Ausgabe 12/2012 - Wir Ochtersumer
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<strong>12</strong><br />
DIe eNtWIcKluNG DeR ScHule IN OcHteRSuM<br />
„Die Schule zu Ochtersum ist seit<br />
undenklichen Zeiten eine einklassige Schule“<br />
Bei der Schulbildung im Mittelalter ging es vor<br />
allem um religiöses Grundwissen der Kinder. Sie<br />
sollten in der Bibel lesen, Gebete kennen und<br />
den Gesang im Gottesdienst verstärken können.<br />
Über die Schule im Stiftsdorf Ochtersum, im<br />
Fürstbistum Hildesheim gelegen, bestimmte<br />
die katholische Kirche. Viele Kinder gingen nur<br />
unregelmäßig<br />
zur Schule, denn<br />
zum Beispiel<br />
während der<br />
Erntezeit waren<br />
sie unentbehrliche<br />
Helfer ihrer<br />
Eltern.<br />
Die Gemeinde<br />
stellte berufsfremde<br />
Männer<br />
in den Schuldienst,<br />
erst im<br />
19. Jahrhundert<br />
wurde eine pädagogischeLehrerausbildung<br />
eingeführt. Die<br />
Kosten für den<br />
Lehrer, seine<br />
Pension und<br />
die Dienstwohnung,<br />
in der in<br />
der Regel auch<br />
der Unterricht<br />
stattfand, musste<br />
die Bevölkerung<br />
der Gemeinde<br />
aufbringen. Bis<br />
1910 konnte<br />
auch mit Naturalien<br />
wie Getreide<br />
und Wurst<br />
bezahlt werden.<br />
Die Besoldung<br />
der Lehrer<br />
war gering,<br />
nicht wesentlich<br />
höher als die<br />
eines Tagelöhners.<br />
Ihren Lebensunterhalt<br />
konnten Lehrer<br />
nur mit Nebentätigkeiten<br />
als<br />
In der Schulchronik ist<br />
die Stundenverteilung im<br />
Schuljahr 1920/21 notiert.<br />
Küster, Organist<br />
oder Gemeindeschreiberbestreiten.<br />
Ein im kirchlichen Besitz befindliches<br />
Schulgebäude in Ochtersum wurde zum ersten<br />
Mal 1826 erwähnt. 1899 wurde es durch ein<br />
neues ersetzt, das heute als Ortsgemeinschaftshaus<br />
dient.<br />
Schule und Kirche werden getrennt<br />
Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich die<br />
Stellung der Lehrer. Sie waren ausgebildet, erhielten<br />
Zuschüsse von der Landesverwaltung<br />
und wurden mit Rechten und Pflichten einem<br />
Staatsbeamten gleichgestellt. Außerdem hatte<br />
sich der Gedanke einer Volksschule durchgesetzt,<br />
in der sich richtiges Sprechen, Schreiben,<br />
Denken und Rechnen entwickeln sollte. Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts wurden Volksschulen<br />
mit acht Pflichtschuljahren eingeführt, die<br />
von der Kirche getrennt sein sollten.<br />
Der <strong>Ochtersumer</strong> Volksschule wurde ein<br />
Dezember_20<strong>12</strong><br />
Nach dem Krieg stieg die Zahl der Schüler und die Schule musste wachsen<br />
1. Ostern 13 tage<br />
2. Pfingsten 5 tage<br />
3. Rübenferien 5 tage<br />
4. Weizenernte 7 tage<br />
5. Kartoffelernte 28 tage<br />
6. Weihnachten 10 tage<br />
7. Hagelfeier (25.5.) 1 tag<br />
8. Kirchenpatron (3.<strong>12</strong>.) 1 tag<br />
9. Kaisers Geburtstag 1 tag<br />
Schülerfotos: (2) Marie Fischer Schulferien vor 100 Jahren<br />
Ausstattung vor 100 Jahren<br />
1 Globus<br />
1 Karte von Palästina<br />
1 Karte von europa<br />
1 Karte von Deutschland<br />
1 Karte von Hannover<br />
2 Planigloben<br />
1 Rechenmaschine<br />
7 lesetabellen<br />
1 Meterstab<br />
1 Zirkel<br />
<strong>12</strong> naturgeschichtliche Karten<br />
Schulchronik-Buch ausgehändigt, in der eine<br />
vorgedruckte Themenliste die Einträge der<br />
Schule vorgab. Sie reichten von der Ortsgeschichte<br />
und den Lebensverhältnissen der<br />
Bewohner bis hin zur Ausstattung der Schule<br />
und Stundenplänen. Auch hier gab es noch<br />
das Kapitel: „Verbindung der Schulstellen mit<br />
kirchlichen Ämtern“, in denen der Schulleiter<br />
seine weiteren Tätigkeiten als Küster, Organist,<br />
Kantor oder Lektor einzutragen hatte. Auf der<br />
ersten Seite ist eingedruckt: „Nach Maßgabe<br />
der Verfügungen der Königlichen Regierung<br />
in Hildesheim vom 31. Oktober 1907 und<br />
der Königlichen Regierung in Hannover vom<br />
30. Januar 1905“. Gleichzeitig zeigte die Schule<br />
mit ihrem ersten handschriftlichen Eintrag<br />
„Katholische Volksschule in Ochtersum“, dass<br />
sie katholisch geprägt blieb.<br />
Die Schulkinder 1920, links im Bild steht Pfarrer Oppermann, rechts Friedrich Wiederholt,<br />
lehrer in Ochtersum von 1902–1921.