg schwere Kleinkinder / Jahr<br />

E 520<br />

Aluminiumsulfat<br />

… E 559<br />

Aluminiumsilicat<br />

E 493/ 494<br />

Sorbitanmono-<br />

laurat/ -oleat<br />

E 220<br />

Schwefel<strong>di</strong>oxid<br />

… E 222<br />

Kaliumhydrogensulfit<br />

Festigungsmittel,Stabilisatoren<br />

Eiklar,<br />

Obst<br />

kan<strong>di</strong>ert,<br />

Käse,<br />

Gewürze<br />

Emulgator Kuchen,<br />

Kekse,<br />

Gelee,<br />

Eis, Marmelade<br />

Konservierungsstoffe,Antioxidationsmittel<br />

Kartoffelerzeugnisse,Trockenobst,<br />

Fleisch-,<br />

Fisch-<br />

ersatz<br />

7 mg/<br />

kg KG<br />

5 mg/<br />

kg KG<br />

0,7<br />

mg/kg<br />

KG<br />

38 g 280 g 750<br />

%<br />

27 g 220 g 802<br />

%<br />

3,8 g 47 g 1227<br />

%<br />

Quelle: Bericht der Kommission über <strong>di</strong>e Aufnahme von Lebensmittelzusatzstoffen in<br />

der Europäischen Union / KOM/2001/0542 Stand 2001<br />

Die Nahrung spielt als Auslöser heute eine ganz besondere<br />

Rolle, weil sie über mehrere Ursachen zu einer möglichen<br />

Schmerzentwicklung beitragen kann. Bekannt sind Unverträglichkeiten<br />

oder Allergien z.B. auf Weizen, Milch, Nüsse usw. Weniger<br />

bekannt sind z.B. chronische Dysbiosen und Infekte als<br />

Trigger von intestinalen Störungen und peripheren Begleiterkrankungen.<br />

Oft sind auch Chemikalien wie Farben, artefizielle<br />

Antioxidanzien oder Aromen, <strong>di</strong>e mit der Nahrung oder mit<br />

<strong>Med</strong>ikamenten regelmäßig zugeführt werden, <strong>di</strong>e tatsächlichen<br />

Auslöser.<br />

Wenn man <strong>di</strong>e obige Übersicht der EU zur Vergiftung unser<br />

Kinder mit Nahrungsmittelchemikalien, verharmlosend E-Stoffe<br />

genannt, betrachtet, kann man <strong>das</strong> Vertrauen in Politik und Gesundheitswirtschaft<br />

leicht verlieren. Wenn ADI-Werte – acceptable<br />

daily intake – also akzeptierbare durchschnittliche tägliche<br />

Aufnahme – um mehr als 1200 % bei Kleinkindern überschritten<br />

werden, dann kann man sich doch gar nicht darüber wundern,<br />

<strong>das</strong>s heute so viele Kinder und Erwachsene Allergiker und chronische<br />

Schmerzpatienten sind.<br />

Nicht zuletzt durch einen Mangel an orthomolekularen<br />

Substanzen wie Zink, Mangan, Magnesium oder auch Vitamine<br />

und ungesättigte Fettsäuren können akute wie auch chronische<br />

Schmerzen ausgelöst oder unterhalten werden. Die gesamte<br />

Regulation des Meri<strong>di</strong>ansystems kann sowohl durch chemische<br />

Noxen als auch durch einen relativen hoT-Mangel gestört wer-<br />

Peter-Hansen Volkmann<br />

Naturheilverfahren – Sportme<strong>di</strong>zin – Allgemeinme<strong>di</strong>zin<br />

23569 Lübeck<br />

<strong>Ortho</strong>molekular-Stu<strong>di</strong>en:<br />

Typische E-Stoff-Nebenwirkungen<br />

Mo<strong>di</strong>fizierte Stärke Colitis ulcerosa<br />

Phtalate keimzellschä<strong>di</strong>gend<br />

Talkum schleimhautreizend<br />

Povidon schleimhautreizend<br />

Lactose schleimhautreizend<br />

Antioxidanzien Membranstörungen<br />

Originalia<br />

den, so <strong>das</strong>s der Körper zunehmend aus einem gesunden in<br />

einen pathologischen Allgemeinzustand driftet bis hin zu einem<br />

sich über Jahre entwickelnden Carcinom.<br />

Ursachen-Trias: Die drei wichtigsten<br />

Auslöser chronischer Erkrankungen*<br />

1. Fehlernährung: Langjährige Fehlernährung mit Fast Food,<br />

Cola, Schokolade, konventionellem Käse etc. sowie Antibiosen.<br />

Damit werden maximal chemische Zusatzstoffe in den<br />

Magen-Darmtrakt eingebracht, <strong>di</strong>e eine gesunde Darmfunktion<br />

sowie eine geordnete schrittweise Verdauung stören.<br />

Da <strong>di</strong>ese Chemikalien vom Körper meistens nicht verstoffwechselt<br />

werden können, verschlacken sie <strong>di</strong>e Grundsubstanz<br />

und belasten <strong>di</strong>e Entgiftung. Verordnete Antibiotika zerstören<br />

darüber hinaus <strong>di</strong>e gesunde symbiotische Darmflora.<br />

2. Fehlbesiedelung als Folge: Langjährige Dysbiosen, d.h.<br />

Fehlbesiedelungen des Darmes mit krank machenden Keimen<br />

wie Can<strong>di</strong>dapilzen, Amöben usw. Die Keime und ihre<br />

Stoffwechsel-Toxine belasten <strong>di</strong>e Funktionsfähigkeit des<br />

Darmes, so <strong>das</strong>s es über ein sogenanntes Leaky gut zu Verdauungs-<br />

und Aufnahmestörungen der Inhaltsstoffe aus<br />

dem Speisebrei kommt.<br />

3. Fehlversorgung als Folge: Selbst gesunde Öko-Frischkost<br />

ist inzwischen durch Sauren Regen relativ verarmt an essentiellen<br />

hoT-Substanzen. Aus den vorgenannten Gründen<br />

entwickelt sich über einen langen Zeitraum eine zunehmende<br />

Fehlversorgung der Patienten mit Vitaminen, Spurenelementen<br />

usw., <strong>di</strong>e zu einem Mangelsyndrom führt.<br />

Aus dem oben Gesagten leitet sich zwanglos <strong>di</strong>e Therapie-Trias<br />

ab: Kostumstellung auf Öko-Frischkost, breite hoT-Substitution<br />

und eine umfassende <strong>Ortho</strong>molekulare Darmsanierung ohne<br />

Antibiotika, ohne Antimykotika und ohne eine zuckerfreie Diät.<br />

Ist der orthomolekulare Bedarf<br />

über Normalwerte zu definieren?<br />

Allgemein bekannt ist der Zusammenhang von körperlicher Arbeit<br />

bzw. Leistung mit der notwen<strong>di</strong>gen Zufuhr von Kalorien.<br />

Völlig unbekannt scheint dagegen der seit Jahrzehnten vorgetragene<br />

Zusammenhang zwischen geistiger Leistungsfähigkeit,<br />

Stressbelastbarkeit und -verarbeitung bzw. hormoneller Anforderung<br />

und ausreichender orthomolekularer Versorgung. Dabei sind<br />

<strong>di</strong>e Zusammenhänge offensichtlich und auch vielfach vor allem<br />

in amerikanischen Stu<strong>di</strong>en aus den 70er und 80er Jahren belegt.<br />

Mit steigender geistiger Anforderung steigt parallel der<br />

Bedarf an <strong>Ortho</strong>molekularia. Dieser Zusammenhang gilt auch<br />

weitgehend für <strong>di</strong>e körperliche Anforderung. Diese Zusammenhänge<br />

gelten aber ganz besonders bei sportlichen Höchstleistungen<br />

oder solchen, wie sie der Körper beispielsweise nach<br />

Verletzungen oder Bestrahlungen in der Heilungsphase zu erbringen<br />

hat.<br />

Wenn man dann aller<strong>di</strong>ngs <strong>di</strong>e Definition der sogenannten<br />

Normalwerte im Blut hinterfragt, dann kommt man aus dem<br />

* Ökosystem Mensch – Gesundheit ist möglich, 2. Aufl. 2009, P.-H. Volkmann,<br />

www.vbn-verlag.de<br />

20 5/2010


5/2010<br />

Originalia<br />

Staunen vor <strong>di</strong>eser Wissenschaft nicht heraus: Normal sei, was<br />

<strong>di</strong>e durchschnittliche Blutanalyse aus Millionen von Patientenseren<br />

zeige. Stellt man dann <strong>di</strong>e offenbar noch nie gestellte, völlig<br />

unerwartete Frage, wer denn bei <strong>di</strong>esen Testen sein Blut zur Verfügung<br />

gestellt hätte, dann kommt <strong>di</strong>e unsichere Antwort aus<br />

der Wissenschaft: Nur Kranke, denn nur <strong>di</strong>e gehen zum Arzt oder<br />

in <strong>di</strong>e Klinik, um sich untersuchen zu lassen.<br />

So ist also der Durchschnitt aller kranken Klinik- und<br />

Arztpatienten unser Maß für <strong>di</strong>e angestrebte Gesundheit!<br />

Schon erstaunlich, was sich <strong>di</strong>e moderne High-tech-<br />

Wissenschaft so leistet! Eben EBM! – Oder besser Pharmabased-<strong>Med</strong>cine!<br />

Was leisten <strong>Ortho</strong>molekularia in<br />

der adjuvanten Krebstherapie?<br />

Aus der folgenden Tabelle können Sie einige grundlegende Zusammenhänge<br />

zwischen Vitaminen und Spurenelementen unter<br />

Krebstherapie entnehmen. Auf der einen Seite finden sich <strong>di</strong>e<br />

Wirkmechanismen und auf der anderen Seite stehen Mü<strong>di</strong>gkeit,<br />

Schmerzen und Antriebschwäche wie Burn out.<br />

Interessant ist in <strong>di</strong>eser Tabelle vor allem für den Kritiker <strong>di</strong>e<br />

Frage: Warum gibt es zu allen Substanzen positive und negative<br />

Stu<strong>di</strong>en? Warum sollten <strong>Ortho</strong>molekularia trotzdem sinnvoll sein?<br />

Leider werden bei <strong>Ortho</strong>molekularstu<strong>di</strong>en, wenn sie denn<br />

überhaupt einmal durchgeführt werden, so gut wie nie <strong>di</strong>e eingesetzten<br />

Hilfsstoffe benannt. Wenn wir nun in einer Stu<strong>di</strong>e beispielsweise<br />

<strong>di</strong>e Wirkung von Selen auf den Krebspatienten untersuchen,<br />

setzen wir Fertigarzneimittel ein. Diese setzen sich im<br />

Fall von Selen z.B. aus 100 µg Selen als Natriumselenit sowie aus<br />

einer Vielzahl nicht benannter Füll- und Hilfsstoffe wie Magnesiumstearat<br />

– vereinfacht Kerzenwachs als Schmiermittel für <strong>di</strong>e<br />

Maschinen – aus Lacken mit Phtalaten als Weichmacher sowie<br />

aus mo<strong>di</strong>fizierter Stärke und Lactose zusammen. 100 µg Wirkstoff<br />

in ca. 400 mg Füll- und Schönungschemie! Und was haben<br />

<strong>di</strong>e Forscher jetzt wirklich unersucht? Das Spurenelement oder<br />

<strong>di</strong>e Wirkung eines komplexen Chemiecocktails?<br />

Wenn man dann noch berücksichtigt, <strong>das</strong>s mo<strong>di</strong>fizierte Stärke<br />

im Fütterungsversuch innerhalb von 4 Wochen eine Colitis<br />

ulcerosa bei Ratten erzeugt und darüber hinaus bedenkt, <strong>das</strong>s<br />

chronisch Kranke bis zu 75 % eine Lactoseintoleranz haben, dann<br />

wird ein derartiger Stu<strong>di</strong>enansatz zur reinen Farce!<br />

Der Gipfel der Evidenz-based <strong>Med</strong>izin – EBM – wird aller<strong>di</strong>ngs<br />

dann erklommen, wenn man ein chemisch verändertes<br />

Vitamin C in einer Stu<strong>di</strong>e untersucht, dessen Vitaminwirkung von<br />

vornherein chemisch ausgeschaltet wurde. Deshalb gibt es aktuelle<br />

Vitamin-C-Stu<strong>di</strong>en, <strong>di</strong>e eindeutig nachweisen, <strong>das</strong>s Vitamin C<br />

völlig wirkungslos ist.<br />

Cytostatika-Interaktionen und<br />

<strong>Ortho</strong>molekularia<br />

Im Folgenden finden Sie eine Tabelle zu ausgesuchten Cytostatika<br />

und <strong>di</strong>e davon betroffenen Wirkmechanismen bzw. erzeugten<br />

Mangelzustände im Körper. Die Liste ließe sich beliebig<br />

verlängern, <strong>di</strong>e „unbehandelbaren Nebenwirkungen“ der<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Onkologie sind jedem engagierten Kollegen und jeder Kollegin<br />

bekannt: Unsere Patienten leiden alle, manche mehr, manche<br />

weniger, unter der onkologischen Therapie. Aussagen wie: Damit<br />

müssen Sie leben! Das ist normal! sind ein Armutszeugnis für<br />

<strong>di</strong>e behandelnden Onkologen, <strong>di</strong>e ihr Augenmerk lieber auf eine<br />

Lebenszeitverlängerung von 2 Wochen unter einer 8-monatigen<br />

Chemotherapie legen! Das daraus resultierende Leid der Patientin<br />

wird negiert.<br />

Das Subjekt Patient wird so zum Objekt Fall nach Goldstandard<br />

mit positivem Ausgang. Dieser wie der folgende Sachverhalt<br />

wurden soeben mit der festen Überzeugung, zum Wohle<br />

Spezifische Zytostatika-hoT-Interaktionen<br />

Zytostatikum hoT-Substanz Mechanismus Folge<br />

5-Fluorouracil Vitamin B1 Hemmung der<br />

Phosphorylierung<br />

von<br />

Thiamin<br />

Methotrexat,<br />

MTX<br />

<strong>Ortho</strong>molekulare<br />

Substanz<br />

Folsäure Folsäure-<br />

Antagonist<br />

Cisplatin L-Carnitin Exkretion ?<br />

d.h. iatrogener<br />

Carnitinmangel<br />

Cisplatin Magnesium Magnesium:<br />

Exkretion ?<br />

Positive<br />

TU-<br />

Stu<strong>di</strong>en<br />

Negative<br />

TU-<br />

Stu<strong>di</strong>en<br />

Herzinsuffizienz,<br />

Neurotoxizität,<br />

Lactatazidose<br />

Folatmangel,<br />

Homocystein ämie,<br />

Mukositis<br />

Hypocarnitinämie,<br />

Fatigue,<br />

Lipidanomalien (?)<br />

Hypomagnesiämie<br />

– Plasma-Mg: ?<br />

– Erythrozyten-Mg: ?<br />

aus Uwe Gröber: Arzneimittel und Mikronährstoffe. Stuttgart: WVG 2007<br />

Fatigue Schmerzen Antrieb<br />

Stimmung<br />

Leberwerte<br />

Vitamin A + + + + + �� �<br />

Vitamin C + + ++ +++ ++ ��<br />

Vitamin D + + + ++ + �<br />

Vitamin E + + ++ +++ ++ �<br />

Vitamin K + + + + + �<br />

Vitamin B1 + + ++ ++ ++ ��<br />

Vitamin B2 + + ++ ++ ++ ��<br />

Vitamin B5 + + ++ +++ ++ ��<br />

Vitamin B6 + + ++ ++ ++ ��<br />

Vitamin B 12 + + +++ +++ +++ �<br />

Folsäure + + ++ ++ ++ ��<br />

Zink + + +++ +++ ++ ���<br />

Selen + + +++ ++ +++ ��<br />

Mangan + + + + + �<br />

Chrom + + ++ ++ ++ �<br />

Jod + + +++ + ++ ��<br />

Molybdän + + + + + ��<br />

Calcium + + ++ +++ ++ �<br />

Kalium + + + ++ + �<br />

Magnesium + + ++ +++ + �<br />

Lycopin + + + + + �<br />

Ubichinon Q 10 + + ++ + + �<br />

Α-Liponsäure + + ++ ++ ++ �<br />

21


<strong>zaenmagazin</strong><br />

der Patientinnen zu therapieren, von EBM-Kollegen auf dem<br />

Natum-Kongress für Gynäkologen in Damp vorgetragen. In einem<br />

anderen Fall wurde euphorisch <strong>di</strong>e Wirksamkeit einer mehrere<br />

Monate dauernden, sehr kostenintensiven Chemotherapie<br />

mit 11 % beschrieben! Wenn <strong>di</strong>e Naturheilkunde mit Ergebnissen<br />

von 11 % Wirksamkeit aufwartete, würde man sie wegen der<br />

offensichtlich weit unter der Placeboschwelle liegenden Wirkung<br />

in Grund und Boden verdammen.<br />

Aber unsere Evidenz ist ja nicht doppelblind und crossover<br />

für blinde Wissenschaftsjünger vali<strong>di</strong>ert, sondern an den harten<br />

Fakten des kranken Patienten – Dort ist sie immer wieder in vielen<br />

„austherapierten“ Einzelfällen evident!<br />

Zuordnung der <strong>Ortho</strong>molekularia<br />

bei Schmerzsyndromen<br />

Aus der folgenden Übersicht können Sie <strong>di</strong>e Abhängigkeit bestimmter<br />

Funktionskreise und Muskeln von den für sie spezifischen<br />

orthomolekularen Substanzen erkennen. Man kann postulieren,<br />

<strong>das</strong>s in mehr als 80 % aller chronischen Schmerzfälle<br />

mit den jeweils zugeordneten reinen Substanzen der Schmerz<br />

deutlich reduziert oder u.U. auch völlig ausgelöscht werden<br />

kann. Sind <strong>di</strong>e zu testenden Präparate aller<strong>di</strong>ngs mit Farben und<br />

anderen Fertigungshilfsmitteln kontaminiert, geht <strong>di</strong>e spontane<br />

Wirkung deutlich zurück oder tritt je nach Kontamination gar<br />

nicht auf.<br />

hoT-Optimierung Meri<strong>di</strong>an-Muskel-Funktion*<br />

Muskel Meri<strong>di</strong>an/Organ hoT-Substanz<br />

Subscapul. Herz/Herz Vit. E, Q-10, Vit.-B-Kompl.<br />

Sartorius Krsl-Sex NN Fetts., Mn, Mo, Se, B-Kompl.<br />

Bizeps Magen Symbiont, Ca, Mg, Zn, Se, K<br />

Pect.major Leber Vit. A, B-Kompl., Se, Fetts.<br />

Popliteus Gallenblase Vitamin A, C, B-Kompl. Fetts.<br />

Quadrizeps Dünndarm Symbiont, Ca, Q 10, K, Zn<br />

Tensor fas.l Dickdarm Symbiont, Vit.-B-Kompl, K, Fe<br />

Ischiocrur. Dickd. Rec. Vit. E, Mg, Mo, Ca, Se, Fetts.<br />

Ileopsoas Niere/Niere Vitamin A, E, K, Se, Fetts.<br />

* Rot enthalten in Reha1Paket/ODS 1KA/ODS 2<br />

www.naturheilkunde-volkmann.de<br />

Wird ein Schmerz durch <strong>di</strong>e Testung vieler zur Verfügung<br />

stehenden Materialien nicht oder kaum gebessert, spricht <strong>das</strong><br />

nicht gegen <strong>di</strong>e Richtigkeit der hier dargestellten Zusammenhänge,<br />

sondern le<strong>di</strong>glich für <strong>das</strong> Fehlen des „richtigen Moleküls“<br />

in dem zur Verfügung stehenden Testsatz!<br />

<strong>Ortho</strong>molekularer Mangel –<br />

<strong>di</strong>e zentrale Ursache von Mü<strong>di</strong>gkeit,<br />

Allergie und Schmerz<br />

Die oben dargestellten Ursachen und Zusammenhänge finden<br />

ihre Auflösung in einer umfassenden, gut abgestimmten hoT mit<br />

orthomolekularer Darmsanierung – ODS.<br />

Originalia<br />

Nach dem Gesetz des Mangels, <strong>das</strong> schon seit mehr als<br />

einhundert Jahren in der Düngemittellehre bekannt ist, spielen<br />

verschiedene Substanzen zu jeweils verschiedenen Zeitpunkten<br />

bei einem Patienten <strong>di</strong>e wichtigste Rolle. Das kann initial Zink<br />

sein, <strong>das</strong> kann auch Magnesium oder Calcium, aber beispielsweise<br />

auch hypoallergen verkapseltes natürliches Q 10 Vitamin<br />

C** sein. Vielleicht ist es am einfachsten, <strong>di</strong>e hoT als umfassende<br />

„Düngung der menschlichen Regulation“ zu verstehen.<br />

Mein schwerster Schmerzfall<br />

in der Onkologie<br />

Anlässlich eines Vortrages in der Gießener Universitätsklinik<br />

wurde mir eine schwerstkranke onkologische Patientin wegen<br />

unstillbarer Schmerzen vorgestellt. Die maximale stationäre<br />

Schmerztherapie konnte den Schmerz der Knochenmetastasen<br />

nur um 0,5-1 auf der visuellen Schmerzskala reduzieren. Die<br />

Beweglichkeit der Extremitäten wie der Wirbelsäule war bei der<br />

kachektischen Patientin sehr stark eingeschränkt.<br />

Resultate einer oralen hoT-Schmerzreduktion<br />

unter Chemotherapie nach OP und Ra<strong>di</strong>atio<br />

Frauenklinik Universität Gießen, 10=max. Schmerz, 0=0<br />

www.naturheilkunde-volkmann.de<br />

Wie <strong>di</strong>e nebenstehende Grafik zeigt, bessert sich unter<br />

oraler Schmerztestung mit verschiedenen Reinsubstanzen <strong>di</strong>e<br />

Schmerzsymptomatik sofort. Lachsöl, <strong>das</strong> heißt <strong>di</strong>e Omega-3-<br />

Fettsäuren spielten in <strong>di</strong>esem Fall eine besonders wichtige Rolle<br />

bei der Schmerzreduktion. 3-Sym<strong>Bio</strong>se plus, ein Präparat zur<br />

<strong>Ortho</strong>molekularen Darmsanierung – ODS2 – mit lebensfähigen<br />

Keimen, mit B-Vitaminen und Vitamin D3 löscht den Schmerz<br />

fast völlig aus und mobilisiert <strong>di</strong>e zusammengekauerte, verspannte<br />

Patientin sichtbar. Abschließend waren Arme und Beine<br />

weitgehend frei und schmerzlos beweglich und <strong>di</strong>e zuvor blockierte<br />

HWS zeigte eine Mobilität von ca. 80-0-80.<br />

Leider hat <strong>di</strong>ese „Wunderheilung“ bei der anwesenden universitären<br />

Kollegenschaft keinerlei Spuren in der Therapie hinterlassen.<br />

Weiterführende Literatur beim Verfasser.<br />

www.naturheilkunde-volkmann.de<br />

69 Jahre<br />

Ovarial-Ca<br />

metastasiert<br />

** siehe Sonderdruck <strong>Ortho</strong>molekulare Schmerztherapie „Mein schwerster<br />

Schmerzfall“<br />

22 5/2010


5/2010<br />

Originalia<br />

Belastungsinkontinenz (BIK) –<br />

Vitamin D kann helfen<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Eine gute Methode zur Unterstützung der Therapie und Prophylaxe<br />

clauS ScHulte-uebbing und Siegfried ScHlett<br />

Zusammenfassung<br />

Vaginal appliziertes Vit. D (hochdosiert) kann Belastungs-Inkontinenz<br />

(BIK) günstig beeinflussen und<br />

niedrige Vit.-D-Serum-Werte verbessern.<br />

Schlüsselwörter: Inkontinenz, Belastungsinkontinenz,<br />

BIK, Stress-Inkontinenz, SIK, Beckenbodenschwäche,<br />

BBS, Vitamin D, Vit. D, vaginale Vitamin-D-<br />

Applikation, hochdosiertes Vitamin D, NeoControl,<br />

vaginale Östrogen-Applikation<br />

Autor<br />

Praxis Prof. Dr. Schulte-Uebbing, AGE BREAKING CENTER<br />

Umweltme<strong>di</strong>zinisches Therapiezentrum am Dom<br />

Gynäkologie, Endokrinologie, Onkologie, Immunologie,<br />

Toxikologie, 4D-Ultraschall CT, Privatlabor<br />

Weinstr. 7 A<br />

D–80333 München<br />

Tel.: 089 / 29 96 55, Fax: 089 /29 96 72<br />

E-Mail: dr-schulte-uebbing@t-online.de<br />

Dr.med. Dr.rer.nat. Siegfried Schlett, Arzt, Apotheker,<br />

Pharmakologische Beratung, seit 1986 als angestellter<br />

Apotheker in der Klösterl-Apotheke, München<br />

Waltherstraße 32 A<br />

80337 München<br />

Tel.: 089 / 54 34 32 11<br />

Fax: 089 / 54 34 32 77<br />

Ab dem 55. Lebensjahr hat fast jede dritte Frau eine Belastungs-<br />

Inkontinenz (BIK). Ursachen sind familiäre Veranlagung, Bindegewebsschwäche,<br />

körperliche Überbelastung und Stoffwechsel-<br />

Defizite. Wir berichten über eine mögliche Teil-Ursache:<br />

Vit.-D-Mangel.<br />

In <strong>di</strong>eser kleinen Praxisstu<strong>di</strong>e haben wir <strong>di</strong>e Daten von 30<br />

meno- und postmenopausalen Patientinnen mit leichter und<br />

mittelgra<strong>di</strong>ger BIK ausgewertet. 15 Patientinnen hatten vor der<br />

Therapie eine leichte BIK Grad 1 (Inkontinenz beim Husten, Niesen,<br />

Lachen, geringe Urin-Verlust-Menge, Pad-Test: bis maximal<br />

10 Gramm / 24 Std.). 15 Patientinnen hatten vor der Therapie eine<br />

mittelschwere BIK Grad 2 (Inkontinenz beim Husten, Niesen, Lachen<br />

sowie bei abrupten Körperbewegungen, beim Aufstehen<br />

und / oder Hinsetzen, geringe bis mittlere Urin-Verlust-Menge,<br />

Pad-Test: bis maximal 50 Gramm / 24 Std.). Die höhergra<strong>di</strong>ge BIK<br />

war ein Ausschlusskriterium.<br />

Gute Vit.-D-Werte (> 70 ng / ml) hatten nur fünf von dreißig<br />

Patientinnen (= 16,7 %), d.h. drei der 15 BIK Grad 1 Patientinnen<br />

(= 20 %) und zwei der 15 BIK Grad 2 Patientinnen (= 13,3 %).<br />

Es erfolgte eine kombinierte vaginale Behandlung mit<br />

Östriol und hochdosiertem Vit. D, dreimal pro Woche, über<br />

sechs Wochen.<br />

Die Patientinnen bekamen zweimal pro Woche NeoControl<br />

Therapie (insgesamt 12 mal) und wurden außerdem angewiesen,<br />

morgens und abends Beckenboden-Übungen (Protokoll) zu<br />

machen.<br />

Nach sechs Wochen wurden <strong>di</strong>e Vit.-D-Serum-Spiegel bestimmt<br />

und <strong>di</strong>e Angaben der Patientinnen wurden ausgewertet<br />

(BIK- Symptomatik, Miktionsprotokoll, Pad-Test etc.).<br />

33,3 % der Patientinnen (sieben der fünfzehn BIK Grad 1 Patientinnen<br />

und drei der fünfzehn BIK Grad 2 Patientinnen)<br />

gaben nach der Therapie an, wieder kontinent zu sein.<br />

Weitere 40 % der Patientinnen (fünf der fünfzehn Grad 1 und<br />

sieben der fünfzehn Grad 2 Patientinnen) gaben eine um<br />

mindestens 25 % geringere durchschnittliche Urin-Verlust-<br />

Menge an.<br />

Somit haben 22 von 30 Patientinnen (= 73,3 %) der untersuchten<br />

Patientinnen hinsichtlich der BIK von der Therapie<br />

profitiert.<br />

BBS und BIK<br />

In der gynäkologischen Praxis haben wir tagtäglich mit Belastungs-Inkontinenz<br />

(BIK) zu tun, sehr oft in Verbindung mit Be-<br />

23


<strong>zaenmagazin</strong><br />

ckenbodenschwäche (BBS). Etwa jede dritte Frau ist davon betroffen.<br />

Das bedeutet allein in Deutschland mehrere Millionenen<br />

Betroffene, so <strong>das</strong>s von einer Volkskrankheit gesprochen werden<br />

kann.<br />

Der Beckenboden ist eine wichtige Stütze für <strong>di</strong>e inneren<br />

Organe im kleinen Becken. Kommt es zu einer Schwächung, gibt<br />

es statische und dynamische Probleme v.a. zwischen kleinem<br />

Becken, Damm und Vagina. Folge kann ein Prolaps von Blase,<br />

Vagina, Rektum oder Dünndarmschlingen sein. Besonders der<br />

Prolaps der Blase kann problematisch sein, weil der willkürliche<br />

Blasenverschluss nur mittels einer intakten Beckenbodenmuskulatur<br />

gewährleistet ist. Durch eine Senkung kann sich der Austrittswinkel<br />

der Harnröhre ändern. Die „Verschluss-Strecke“ kann<br />

sich verkürzen und eine BIK entwickeln.<br />

Ursachen<br />

Die Ursachen sind vielfältig. Die BIK geht sehr oft mit BBS und<br />

allgemeiner Bindegewebsschwäche einher. Diese tritt familiär<br />

gehäuft auf. Die Symptome der BIK werden oft verstärkt durch<br />

Gewebs-Hypothrophie bzw. -Atrophie. Diese tritt im Rahmen<br />

zunehmender Stoffwechsel-Störungen auf, vor allem in Klimakterium<br />

und Menopause. Cofaktoren sind dann vor allem schwere<br />

körperliche Arbeit, schweres Heben, rasch aufeinander folgende<br />

Geburten, Schwangerschaften mit schweren Kindern etc.<br />

Ungünstige Durchblutungs- und Stoffwechsel-Faktoren fördern<br />

BIK und BBS, besonders der chronisch gestörte Fett-, Zucker-<br />

und Protein-Stoffwechsel, der Diabetes Typ II, <strong>di</strong>e A<strong>di</strong>positas<br />

(Druckerhöhung). Kommt es zusätzlich zu mechanischer<br />

Überbelastung mit Überdehnung des Bindegewebes, der Sehnen,<br />

Bänder und Muskeln, so ist <strong>di</strong>e BIK und BBS besonders ausgeprägt.<br />

Symptome<br />

Die Symptome der BIK hängen vom Grad ab:<br />

Grad 1: Inkontinenz nur beim Husten, Niesen, Lachen<br />

Grad 2: Inkontinenz nicht nur beim Husten, Niesen, Lachen,<br />

sondern auch bei abrupten Körperbewegungen, beim Aufstehen<br />

und / oder Hinsetzen, nicht im Liegen<br />

Grad 3: Inkontinenz auch im Liegen, bei Bewegungen ohne<br />

Belastung<br />

Diagnostik<br />

Die Diagnose der BIK wird primär anamnestisch gestellt (siehe<br />

Symptome), durch allgemeine und gynäkologische Untersuchung:<br />

Beurteilung des Beckenbodens, Pelvimetrie mittels Ul traschall-CT<br />

(Beckenboden-Status, elektronische Zystoskopie), Miktionsprotokoll<br />

(mindestens zwei Tage), Urin-Labor (Schnelltest,<br />

Kultur, Se<strong>di</strong>ment), Pad-Test, Ausscheidungs-Urographie, Urethrozystoskopie<br />

und urodynamische Untersuchung.<br />

In Abhängigkeit von der Anamnese machen wir auch in<strong>di</strong>viduelle<br />

Labor-Analysen, u.a. auch Mineralstoffe, Vitamine und<br />

Hormone. Aus unserer Sicht können für den Bindegewebs-Stoffwechsel<br />

auch folgende Hormone von besonderer Bedeutung<br />

Originalia<br />

sein: Östra<strong>di</strong>ol, Östron, Östriol, Progesteron, Testosteron, Cortisol,<br />

DHEA, Serotonin, Homocystein, T3, T4, TSH, TBG.<br />

Bei Verdacht auf BIK in Verbindung mit BS analysieren wir <strong>di</strong>e<br />

Bindegewebs-Strukturen mit Kollagenoson®. Mit unserem Ultra<br />

schall-CT können wir sonographisch <strong>di</strong>verse urodynamische<br />

Parameter zur Beurteilung der Kontinenzfunktionen in Ruhe und<br />

Belastung (Vermessung des Beckenbodens in Entspannung und<br />

unter Maximalkontraktion) quantitativ ermitteln.<br />

Alle BIK-Patientinnen wurden gebeten, ein Miktionsprotokoll<br />

zu führen und einen Pad-Test (= standar<strong>di</strong>sierter Vorlagen- /<br />

Windeltest über 24 Stunden) zu machen: Die benutzten Vorlagen<br />

/ Windeln wurden gewogen, <strong>das</strong> Leergewicht abgezogen<br />

und so <strong>di</strong>e Urin-Verlust-Mengen berechnet und in leicht, mäßig<br />

und schwer <strong>di</strong>fferenziert:<br />

Grad 1: leicht, Urin-Verlust-Menge maximal bis 10 Gramm /<br />

24 Std.<br />

Grad 2: mäßig, Urin-Verlust-Menge 11 bis 50 Gramm / 24 Std.<br />

Grad 3: schwer, Urin-Verlust-Menge über 50 Gramm / 24 Std.<br />

Therapie der BIK<br />

Die Therapie der BIK hängt ab von der Schwere und Art der Erkrankung.<br />

Eine monokausale Therapie gibt es nicht.<br />

Allgemeine Maßnahmen sind Lebens- und Ernährungs-<br />

Umstellung, bei Übergewicht Gewichtsreduktion, Beckenboden-Training<br />

und -Gymnastik, Sport, <strong>Bio</strong>feedback-Methoden,<br />

Applikation von Inkontinenz-Hilfen, vaginale oder rektale Elektrostimulations-Therapie,<br />

Pessare, Scheidengewichte. Es gibt<br />

auch <strong>di</strong>verse me<strong>di</strong>kamentöse und operative Ansätze, z.B. TVT,<br />

Implacement-Therapie oder der künstliche Schließmuskel.<br />

Wie wir in <strong>di</strong>eser Stu<strong>di</strong>e zeigen können, scheint vor allem<br />

auch <strong>di</strong>e Östrogen- und Vit.-D-Substitution wichtig zu sein (s.u.).<br />

Neo Control®<br />

Alle Patientinnen bekamen auch zweimal <strong>di</strong>e Woche Neo<br />

Control®-Therapie, ein Verfahren zur Kräftigung und Aktivierung<br />

der Beckenbodenmuskulatur.<br />

Neo Control® stimuliert mit Magnetfeldern im physiologischen<br />

(natürlichen) Frequenzbereich <strong>di</strong>e Nerven des Beckenbodens,<br />

wodurch <strong>di</strong>e Beckenboden-Muskulatur trainiert und<br />

gestärkt wird. In der Regel merkt man bereits nach 6 bis 8 Behandlungen<br />

eine deutliche Besserung, <strong>das</strong> maximale Ergebnis ist<br />

nach 20 Behandlungen erreicht. Vorher inaktive Beckenboden-<br />

Muskeln sind wieder aktiviert, trainiert und einsatzfähig. Langfristig<br />

auftretende Nebenwirkungen elektromagnetischer Muskelstimulationen<br />

im physiologischen Bereich sind nicht bekannt.<br />

Wir setzen <strong>di</strong>eses Verfahren kombiniert mit den in <strong>di</strong>eser<br />

Stu<strong>di</strong>e vorgestellten Methoden ein und werden darüber gesondert<br />

berichten.<br />

Vaginale Östrogen-Substitution<br />

Wie im Abschnitt „Metho<strong>di</strong>k“ noch ausgeführt werden wird, ist<br />

besonders wichtig eine gezielte in<strong>di</strong>viduelle laborkontrollierte<br />

lokale vaginale Hormon-Anwendung.<br />

24 5/2010


Originalia<br />

Früher haben wir unsere meno- und postmenopausalen<br />

Patientinnen neben der systemischen Östrogengabe lokal mit<br />

Östriol-Vaginal-Zäpfchen, z. B. Ökolp® v. s. therapiert. Denn schon<br />

lange ist bekannt, <strong>das</strong>s Östriol vaginal gut resorbiert wird.<br />

Seit etwa zwei Jahren wenden wir <strong>di</strong>e in <strong>di</strong>eser Praxisstu<strong>di</strong>e<br />

vorgestellte kombinierte vaginale Behandlung mit Östriol und<br />

hochdosiertem Vit. D, dreimal pro Woche, über sechs Wochen, an.<br />

BBS und BIK durch Vit.-D-Mangel<br />

Schon lange ist bekannt, <strong>das</strong>s Vitamin D sehr bedeutend ist für<br />

den gesamten Knochen- und Bindegewebs-Stoffwechsel. Die<br />

Kalzium-Aufnahme im Darm ist Vitamin-D-abhängig. Auch <strong>di</strong>e<br />

Balance zwischen Osteoblasten und Osteoklasten, zwischen<br />

Calcitonin und Parathormon wird Vitamin-D-abhängig reguliert.<br />

In der letzten Zeit erschienen auch zahlreiche z.T. hochkarätige<br />

Publikationen, <strong>di</strong>e gute antiinflammatorische, immunmodulierende<br />

und antioxidative Effekte des Vitamin D belegen. Vit. D<br />

hat auch hervorragende antiinflammatorische, immunmodulierende<br />

und antioxidative Eigenschaften. Neuere Stu<strong>di</strong>en belegen,<br />

<strong>das</strong>s Vit. D offenbar eine Schlüsselfunktion für <strong>di</strong>e Krebs-Prävention<br />

und -Therapie hat. Durch eine ausreichende Vit.-D-Zufuhr<br />

(täglich 1000 IE) kann <strong>das</strong> Risiko für ein Colon-Karzinom auf <strong>di</strong>e<br />

Hälfte gesenkt werden. Durch <strong>di</strong>e tägliche Einnahme von 2000 IE<br />

Vit. D kann <strong>das</strong> Risiko sogar auf ein Drittel gesenkt werden. (Jenab,<br />

M. et al., 2010, garland, C. et al. 1980). Ein chronischer Vit.-<br />

D-Mangel kann – bei der entsprechenden Prä<strong>di</strong>sposition – <strong>di</strong>e<br />

Entstehung hormonabhängiger Tumoren fördern: Vit.-D-Mangel<br />

erhöht eindeutig <strong>das</strong> Risiko für Mamma-Karzinom (garland,<br />

C.F., gorhaM, E.D., Mohr, S.B., 2007), aber auch für Ovarial- und<br />

Prostata-Karzinome. Neuere Stu<strong>di</strong>en zeigen <strong>di</strong>es ebenfalls für <strong>das</strong><br />

Bronchial-, Harnblasen-, Oesophagus-, Magen-, Rektum-, Larynx-<br />

und Pankreas-Karzinom. (grant, W.B., 2010, ingrahaM, B.A., et al.,<br />

2008, PilZ, S. et al., 2009) In-vitro-Stu<strong>di</strong>en an Prostata-Zellkulturen<br />

zeigten, <strong>das</strong>s Vit. D ihr Wachstum stoppen kann. Nach Zufuhr von<br />

Vit. D vermehren sich Prostatakrebszellen nicht mehr unkontrolliert,<br />

sondern wachsen normal und geregelt weiter. Colon- und<br />

Mamma-Karzinom-Zellen reagieren genauso. Mäusen, denen<br />

man Dickdarmkrebs überimpfte, hatten nach Vit.-D-Gaben, ein<br />

deutlich geringeres Tumorwachstum. (laPPe, J.M., et al., 2007,<br />

holick, M.F., 2007).<br />

Heute leidet jede zweite Frau an den Begleiterscheinungen<br />

eines Vitamin-D-Mangels (holick, 2007). Gleichzeitig steigt <strong>di</strong>e<br />

BIK-Inzidenz. Mit zunehmendem Alter nimmt <strong>di</strong>e dermale Vitamin-D-Bildung,<br />

<strong>di</strong>e bei jungen Leuten noch 80-90 % ausmacht,<br />

kontinuierlich ab. Die Vitamin-D-Versorgung über <strong>di</strong>e Nahrung<br />

(Ei, Fisch, Pilze etc.) scheint immer wichtiger zu werden, wobei offensichtlich<br />

<strong>di</strong>e gastrointestinale Nahrungs-Verwertung mit dem<br />

Alter immer mehr abzunehmen scheint.<br />

Vaginale Vit.-D-Resorption<br />

Wir konnten unlängst nachweisen, <strong>das</strong>s Vit. D vaginal und rektal<br />

resorbiert wird (Schulte-uebbing, C., Schlett, S., DZO, 2010).<br />

Die vaginale Vit.-D-Applikation eignet sich auch sehr gut zur<br />

Behandlung und Prophylaxe chronisch rezi<strong>di</strong>vierender therapieresistenter<br />

Kolpitiden, Zervizitiden und Dysplasien, PAP II W und<br />

5/2010<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

PAP III D. In einer gerade publizierten Stu<strong>di</strong>e (Schulte-uebbing, C.,<br />

Schlett, S., DZO, 2010) zeigte sich eine Erfolgsquote von 93 %<br />

bei den PAP II W Patientinnen und von 89 % bei den PAP III D<br />

Patientinnen.<br />

Nach unseren Erfahrungen und in Hinblick auf <strong>di</strong>e Literatur<br />

kann und wird <strong>di</strong>e vaginale und rektale Anwendung von Vit. D<br />

auch Fortschritte in der Infektiologie, Immunologie und Onkologie<br />

bringen können.<br />

Metho<strong>di</strong>k<br />

Es erfolgte eine kombinierte vaginale Östriol- und Vitamin-D-<br />

Behandlung über sechs Wochen. Die folgende Rezeptur wurde<br />

angewendet:<br />

Vaginal-Ovula mit Vitamin D und Estriol, z.B. OVID E<br />

Rp. 0,0005 g Estriol (5 mg)<br />

25 gtt Vigantol-Öl® (entspr. 12500 Vit. D)<br />

Neutralöl, Adeps solidus q.s.<br />

XII/XXIV Ovula , ad 2 g<br />

Die Vaginal-Zäpfchen wurden nachts eingeführt, drei mal pro<br />

Woche. Morgens waren sie komplett resorbiert. Nach sechs Wochen<br />

wurde eine Vit.-D-Serum-Kontroll-Bestimmung gemacht<br />

und <strong>di</strong>e Angaben der Patientinnen wurden ausgewertet (BIK-<br />

Symptomatik, Miktionsprotokoll, Pad-Test etc.). Die Compliance<br />

war sehr gut. Alle Patientinnen gaben an, mit der Methode gut<br />

zu Recht zu kommen.<br />

Ergebnisse<br />

Symptome vor Therapie<br />

Vor der Therapie litten alle 30 ausgewählten Patientinnen an einer<br />

Belastungs-Inkontinenz.<br />

15 Patientinnen hatten vor der Therapie eine leichte BIK<br />

(Grad 1): Inkontinenz beim Husten und / oder Niesen, geringe<br />

Urin-Verlust-Menge (Pad-Test: bis maximal 10 Gramm / 24<br />

Std).<br />

15 Patientinnen hatten vor der Therapie eine mittelschwere<br />

BIK (Grad 2): Inkontinenz nur bei abrupten Körperbewegungen,<br />

beim Aufstehen und / oder Hinsetzen, geringe bis mittlere<br />

Urin-Verlust-Menge (Pad-Test: bis maximal 50 Gramm /<br />

24 Std)<br />

Vitamin D Spiegel vor Therapie<br />

Die Vit.-D-Serum-Spiegel wurden vor Therapie bei allen dreißig<br />

Patientinnen gemessen. Die Normwerte für 25-Hydroxy-Vit.-D<br />

im Serum sind (Schulte-uebbing, C., Schlett, S., 2010, bayer, W.,<br />

SchMidt, K., 2004, holick, M.F., 2007, PilZ, S. et al., 2010) < 30 ng /<br />

ml mangelhaft, 30-50 ng / ml ausreichend, 50-70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend,<br />

> 70 ng / ml gut.<br />

Wir stellten fest, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e meisten Patientinnen einen Vit.-D-<br />

Mangel hatten. Nur 20 % der Patientinnen (sechs von dreißig, d.h.<br />

drei der fünfzehn BIK Grad 1 Patientinnen und drei der fünfzehn<br />

BIK Grad 2 Patientinnen) hatten gute Vit.-D-Werte.<br />

25


<strong>zaenmagazin</strong><br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Hier <strong>di</strong>e Ergebnisse vor Beginn der Therapie:<br />

BIK Grad 1<br />

05 Patientinnen (33 %): < 30 ng / ml mangelhaft<br />

05 Patientinnen (33 %): 30 – 50 ng / ml ausreichend<br />

02 Patientinnen (13,3 %): 50 – 70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend<br />

03 Patientinnen (20 %): > 70 ng / ml gut<br />

BIK Grad 2<br />

06 Patientinnen (40 %): < 30 ng / ml mangelhaft<br />

05 Patientinnen (33 %): 30 – 50 ng / ml ausreichend<br />

01 Patientinnen (6,7 %): 50 – 70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend<br />

03 Patientinnen (20 %): > 70 ng / ml gut<br />

Von den getesteten 30 Patientinnen hatten elf Patientinnen (=<br />

37 %) mangelhafte, zehn Patientinnen (= 33,3 %) ausreichende,<br />

drei Patientinnen (= 10 %) befrie<strong>di</strong>gende und nur sechs Patientinnen<br />

(= 20 %) gute Vit.-D-Serum-Werte.<br />

Offenbar nehmen in der Menopause mit zunehmendem<br />

Alter <strong>di</strong>e Vitamin-D-Spiegel kontinuierlich ab: Sowohl <strong>di</strong>e UVabhängige<br />

dermale Vitamin-D-Bildung als auch <strong>di</strong>e gastrointestinale<br />

Nahrungs-Verwertung nehmen mit dem Alter drastisch ab,<br />

während gleichzeitig metabolische, endokrine und intestinale<br />

Defizite zunehmen.<br />

Symptome nach Therapie<br />

BIK Grad 1<br />

Nach der Therapie zeigte sich bei den Patientinnen mit vorher<br />

leichter BIK (Grad 1, Inkontinenz beim Husten und / oder Niesen,<br />

geringe Urin-Verlust-Menge, Pad-Test: bis maximal 10 Gramm /<br />

24 Std) folgendes Ergebnis (Angaben der Patientinnen):<br />

7 Frauen (= 46,7 %): beim Husten und Niesen keine Inkontinenz<br />

mehr<br />

5 Frauen (= 33,3 %): beim Husten und / oder Niesen weniger<br />

Inkontinenz- Probleme, Urin-Verlust-Menge 30 % - 50 % weniger<br />

(Pad-Test)<br />

3 Frauen (= 20 %): kein Unterschied, Urin-Verlust-Menge in<br />

etwa gleich (Pad-Test)<br />

Das bedeutet, <strong>das</strong>s nach eigenen Angaben 80 % der BIK Grad 1<br />

Patientinnen von der Therapie profitiert haben.<br />

BIK Grad 2<br />

Bei den BIK Grad 2 Patientinnen zeigte sich nach der Therapie<br />

folgendes Ergebnis (Angaben der Patientinnen):<br />

3 Frauen (= 20 %): keine Inkontinenz mehr<br />

3 Frauen (= 20 %): keine Inkontinenz mehr bei abrupten<br />

Körperbewegungen, nicht mehr beim Aufstehen und / oder<br />

Hinsetzen<br />

4 Frauen (= 26,7 %): weniger Inkontinenz-Probleme bei abrupten<br />

Körperbewegungen, beim Aufstehen und / oder<br />

Hinsetzen. Geringere durchschnittliche Urin-Verlust-Menge<br />

(etwa 25 % - 30 % weniger im Pad-Test)<br />

5 Frauen (= 33,3 %): kein Unterschied, Urin-Verlust-Menge in<br />

etwa gleich (Pad-Test)<br />

Originalia<br />

Das bedeutet, <strong>das</strong>s nach eigenen Angaben 10 von 15 (= 66,7 %)<br />

BIK Grad 2 Patientinnen von der Therapie profitiert haben.<br />

33,3 % der Patientinnen (sieben der fünfzehn BIK Grad 1 Patientinnen<br />

und drei der fünfzehn BIK Grad 2 Patientinnen) gaben<br />

nach der Therapie an, wieder kontinent zu sein. Weitere 40 % der<br />

Patientinnen (fünf der fünfzehn Grad 1- und sieben der fünfzehn<br />

Grad 2-Patientinnen) gaben eine um mindestens 25 % geringere<br />

durchschnittliche Urin-Verlust-Menge an.<br />

Somit haben 22 von 30 Patientinnen (= 73,3 %) der untersuchten<br />

Patientinnen hinsichtlich der BIK von der Therapie<br />

profitiert.<br />

Vit.-D-Spiegel nach Therapie<br />

Bei der Mehrzahl der Patientinnen waren <strong>di</strong>e Vit.-D-Spiegel sechs<br />

Wochen nach Therapie besser als vor Beginn der Therapie.<br />

BIK Grad 1<br />

Bei den Patientinnen mit BIK Grad 1 hatten 26,7 % gute Werte,<br />

33,3 % befrie<strong>di</strong>gende Werte, 20 % ausreichende Werte und 20 %<br />

nach wie vor mangelhafte Werte.<br />

3 Patientinnen (20 %): < 30 ng / ml mangelhaft<br />

3 Patientinnen (20 %): 30 – 50 ng / ml ausreichend<br />

5 Patientinnen (33,3 %): 50 – 70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend<br />

4 Patientinnen (26,7 %): > 70 ng / ml gut<br />

BIK Grad 2<br />

Bei den Patientinnen mit BIK Grad 2 hatten sogar 33,3 % gute<br />

Werte, 26,7 % befrie<strong>di</strong>gende Werte, 26,7 % ausreichende Werte<br />

und nur 13,3 % mangelhafte Werte.<br />

2 Patientinnen (13,3 %): < 30 ng / ml mangelhaft<br />

4 Patientinnen (26,7 %): 30 – 50 ng / ml ausreichend<br />

4 Patientinnen (26,7 %): 50 – 70 ng / ml befrie<strong>di</strong>gend<br />

5 Patientinnen (33,3 %): > 70 ng / ml gut<br />

Somit ist Vit. D vaginal geeignet zur Prophylaxe und Therapie von<br />

Vit.-D-Mangel.<br />

Warum fünf Patientinnen auch nach der Therapie mangelhafte<br />

Werte hatten, ist schwer zu sagen. Wir können nicht ausschließen,<br />

<strong>das</strong>s <strong>di</strong>e vaginale Resorption in<strong>di</strong>viduell schwankt,<br />

<strong>das</strong>s <strong>di</strong>ese Patientinnen <strong>di</strong>e Zäpfchen möglicherweise falsch<br />

oder gar nicht angewandt haben etc.<br />

Interessant ist, <strong>das</strong>s vier <strong>di</strong>eser fünf Patientinnen Therapie-<br />

Versager waren, wo sich <strong>di</strong>e BIK-Symptome nicht besserten.<br />

Diskussion<br />

Aufgrund unserer Laborergebnisse fanden wir, <strong>das</strong>s Vit. D bei den<br />

meisten Patientinnen über <strong>di</strong>e Vaginalschleimhaut resorbiert<br />

wurde und <strong>di</strong>e BIK-Symptomatik günstig beeinflussen konnte.<br />

Vit. D hat auch antiinflammatorische, immunmodulierende und<br />

antioxidative Eigenschaften.<br />

Wie wir unlängst zeigen konnten, eignet sich <strong>di</strong>e vaginale<br />

Vit.-D-Applikation auch gut zur Behandlung und Prophylaxe<br />

chronisch rezi<strong>di</strong>vierender therapieresistenter Kolpitiden, Zervizi-<br />

26 5/2010


5/2010<br />

Originalia<br />

tiden und Dysplasien, PAP II W und PAP III D. In unserer Stu<strong>di</strong>e<br />

ergab sich <strong>di</strong>esbezüglich eine Erfolgsquote von 93 % bei den PAP<br />

II W Patientinnen und von 89 % bei den PAP III D Patientinnen<br />

(Schulte-uebbing, C., Schlett, S., DZO, 2010).<br />

Inzwischen arbeiten wir auch routinemäßig mit standar<strong>di</strong>sierten<br />

Vaginalzäpfchen aus Vit. D plus Natürlichem Progesteron<br />

und GSH (“OVID-P“). Diese bringen u.a. bei Endometriose, Uterus<br />

myomatosus, Dysmenorrhoe, PMS, Östrogendominanz- und<br />

Progesteronmangel- bzw. und -Resistenz-Syndrom, nach habituellen<br />

Aborten, bei Gravidae > 30.LJ etc. gute Erfolge. Wir werden<br />

darüber gesondert berichten.<br />

Die vaginale und rektale Anwendung von Vit. D bietet sich<br />

möglicherweise auch an zur Prophylaxe, komplementären Therapie<br />

und in der Nachsorge colorektaler Karzinome, des Cervix-,<br />

Corpus-, Ovarial- und Blasen-Karzinoms. Dasselbe gilt auch für<br />

<strong>di</strong>e rektale Anwendung von Vit. D bei Männern zur Prophylaxe,<br />

komplementären Therapie und Nachsorge colorektaler Karzinome,<br />

des Prostata- und Blasen-Karzinoms.<br />

Nach unseren Erfahrungen und in Hinblick auf <strong>di</strong>e Literatur<br />

kann und wird <strong>di</strong>e vaginale und rektale Anwendung von Vit. D<br />

Fortschritte in der Onkologie bringen können.<br />

In<strong>di</strong>viduelle Rezeptur für Apotheken<br />

(Rezepturbeispiel)<br />

Vaginal-Ovula mit Vitamin D und Estriol, z.B. OVID E<br />

Rp. 0,0005 g Estriol (5 mg)<br />

25 gtt Vigantol-Öl® (entspr. 12.500 IE Vit. D)<br />

Neutralöl, Adeps solidus q.s.<br />

XII/XXIV Ovula (2 g)<br />

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27


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Aminosäuren und Proteine –<br />

Funktionen und In<strong>di</strong>kationen<br />

Ein Update<br />

beate keHrli-Hummler<br />

Zusammenfassung<br />

Aminosäuren sind <strong>di</strong>e Grundbausteine von hochmolekularen,<br />

stickstoffhaltigen Naturstoffen mit<br />

vielfältigen biologischen Funktionen, den Proteinen.<br />

Die Bedeutung der Proteine spiegelt <strong>di</strong>e Tatsache<br />

wider, <strong>das</strong>s sie am Aufbau jeder einzelnen unserer<br />

Zellen beteiligt sind. Nebst Ihrer wichtigen Aufgabe<br />

als Baustein von Strukturproteinen erfüllen Aminosäuren<br />

viele weitere, wichtige Funktionen z.B. als<br />

Grundbausteine und Vorstufen unserer DNA, von<br />

Transportproteinen, Hormonen, Neurotransmittern<br />

u.a.m. Mängel an einzelnen Aminosäuren führen<br />

zu <strong>di</strong>versen Störungen und können verschiedenste<br />

Ursachen haben; von Mangelernährung über Interaktionen<br />

von <strong>Med</strong>ikamenten mit dem Stoffwechsel<br />

gewisser Aminosäuren bis hin zu Enzymdefekten.<br />

Dementsprechend können einige Aminosäuren und<br />

aminosäure-ähnliche Verbindungen bei gewissen Befindlichkeitsstörungen<br />

aber auch Krankheitsbildern<br />

einzeln und gezielt eingesetzt einen (adjuvanten)<br />

therapeutischen Nutzen aufweisen.<br />

Schlüsselwörter: Aminosäuren, Protein, proteinogen,<br />

essentiell, biologische Wertigkeit, Proteinqualität,<br />

limitierende Aminosäuren<br />

Autor<br />

Beate Kehrli-Hummler<br />

Eidg. Dipl. Apothekerin<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Firma Burgerstein<br />

(www.burgerstein.ch)<br />

b.kehrli@burgerstein.ch<br />

Einführung<br />

Originalia<br />

Der Name Protein ist abgeleitet vom griechischen Proteno – ich<br />

nehme den ersten Platz ein. Täglich verzehren wir Protein in Form<br />

von Fleisch, Milchprodukten, Eiern oder pflanzlichen Nahrungsmitteln<br />

– oftmals ohne einen Gedanken daran zu verschwenden,<br />

welche Bedeutung <strong>di</strong>eser Nährstoff für uns hat. Von einer korrekten<br />

Proteinversorgung kann jeder, auch wer weder krank ist,<br />

noch Sport treibt, deutlich profitieren: sie liefert alle wichtigen<br />

Aminosäuren (AS). Während Fett aus Kohlenhydraten und Kohlenhydrate<br />

aus Proteinen im Körper gebildet werden können,<br />

sind <strong>di</strong>e Proteinreserven des Organismus ausschließlich von der<br />

Proteinzufuhr abhängig.<br />

Die Aminosäureforschung ist aller<strong>di</strong>ngs eine junge Wissenschaft;<br />

vor über 60 Jahren wurden erstmals Stu<strong>di</strong>en zum Mindestbedarf<br />

an einzelnen AS durchgeführt, etwa ab 1970 begannen<br />

dann klinische Untersuchungen zum Aminosäurebedarf bei<br />

Krankheiten und in besonderen Belastungssituationen. Heute ist<br />

allgemein bekannt, <strong>das</strong>s der AS-Bedarf insgesamt und bei den<br />

einzelnen AS sehr stark von den Umständen abhängen kann. Im<br />

folgenden Artikel wird nebst einigen Basisinformationen inklusive<br />

biochemischer Grundlagen eine Auswahl von Aminosäuren<br />

erwähnt und besprochen, welche einzeln auch in therapeutischen<br />

Bereichen Anwendung finden.<br />

Abb. 1: Tertärstruktur t-RNA<br />

Definitionen und Hintergründe<br />

Proteine sind hochmolekulare, stickstoffhaltige Naturstoffe mit<br />

vielfältigen biologischen Funktionen. Der Eiweißanteil unserer<br />

Zellen liegt bei mehr als 70 % Trockenmasse. Bei saurer bzw. enzymatischer<br />

Hydrolyse zerfallen Proteine in einfache organische<br />

Verbindungen mit kleiner Molekülmasse, <strong>di</strong>e α-Aminosäuren.<br />

28 5/2010


5/2010<br />

Originalia<br />

Im Gegensatz zu den beiden anderen Hauptnährstoffen, Fetten<br />

und Kohlenhydraten, enthalten Aminosäuren (AS) Stickstoff und<br />

Schwefel, zwei essentielle Elemente.<br />

Am Aufbau der Proteine sind nur ca. 20 sogenannte „proteinogene“<br />

AS beteiligt. Manche Proteine bestehen aus weniger<br />

als hundert, andere aus mehreren tausend AS, welche im Proteinmolekül<br />

über ihre Carboxyl- (COOH) bzw. α-Aminogruppe<br />

(NH 2) durch Peptidbindungen miteinander verbunden sind. Für<br />

<strong>di</strong>e Eigenschaften eines Proteins sind aber nicht nur <strong>di</strong>e AS-Sequenz,<br />

sondern ebenso <strong>di</strong>e Sekundär-, Tertiär- und Quartärstruktur<br />

von Bedeutung (s. Abb. 1).<br />

Je nach Lehrbuch gibt es acht oder neun sogenannte essentielle<br />

AS, <strong>di</strong>e mit der Nahrung zugeführt werden müssen, um <strong>das</strong><br />

Stickstoffgleichgewicht zu erhalten. Daneben gibt es semi- oder<br />

„halb“-essentielle AS; der Körper kann sie selber synthetisieren,<br />

bei erhöhtem Bedarf ist er aber auf ihre Zufuhr angewiesen. Alle<br />

nicht essentiellen AS kann der Körper selbst herstellen (Liste<br />

siehe Tab. 1).<br />

Neuere Forschungsergebnisse stellen aller<strong>di</strong>ngs in Frage, ob<br />

<strong>di</strong>e klassische Einteilung in essentielle und nicht essentielle AS in<br />

der klinischen Ernährungstherapie noch Gültigkeit besitzt; einige<br />

der nicht essentiellen AS müssen bei bestimmten Krankheitsbildern<br />

als unentbehrlich oder be<strong>di</strong>ngt entbehrlich eingestuft und<br />

somit exogen verabreicht werden [1,2,3].<br />

Tab. 1: Übersicht Aminosäuren [2]<br />

Essentielle<br />

Aminosäuren<br />

Semiessentielle<br />

Aminosäuren<br />

Nichtessentielle<br />

Aminosäuren<br />

Histi<strong>di</strong>n (essentiell vor allem im Säuglingsalter),<br />

Isoleucin, Leucin, Lysin,<br />

Methionin, Phenylalanin, Threonin<br />

Tryptophan ,Valin<br />

Arginin, Taurin, Tyrosin, Cystein<br />

Alanin, Asparaginsäure, Aspartat,<br />

Cystein, Glutamin, Glutaminsäure,<br />

Glycin, Prolin, Serin<br />

Eine weitere wichtige Eigenschaft der AS ist ihre optische Aktivität<br />

(Chiralität). Dabei werden eine D- (rechtsdrehend) und eine L-<br />

Form (linksdrehend) unterschieden. In der Natur überwiegen <strong>di</strong>e<br />

L-Aminosäuren. Nahrungsprotein enthält keine D-Aminosäuren<br />

mit Ausnahme von fermentierten (vergorenen) Lebensmitteln<br />

wie z.B. Joghurt [3].<br />

Die zur Aufrechterhaltung eines normalen AS-Stoffwechsels<br />

täglich benötigte Eiweißmenge ist v.a. von drei Faktoren abhängig:<br />

Dem Alter (Wachstumsphase; experimentelle Daten lassen<br />

zudem vermuten, <strong>das</strong>s der Proteinbedarf bei Menschen ab<br />

65 Jahren etwas höher ist als beim jungen Erwachsenen [3]).<br />

Der Qualität bzw. „biologischen Wertigkeit“ des aufgenommenen<br />

Proteins (s. dort).<br />

Der Menge verzehrter Kohlenhydrate; <strong>di</strong>ese weisen eine<br />

sogenannte „Eiweiß-Sparwirkung“ auf; wird dem Körper ausreichend<br />

Energie in Form von Kohlenhydraten angeboten,<br />

verringert sich der Bedarf an Proteinen, da <strong>di</strong>ese nicht mehr<br />

als Energieträger aufgebraucht werden [4].<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Der Anteil der Proteine an der Gesamtenergiezufuhr einer ausgewogenen<br />

Ernährung liegt bei 10-15 % [1]. Die D-A-CH-Empfehlungen<br />

belaufen sich auf 0,8 g pro kg Körpergewicht [5].<br />

Aminosäuren und Proteine –<br />

zahlreiche Funktionen im Körper<br />

Aminosäuren als Grundbausteine der Eiweiße bestimmen in<br />

großem Maße <strong>di</strong>e Funktion und <strong>di</strong>e Struktur des menschlichen<br />

Körpers und erfüllen im Körper vielfältige Aufgaben. Sie finden<br />

Verwendung:<br />

Bei der Synthese von Körpergeweben wie Muskel- , Organ-<br />

und Bindegewebe – vor allem während Wachstum, Schwangerschaft<br />

und bei Zellerneuerungsprozessen (nach Verletzungen,<br />

OP).<br />

Als wichtiger Bestandteil unserer Knochen und als Struktureiweiße<br />

z.B. in Haaren, Haut, Nägeln.<br />

Als Grundsubstanz für <strong>di</strong>e Purin- und Pyrimi<strong>di</strong>n-Synthese.<br />

Zur Synthese von körpereigenen Proteinen wie Transportproteinen,<br />

Enzymen, Hormonen, Immunproteinen.<br />

Zur Synthese von Signalstoffen wie Neurotransmittern (Adrenalin,<br />

Noradrenalin, Serotonin u.a.) und biogenen Aminen<br />

(Dopamin, Histamin u.a.).<br />

Für <strong>di</strong>e Glucosegewinnung aus den glucogenen AS – aller<strong>di</strong>ngs<br />

nur bei Hungerzuständen.<br />

Die Eiweißverdauung erfolgt unter dem Einfluss der von Magen<br />

und Pankreas sezernierten Proteasen und Pepti<strong>das</strong>en. Aus dem<br />

Darmlumen werden sowohl freie AS als auch Di- und Tripeptide<br />

resorbiert. Für AS existieren in Abhängigkeit von der Molekülstruktur<br />

verschiedene stereospezifische Transportsysteme.<br />

Der Blutspiegel von AS ist relativ gleichmäßig, dafür sorgt <strong>di</strong>e<br />

Leber. Bei hohem AS-Zustrom, z.B. nach einer Mahlzeit, baut <strong>di</strong>e<br />

Leber einen erheblichen Anteil davon ab und beseitigt den Stickstoff<br />

in Form von Harnstoff. Ein anderer Teil wird als Leberpro tein<br />

vorübergehend gespeichert und bei Bedarf sofort wieder ins<br />

Blut abgegeben.<br />

Das AS-Muster im Plasma ist weitgehend unabhängig vom<br />

AS-Muster der Nahrung. Die Nahrungs-AS werden bereits bei der<br />

Absorption metabolisiert, vor allem transaminiert, so <strong>das</strong>s nur<br />

<strong>di</strong>e gewünschten AS im Blut erscheinen.<br />

Insulin und Glucagon spielen auch im AS-Stoffwechsel eine<br />

bedeutende Rolle. Insulin fördert <strong>di</strong>e Aufnahme von AS in <strong>di</strong>e<br />

Muskulatur, Glucagon fördert <strong>di</strong>e Aufnahme von AS in <strong>di</strong>e Leber<br />

und stimuliert dort <strong>di</strong>e Schlüsselenzyme der Gluconeogenese<br />

[1-3].<br />

Proteinqualität, biologische Wertigkeit,<br />

limitierende Aminosäuren<br />

Von großer Bedeutung für <strong>di</strong>e Proteinqualität ist der Begriff der<br />

biologischen Wertigkeit von Nahrungseiweiß. Sie ist ein Maß dafür,<br />

mit welcher Effizienz ein Nahrungsprotein in körpereigenes Protein<br />

umgesetzt werden kann und ist im Wesentlichen abhängig<br />

von der Menge und Relation essentieller AS. Als Referenzwert<br />

<strong>di</strong>ent Vollei, dessen biologische Wertigkeit willkürlich auf 100 gesetzt<br />

wurde. Hochwertiger ist dabei nicht automatisch mit „wert-<br />

29


<strong>zaenmagazin</strong><br />

voller“ oder „vollwertiger“ gleichzusetzen, da der gesundheitliche<br />

Wert eines Lebensmittels durch zahlreiche weitere Faktoren<br />

bestimmt wird, z.B. der Art und Menge anderer Nährstoffe u.a.m.<br />

Das Prä<strong>di</strong>kat „hochwertig“ wird verwendet um auszudrücken,<br />

<strong>das</strong>s eine geringere Masse an Proteinen gebraucht wird, um den<br />

Proteinbedarf des Körpers zu decken.<br />

Als limitierende AS eines Proteins bezeichnet man <strong>di</strong>ejenige<br />

AS, von der (bezogen auf ihren Bedarf) am wenigsten im Pro tein<br />

enthalten ist. Limitierende AS beschränken den Wert bzw. <strong>di</strong>e<br />

Qualität eines Proteins [6,7].<br />

Vorkommen, Funktion und Supplementierung<br />

von Aminosäuren –<br />

eine Auswahl<br />

Einzelne Aminosäuren, essentielle und nichtessentielle, sind als<br />

Nahrungsergänzungsmittel im Handel. Sie werden als Supplemente<br />

bei Mangel oder vermutetem Mangel eingesetzt, aber<br />

auch zur Leistungssteigerung und unterstützenden Behandlung<br />

bei Befindlichkeitsstörungen und Krankheiten angeboten. Besondere<br />

Bedeutung kommt den AS in der parenteralen Ernährung<br />

zu. In <strong>di</strong>eser speziellen Form von Flüssignahrung dürfen<br />

nur <strong>di</strong>e Eiweiß-Grundbausteine (also AS) enthalten sein, da <strong>di</strong>e<br />

normalen Verdauungs- und Spaltungsprozesse der Proteine umgangen<br />

werden.<br />

Nachfolgend eine Auswahl von AS und aus AS gebildeten<br />

Verbindungen, welche auch einzeln therapeutisch genutzt werden<br />

(siehe Tab. 2 für Nahrungsmittel, welche eine gute Quelle für<br />

<strong>di</strong>e aufgeführten AS darstellen).<br />

Arginin und Ornithin: eng verwandte AS, denn der Körper<br />

kann Ornithin aus 2 Teilen Arginin selber herstellen.<br />

In speziellen Situationen (Säuglingsalter, Schwangerschaft,<br />

Stillzeit) und bei erhöhtem Umsatz nach Verletzungen ist der<br />

Körper auf ihre Zufuhr angewiesen.<br />

Wichtige Funktionen:<br />

– Harnstoffbildung in der Leber<br />

– Muskelaufbau<br />

– Die Regeneration nach Verletzungen und Krankheiten<br />

– Immunsystem<br />

– Mit Glyzin und Methionin beteiligt an der <strong>Bio</strong>synthese<br />

von Kreatin<br />

– Hormonmetabolismus; Arginin ist von Bedeutung für<br />

<strong>di</strong>e Freisetzung verschiedener Hormone (Wachstumshormon<br />

aus der Hypophyse, Insulin aus dem Pankreas und Noradrenalin<br />

aus der Nebenniere).<br />

Speziell:<br />

– Bei der Harnstoffbildung in der Leber entsteht durch<br />

NO-Synthase der endothelial derived relaxing factor (EDRF),<br />

der als Stickstoff-Monoxid (NO) identifiziert wurde. NO ist einer<br />

der vielseitigsten Signal- und <strong>Med</strong>iatorstoffe und spielt<br />

eine zentrale Rolle bei der Regulation des Gefäßtonus. Arginin<br />

wird aus <strong>di</strong>esem Grund auch als Supplement bei Arteriosklerose<br />

und Hypertonie eingesetzt. [1,2, 8,9,10]<br />

Cystein, eine schwefelhaltige AS, kann aus Methionin gebildet<br />

werden (s. dort) und ist bei ausreichender Methionin-<br />

Originalia<br />

Versorgung nicht essentiell. Zudem ist Cystein <strong>di</strong>e Vorstufe<br />

von Taurin.<br />

Wichtige Funktionen:<br />

– Allein, als Bestandteil von Glutathion oder von anderen<br />

Zellproteinen: stark antioxidativ.<br />

– Trägt zur Festigung des Bindegewebes bei.<br />

– Ist wichtig für Wachstum von Haaren und Nägeln.<br />

Speziell:<br />

– Wird wie Methionin auch besseren Ausscheidung von<br />

Schwermetallen eingesetzt.<br />

– Als N-Acetylcystein: Schleimlöser<br />

– Bei Arthritis und Schuppenflechte kann Cystein wegen<br />

seiner entzündungshemmenden Wirkung einen positiven<br />

Effekt haben.<br />

– Im Immunsystem: Verbesserung der Funktion gewisser<br />

weißer Blutkörperchen. [1,8,9]<br />

Glutamin: eine nicht essentielle AS; <strong>di</strong>e Zufuhr über <strong>di</strong>e<br />

Nahrung überwiegt aber in der Regel <strong>di</strong>e körpereigene Produktion<br />

bei Weitem. Bei erhöhtem Bedarf (z.B. akute Infektion,<br />

Fieber, starke körperliche Belastung – Sport) kann eine<br />

externe Zufuhr nötig werden, um einen Abbau von Muskelmasse<br />

zu verhindern.<br />

Wichtige Funktionen:<br />

– Sehr wichtig bei der körpereigenen Protein- und Muskelsynthese.<br />

– Mengenmäßig wichtigste freie AS in unserem Blutplasma.<br />

– Vorstufe (Stickstofflieferant) für <strong>di</strong>e Synthese von Purinen,<br />

Pyrimi<strong>di</strong>nen, Nukleotiden und Aminozuckern.<br />

– Hauptsubstrat für <strong>di</strong>e renale Ammoniaksynthese und<br />

dadurch Beteiligung am Säure-Basen-Haushalt.<br />

Speziell:<br />

– Glutamin <strong>di</strong>ent allen sich schnell teilenden Zellen wie<br />

z.B. Enterozyten und Leukozyten als wichtiges Nahrungssubstrat<br />

und ist für <strong>di</strong>ese unentbehrlich.<br />

– Hauptsächliches Glutamin-verbrauchendes Organ ist<br />

der Dünndarm (bis zu 70 % des aufgenommenen Glutamins),<br />

bei Glutaminmangel ist <strong>di</strong>e natürliche Darmfunktion<br />

gestört und <strong>di</strong>e intestinale Permeabilität erhöht. Dadurch<br />

steigt <strong>das</strong> Risiko für schwere bakterielle oder opportunistische<br />

Infektionen (z.B. bei AIDS). [1,2,8,9,10]<br />

Lysin: eine essentielle AS<br />

Wichtige Funktionen:<br />

– Ein länger dauernder Mangel führt zu einer Schwächung<br />

des Immunsystems und bei Kindern zu Wachstumsstörungen.<br />

– Vorläufer von Carnitin<br />

Speziell:<br />

Eine sehr interessante Eigenschaft von Lysin ist seine wachstumshemmende<br />

Wirkung auf Herpesviren (Lysin steht im<br />

Zellstoffwechsel in Konkurrenz zu der AS Arginin, <strong>di</strong>e für <strong>das</strong><br />

Herpesvirus von großer Bedeutung ist). Lysin-Supplemente<br />

tragen dazu bei, vor allem im Akutfall den Ausbruch von<br />

Herpesinfektionen zu verhindern. [2,8,9]<br />

Methionin: einzige schwefelhaltige, essentielle AS<br />

Wichtige Funktionen:<br />

30 5/2010


5/2010<br />

Originalia<br />

– sehr wichtige Schwefelquelle<br />

– Vorläufer von Carnitin<br />

Speziell:<br />

– Anwendung zur erhöhten Ausscheidung von Schwermetallen,<br />

welche sich in unserem Körper anreichern können<br />

(z.B. Blei, Cadmium, Quecksilber) durch Komplexbildung.<br />

– Dank seiner Methylgruppe kann Methionin Histaminsenkend<br />

wirken und dadurch Allergien verbessern.<br />

– Harnwegsinfekte: nach Methionin-Einnahme: Ansäuerung<br />

des Urins – bakteriostatische Wirkung auf <strong>di</strong>e entsprechenden<br />

Keime. [2,8,9]<br />

Phenylalanin, eine essentielle AS, kann in der Leber zu<br />

Tyrosin umgewandelt werden.<br />

Wichtige Funktionen:<br />

– Phenylalanin und Tyrosin sind Vorstufen der Transmitter<br />

Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin.<br />

– Aus Tyrosin werden Melanin und Thyroxin gebildet.<br />

Speziell:<br />

– Heute kennen wir verschiedene Krankheitszustände,<br />

bei denen eine ausreichende Tyrosin-Zufuhr unbe<strong>di</strong>ngt notwen<strong>di</strong>g<br />

erscheint. Das klassische Beispiel hier ist <strong>di</strong>e Phenylketonurie.<br />

– Schmerzlinderung: Phenylalanin verlangsamt den enzymatischen<br />

Abbau von Zellverbindungen wie den Enkephalinen,<br />

<strong>di</strong>e opiumähnliche, schmerzlindernde Eigenschaften<br />

haben. [1,2,8,9]<br />

Tryptophan: ebenfalls eine essentielle AS<br />

Wichtige Funktionen:<br />

– Vorstufe von Serotonin (unter Anwesenheit von Vitamin<br />

B6) und Niacin (Vitamin B3; der Körper benötigt 60 mg Tryptophan<br />

für 1 mg Niacin)<br />

– Oft <strong>di</strong>e sogenannte „limitierende“ AS in unserer Ernährung,<br />

da sie in Lebensmitteln mengenmäßig am schwächsten<br />

vertreten ist.<br />

– Wichtig bei Resorption (Aufnahme) von Zink aus der<br />

Nahrung als Vorläufer eines Transportmoleküls.<br />

Speziell:<br />

– an der Blut-Hirnschranke konkurriert Tryptophan mit<br />

mehreren anderen AS – durch gleichzeitige Aufnahme von<br />

Kohlenhydraten wird (via Insulinfreisetzung) <strong>di</strong>e Aufnahme<br />

<strong>di</strong>eser AS in <strong>di</strong>e Muskulatur gefördert und somit <strong>di</strong>e Tryptophan-Aufnahme<br />

ins Gehirn erleichtert.<br />

Tab. 2: Gute Nahrungsquellen ausgewählter AS [2].<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

– Therapeutischer Einsatz für verschiedene Zwecke; darunter<br />

gegen gewisse psychische Erkrankungen, Schlafstörungen,<br />

zur unterstützenden Behandlung bei Bluthochdruck<br />

und der Minderung von Heißhungerattacken. [2,8,9]<br />

Aminosäure-ähnliche Verbindungen<br />

Carnitin: ist eine quarternäre Ammoniumverbindung. Carnitin<br />

kann zugeführt oder in Leber und Niere aus Methionin<br />

und Lysin gebildet werden (unter Anwesenheit von Vitamin<br />

C, B6, Niacin und Eisen). Bei stark erhöhtem Bedarf oder<br />

Verbrauch ist auch bei Carnitin eine zusätzliche Zufuhr via<br />

Ernährung oder Supplemente sinnvoll. Nur L-Carnitin ist metabolisch<br />

aktiv.<br />

Wichtige Funktionen:<br />

– Fettsäuretransport: langkettige Fettsäuren werden in<br />

den Mitochondrien oxi<strong>di</strong>ert. Sie können <strong>di</strong>e innere Mitochondrienmembran<br />

nur passieren, wenn sie an L-Carnitin<br />

gebunden sind. Dabei wird Carnitin nicht verbraucht, sondern<br />

regeneriert.<br />

– Wichtig bei der Entgiftung der Leber<br />

Speziell:<br />

– Bei Herzkrankheiten soll L-Carnitin <strong>di</strong>e Sauerstoffversorgung<br />

des Herzmuskels verbessern.<br />

– Hämo<strong>di</strong>alysepatienten weisen einen stark erhöhten<br />

Carnitinbedarf auf, da sie vermehrt Carnitin verlieren.<br />

– Chemotherapie:<br />

- <strong>di</strong>e prophylaktische Gabe von L-Carnitin kann <strong>di</strong>e<br />

Anthrazyklin-induzierte Kar<strong>di</strong>otoxizität reduzieren<br />

und <strong>di</strong>e therapeutische Breite der Anthrazykline<br />

verbessern.<br />

- Cisplatin wirkt nephrotoxisch und hemmt <strong>di</strong>e Rück-<br />

resorption von L-Carnitin im proximalen Tubulus;<br />

<strong>di</strong>e Carnitinausscheidung bei Tumorpatienten kann<br />

sich um den Faktor 10 steigern. Die Folge ist eine<br />

Carnitin-Depletion (sekundäres Carnitindefizit im<br />

Blut und Gewebe), welche unter anderem <strong>di</strong>e Toxi-<br />

zät von Cisplatin erhöht.<br />

– Bei Diäten zur Gewichtsreduktion kann eine zusätzliche<br />

Zufuhr von Carnitin kombiniert mit mehr Bewegung und<br />

einer reduzierten Kalorienzufuhr <strong>di</strong>e Verbrennung von Fettsäuren<br />

ankurbeln.<br />

– Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten nur geringe Mengen<br />

an Carnitin. Aus <strong>di</strong>esem Grund ist <strong>das</strong> Risiko für Carnitinmangel<br />

bei Vegetariern stark erhöht. [1,2,8,9,10,12,13]<br />

Aminosäure Arginin & Ornithin Carnitin Cystein Glutamin<br />

Gute Quellen Erdnüsse, Weizenkeime,<br />

Sojabohnen, Schaf fleisch,<br />

Poulet<br />

rote Fleischsorten, in geringerem<br />

Ausmaß auch Milch<br />

grüne Erbsen, Linsen,<br />

Sonnenblumenkerne,<br />

Rindfleisch<br />

Aminosäure Methionin Lysin Phenylalanin, Tyrosin Tryptophan<br />

Gute Quellen Emmentaler Käse, Lachs,<br />

Pouletbrust, Sojabohnen,<br />

Weizenkeime<br />

Parmesan,Thunfisch,<br />

mageres Schweine- und<br />

Rindfleisch, Weizenkeime,<br />

Linsen<br />

Sojabohnen, Erdnüsse,<br />

Emmentaler Käse, Weizen-<br />

keime, Rinderfilet,<br />

Hühnerei<br />

gewisse Käsesorten (Cheddar),<br />

Schinken, Truthahn<br />

Emmentaler Käse, Cashewnüsse,<br />

Kalbfleisch, Sonnenblumenkerne,<br />

Thunfisch<br />

31


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Dosierungen<br />

Die Dosierungsempfehlungen für <strong>di</strong>e einzelnen AS befinden sich<br />

meist im Grammbereich, unterscheiden sich stark und unterliegen<br />

großen Schwankungen. Empfehlungen für eine Auswahl<br />

von AS zur Nahrungsergänzung sind in Tabelle 3 aufgelistet.<br />

Tab. 3: Dosierungsempfehlung von AS zur Nahrungsergänzung<br />

Essentielle<br />

Aminosäuren<br />

Tägliche<br />

Dosierung<br />

in g<br />

Nicht essentielleAminosäuren<br />

Tägliche<br />

Dosierung<br />

in g<br />

Isoleucin** 4 – 8 a Arginin* 3 – 6 (-20)<br />

Leucin** 4 – 8 a Cystein* 1 – 2<br />

Lysin* 1.5 – 3 Glutaminsäure* 1 – 2<br />

Glutamin* 5 – 10 (-30)<br />

Methionin* 1 – 3 Glycin* 3 – 5<br />

Phenylalanin**<br />

0.1 – 5 (-10) Ornithin** 5 – 8 (-30)<br />

Threonin** 2 – 5 Tyrosin** 4 – 10<br />

Tryptophan* 0.5 – 2 (-6) Kreatin* 2 – 5 (-20)<br />

Valin** 4 – 8 a Taurin* 0,5 – 2<br />

Histi<strong>di</strong>n** 1 – 3 Carnitin** 2 – 3 (-6)<br />

* [10] ** [8]<br />

a BCAA (Branched Chain Amino Acids): bei Supplementation gemeinsam verabreichen<br />

im Verhältnis 1-2 : 1 : 1 für Leucin : Isoleucin : Valin<br />

Originalia<br />

Abschließend bleibt zu bemerken, <strong>das</strong>s bei Supplementationen<br />

der einzelnen AS in sehr hohen Dosierungen durchaus<br />

unerwünschten Nebenwirkungen auftreten können. Vor allem<br />

bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- und/oder Leberfunktion<br />

ist große Vorsicht geboten.<br />

Literatur<br />

1) Biesalski HK, Fürst P, Kasper H. Ernährungsme<strong>di</strong>zin. 3. Aufl. 2004, Thieme, S.<br />

91-111<br />

2) Fink E. Ernährung und Diätetik. 2. Aufl. 2008, WVG, S. 17-38<br />

3) Elmadfa I. Ernährungslehre. 2. Aufl. 2004, Eugen Ulmer, S. 80-91<br />

4) Reglin F. Bausteine des Lebens, Aminosäuren als Nährstoffe und Heilmittel. 1.<br />

Aufl. 1999, Ralf Reglin Verlag<br />

5) D-A-CH. Referenzwerte für <strong>di</strong>e Nährstoffzufuhr. 1. Aufl. 2001, Umschau<br />

6) Kasper H. Ernährungsme<strong>di</strong>zin und Diätetik. 9. Aufl. 2000, Urban & Fischer<br />

7) Löffler. Peptides: <strong>Bio</strong>chemie & Pathobiochemie. 7. Aufl. 2003, Springer-Verlag.<br />

S. 685 ff<br />

8) Arndt K , Albers T. Handbuch Protein und Aminosäuren. 1. Aufl 2001<br />

9) Zimmermann M, Schurgast H, Burgerstein U. Burgersteins Handbuch Nährstoffe.<br />

11. Aufl. 2007, Haug. S. 224-260<br />

10) Gröber U. <strong>Ortho</strong>molekulare <strong>Med</strong>izin. 3. Aufl. 2008<br />

11) Biesalski HK, Fürst P, Kasper H. Ernährungsme<strong>di</strong>zin. 3. Aufl. 2004, Thieme. S.<br />

235-236<br />

12) Gröber U. Arzneimittel und Mikronährstoffe. 1. Aufl. 2007, WVG. S. 234-235<br />

13) Sakurabayashi T, et al. L-carnitine supplementation decreases the left ventricular<br />

mass in patients undergoing hemo<strong>di</strong>alysis. Circ J. 2008. E<strong>di</strong>t 72. 926-31<br />

Vorträge und Seminare auf DVD von Kongressen der Naturheilverfahren<br />

Homöopathie<br />

Elektroakupunktur<br />

<strong>Bio</strong>logische Krebsme<strong>di</strong>zin<br />

Ernährungsme<strong>di</strong>zin<br />

Phytotherapie<br />

ZÄN Kongresse 2002 bis 2010<br />

zu bestellen im Internetkatalog: www.avrecord.de<br />

AVRecord, Dorfstrasse 12, 23730 Roge, Tel. 04561 50422, mail: info@avrecord.de<br />

32 5/2010


5/2010<br />

Kongressberichte<br />

Am Sonntag, dem 3.<br />

Oktober 2010 ging<br />

der 119. ZAEN-Kongress<br />

zu Ende. Besondere<br />

Highlights<br />

waren: <strong>di</strong>e Vortragsreihe<br />

der Deutschen<br />

Gesellschaft für Onkologie (unter dem Vorsitz von Dr. friedrich<br />

douweS), <strong>di</strong>e Tagesthemenkonferenz des Arbeitskreises für <strong>Bio</strong>-<br />

Physikalische Therapie (unter dem Vorsitz von Prof. Dr. karlheinZ<br />

SchMidt), der Tag der Kliniken (unter dem Vorsitz von Dr. volker<br />

SchMiedel) und <strong>di</strong>e Vortragsreihe zum Leitthema Update Krebstherapie<br />

(Vorsitz: Dr. olaf kuhnke und Dr. holger huneke). Am<br />

Samstag hielt Prof. Dr. rer. nat. med. habil. hartMut heine einen<br />

gran<strong>di</strong>osen, wissenschaftlichen Festvortrag zum Thema: „Erklären<br />

und Verstehen in der <strong>Med</strong>izin“.<br />

Die Naturheilkunde lebt – wie jede andere Form der Heilkunst<br />

– von einer qualitativ hochwertigen Ausbildung, dem persönlichen<br />

Austausch von Erfahrungen und von der kritischen<br />

119. ZAEN-Kongress in Freudenstadt<br />

Im Einklang von Tra<strong>di</strong>tion und moderner Forschung<br />

Dr. Olaf Kuhnke applau<strong>di</strong>ert dem Festredner Prof. Hartmut Heine zu<br />

seinem Vortrag.<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Reflektion der Methoden.<br />

Das und vieles<br />

mehr wurde und<br />

wird auf den Kongressen<br />

in Freudenstadt<br />

seit nunmehr fast 60<br />

Jahren geboten. Mit<br />

Erfolg: Die Weiterbildungskurse von Ernährungstherapie, Bewegungstherapie,<br />

Ordnungstherapie sowie Neuraltherapie, Akupunktur<br />

und Homöopathie waren auch in <strong>di</strong>esem Jahr wieder<br />

sehr gefragt.<br />

Leitthema Krebstherapie<br />

Ebenfalls großen Anklang fand <strong>das</strong> Leitthema des Herbstkongresses:<br />

<strong>di</strong>e Krebstherapie. Im Vorwort des Kongressprogrammes<br />

schreibt dazu der Präsident des ZAEN Dr. olaf kuhnke: „Der<br />

lange beschriebene und gefürchtete ‚Vormarsch‘ der ma lignen<br />

Erkrankungen hat seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Nahezu<br />

500.000 maligne Neuerkrankungen allein in Deutschland<br />

in jedem Jahr untermauern <strong>di</strong>e traurige Erkenntnis: Das<br />

Dr. Olaf Kuhnke, Dr. Holger Huneke, Frau Osswald, OB Julian Osswald<br />

und Staatssekretär Dieter Hillebrand (v.l.n.r.)<br />

33


<strong>zaenmagazin</strong><br />

‚Gesundheits‘wesen hat, was den Schutz vor und <strong>di</strong>e Heilung<br />

von <strong>di</strong>eser ‚neuen Geißel der Menschheit‘ anbetrifft, versagt. Im<br />

Gegensatz zur falschen Euphorie mancher Konzernnachrichten<br />

und ebenso im Gegensatz zum pharmako-toxikologischen Nihilismus<br />

konventioneller Therapieformen zeigt <strong>di</strong>e Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />

immer wieder bewährte, aber auch neue Strategien zur<br />

Prävention, zur unterstützenden Behandlung bei eingetretener<br />

Krankheit und zur Verbesserung der Lebensqualität auch in kritischen<br />

Situationen oder unter eingreifenden konventionellen<br />

Maßnahmen.“<br />

Leider scheint <strong>di</strong>eser Erfahrungsschatz immer noch keinen<br />

Anklang auf ministerieller Ebene gefunden zu haben, denn obgleich<br />

der Staatssekretär im Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />

Familien und<br />

Senioren von Baden-<br />

Württemberg, <strong>di</strong>eter hillebrand,<br />

in seinem Grußwort<br />

immer und immer wieder<br />

auf <strong>di</strong>e Prävention, als<br />

wichtige Waffe im Kampf<br />

gegen den Krebs, zu sprechen<br />

kam – nicht ohne<br />

Dieter Hillebrand<br />

dabei <strong>di</strong>e Anstrengungen<br />

seines Ministeriums besonders<br />

hervorzuheben<br />

– ist <strong>di</strong>e Zusammenarbeit zwischen den verantwortlichen Stellen<br />

in Baden-Württemberg und dem ZAEN oder anderen fachkompetenten<br />

Naturheilkunde-Verbänden doch eher schwach<br />

ausgeprägt.<br />

Auch <strong>di</strong>e kritischen Betrachtungen von Prof. hartMut heine<br />

dürften bei all jenen Wissenschaftlern und Institutionen, <strong>di</strong>e<br />

nach wie vor einer Statistik mehr Glauben schenken als dem Erfahrungsschatz<br />

ganzer Generationen qualifizierter Ärzte, auf wenig<br />

Gegenliebe gestoßen sein. (Lesen Sie dazu den vollstän<strong>di</strong>gen<br />

Festvortrag auf Seite 4)<br />

Aber, was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden … So wie<br />

der Oberbürgermeister Julian oSSwald in seiner Grußrede <strong>di</strong>e<br />

vielen kleinen und großen positiven Veränderungen in Freudenstadt<br />

hervorhob, so kann sich auch in der <strong>Med</strong>izin etwas verändern<br />

– zum Positiven, d.h. immer zuerst zum Wohle des Patienten.<br />

Kongressberichte<br />

Herbststimmung im Hochschwarzwald<br />

Aber was wäre ein Naturheilkundekongress überhaupt ohne<br />

den adäquaten Rahmen (und <strong>das</strong> entsprechende Rahmenprogramm!)?<br />

Freudenstadt zeigte sich heuer in einer bezaubernden<br />

herbstlichen Farbenpracht und machte für <strong>di</strong>e Teilnehmer – zumindest<br />

in den ersten Tagen – <strong>di</strong>e verschiedenen im Programm-<br />

QiGong mit Dr. Gisela Hildenbrand in der Mittagspause<br />

heft angebotenen und in<strong>di</strong>viduell gewählten sportlichen Aktivitäten<br />

zu einem echten Genuss. Auch ein Qigong-Kurs, geleitet<br />

von Dr. giSela hildenbrand, konnte draußen im Park des Kongresshauses<br />

abgehalten werden.<br />

Der Tanzabend stand in <strong>di</strong>esem Herbst unter dem Motto:<br />

„Der Kongress swingt“. Zu den heißen Rhythmen der Band „TWO<br />

& One“ tanzten und feierten viele Teilnehmer bis in <strong>di</strong>e frühen<br />

Morgenstunden. JMW<br />

34 5/2010


5/2010<br />

Kongressberichte<br />

Aude sapere – aude valere<br />

Homöopathie auf dem 119. ZAEN-Kongress<br />

Im evangelischen Gemeindezentrum „Ringhof“ fanden unter der<br />

Leitung von anne SParenborg-nolte und StePhan heinrich nolte<br />

<strong>di</strong>e bewährten Homöopathiekurse A, B, C, D sowie ein E-Kurs und<br />

der seit vielen Jahren beliebte Expertenkurs (G-Kurs) statt. Vorgeschaltet<br />

waren bereits am Dienstag <strong>di</strong>e Repertorisationskurse,<br />

für Anfänger von roland Schule, für Fortgeschrittene unter dem<br />

Thema „Die Repertorisation von Geistes und Gemütssymptomen<br />

der unmittelbaren Beobachtung während der Anamnese“ von<br />

anne SParenborg-nolte. Am Mittwoch begannen <strong>di</strong>e 40-stün<strong>di</strong>gen<br />

Kurse nach dem Curriculum des Deutschen Zentralvereines<br />

Homöopathischer Ärzte. Zu den 80 Humanme<strong>di</strong>zinern gesellten<br />

sich 15 Zahnme<strong>di</strong>ziner, <strong>di</strong>e im Rahmen der Ausbildung der Internationalen<br />

Gesellschaft für ganzheitliche Zahnme<strong>di</strong>zin (GZM)<br />

<strong>di</strong>e Homöopathie-Kurse absolvierten und von roland Schule<br />

betreut wurden. anton rohrer aus Österreich, leitete den Expertenkurs<br />

„Strategien bei schwierigen Fallverläufen“. Unter dem<br />

Thema „Verhältnis von Miasma und Konstitution bei schwierigen<br />

Fallverläufen“ wurde der Donnerstag von anne SParenborg-nolte<br />

bestritten. Diese auch als Einzelseminar buchbaren Kurse lockten<br />

zahlreiche zusätzliche Teilnehmer an.<br />

Während des offiziellen Begrüßungsempfanges des Kongresses<br />

bei einem Glas Sekt im Foyer des Ringhofes begrüßte<br />

der Präsident des ZAEN, Dr. olaf kuhnke, am Mittwoch <strong>di</strong>e Teil-<br />

Der Präsident des ZAEN, Olaf Kuhnke, im Gespräch mit<br />

Anne Sparenborg-Nolte und Stephan Heinrich Nolte.<br />

nehmer und erläuterte <strong>di</strong>e zukünftigen Ziele und Strategien des<br />

ZAEN, <strong>di</strong>e durch <strong>di</strong>e angestiegenen Teilnehmerzahlen bereits<br />

Früchte tragen. Dr. StePhan heinrich nolte dankte im Namen<br />

des Dozententeams für <strong>di</strong>e Anerkennung des Arbeitskreises, für<br />

den großzügigen Standort „Ringhof“ und stellte <strong>di</strong>e Arbeit der<br />

Dozenten des Arbeitskreises Homöopathie im ZAEN vor. Am anschließenden<br />

Filmabend wurde eine beeindruckend tiefsinnige<br />

filmische Darstellung der „Krankheitskarriere“ eines Mädchens<br />

und der Ausrichtung der ganzen Familie auf <strong>di</strong>e Erkrankung des<br />

leukämiekranken Kindes gezeigt. Hier wurden viele ethische<br />

Grundfragen der heutigen invasiven und expansiven <strong>Med</strong>izin<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

angesprochen, <strong>di</strong>e Anlass zu lebhafter Diskussion gaben. Das<br />

<strong>di</strong>daktische Ziel des Filmabends liegt zum einen darin, <strong>di</strong>ese<br />

höchst komplexen Fragen überhaupt anzusprechen, zum anderen<br />

in der Einschätzung des geistig-emotionalen Zustands der<br />

Protagonisten aus homöopathischer Sicht.<br />

Fröhliche Gesichter der bewirtenden Helfer<br />

Am Donnerstagabend hielt StePhan nolte im Kongresszentrum<br />

einen Vortrag über <strong>di</strong>e Behandlung der vierjährigen Marie legouvé,<br />

einer Patientin hahneManns in seinen Pariser Jahren, <strong>di</strong>e<br />

von ihrem Vater, dem Literaten erneSt legouvé, in seinen Memoiren<br />

genau beschrieben wurde. Auch zu der Person hahneManns<br />

finden sich sehr <strong>di</strong>fferenzierte Beobachtungen, vor allem zu seinem<br />

therapeutischen Vorgehen in Bezug auf <strong>di</strong>e„flankierenden<br />

Maßnahmen“ und „Beseitigung von Heilungshindernissen“. Als<br />

Gegenstück zu der externen Beschreibung finden sich in den in<br />

Stuttgart am Institut für Geschichte der <strong>Med</strong>izin aufbewahrten<br />

Krankenjournalen hahneManns <strong>di</strong>eser Zeit Einträge zu der Behandlung<br />

<strong>di</strong>eser Familie. Der Vortrag gipfelte in der kürzlich erfolgten<br />

Auffindung des Portraits des beschriebenen vierjährigen<br />

Mädchens durch StePhan heinrich nolte auf dem ehemaligen<br />

Landsitz der Familie legouvé.<br />

Am Freitagabend setzte Michael hadulla mit tiMo Pfeil in bewährter<br />

Form seine kenntnisreichen Betrachtungen zu hoMer<br />

und den in seinen Epen vorkommenden Archetypen unter<br />

Aspekten der homöopathischen Typologie am Beispiel von Natrium<br />

muriaticum und Lycopo<strong>di</strong>um fort.<br />

Am Samstag kam als externer Gast Dr. JorgoS kavouraS, Bamberg,<br />

hinzu, der im Kienbergsaal für alle Kursteilnehmer, aber auch für<br />

externe Gäste in einem Tagesseminar einen Überblick über <strong>di</strong>e<br />

Krankheitsebenen von george vithoulkaS gab. vithoulkaS hat in<br />

den letzten Jahren sein System einer allgemeinen Pathologie dahingehend<br />

weiterentwickelt, <strong>das</strong>s er ein System der Krankheitsebenen<br />

entwickelt hat, welches unser Krankheitsverständnis<br />

verbessert und prognostische Aussagen ermöglichen kann. Mit<br />

einer solchen Einteilung können wir den Allgemeinzustand des<br />

Patienten bestimmen, <strong>di</strong>e Prognose abschätzen, eine akute Symptomatik<br />

einordnen und <strong>di</strong>e zu erwartende Mittel reaktion interpretieren.<br />

Auch für <strong>di</strong>e Potenzwahl hat <strong>di</strong>e Ebene, auf der sich<br />

der Patient befindet, Bedeutung. Das System und <strong>di</strong>e Parameter,<br />

35


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Jorgos Kavouras erläutert <strong>di</strong>e Krankheitsebenen nach<br />

Vithoulkas.<br />

welche für <strong>di</strong>e Bestimmung der Gesundheitsebene, auf der sich<br />

ein Patient befindet, angewandt werden, wurden in zahlreichen<br />

Fallbeispielen <strong>di</strong>skutiert und von den Zuhörern mit anhaltendem<br />

Beifall belohnt.<br />

Der Sonntag endete bei zauberhaftem Herbstwetter nach einem<br />

morgendlichen Theorie-Block mit der Schlussrunde und der Vorstellung<br />

der Resultate der in den Kursen im März 2010 durchgeführten<br />

Arzneimittelselbsterfahrung von Carcinosium und dem<br />

Sammeln der Ergebnisse der <strong>di</strong>esmalig geprüften Arznei (Thuja).<br />

Erneut bestätigten <strong>di</strong>e guten bis sehr guten Kurskritiken <strong>di</strong>e Passung<br />

sowohl der Inhalte wie der Organisation und des Kongressrahmens.<br />

Edgar Stahl, Rü<strong>di</strong>ger Strauß und Michael Hadulla genießen<br />

den sonnigen Oktobertag.<br />

Auch auf dem 120. ZAEN-Kongress im Frühjahr 2010 werden<br />

<strong>di</strong>e 40-stün<strong>di</strong>gen Kurse A, B, C, D, F und G im „Ringhof“ stattfinden.<br />

Als auswärtiger Gast wird zu <strong>di</strong>esem Jubiläumstermin der<br />

Pä<strong>di</strong>ater Dr. HEiNEr frEi aus Laupen bei Bern, am Samstag,<br />

den 2. April 2011 sein System der Polaritätsanalyse vorstellen:<br />

„Die Polaritätsanalyse – ein effizienter Weg zur richtigen<br />

Arznei“. heiner frei, zur Zeit einer der gesuchtesten homöo-<br />

Kongressberichte<br />

pathischen Lehrer, hat mit seinen nach den Regeln der wissenschaftlichen<br />

<strong>Med</strong>izin durchgeführten Stu<strong>di</strong>en zur homöopathischen<br />

Behandlung von Kindern mit AD(H)S einen eindeutigen<br />

Wirkungsnachweis der Klassischen Homöopathie erbracht und<br />

wurde im vergangenen Jahr mit dem Max-tiedeMann-Preis für<br />

herausragende wissenschaftliche ärztliche Leistungen zur Förderung<br />

der klassischen Homöopathie ausgezeichnet. Auch konnte<br />

er zeigen, <strong>das</strong>s homöopathische Behandlungen in der allgemeinen<br />

Sprechstunde mit seinem System effektiv und zuverlässig<br />

durchführbar sind.<br />

Am Dienstag, den 29.3.11 wird erneut ein den Kursen vorgeschalteter<br />

Repertorisationskurs für Fortgeschrittene (Dr. anne<br />

SParenborg-nolte) und für Anfänger stattfinden (Dr. roland<br />

Schule) und zum Abschluss am Sonntag für <strong>di</strong>e „Experten“ der<br />

bewährte Repertorisationskurs von Dr. anton rohrer angeboten.<br />

Diese Zusatzveranstaltungen können für <strong>di</strong>e Ausbildung notwen<strong>di</strong>gen<br />

Supervisionstunden genutzt werden, ein besonderes<br />

Angebot der Freudenstädter Homöopathie im ZAEN!<br />

Wir freuen uns auf <strong>das</strong> Frühjahr 2011 und den 120. ZAEN-<br />

Kongress, in dem <strong>di</strong>e homöopathische Tra<strong>di</strong>tion ihren festen<br />

Platz hat und stets mit neunen Impulsen und Praxisfällen bereichert<br />

wird!<br />

Dr. Anne Sparenborg-Nolte<br />

Dr. Stephan Heinrich Nolte<br />

Alter Kirchhainer Weg 5<br />

35039 Marburg<br />

Tel.: 06421 / 162266<br />

anne@sparenborg.com<br />

Buchempfehlung !<br />

Die Leiter der Freudenstädter Homöopathie-Kurse<br />

haben im Oberstebrink-Verlag ein Buch mit dem Titel<br />

„Homöopathie – Alles Gute für Ihr Kind“ herausgebracht.<br />

Eigentlich als Elternratgeber gedacht, ist es auch für<br />

den homöopathischen Arzt lesenswert, der sich mit<br />

Kindern beschäftigt. Es enthält viele praktische Hinweise<br />

und reflektiert <strong>di</strong>e Grundhaltung der Autoren, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e<br />

Homöopathie mehr ist als nur <strong>di</strong>e Gabe von Globuli,<br />

nämlich eine „Kurart“, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Persönlichkeit und <strong>di</strong>e Lebensumstände<br />

des Kinder berücksichtigt und durch <strong>di</strong>e<br />

Beeinflussung der Lebenskraft <strong>di</strong>e Hilfe zur Selbstheilung<br />

zum Ziel hat.<br />

Anne Sparenborg-Nolte<br />

Stephan Heinrich Nolte<br />

homöopathie –<br />

alles Gute für ihr kind<br />

Hardcover, 309 S., farb. Fotos<br />

Oberstebrink-Verlag, € 24,90<br />

ISBN: 978-3-934333-17-8<br />

36 5/2010


2<br />

5/2010<br />

Serie Klinikportraits<br />

Kurpark-Klinik<br />

Überlingen<br />

Die Kurpark-Klinik Überlingen ist eine Fachklinik für ernährungsabhängige<br />

Erkrankungen, Innere <strong>Med</strong>izin, Diabetologie<br />

und Naturheilverfahren.<br />

Hauptin<strong>di</strong>kationen sind <strong>das</strong> metabolische Syndrom mit A<strong>di</strong>positas,<br />

entzündliche und degenerative rheumatische Erkrankungen,<br />

Nahrungmittelintoleranzen und -unverträglichkeiten,<br />

gastroenterologische Erkrankungen, Nachsorgetherapie nach<br />

Krebserkrankungen, immunologische und auch psychosomatische<br />

Erkrankungen.<br />

Die Klinik verfolgt ein Konzept der sog. „integrativen <strong>Med</strong>izin“.<br />

Dabei sie versucht eine Synthese von konventionellen me<strong>di</strong>zinischen<br />

Verfahren und klassischen Naturheilverfahren. Die<br />

Therapie wird in<strong>di</strong>viduell auf <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeiten und Interessen<br />

des Patienten abgestimmt.<br />

Der Schwerpunkt der Therapie ist <strong>das</strong> klinisch-therapeutische<br />

Fastens nach Dr. otto buchinger und eine me<strong>di</strong>terrane<br />

biologische Vollwertkost mit in<strong>di</strong>viduellen Varianten, ebenfalls<br />

in<strong>di</strong>viduell angepasste Bewegungstherapie, Physiotherapie (wie<br />

z.B. Kneipp, Bäder, Massagen, Packungen, Elektrotherapie), krankengymnastische<br />

Einzel- und Gruppentherapie), gesundheitsbil-<br />

Info<br />

Kontakt Kurpark-Klinik Überlingen<br />

Gällerstr. 10<br />

88662 Überlingen<br />

Tel.: +49 (0)7551/ 806-0, Fax: +49 (0)7551/ 806-144<br />

Internet: www.kurpark-klinik.de<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

dende Maßnahmen (wie z.B. Lehrküche, Diabetikerschulung,<br />

in<strong>di</strong>kationsbezogene Ernährungsgruppen und auch<br />

Einzelernährungsberatung). Im Sinne des ganzheitlichen<br />

therapeutischen Ansatzes werden regelmäßig Übungen<br />

zur Entspannung wie Qigong, Yoga, Autogenes Training,<br />

Mudra-<strong>Med</strong>itation sowie psychotherapeutische Einzel-<br />

und Gruppengespräche durchgeführt.<br />

Neben den klassischen Naturheilverfahren kommen<br />

auch ergänzende naturheilkundliche Methoden nach in<strong>di</strong>viduellem<br />

Bedarf des Patienten zur Anwendung.<br />

Außer den rein körperlichen Beschwerden werden<br />

auch psychosoziale Aspekte der Erkrankung in <strong>das</strong><br />

Therapie konzept miteingebaut. Der Patient soll befähigt<br />

werden, Lebensstilkorrekturen im Alltag zu realisiern und<br />

dabei zur Selbsthilfe befähigt werden.<br />

In der Gourmetküche unseres Küchenchefs, Herrn<br />

Million, werden ausschließlich biologische Produkte verwendet.<br />

Verschiedene Ernährungsvarianten werden angeboten,<br />

auf in<strong>di</strong>viduelle Verträglichkeit wird geachtet.<br />

Die Kurpark-Klinik Überlingen ist als Rehaklinik nach<br />

Paragraph § 111 SGBV zugelassen und wird von den gesetzlichen<br />

und privaten Krankenversicherungen sowie<br />

den Rentenversicherungsträgern belegt. Die Klinik ist zur<br />

Durchführung stationärer Rehabilitationsmaßnahmen zugelassen,<br />

für <strong>di</strong>e ein entsprechender Antrag beim zustän<strong>di</strong>gen<br />

Kostenträger gestellt werden muss.<br />

Die Klinik ist beihilfefähig für Beamte und Angestellte<br />

im öffentlichen Dienstverhältnis gemäß § 7 der Beihilfeverordnung<br />

Baden-Württembergs.<br />

Die Klinik ist Lehrklinik für Ernährungsme<strong>di</strong>zin nach<br />

den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsme<strong>di</strong>zin<br />

(DGEM) und Behandlungsschwerpunkt für<br />

Diabetiker der Deutschen Diabetesgesellschaft (DDG).<br />

In unserem Hause werden zweimal jährlich Weiterbildungswochen<br />

für Ärzte zur Weiterbildung für Naturheilverfahren<br />

durchgeführt. Seit 2009 ist <strong>di</strong>e Klinik nach DE-<br />

GEMED zertifiziert.<br />

Die Kurpark-Klinik liegt nur wenige Gehminuten vom<br />

Stadtzentrum entfernt in ruhiger Hanglage oberhalb des<br />

Bodensees in unmittelbarer Nähe zum Kurpark. Es stehen<br />

120 Zimmer mit Dusche, WC und Balkon für unsere Patienten<br />

zur Verfügung.<br />

37


<strong>zaenmagazin</strong><br />

3<br />

Buchinger am Bodensee<br />

Eine Gesundheitsoase<br />

in inspirierender Umgebung<br />

Zu den weltbekannten Unternehmen am Bodensee zählt<br />

Buchinger in Überlingen, <strong>di</strong>e Klinik für Heilfasten und<br />

Integrative <strong>Med</strong>izin.<br />

Wer <strong>das</strong> Bedürfnis nach einer gründlichen Antistresskur verspürt,<br />

nach tiefem Wohlbefinden und Gesundheit für Körper, Geist und<br />

Seele, ist bei Buchinger am Bodensee am idealen Ort. Die idyllisch<br />

über dem Bodensee gelegene Gesundheitsoase zieht Gäste<br />

aus aller Welt an .So kommt es, <strong>das</strong>s der deutsche Banker zusammen<br />

mit der Architektin aus dem Libanon am Tisch sitzt, der<br />

Schweizer Hotelier mit der Zahnärztin aus Tel Aviv wandern geht.<br />

Solch bereichernde, internationale Begegnungen sind auch ein<br />

Grund, regelmäßig zu Buchinger an den Bodensee zu kommen<br />

– neben dem Wohlgefühl und der vollkommenen inneren und<br />

äußeren Ruhe, <strong>di</strong>e sich nach wenigen Tagen einstellt.<br />

Vor allem aber sind Buchinger Stammgäste hier, um sich von ihrem<br />

beruflichen und privaten Stress zu erholen, um Risikofaktoren<br />

wie Übergewicht und hohen Blutdruck zu reduzieren, oder<br />

chronische Krankheiten wie Rheuma, Allergien, Asthma oder<br />

Hautkrankheiten zu lindern. Denn genau <strong>di</strong>ese Erfolge haben<br />

Buchinger, <strong>di</strong>e „Klinik für Heilfasten und Integrative <strong>Med</strong>izin“, so<br />

bekannt und begehrt gemacht. Integrative <strong>Med</strong>izin heißt: <strong>das</strong><br />

Serie Klinikportraits<br />

38 5/2010


5/2010<br />

Serie Klinikportraits<br />

Beste aus beiden Welten – Schulme<strong>di</strong>zin und Naturheilverfahren<br />

– zum Wohle des Patienten miteinander sinnvoll zu kombinieren.<br />

Alle sieben Ärztinnen und Ärzte sind nicht nur klassisch an der<br />

Universität ausgebildete Fachärzte, sondern auch Spezialisten für<br />

Naturheilverfahren, Ernährungsme<strong>di</strong>zin, Psychosomatik,<br />

Homöopathie oder chinesische <strong>Med</strong>izin.<br />

Der Gast hier hat also <strong>di</strong>e Wahl zwischen klassischer Massage<br />

und Fußreflexzonenmassage, Shiatsu und Tuina, thailän<strong>di</strong>scher<br />

Bauch- und tibetischer Klangmassage, Atemtherapie<br />

und Osteopathie – und vielem anderen, was<br />

therapeutisch sinnvoll und me<strong>di</strong>zinisch wirksam ist. Schon<br />

der Gründer, Dr. otto buchinger, betonte darüber hinaus<br />

<strong>di</strong>e Wichtigkeit des Seelischen und den spirituellen Hintergrund<br />

der Fastentherapie. Sowohl Zen-<strong>Med</strong>itation als<br />

auch <strong>di</strong>e Kultur haben bei Buchinger ihren festen Platz, mit<br />

Malen und Kulturexkursionen, Livekonzerten und Kunsttherapie,<br />

Dichterlesungen und literarischen Soiréen. Ein<br />

reichhaltiges sportliches Angebot, Lehrküchen und tägliche<br />

Wanderungen, Vorträge zu me<strong>di</strong>zinischen, psychologischen<br />

und philosophischen Themen runden <strong>das</strong> vielfältige<br />

Programm ab.<br />

Während des Heilfastens bekommen Körper und Seele<br />

alles, was sie brauchen: neben frisch gepresstem Obstsaft<br />

mittags und Gemüsebrühe abends nimmt sich der Organismus<br />

aus den eigenen (Fett-)Reserven <strong>di</strong>e Kalorien, <strong>di</strong>e<br />

er braucht, um <strong>di</strong>e Körperfunktionen aufrecht zu erhalten.<br />

Am dritten Tag hat sich der Stoffwechsel umgestellt. Das<br />

äußert sich in einer neuen Leichtigkeit – <strong>di</strong>e nicht nur in Kilogramm<br />

zu messen ist – verbunden mit einem meist ausgeprägten<br />

Energieschub. „Ich könnte Bäume ausreißen“, <strong>di</strong>esen Satz<br />

hört man bei Buchinger öfters. Plötzlich sprudeln <strong>di</strong>e Ideen, der<br />

Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Sie kommt im<br />

Schlaf, während einer Massage, in der <strong>Med</strong>itation oder auf der<br />

Wanderung im Gespräch mit einem anderen Gast. Was bisher so<br />

wichtig schien, rückt in wohltuende, angemessene Distanz. Die<br />

Dr. otto buchinger, der Begründer des<br />

Buchinger Heilfastens, kam durch eigenes<br />

Leiden zur Fastentherapie. Eine<br />

nicht auskurierte Mandelentzündung<br />

verursachte ein entzündliches Gelenkrheuma;<br />

als Invalide musste er seine<br />

Tätigkeit als Marinearzt aufgeben. Nachdem ihm <strong>di</strong>e damalige<br />

<strong>Med</strong>izin (Antibiotika waren noch unbekannt ) nicht helfen konnte,<br />

riet ihm ein Marinekamerad zum Fasten. Er ergriff <strong>di</strong>esen –<br />

letzten – Strohhalm und führte bei Dr. riedlin in Freiburg eine<br />

Fastenkur durch. „Diese Kur“ schrieb er später „rettete mir Leben<br />

und Existenz“. Sie war <strong>di</strong>e schwerste, <strong>di</strong>e er auch später als Arzt<br />

bei einem Patienten erlebte, mit Erbrechen und Ohnmachtsanfällen,<br />

aber: „Ich konnte meine Glieder wieder bewegen wie ein<br />

junger Rekrut! “.<br />

Zuerst in Witzenhausen an der Werra, dann in Bad Pyrmont entwickelte<br />

er <strong>di</strong>e Heilfastenmethode weiter und beschrieb sie in<br />

seinem Buch „Das Heilfasten“, erschienen 1935, <strong>das</strong> zum Stan-<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Prioritäten ordnen sich. Dieses tiefe Wohlbefinden möchte man<br />

auf Dauer nicht mehr missen. Und so heißt es zum Abschied: bis<br />

zum nächsten Mal, bei Buchinger am Bodensee!<br />

Info<br />

Kontakt Buchinger am Bodensee<br />

Wilhelm-Beck-Straße 27<br />

D-88662 Überlingen<br />

Tel.: +49 (0)7551/807-0, Fax: +49 (0)7551/807-889<br />

E-Mail: info@buchinger.com<br />

Internet: www.buchinger.com<br />

dardwerk wurde und heute in der 28. Auflage vorliegt. Daneben<br />

betreute er eine kontinuierlich wachsende Zahl von Fastenpatienten<br />

und -patientinnen in einem großen „Sanatorium“ und<br />

wirkte in Artikeln, Vorträgen und Briefen auch öffentlich.<br />

Entscheidend waren für ihn Alkohol- und Tabakabstinenz sowie<br />

<strong>di</strong>e „Lebensreform“, mit den Schwerpunkten Ernährung und Bewegung.<br />

Daneben nahm er schon damals den „inneren Menschen“<br />

(<strong>di</strong>e Seele) ernst, ja, er empfahl auch für <strong>di</strong>esen eine Reihe<br />

von „Hygiene“-Maßnahmen wie (gern getane) Arbeit, Humor,<br />

Natur, ein Nebenamt, Lesen und „gute Begleiter“. Aber auch den<br />

Geist empfand er gerade im Fasten als behandlungsbedürftig,<br />

denn entgegen landläufiger Meinung ist es nicht der Körper,<br />

sondern <strong>di</strong>e Seele, <strong>di</strong>e „hungert“. Der überzeugte Christ und gebildete<br />

Vielleser empfahl seinen Patienten „geistige Nahrung“<br />

(Psalmen, Angelus Silesius, goethe), er selbst interpretierte in sogenannten<br />

„kollektiven Sprechstunden“ rilke-Ge<strong>di</strong>chte, spielte<br />

beethoven-Symphonien auf dem Grammophon vor.<br />

© Buchinger am Bodensee<br />

39


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Regulationsme<strong>di</strong>zin –<br />

eine Zwischenbilanz<br />

„Man sucht, man wechselt <strong>di</strong>e Richtung, man tastet sich vorwärts,<br />

man irrt sich, man entfernt sich, – bis zu dem Augenblick,<br />

in dem <strong>di</strong>e Erscheinung der Form so ist, <strong>das</strong>s man sie wieder erkennt.<br />

Plötzlich gibt sie sich zu erkennen, und man sagt sich:<br />

Ah, jetzt verstehe ich, was ich gesucht habe.“<br />

Peter Brook<br />

Einführung<br />

In den bisherigen Mitteilungen zur Autonomen Diagnostik wurden<br />

<strong>di</strong>e physiologischen Ursachen chronischer Krankheiten dargestellt.<br />

Wir begeben uns nun auf <strong>di</strong>e nächste Ebene, um uns<br />

den psychosozialen Aspekten der Chronifizierung zuzuwenden.<br />

Hierbei steht auf Patientenseite <strong>di</strong>e Non-Compliance im Zentrum,<br />

auf <strong>Med</strong>izinerseite eine mangelhafte kommunikative Kompetenz.<br />

Bevor wir uns dem komplexen Gebiet der psychosozialen<br />

Hintergründe der Störungen der Arzt-Patienten-Beziehung zuwenden,<br />

fasse ich <strong>das</strong> bisher Erarbeitete zusammen.<br />

Dies in Form von Hypothesen zu tun, ist notwen<strong>di</strong>g, weil<br />

unser pathophysiologisches Wissen in Hinblick auf Regulationsprozesse<br />

mehr als fragmentarisch ist: 50 % der Anpassungsprozesse<br />

an ökologischen und/oder psychosozialen Stress sind<br />

nämlich weitestgehend unerforscht. Schole fand in einer Literaturrecherche<br />

1994 zwar 200.000 Arbeiten zur sympathicotonkatabolen<br />

Reaktion auf Stress (Typ A-Reaktion; s. Abb. 1), aber „so<br />

gut wie keine“ zur parasympathicoton-anabolen (Typ B-Reaktion).<br />

Daran hat sich bis heute wenig geändert!<br />

Dass <strong>di</strong>e unerforschte Hälfte <strong>di</strong>e genuin weibliche Form von<br />

Stressmanagement ist, bestätigt <strong>di</strong>e von Kar<strong>di</strong>ologinnen erhobenen<br />

Vorwürfe, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e <strong>Med</strong>izin sich immer noch ausschließlich<br />

an männlichen Standards orientiere.<br />

Die Verordnungspraxis belegt <strong>di</strong>esen Vorwurf: Sowohl in der<br />

Ausgabenstatistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wie<br />

Abb. 1: Fehladaptation A und Elektrolyt-Verhalten 1<br />

1 Wer unter den LeserInnen imstande ist, eine der Abb. 1 entsprechende Synopse<br />

zur B-Pathogenese zu erstellen, bekommt einen Gutschein über eine<br />

Woche Urlaub für zwei Personen am französischen Atlantik.<br />

Praxis / Serie<br />

in der Roten Liste findet man reichlich Sympathicolytika / Parasympathicomimetika,<br />

passend zu A-Syndromen, aber kaum Parasympathicolytika<br />

/ Sympathicomimetika, <strong>di</strong>e bei B-Syndromen<br />

sinnvoll einzusetzen sind.<br />

Eine eingängige Metapher für <strong>di</strong>e Auswirkungen der Benachteiligung<br />

der Frauen im etablierten <strong>Med</strong>izinsystem habe ich<br />

bei dem <strong>Bio</strong>logen biSchof gefunden:<br />

„Angenommen, man habe zwei Computer, einen von der Firmen<br />

A und den anderen von der Firma B. Beide hätten zwar ein<br />

vergleichbares Komplexitätsniveau, aber verschiedene Software.<br />

Man könne jedes mathematische Problem, <strong>das</strong> sich auf dem einen<br />

lösen ließe, auch mit dem anderen bewältigen.<br />

Wenn nun <strong>di</strong>e beiden Computer mit den Programmen von A betrieben<br />

würden, so würde sich niemand wundern, wenn sich bei<br />

<strong>di</strong>eser Prozedur eine höchst unterschiedliche Leistungsfähigkeit<br />

der beiden Computer ergäbe, zuungunsten natürlich von B.“<br />

Genau genommen kennen wir nur 25 % der Anpassungsvorgänge<br />

an Stress, denn auch unser Wissen über <strong>di</strong>e Auswirkungen<br />

von chronischem Stress ist noch sehr lückenhaft.<br />

Wovon wir aller<strong>di</strong>ngs ausgehen können ist, <strong>das</strong>s lange vor<br />

der Manifestation von chronischen Krankheiten eine Sollwertverstellung<br />

in den Regeleinrichtungen vom frontalen Neocortex<br />

über den Hypothalamus, <strong>di</strong>e Hypophyse, <strong>di</strong>e somatotropen<br />

bzw. glandotropne Hormone und <strong>das</strong> vegetative Nervensystem<br />

und <strong>di</strong>e Matrix bis hin zu den Mitochondrien, dem endoplasmatischen<br />

Retikulum und den Zellkernen stattgefunden hat (s.<br />

‚Grundregulation’, ‚Matrix-Reaktion’, ‚unspezifische Mesenchym-<br />

Reaktion’).<br />

Die Veränderungen der ‚Sollwerte’ in den Chromosomen<br />

wird seit Neuestem in der Epigenetik erforscht.<br />

Das lückenhafte Wissen über <strong>di</strong>e geschlechtsspezifischen<br />

und zeitbe<strong>di</strong>ngten Vorgänge bei der Stressverarbeitung führt zu<br />

zwei ganz zentralen ‚scientific gaps’.<br />

Hieraus wiederum ergeben sich zwangsläufig Probleme für<br />

<strong>di</strong>e Diagnostik wie für <strong>di</strong>e Therapie. So ist beispielsweise <strong>di</strong>e In<strong>di</strong>kator<strong>di</strong>agnostik,<br />

<strong>di</strong>e Sollwertverstellungen erfasst, in der konventionellen<br />

<strong>Med</strong>izin marginal und wird allenfalls in der Sportme<strong>di</strong>zin<br />

genutzt. In der komplementären <strong>Med</strong>izin hingegen ist sie <strong>das</strong><br />

<strong>di</strong>agnostische Kerngeschäft.<br />

Die gleichen Einschränkungen gelten für den therapeutischen<br />

Bereich. Das konventionelle pharmakologische Rüstzeug<br />

ist auf Suppression und Substitution – heißt: auf <strong>di</strong>e symptomatische<br />

Korrektur von Istwerten – zugeschnitten, während<br />

komplementärme<strong>di</strong>zinische Regulationstherapien <strong>di</strong>e Wiederherstellung<br />

von Sollwerten anstreben. Man könnte <strong>di</strong>es auch<br />

‚Aktivierung der Selbstheilungskräfte’ nennen.<br />

Die spezialisierte Kurzsichtigkeit im konventionellen Kontext<br />

führt zu iatrogenen Chronifizierungen, ja sogar zu einer Erhöhung<br />

von Morbi<strong>di</strong>tät und Mortalität.<br />

Um nur eine der zweifelhaften Wirkungen einer ausschließlich<br />

an Symptomen orientierten Behandlungsweise zu illustrieren,<br />

genügt ein Blick auf den nach dem Autor der Metaanalyse<br />

genannte Pahor-Effekt: Ältere PatientInnen entwickelten unter<br />

der Langzeitbehandlung von Herz-Kreislauf-Leiden mit Calcium-<br />

Antagonisten gehäuft Carcinome.<br />

Da ältere Menschen sowieso zu B-Reaktionen neigen, führt<br />

eine A-Blockade mit Einschränkung der Reagibilität zu einer weiteren<br />

Verschlechterung der Abwehrsituation.<br />

40 5/2010


5/2010<br />

Praxis / Serie<br />

Zwei Arten von Wissen<br />

Hinter dem Manko der <strong>Med</strong>izin steht ein größeres Defizit: Der<br />

Quantenphysiker H. P. dürr zog in einem Interview anlässlich<br />

seines 80. Geburtstags <strong>das</strong> Fazit, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> naturwissenschaftliche<br />

Weltbild nur <strong>di</strong>e männlich-patriarchalistische Hälfte der Wirklichkeit<br />

abbilde.<br />

Die männliche Herangehensweise an <strong>di</strong>e Natur bestehe darin,<br />

Verfügungswissen zu erwerben („Macht euch <strong>di</strong>e Erde untertan!“),<br />

während Frauen ihr Wissen nutzen, um sich zu orientieren<br />

(„Unser Gehirn ist primär nicht zum Denken entwickelt worden,<br />

sondern dazu, <strong>das</strong>s wir uns in der Natur zurechtfinden!“).<br />

Auf unseren Kontext übertragen heißt <strong>das</strong>: Das Ziel naturwissenschaftlicher<br />

<strong>Med</strong>izinerInnen ist Manipulation, Erfahrungs-<br />

<strong>Med</strong>izinerInnen bieten Orientierung.<br />

12 Arbeitshypothesen<br />

1. Aus den Ergebnissen der Regulations<strong>di</strong>agnostik lässt sich auf<br />

<strong>di</strong>e in<strong>di</strong>viduelle Krankheitsgefährdung bzw. Gefährdung<br />

durch <strong>di</strong>e Krankheit schließen.<br />

2. Ein In<strong>di</strong>kator hierfür ist im Rahmen der Autonomen Diagnostik<br />

mittels Vollblutanalyse der Elektrolyte (VBE) der sog.<br />

Stress-Index.<br />

3. Zeigt <strong>di</strong>eser In<strong>di</strong>kator eine Konstanz oder sogar Zunahme<br />

der Gefährdung durch <strong>di</strong>e Krankheit, sollte <strong>di</strong>e Behandlung<br />

in Hinblick auf In<strong>di</strong>kation, Dosis, Timing und Procedere überprüft<br />

werden.<br />

– Wenn Symptome konstant bleiben oder zunehmen<br />

oder einen Organwechsel zeigen, ist <strong>di</strong>e Art der konventionellen<br />

Behandlung zu überprüfen,<br />

– wenn Regulationsstörungen bestehen bleiben oder zunehmen,<br />

sollte <strong>di</strong>e komplementäre Behandlung geändert<br />

werden.<br />

– Ergeben sich Hinweise auf Behandlungshindernisse infolge<br />

Non-Compliance, ist <strong>di</strong>e Arzt-Patienten auf dem Prüfstand.<br />

4. Die Vielzahl von Krankheiten und <strong>di</strong>e Unzahl an möglichen<br />

Krankheitsursachen und -auslösern werden auf zwei Reaktionsarten<br />

reduziert, <strong>di</strong>e sympathicoton-katabole und <strong>di</strong>e<br />

parasympathicoton-anabole, der Kürze wegen A und B genannt.<br />

Diese und <strong>di</strong>e durch <strong>di</strong>e Gender<strong>di</strong>fferenzierung vorgegebene<br />

Zweiteilung ergibt vier in<strong>di</strong>vidualtypische Reaktionsformen, der<br />

Verstän<strong>di</strong>gung wegen ebenfalls mit Kürzeln kategorisiert: Männliche<br />

Patienten mit A-Reaktion (~ ‚viril’) kennzeichnen wir mit AA,<br />

solche mit B-Reaktion (~ ‚metrosexuell’) hingegen mit AB; weibliche<br />

Patientinnen mit B Reaktion (~ ‚feminin’) bezeichnen wir mit<br />

BB, solche mit A-Reaktion (~ ‚androgyn’) mit BA.<br />

5. Stress-Reaktionen sind schon bei gesunden Menschen in<strong>di</strong>vidual-typisch.<br />

Es gibt den gesunden Aktions-Typ A, den gesunden Regenerations-Typ<br />

B und den ideal-gesunden Mitteltyp. Die Abb. 2 a/b<br />

zeigen <strong>di</strong>e unterschiedliche Dynamik der Anpassungsprozesse<br />

an Herausforderungen bei Gesunden.<br />

Wer „A“ sagt, ...<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Erinnern wir uns: Die sympathicoton-adrenerge bzw. katabol<br />

akzentuierte A-Reaktion, <strong>di</strong>e von einer allgemeinen Leistungseinstellung<br />

(früher: ‚Ergotropie’) dominiert wird, verläuft nach<br />

dem klassischen Schema von Kampf oder Flucht. Hierbei wird<br />

<strong>di</strong>e erste Stress-Achse aktiviert, deren hormonaler Schenkel vom<br />

Hypothalamus via Hypophysenvorderlappen und deren glandotropen<br />

Hormonen zur Schilddrüse, zum Pankreas, zur Nebennierenrinde,<br />

zu den Hoden etc. verläuft und deren nervaler Schenkel<br />

über den Sympathicus geschaltet wird.<br />

Durch Domestikation bzw. Zivilisation werden A-Reaktionen<br />

abgeschwächt, aufgebläht etc., jedenfalls überformt. Ihre Äquivalente<br />

sind infolgedessen kaum noch erkennbar. Die Gewinnoder-Verlust-Ideologie<br />

der Leistungsgesellschaft ist eine ihrer herausragenden<br />

Formen. Wo weder <strong>das</strong> Eine – Kampf oder Flucht<br />

– möglich, noch <strong>das</strong> Andere – Gewinn oder Verlust – akzeptabel<br />

ist, springt <strong>di</strong>e Reaktion<br />

– entweder zu sympathicotonen Übersprungshandlungen<br />

oder deren chronifizierten Äquivalenten (s. eine der nächsten<br />

Mitteilungen) oder<br />

– sie kippt im Falle einer Reizüberflutung in den parasympathicotonen<br />

Totstellreflex oder seine chronifizierten Äquivalente.<br />

... muss auch „B“ sagen<br />

Die B-Reaktion ist von vornherein anabol-parasympathicoton<br />

akzentuiert (früher: ‚Trophotropie’). Hierbei wird bevorzugt <strong>di</strong>e<br />

zweite Stress-Achse via somatotrope Hormone, Leber, Pankreas<br />

etc. und peptidartige Gewebshormone und Parasympathicus<br />

aktiviert.<br />

Im sozialen Kontext zeigt sich eine B-Haltung in Sorgen und<br />

Pflegen (‚care and cure’).<br />

Als positives Handlungsmuster finden wir B-Strategien –<br />

zwar mit unterschiedlichem Gesicht infolge kulturspezifischer Ausformungen<br />

– in allen Heilkunden. Ein genuin-weibliches – heißt:<br />

zulassend-gewährendes und schonungsorientiertes – Handlungsmuster<br />

unterscheidet jede Erfahrungsheilkunde von den<br />

handlungs- und leistungsorientierten – heißt: genuin-männlichen<br />

– Konzepten der modernen Akut-, Notfall- etc. <strong>Med</strong>izin.<br />

Abb. 2a: Theorie …<br />

41


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Abb. 2b: … und Praxis<br />

Abb. 3: Ablauf der gesunden Stress-Reaktion (eine psychologische<br />

Entsprechung findet sich bei lazarus)<br />

Abb. 4: Synopse von Therapiegestaltung und Heilungsschritten<br />

Unterschiede oder Ergänzungen?<br />

Praxis / Serie<br />

A-Strategien sind hierarchisch-konkurrierend, B-Strategien hingegen<br />

sozial-kooperierend. de bono spricht von ‚vertikalem’ und<br />

‚horizontalem Denken’, baron-cohen unterteilt in prinzipiell-systematische<br />

und konkret-empathische Ausrichtung von Denken<br />

und Fühlen.<br />

Weitere Hypothesen, …<br />

6. Bei Anforderungen aus der Umwelt wird eine dreistufige Regulatorkaskade<br />

in Gang gesetzt (Abb. 3).<br />

Ihr vegetativ-nervaler Teil läuft schnell ab. Die Auswirkungen<br />

sind vorübergehend. Er <strong>di</strong>ent der Feinabstimmung. Die Stressforschung<br />

spricht von ‚Response’.<br />

Der hormonale Teil der Stressreaktion läuft langsam ab und<br />

<strong>di</strong>ent der Grobabstimmung. Die Auswirkungen sind dauerhaft.<br />

Er wird ‚Adaptation’ genannt.<br />

7. Je weiter eine Krankheit fortschreitet, um so weiter kippt <strong>di</strong>e<br />

Regulationswaage nach der Seite der Energiemobilisierung<br />

oder der Seite der Energierückgewinnung und umso mehr<br />

wird <strong>di</strong>e Reagibilität eingeschränkt.<br />

A-Menschen ‚brennen’ in der Hyperaktivität ‚aus’, B-Menschen<br />

‚erschlaffen’ in der Passivität.<br />

8. Regulations<strong>di</strong>agnostik bestätigt <strong>das</strong> Neue Stress-Konzept,<br />

<strong>das</strong> auf einer Zweikomponenten-Regulation beruht. Schole<br />

hat <strong>di</strong>e A-Komponente als <strong>di</strong>e ‚katabol-sympathicotone’ und<br />

<strong>di</strong>e B-Komponente als <strong>di</strong>e ‚anabol-parasympathicotone’ beschrieben.<br />

9. Aus der Polarität von A- und B-Reaktion ergibt sich eine<br />

zweizügige Pathogenese.<br />

… vor allem solche mit Konsequenzen für<br />

<strong>di</strong>e Patientenführung<br />

10. Aus den in<strong>di</strong>vidualtypischen Reaktionsformen lassen sich<br />

<strong>di</strong>e Grundzüge der biologischen und psychologischen Basisbehandlungen<br />

ableiten.<br />

– A-PatientInnen – es sind 90 % der männlichen und<br />

30 % der weiblichen – profitieren von Behandlungsformen,<br />

<strong>di</strong>e ein abweichungsreduzierendes Feedback bewirken (~<br />

‚dämpfen und dosieren’).<br />

– B-PatientInnen – 70 % der weiblichen und 10 % der<br />

männlichen – profitieren von Behandlungen, deren Prinzip<br />

abweichungsverstärkendes Feedback begünstigt (~ ‚fördern<br />

und fordern’; Abb. 4).<br />

Da von den psychosozialen Basisreaktion auch <strong>di</strong>e Art der Interaktion<br />

in der Arzt-Patienten-Beziehung bestimmt wird, lassen<br />

sich von hieraus erste Brücken zur Patientenführung schlagen:<br />

– A-Patienten profitieren von Konzentration und Strukturierung<br />

ihrer unübersichtlichen bis chaotischen Lebensprogramme.<br />

– B-PatientInnen hingegen haben Nutzen von Erweiterung<br />

und Lösung von ihren einengenden Lebensprogrammen.<br />

11. Regression bestimmt biologische Reaktion und Verhalten<br />

kranker Menschen.<br />

42 5/2010


5/2010<br />

Praxis / Serie<br />

In anderen Zusammenhängen hatte ich schon darauf hingewiesen,<br />

<strong>das</strong>s mit Fortschreiten und/oder Schwere von Krankheiten<br />

<strong>di</strong>e biologischen Basismechanismen ihre sozialen Differenzierungen<br />

durchbrechen (‚Sex beats gender’):<br />

– Die Syndrome von A-Patienten ten<strong>di</strong>eren zu Eskalation<br />

und Überfunktionen im konventionellen Verständnis – beispielsweise<br />

als Hyperthyreose oder in anderer klinischer<br />

Form.<br />

– B-Syndrome hingegen entwickeln sich in Richtung einer<br />

Abwärtsspirale und Unterfunktion – beispielsweise als<br />

Myxödem, um eine Schilddrüsenerkrankung zu nennen,<br />

oder in anderer klinischer Form.<br />

Auf den hier zur Diskussion stehenden Aspekt der Arzt-Patienten-<br />

Beziehung übertragen, heißt <strong>di</strong>es: Unter Krankheitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

treten evolutiv ältere Reaktions-Muster wieder in Erscheinung,<br />

<strong>di</strong>e hinter den zivilisatorischen Fassaden verborgen waren.<br />

Je größer Ängste, Sorgen, Verzweiflung werden, umso mehr<br />

übernehmen mythische, magische, ja archaische Programme<br />

<strong>di</strong>e Führung. Das darauf zurückzuführende ‚irrationale’ Verhalten<br />

führt zu Unverständnis bei den Angehörigen und zu Kopfschütteln<br />

bei den BehandlerInnen. Es ist ja sogar so, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e Kranken<br />

sich selbst nicht verstehen.<br />

Diese Zusammenhänge zu erkennen, in Beziehung zu ihrem<br />

Leben zu setzen und ‚bessere’ Strategien einzuüben, setzt uns in<br />

den Stand, chronisch Kranke aus ihren krankhaltenden Teufelskreisen<br />

herauszuführen.<br />

12. Aus der Synthese der Ergebnisse der Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />

und den Erkenntnissen der Coping-Forschung lassen sich<br />

unmittelbar umsetzbare Handlungsanweisungen für <strong>di</strong>e<br />

Praxis ableiten.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Allgemein: Bei der durch <strong>di</strong>e Vollblutanalyse der Elektrolyte<br />

durchgeführten Vereinfachung der Diagnostik geht es nicht um<br />

„Einfachheit <strong>di</strong>esseits der Komplexität“, sondern „um Einfachheit<br />

jenseits der Komplexität“ (von MutiuS).<br />

Die Komplexität der Unzahl an psychosozialen und ökologischen<br />

Krankheitsursachen und der Vielzahl von Krankheitsbildern<br />

wird nämlich durch <strong>di</strong>e Autonome Diagnostik mittels VBE<br />

qualitativ – heißt: ohne Informationsverlust – auf <strong>di</strong>e Muster A<br />

und B reduziert.<br />

Speziell: Die genuin männliche Art der Stressverarbeitung<br />

ist weitestgehend erforscht. Eins der zahlreichen Beispiele für<br />

ein A-Syndrom ist <strong>das</strong> metabolische Syndrom, in dem zwei Charakteristika<br />

von A-Krankheiten – Stoffwechselstörung und Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankung – zusammenkommen.<br />

Was <strong>di</strong>e genuin weibliche Art der Reaktionsverarbeitung angeht,<br />

befinden wir uns noch auf der deskriptiven Ebene. Beispiele<br />

für Typ B-Reaktionen sind ‚chronisches Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom’<br />

und ‚Fatigue-Syndrom’. Obwohl <strong>di</strong>e immunologischen Begleiterscheinungen<br />

<strong>di</strong>eser Syndrome schon beschrieben sind, besteht<br />

hier noch erheblicher psychoneuroendokrinoimmunlogischer<br />

Forschungsbedarf.<br />

Die Aktivitäten der feministischen <strong>Med</strong>izin haben <strong>di</strong>e Situation<br />

etwas verbessert, bis aber <strong>di</strong>e Situation in Forschung und<br />

Praxis im Lot ist, wird noch einige Zeit vergehen. Bis zur vollstän<strong>di</strong>gen<br />

Erforschung der zweiten Hälfte des Adaptationsprozesses<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

sind wir deswegen zwangsläufig auf Hypothesen angewiesen.<br />

Diese können wir aber mit Hilfe des Neuen Stresskonzept auf<br />

eine rationale Basis stellen.<br />

Warum es in der Veterinär- und nicht in der Humanme<strong>di</strong>zin<br />

entwickelt wurde, ist eine der zahlreichen unbeantworteten Fragen<br />

an <strong>das</strong> Konzept der zeitgenössischen <strong>Med</strong>izin.<br />

Dass es in der Humanme<strong>di</strong>zin nicht zur Kenntnis genommen,<br />

geschweige denn umgesetzt wurde, weist aber – ungeachtet aller<br />

offenen Fragen – darauf hin, <strong>das</strong>s es „an der Zeit ist, auch im<br />

Felde ärztlichen Handelns und der me<strong>di</strong>zinischen Grundlagenfragen<br />

ernsthafte Versuche zu unternehmen, <strong>di</strong>e Beschränktheit<br />

der klassischen, bisher für unbegrenzt gültig gehaltenen Auffassungen<br />

durch ein vertieftes Verständnis zu ersetzen.“<br />

Um <strong>di</strong>e Überlegungen in der Einleitung aufzugreifen, zitiere<br />

ich nochmals von MutiuS aus seinem lesenswerten Buch ‚Die<br />

andere Intelligenz’: „Manchmal kommt es mir so vor, als hätten<br />

wir über der Beschäftigung mit den Wissenschaften und ihren<br />

Theorien <strong>das</strong> Denken vergessen“.<br />

Noch drastischer hat th. von uexküll <strong>di</strong>e Situation in der zeitgenössischen<br />

<strong>Med</strong>izin charakterisiert: „Wir haben den Geist aus<br />

der <strong>Med</strong>izin ausgetrieben; es ist an der Zeit, ihn wieder einzuführen!“<br />

Autonome Diagnostik<br />

Folge 1 2/2009 Autonome Diagnostik<br />

Folge 2 4/2009 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />

Praxis<br />

Folge 3 1/2010 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />

Der Stress-Index<br />

Folge 4 2/2010 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />

Einige Hintergründe<br />

Folge 5 3/2010 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />

Therapeutische Konsequenzen<br />

Folge 6 4/2010 Autonome Diagnostik mittels VBE –<br />

Intuitive Konstitutionsfindung<br />

Folge 7 5/2010 Regulationsme<strong>di</strong>zin –<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Autor<br />

Dr. Jürgen Heines<br />

18 Ave. de l´Abbé Guichard<br />

17340 Châtelaillon-Plage, Frankreich<br />

dr.heines@wanadoo.fr<br />

43


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Serie „Heilkräuter“ von Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Schilcher<br />

Die „Heilkräuter-Serie“ ist bereits als durchgehende Serie in<br />

drei Tageszeitungen gedruckt worden und soll in erster Linie<br />

<strong>di</strong>e Bevölkerung aufklären, welche Anwendungsgebiete<br />

wissenschaftlich bzw. ärztlich vertretbar und welche tra<strong>di</strong>tionellen<br />

volksme<strong>di</strong>zinischen In<strong>di</strong>kationen nicht akzeptiert<br />

werden können. Aus wissenschaftlicher Sicht ist <strong>di</strong>e neue<br />

vorliegende Heilkräuter-Serie also nicht vergleichbar mit<br />

der Serie „Was ist gesichert in der Phytotherapie“, welche<br />

zwischen 1995 und 2005 in der Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren<br />

(„blaues“ Journal) gedruckt worden ist. Die vorlie-<br />

1 Kräuter<br />

2 Johanniskraut<br />

3 Goldrute<br />

4 Schafgarbe<br />

5 Beifuß und Wermut<br />

6/7 Blutwurz und<br />

Gänsefingerkraut<br />

8/9 Wildfrüchte des Herbstes<br />

10 <strong>Med</strong>izinalkürbis<br />

11 Huflattich und<br />

Schlüsselblume<br />

12 Schlüsselblume als<br />

Hustenmittel<br />

1 Kräuter<br />

Wildkräuter, Gewürzkräuter, Heilkräuter –<br />

Was versteht man darunter?<br />

Während Botaniker und Pharmazeuten unter „Kraut“ le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e<br />

oberir<strong>di</strong>schen Teile einer Pflanze, also Blüten, Blätter und Stängel<br />

als Ganzes verstehen und keinen Verwendungszweck damit verbinden,<br />

bringt <strong>di</strong>e Mehrzahl der Bevölkerung, nicht zuletzt durch<br />

<strong>di</strong>e zahlreich angebotenen „Kräuterwanderungen“, <strong>di</strong>e „Kräuter“<br />

mehr mit deren gesunder Anwendung in Verbindung. Dabei<br />

wird nicht allzu streng unterschieden, ob <strong>di</strong>e verwendeten oberir<strong>di</strong>schen<br />

Pflanzenteile als Salate, Gewürze etc. in der Küche ihre<br />

Verwendung finden oder als „Heilkräuter“, also als Arzneipflanzen<br />

im Sinne des Arzneimittelgesetzes zur Heilung, Linderung<br />

und Vorbeugung gesundheitlicher Beschwerden <strong>di</strong>enen.<br />

Es gibt eine Reihe wildgesammelter oder auch kultivierter<br />

Pflanzen, <strong>di</strong>e je nach Menge (Dosierung) oder Zubereitung, z.B.<br />

als frisch gesammelter oder als getrockneter Pflanzenteil, beide<br />

Verwendungszwecke erfüllen können.<br />

Mehrheitlich versteht man unter der Bezeichnung „Kräuter“<br />

Pflanzenteile mit einer arzneilichen Wirksamkeit, insbesondere<br />

wenn <strong>di</strong>e gesammelten bzw. geernteten Pflanzenteile<br />

getrocknet aufbewahrt werden. Letzteres bezeichnet man in<br />

13 Löwenzahn<br />

14 Bärlauch<br />

15 Frische Fichtenspitzen<br />

16 Brennnessel<br />

17 Spitzwegerich<br />

18 Hollunderblüten<br />

19 Augentrostkraut<br />

20 Walderdbeere<br />

21 Frauenmantel<br />

22 Ringelblume<br />

23 Hänge- und Moorbirke<br />

24/25 Kamille<br />

26 Engelwurz<br />

Praxis / Serie<br />

gende Artikel-Serie, <strong>di</strong>e ganz bewusst publikumsverständlich<br />

als „Heilkräuter-Serie“ bezeichnet wird, soll dem Arzt zeigen,<br />

welche nicht vertretbare Anwendungsempfehlungen an <strong>di</strong>e<br />

Bevölkerung durch sogenannte „Kräuterexperten“, <strong>di</strong>e weder<br />

eine me<strong>di</strong>zinische noch eine pharmazeutische Ausbildung<br />

besitzen, herangetragen werden. Als Zweites wird in der<br />

Artikel-Serie aufgezeigt, welche qualitativen Mängel und<br />

Risiken auftreten können, wenn man <strong>di</strong>e „Heilkräuter“ selbst<br />

sammelt und sich daraus selbst ein pflanzliches Heilmittel<br />

anfertigt.<br />

27 Meisterwurz<br />

28/29 Lavendel und Lavendelöl<br />

30 Weißdorn<br />

31 Beinwell<br />

32 Jakobskreuzkraut<br />

33 Waldmeister<br />

34 Schöllkraut<br />

35 Sanikel<br />

36 Rosmarin<br />

37 Sonnenhut<br />

38 Kapuzinerkresse<br />

39 Melisse<br />

40 Risikofreie Anwendung<br />

der pharmazeutischen Fachsprache als Droge, wobei eine Droge<br />

gemäß Arzneibuch nichts mit Heroin oder Marihuana zu tun<br />

hat. Die Berufsbezeichnung des Drogisten hängt u.a. damit zusammen,<br />

<strong>das</strong>s seit der „Kaiserlichen Verordnung vom Jahr 1901“<br />

getrocknete Arzneipflanzen auch außerhalb der Apotheke, vor-<br />

44 5/2010


5/2010<br />

Praxis / Serie<br />

nehmlich in Drogerien und später auch in Reformhäusern, vertrieben<br />

werden durften.<br />

Da „Kräuter“, genauer gesagt „Heilkräuter“ in der Regel jedoch<br />

nur bei Befindlichkeitsstörungen bzw. Befindlichkeitsstörungen<br />

mit geringem Krankheitswert oder bei sog. „banalen<br />

Erkrankungen“ (z.B. bei Katarrhen der oberen Atemwege) verwendet<br />

werden, ist den meisten Menschen wenig bewusst, <strong>das</strong>s<br />

es sich im Grunde genommen, laut Arzneimittelgesetz, um <strong>di</strong>e<br />

Anwendung von Arzneimitteln mit allen rechtlichen Konsequenzen,<br />

handelt.<br />

Aus meiner Sicht, der sich seit 1950 praktisch und wissenschaftlich<br />

mit der Anwendung von Heilpflanzen beschäftigt, ist<br />

gegen <strong>di</strong>e Renaissance der „Kräuteranwendungen“, speziell im<br />

Allgäu, nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil: ich begrüße es,<br />

<strong>das</strong>s <strong>di</strong>e alten Bauerngärten, in denen sich neben Gemüse und<br />

Gewürzpflanzen auch Arzneipflanzen zum Zweck der Selbstme<strong>di</strong>kation<br />

befinden, in Erinnerung gebracht werden. Bei den<br />

Therapieversprechungen sollte man aller<strong>di</strong>ngs zurückhaltender<br />

sein und sich nicht ausschließlich auf <strong>di</strong>e Überlieferung der tra<strong>di</strong>-<br />

2 Johanniskraut<br />

Mystik und wissenschaftliche Forschung<br />

miteinander vereint<br />

Es gibt wenige Arzneipflanzen bzw. Heilkräuter, bei denen <strong>di</strong>e<br />

mystische Vorstellung zur therapeutischen Wirksamkeit und <strong>di</strong>e<br />

nüchternen naturwissenschaftlichen Fakten, <strong>di</strong>e auf intensiver<br />

inter<strong>di</strong>sziplinärer Forschung der letzten 30 Jahre beruhen, so<br />

konträr gegenüber stehen, wie beim Johanniskraut.<br />

Die Vorstellung, <strong>das</strong>s im Johanniskraut <strong>di</strong>e „volle Energie<br />

der Sonne steckt“, weil <strong>di</strong>e Pflanze zum Zeitpunkt der höchsten<br />

Sonnenintensität, nämlich um Johanni, blüht und damit gegen<br />

Depressionen wirksam ist, mag gedanklich vom Ansatz her reizvoll<br />

sein, da ja auch von ärztlicher Seite <strong>di</strong>e Lichttherapie zur Behandlung<br />

von Depressionen eingesetzt wird, und Depressionen<br />

in den lichtreduzierten Jahreszeiten, z.B. im Winter häufiger auftreten<br />

als im Sommer.<br />

Die naturwissenschaftlichen Fakten, <strong>di</strong>e immerhin mit einem<br />

Forschungsetat von rund 50 Millionen Euro ermittelt worden<br />

sind, haben <strong>di</strong>eser Vorstellung aller<strong>di</strong>ngs Folgendes entgegen<br />

zu setzen:<br />

1. Je nach den jahreszeitlichen Temperaturen ist <strong>di</strong>e Blütezeit<br />

des Johanniskrautes nicht nur um den 24. Juni, sondern von<br />

Anfang Juni bis September.<br />

2. Ausführliche agrarwissenschaftliche und pflanzenphysiologische<br />

Stu<strong>di</strong>en zeigen, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e Sonneneinstrahlung nur zu<br />

15–20 % <strong>di</strong>e <strong>Bio</strong>synthese der wirksamen Inhaltsstoffe,<br />

<strong>di</strong>es sind hauptsächlich <strong>di</strong>e Gesamt-Hypericine, <strong>di</strong>e Gesamt-<br />

Flavonoide, <strong>das</strong> Hyperforin und <strong>di</strong>e Xanthine, beeinflusst.<br />

3. Für <strong>di</strong>e therapeutische Wirksamkeit sind – laut den sehr kostenaufwän<strong>di</strong>gen<br />

klinischen Stu<strong>di</strong>en – nicht nur ausreichende<br />

Mengen an Johanniskraut-Gesamtextrakt, sondern ganz<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

tionellen und teilweise krass überzogenen Anwendungsgebiete<br />

stützen, sondern auch jüngere Forschungsergebnisse mitberücksichtigen<br />

und vor allem <strong>di</strong>e Therapieempfehlungen von drei<br />

Sachverstän<strong>di</strong>gen- Kommissionen (eine nationale, eine europäische<br />

und eine WHO- Kommission) kennen bzw. respektieren.<br />

Systematische Untersuchungen zu unerwünschten Neben-<br />

und Wechselwirkungen existieren in den Berichten zur Anwendung<br />

von Heilkräutern in der tra<strong>di</strong>tionellen <strong>Med</strong>izin nicht,<br />

und sie wurden mehr oder weniger erst durch systematische<br />

naturwissenschaftliche Untersuchungen in den letzten 30 Jahren<br />

sowie durch <strong>di</strong>e erst seit 1978 vorgeschriebenen Nebenwirkungsmeldungen<br />

an <strong>das</strong> Bundesgesundheitsamt und <strong>di</strong>e Ärzte-<br />

und Apothekerkammern entdeckt.<br />

Die folgende, lockere „Heilkräuter-Serie“ beschäftigt sich vornehmlich<br />

mit solchen Heilkräutern, bei denen Fehler beim Sammeln,<br />

beim Pflanzen im eigenen Garten, bei der Herstellung und<br />

Anwendung der richtigen Zubereitung sowie bei der Verwendung<br />

bei nicht vertretbaren und nicht gesicherten In<strong>di</strong>kationen<br />

auftreten können.<br />

bestimmte Mindestmengen der oben genannten Inhaltsstoffe<br />

notwen<strong>di</strong>g. Je nachdem, welche der arzneilichen<br />

Wirkstoffe und wie viel davon jeweils enthalten ist, sind<br />

Johanniskrautzubereitungen bei leichten nervlichen Befindlichkeitsstörungen<br />

bis hin zu mittelschweren Depressionen<br />

einzusetzen.<br />

45


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Den niedrigsten Wirksamkeitsgrad, aufgrund mangelnder<br />

Wasserlöslichkeit einiger Inhaltsstoffe, besitzt der Johanniskraut-Tee.<br />

Stärker wirkt der Johanniskraut-Presssaft, gefolgt<br />

von einer alkoholisch-wässrigen Johanniskraut-Tinktur.<br />

Die stärkste Wirksamkeit besitzen standar<strong>di</strong>sierte (d.h. auf<br />

einen immer gleichen Wirkstoffgehalt eingestellte) alkoholisch-wässrige<br />

Trockenextrakte. Bei Trockenextrakten ist <strong>das</strong><br />

Auszugsmittel (hier Alkohol-Wasser) wieder vollstän<strong>di</strong>g entfernt.<br />

Zur Therapie leichter bis mittelschwerer Depressionen<br />

ist <strong>di</strong>e tägliche Einnahme von 900 mg Gesamtextrakt<br />

notwen<strong>di</strong>g.<br />

Fertigarzneimittel (z.B. Kapseln) mit ausreichenden Extraktmengen<br />

und klinischen Stu<strong>di</strong>en zur Wirksamkeits- und Unbedenklichkeit<br />

werden zur Therapie von mittelschweren<br />

Depressionen sogar von den gesetzlichen Krankenkassen<br />

erstattet. Dagegen sind Johanniskraut-Tee, Pulver oder<br />

Frischpflanzenpresssaft laut Bewertung der Sachverstän<strong>di</strong>genkommission<br />

beim Bundesinstitut für Arzneimittel le<strong>di</strong>glich<br />

geeignet, <strong>das</strong> Befinden bei nervlicher Belastung zu<br />

verbessern. Dazu gehören auch alle unterdosierten Johanniskraut-Arzneimittel<br />

im freiverkäuflichen Bereich<br />

(Drogerie, Al<strong>di</strong> etc.)<br />

Beim Sammeln von Johanniskraut muss Folgendes beachtet<br />

werden: Neben dem arzneilich verwendeten echten Johanniskraut,<br />

dem Tüpfel-Hartheu (Stammpflanze Hypericum perforatum<br />

L), existieren in Deutschland noch weitere 16 (!) Johanniskrautarten,<br />

davon kommen 5 im Allgäu vor.<br />

Obwohl <strong>das</strong> me<strong>di</strong>zinisch verwendete echte Johanniskraut<br />

anhand mehrerer charakteristischer Merkmale gut zu erkennen<br />

ist, wird dennoch relativ häufig falsches Johanniskraut gesammelt,<br />

z.B. <strong>das</strong> Berg-Johanniskraut (Hypericum montanum L.), <strong>das</strong><br />

in Regionen über 1000 m vermehrt vorkommt.<br />

Ein aus dem Berg-Hartheu hergestelltes Johanniskraut-Öl<br />

besitzt eine bräunliche Farbe, da <strong>di</strong>ese Art nur einen sehr geringen<br />

Gehalt an den rotfärbenden Hypericinen besitzt.<br />

Generell ist zu selbstgesammeltem echtem Johannikraut<br />

zu sagen, <strong>das</strong>s im Unterschied zu Johanniskraut, <strong>das</strong> aus kontrolliertem,<br />

ökologischen Anbau stammt, keine Garantie für reproduzierbare<br />

Wirkstoffgehalte gegeben ist und je nach Sammel-Standort,<br />

Erntezeitpunkt und weiteren Einflussfaktoren wie<br />

z.B. „chemischen Rassen“ entweder gute oder unbefrie<strong>di</strong>gende<br />

Wirkungen zu verzeichnen sind.<br />

Zur Linderung leichter nervöser Unruhezustände, wie sie<br />

manchmal in den Wechseljahren auftreten, reicht in der Regel<br />

<strong>di</strong>e 3 x tägliche Einnahme eines kräftigen Johanniskrauttees aus<br />

einer guten Teedroge, <strong>di</strong>e durchaus auch aus Wildsammlung<br />

stammen kann (1 geh. Teelöffel zerkleinertes Johanniskraut auf<br />

150 ml heißes Wasser).<br />

Bei einer Tee-Zubereitung muss beachtet werden, <strong>das</strong>s<br />

<strong>di</strong>e wichtigsten wirksamkeitsmitbestimmenden Inhaltsstoffe<br />

beim Erhitzen zerstört werden und der optimale Übergang der<br />

Wirkstoffe in <strong>di</strong>e Teezubereitung bei 60° C erfolgt. Bei höheren<br />

Temperaturen, z.B. beim Kochen des Tees, kommt es zu einer<br />

unerwünschten Veränderung der Wirkstoffe zu unwirksamen<br />

Abbauprodukten.<br />

Johanniskraut-Rotöl zur äußerlichen, oberflächlichen Behandlung<br />

von Schürfwunden, Verbrennungen ersten Grades,<br />

Sonnenbrand und Wundliegen (Dekubitus) besitzt dann eine<br />

Praxis / Serie<br />

besonders starke entzündungshemmende Wirkung, wenn <strong>das</strong><br />

Pflanzenmaterial etwa Mitte August gesammelt wird und neben<br />

den Blüten, Knospen und Blättchen bereits rund 20 % Früchte<br />

enthält. Der Ölauszug ist in <strong>di</strong>esem Falle, zusätzlich zu den anderen<br />

Wirkstoffen, reich an Hyperforin, <strong>das</strong> eine starke entzündungshemmende<br />

Wirkung besitzt.<br />

Für <strong>di</strong>e geruchliche Verbesserung gibt man zu 100 ml Rotöl<br />

20 Tropfen echtes Lavendelöl (mit Arzneibuch-Qualität aus<br />

Lavan dula angustifolia M.).<br />

Wird Rotöl zur Massage bzw. zum Einreiben bei rheumatischen<br />

Muskelbeschwerden, z.B. zur Lockerungsmassage bei<br />

Muskelkater verwendet, versetzt man 100 ml mit 50 Tropfen<br />

echtem Eukalyptusöl und 30 Tropfen echtem Rosmarinöl (Arzneibuch-Qualität).<br />

Johanniskraut-Rotöl gibt es auch in Kapselform zur innerlichen<br />

Einnahme.<br />

Von <strong>di</strong>esen Produkten ist nur eine Wirksamkeit bei leichten<br />

Verdauungsbeschwerden zu erwarten, nicht aber bei nervöser<br />

Unruhe oder gar Depressionen.<br />

Lebensmittel mit Johanniskraut, z.B. in Joghurt oder Johanniskraut-Likör,<br />

haben keinerlei arzneiliche Wirkung.<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher<br />

46 5/2010


5/2010<br />

Praxis / Serie<br />

„Morgens wie ein Kaiser –<br />

mittags wie ein Bürger –<br />

abends wie ein Bettelmann“<br />

Zur Chronobiologie der Ernährung<br />

Alle Vorgänge im menschlichen Körper sind biologischen<br />

Rhythmen unterworfen: Schnelle Oszillationen (Zellmembran),<br />

Schwingungen im Minutentakt (Vasomotion Gehirntätigkeit)<br />

langfristige Rhythmen im Wochen-, Monat- und Jahresverlauf<br />

(Reproduktion, Zellteilung). Aktuelle Forschungen zeigen, <strong>das</strong>s<br />

sogar unsere Gene nach inneren Uhren ticken.<br />

Der Tag-Nacht-Wechsel, der Schlaf-Wachrhythmus und<br />

<strong>di</strong>e mit ihm verbundenen Veränderungen der körperlichen und<br />

psychischen Vorgänge ist <strong>das</strong> eindruckvollste rhythmische Lebensphänomen.<br />

Jede Zelle, jedes Organsystem muss zwischen<br />

Aktivität und Regeneration, zwischen der spezifischen Leistung<br />

und Funktion einerseits und der Sicherung von Ordnung und<br />

Bestand andererseits alternieren. Diesem cirka<strong>di</strong>anen Rhythmus<br />

folgen <strong>di</strong>e Thermoregulation, <strong>di</strong>e Herzkreislaufregulation,<br />

Atmungsfunktionen und auch <strong>di</strong>e hormonellen und vegetativen<br />

Funktionen der Verdauung und des gesamten Stoff-<br />

Der Tagesrhythmus<br />

ca. 2 bis 4 Uhr: Die Körpertemperatur, <strong>di</strong>e Atemfrequenz, der Speichelfluss,<br />

<strong>di</strong>e Gallenblasenkontraktion, <strong>di</strong>e Harnmenge sind am Tiefpunkt, ebenso <strong>das</strong><br />

körperliche und geistige Leistungsvermögen. Für Normalschläfer ist <strong>das</strong> <strong>di</strong>e<br />

Zeit der „biologischen Mitternacht“. Die Tagesereignisse des Vortages werden<br />

aufgearbeitet, <strong>das</strong> Langzeitgedächtnis wird gebildet. Der Organismus ist jetzt<br />

intensiv mit physischer und psychischer Selbstregeneration beschäftigt.<br />

ab 4 Uhr: Der Kortisolspiegel steigt und regelt <strong>di</strong>e Immunfunktionen zurück.<br />

6 Uhr: Die Atemfrequenz, der Speichelfluss steigen langsam. Knorpel- und<br />

Bindegewebe sind am stärksten gequollen.<br />

9 Uhr: Speichelfluss, Vitalkapazität und Blutdruck steigen rasch an.<br />

10 bis 12 Uhr: Körperliches und geistiges Hoch, auch <strong>di</strong>e Stimmung ist gut.<br />

ca. 12 Uhr: Kurz nach Mittag rasseln wir ins Mittagstief, der Organismus will<br />

Ruhe, unabhängig davon, was und wie viel man gegessen hat. Nach Möglichkeit<br />

ein kurzes Schläfchen machen.<br />

ab 15 Uhr: Die Konzentrationsfähigkeit steigt, neuer Schwung beflügelt <strong>di</strong>e<br />

Arbeit, <strong>di</strong>e Körpertemperatur ist in <strong>di</strong>eser Phase am höchsten.<br />

16 Uhr: Der Speichelfluss, <strong>di</strong>e Proteinkonzentration (Ptyalin) des Speichels,<br />

<strong>di</strong>e Magensäureproduktion, <strong>di</strong>e Harnmenge nehmen ab. Die Verdauungskapazität<br />

nimmt langsam ab. Das Immunsystem beginnt zu arbeiten.<br />

17 Uhr: Wir erreichen unseren zweiten Höhepunkt: <strong>di</strong>e Arbeitskapazität<br />

<strong>di</strong>e muskuläre Dauerleistungsfähigkeit. Nun ist eine gute Zeit für Sport und<br />

Training, aber auch für geistige Höchstleistungen.<br />

ab 19 Uhr: Der Körper schaltet allmählich auf Sparflamme zurück, Vitalkapazität,<br />

Blutdruck und Puls sinken, auch <strong>di</strong>e Konzentrationsfähigkeit lässt nach.<br />

Abschalten ist angesagt.<br />

ab 20 Uhr: Die Reaktionszeit nimmt zu, wir werden langsamer, der Organismus<br />

bereitet sich auf <strong>di</strong>e Nachtruhe vor. Die Magensekretion und Gallenblasenaktivität<br />

haben ihren Tiefpunkt erreicht: „Dienstschluss“ für <strong>di</strong>e Verdauung!<br />

Keine größere Mahlzeit mehr zu sich nehmen!<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

wechsels. Der innere Rhythmus liegt bei etwa 23-27 Stunden<br />

und wird durch äußere perio<strong>di</strong>sche Umwelteinflüsse ähnlicher<br />

Frequenz, vor allem der Wechsel von Hell und Dunkel und <strong>di</strong>e<br />

Aufnahme von Nahrung auf den Tagesrhythmus von 24-Stunden<br />

genormt.<br />

„Taktgebend“ wirkt der Suprachiasmatische Nucleus (kurz<br />

SCN genannt). Die Nähe zum Sehsinn kommt nicht von ungefähr,<br />

denn <strong>di</strong>e über <strong>di</strong>e Augen aufgenommenen Lichtsignale<br />

sind für unsere innere Uhr von ebenso großer Bedeutung wie<br />

ihre Verschaltung mit der Epiphyse und Hypophyse. Rhythmusgebendes<br />

Hormon ist <strong>das</strong> Melatonin. Bei Eintritt der Dämmerung<br />

und in der Dunkelheit wird es in der Epiphyse, im Darm und in<br />

der Retina gebildet und zentral freigesetzt. Die Konzentrationen<br />

steigen in der Nacht um den Faktor zehn an, <strong>das</strong> Maximum wird<br />

gegen drei Uhr morgens erreicht. Es induziert <strong>di</strong>e Tiefschlafphase,<br />

aktiviert unser Immunsystem, regelt alle biologischen und<br />

oxidativen Prozesse herunter, hemmt <strong>das</strong> Wachstum von Krebszellen<br />

und stimuliert <strong>di</strong>e Ausschüttung des Wachstumshormons<br />

Somatotropin. Es wirkt selbst als Antioxidans und ist insofern<br />

verantwortlich für Reparatur und Regenerationsvorgänge in<br />

den Zellen und Geweben, wie Knorpel, Knochen, Muskel- und<br />

Eiweißstrukturen.<br />

Das ebenfalls nachtaktive Wachstumshormon mobilisiert<br />

<strong>das</strong> im Fettgewebe eingelagerte Fett und ist ein natürlicher Gegenspieler<br />

des Insulins. Wer nachts also sein Speicherfett verbrennen<br />

will, sollte durch eine eiweißbetonte und Kohlenhydratfreie<br />

Abendmahlzeit den Blutzucker und <strong>di</strong>e Insulinausschüttung<br />

am Abend unterbinden, damit Fett abgebaut werden kann.<br />

Ernährung nach der inneren Uhr<br />

Ein Leben im Rhythmus, feste regelmäßige Essenszeiten, stabilisieren<br />

<strong>di</strong>e Gesundheit. Wer den Wechsel aus Aktivität und Regeneration<br />

weitgehend nach der inneren Uhr ausrichtet, regelmäßig<br />

isst, ausreichend und tief schläft, lebt gesünder.<br />

Also frühstücken wie ein Kaiser?<br />

Den einzelnen Mahlzeiten sollte ein unterschiedliches Gewicht<br />

zukommen. Das Frühstück bricht <strong>das</strong> nächtliche Fasten, wie der<br />

englische Ausdruck „breakfast“ trefflich verrät. Nicht jeder wird<br />

aller<strong>di</strong>ngs in der Lage sein, morgens in der Frühe „wie ein Kaiser<br />

zu essen“. Im Tagesrhythmus bestehen durchaus interin<strong>di</strong>viduelle<br />

Unterschiede (s. Abb. 3). Menschen, <strong>di</strong>e morgens langsam<br />

in Schwung kommen, können nur wenig oder erst später frühstücken<br />

– eher „wie ein Bürger:“ eine Scheibe Brot mit Butter und<br />

eventuell etwas Honig, dazu ein Ei. Chronobiologen nennen sie<br />

„Eulen“. Bei ihnen sollte <strong>das</strong> Mittagessen <strong>di</strong>e „Kaisers“-Mahlzeit<br />

sein. Auch Verdauungskranke und Stoffwechselkranke haben<br />

morgens eine längere Anlaufzeit.<br />

Die anderen, <strong>di</strong>e „Lerchen“, vertragen sofort ein üppiges<br />

Mahl. Ihnen bekommen am Morgen eiweißreiche Speisen gut<br />

(s. Abb. 1). Sie werden nach dem Aufstehen in Wärme umgewandelt.<br />

Ein Ei, ein Käsebrot oder ein japanisches Frühstück mit Fisch<br />

sind ein guter Start in den Tag.<br />

Das Mittagessen wird im hektischen Arbeitsalltag zu oft vernachlässigt.<br />

Ihm kommt jedoch starke zeitordnende Kraft zu. Es<br />

strukturiert den Tag und lässt uns im Arbeitsalltag innehalten<br />

und auch durchatmen. Eine gemischte leicht verdauliche Kost<br />

47


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Abb. 1: Morgendliche eiweißreiche Testmahlzeiten steigern den<br />

Ruheumsatz und <strong>di</strong>e O 2 -Aufnahme nachhaltiger als abendliche<br />

(G. hildebrandt).<br />

Abb. 2: zeigt <strong>di</strong>e unterschiedliche Gewichtsentwicklung mit Darstellung<br />

der tagesrhythmischen Schwankungen von Versuchspersonen<br />

deren Nahrungsaufnahme entweder am Morgen oder am<br />

Nachmittag erfolgte (halberG).<br />

Abb. 3: Mittlerer<br />

Tagesgang der<br />

Körpertemperatur<br />

bei verschiede nen<br />

Phasenlagen des<br />

Tagesrhythmus unter<br />

gleichmäßiger<br />

Ruhebe<strong>di</strong>ngung<br />

(G. hildebrandt)<br />

Praxis / Serie<br />

aus Eiweißträgern, Fett und Kohlenhydratbeilagen lässt uns nicht<br />

so sehr in <strong>das</strong> Stoffwechselmittagstief hineinfallen. Doch sollte<br />

man sich ruhig eine Pause gönnen: <strong>das</strong> sogenannte „Power-<br />

Napping“ fördert <strong>di</strong>e nachmittagliche Konzentration und beugt<br />

Stress und Krankheiten vor.<br />

So üppig, wie der Tisch in der Frühe gedeckt sein darf, so<br />

spartanisch sollte <strong>das</strong> Abendessen ausfallen: möglichst früh,<br />

möglichst leicht und möglichst knapp essen – eben „wie<br />

ein Bettelmann“. Die Verdauung einer großen (!) Mahlzeit<br />

braucht 6 bis 8 Stunden. Das würde sich nach einer zu reichlichen<br />

und späten Abendmahlzeit bis tief in <strong>di</strong>e Nacht hineinziehen.<br />

Nachts arbeiten <strong>di</strong>e Verdauungsorgane aber nur mit geringer<br />

Kraft. Man sollte ihnen daher in <strong>di</strong>eser Zeit nicht zuviel Arbeit<br />

aufbürden. Man fühlt sich am nächsten Morgen frischer, weniger<br />

benommen. Man läuft schneller an.<br />

Je später der Tag, desto mehr lagert der Körper Nahrung als<br />

Fett ein. Selbst wenn Menschen <strong>di</strong>e gleiche Menge an Kalorien<br />

verzehren, nehmen sie doch deutlich mehr zu, wenn <strong>das</strong> Abendessen<br />

<strong>di</strong>e schwerste Mahlzeit bildet (Abb. 2). Wer zwei bis drei<br />

Stunden vor dem zu Bett gehen <strong>das</strong> letzte Mal speist und dabei<br />

bevorzugt leichte Kost einnimmt, der hat zur Schlafenszeit einen<br />

höheren Melatoninspiegel im Blut. Das sorgt für einen tiefen, erholsamen<br />

Schlaf.<br />

Besonders Übergewichtige kommen abends gut mit einer<br />

kohlenhydratarmen Mahlzeit zurecht: Etwa 80-100 g Fisch oder<br />

leichtes Fleisch, dazu eine kleine Kartoffel oder etwas mildes<br />

gekochtes Gemüse, eine Suppe oder eine kleine Käseplatte. Dadurch<br />

wird <strong>di</strong>e nächtliche Fettverbrennung angeheizt. Je später<br />

<strong>di</strong>e Essenszeit, desto kleiner <strong>di</strong>e Mahlzeit und desto leichter <strong>di</strong>e<br />

Lebensmittel!<br />

Besonders ungesund ist es, nachts den Kühlschrank zu plündern.<br />

Das bringt <strong>di</strong>e innere Uhr völlig aus dem Gleichgewicht. Es<br />

wird weniger Insulin und auch weniger Leptin gebildet. Dadurch<br />

wird <strong>das</strong> Genaschte schlechter verdaut als am Tag und auch <strong>di</strong>e<br />

Sättigung wird sich nicht richtig einstellen. Wer <strong>di</strong>e Völlerei im<br />

Dunkeln nicht lassen kann, erhöht auf lange Sicht sogar sein<br />

Risiko für Diabetes und Übergewicht.<br />

In der „gesunden“ Mittelmeerkost liegen zwar <strong>di</strong>e Hauptmahlzeiten<br />

in den kühleren Abendstunden, doch bestehen jene<br />

tra<strong>di</strong>tionellerweise aus sehr leichten, leichtverdaulichen und<br />

kleinen Gängen (Gemüsesuppe, kleiner Fischgang, etwas Käse,<br />

kleine Süßspeise, Weißbrot) – verteilt und mit Ruhe genossen!<br />

Literatur bei der Verfasserin<br />

Referent Dr. Monika Pirlet-Gottwald<br />

Kurs ERN- Weiterbildung Ernährungsme<strong>di</strong>zin – Teil 1<br />

Datum / Zeit 16.-20. März 2011 / jeweils 8:00 bis 18:00<br />

Kurs ERN- Weiterbildung Ernährungsme<strong>di</strong>zin – Teil 2<br />

Datum / Zeit 30. März - 3. April 2011 / jeweils 8:00 bis 18:00<br />

Kurs SEM- Fallseminar Magen-Darm-Erkrank. / Ernähr. als Therapie<br />

Datum / Zeit 31. März 2011 / 9:00 bis 18:00<br />

Autorin<br />

Dr. med. Monika Pirlet-Gottwald<br />

prakt. Ärztin<br />

Paganinistraße 98<br />

81247 München<br />

48 5/2010


5/2010<br />

ZAEN<br />

ARBEITSKREIS<br />

BIO–PHYSIKALISCHE THERAPIE<br />

Tagesthemenkonferenz<br />

Der Arbeitskreis <strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie führte am 1. Oktober<br />

2010 erstmalig eine Tagesthemenkonferenz mit Referenten aus<br />

Forschung, Klinik und Praxis durch. Nach Aussage des Präsidenten<br />

des ZAEN, Herrn Dr. med. olaf kuhnke, war <strong>di</strong>eses Symposium<br />

<strong>di</strong>e bestbesuchte Veranstaltung des gesamten Herbstkongresses<br />

(10 % aller Teilnehmer).<br />

Im gut gefüllten kleinen Kursaal fanden sich viele Ärzte zusammen,<br />

um sich von Kollegen erstmalig zur BEMER-Therapie,<br />

<strong>di</strong>eser innovativen, gezielten und wirksamen physikalischen<br />

Therapie einer gestörten Mikrozirkulation im menschlichen Organismus,<br />

informieren zu lassen. Die Vielzahl der sehr gezielten<br />

Fragen in den Diskussionen nach den einzelnen Referaten zeugten<br />

von hoher Aufmerksamkeit und großem Interesse der Teilnehmer<br />

über den ganzen Tag und spiegelten <strong>di</strong>e hohe Qualität<br />

der eingesetzten internationalen Referenten wider. Die Meinung<br />

eines teilnehmenden Arztes: „Eine solche, qualitativ hochwertige<br />

Zusammenfassung vom Modell der Schmerzübertragung im<br />

Neuron (Dr. PhiliPP) über <strong>di</strong>e Erkenntnisse der Mikrozirkulation<br />

von Univ.Doz. Dr. kloPP bis zu den Therapiebeispielen verschiedener<br />

Praktiker und den wissenschaftlichen Erkenntnissen von<br />

Frau Prof. Dr. rihova aus Prag lässt sich so schnell nicht wiederholen<br />

und es tut mir für jeden leid, der <strong>di</strong>ese „geballte Ladung“<br />

versäumt hat!“<br />

Im Anschluss an <strong>das</strong><br />

Symposium fand, unter<br />

großer Beteiligung der<br />

Mitglieder, eine Sitzung<br />

des Arbeitskreises „<strong>Bio</strong>-<br />

Physikalische Therapie“<br />

statt. Angeregt durch<br />

<strong>di</strong>e ausgezeichneten Referate<br />

in der Konferenz<br />

folgten zahlreiche interessierte<br />

Ärzte der Einladung,<br />

an <strong>di</strong>eser Sitzung<br />

als Gäste teilzunehmen.<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Sie hatten dabei <strong>di</strong>e Gelegenheit, sich über <strong>di</strong>e Möglichkeiten<br />

zu informieren, <strong>di</strong>e der Arbeitskreis seinen Mitgliedern<br />

anbietet. Diese können praktisch ohne wesentliche Kosten zuerst<br />

einmal ein Therapiesystem nutzen, um <strong>di</strong>e Wirkungen der<br />

BEMER-Therapie selbst zu erfahren. Danach können sie mit ihren<br />

Patienten an einer internationalen Fallsammlung teilnehmen.<br />

Dabei stehen ihnen stän<strong>di</strong>g 3 Gerätesysteme für ihre Praxis zur<br />

Verfügung, um <strong>di</strong>ese den Patienten zur effektiven Heimanwendung<br />

mitzugeben. Diese Anwendungen müssen ärztlich dokumentiert<br />

werden. Der Arbeitskreis wird <strong>di</strong>e Dokumentationen<br />

auswerten und <strong>di</strong>e Ergebnisse publizieren. In den regelmäßigen<br />

Treffen des Arbeitskreises wird über Forschungsergebnisse und<br />

über Therapieerfolge berichtet oder über schwierige Fälle <strong>di</strong>skutiert.<br />

Am Samstag folgte, auf Einladung der IPO (International<br />

Prevention Organisation) und unter Vorsitz Ihres Präsidenten<br />

Prof. Dr. Dr. karlheinZ SchMidt aus Tübingen, eine Konsensuskonferenz<br />

zur BEMER-Therapie. Ein absolutes „Highlight“ für den<br />

Arbeitskreis. Ein hochrangiges Gremium von internationalen Kapazitäten,<br />

Or<strong>di</strong>narien, Klinikleitern und Experten wür<strong>di</strong>gte den<br />

derzeitigen Forschungsstand zu den Wirkmechanismen und zu<br />

den bisher erzielten Therapieerfolgen. Gleichzeitig gab es zahlreiche<br />

Anregungen, wie Forschung und Weiterentwicklung in<br />

den nächsten Jahren gestaltet werden sollten. Als Extrakt aus<br />

den Beiträgen und den ausführlichen Diskussionen einigten sich<br />

<strong>di</strong>e Teilnehmer auf eine 6 Thesen umfassende Deklaration, den<br />

„Internationalen Palmenwald Konsensus“. (siehe Dokument auf<br />

Seite 50)<br />

Insgesamt ist der Arbeitskreis <strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie mit<br />

dem Verlauf der Konferenzen und dem derzeitigen Status sehr<br />

zufrieden, da sich sowohl <strong>di</strong>e inhaltliche, als auch <strong>di</strong>e Entwicklung<br />

der Mitgliederzahl, angesichts der kurzen Zeit seines Bestehens,<br />

überaus positiv darstellt.<br />

Fazit<br />

Im Rahmen der neu zu gestaltenden Ausbildung in Naturheilverfahren<br />

wird <strong>di</strong>ese biophysikalische Therapie sicher einen adäquaten<br />

Platz finden. In der nächsten Zeit wird der Arbeitskreis<br />

eine detaillierte Zusammenfassung der Beiträge der ganzen<br />

Konferenz in einer Broschüre herausgeben. Diese Broschüre und<br />

weitere Unterlagen senden wir Ihnen gerne auf Anfrage zu.<br />

Dr. med. Wolfgang Bohn<br />

Leiter des Arbeitskreises <strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie<br />

49


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Kontaktadresse:<br />

<strong>Med</strong>ical Expert Center<br />

BEMER Int. AG<br />

Austrasse 15<br />

FL 9495 Triesen<br />

Fürstentum Liechtenstein<br />

Tel. 00423 3993999<br />

Fax 00423 3993998<br />

E-Mail:<br />

wolfgang.bohn@bemergroup.com<br />

International Palmenwald Consensus<br />

on the significance of bemer-therapy<br />

1. The intensive research on BEMER therapy during the last 12<br />

years by scientists and clinicians in many countries has led in<br />

2010 to the consensus that BEMER therapy has a significant<br />

potential in the prevention and treatment of a large number<br />

of <strong>di</strong>seases.<br />

2. Research and development over the last 6 years were targeted<br />

on the improvement of the unique pulse in BEMER therapy<br />

by using specific imaging technology. Based upon these<br />

results there is now general agreement that in present<br />

me<strong>di</strong>cine this physical mode is able to improve in the whole<br />

body <strong>di</strong>sordered blood <strong>di</strong>stribution in microcirculation by<br />

well <strong>di</strong>rected and efficacious stimulation of local and superior<br />

vasomotion of arterioles and venoles as basic regulative<br />

requirement to start recovering from <strong>di</strong>seases in general.<br />

3. Specific areas in which BEMER therapy has proven to be<br />

efficacious are mainly <strong>di</strong>seases which are causally or collaterally<br />

sourced by <strong>di</strong>sordered regulative blood <strong>di</strong>stribution such<br />

as <strong>di</strong>abetes following <strong>di</strong>sorders, wound healing, sclerosis<br />

multiplex, pain reliefe, orthopae<strong>di</strong>c, sleep and a number of<br />

chronic age-related <strong>di</strong>sorders as well as sports me<strong>di</strong>cine.<br />

Freudenstadt, 02. Oktober 2010<br />

Wissenschaftliches Programm<br />

Nächste Termine:<br />

� <strong>Med</strong>izinische Woche<br />

Baden-Baden<br />

30.10.2010, 14.30-16.00 Uhr<br />

Sitzungsraum 10, 2.OG<br />

Dr. med. Wolfgang Bohn<br />

Nach 6 Jahren Forschung:<br />

Erste gezielte physikalische Therapie<br />

einer gestörten Mikrozirkulation<br />

4. It is quite clear that there is a great need for further clinical<br />

and basic science research. From this research highly<br />

promising results can be expected further demonstrating<br />

the benefit of BEMER therapy in an even broader spectrum<br />

of me<strong>di</strong>cal fields and prevention.<br />

5. There is a great need for improvement in public awareness of<br />

the preventive and therapeutic benefits of BEMER therapy<br />

also reflecting the fact that there is clear evidence that this<br />

treatment is safe and without side effects.<br />

6. In ad<strong>di</strong>tion there is substantial agreement that governmental<br />

agencies, health professionals and the me<strong>di</strong>a should promote<br />

information transfer to the general public that there is clear<br />

scientific, clinical, socio-economic and practical evidence<br />

on the benefits of BEMER therapy.<br />

Freudenstadt October o2, 2o1o<br />

ca dr. med. phd i. bernát // dr. med. wolfgang bohn // dr. ilona horvath-beck // dr. phd p. kesserü //<br />

ca dr. med. habil. phd j. kiss // ca dr. med. rainer klopp // dr. med. olaf kuhnke // dr. med. siegfried schmotz-leyrer //<br />

dr. med. j. piatkowski // prof. dr. med. b. rihova // prof. dr. dr. k. schmidt // ca dr. med. l. weisskopf<br />

� Bundeskongress<br />

Privatme<strong>di</strong>zin<br />

04.12. 2010, Köln<br />

Vortrag Dr. Wolfgang Grebe/<br />

Dr. Wolfgang Bohn<br />

BEMER Therapie: Erste gezielte physikalische<br />

Therapie einer gestörten<br />

Mikrozirkulation ist <strong>di</strong>e wirtschaftlichste<br />

IGeL-Geräteleistung für <strong>di</strong>e<br />

Praxis<br />

ZAEN<br />

� Kongress <strong>Med</strong>izin 2011<br />

Stuttgart 28.01. – 30. 01. 2011<br />

Fachvortrag N.N.<br />

Hinweis:<br />

Auf der ZAEN-Homepage unter<br />

„<strong>Bio</strong>physikalische Therapie“ finden<br />

Sie Videos zur erwähnten Konsensus-<br />

konferenz und zum Arbeitskreis<br />

<strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie<br />

50 5/2010


5/2010<br />

ZAEN<br />

Nachruf auf Heinz-Jürgen Bach<br />

Dr. med. heinZ-Jürgen bach ist am 17. August 2010 mit 63 Jahren<br />

einem Krebsleiden erlegen. Geboren am 1. Dezember 1946 in<br />

Solingen verbrachte er unter der Obhut fürsorglicher Eltern eine<br />

heitere und sorglose Kindheit.<br />

Nach einigen Semestern der<br />

Jurisprudenz an der Universität<br />

Köln begann er <strong>das</strong> Stu<strong>di</strong>um<br />

der <strong>Med</strong>izin 1973 an der Universität<br />

Münster. Staatsexamen,<br />

Approbation und Promotion<br />

absolvierte er an der Universität<br />

Düsseldorf.<br />

Dr. med. heinz-JürGen bach<br />

1.12.1946 – 17.8.2010<br />

Nach seiner Approbation<br />

1980 arbeitete er als Assistenzarzt<br />

für Innere <strong>Med</strong>izin am<br />

Roten Kreuz Krankenhaus in<br />

Wuppertal und am Städtischen Krankenhaus in Solingen. Forschungsschwerpunkte<br />

der Aus- und Weiterbildung waren <strong>di</strong>e<br />

Onkologische Immunologie und <strong>di</strong>e Onkologie. Von 1976 bis<br />

1980 promovierte er am Pathologischen Institut der Universtät<br />

Düsseldorf (Prof. Dr. franZ borchard) über „Immunhistochemische<br />

Untersuchungen über T- und B-Lymphozyten in Frühkarzinomen<br />

und fortgeschrittenen Karzinomen des Magens“ mit der<br />

Note „sehrgut“.<br />

1987 und 1988 arbeitete er als Gastarzt am Institut für Immunologie<br />

der Universität Helsinki (Prof. tallberg) über <strong>di</strong>e Aufarbeitung<br />

autologer Tumorvakzine und deren klinische Anwendung<br />

an onkologischen Patienten. Von <strong>di</strong>eser Metho<strong>di</strong>k sollten viele<br />

seiner späteren Tumorpatienten profitieren.<br />

Die Niederlassung erfolgte am 1. Januar 1985 als Allgemeinarzt<br />

mit Sportme<strong>di</strong>zin und Koloproktologie in Krefeld-Ür<strong>di</strong>ngen.<br />

Eine Krebserkrankung im engsten Familienkreis ermutigte ihn<br />

jedoch, sich ausschließlich der Onkologie zu widmen. 1990<br />

verlegte er seine Praxis nach Solingen, <strong>di</strong>e er als onkologische<br />

Schwerpunktpraxis unter Mitwirkung seiner späteren Frau ilona<br />

ridderS fortführte. Um seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet<br />

der Onkologie und Tumorimmunologie zu intensivieren, gründete<br />

er <strong>das</strong> Institut für Klinische Krebsforschung. Seit 1990 war<br />

er gemäß den Statuten der KBV als verantwortlich onkologischer<br />

Arzt zugelassen.<br />

Er war Mitglied der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen<br />

Gesellschaft für Onkologie, der Gesellschaft zur Förderung<br />

der ambulanten Krebstherapie, der Gesellschaft für biologische<br />

Krebsabwehr, der Internationalen Gesellschaft für Thymologie<br />

und Immuntherapie, der internationalen experimentellen Krebsforschungsgesellschaft<br />

„Metastasis Research Society“, Mitglied<br />

des onkologischen Arbeitskreises der niedergelassenen onkologisch<br />

tätigen Ärzte des linken Niederrhein, der onkologischen<br />

Arbeitsgemeinschaft der Universität Düsseldorf, des onkologischen<br />

Schwerpunktes linker Niederrhein, sowie Gründungsmitglied<br />

und Vizepräsident der Europäischen Gesellschaft für angewandte<br />

Immunologie.<br />

Neben zahlreichen Vorträgen auf Krebskongressen und<br />

Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften, veranstaltete<br />

Dr. bach Kongresse und Workshops über Krebs- und Alternativ-<br />

<strong>Med</strong>izin. Er rief <strong>di</strong>e Fortbildungsveranstaltungen und Fortbildungskurse<br />

in <strong>Bio</strong>logischer Krebstherapie in Baden Baden und<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Freudenstadt ins Leben, <strong>di</strong>e von vielen Ärzten in Anspruch genommen<br />

wurden und außerordentlich erfolgreich waren. Er hat<br />

damit einen Beitrag geleistet, bessere und neuere Therapiemöglichkeiten<br />

für Krebskranke einem größeren Ärztekreis zu erschließen.<br />

Frühzeitig hat er <strong>di</strong>e Immuntherapie bei verschiedenen<br />

Krebsarten erfolgreich angewandt und biologische Therapien<br />

mit konventionellen Krebstherapien, wie etwa der Chemotherapie,<br />

kombiniert. Schon ab 1990 setzte er zur Therapie von fortgeschrittenen<br />

Tumoren zusätzlich immunstimulierende Substanzen<br />

ein, wie z.B. Interferon, Interleukin, Thymus und Mistel.<br />

Er arbeitete mit Leidenschaft und Freude an dem, was er tat,<br />

nämlich zu forschen und <strong>di</strong>e Erkenntnisse zum Wohl seiner Patienten<br />

praktisch umzusetzen. Aber neben dem Therapieerfolg<br />

stand für ihn immer <strong>di</strong>e Lebensqualität des kranken Menschen<br />

im Vordergrund. Es war ihm sehr wichtig, <strong>di</strong>e Patienten umfassend<br />

zu informieren und mit in <strong>di</strong>e Entscheidung über <strong>di</strong>e zur<br />

Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten einzubeziehen,<br />

um voll und ganz hinter dem stehen können, was zu tun geplant<br />

war. Viele seiner zahlreichen Patienten haben in ihm aber<br />

nicht nur den Arzt gesehen, der für sie eine möglichst effektive<br />

Therapie erarbeite, sondern schätzten ihn gerade wegen seiner<br />

menschlichen Zuwendung und der Gabe, sie nie mutlos zurückzulassen.<br />

So werden wir in ihm einen lebensfrohen Menschen, einen<br />

inspirierenden Freund, einen engagierten Arzt und Forscher<br />

schmerzlich vermissen. Dr. O. Kuhnke<br />

– bio-logisch der richtige Weg.<br />

Wir sind <strong>das</strong> Kompetenzzentrum für <strong>Bio</strong>logisch-Integrative <strong>Med</strong>izin<br />

und Zahnheilkunde in der Schweiz und behandeln chronisch kranke Menschen<br />

aus dem Inland sowie dem nahen und englischsprachigen Ausland.<br />

Zur Unterstützung unseres Chefarztes suchen wir eine/n<br />

Assistenzarzt/-ärztin<br />

Voraussetzungen:<br />

• Abgeschlossene schulme<strong>di</strong>zinische Ausbildung und – wenn<br />

möglich – ein Jahr Spitalerfahrung<br />

• Deutsche Muttersprache, gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift<br />

• Grundkenntnisse der Naturheilverfahren wären von Vorteil; insbesondere<br />

der Neuraltherapie, Homöopathie, Sanumtherapie<br />

• Sonografiekenntnisse von Vorteil<br />

Wir bieten:<br />

• Intensive Aus- und Weiterbildung in verschiedenen Methoden der<br />

Alternativme<strong>di</strong>zin<br />

• Aktives kollegiales Team, enge Zusammenarbeit<br />

• Interessante Patienten-Kasuistiken<br />

• Internationale Patientenschaft, internationale Kooperationen<br />

• Breites Angebot an Diagnose- und Therapieverfahren der<br />

Ganzheitsme<strong>di</strong>zin<br />

• Geregelte Arbeitszeiten von Montag bis Freitag<br />

Weitere Informationen über uns finden Sie unter www.paracelsus.ch.<br />

Gerne erwarten wir<br />

Ihre schriftlichen<br />

Bewerbungsunterlagen:<br />

Paracelsus Klinik Lustmühle<br />

Herr Ulrich Schelling<br />

Postfach 162<br />

CH-9053 Teufen<br />

Telefon +41 71 335 71 92<br />

u.schelling@paracelsus.ch<br />

51


<strong>zaenmagazin</strong><br />

John le Carré<br />

Marionetten (Roman)<br />

368 S., Taschenbuch, Ullstein Verlag, € 9,95<br />

ISBN 978-3-548-28128-5<br />

Noch einmal in Deutschland.<br />

Er hat noch ein Buch geschrieben. Und es ist wieder ein Spionageroman<br />

geworden. Ein guter natürlich. Und er spielt wieder<br />

in Deutschland. Wie damals schon, als sein Spion noch aus der<br />

Kälte kam.<br />

Diesmal Hamburg – und nur so viel Berlin wie nötig. Es geht<br />

anders zu als damals während des Kalten Krieges. Es sind ja auch<br />

andere Zeiten. Gefährlichere. Zeiten, in denen Schul<strong>di</strong>ge und Unschul<strong>di</strong>ge<br />

gleichermaßen zu Marionetten in einem grausamen<br />

Spiel werden können. Zeiten, <strong>di</strong>e von Terror bestimmt sind, der<br />

alle Gesellschaften der Welt verändert hat. –<br />

In der Hansestadt trifft auf ebenso verschlungenen wie illegalen<br />

Wegen der junge muslimische Tschetschene iSSa ein,<br />

abgemagert bis auf <strong>di</strong>e Knochen, am Ende seiner Kräfte. Türken<br />

nehmen ihn in ihr Haus, versuchen ihn aufzupäppeln und verstecken<br />

ihn vor der Welt.<br />

Nun gibt es in Hamburg und in Berlin und überhaupt auf<br />

dem ganzen Globus Geheim<strong>di</strong>enste. Das sind Einrichtungen, <strong>di</strong>e<br />

von allen möglichen Dingen Wind bekommen, noch ehe er sich<br />

regt. Die, von denen der Roman erzählt, haben <strong>di</strong>esen schmalen<br />

Fremden natürlich längst im Visier, bevor er in Altona ankommt<br />

und frierend auf der Straße steht. Und sie beginnen mit ihm und<br />

um ihn herum ein Spiel, <strong>das</strong> sie professionell nach allen Regeln<br />

der „Kunst“ abwickeln.<br />

In Hamburg gibt es auch <strong>di</strong>e englische Privatbank Brue<br />

Frères. Der Inhaber ist ein behutsam in <strong>di</strong>e Jahre gekommener<br />

Weltmann, Banker zwar, aber nicht übertrieben berechnend,<br />

charmant und geachtet – nur, leider, leider, mit ein paar Leichen<br />

im Keller, <strong>di</strong>e ihm gar nicht behagen. „Lipizzaner“ hat sein humorvoller<br />

englischer Vater sie genannt, weil <strong>di</strong>ese Pferde schwarz auf<br />

<strong>di</strong>e Welt kommen und erst im Laufe ihres Lebens schneeweiß<br />

werden. Brue's Lipizzaner sind ungute Konten, schmieriges Geld,<br />

<strong>das</strong> vor Jahrzehnten <strong>das</strong> Überleben der Bank bewirkt hat – zwielichtige<br />

Leute, auch Russen, hatten erfahren, <strong>das</strong>s es Frères nicht<br />

gut ging und – „halfen“. Natürlich kennen <strong>di</strong>e Geheim<strong>di</strong>enste<br />

<strong>di</strong>ese „Pferdchen“, und natürlich wissen sie, <strong>das</strong>s der Tschetschene<br />

und ein Lipizzaner einen gemeinsamen Vater haben. iSSa ist<br />

also nicht nur ein illegaler Flüchtling, sondern auch ein schwerreicher<br />

Erbe. Nur will der junge Mann <strong>di</strong>eses Geld nicht, er mag<br />

es nicht einmal anfassen. Er möchte Arzt werden und dann für<br />

seine Leidensgenossen und Glaubensbrüder da sein – aber nicht<br />

mit Hilfe <strong>di</strong>eses schmutzigen Geldes! Es soll Bedürftigen zugute<br />

kommen. Diese Selbstlosigkeit bringt <strong>di</strong>e Schlapphüte nicht lange<br />

ins Grübeln – sie werden sie sogar eiskalt nutzen.<br />

Entscheidend mit im Spiel ist <strong>di</strong>e deutsche Anwältin annabel<br />

richter, <strong>di</strong>e für eine Flüchtlings-Hilfsorganisation arbeitet, den<br />

Tschetschenen als Mandanten bekommt und mit ihm einen gefährlichen<br />

Weg geht, gehen muss.<br />

Zentralverband der Ärzte für Naturheil-<br />

verfahren und Regulationme<strong>di</strong>zin e.V.<br />

Am Promenadenplatz 1<br />

72250 Freudenstadt<br />

Tel. 0 74 41 – 91 858 0<br />

Fax 0 74 41 – 91 858 20<br />

www.zaen.org � info@zaen.org<br />

Bücher<br />

toMMy brue, iSSa und annabel treffen also aufeinander, weil<br />

iSSas Erbe bei Brue Frères bunkert, annabel <strong>di</strong>e wohltätige Verteilung<br />

des Geldes juristisch in einer gewagten Aktion begleiten<br />

und ihren Mandanten danach in <strong>das</strong> erstrebte Leben führen soll.<br />

Jedenfalls glauben sie <strong>das</strong>.<br />

In Wahrheit stehen <strong>di</strong>e drei (und ein sehr angesehener muslimischer<br />

Gelehrter, der aber, wie sich zeigt und <strong>di</strong>e Geheim<strong>di</strong>enstler<br />

längst wissen, keine ganz reine Weste hat) auf dem geheim<strong>di</strong>enstlichen<br />

Schachbrett. Und da zählen weder Menschen<br />

noch Gesetze. Da werden Figuren zum eigenen zweifelhaften<br />

Ruhm gezogen – und geopfert.<br />

Eine solche Geschichte kann nur einer erzählen, der exzellent<br />

erzählen kann. Einen solchen Hintergrund kann nur beleben,<br />

wer selbst in <strong>di</strong>esen Kulissen gelebt hat. Einen solchen Plot<br />

kann nur einer glaubhaft gestalten und steigern, der über alle<br />

Maße gut informiert ist: John le carré, der ehemalige Geheim<strong>di</strong>enstler<br />

und Diplomat. W. Kolkhorst<br />

Tilman Spreckelsen<br />

Der Maigret-Marathon<br />

Ein Selbstversuch in 75 FAZ-Kolumnen<br />

184 S., fester Einband, Diogenes Verlag, € 9,--<br />

ISBN 978-3-257-23966<br />

„Trägt gern schwarz und eine Melone.“<br />

Jedes Mal, wenn ich einen „Maigret“ ausgelesen hatte, stand für<br />

mich fest: Irgendwann kaufe ich mir all <strong>di</strong>ese Romane! Immer<br />

standen dann aber wirtschaftliche Erwägungen dagegen. Jetzt<br />

bin ich der Sorge enthoben. Der FAZ-Redakteur tilMan SPreckel-<br />

Sen hat's getan. Und nicht nur <strong>das</strong>. Er hat sie auch alle gelesen.<br />

Jede Woche einen. Selbstversuch!<br />

Nun ist es ja bekanntlich einfacher, ein Buch zu behalten, als<br />

<strong>das</strong>, was darin steht. Und so hat er säuberlich alle Inhalte aufgeschrieben<br />

und veröffentlicht – in einem Blog (www.faz.net).<br />

Angereichert hat er <strong>das</strong> Ganze mit Zutaten wie „Die Handlung<br />

in einem Satz“ und „Konsumierte geistige Getränke“ und „Neues<br />

über Maigret“ oder „Und Madame Maigret?“ und „Lieblingssatz“.<br />

So ist ihm ein feines kleines Nachschlagewerk gelungen,<br />

<strong>das</strong> man nicht am Stück lesen wird und kann, <strong>das</strong> einem aber<br />

den Einstieg in <strong>das</strong> Werk SiMenons erleichtert oder Lust auf einen<br />

nächsten spannenden Kriminalfall macht. Nicht, indem es der<br />

Autor <strong>di</strong>rekt sagt, sondern indem er's eben nicht tut. – Schöne<br />

Ergänzung einer inhaltvollen Bibliothek! W. Kolkhorst<br />

Impressum<br />

© 2010 ZAEN<br />

Chefredaktion:<br />

Jens Meyer-Wegener<br />

Herstellung: S. Oestreich<br />

daedalus design, München<br />

52 5/2010


5/2010<br />

Bücher<br />

H. Schilcher / S. Kammerer / T. Wegener<br />

Leitfaden Phytotherapie<br />

Elsevier 4. Aufl. 2010<br />

geb., 1.232 S., 245 farb. Abb., € 82,95<br />

ISBN 978-3-437-55343-1<br />

Vielfältig – praxisnah – aktuell<br />

Der Leitfaden Phytotherapie ist ein praktisches Arbeitsbuch, <strong>das</strong><br />

in keiner Praxis und Apotheke fehlen sollte.<br />

Er bietet:<br />

Grundlagen der modernen, rationalen Phytotherapie mit<br />

Hinweisen auf <strong>di</strong>e arzneimittelrechtliche Situation in<br />

Deutschland und der EU<br />

Ausführlicher Monographieteil mit allen Heilpflanzen, jeweils<br />

mit Farbfoto<br />

H. Heine / E. Heine<br />

Befindensstörungen – Chronische<br />

Krankheiten – Altern<br />

CO´<strong>Med</strong> Verlagsgesellschaft 2009<br />

167 S., z.T. farb. Abb., € 17,80<br />

ISBN 978-3-934-67235-2<br />

Dem Titel entsprechend teilt sich <strong>das</strong> Buch in drei Abschnitte:<br />

Befindensstörungen (45 S.), chronische Kankheiten (20 S.)<br />

und Altern (50 S.). Die alle drei Formen des Lebens verbindende<br />

Matrix ist – und <strong>das</strong> sollte uns bei dem Namen heine nicht<br />

verwundern – <strong>di</strong>e Grundregulation. Was aber nicht zu erwarten<br />

war, ist <strong>di</strong>e von der Grundregula tion abgeleitete Sicht der Psychosomatik.<br />

Das weiterhin Bemerkenswerte ist <strong>di</strong>e Breite des<br />

theoretischen Ansatzes. So finden wir zur Erklärung der multiplen<br />

Formen der Befindensstörungen mate rielle Gründe, eine<br />

soziostrukturelle, psychosoziale, kulturelle, den Lebensstil – biologische<br />

und Selektionsthese, den Einfluss genetischer Faktoren<br />

auf bio-psycho-soziale Faktoren, psychologische Risikofaktoren,<br />

<strong>di</strong>e Bedeutung von <strong>Bio</strong>rhythmen und letztlich eine Auseinandersetzung<br />

über <strong>di</strong>e Beziehung von Grundregulation und Befindensstörungen.<br />

Die Autoren zeigen überzeugend auf, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

„System der Grundregulation als integrales Element fungiert, <strong>das</strong><br />

alle organischen mit geistig psychischen Wechselwirkungen verbindet.<br />

Als zentraler Informationsverteiler <strong>di</strong>ent <strong>di</strong>e siebartige extrazelluläre<br />

Matrix (ECM) … Keine menschliche Zelle wird <strong>di</strong>rekt<br />

von Nervenfasern, Blut- oder Lymphgefäßen versorgt, immer ist<br />

<strong>das</strong> Molekularsieb der ECM in irgendeiner Form dazwischenge-<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

Berücksichtigung auch negativ monographierter Pflanzen<br />

und Drogen aus der Erfahrungsheilkunde<br />

Therapieempfehlungen zu allen In<strong>di</strong>kationen: <strong>di</strong>fferenziert<br />

und im Rahmen ganzheitlicher Therapiepläne<br />

Vorschläge zur Präparateauswahl inkl. Dosierung und unter<br />

Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Stu<strong>di</strong>energebnisse<br />

Rezepturen zur in<strong>di</strong>viduellen Verordnung von Tees, Salben,<br />

Tinkturen und Umschlägen etc.<br />

Neu in der 4. Auflage:<br />

Aktualisierung und Erweiterung der Pflanzenprofile, ESCOP-<br />

und WHO-Monographien, Arzneimittelempfehlungen, Stu<strong>di</strong>energebnisse<br />

sowie der Verordnungs- und Erstattungsfähigkeit<br />

von Phytopharmaka<br />

Im Kapitel „Verdauungstrakt“ neue Krankheitsbilder<br />

Neues Kapitel zu Allergien durch Arzneipflanzen<br />

Noch praxisorientierter mit Inforamtionen „Für den Hausgebrauch“<br />

Mit einem Geleitwort von Univ.-Prof. em. Dr. med. Dr. h.c. mult.<br />

fritZ h. keMPer (Präsident der European Scientific Cooperative on<br />

Phytotherapy)<br />

schaltet … So stellen Befindensstörungen ein rückkoppelndes<br />

psycho-somatisches und somatopsychisches „Warnsignal“ dar,<br />

<strong>das</strong> <strong>di</strong>e Grenze normaler Regelfähigkeit signalisiert.“ Stressgeschehen<br />

wird in den beteiligten Darm- und Hirnabschnitten sowie<br />

den beteiligten Neurotransmittern aufgezeigt. Auch fehlen<br />

nicht <strong>di</strong>e therapeutischen Möglichkeiten. Da bei anhaltenden<br />

Befindensstörungen immer eine proinflam matorische Situation<br />

vorliegt, in der <strong>das</strong> ECM angesäuert wird, ist es verständlich, <strong>das</strong>s<br />

eine Korrektur <strong>di</strong>eser Situation sowohl von organischer Seite her<br />

– über <strong>di</strong>e <strong>das</strong> Milieu verändernden Substanzen – oder von psychischer<br />

Seite her angegangen werden kann. „Alles, was <strong>das</strong> System<br />

der Grundregulation entlastet und <strong>di</strong>e <strong>Bio</strong>rhythmen schützt,<br />

ist zur Therapie bei Befindensstörungen geeignet: Entsäuerung<br />

der ECM, Ausleitungstherapien, Ordnungstherapie (Lebensstiländerung,<br />

Nahrungsumstellung), Mikrobiologie, Phytotherapie,<br />

Homöopathie, me<strong>di</strong>tative und Psychotherapien, tra<strong>di</strong>tionelle<br />

chinesische <strong>Med</strong>izin und Neuraltherapie.“<br />

Die rechtzeitige Therapie von Befindensstörungen ist deshalb<br />

so wichtig, weil hier eine restitutio ad integrum noch relativ<br />

leicht möglich ist, während bei chronischen Krankheiten der<br />

Organismus mit einer „anders gearteten Ordnung oder mit völligem<br />

Zusammenbruch reagiert hat.“<br />

Im Kapitel Altern werden auf der Basis der „Physiosklerose“<br />

der Gefäße verschiedene „normale“ Alterserscheinungen wie<br />

auch spezielle Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson, Depression<br />

und Angst abgehandelt.<br />

Lesbarkeit: Die einzelnen Abschnitte lesen sich sehr unterschiedlich.<br />

Flüssig, wo es um <strong>di</strong>e allgemeine Theorie geht, zäh<br />

dort, wo es um <strong>di</strong>e Details geht (Neurotransmitter, Innervationb,<br />

Immunzellen etc.).<br />

Innovation: Konkurrenzlos!<br />

Umsetzbarkeit: Dies ist ein Buch, <strong>das</strong> <strong>di</strong>rekren Einfluss auf unsere<br />

Praxis hat. Thomas Ots<br />

53


<strong>zaenmagazin</strong><br />

ZAEN-Symposium & ZAEN-Workshops<br />

im Rahmen des 3 rd European Congress for Integrative <strong>Med</strong>icine 2010<br />

vom 3. bis 4. Dezember 2010 in Berlin<br />

Prof. Dr. Hans-Peter Dürr ist ein bekannter<br />

Atomphysiker und Philosoph. Er arbeitete<br />

eng mit dem Atomphysiker edward teller<br />

und dem Erfinder der Quantenmechanik,<br />

werner heiSenberg, zusammen. Er war Direktor<br />

des Max-Planck-Instituts für Physik<br />

in München. 1987 gründete er <strong>das</strong> Global<br />

Challenges Network, ein weltweites Netzwerk<br />

für Nachhaltigkeitsinitiativen und für<br />

<strong>di</strong>e verantwortliche Nutzung von Technologie. Er ist Vorsitzender<br />

der Vereinigung deutscher Wissenschaftler und engagiert<br />

sich für <strong>di</strong>e Entwicklung einer ganzheitlichen Wissenschaft im<br />

21. Jahrhundert. 1987 erhielt er den „Right Livelihood Award“<br />

(Alternativer Nobelpreis). 2002 ernannte ihn <strong>das</strong> Cambridge <strong>Bio</strong>graphical<br />

Centre zum Internationalen Wissenschaftler des Jahres.<br />

2004 erhielt er <strong>das</strong> Große Bundesver<strong>di</strong>enstkreuz. Er ist Ratsmitglied<br />

des World Future Councils.<br />

Dr. phil. Barbara Doll ist Fachärztin für<br />

Gynäkologie und Geburtshilfe, niedergelassen<br />

in Hamburg, Philosophin, Beraterin des<br />

World Future Councils und Vorstandsmitglied<br />

des ZAEN.<br />

Prof. Dr. Heinrich Leonhardt, geb. 1961,<br />

stu<strong>di</strong>erte <strong>Bio</strong>chemie an der Freien Universität<br />

Berlin und promovierte 1989 am Max-<br />

Planck-Institut für Molekulare Genetik in<br />

Berlin. Er wechselte zur Harvard <strong>Med</strong>ical<br />

School in Boston. 1995 kehrte er an <strong>di</strong>e<br />

Franz-Volhard-Klinik und <strong>das</strong> Max-Delbrück-<br />

Zentrum für Molekulare <strong>Med</strong>izin nach Berlin<br />

zurück. Seit 2002 ist er Professor für Molekulare<br />

Humanbiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in<br />

München. Für <strong>di</strong>e Entwicklung der Chromobo<strong>di</strong>es erhielt Leonhardt<br />

2008 den Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für<br />

Zellbiologie. leonhardt ist Mitglied des Center for NanoScience<br />

(CeNS) und ist bei zwei Exzellenzclustern, dem Center for Integrated<br />

Protein Science Munich (CIPSM) und der Nanosystems<br />

Initiative Munich (NIM), beteiligt.<br />

Anmeldung<br />

Eine Anmeldung zu Veranstaltungen können Sie über folgende Website<br />

www.ecim-congress.org unter Registrierung vornehmen.<br />

Weitere Informationen<br />

ZAEN-Geschäftsstelle – Am Promenadenplatz 1 – 72250 Freudenstadt<br />

Tel.: 07441 / 91858-0 – Fax: 07441 / 91858-22 – info@zaen.org – www.zaen.org<br />

Organisation durch Dr. Barbara Doll, Hamburg<br />

Die Veranstaltungen sind ausschließlich für Ärzte, Zahnärzte sowie Studenten<br />

<strong>di</strong>eser Fachrichtungen.<br />

Veranstaltungsort<br />

andel‘s Hotel Berlin – Landsberger Allee 106 – 10369 Berlin<br />

www.andelsberlin.com – www.ecim-congress.org<br />

Satelliten ZAEN-Symposium<br />

Komplementäre Wissenschaft<br />

Kongress<br />

Samstag 4. Dezember 2010<br />

13:30 - 15:00 Uhr<br />

Teile einer Realität oder Beteiligter einer leben<strong>di</strong>gen Wirklichkeit?<br />

Grenzen und Freiheit unserer Zukunftsgestaltung<br />

und persönlichen Verantwortung<br />

Referent: Prof. Dr. Hans-Peter Dürr (München)<br />

Wir sind mehr als <strong>di</strong>e Summe unserer Gene: Wie der Lifestyle<br />

unsere Gesundheit beeinflusst.<br />

Referent: Prof. Dr. Heinrich Leonhardt (München)<br />

Moderation: Dr. Barbara Doll<br />

Diskussion mit dem Plenum<br />

ZAEN<br />

steht für Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren<br />

und Regulationsme<strong>di</strong>zin e.V. und ist <strong>di</strong>e älteste (Gründung<br />

1951) und größte (ca. 6.000 Mitglieder) ärztliche Fachgesellschaft<br />

für Fort-und Weiterbildungskongresse mit Sitz in Freudenstadt.<br />

info@zaen.org<br />

Der 3rd European Congress for Integrative <strong>Med</strong>icine 2010 ist<br />

eine Veranstaltung im Rahmen des 300jährigen Jubiläums der<br />

Charité – Universitätsme<strong>di</strong>zin Berlin<br />

Vortrag 1 – ZAEN 1<br />

Freitag 3. Dezember<br />

16:00 - 17:00 Uhr<br />

Arzt-/Patientenbeziehung und Phytotherapie: Kritischer<br />

Rückblick auf ein gern verschwiegenes Phänomen.<br />

Referent: Prof. Dr. Volker Schulz (Berlin)<br />

Workshop 1– ZAEN 2<br />

Samstag 4. Dezember<br />

10:30 - 12:00 Uhr<br />

Atopische Erkrankungen und ihre Behandlung aus Sicht der<br />

Ernährungsme<strong>di</strong>zin.<br />

Referentin: Dr. Monika Pirlet-Gottwald (München)<br />

Vortrag 2 – ZAEN 3<br />

Samstag 4. Dezember<br />

12:30 - 13:15 Uhr<br />

Wie werde ich ein erfolgreicher Arzt der Integrativen <strong>Med</strong>izin?<br />

Vortrag und Diskussion<br />

Referenten: Dr. Barbara Doll (Hamburg), Dr. Helmut Haala<br />

Workshop 2 – ZAEN 4<br />

Samstag 4. Dezember<br />

15:30 - 17:00 Uhr<br />

Atopie in der Neuraltherapie. Der neuroimmunologische<br />

Zugang.<br />

Einführung: Dr. Barbara Doll; Vortrag: Dr. Hans Barop (Hamburg)<br />

54 5/2010


5/2010<br />

Termine<br />

IGNH<br />

Internationale <strong>Med</strong>izinische<br />

Gesellschaft für Neural-<br />

therapie nach Huneke –<br />

Regulationstherapie e.V.<br />

Geschäftsstelle<br />

Ansprechpartner<br />

Öffnungszeiten<br />

Am Promenadenplatz 1<br />

72250 Freudenstadt<br />

Bettina Fischer<br />

Mo – Do 9:00 – 16:00<br />

Fr 9:00 – 13:00<br />

Telefon 0 74 41 – 91 858 0<br />

Fax 0 74 41 – 91 858 22<br />

E-Mail info@zaen.org<br />

Website www.ignh.de<br />

Neuraltherapie nach Huneke<br />

<strong>Med</strong>izinische Woche vom 29.10. – 3.11.2010<br />

in Baden-Baden<br />

Anmeldung/Infos:<br />

medwoche@me<strong>di</strong>zinverlage.de oder Tel. 0711 / 893 13 63<br />

Freitag,<br />

29.10.2010<br />

Samstag,<br />

30.10.2010<br />

Sonntag,<br />

31.10.2010<br />

Freitag,<br />

29.10.2010<br />

Samstag,<br />

30.10.2010<br />

Sonntag,<br />

31.10.2010<br />

Kurs I<br />

Propädeutikkurs<br />

Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />

Kurs II<br />

Segment<strong>di</strong>agnostik<br />

und Segmenttherapie<br />

Kurs III<br />

Störfeld<strong>di</strong>agnostik und<br />

Störfeldtherapie<br />

Kurs VIII<br />

NTH im Fachbereich<br />

Chirurgie und <strong>Ortho</strong>pä<strong>di</strong>e<br />

Kurs VIII<br />

NTH im Fachbereich<br />

Chirurgie und <strong>Ortho</strong>pä<strong>di</strong>e<br />

Kurs X<br />

NTH Neurologie,<br />

Haut- und System-<br />

erkrankungen<br />

Naturheilverfahren – Kurs 1 – Teil 1<br />

Berlin vom 3.–5.12.2010<br />

Mercure Airport Hotel Berlin/Tegel<br />

Anmeldung: Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und<br />

Regulationsme<strong>di</strong>zin<br />

Freitag,<br />

3.12.2010<br />

15:00 – 18:30<br />

Samstag,<br />

4.12.2010<br />

9:00 – 12:30<br />

Heilungshindernisse, Regula-<br />

tionsstörung<br />

Grundsätzliche Betrachtung zur<br />

Regulation. Nutzung physikalischer<br />

Möglichkeiten zur Diagnostik und<br />

Therapie.<br />

Einführung in <strong>di</strong>e Grundlagen<br />

der Naturheilverfahren<br />

Querschnitt durch <strong>di</strong>e vielfältige<br />

Landschaft der Komplementär, Alternativme<strong>di</strong>zin<br />

und der klassischen<br />

Naturheilverfahren. Behandlung mit<br />

verschiedenen Naturheilverfahren.<br />

Fallbeispiele. Langjährige Erfahrung<br />

mit Umsetzung von Konzepten in<br />

der täglichen naturheilkundlichen<br />

Praxis.<br />

14:30 – 18:00 Ordnungstherapie und Chronobiologie<br />

Geheimnisse der Rhythmik des<br />

Lebens und der Natur und ihre<br />

Anwendung. Behandlung mit<br />

verschiedenen Naturheilverfahren.<br />

Langjährige Erfahrung mit Umsetzung<br />

von Konzepten in der täglichen<br />

naturheilkundlichen Praxis.<br />

Sonntag,<br />

5.12.2010<br />

9:00 – 18:00<br />

Phytotherapie und <strong>Med</strong>ikamente<br />

aus Naturstoffen<br />

4 Std. Einführung<br />

2 Std. Drogenkunde<br />

2 Std. Immunmodulation mittels<br />

Phyto pharmaka<br />

Dr. Thomas<br />

Heinrici<br />

Dr. Berthold<br />

Musselmann<br />

Dr. Berthold<br />

Musselmann<br />

Prof. Volker<br />

Schulz<br />

Dr. Jürgen Rehder,<br />

Dr. Uta Rehder<br />

Dr. Angelika Ruß,<br />

Imke Plischko<br />

Robert Hammer,<br />

Dr. Simona Mangold<br />

Dr. Barbara Doll,<br />

Dr. Claude Kieffer<br />

Dr. Gerd Droß,<br />

Dr. Ferenc Olchvary<br />

Dr. Rudolph Haus-<br />

ammann,<br />

Dr. Michael Wildner<br />

<strong>zaenmagazin</strong><br />

19. Bad Meinberger Woche<br />

17.-20. November 2010<br />

in Horn-Bad Meinberg<br />

EAV-Arbeitskreis Hamburg<br />

Ort Praxis Dr.med.dent.<br />

Thomas Heinrici<br />

Neuer Wall 61<br />

20354 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 34 68 88<br />

Fax: 040 / 35 27 10<br />

Zeit 15:00 – 18:00 Uhr<br />

Termin 17.11.2010<br />

3. ECIM Kongress<br />

Charité Berlin<br />

in Kooperation mit dem ZAEN<br />

Leitthemen:<br />

Allergie, Schmerz, Arzt-<br />

Patienten-Kommunikation<br />

Programm unter:<br />

www.ecim-congress.org<br />

Neuraltherapie nach Huneke<br />

120. ZAEN-Kongresses vom 30.3. – 3.4.2011<br />

Freudenstadt<br />

Donnerstag, 31.3.2011 Kurs I<br />

Freitag, 1.4.2011 Kurs II<br />

Samstag, 2.4.2011 Kurs III<br />

plus weitere Aufbaukurse (Donnerstag bis Samstag)<br />

Freitag, 1.4.2011 Repetitionskurs<br />

Samstag, 2.4.2011 Spezialistenkurs<br />

Samstag, 2.4.2011 Notfallkurs<br />

Samstag, 2.4.2011 Neuraltherapeutisches Kolloquium<br />

(Prüfung)<br />

Sonntag, 3.4.2011 Neuraltherapeutische Vorträge<br />

55


<strong>zaenmagazin</strong><br />

Freitag, 25.2.2011<br />

18.00 Begrüßung im Institut für Anatomie und Zellbiologie<br />

Dr. Jürgen Rehder, Hamburg<br />

Prof. Dr. Jürgen Giebel, Greifswald<br />

19.30 Treffen im Restaurant „Alter Speicher“ am Stadthafen<br />

Greifswald<br />

Samstag, 26.2.2011<br />

8:30 Begrüßung<br />

Prof. Dr. Karlhans Endlich, Greifswald<br />

Dr. Jürgen Rehder, Hamburg<br />

8:45 Entwicklung des Bindegewebes<br />

Prof. Dr. Thomas Koppe, Greifswald<br />

9:15 Anatomie des Bindegewebes<br />

Prof. Dr. Jürgen Giebel, Greifswald<br />

9:45 Rheumatoider Formenkreis – Klinische Dia gnose<br />

und Behandlung<br />

Dr. Michael Fiene, Greifswald<br />

10:15 Morbus Raynaud<br />

Dr. Uwe Preuße, Essen<br />

10:45 Kaffeepause<br />

11:15 Stu<strong>di</strong>um der anatomischen Grundlagen im<br />

Präpariersaal<br />

Kopfganglien, Thorakaler Grenzstrang, Faszien,<br />

Lacuna vasorum/musculorum, Muskelketten,<br />

Mikroskopie des Bindegewebes<br />

13:15 Mittagspause<br />

Die Tagung wird als Kurs 4 oder 6 und als 1 Kongressbesuch der<br />

Weiterbildung zur Neuraltherapie nach Huneke anerkannt. Die<br />

Veranstaltung wird im Rahmen der „Zertifizierung der ärztlichen<br />

Fortbildung“ mit insgesamt 12 Punkten zertifiziert.<br />

Allgemeine Hinweise<br />

Tagungsort: Institut für Anatomie und Zellbiologie der Ernst-Moritz-<br />

Arndt-Universität Greifswald, Friedrich Loeffler Str. 23 c, 17489 Greifswald<br />

Veranstalter: Internationale me<strong>di</strong>zinische Gesellschaft für Neuraltherapie<br />

nach Huneke e.V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Anatomie und<br />

Zellbiologie, Greifswald<br />

Wissenschaftliche Leitung:<br />

Prof. Dr. med. Karlhans Endlich, Direktor des Institutes für Anatomie und<br />

Zellbiologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald<br />

Dr. med. Jürgen Rehder, Hamburg, Präsident der Internationalen me<strong>di</strong>zinischen<br />

Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke.<br />

Anmeldung: bis zum 01. Februar 2011<br />

Internationale me<strong>di</strong>zinische Gesellschaft für Neuraltherapie<br />

nach Huneke e.V., Am Promenadenplatz 1, 72250 Freudenstadt<br />

Tel.: 0 74 41/91 858 – 0; Fax 0 74 41/91 858 – 22<br />

Termine<br />

Neuraltherapie bei Systemerkrankungen vom 25. – 27. Februar 2011 in Greifswald<br />

Institut für Anatomie und Zellbiologie der Ernst-Moritz-Arndt Universität-Greifswald<br />

15:00 Die Rolle des Sympathikus bei Entzündung und<br />

Schmerz<br />

Prof. Dr. Lorenz Fischer, Bern<br />

15:30 Orales Procain und Procain-Baseninfusion<br />

Dr. Ralf Oettmeier, Greiz<br />

16:00 Synergistische Effekte von Osteopathie und<br />

Neuraltherapie bei Systemerkrankungen<br />

Dr. Bernd Belles, Gusterath<br />

16:30 Kaffeepause<br />

17:00 Praktische neuraltherapeutische Übungen<br />

20:00 „Come together“ im Hotel „Zur Sonne“<br />

in Greifswald<br />

Sonntag, 27.2.2011<br />

9:00 Verbindungen zwischen dem nozizeptiven<br />

System und dem autonomen Nervensystem<br />

O. Grisk, Greifswald<br />

9:30 Morbus Bechterew<br />

Prof. Dr. Hüseyin Nazlikül, Istanbul<br />

10:00 Kasuistiken zur Sklerodermie<br />

Dr. Hans Barop, Hamburg<br />

10:30 Kaffeepause<br />

11:00 Stu<strong>di</strong>um der anatomischen Grundlagen im<br />

Präpariersaal<br />

12:30 Resümee und Ausblick<br />

Dr. Jürgen Rehder, Hamburg<br />

Prof. Dr. Jürgen Giebel, Greifswald<br />

Die Teilnehmerzahl ist auf 50 Personen beschränkt; <strong>di</strong>e Zulassung erfolgt in<br />

der Reihenfolge der Anmeldungen.<br />

Kursgebühren: 260,-- €<br />

Überweisung an: Bayerische Hypo- und Vereinsbank München<br />

Kontonummer: 68 600 859 23; BLZ: 700 200 01<br />

Bitte bei der Bezahlung immer den Teilnehmernamen angeben!<br />

Für Informationen sowie Möglichkeiten zur Unterbringung während des<br />

Seminars wenden Sie sich bitte an den<br />

Fremdenverkehrsverein der Hansestadt Greifswald und Land e.V.<br />

Greifswald – Information<br />

Am Markt, 17489 Greifswald<br />

Tel.: 0 38 34 /52 13 80/01; Fax: 0 38 34/ 52 13 82<br />

e-mail:greifswald-information@t-online.de<br />

Hotels in Nähe zum Institut für Anatomie und Zellbiologie:<br />

Hotel Kronprinz, Lange Str. 22, 17489 Greifswald, Tel. 0 38 34/79 00<br />

e-mail: info@hotelkronprinz.de<br />

Hotel Am Dom, Lange Str. 44, 17489 Greifswald, Tel. 0 38 34/79 75 0<br />

e-mail: dom@hotel-adler-garni.de<br />

Hotel Zum alten Speicher, Rossmühlenstr. 25, 17489 Greifswald,<br />

Tel. 0 38 34/77 70 0: email: info@alter-speicher.de<br />

56 5/2010


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