das zaenmagazin - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
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5/2010<br />
Praxis / Serie<br />
nehmlich in Drogerien und später auch in Reformhäusern, vertrieben<br />
werden durften.<br />
Da „Kräuter“, genauer gesagt „Heilkräuter“ in der Regel jedoch<br />
nur bei Befindlichkeitsstörungen bzw. Befindlichkeitsstörungen<br />
mit geringem Krankheitswert oder bei sog. „banalen<br />
Erkrankungen“ (z.B. bei Katarrhen der oberen Atemwege) verwendet<br />
werden, ist den meisten Menschen wenig bewusst, <strong>das</strong>s<br />
es sich im Grunde genommen, laut Arzneimittelgesetz, um <strong>di</strong>e<br />
Anwendung von Arzneimitteln mit allen rechtlichen Konsequenzen,<br />
handelt.<br />
Aus meiner Sicht, der sich seit 1950 praktisch und wissenschaftlich<br />
mit der Anwendung von Heilpflanzen beschäftigt, ist<br />
gegen <strong>di</strong>e Renaissance der „Kräuteranwendungen“, speziell im<br />
Allgäu, nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil: ich begrüße es,<br />
<strong>das</strong>s <strong>di</strong>e alten Bauerngärten, in denen sich neben Gemüse und<br />
Gewürzpflanzen auch Arzneipflanzen zum Zweck der Selbstme<strong>di</strong>kation<br />
befinden, in Erinnerung gebracht werden. Bei den<br />
Therapieversprechungen sollte man aller<strong>di</strong>ngs zurückhaltender<br />
sein und sich nicht ausschließlich auf <strong>di</strong>e Überlieferung der tra<strong>di</strong>-<br />
2 Johanniskraut<br />
Mystik und wissenschaftliche Forschung<br />
miteinander vereint<br />
Es gibt wenige Arzneipflanzen bzw. Heilkräuter, bei denen <strong>di</strong>e<br />
mystische Vorstellung zur therapeutischen Wirksamkeit und <strong>di</strong>e<br />
nüchternen naturwissenschaftlichen Fakten, <strong>di</strong>e auf intensiver<br />
inter<strong>di</strong>sziplinärer Forschung der letzten 30 Jahre beruhen, so<br />
konträr gegenüber stehen, wie beim Johanniskraut.<br />
Die Vorstellung, <strong>das</strong>s im Johanniskraut <strong>di</strong>e „volle Energie<br />
der Sonne steckt“, weil <strong>di</strong>e Pflanze zum Zeitpunkt der höchsten<br />
Sonnenintensität, nämlich um Johanni, blüht und damit gegen<br />
Depressionen wirksam ist, mag gedanklich vom Ansatz her reizvoll<br />
sein, da ja auch von ärztlicher Seite <strong>di</strong>e Lichttherapie zur Behandlung<br />
von Depressionen eingesetzt wird, und Depressionen<br />
in den lichtreduzierten Jahreszeiten, z.B. im Winter häufiger auftreten<br />
als im Sommer.<br />
Die naturwissenschaftlichen Fakten, <strong>di</strong>e immerhin mit einem<br />
Forschungsetat von rund 50 Millionen Euro ermittelt worden<br />
sind, haben <strong>di</strong>eser Vorstellung aller<strong>di</strong>ngs Folgendes entgegen<br />
zu setzen:<br />
1. Je nach den jahreszeitlichen Temperaturen ist <strong>di</strong>e Blütezeit<br />
des Johanniskrautes nicht nur um den 24. Juni, sondern von<br />
Anfang Juni bis September.<br />
2. Ausführliche agrarwissenschaftliche und pflanzenphysiologische<br />
Stu<strong>di</strong>en zeigen, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e Sonneneinstrahlung nur zu<br />
15–20 % <strong>di</strong>e <strong>Bio</strong>synthese der wirksamen Inhaltsstoffe,<br />
<strong>di</strong>es sind hauptsächlich <strong>di</strong>e Gesamt-Hypericine, <strong>di</strong>e Gesamt-<br />
Flavonoide, <strong>das</strong> Hyperforin und <strong>di</strong>e Xanthine, beeinflusst.<br />
3. Für <strong>di</strong>e therapeutische Wirksamkeit sind – laut den sehr kostenaufwän<strong>di</strong>gen<br />
klinischen Stu<strong>di</strong>en – nicht nur ausreichende<br />
Mengen an Johanniskraut-Gesamtextrakt, sondern ganz<br />
<strong>zaenmagazin</strong><br />
tionellen und teilweise krass überzogenen Anwendungsgebiete<br />
stützen, sondern auch jüngere Forschungsergebnisse mitberücksichtigen<br />
und vor allem <strong>di</strong>e Therapieempfehlungen von drei<br />
Sachverstän<strong>di</strong>gen- Kommissionen (eine nationale, eine europäische<br />
und eine WHO- Kommission) kennen bzw. respektieren.<br />
Systematische Untersuchungen zu unerwünschten Neben-<br />
und Wechselwirkungen existieren in den Berichten zur Anwendung<br />
von Heilkräutern in der tra<strong>di</strong>tionellen <strong>Med</strong>izin nicht,<br />
und sie wurden mehr oder weniger erst durch systematische<br />
naturwissenschaftliche Untersuchungen in den letzten 30 Jahren<br />
sowie durch <strong>di</strong>e erst seit 1978 vorgeschriebenen Nebenwirkungsmeldungen<br />
an <strong>das</strong> Bundesgesundheitsamt und <strong>di</strong>e Ärzte-<br />
und Apothekerkammern entdeckt.<br />
Die folgende, lockere „Heilkräuter-Serie“ beschäftigt sich vornehmlich<br />
mit solchen Heilkräutern, bei denen Fehler beim Sammeln,<br />
beim Pflanzen im eigenen Garten, bei der Herstellung und<br />
Anwendung der richtigen Zubereitung sowie bei der Verwendung<br />
bei nicht vertretbaren und nicht gesicherten In<strong>di</strong>kationen<br />
auftreten können.<br />
bestimmte Mindestmengen der oben genannten Inhaltsstoffe<br />
notwen<strong>di</strong>g. Je nachdem, welche der arzneilichen<br />
Wirkstoffe und wie viel davon jeweils enthalten ist, sind<br />
Johanniskrautzubereitungen bei leichten nervlichen Befindlichkeitsstörungen<br />
bis hin zu mittelschweren Depressionen<br />
einzusetzen.<br />
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