das zaenmagazin - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
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<strong>zaenmagazin</strong><br />
Regulationsme<strong>di</strong>zin –<br />
eine Zwischenbilanz<br />
„Man sucht, man wechselt <strong>di</strong>e Richtung, man tastet sich vorwärts,<br />
man irrt sich, man entfernt sich, – bis zu dem Augenblick,<br />
in dem <strong>di</strong>e Erscheinung der Form so ist, <strong>das</strong>s man sie wieder erkennt.<br />
Plötzlich gibt sie sich zu erkennen, und man sagt sich:<br />
Ah, jetzt verstehe ich, was ich gesucht habe.“<br />
Peter Brook<br />
Einführung<br />
In den bisherigen Mitteilungen zur Autonomen Diagnostik wurden<br />
<strong>di</strong>e physiologischen Ursachen chronischer Krankheiten dargestellt.<br />
Wir begeben uns nun auf <strong>di</strong>e nächste Ebene, um uns<br />
den psychosozialen Aspekten der Chronifizierung zuzuwenden.<br />
Hierbei steht auf Patientenseite <strong>di</strong>e Non-Compliance im Zentrum,<br />
auf <strong>Med</strong>izinerseite eine mangelhafte kommunikative Kompetenz.<br />
Bevor wir uns dem komplexen Gebiet der psychosozialen<br />
Hintergründe der Störungen der Arzt-Patienten-Beziehung zuwenden,<br />
fasse ich <strong>das</strong> bisher Erarbeitete zusammen.<br />
Dies in Form von Hypothesen zu tun, ist notwen<strong>di</strong>g, weil<br />
unser pathophysiologisches Wissen in Hinblick auf Regulationsprozesse<br />
mehr als fragmentarisch ist: 50 % der Anpassungsprozesse<br />
an ökologischen und/oder psychosozialen Stress sind<br />
nämlich weitestgehend unerforscht. Schole fand in einer Literaturrecherche<br />
1994 zwar 200.000 Arbeiten zur sympathicotonkatabolen<br />
Reaktion auf Stress (Typ A-Reaktion; s. Abb. 1), aber „so<br />
gut wie keine“ zur parasympathicoton-anabolen (Typ B-Reaktion).<br />
Daran hat sich bis heute wenig geändert!<br />
Dass <strong>di</strong>e unerforschte Hälfte <strong>di</strong>e genuin weibliche Form von<br />
Stressmanagement ist, bestätigt <strong>di</strong>e von Kar<strong>di</strong>ologinnen erhobenen<br />
Vorwürfe, <strong>das</strong>s <strong>di</strong>e <strong>Med</strong>izin sich immer noch ausschließlich<br />
an männlichen Standards orientiere.<br />
Die Verordnungspraxis belegt <strong>di</strong>esen Vorwurf: Sowohl in der<br />
Ausgabenstatistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wie<br />
Abb. 1: Fehladaptation A und Elektrolyt-Verhalten 1<br />
1 Wer unter den LeserInnen imstande ist, eine der Abb. 1 entsprechende Synopse<br />
zur B-Pathogenese zu erstellen, bekommt einen Gutschein über eine<br />
Woche Urlaub für zwei Personen am französischen Atlantik.<br />
Praxis / Serie<br />
in der Roten Liste findet man reichlich Sympathicolytika / Parasympathicomimetika,<br />
passend zu A-Syndromen, aber kaum Parasympathicolytika<br />
/ Sympathicomimetika, <strong>di</strong>e bei B-Syndromen<br />
sinnvoll einzusetzen sind.<br />
Eine eingängige Metapher für <strong>di</strong>e Auswirkungen der Benachteiligung<br />
der Frauen im etablierten <strong>Med</strong>izinsystem habe ich<br />
bei dem <strong>Bio</strong>logen biSchof gefunden:<br />
„Angenommen, man habe zwei Computer, einen von der Firmen<br />
A und den anderen von der Firma B. Beide hätten zwar ein<br />
vergleichbares Komplexitätsniveau, aber verschiedene Software.<br />
Man könne jedes mathematische Problem, <strong>das</strong> sich auf dem einen<br />
lösen ließe, auch mit dem anderen bewältigen.<br />
Wenn nun <strong>di</strong>e beiden Computer mit den Programmen von A betrieben<br />
würden, so würde sich niemand wundern, wenn sich bei<br />
<strong>di</strong>eser Prozedur eine höchst unterschiedliche Leistungsfähigkeit<br />
der beiden Computer ergäbe, zuungunsten natürlich von B.“<br />
Genau genommen kennen wir nur 25 % der Anpassungsvorgänge<br />
an Stress, denn auch unser Wissen über <strong>di</strong>e Auswirkungen<br />
von chronischem Stress ist noch sehr lückenhaft.<br />
Wovon wir aller<strong>di</strong>ngs ausgehen können ist, <strong>das</strong>s lange vor<br />
der Manifestation von chronischen Krankheiten eine Sollwertverstellung<br />
in den Regeleinrichtungen vom frontalen Neocortex<br />
über den Hypothalamus, <strong>di</strong>e Hypophyse, <strong>di</strong>e somatotropen<br />
bzw. glandotropne Hormone und <strong>das</strong> vegetative Nervensystem<br />
und <strong>di</strong>e Matrix bis hin zu den Mitochondrien, dem endoplasmatischen<br />
Retikulum und den Zellkernen stattgefunden hat (s.<br />
‚Grundregulation’, ‚Matrix-Reaktion’, ‚unspezifische Mesenchym-<br />
Reaktion’).<br />
Die Veränderungen der ‚Sollwerte’ in den Chromosomen<br />
wird seit Neuestem in der Epigenetik erforscht.<br />
Das lückenhafte Wissen über <strong>di</strong>e geschlechtsspezifischen<br />
und zeitbe<strong>di</strong>ngten Vorgänge bei der Stressverarbeitung führt zu<br />
zwei ganz zentralen ‚scientific gaps’.<br />
Hieraus wiederum ergeben sich zwangsläufig Probleme für<br />
<strong>di</strong>e Diagnostik wie für <strong>di</strong>e Therapie. So ist beispielsweise <strong>di</strong>e In<strong>di</strong>kator<strong>di</strong>agnostik,<br />
<strong>di</strong>e Sollwertverstellungen erfasst, in der konventionellen<br />
<strong>Med</strong>izin marginal und wird allenfalls in der Sportme<strong>di</strong>zin<br />
genutzt. In der komplementären <strong>Med</strong>izin hingegen ist sie <strong>das</strong><br />
<strong>di</strong>agnostische Kerngeschäft.<br />
Die gleichen Einschränkungen gelten für den therapeutischen<br />
Bereich. Das konventionelle pharmakologische Rüstzeug<br />
ist auf Suppression und Substitution – heißt: auf <strong>di</strong>e symptomatische<br />
Korrektur von Istwerten – zugeschnitten, während<br />
komplementärme<strong>di</strong>zinische Regulationstherapien <strong>di</strong>e Wiederherstellung<br />
von Sollwerten anstreben. Man könnte <strong>di</strong>es auch<br />
‚Aktivierung der Selbstheilungskräfte’ nennen.<br />
Die spezialisierte Kurzsichtigkeit im konventionellen Kontext<br />
führt zu iatrogenen Chronifizierungen, ja sogar zu einer Erhöhung<br />
von Morbi<strong>di</strong>tät und Mortalität.<br />
Um nur eine der zweifelhaften Wirkungen einer ausschließlich<br />
an Symptomen orientierten Behandlungsweise zu illustrieren,<br />
genügt ein Blick auf den nach dem Autor der Metaanalyse<br />
genannte Pahor-Effekt: Ältere PatientInnen entwickelten unter<br />
der Langzeitbehandlung von Herz-Kreislauf-Leiden mit Calcium-<br />
Antagonisten gehäuft Carcinome.<br />
Da ältere Menschen sowieso zu B-Reaktionen neigen, führt<br />
eine A-Blockade mit Einschränkung der Reagibilität zu einer weiteren<br />
Verschlechterung der Abwehrsituation.<br />
40 5/2010