Carolo-Wilhelmina - Technische Universität Braunschweig
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Die Frage, welche Überwachungsstrategie<br />
anzuwenden ist, hängt vom jeweiligen Problem<br />
ab. Die Strategie kann<br />
■ prognostisch sein; dabei werden adaptive<br />
Modelle benötigt, die sich an den<br />
jeweiligen Bauwerkszustand anpassen<br />
oder die angepasst werden (der linke<br />
Ast des Flussdiagramms (Abb. 5) stellt<br />
die Vorgehensweise dar), oder<br />
ABBILDUNG 6<br />
Prinzipielle Vorgehensweise bei monitoring-basierter Methodik.<br />
ABBILDUNG 7<br />
Vergleich der Lastwechselzahlen: Prognose und Wirklichkeit.<br />
2/2002 <strong>Carolo</strong>-<strong>Wilhelmina</strong><br />
■ schwellwertüberwachend sein; dabei<br />
werden durch kontinuierliches Monitoring<br />
Schwellwerte (z. B. Grenzdehnung,<br />
Riss am Zuggurt) überwacht, ohne dass<br />
ein Modell benötigt wird. Diese Vorgehensweise<br />
könnte zum Beispiel bei<br />
älteren Bauwerken gewählt werden, bei<br />
denen die Vergangenheit weitgehend im<br />
Dunkeln liegt, sodass Modelle wegen<br />
der unbekannten Anfangsbedingungen<br />
zu unsicher wären.<br />
<strong>Carolo</strong>-<strong>Wilhelmina</strong><br />
ZUVERLÄSSIGERE<br />
MODELLE UND MESS-<br />
METHODEN ENTWICKELN<br />
Wie bereits angemerkt, passen sich die<br />
adaptiven Modelle mithilfe der durch die<br />
BÜ gemessenen Parameter stetig oder diskret<br />
an die jeweils neue Bauwerkssituation<br />
an. Die adaptiven Modelle sind deshalb<br />
grundsätzlich anders aufgebaut als die üblichen<br />
Prognosemodelle, die stets von einem<br />
Anfangszeitpunkt über einen relativ langen<br />
Zeitraum eine Aussage liefern sollen und<br />
aus diesem Grund vergleichsweise komplex<br />
sein müssen (vgl. z. B. Werkstoffmodelle für<br />
zyklische Beanspruchung mit einer großen<br />
Zahl innerer Variablen). Adaptive Modelle<br />
sind daher wesentlich zuverlässiger als die<br />
herkömmlichen Prognosemodelle. Wesentliche<br />
Voraussetzung für die adaptiven Modelle<br />
ist jedoch, dass ihre Eingangsparameter<br />
reale, möglichst einfach zu messende<br />
physikalische, chemische und biochemische<br />
Größen sind.<br />
Ein Beispiel für ein adaptives Modell, das<br />
theoretisch experimentell arbeitet, ist das<br />
Teilprojekt B3 des SFB 477. Um die Lebensdauer<br />
eines Bauwerkes oder Bauteiles vorhersagen<br />
zu können, werden in der Regel<br />
drei Modelle benötigt: ein Einwirkungsmodell,<br />
ein Systemmodell und ein Schädigungsmodell,<br />
die alle mit (Abb. 7) zufälligen<br />
und systematischen Fehlern behaftet<br />
sind.<br />
Bei der üblichen Methode zur Lebensdauervorhersage,<br />
dem Nennspannungskonzept,<br />
ist etwa die Einstufung eines Kerbdetails<br />
in eine Kerbfallklasse oft nicht eindeutig<br />
möglich. Reihenfolgeeffekte, die eine<br />
große Auswirkung haben, werden dabei<br />
nicht erfasst. Verfahren, die auf Grundlage<br />
örtlicher Beanspruchungen basieren, zeigen<br />
Probleme hinsichtlich der Einschätzung der<br />
Eingangsparameter und gegebenfalls auftretender<br />
plastischer Verformungsanteile.<br />
Es treten systematische und zufällige Einflüsse<br />
auf, die nur schwer bestimmt werden<br />
können.<br />
Werden die Dehnungen direkt am Bauwerk<br />
an den kritischen Stellen kontinuierlich<br />
gemessen (Monitoring), entfallen die<br />
Unsicherheiten der Einwirkungs- und Systemmodelle<br />
(Abb. 6). Mit den gemessenen<br />
Beanspruchungen und den daraus mithilfe<br />
von Zählverfahren wie der Rainflow-Methode<br />
ermittelten Beanspruchungskollektiven<br />
könnte zunächst eine Schädigungsberech-<br />
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