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Carolo-Wilhelmina - Technische Universität Braunschweig

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26 <strong>Carolo</strong>-<strong>Wilhelmina</strong><br />

ABBILDUNG 2<br />

Die Arbeitsbedingungen haben wesentlichen Einfluss auf die Fähigkeit,<br />

in der Freizeit abschalten und sich erholen zu können.<br />

tragen. 100 Lehrer und Lehrerinnen nahmen<br />

an dieser Untersuchung teil. Über einen<br />

Zeitraum von fünf Tagen gaben sie in<br />

einem Tagebuch jeweils kurz vor dem Zubettgehen<br />

unter anderem an, wie viel Zeit<br />

sie auf einzelne Aktivitäten verwendet hatten<br />

und wie es zurzeit des Schlafengehens<br />

um ihr Befinden bestellt war. Es wurden<br />

fünf Hauptkategorien von Aktivitäten unterschieden:<br />

arbeitsbezogene Aktivitäten<br />

(Arbeitsaufgaben zu Ende bringen, Vorbereitungen<br />

für den nächsten Arbeitstag treffen,<br />

private Administration), Haushaltsaktivitäten<br />

(einschließlich Kinderbetreuung),<br />

»wenig anstrengende« Aktivitäten (fernsehen,<br />

ein Buch zur Entspannung lesen,<br />

faulenzen), soziale Aktivitäten (Freunde<br />

einladen, ausgehen) und körperliche Aktivitäten<br />

(Sport, Rad fahren).<br />

Wesentliche Ergebnisse waren: Das Befinden<br />

zur Schlafenszeit war umso besser, je<br />

weniger Zeit für arbeitsbezogene Aktivitäten<br />

aufgewendet und je mehr Zeit für wenig<br />

anstrengende, soziale und körperliche<br />

Aktivitäten verwendet wurde. Das zeitliche<br />

Ausmaß von Haushaltsaktivitäten hatte keinen<br />

Effekt auf das Befinden zur Schlafenszeit.<br />

Festzuhalten ist, dass bei diesen Be-<br />

rechnungen jeweils das Befinden beim<br />

Nach-Hause-Kommen mitberücksichtigt<br />

wurde: Die – durchaus plausible – Erklärung,<br />

dass man an Tagen, an denen man<br />

mit besserer Stimmung von der Arbeit nach<br />

Hause kommt, anderen Tätigkeiten nachgeht<br />

als an Tagen, an denen die Stimmung<br />

schlechter ist, und dass sich dadurch das<br />

Befinden weiter verbessert, konnte so ausgeschlossen<br />

werden. Auch weitere Merkmale<br />

der teilnehmenden Personen (Alter,<br />

Geschlecht und Anzahl der Kinder) sowie<br />

die wahrgenommene Arbeitssituation<br />

wurden in diesen Analysen statistisch<br />

kontrolliert.<br />

Natürlich sind Befindensverbesserung und<br />

Erholung nicht nur von der Art der Aktivitäten<br />

abhängig, denen man nach der Arbeit<br />

nachgeht. Deshalb wurden in einer zweiten<br />

und dritten Untersuchung weitere Attribute<br />

der Aktivitäten untersucht. In der zweiten<br />

Untersuchung lag der Schwerpunkt auf dem<br />

positiven Erleben von Aktivitäten (Sonnentag<br />

& Zijlstra, 2002). Die zentrale Frage<br />

war: Bringt es einen zusätzlichen positiven<br />

Effekt auf das Befinden, wenn die Aktivitäten,<br />

die ausgeübt werden, als angenehm erlebt<br />

werden? An dieser Untersuchung nah-<br />

men gut 90 Personen aus dem Gesundheitsbereich<br />

– vor allem Krankenschwestern<br />

und -pfleger sowie Ärzte und Ärztinnen<br />

– teil. Auch diese Personen füllten das<br />

Tagebuch über fünf Tage aus und machten<br />

unter anderem Angaben zu ihrem Befinden<br />

unmittelbar nach der Arbeit beim Nach-<br />

Hause-Kommen, zu ihren Aktivitäten nach<br />

der Arbeit sowie zu ihrem Befinden beim<br />

Zubettgehen. Zurzeit des Zubettgehens interessierten<br />

vor allem der Grad der Anspannung<br />

und das momentan wahrgenommene<br />

Erholungsbedürfnis. Zusätzlich wurde erhoben,<br />

wie angenehm die einzelnen Aktivitäten<br />

erlebt wurden. Die Analysen zeigten,<br />

dass das Ausmaß des angenehmen Erlebens<br />

einen starken negativen Effekt auf<br />

die Anspannung und das Erholungsbedürfnis<br />

zur Schlafenszeit hat. Das heißt: Je angenehmer<br />

die Befragten die Aktivitäten erlebten,<br />

desto geringer war ihre Anspannung<br />

und ihr Erholungsbedürfnis unmittelbar vor<br />

dem Zubettgehen – auch wenn die Zeit, die<br />

für die einzelnen Aktivitäten aufgewendet<br />

wurde, in den Analysen mitberücksichtigt<br />

wurde. Selbstverständlich wurden auch in<br />

dieser Untersuchung das Befinden beim<br />

Nach-Hause-Kommen sowie demographische<br />

Merkmale und die Arbeitsplatzsituation<br />

statistisch konstant gehalten.<br />

In einer dritten Untersuchung ging es um<br />

ein weiteres Merkmal von Freizeitaktivitäten,<br />

das eine große Rolle für die Erholung<br />

spielen könnte: das »Abschalten« von der<br />

Arbeit. Abschalten von der Arbeit heißt,<br />

nicht mehr an die Arbeit zu denken und<br />

sich stattdessen auf anderes zu konzentrieren<br />

(Sonnentag & Bayer, 2002). Die zentrale<br />

Frage der Untersuchung war, ob es sich<br />

zusätzlich positiv auf das Befinden auswirkt,<br />

wenn man abends völlig von der Arbeit<br />

abschaltet. An dieser Untersuchung<br />

nahmen 90 Personen aus unterschiedlichen<br />

Berufsgruppen teil. Diesmal wurde das Tagebuch<br />

an drei Tagen ausgefüllt. Als Indikatoren<br />

für das Befinden (beim Nach-Hause-<br />

Kommen und beim Zubettgehen) wurden<br />

positive Stimmung und Ermüdung erfasst.<br />

Wie erwartet, zeigte sich, dass an Tagen,<br />

an denen die Befragten besser von der Arbeit<br />

abschalten konnten, die Stimmung zur<br />

Schlafenszeit besser und die Ermüdung geringer<br />

war als an Tagen, an denen das Abschalten<br />

weniger gut gelang. Auch in diesen<br />

Analysen wurde das Befinden beim<br />

Nach-Hause-Kommen statistisch kontrolliert:<br />

Es war keineswegs so, dass man sich<br />

<strong>Carolo</strong>-<strong>Wilhelmina</strong> 2/2002

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