das zaenmagazin - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
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<strong>zaenmagazin</strong><br />
immer auch bayeSsche Einflüsse. Dass darauf nicht rekurriert wird<br />
liegt daran, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e mathematischen Statistiker <strong>das</strong> bayeSsche<br />
Theorem ablehnen, woher es auch in den Lehrbüchern der <strong>Med</strong>izinstatistik<br />
nicht auftaucht (Swoboda 1971). Die Ablehnung<br />
erfolgt aus zwei Gründen: Zum einen gehe man dabei von einem<br />
a-priori-Wissen aus, <strong>das</strong> keine ausreichende theoretische<br />
Basis habe; zum anderen können a-priori-Wahrscheinlichkeiten<br />
u.U. allzu leicht über den Daumen gepeilt sein und auf relativ<br />
wenigen Beobachtungen basieren. Es ist selbstverständlich,<br />
<strong>das</strong>s „Verstehen“ umso besser funktioniert, je umfangreicher<br />
<strong>das</strong> A- priori-Wissen ist. Daher auch <strong>di</strong>e dringende Empfehlung<br />
zur theoretischen Weiterbildung bevor man unverstanden ein<br />
vom „Guru“ wortreich erklärtes Verfahren annimmt (z.B. all <strong>di</strong>ese<br />
quantenphysikalischen Bezüge me<strong>di</strong>zinischer Problematiken<br />
von Leuten, <strong>di</strong>e dafür kein ausreichend fun<strong>di</strong>ertes Wissen haben).<br />
Den Einwänden gegen <strong>das</strong> bayeS-Theorem kann leicht widersprochen<br />
werden. Denn, wie gezeigt, stecken in den angeblich<br />
objektiven Methoden der herrschenden Lehrmeinung sehr<br />
viele subjektive Ansichten, weil häufig für <strong>di</strong>e Einschätzung einer<br />
Situation ganz einfach nicht genug statistische Daten vorliegen.<br />
Halten wir fest: Während Verstehen unmittelbare logisch<br />
begründete Folgerungen nach sich zieht, bleibt Erklären<br />
in Interpretationen stecken.<br />
Ein nicht messbarer Parameter für Erklären wie Verstehen ist<br />
<strong>di</strong>e Bedeutung guter Ideen d.h. <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>e <strong>Med</strong>izin so wichtige<br />
Intuition. Die Amerikaner sagen, „man findet einen roten Hering“.<br />
Die gute Idee wird in der <strong>Med</strong>izinstatistik als power bezeichnet<br />
und besagt, warum anzunehmen ist, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e neue Therapie<br />
wahrscheinlich besser sei als <strong>di</strong>e alte. Aller<strong>di</strong>ngs bleibt in jedem<br />
Fall <strong>di</strong>e große Unbekannte, wie kommt man zu guten Ideen?<br />
Schon Platon und alle Philosophen nach ihm haben darüber<br />
gerätselt. Gerade hier ist <strong>das</strong> bayeSsche Theorem, d.h. <strong>di</strong>e Bedeutung<br />
des Vorwissens zu einem Problem von größter Bedeutung.<br />
Denn dadurch wird meine Wahrnehmung für <strong>das</strong> anstehende<br />
Problem erweitert. Dies verschafft mir <strong>di</strong>e Möglichkeit meine<br />
Vorstellungen zu variieren, <strong>di</strong>e ganz unabhängig von meinen<br />
Erfahrungen sein können, aber möglicherweise den Geistesblitz<br />
einer Idee beinhalten. Um eine Idee dann in <strong>di</strong>e Wahrnehmung<br />
bringen zu können, muss sie beschrieben werden, d.h. ein Sachverhalt<br />
daraus gemacht werden. Diesen muss ich erst verstanden<br />
haben, bevor ich ihn anderen zu verstehen geben kann.<br />
Gerade <strong>das</strong> auf Wahrnehmungen beruhende ärztliche Tun<br />
wird umso erfolgreicher sein, je größer <strong>das</strong> Vorwissen und damit<br />
<strong>di</strong>e Ideenhaftigkeit bzw. Intuition ist. Erst dann kann der Prozess<br />
der Interpretation einsetzen, der dann mit Statistik behaftet sein<br />
kann. Die Interpretation von Modellen ist der übliche Weg in den<br />
technischen Wissenschaften und hat sich auch in der <strong>Med</strong>izin<br />
festgesetzt. Man therapiert Modelle von Krankheiten aber keine<br />
Patienten. Die ärztliche Kunst ist etwas ganz anderes: Sie beruht<br />
auf in<strong>di</strong>viduellem Vorwissen, Erfahrungen und verstehendem<br />
Wahrnehmen. Der in <strong>di</strong>esem Sinne Wahrnehmende hat etwas<br />
mit dem speziell Wahrgenommenen, d.h. dem Patienten gemeinsam.<br />
Beide werden teilhaftig aneinander. Dies bedarf keiner<br />
Statistik.<br />
Ich schließe mit bert brecht aus dem „Leben des Galilei“:<br />
„Eine Hauptursache der Armut in den Wissenschaften ist meist<br />
eingebildeter Reichtum. Es ist nicht ihr Ziel, der unendlichen<br />
Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu setzen dem<br />
unendlichen Irrtum“.<br />
Zusammenfassung<br />
ZAEN<br />
In der klinischen Forschung wird <strong>di</strong>e Befunderhebung durch<br />
Signifikanztests unter Ausschaltung subjektiver Einflüsse objektiviert.<br />
Dadurch entstehen Erklärungsmodelle für <strong>di</strong>e untersuchten<br />
Probleme, <strong>di</strong>e jedoch selbst wieder zur Hypothesenbildung<br />
führen. Da <strong>di</strong>e Signifikanztests der klinischen Forschung irreal<br />
sind, sind auch <strong>di</strong>e Ergebnisse äußerst fraglich. Dies kann jedoch<br />
durch ein Vorwissen experimenteller und analytischer Labordaten<br />
abgefedert werden. Das bayeSsche Theorem der Hypothesenprüfung<br />
nutzt <strong>di</strong>es und stützt sich von vornherein auf ein problemorientiertes,<br />
subjektives Vorwissen („a priori“). Dieses Wissen<br />
kann im Verlauf der Untersuchung weiter strukturiert werden<br />
(„a posteriori“) und führt zu einer dynamischen Hypothesenprüfung,<br />
<strong>di</strong>e schließlich zum Verstehen des untersuchten Problems<br />
führt.<br />
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Anschrift des Verfassers:<br />
Prof. Dr. rer. nat. med. habil. Hartmut Heine<br />
Privates Forschungsinstitut<br />
Billerbeckweg 1-3<br />
D-75242 Neuhausen<br />
8 5/2010