Carolo-Wilhelmina - Technische Universität Braunschweig

40 Carolo-Wilhelmina
INDUSTRIELLE MESSTECHNIK –
KEIN SELBSTZWECK
Der Blick auf die Uhr,
die morgendliche Gewichtskontrolle
auf der Badezimmerwaage oder die
Prüfung des Reifenluftdrucks an der
Tankstelle – im Alltag führen wir
Messungen der unterschiedlichsten
Art durch, meist ohne uns dessen
bewusst zu sein. Messen ist ein
alltäglicher Vorgang, den
offensichtlich jeder beherrscht.
Warum sich Menschen dennoch
beruflich – insbesondere im Bereich
der Forschung – mit Messtechnik
auseinandersetzen, erklärt
Professor Dr. Rainer Tutsch
im folgenden Artikel.
In der Praxis werden bei der Anwendung
der Messtechnik immer wieder
Fehler gemacht, die zum Teil fatale
Folgen haben. Extreme Beispiele sind in
der Weltraumtechnik zu finden:
■ Das Versagen des Hubble-Space-Telescopes
im Jahr 1990, das eine spektakuläre
Reparatur im All mit Kosten in
Höhe von circa zwei Milliarden Dollar
erforderte, war auf ein fehlerhaftes
Messsystem zurückzuführen.
1999 stürzten zwei Satelliten auf dem Mars
ab und gingen verloren:
VON RAINER TUTSCH
Institut für Produktionsmesstechnik (IPROM)
der Technischen Universität Braunschweig
Von der Messtechnik noch nicht erreicht:
das akustische Ortungsvermögen von Fledermäusen.
■ Beim Mars Polar Lander registrierte ein
falsch kalibrierter Sensor an Bord den
Ruck beim Ausfahren des Landefahrwerks
als Aufsetzen auf der Marsoberfläche.
Daraufhin schaltete der Steuerrechner
die Triebwerke in großer Höhe
ab.
■ In einem Software-Modul des Mars
Climate Orbiter wurden versehentlich
Längenmaße in Inch statt in Meter verwendet;
das führte zu fehlerhafter
Bahnberechnung und zum Absturz.
Fehlerhafter Umgang mit Maßeinheiten
ist ein typischer Messfehler.
Carolo-Wilhelmina 2/2002